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1. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 61

1895 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
61 rrihrer zu schießen, und schlossen mit ihnen Freundschaft. Jetzt brach der Aufruhr offen hervor. Die Sturmglocken wurden geläutet, und jeder griff zu den Waffen. Der König versuchte, in einem Postwagen zu entfliehen, wurde aber auf einer Halte- stelle vom Postmeister erkannt und von der Bürgergarde nach Paris zurückgebracht. Hier setzte man ihn ab und erklärte Frankreich für eine Republik. Der König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen wollte dem König Ludwig Xvi. bei- Itehen und vereinigte sich zu diesem Zwecke mit dem Kaiser. Unler dem Oberbefehl des Herzogs von Braunschweig rückten die Heere der Verbündeten über den Rhein (1792), aber sie vermochten gegen die wutentbrannten Franzosen nichts auszurichten und mußten sich wieder an den Rhein zurückziehen. In Frankreich aber wurde der Aufruhr immer größer. Die christliche Religion wurde abgeschafft und ein lasterhaftes Weib als Göttin der Vernunft verehrt. 1793 fiel des Königs Haupt durch Henkers Hand, und 9 Monate später wurde auch seine Gemahlin, Marie Antoinette, hingerichtet. 3. Schreckenszeit. Der Ruf: „Freiheit und Gleichheit!" erscholl jetzt auf den Straßen, in den Versammlungen. Aber gerade die Männer, welche dieses Wort fortwährend im Munde hatten, waren die scheußlichsten Tyrannen: Marat, Danton, Robespierre u. a. Wer nur ein Wort des Mißfallens über ihr Schreckensregiment äußerte, war reif für das Fallbeil (Guillotine). Zeugen hörte man gar nicht an. Fast jeden Tag wurden 30 bis 40 Personen — einigemal sogar Kinder — hinge- richtet. An einem Tage wurde u. a. auch ein Dienstmädchen zum Schaffot geführt, weil sie gesagt hatte, zur Zeit des Königs sei es doch besser gewesen, ein andermal ein Vater, weil sein Sohn ausgewandert war. Niemand war seines Lebens sicher. Die Scharfrichter waren kaum imstande, die Menge der Verurteilten abzuschlachten. Endlich aber wurden auch die Rädelsführer vom Gericht Gottes ereilt. Marat wurde im Bade erdolcht. Danton und Robespierre dagegen endeten unter der Guillotine. Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten! 4. Beginn des neuen Zeitalters. Durch die Revolution — so schrecklich sie auch war — wurden doch viele Mißstände in Frankreich beseitigt. Vor allem wurden die Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit abgeschafft und die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben Letztere hatten ihrem Herrn nun keine Frohndienste mehr zu leisten, der Kirche nicht inehr den Zehnten zu entrichten. In den Städten wurde der Zunft- und Jnnungszwang aufgehoben und jedem Bürger volle Gewerbe- freiheit gestattet. Die Steuern wurden nach Besitz und Vermögen verteilt und die höchsten Militärstellen jedem Bürger zugänglich gemacht. — Aber das viele unschuldig vergossene Blut sollte nicht ungerächt bleiben. Bald trat an die Spitze der Republik ein Mann, in dessen Hand Gott seine eiserne Zuchtrute legte. Das war Napoleon. 5. Napoleon Bonaparte war der Sohn eines Advokaten auf der Insel Korsika. Er wurde Offizier und stellte sich beim Ausbruch der Revolution auf dieseite der Republi- kaner. Es dauerte nicht lange, so brachte er es zum General und erhielt den Ober- befehl über die ganze Armee, welche damals in Italien gegen die Östreicher kämpfte. In kurzer Zeit hatte er diese chesiegt und sich auch fast ganz Italien unterworfen. Ein Jahr darauf ging er nach Ägypten, besiegte 23 afrikanische Fürsten bei Kairo und wurde so auch Herr dieses Landes. Nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er hier mit großem Jubel aufgenommen. Bald aber vertrieb er die dortige Regierung und machte sich zum ersten Konsul des Sandes. Stets folgte der Sieg seinen Fahnen; seine Soldaten verehrten ihn abgöttisch. Das machte ihn so kühn, daß er sich 1804 zum Kaiser krönen ließ.

2. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 30

1895 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
30 Herberge, halten gemeinschaftliche Feste, einen gemeinschaftlichen Trinkbecher und eine gemeinschaftliche — Totenbahre. Auch bildeten sie einen besondern Teil des Bürgerheeres und kämpften ans den Stadtmauern gegen feindliche Überfälle unter Anführung ihrer Zunftmeister. Der Innung gehörten Meister, Geselle und Lehrling an. Nach beendeter Lehrzeit erhielt der Lehrling von der Innung einen „Lehrbrief". Der Geselle konnte ohne Einwilligung der Innung nicht Meister werden, auch war es einem fremden Meister, bevor er Mitglied der Innung geworden war, nicht ge- stattet, sein Handwerk in der Stadt zu treiben. Um das Handwerk vor Überfüllung zu schützen, hatten die Zünfte festgesetzt, daß jeder Meister nur einen, ein junger Meister gar keinen Lehrling halten durfte. 4. Die Hansa. Zur Zeit des Faustrechts lauerten die Raubritter nicht selten den vorüberziehenden Kaufleuten an der Heerstraße auf oder plünderten ihre Schiffe, die den Rhein und die Elbe befuhren. Da vereinigten sich Lübeck und Hamburg (1241) und beschlossen, sich gegen diese Räuber zu schützen. Sie schufen sich ein eignes Heer und rüsteten Kriegsschiffe aus, welche die Kauffahrer auf der Elbe in Schutz nahmen. Diesen Bund nannte man die Hansa. Bald traten nun auch noch andre Städte diesem Bündnisse bei, wie Braunschweig, Stralsund, Stettin, Köln, Frank- furt a. O., Königsberg, Magdeburg u. s. w., im ganzen 60 Städte, und es dauerte nicht lange, so zitterte alles vor der Macht der Hansa. 300 Jahre lang war die Hansa in voller Blüte. Im 15. Jahrhundert aber zerfiel sie allmählich, weil die Fürsten selbst mehr für Ordnung und Sicherheit sorgten. 20. Lehnsweseir. Recht und Gesetz. 1. Lehnswesen. Aus dem Frankenlande hatte sich das Lehnswesen (S. 6) nach und nach über ganz Deutschland ausgebreitet. Der Kaiser war gewöhnlich der Lehns- herr der Fürsten (S. 16), Erzbischöfe und andrer Großen, und diese teilten wieder kleinere Lehen aus, z. B. Städte, Burgen, Wälder, Fischereien, Brauereien, Mühlen, Ackerhöfe re. Selbst das Amt eines Schultheißen, Grafen rc. war vielfach ein Lehen. Besonders häufig wurden die Klöster an weltliche Große als Lehen abgegeben. Dafür mußten diese dann gewisse Gegendienste thun, z. B. den Abt zu Pferde begleiten, den Klosterwagen gegen Räuber schützen rc. Aus den Lehnsleuten ist ein großer Teil des Adels hervorgegangen. 2. Strafen. An die Stelle des früher gezahlten „Wergeldes" trat nach und nach eine Bestrafung an Gut und Ehre, Leib und Leben. Die Strafen waren im allge- meinen sehr hart. So heißt es z. B. im Salzburger Stadtrecht: „Wer ein Falsch- münzer ist, der wird verbrannt oder versotten. Wer meineidig ist, dem soll die Zunge hinten zum Nacken herausgerissen werden." Ungetreue Frauen wurden lebendig be- graben, Mordbrenner, Kirchenräuber, Grabschänder u. a. lebendig verbrannt. Landes- verräter wurden gevierteilt, indem an jeden Arm und Fuß ein Pferd gespannt und so der Leib auseinander gerissen wurde. Sehr beliebt war auch das Verstümmeln. So wurden die Nasen und Ohren abgeschnitten, die Hand oder der Fuß abgehauen, die Augen geblendet rc. Daneben waren noch allerlei Ehrenstrafen in Gebrauch. So mußten z. B. Obstdiebe, Verleumder u. a. mit dem Halseisen am Pranger stehen. Betrüger, falsche Spieler, Bäcker, die zu kleines Brot gebacken hatten, u. a. wurden mit der sogenannten Prelle (einem gitterartigen Kasten) im Wasser untergetaucht und dann wieder emporgeschnellt. 3. Femgerichte. Aus den alten Volksgerichten der Franken entstanden nach und nach die Femgerichte. Dieselben verbreiteten sich in den schütz- und rechtslosen Zeiten des Mittelalters durch ganz Deutschland. Sie gewährten jedem Freien den sichersten Schutz und waren der Schrecken der Übelthäter. Ihre obersten Richter hießen Frei- grasen, die übrigen Mitglieder Freischöffen oder auch „Wissende", weil sie um die Geheimnisse der Feme wußten. Die Stätte, wo das Gericht abgehalten wurde.

3. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 61

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
61 zu schießen, und schlossen mit ihnen Freundschaft. Jetzt brach der Aufruhr offen hervor. Die Sturmglocken wurden geläutet, und jeder griff zu den Waffen. Der König ver- suchte, in einem Postwagen zu entfliehen, wurde aber auf einer Haltestelle vom Post- meister erkannt und von der Bürgergarde nach Paris zurückgebracht. Hier setzte mau ihn ab und erklärte Frankreich für eine Republik. Der König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen wollte dem König Ludwig Xvi. bei- stehen und vereinigte sich zu diesem Zwecke mit dem Kaiser. Unter dem Oberbefehl des Herzogs von Braunschweig rückten die Heere der Verbündeten über den Rhein (1792), aber sie vermochten gegen die wutentbrannten Franzosen nichts auszurichten und mußten sich wieder an den Rhein zurückziehen. In Frankreich aber wurde der Aufruhr immer größer. Die christliche Religion wurde abgeschafft und eine Sängerin als Göttin der Vernunft verehrt. 1793 fiel des Königs Haupt durch Henkers Hand, und neun Monate später wurde auch seine Gemahlin, Marie Antoinette, hingerichtet. 3. Schreckenszeit. Der Ruf: „Freiheit und Gleichheit!" erscholl jetzt auf den Straßen, in den Versammlungen. Aber gerade die Männer, die dieses Wort fort- während im Munde hatten, waren die scheußlichsten Tyrannen: Marat, Danton, Robespierre u. a. Wer nur ein Wort des Mißfallens über ihr Schreckensregiment äußerte, war reif für das Fallbeil (Guillotine). Zeugen hörte man gar nicht an. Fast jeden Tag wurden 30—40 Personen — einigemal sogar Kinder — hingerichtet. An einem Tage wurde u. a. auch ein Dienstmädchen zum Schaffot geführt, weil sie gesagt hatte, zur Zeit des Königs sei es doch besser gewesen, ein andermal ein Vater, weil sein Sohn ausgewandert war. Niemand war seines Lebens sicher. Die Scharf- richter waren kaum imstande, die Menge der Verurteilten abzuschlachten. Endlich aber wurden auch die Rädelsführer vom Gericht Gottes ereilt. Marat wurde im Bade erdolcht. Danton und Robespierre dagegen endeten unter der Guillotine. Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten! 4. Beginn des neuen Zeitalters. Durch die Revolution — so schrecklich sie auch war — wurden doch viele Mißstände in Frankreich beseitigt. Vor allem wurden die Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit abgeschafft und die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben. Diese hatten ihrem Herrn nun keine Frondienste mehr zu leisten, der Kirche nicht mehr den Zehnten zu entrichten. In den Städten wurde der Zunft- und Jnnungszwang aufgehoben und jedem Bürger volle Gewerbefreiheit gestattet. Die Steuern wurden nach Besitz und Vermögen verteilt und die höchsten Militärstellen jedem Bürger zugänglich gemacht. — Aber das viele unschuldig vergossene Blut sollte nicht ungerächt bleiben. Bald trat an die Spitze der Republik ein Mann, in dessen Hand Gott seine eiserne Zuchtrute legte. Das war Napoleon. 5. Napoleon Bonaparte war der Sohn eines Advokaten auf der Insel Korsika. Er wurde Offizier und stellte sich beim Ausbruch der Revolution auf die Seite der Republikaner. Es dauerte nicht lange, so brachte er es zum General und erhielt den Oberfehl über die ganze Armee, die damals in Italien gegen die Östreicher kämpfte. In kurzer Zeit hatte er diese besiegt und sich auch fast ganz Italien unterworfen. Ein Jahr darauf ging er nach Ägypten, besiegte 23 afrikanische Fürsten bei Kairo und wurde so auch Herr dieses Landes. Nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er hier mit großem Jubel aufgenommen. Bald aber vertrieb er die dortige Regierung und machte sich zum ersten Konsul des Landes. Stets folgte der Sieg seinen Fahnen; seine Soldaten verehrten ihn abgöttisch. Das machte ihn so kühn, daß er sich 1804 zum Kaiser krönen ließ.

4. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 30

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
30 Herberge, hatten gemeinschaftliche Feste, einen gemeinschaftlichen Trinkbecher und eine gemeinschaftliche — Totenbahre. Auch bildeten sie einen besonderen Teil des Bürgerheeres und kämpften auf den Stadtmauern gegen feindliche Überfälle unter Anführung ihrer Zunftmeister. Der Innung gehörten Meister, Geselle und Lehrling an. Nach beendeter Lehrzeit erhielt der Lehrling von der Innung einen „Lehrbrief". Der Geselle konnte ohne Einwilligung der Innung nicht Meister werden, auch war es einem fremden Meister, bevor er Mitglied der Innung geworden war, nicht ge- stattet, sein Handwerk in der Stadt zu treiben. Um das Handwerk vor Überfüllung zu schützen, hatten die Zünfte festgesetzt, daß jeder Meister nur einen, ein junger Meister gar keinen Lehrling halten durfte. 4. Die Hansa. Zur Zeit des Faustrechts lauerten die Raubritter nicht selten den vorüberziehenden Kaufleuten an der Heerstraße auf oder plünderten ihre Schiffe, die den Rhein und die Elbe befuhren. Da vereinigten sich Lübeck und Hamburg (1241) und beschlossen, sich gegen diese Räuber zu schützen. Sie schufen sich ein eignes Heer und rüsteteten Kriegsschiffe aus, die die Kauffahrer auf der Elbe in Schutz nahmen. Diesen Bund nannte man die Hansa. Bald traten nun auch noch andre Städte diesem Bündnis bei, wie Braunschweig, Stralsund, Stettin, Köln, Frank- ftirt a. O., Königsberg, Magdeburg u. s. w., im ganzen 60 Städte, und es dauerte nicht lange, so zitterte alles vor der Macht der Hansa. 300 Jahre lang war die Hansa in voller Blüte. Im 15. Jahrhundert aber zerfiel sie allmählich, weil die Fürsten selbst mehr für Ordnung und Sicherheit sorgten. 20. Tehnswesen. Recht und Gesetz. 1. Lehnswesen. Aus dein Frankenlande hatte sich das Lehnswesen (S. 6) nach nnb nach über ganz Deutschland ausgebreitet. Der Kaiser war getvöhnlich der Lehnsherr der Fürsten, Erzbischöfe und anderer Großen, und diese teilten wieder kleinere Lehen aus, z. B. Städte, Burgen, Wälder, Fischereien, Brauereien, Mühlen, Ackerhöse re. Selbst das Amt eines Schultheißen, Grasen re. war vielfach ein Lehen. Besonders häufig wurden die Klöster an weltliche Große als Lehen abgegeben. Dafür mußten diese dann gewisse Gegendienste thun, z. B. den Abt zu Pferde begleiten, den Klosterwagen gegen Räuber schützen re. Aus den Lehnsleuten ist ein großer Teil des Adels hervorgegangen. 2. Strafen. An die Stelle des früher gezahlten „Wergeldes" trat nach und nach eine Bestrafung an Gut und Ehre, Leib und Leben. Die Strafen waren im allgemeinen sehr hart. So heißt es z. B. im Salzburger Stadtrccht: „Wer ein Falschmünzer ist, der wird verbrannt oder versotten. Wer meineidig ist, dem soll die Zunge hinten zum Nacken herausgerissen werden." Ungetreue Frauen wurden lebendig begraben, Mordbrenner, Kirchenräuber, Grabschänder u. a. lebendig verbrannt. Landesverräter wurden gevierteilt, indem an jeden Arm und Fuß ein Pferd gespannt und so der Leib auseinander gerissen wurde. Sehr beliebt war auch das Verstümmeln. So wurden die Nasen und Ohren abgeschnitten, die Hand oder der Fuß abgehauen, die Augen geblendet re. Daneben waren noch allerlei Ehrenstrafen in Gebrauch. So mußten z. B. Obstdiebe, Verleumder u. a. mit dem Halseisen am Pranger stehen. Betrüger, falsche Spieler, Bäcker, die zu kleines Brot gebacken hatten, u. a. wurden mit der sogenannten Prelle (einem gitterartigen Kasten) im Wasser untergetaucht und dann wieder emporgeschnellt. 3. Femgerichte. Aus den alten Volksgerichten der Franken entstanden nach und nach die Feingerichte. Diese verbreiteten sich in den schütz- und rechtslosen Zeiten des Mittelalters durch ganz Deutschland. Sie gewährten jedem Freien den sichersten

5. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 106

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 106 54- Deutschland am Ende des t8. Jahrhunderts. 1. Fürsten. Seit dem 30jährigen Kriege war die Macht des deutschen Kaisers gebrochen. Deutschland war aus mehr als 300 weltlichen und geistlichen Staaten und Reichsstädten zusammengesetzt. Jeder Fürst konnte Krieg führen und Bündnisse schließen, ganz wie es ihm beliebte, nur nicht gegen Kaiser und Reich. Er hatte auch das Recht, Gesetze zu geben, die er für gut hielt, und Steuern aufzulegen, soviel er wollte. Viele der kleinen Fürsten suchten Friedrich d. Gr. nachzuahmen und wollten sich gleich ihm eine Militärmacht schaffen. Häufig kamen dabei aber nur Soldatenspiele zum Vorschein. So hatte man es z. B. an dem Hofe eines kleinen deutschen Fürsten dahin gebracht, daß die 50—100 Soldaten nach verschiedenen Schwenkungen schließlich den Namenszug des Landes- herrn darstellen konnten. 2. Das Heer bestand noch immer zum größten Teil aus Söldnern, die ans allen Ländern zusammengeholt (geworben) waren. Die Armee Preußens hatte nach dem Tode Friedrichs d. Gr. viel von ihrer Kriegstüchtigkeit verloren. Die Heerführer waren alt und gebrechlich, die Soldaten mehr Handwerker als geübte Kriegsleute. Ein großer Teil der Soldaten war fast das ganze Jahr hindurch beurlaubt. Viele waren auch Familienväter, die mit Zittern und Zagen in den Krieg zogen. Der Dienst lief größtenteils auf Tändelei und Spielerei hinaus. Alle 108 Griffe am Gewehr mußten mit der größten Schnelligkeit ausgeführt werden, und auf gerade Haltung beim Paradeschritt wurde das Hauptgewicht gelegt. Aber die Ausrüstung war sehr mangelhaft. Das Gewehr war — damit es sich besser senkrecht tragen ließ — mit einem geraden Schafte versehen, wodurch es an Brauchbarkeit verlor. Der blank polierte Lauf blendete und erschwerte das Zielen, das Schloß war groß, aber versagte leicht. Die Uniform war eng und un- praktisch. Noch immer band der Soldat auf den kurzgeschorenen Kopf einen arm- langen Zopf, noch immer trug er die engen Gamaschen, die das Bein einzwängten und das Marschieren erschwerten. Die Bewegung der Armee ward behindert durch einen endlosen Troß von Packpferden und Packwagen, die für die Offiziere Zelte, Feldtische, Feldstühle, Feldbetten, Koffer, Kochgeschirre re. fortzuschaffen hatten. 3. Bauern und Bürger. Noch immer war der Bauer seinem Herrn erb- untertänig (S. 50) und mußte ihm oft 4—5 Tage in der Woche Frondienste leisten und alljährlich Abgaben an Getreide, Geld re. entrichten. Ohne Erlaubnis seines Gutsherrn durfte er seinen Wohnsitz nicht verändern, ja, nicht einmal heiraten. Zwar versuchten einige Fürsten, wie Friedrich d. Gr., das traurige Los der Bauern zu mildern, aber die Gutsherren sträubten sich, ihre Vorrechte aufzu- geben, und so blieb meist alles beim alten. Etwas besser sah es in den Städten aus. Der Kaufmann war meist wohlhabend, auch der Handwerksmeister lebte in behaglichen Verhältnissen. Die Innung nahm eben nicht mehr Meister auf, als sie für gut befand. (S. 49.) Mancher Geselle aber mußte daher sein Lebtag Geselle bleiben. Brauereien, Mühlen und Bäckereien waren oft an bestimmte Grundstücke gebunden. Auch der Mühlzwang herrschte noch; dieser nötigte die Bewohner eines bestimmten Umkreises, in einer bestimmten Mühle mahlen zu lassen. So war der einzelne oft sehr in seinem Erwerbe beschränkt. Dazu kam noch, daß der Bürgermeister und die anderen Beamten der Stadt vom Staate angestellt wurden. Der Bürger hatte in der Stadt nichts zu sagen, daher aber auch wenig Sinn für das Wohl der Stadt.

