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1. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 29

1868 - Elberfeld : Volkmann
29 mit Gewalt zum Gehorsam zurückgeführt und dann sehr hart bestraft. Die mißvergnügten kleinen griechischen Staaten wandten sich nun an Sparta und fanden dort williges Gehör. Nament- lich waren es die Corinther und Megarcnser, die sich in Sparta hart über Athen beklagten; man beschloß daher, gewisse Forderun- gen an Athen zu stellen, deren Abweisung man schon im Voraus erwarten konnte, und, wenn man dort nicht darauf einginge, den Krieg zu erklären. Perikles brachte das Volk dahin, daß auf sämmtliche Forderungen eine abschlägige Antwort ertheilt wurde, und so entstand im Jahre 431 der furchtbare peloponnesische Krieg, der sieben und zwanzig Jahre laug Griechenland verwüstete und die Kraft der Nation schwächte. Der spartanische König Archi- damus rückte mit einem Heere in Attika ein und lagerte sich in der Nähe der Stadt, in die sich alle Bewohner des flachen Lan- des geflüchtet hatten, so daß dieselbe überfüllt war. Vergebens suchten die Athener den Perikles zu bestimmen, dem Feinde eine Schlacht zu liefern, er weigerte sich, dieses Begehren zu erfüllen, da er die Macht des Feindes für zu stark hielt und nicht Alles auf den Wurf einer Schlacht ankommen lassen wollte. Dagegen schickte er eine Flotte aus und ließ die Küsten des Peloponnes verheeren. Die Spartaner zogen im Winter ab, kamen aber im folgenden Jahre wieder, in welchem in der Stadt eine furchtbare Seuche, Pest genannt, wüthete und eine große Masse Menschen hinraffte. Nun wandte sich die Wuth des Volkes gegen Perikles; man gab ihm Schuld, daß er all dieses Elend verursacht habe und entsetzte ihn seiner Würde. Schon früher hatte man seine Freunde Phidias und Anaxagoras angeklagt, jenen, weil er Geld unterschlagen habe, das er zur Ausschmückung der Bildsäule der Minerva verwandte, diesen, weil er die Götter leugne, an die das Volk glaubte. Dazu traf ihn häusliches Unglück; er verlor durch die Pest seine Schwester und seinen ältesten Sohn. Als kurz darauf auch der zweite Sohn von der Krankheit fortgcrafft wurde, ver- ließ ihn seine Seclenstärke, die er bisher bewiesen hatte, und er brach in Thränen und laute Klagen aus. Zwar erkannten die Athener bald ihr Unrecht und stellten ihn wieder an die Spitze der Geschäfte; doch kurz darauf wurde auch er von der Seuche ergriffen. Als seine Freunde sich am Todtcnbette über seine

2. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 78

1868 - Elberfeld : Volkmann
73 die auch einst ein Raub der Zerstörung werden sollte. Er er- hielt den Ehrennamen Africanus, mit dem Zusatze minor d. i. der jüngere zum Unterschiede vom älteren Scipio. Aus seiner glücklichen Muße, in welcher er fortan im Umgänge mit Gelehr- ten, Dichtern und Künstlern lebte, wurde er noch einmal auf den Kriegsschauplatz gerufen. Die Einwohner der Stadt Numantia in Spanien, beim jetzigen Soria in Altcastilien, führten seit län- gerer Zeit schon einen hartnäckigen Krieg gegen Rom, und da die römischen Heere solche Niederlagen erlitten hatten, daß kein Feldherr mehr einen neuen Angriff unternehmen wollte, so über- trug man dem Scipio das Commando. Es gelang ihm, nach einer Belagerung von fünfzehn Monaten die Stadt zu erobern, fand sie aber wüste intb menschenleer, da sich die Bewohner selbst durch Feuer und Schwert getödtet hatten. Er erhielt nun auch den Ehrennamen Numantinus. Dies geschah im Jahre 133 v. Chr. G. Um dieselbe Zeit erhielt Scipio aus Rom die Nachricht von dem Tode seines Schwagers Tiberiuö Sempronius Gracchus, mit dem er sich in politischen Dingen entzweit hatte. Dieser Tiberius Gracchus war nebst seinem Bruder Casus ein Sohn der Cornelia, der Tochter des älteren Afrikanus; Scipio hatte seine Schwester zur Frau. Er war unter der Leitung sei- ner trefflichen Mutter herangewachsen und hatte sich schon früh vor Carthago und Numantia durch persönliche Tapferkeit und Umsicht hervorgethan. Dennoch war es nicht kriegerischer Ruhm, durch den er glänzen wollte, sondern er richtete seine Thätigkeit auf ein anderes Gebiet des Staatslebeus. Die Verhältnisse der einzelnen Stände im Volke lagen damals im Argen. Seitdem die Macht des römischen Staates sich über das südliche Europa, über Asien und Afrika ausgedehnt hatte, war an die Stelle der früheren Einfachheit der Sitten und der Genügsamkeit Prachtliebe, Schwelgerei und Habsucht getreten. Dabei waren die untern Stände immer mehr verarmt, und der Reichthum, die Ehrenstellen und der Landbesitz war in die Hände weniger Vornehmen, die sich Optimalen nannten, gekommen. Diese hatten auch die Ländereien, die dem Staate gehörten, den sogenannten ag-er publicus, unter sich getheilt und ließen diesen durch ihre Sclaven bebauen; so sank

3. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 85

1868 - Elberfeld : Volkmann
Tode verfallen. Auf diese Weise sollen gegen vierzigtausend Menschen das Leben verloren haben; alle Bande der Sittlichkeit und Scheu wurden zerrissen, Sclaven verriethen ihre Herrn, Kin- der die Eltern, kein Bruder war vor dem Bruder sicher. Sulla behielt unter allen diesen Gräueln seine Ruhe und sein kaltblü- tiges Wesen; als einst das entsetzliche Jammergeschrei von sechs- tausend Samnitern, die er im Circus niederhauen ließ, in die Senatsversammlung drang und Alle darüber erschraken, sagte er ganz gleichmüthig: „Achtet nicht darauf, versammelte Väter, es sind nur einige Aufrührer, die auf meinen Befehl ihre Strafe erhalten." Diese Proscriptionen trafen nicht blos wirkliche und vermeintliche Gegner des Sulla, sondern auch ganz Unschuldige und Unbetheiligte, und seine Helfershelfer benutzten oft diese Ge- legenheit, ihre Gläubiger und Privatfeinde aus dem Wege zu räumen. Nachdem er sich so seiner Gegner entledigt hatte, hielt er einen prächtigen Triumph und wurde dann zum Diktator auf Lebenszeit ernannt. Als solcher gab er dem Staate eine neue Verfassung, bei der die Macht der Volkspartei bedeutend einge- schränkt wurde. So nahm er den Volkstribunen ihren bisheri- gen Einfluß, vermehrte den Senat durch die Aufnahme von drei- hundert Mitgliedern aus dem Ritterstande, übergab demselben die richterliche Gewalt, die seit Gracchus Zeiten die Ritter aus- geübt hatten, und sicherte seinen Einfluß in den Volksversamm- lungen dadurch, daß er Zehntausend Freigelassene mit dem Bür- gerrechte und den Gütern der Proscribirten beschenkte. Neben- bei aber sorgte er durch weise Gesetze gegen Mord, Ehebruch, Meineid, Erpressungen, Unterschleife und andere Verbrechen für die öffentliche Sicherheit und das Wohl der unterworfenen Völ- ker. Nachdem er zwei Jahre die Diktatur bekleidet hatte, legte er sie 79 v. Chr. freiwillig nieder; körperlich erschöpft und des Herrschens müde, sehnte er sich nach Ruhe und begab sich auf eins seiner Güter in Campanien. Hier starb er im Jahre 78 v. Chr. im sechszigsten Lebensjahre an einer ekelhaften und schmerzlichen Krankheit, die er sich durch feine Ausschweifungen zugezogen hatte.

4. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 20

1868 - Elberfeld : Volkmann
20 und ankerten vor der Stadt Athen, um auf dieselbe einen An- griff Zu machen, den Miltiades jedoch verhinderte, indem er schnell der Stadt zu Hülse kam. Hierauf lichteten die Perser die Anker und fuhren nach Asien ab. Miltiades war von der Zeit an der gefeiertste Mann in Athen; in der „bunten Säulenhalle" ließen die Athener ein Gemälde der Schlacht darstellen und auf dem- selben im Vordergründe den Miltiades, wie er die Krieger zum Kampfe anfeuerte. Aber bald sollte er die Veränderlichkeit des Glückes und den Wankelmuth des Volkes kennen lernen. Denn als ihm ein Zug gegen die Insel Paros mißlungen war, wurde er des Verraths angeklagt, als sei er von den Persern bestochen worden, die Belagerung der Stadt Paros aufzuheben. Er selbst war damals krank in Folge einer Wunde, die er in dem Feld- zuge erhalten hatte, daher führte sein Bruder für ihn die Ver- theidigung vor Gericht. Er wurde zwar von der Todesstrafe freigesprochen, aber zu einer Geldsumme von fünfzig Talenten (75000 Thlr.) verurtheilt. Da er diese Summe nicht bezahlen konnte, so starb er in: Gefängnisse als ein Opfer des Undanks seiner Mitbürger, die überhaupt jeden hervorragenden Mann im Verdacht hatten, als strebe er danach, die Freiheit des Volkes zu unterdrücken und sich die Oberherrschaft anzueignen. § 11. Thennstokles, Aristides, der dritte Perferkrieg. (480 v. Chr. Geb.) In Athen traten nun zwei Männer auf, die auf das Volk Einfluß zu gewinnen suchten, nämlich Themistokles und Aristides. Ersterer war ein Mann von großen Anlagen, die er schon als Knabe bekundete, zugleich aber trieb ihn ein unersättlicher Ehr- geiz. Als Miltiades Ruhm und Lob in Aller Munde war, sah man ihn tiefsinnig umhergehen, die Nächte schlaflos zubringen und alle Schmausereien und Trinkgelage fliehen. Auf die Frage, warum er sich so plötzlich geändert habe, antwortete er: „Das Siegesdenkmal des Miltiades läßt mich nicht schlafen." Mit Ernst gab er sich von da an den Staatsgeschäften hin, und da er voraussah, daß die Perser ihre Versuche, Griechenland zu er- obern, wiederholen würden, Zugleich aber die Ueberzeugung hatte, daß man ihnen nur zur See erfolgreich widerstehen würde, so

5. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 21

1868 - Elberfeld : Volkmann
21 beredete er seine Mitbürger, das Geld, das aus den Bergwerken einkam, auf den Bau einer Flotte zu verwenden, indem er einen Krieg, den damals Athen mit Aegina führte, zum Vorwände nahm; so wurde eine Flotte von dreihundert Dreiruderern ge- baut. Während Themistokles, selbst ein Mann von geringer Her- kunft, mehr aus Seiten des Volkes stand, verfocht sein Gegner Aristides, einer der wackersten Männer, die Athen jemals gehabt hat und dem die Zeitgenossen selbst den Ehrennamen des Ge- rechten gaben, mehr die Partei der Vornehmen und Besitzenden. Drei Jahre führten sie gemeinsam den Staat, Aristides als spar- samer Verwalter der öffentlichen Gelder, Themistokles als klu- ger Staatsmann, der die Macht der Republik durch jedes Mittel zu vermehren suchte. Da brachte es endlich Themistokles durch seinen Einfluß auf das Volk dahin, daß Aristides durch das Scherbengericht (Ostracismus) auf zehn Jahre aus Athen ver- bannt wurde. Als derselbe die Stadt verließ, hob er die Hände zum Himmel und flehte, daß niemals über Athen die Zeit kom- men möge, wo die Bürger seiner eingedenk sein müßten. Diese Zeit kam noch vor Ablauf der zehn Jahre. Darms näm- lich sann darauf, einen dritten Feldzug gegen Griechenland zu unternehmen, er starb jedoch, ehe er feinett Plan ausführen konnte. Sein Nachfolger Xerxes bezeigte anfangs wenig Lust, den Krieg fortzusetzen, hatte auch zuerst im Beginn seiner Regierung einen Aufruhr in Aegypten zu dämpfen. Als aber sein Verwandter Mardonius nicht abließ, in chn zu dringen, so entschloß er sich endlich und ließ in seinem gan- zen Reiche großartige Rüstungen anstellen, die offenbar darauf hindeuteten, daß es auf weitere Unternehmungen abgesehen sei, und daß er nach Griechenlands Unterwerfung auch noch andere Theile Europas zu erobern gedachte. Man spricht von einem Heere von 1,700,000 Mann zu Fuß nebst 80,000 Reitern und einer Flotte von 1200 Kriegs- und 3000 Transportschiffen, die er zusammengebracht habe; in man- chen Gegenden, durch die das Heer zog, sollen die Flüsse ver- siegt sein, weil sie nicht genug Wasser für eine solche Menschen- menge enthielten. Mit diesem Heere zog er auf zwei Brticken sieben Tage und Nächte ununterbrochen über den Hellespont und

6. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 26

1868 - Elberfeld : Volkmann
26 fliehen ließ, sich die Freundschaft des Königs zu erwerben und versprach ihm, Griechenland unter seine Oberherrschaft Zu brin- gen. Zugleich fing er an, üppiger und schwelgerischer zu leben und beleidigte die übrigen Griechen durch Härte und tyrannischen Stolz, so daß die meisten derselben den Oberbefehl der Flotte den Athenern übertrugen. Pausanias setzte indeß sein verräthe- risches Spiel fort. Sobald die Spartaner hiervon Kunde erhiel- ten, riefen sie ihn Zurück; sie wagten aber nicht eher, etwas Ent- scheidendes gegen ihn Zu thun, als bis er sich selbst verrathen hatte. Ein Brief, den er einem Sclaven an den persischen Statt- halter gegeben hatte, wurde von diesem den Behörden in Sparta mitgetheilt; dieselben veranlaßten ihn, sich in einen Tempel zu flüchten; dorthin eilte auch Pausanias. Aus dem Gespräch, das er mit dem Sclaven führte und welches von den Ephoren be- lauscht wurde, ging die Gewißheit seiner Verrätherei hervor. Pausanias sollte nun auf dem Heimwege verhaftet werden. Von einem Ephoren gewarnt, floh er in einen Tempel; da man ihn aus demselben nicht gewaltsam herrauszureißen wagte, so ver- mauerte man das Heiligthum. Als er dem Hungertode Mhe war, trug man ihn hinaus und wenige Augenblicke nachher gab er den Geist auf. Auch Themistokles hatte mit widrigen Schicksalen szu käm- pfen. Nach der glücklichen Besiegung der Feinde war er unab- lässig bemüht, seine Vaterstadt Zu heben und ihr eine größere Macht zu verschaffen. Das Nächste, was er that, war, daß er die Gebäude Athens wiederherstellen ließ und einen Volksbeschluß bewirkte, nach welchem die Stadt mit einer starken Mauer um- geben werden sollte. Die Spartaner thaten hiergegen Einspruch, indem sie geltend machten, daß keine Stadt außerhalb des Pe- loponnes Mauern haben dürfe, damit sie nicht den Barbaren als Stützpunkt diene. Dennoch setzte er seine Absicht durch und wußte die Spartaner so lange hinzuhalten und zu täuschen, bis die Mauer die hinlängliche Höhe erlangt hatte. Auch den zwei Stunden von der Stadt entfernten Hafen Piräus befestigte er und beförderte die Seemacht und den Handel Athens. Bald aber erregte er durch seinen Einfluß den Neid seiner Gegner und die Furcht des Volkes, er möchte seine große Macht Zum

7. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 30

1868 - Elberfeld : Volkmann
30 großen Thaten unterhielten, sagte er: Ihr vergaßt das Schönste und Größte, nämlich, daß nie einer meiner Mitbürger durch meine Schuld in Trauer versetzt ist. Nach seinem Tode fand sich in Athen kein bedeutender Mann, der in seinem Geiste hätte fortwirken können. Die wichtigsten An- gelegenheiten kamen in die Hände gemeiner, habsüchtiger Men- schen, die das Volk zu den unsinnigsten Maßregeln verführten; unter ihnen machte sich namentlich der Gerber und Lederhändler Kleon bemerkbar. Später trat ein gewisser Alcibiades auf, ein junger Mann von glänzenden Talenten, aber einem Leichtsinn, der nicht blos ihn, sondern auch den Staat ins Verderben stürzten. Der Peloponnesische Krieg dauerte indeß mit abwechselndem Glücke fort; endlich erlagen die Athener der Tapferkeit und Umsicht des spartanischen Feldherrn Lysauder, der ihre Flotte bei Aegos Po- tamoi in Thracien schlug, dann Athen belagerte und es 404 zur Ucbergabe zwang. Die Athener mußten darein willigen, daß die Mauern der Stadt und des Piräus niedergerissen wurden; sie mußten ihre Schiffe bis auf zwölf ausliefern und mit den Spar- tanern gleiche Freunde und gleiche Feinde haben. Die Volksherr- schaft wurde gestürzt und eine Negierung von dreißig Beamten, gewöhnlich die dreißig Tyrannen genannt, eingesetzt. Da diese aber höchst willkührlich verfuhren, so flohen viele Bürger aus der Stadt; diese sammelten sich um einen gewissen Thrasybulus, dem cs gelang, die Herrschaft der Dreißig zu stürzen. § 14. Sokrates, (f 399.) Mitten in diesen verworrenen Zuständen Griechenlands und diesen' blutigen Kriegen lebte zu Athen ein Mann, der fern von Ruhmsucht und Streben nach äußeren Ehren seine ganze Thätig- keit verwandte, darüber nachzudenken, wie der Mensch tugendhaft und gottgefällig leben könne, was er zu thun habe, um seine Pflichten gegen die Gottheit und die Nebcnmenschen zu erfüllen, wie er zur Selbsterkeuntniß gelangeil könne. Dieser Mann war Sokrates, der Sohn eines Bildhauers Sophroniscus und einer Hebamme. Er war einfach in seiner Lebensweise und hatte sei- nen Körper früh schon abgehärtet, so daß er Kälte, Hitze, Hun- ger und Durst ohne Beschwerde ertrug. Er wollte aber das,

