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1. Kleines Handbuch der Realkenntnisse und deutschen Sprachkunde für Schüler in Volksschulen - S. 74

1835 - Darmstadt : Jonghaus
74 den; daher die Kinder in öffentlichen Anstalten erzogen wurdenund alle Spartaner gemeinschaftlich speisen muß- ten. Die Städte dursten keine Mauern haben; keinem Fremden wurde der Aufenthalt in Sparta gestattet, und keinem Spartaner war es erlaubt, in andere Länder zu reisen, damit das Beispiel sie nicht.zu einer anderen Le- bensweise verführen möchte. Abhärtung des Körpers, Muth und Tapferkeit, Verachtung von Schmerz und Tod, Auf- opferung für's Vaterland, dieses zeichnete allerdings den Spartaner vor den übrigen Griechen aus; aber dabei blieb er roh, und Wissenschaft und Kunst machten ihm wenig Sorgen. 41. Die Athener waren in vielen Stücken das Ge- gentheil der Spartaner. Körperkraft, Muth und Tapfer- keit wurden zwar auch von ihnen geachtet, aber sie schätz- ten auch Künste und Wissenschaften, und kein Volk der alteren und neueren Zeit hat vortrefflichere Baumeister, Bildhauer, Dichter und Geschichtschreiber hervorgebracht, als Athen. 42. Auch die Athener fanden es nöthig, gute Ge- setze zu haben. Drako fertigte ein Gesetzbuch, nach welchem das kleinste Vergehen aufs strengste bestraft wurde; So- lo n mußte daher mildere Gesetze entwerfen (600 v. Chr.), und er that es mit so vieler Weisheit, daß dieselben von anderen Völkern zum Muster genommen wurden. 43. Einer der merkwürdigsten Männer, die in Athen lebten, war Sokrates (400 v. Chr.). Er bemühte sich sein ganzes Leben hindurch, seine Mitbürger verständiger und tugendhafter zu machen. Viele junge Leute waren seine Schüler, die ihm mit vieler Liebe anhingen und seine Lehre verbreiteten, aber seine Feinde beschuldigten ihn, daß er nicht den rechten Glauben habe, und durch seine Lehren die Jugend verführe, und der 70jährige Greis wurde zum Tode verurtheilt. 44. Um das ' Jahr 490 und 480 v. Chr. wurden die Griechen von den persischen Königen Darius und Xerxes mit einer ungeheuren Macht angegriffen, allein sie siegten in zwei Schlachten über die zahlreichen Feinde, welche endlich nach einem dritten vergeblichen Angriffe unverrich- teter Sache abziehen mußten. So viel vermag die Liebe zum Vaterlande.

2. Kleines Handbuch der Realkenntnisse und deutschen Sprachkunde für Schüler in Volksschulen - S. 79

1835 - Darmstadt : Jonghaus
79 warb sich große Verdienste um Deutschland, suchte überall Ordnung herzustellen, legte Städte und Burgen an, und war überhaupt bemüht, Deutschland Wohlstand und An- sehen zu verschaffen. Seine Nachfolger Otto I., Ii. und Iii. verbanden mit der deutschen Königswürde auch die römische Kaiserkrone. 70. Die folgenden Könige und Kaiser wurden aus den fränkischen, und nach diesen aus den schwäbischen Her- zogen gewählt, von welchen besonders Heinrich Iv. merk- würdig geworden ist (1106). 71. Gegen das Ende des 11. Jahrhunderts hatte sich in Deutschland Unwissenheit, Aberglauben, sogar Räu- berei allgemein verbreitet. Hierzu trugen besonders die Kreuzzüge bei, welche vom Jahre 1096 zwei Jahrhunderte hindurch zur Eroberung Palästinas unternommen wurden und an sechs Millionen Menschen das Leben kosteren. 72. Denn während die Könige und andere Herren in einem fremden Lande Krieg führten, entstanden im eig- nen Lande mancherlei Unordnungen und Uneinigkeiten. Dieses war der Zeitraum, wo das Faustrecht herrschte, wo jeder Edelmann (Ritter) für sich mit seinen Nachbarn Krieg führte^ feste Schlösser baute und das Land durch Räuberei unsicher machte. Noch jetzt sieht man hie und da die Ueberreste solcher Raubschlösser oder Burgen. 73. Im Jahre 1272 bestieg Rudolph von Habsburg den deutschen Kaiserthron und wurde der Wohlthäter Deutschlands. Mit aller Strenge suchte er dem Faust- rechte zu steuern, zerstörte die Burgen der widerspenstigen Ritter und gebot einen allgemeinen Landfrieden. So ver- schaffte er dem Lande Ordnung und Ruhe. Allein sein Tod veränderte leider wieder gar Vieles. Erft 200 Jahre später gelang es dem Kaiser Maximilian I., eine vollkom- mene Ordnung in Deutschland herzustellen. 74. Unter der Regierung dieses Kaisers erfolgte im Jahre 1517 die Reformation durch Luther und Zwingli, wodurch in Deutschland drei christliche Religionsparteien ent- standen. Es erfolgten daraus mancherlei Streitigkeiten, und sogar blutige Kriege, von welchen besonders der drei- ßigjährige Krieg (1618 — 1648) unsägliches Elend über ganz Deutschland brachte, der aber doch die Folge hatte,

3. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 45

1830 - Passau : Pustet
Naturlehre. tert werden kdnne, so lang seine Erscheinung am andern Orte dauere, und daß die cirirte Person anfalle Fragen ordentlich antworte. Allein solches ist offenbar Unmöglichkeit und Unsinn. Sogenannte Geisterbeschwörer suchen Un- wissende zu betrügen, und geben vor, die Todten rufen zu können; allein der Leichnam hat keine Bewegung mehr, und die Mittel, welche solche Geisterbeschwörer brauchen, sind, natürliche. Es gibt verschiedene Werkzeuge, wodurch mittelst der Lichtstrahlen Abbildungen von allerley Dingen, also auch von schreckli- chen Gestalten vorgestellt werden können, ob- gleich diese Dinge selbst nicht vorhanden sind; es können durch gewisse Spiegel selbst Men- schen vorgestellt werden, wenn nur ihr Por- trait zu haben ist. Die allgemeine Eigenschaft der Vewegbar- kekt widerlegt den Aberglauben des Bannens. Es ist eine offenbare Unmöglichkeit, durch Worte oder Zeichen einen Menschen, der gehen will oder im Laufe ist, auf einmal unbeweg- lich zu machen, ohne durch äußere Gewalt auf ihn einzuwirken, denn es kommt ihm we- sentlich freye Bewegung zu. Lächerlich wäre es zu denken, daß eine plötzliche Lähmung der Glieder im menschlichen Körper durch blos- se Zeichen, durch bloßes Hermurmeln gewisser Worte bewirkt werden könne. Beyspiele, welche man erzählt, oder sich auch zutrugen, beruhen auf Trug. — Jene, welche als Banner gelten, haben gegen Bezah- lung mit andern den Spaß abgemacht, sich als Diebe auf einen Baum zu setzen und Obst zu pflücken, das sie stehlen wollten; wenn der Eigenthümer kommt, stellen sie sich, als wa- ren sie festgebannt, und bitten um Loslassung. Er gibt ihnen sodann auf ein verabredetes Zeichen die Loslassung. 45 206. Können Todte vorgefordert werden? 207. Kann man durch Zeichen oder Worte Menschen bannen? c 208. Man weiß aber Beyspiele des Bannens?

4. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 207

1830 - Passau : Pustet
Vaterlands- Geschichte. 207 der Freywllllgen nicht selten unter dem Feinde gräßliches Blutbad anrichtete. Für die Treue in diesem Kriege beehrte der Kaiser im Jahre 1744 die Stadt mit ei- ner goldenen Schaumünze. In diesem Kriege war auch Rosenheim mit großer Gefahr bedroht. Die Feinde verheerten auf ihrem Rückzü- ge durch Flammen, und auch Rosenheim ge- rieth in Gefahr, von den Panduren in Brand gesteckt zu werden, weil dort im Herbste zuvor 200 der ihrigen in bayerische Gefangenschaft gefallen waren. Jung und alt floh bleich und zitternd aus den Häusern, als die wilden Rotten sich an- schickten, die Brandfackeln anzuzünden. Da ging Vater Remedius, Vorsteherder Kapuziner, zum Panduren-Hauptmaun, Ge- org von Schlangen, sprach zu ihm von dem Elende und der Unschuld des Volkes, wies auf die Heiligkeit der Gotteshäuser, und auf die rächende Wiedervergeltung des Himmels hin, und das Herz des Hauptmannes wurde weich, und Rosenheim durch Priesters Wort gerettet. Der österreichische Erbfolgekrkeg nahete endlich durch Karl des Vh. Tode, der schon im dritten Jahre erfolgte, zum Ende; denn sein Sohn Maximilian Joseph Iii., dieser vor- treffliche Fürst, machte sogleich Friede, und gab dem Lande die ersehnte Ruhe. Max Joseph Iii. regierte wahrhaft väter- lich, und erwarb sich die Liebe seiner Unter- thanen dergestalt, daß er den Namen des Viel-, geliebten erhielt. Er trachtete nur nach Er- füllung des edelsten Fürstenwunschcs »ein glück- liches Volk um seinen Thron zu erblicken." Er tilgte Landesschulden, hob entbehrlichen 412. Wie wurde das im österreichischen Erbfolgekrieg be- drohte Nosen- heim gerettet? 113. Wie endete der österreichische Erbfolgekrieg? 114. Wie regierte Mar Joseph Hi.?

5. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 214

1830 - Passau : Pustet
214 Vaterlands ; Geschichte. nahmen; aber sie kamen um, und nur we- nige erblickten den vaterländischen Boden wieder. So wurden noch vier Kreuzzüge von Hun- derttausenden unternommen; aber sie kamen durch das Schwert der Feinde um, oder wur- den ein Opfer des Hungers und Durstes. Der letzte, 1243 unternommen, war auch erfolglos. Jerusalem blieb in den Handen der Feinde, und Europa hatte nicht blos ? Mil lionen Menschen verloren, sondern auch die verheerenden Blattern geerbt. Die 5te Periode stellt uns die Zeitraume des Faustrechts, der Schwärmerey, des Müßig ganges und des Aberglaubens, aber auch das Beginnen der Aufklärung dar In die Zeit der Kreuzzüge fallt auch die Zeit des sogenannten Faustrechts, das bis in das iste Jahrhundert dauerte. Der Stärkere warf sich in eigner Sache selbst zum Richter auf, und verfolgte mit dem Schwerte in der Hand den verhaßten Nachbar. Der Adel trotzte auf seine Felsenschlösser, und plünderte auf offenen Straßen die Vorbeyge- henden aus. Im ganzen Lande war Unfriede. Erst im Jahr 14*95 gelang es Kaiser Marmi- lian dem I., den allgemeinen Landfrieden her- zustellen. # 130. Müßiggang und Schwarmerey äusserten Wie äußerte sich 123. 6. In der 5ten Periode? 129. Was.ist das so genannte Faust recht, und zu welcher Zeit herrschte es? . sich in drey Gestalten, 1) in den sogenannten Schwärmere _ ? rt'i. t__ . ..... __ 1t .i. ... it ï> Osigli ft ï /1 î** . Geißlern, 2) in den Zigeunern, 5) in Ueber- zahl der Feyertage. Man hielt damals schauderhafte Büssun- gen für gute Werke. So trieben schwärme rische Müjfiganger, die sich Geißler nannten, ein volles Jahrhundert ihren Unfug. Es ka- men Tausende von Männer» und Weibern aus Italien, und zogen von Land zu Land paarweis mit brennenden Kerzen, rothen Kap- pen und rothen Kreuzen, und trugen Ketten luldmüßiggang? 151. Wer waren die Geißler?

6. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 238

1830 - Passau : Pustet
233 Weltgeschichte. wurde durch sie um mehr als sieben Millio- nen Menschen entvölkert, Blattern und Pest wurden zu uns gebracht, und das Faustrecht kam. Ohne allen Vortheil waren sie aber nicht, denn Wissenschaft, Künste und Handel gewan- nen; auch starben viele Rirterfamilien aus, wodurch die Kaiser zu größerer Macht, und die Unterthanen zu bessern Verhältnissen ge- langten. §. ii. Faustrecht. Wahrend der Kreuzzüge gewann das Faust- recht Uebergewicht, und das Recht des Stär- ker» galt. Nach den Kreuzungen waren endlich Für- sten und Städte bemüht, den Ucbermuth der Raubritter zu brechen, und die öffentliche Si- cherheit wieder herzustelleu. Es machten die großen Städte Hamburg und Lübeck einen Bund Han sa genannt, welchem 70 Städte bey- traten. Kaiser Rudolph von Habsburg bän- digte die Raubritter, und stellte die lang er- sehnte öffentliche Ruhe, Ordnung und Recht wieder her; endlich Kaiser Maximilian der I. gründete d>?n ewigen Landfrieden, der das Faustrecht auf immer beendigte. Was heißtfanst recht, und wie endete es? 1241. 1290. 1490. §. 12. Bvrchdruckerkunst. 74. Gegen Ende des Faustrechts ereignete sich eine'wichtige Erfindung, nämlich die derbnch- druckerkunst. Wahrend bisher die Bücher ab- geschrieben werden mußten, und höchst selten, und theuer waren, kamen nun die beßten Schriften in zahllosen Abdrücken um wohlfei- len Preis mit größter Schnelligkeit in die Hände Aller. Hiedurch gewann die Bildung Was hatte ge- gen das Ende des Faustrcchts auf die Bildung der Menschen besondern Ein- fluß?

7. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 89

1830 - Passau : Pustet
Vaterlands; Geschichte. Ein zweytes Beyspiel der Bayern Treue ist:: Ein gewisser Johann von Wörth war von ' Churfürst Mar der Reirerey vorgesetzt. Er versuchte abtrünnig zum Feinde überzugehen, und hatte schon ^ Schaaren der Reiterey und 5 zu Fuß dem Feinde nahe geführt. Im ger wurde endlich des Feldherrn wahre Absicht bekannt, und die Kriegsleute geriethen in zor- nige Bewegung, vor Allen aber zuerst die treuen Bayern. Eine Schaar riefs der andern zu: »Wer will an Mar Verrather seyn? Sie griffen zu den Waffen, und schwuren Tod über Worth. Er floh. Ein drittes Beispiel von Treue und Hel-! denmuth gab die Stadt Landsberg. Die Schweden forderten Uebergabe. Da; schwuren die Bürger, bis auf den letzten Mann zu kämpfen, und heldenmüthig kämpften sie im Kugelregen, der ihre Tempel und Hauser zerstörte. Nach einigen Tagen waren sie ohne Pulver, und dieses zwang sie, ehrenvolle Ue- bergabe zu begehren. Aber der schwedische Feld- herr forderte Ergebung auf Gnade und Un- gnade. Das thaten die Landsberger nicht; doch -Einer aus dem Rathe sprach zu den Bürgern: »Wir haben gefochten, wie Bayern »sollen, für Gott und Fürst und Vaterland. »Trotz zur Unzeit vergrössert das Unglück. Fü- »gen wir uns also in das Schicksal wie »Christen." Die Bürger waren dazu entschlossen, als plötzlich bey Nacht die Feinde einbrachen. Kampf entstand, und 4 Tage dauerte Raub und Mord. Tugendhafte Jungfrauen flohen auf die Hohe des Berges, und stürzten sich, um ehrlich zu sterben, über den Felsen hinab. Die Zeiten der Glaubenskriege, insbeson- dere die Zeit des ganzen 50jährigen Krieges, fallen in die Regierungs-Periode des Herzogs 6y .Wegcniohann Worth? 5. Die Stadt Lanbsöerg? 58. In wessen Ne- gierung fallen die Zeiten der Glaubenskriege?