6. Teil 2 - S. 177

1910 - Hannover : Helwing
177 7. Friedrich kolonisiert sein Land. Durch den 7 jährigen Krieg waren Friedrichs Lande zum Teil schlimm verwüstet und entvölkert. Seine Haupt- sorge nach dem Friedensschluß bestand deshalb darin, den notleidenden Provinzen kräftige Hülfe zu schaffen. Er ließ den Bauern Geld, Saatkorn und Vieh austeilen, erließ vielen auf Jahre hinaus die Stenern, baute Städte und Dörfer wieder auf und ließ die jungen Bauernsöhne, so weit es nur anging, in ihrer Wirtschaft. Sodann siedelte er seine alten Krieger in verlassenen Landstrichen an und lieferte ihnen alles Nötige zur ersten Einrichtung. Endlich rief er aus den umliegenden Ländern Kolonisten her- bei, um sein Land wieder zu bevölkern. Er gab ihnen Reiseunterstützung, Baugeld und Land. Über 300 000 Ausländer kamen nach und nach herbei. Der König ließ jedem seinen richtigen Arbeitsplatz und die für ihn passende Arbeit anweisen. Die Handwerker siedelte er in den Städten an, die Bauern auf dem Lande. Namentlich nahm er sich auch seiner neuen Provinz West- preußen an. Der Bürgerkrieg hatte das Land schrecklich verwüstet. Brot kannten nur die Wohlhabenden. Das arme Landvolk führte einen erfolg- losen Kampf mit den Wölfen, die Menschen und Vieh zerrissen. Friedrich schickte ihnen eine große Schar Ansiedler, Beamte und Lehrer ins Land. Rasch erhoben sich nun Dörfer und Gehöfte aus ihren Trümmern und 50 neue Kolonien wurden dazu angelegt. Der 20 km lange Bromberger Kanal wurde gegraben, und mittelst desselben große Sumpfstrecken trocken gelegt. Auf denselben setzte der König Kolonisten an, die das Gebiet nach und nach in fruchtbares Acker- und Wiesenland umwandelten. Auch das Oder- und Warthebruch hat er trocken legen lassen und besiedelt. Hier hatte er — wie er später rühmen konnte — „eine Provinz im Frieden erobert". 8. Friedrich pflegt Landwirtschaft, Gewerbe und Handel. Der König wies jedem Stande seines Landes seine bestimmte Beschäftigung an. Der Adel sollte ihm seine hohen Beamten und die Offiziere stellen, im übrigen seine Güter bewirtschaften. Die Bürger hatten Gewerbe und Handel zu treiben; die B a u e r n, welche meist Leibeigene des Adels waren, sollten die Landwirtschaft pflegen. Für diese ließ er nicht nur neuen Grund und Boden zubereiten (s. u. Nr. 7!), sondern er richtete auch hie und da Musterwirtschaften für Ackerbau und Viehzucht ein, auf denen die Bauern mit Augen sehen konnten, wie sie beide mit größtem Nutzen betreiben müßten. In die sandige Mark führte er den Anbau der Lupine, für sein ganzes Land den Anbau der Kartoffel ein. Einzelnen Ortschaften schenkte er Wagenladungen von Saatkartoffeln. Prediger und Landdragoner mußten die Bauern anhalten, sie zu pflanzen. Ebenso hielt er streng darauf, daß Flachs, Hopfen und Zuckerrüben gebaut wurden. Zur Verbesserung der Viehrassen seines Landes ließ er Zuchtstiere aus Holland und der Schweiz Weltkunde 0. Ii. 12