8. Das Wissenswertheste aus der deutschen Geschichte und der Weltgeschichte - S. 7

1868 - Langensalza : Greßler
Deutsche Geschichte. 7 Heinrich I. (9 1 8 — 936). Heinrich befand sich gerade im Harz beim Vogelheerde, als man ihm die deutsche Kaiserkrone anbot, und aus diesem Grunde heißt er auch „der Vogelsteller", obgleich er eher den Namen „der Große" verdient. Vor allen Dingen brachte er erst seine inneren Feinde zur Ruhe, wonach er Lothringen wieder mit Deutschland vereinigte. Da mit einem Male fielen die Ungarn, wie früher schon so oft, wieder in das deutsche Land ein, ver- heerten es und schleppten viele Bewohner desselben als Gefangene mit sich fort. Bei Abwehr dieser Barbaren fiel Heinrichen ein Anführer derselben in die Hände, und dies benutzte er, gegen Zahlung eines Tributs einen neunjährigen Waffenstillstand von ihnen zu erzwingen. Während dieser Zeit baute Heinrich fleißig Burgen und Städte und übte sein Volk im Gebrauch der Waffen. Nach Ablauf des Waffenstillstandes erhielten die ungarischen Abgeordneten statt des bisherigen Tributs einen verstümmelten räudigen Hund und die Erklärung, wenn sie etwas anderes wollten, sollten sie es sich holen. Wüthend hierüber kamen sie auch bald in großen Schaaren an, wurden aber von Heinrich bei Merseburg so auf's Haupt geschlagen, daß sie eiligst nach ihrer Heimath zurückkehrten und für's Erste an ein Wiederkommen nicht dachten. — Heinrichs Hülle ruht zu Quedlinburg. Otto I. d. Gr. (936 —973). Otto I. war der würdige Sohn seines großen Vaters und ist derselbe, welcher in der Mark Brandenburg mehrere Bis- thümer gründete. — Große Betrübnisse verursachte Otto'n an- fänglich sein Bruder Heinrich, welcher sich gegen ihn em- pörte, weil er nähere Ansprüche aus den Thron zu haben glaubte, als er. Endlich aber sah Heinrich sein Unrecht ein und warf sich im Büßergewande im Dom zu Quedlinburg, unter Thränen Gnade flehend, vor seinem Bruder nieder. Ge- rührt hierdurch verzieh Otto seinem Bruder nicht nur sein