7. Teil 2 - S. 141

1910 - Hannover : Helwing
141 sahen sie es, daß der freie, wohlhabende Bürger die Hauptrolle im Leben des deutschen Volkes spielte. In der gewaltigen Erregung, welche die Re- formation durch Luther in aller Welt wachgerufen hatte, beschlossen ange- sehene Ritter, ihrem Stande mit Waffengewalt den Platz wieder zu er- kämpfen, welchen sie einst im Reiche eingenommen hatten (1523). Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten waren die Führer der Ritterschaft. Aber ihr Versuch mißlang. Sie wurden von den deutschen Fürsten geschlagen.. Franz von Sickingen fand den Tod: Ulrich von Hutten mußte fliehen und starb im Elend. Weit gefährlicher war der Aufstand der Bauern in Deutschland. Die Zahl der freien Bauern war inr Laufe des Mittelalters stark zusammen- geschmolzen. Die Bauern waren teils Zinsleute der Großen, teils Hörige ihrer Gutsherren geworden. Sie mußten diesen macherlei Abgaben (Pacht- zins, Zehnten von Korn und Vieh, das Besthaupti geben und Hand- und Spanndienste leisten. Ihre alten Rechte waren ihnen genommen und schwere Lasten dafür auferlegt. Deswegen hatte schon 10 Jahre vor Luthers Geburt ein Bauernverein in Mittel- und Süddeutschland (der Bundschuh) einen Aufruhr gemacht. Am Anfang des 16. Jahrhunderts waren neue Empörungen der Bauern blutig niedergeschlagen. Nun hörten die armen, gedrückten Bauern, daß Dr. Luther die „Freiheit des Christenmenschen" predige. Er nreinte damit, daß der Christ sich in g e i st l i ch e n Dingen nicht an Menschensatzungen, sondern nur an Gottes Wort binden solle. Die Bauern aber meinten, die Freiheit des Christenmenschen bestehe in der Befreiung von weltlichen Abgaben, Lasten und Diensten. Sie forderten diese Freiheit von ihren Herren; aber diese wiesen sie trotzig ab. Nun entbrannte durch fast ganz Deutschland ein grausamer Kampf zwischen Bauern, Rittern und Fürsten. Burgen und Klöster, Dörfer und Gehöfte gingen zu Hunderten in Flanunen auf. Im Jahre 1525 aber unterlagen die Bauern und nmrden meist schlimmer geknechtet, denn zuvor. h) Die Reichstage zu Spey er. Kaiser Karl V. hatte unter- dessen den Franzosenkönig besiegt und zum Frieden gezwungen. Jetzt wollte er gegen die Anhänger Luthers ernstlich vorgehen. Da aber schloß der Franzosenkönig ein Bündnis mit dem Papst gegen den Kaiser, und der Krieg brach aufs neue los. Jetzt bedurfte Karl V. Hülfe von Deutschland. Er lud die deutschen Fürsten nach Speyer zum Reichstag (1526) und bat sie um Hülfstruppen. Diese wurden auch bewilligt; aber die Fürsten beschlossen auch: in Sachen der Religion soll es jeder einstweilen so halten, wie er es vor Gott und dem Kaiser verantworten kann. Nun breitete sich die evange- lische Lehre ungehindert aus. Sachsen, Hessen, Anhalt, Lüneburgs

8. Weltkunde - S. 100

1896 - Hannover : Helwing
100 land mit Blut und Eisen zu verteidigen; allzeit bestrebt, andere Griechenstämme zu unterjochen und zu beherrschen. Athen liegt in Attika. Ioner bewohnten diese Landschaft, welche im Piräus einen herrlichen Hasen besitzt. Die freie Bevölkerung des athenischen Staates zerfiel in 3 Klassen: Adelige, Bauern und Handwerker. Die lagen vielfach in Streit miteinander. Auf Bitten der Athener gab der weise Solon ihrem Staate eine neue Verfassung (594). Er teilte die Bürger nach ihrem Vermögen in 4 Klassen. Aus der l. Klasse wurden die 9 Archonten (höchsten Beamten) auf 1 Jahr gewählt. Ihnen zur Seite stand der Rat der Vier- hundert, welcher u. a. die Staatsgelder zu verwalten und neue Gesetze aus- zuarbeiten hatte. Die Volksversammlung, in welcher jeder über 20 Jahre alte Athener erscheinen mußte, hatte das Recht, über die Gesetze zu beraten, sie anzunehmen oder abzulehnen; außerdem hatte sie die Beamten zu wählen. Neben den Geschwornen ge richten bestand als höchstes Gericht der Areo- pa g. Verschieden wie die Rechte der einzelnen Klassen waren auch ihre Pflichten. Die I. Klasse zahlte die meisten Steuern und hatte die Kriegsschiffe zu rüsten. Die Bürger der 2. Klasse bildeten die Reiterei des Heeres, die der 3. das Fuß- volk. Die 4. Klasse war steuerfrei und brauchte nur ausnahmsweise im Heere zu dienen. — In Athen mußten die Eltern für die Erziehung der Kinder sorgen. In den Schulen (Gymnasien) lernten diese nicht nur Turnen, sondern auch Lesen, religiöse und Kriegslieder, Musik u s. w. Mit dem 18. Jahre traten die Jünglinge in das Heer und lernten den Kriegsdienst nicht minder gut, als die Spartaner. § 10. Kriege und Siege der Griechen. Im Laufe der Zeit waren viele Griechen aus der Heimat ausge- wandert und hatten sich zum Teil an den Küsten Europas, zum Teil an den Küsten Asiens angesiedelt. Besonders auf der West- küste Kleinasiens bestanden viele blühende griechische Pslanzstädte (Kolonieen) (S. § 9). Harpagus hatte sie dem Perserkönige Cyrus unterworfen. Ums Jahr 500 empörten sie sich gegen die Perser und die Athener halfen ihnen. Darüber erzürnt, sandte König Darius ein Heer nach Griechenland, um Athen zu züchtigen. Aber die Athener, deren tapferer Feldherr Miltiades hieß, besiegten das Perserheer bei Marathon in Attika (490). Zehn Jahre später kam der Perserkönig Xerxes mit einem ungeheuren Heere und einer gewaltigen Kriegsflotte nach Griechenland. Nun rüstete sich fast ganz Griechenland zum Kampfe zu Wasser und zu Lande. Das Griechenherr zahlte etwa soviel Streiter, daß auf einen Griechen gegen 100 Perser kamen. Am Engpaß von Thermopylä stand ein Teil des griechischen Heeres unter dem Spartanerkönig Leónidas, um den Persern den Durchzug zu wehren. Aber ein Verräter zeigte diesen einen Weg über das Gebirge. Nun fielen die Perser den Griechen in den Rücken, und Leónidas fand mit 300 Spartanern den Heldentod (480). Wie ein Strom überschwemmten die Perserscharen jetzt Griechen- land. Athen, von seinen Bewohnern verlassen, sank in Asche. Doch die kleine griechische Flotte war noch unbesiegt. Sie lag in der Bucht von Salamis, von der Menge der persischen Kriegsschiffe eingeschlossen. Der kluge und heldenmütige Feldherr der Athener, Themistokles, überredete die Griechen zum Kampfe
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