9. Das Wissenswertheste aus der deutschen Geschichte und der Weltgeschichte - S. 11

1868 - Langensalza : Greßler
Deutsche Geschichte. 11 Zusammenwohnen machte die Ausbildung der verschiedenen Ge- werbe nöthig, und nach und nach traten die Gewerbtreibenden zu gewissen gesetzlichen Vereinigungen: Zünften, Gilden und Innungen zusammen und entlehnten ihre Namen ent- weder von ihren Beschäftigungen oder von gewissen Körper- eigenthümlichkeiten, wie Schmidt, Schlosser, Schneider — Groß- kopf, Lange, Kurz rc. — Manche Städte erwarben mit der Zeit durch ihren Handel große Reichthümer, machten sich mehr und mehr vom Kaiser unabhängig und führten den Namen „freie Reichsstädte". Später vereinigten sie sich zum Schutz ihres Handels besonders gegen die Raubritter und unter- hielten eine so große Macht, daß sich selbst auswärtige Könige um ihren Beistand bewarben. Sehr schlecht halten es in der früheren Zeit die Bauern, indem sie nichts anderes als Leibeigene ihrer Gutsherrn waren. Nur erst, als sie, um diesem Drucke zu entgehen, sich unter den Schutz der Städte begaben, ward es besser mit ihnen, in- dem von da ab die Gutsherrn milder mit ihnen verfuhren und ihnen auch gegen eine billige Entschädigung ihre Freiheit ge- währten. 7. Die schwäbischen oder hohenstaufischen Kaiser (i 137—1253). Die wichtigsten von ihnen waren Friedrich I. und Friedrich Ii. Nach dem Aussterben der sächsischen Kaiser war eins der mächtigsten Fürstenhäuser das schwäbische. Dennoch setzten die Bischöfe die Wahl des sächsischen Herzogs Lothar durch, also desselben, der dem Askanier Albrecht dem Bär die Nordmark verlieh. Diese Wahl aber veranlaßte einen über 100 Jahre währenden Streit zwischen der schwäbischen Partei (den Waib- lingern) und der sächsischen Partei (den Welfen). Nach Lothars Tode setzte die Partei der Waiblinger die Wahl des schwäbischen Herzogs Konrad durch, welcher jedoch erst längere Zeit gegen die sächsische Partei das Schwert führen mußte, um sich auf dem Thron zu behaupten. Bei Weinsberg

10. Das Wissenswertheste aus der deutschen Geschichte und der Weltgeschichte - S. 15

1868 - Langensalza : Greßler
Deutsche Geschichte. 15 gewöhnlicher Mann zu ihm, aber die Wache verwehrte ihm den Einlaß in den Palast. Dies sah der Kaiser von seinem Fenster, und sofort rief er der Wache zu: „Ei was, — laßt den Men- schen zu mir! Bin ich denn deshalb Kaiser geworden, daß man mich einschließe?" — Auch andere sehr drollige Erzählungen hat man von ihm. Einst sprach ihn ein Bettler mit den Worten an: „Höre, Bruder Rudolph rc." — „Was! — erwiderte der Kaiser — ich dein Bruder? Wie kömmst du dazu?" — „Nun, sprach der Bettler: Von Adam her sind wir ja alle Brüder." — „Ach so — entgegnete der Kaiser — und reichte dem Ueber- dreisten einen Pfennig." — „O, nur einen Pfennig! sprach dieser." — „Nun — erwiderte der Kaiser weiter — wenn dir ein jeder Bruder von Adam her einen Pfennig giebt, so wirst du genug haben." Jedenfalls gab er ihm hiernach noch ein kaiserliches Geschenk. — Einstmals, als Rudolph im schlichten Anzuge durch Mainz ging und sich in das Haus eines Bäckers begab, um sich zu wärmen, wurde er von der bösen Bäcker- frau, die ihn nicht kannte, mit einem Kübel Wasser begossen. Geduldig nahm dies Rudolph hin, ließ aber die Frau kurz darauf zu sich kommen, wo sie ihm zur Strafe an der Tafel vor all seinen Großen das Geschehene erzählen mußte. Ludwig von Baiern und Friedrich von Oesterreich. — Beide Fürsten kriegten 7 Jahre mit einander um den Besitz des deutschen Kaiserthrones. Bei Mühlhausen siegte Ludwig mit Hülfe seines Feld- hauptmanus Schweppermann über Friedrich und nahm ihn gefangen. Da trotzdem Friedrichs Bruder den Kampf fortsetzte, so wurde Friedrich unter der Bedingung seiner Haft entlassen, daß er den Frieden vermittle. Jedoch Friedrich gelang dies nicht, und er kehrte freiwillig in seine Haft zurück. Dies edle Betragen rührte Ludwig so, daß er ihn an sein Herz drückte, ihn seinen Bruder nannte, mit ihm aß, trank und schlief und mit ihm auch die Regierung theilte. Karl Iv. Er zog nach dem Tode des letzten Askaniers die Mark Brandenburg als ein erledigtes Lehen ein und ertheilte sie seinem Sohn Ludwig dem Baier. Weiter ist aber von ihm noch zu merken, daß er zur Abwehr der verderblichen Einmischung der Päpste in die deutsche Kaiserwahl das Reichsgruudgesetz der ^goldenen Bulle' gab. Diesen
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