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 134

1861 - Stuttgart : Hallberger
134 herab hieng. Sein Kleid und seine Beinkleider waren von grünem Atlas nach spanischem Schnitt. Im Gürtel trug er blos eine Pi- stole, in der Hand eine Reitgerte, und fast immer ritt er in der Schlacht auf einem kleinen Grauschimmel. Als Feldherr war er äußerst pünktlich und strenge; in seinem Leben sittlich, reli- giös und mäßig. Er kannte keine Art von Wohlleben, trank nie- 'mals Wein, und Eigennutz, Stolz und Hochmuth waren ihm ganz unbekannt. Als der Kaiser ihn für seine treuen Dienste irk den Reichsfürstenstand erheben wollte, verbat er sich die Ehre und gab dem Schreiber d<er Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigen solle. Eine goldene, mit Diamanten besetzte Kette, die er von der Regentin der Niederlande erhalten hatte, schenkte er so- gleich dem Kloster Alt-Oetingen, und der Stadt Hamburg, die ihm aus Dankbarkeit 1000 Rosenobel zustellen ließ, schickte er dieselben unverweilt wieder- zurück. Dies war der Held, dem man zwei Jahrhunderte lang un- gerechter Weise die Grausamkeiten zur Last legte, die bei der Ero- berung Magdeburgs (1631) begangen wurden, was jedoch un- partheiische Geschichtsforscher neuerer Zeit glänzend widerlegten. Seit dem Monate Dezember 1630 hielt nämlich Tilly Magde- burg enge eingeschlossen und beschoß es fast täglich. In mehreren, noch vorhandenen Briefen an den Administrator der Stadt, den Markgrafen Christian Wilhelm, sowie an den Befehlshaber Falken- berg und an den Magistrat hatte er zur Uebergabe aufgefordert und selbst beigesetzt, daß die Stadt dadurch billige Bedingungen erlangen und nur so einem sehr harten und traurigen Geschicke entgehen könne. So schrieb er einmal an Falkenberg, der die Einwohner immer mit falschen Nachrichten über die Ankunft des Schwedenkönigs täuschte und dadurch zum Widerstände ermuthigte: Er werde bei so be- schaffenen Dingen wohl selbst erwägen können, daß es weder christ- lich noch billig, viel weniger vor Gott und dem Gewissen zu verantworten sei, durch Rath und That dazu beizutragen, daß so viele unschuldige Menschen in das äußerste Elend gestürzt werden und Gut und Leben verlieren sollten. Als aber all' seine Mah- nungen fruchtlos blieben, wurden am 20. Mai 1631, Morgens um 7 Uhr schnell die Sturmleitern angelegt; die Soldaten erstiegen die Mauern, schlugen die obcnstehenden Wächter zurück; alle Kanonen wurden gelöst, die Thore.eingeschlagen, und ehe noch die Bürger sich zum Widerstände sammeln konnten, waren Tilly's Truppen Meister der Stadt. Falkenberg, der vom Rathhause herbeieilte, wurde gleich auf der Straße erschossen. Immer heftiger ward die Wuth der Stürmenden, als sie aus allen Häusern Widerstand fan- den und Gasse für Gaffe einzeln einnehmen mußten. Wer auf der Straße sich blicken ließ, wurde niedergestochen; wie hungrige Tiger

9. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 135

1861 - Stuttgart : Hallberger
135 brachen die Soldaten, besonders Pappenheim's wilde Wallonen, in die Häuser- ein, durchsuchten jeden Winkel und verübten viele Gräuel. Väter wurden vor den Augen der Kinder ermordet; Weiber wurden in den Armen ihrer Männer erstochen, Kinder an den Wänden zer- schmettert; Jungfrauen sprangen aus den Fenstern oder stürzten sich in die Elbe. Um 10 Uhr sieng die Stadt an zu brennen, und das Feuer trieb alle Einwohner auf die Straße, wo das Morden fort- gesetzt wurde. Ein Sturmwind peitschte die Flammen nach allen Richtungen hin; die Luft glühte und die Plünderer selbst mußten sich eiligst auf die Wälle zurück ziehen. Nach 16 Stunden legte sich der Brand; eine der ersten Städte Deutschlands lag in Asche, nur der Dom, ein Kloster und einige Fischerhütten waren verschont geblieben. Am dritten Tage hielt Tilly seinen Einzug. Als man den Dom öffnete, fand man noch 1000 halbverhungerte Menschen in demselben, Tilly ließ Brod unter sie austheilen und begnadigte sogar die Prediger, welche das Volk während der Belagerung un- ablässig zum Widerstände aufgehetzt hatten. Es ist durchaus unwahr, daß Tilly das Morden und Brennen gebilligt oder gar befohlen habe; dagegen spricht seine Gemüthsart und sein Charakter. Auch suchte er bei der Plünderung Nichts für sich, sondern nahm fliehende Waisen und schwache Greise in seinen Schutz mit den schönen Worten: „Das sei meine Beute." Die in der Stadt zerstreuten Soldaten waren in ihrer Wuth nicht mehr zu zügeln, denn wer vermag den Tiger zu bändigen, wenn er einmal Blut geschmeckt hat? Welche Macht vermag die entfesselte Leiden- schaft zu bezwingen, die dem Meere gleicht, das die User durch- brochen hat? Tilly mußte blos geschehen lassen, was er nicht hin- dern konnte. Nachdem dieser furchtbare Krieg eine Menge ähnlicher Schauer- scenen, wenn auch in minder großem Maaßstabe, erzeugt hatte, wurde endlich der von ganz Deutschland sehnlichst erwartete Friede vermittelt, worüber man zuerst in Münster und später in Osna-' brück unterhandelte, weßhalb derselbe der westphälische Friede ge- nannt wird. Durch denselben wurde unter Anderem festgestellt, daß die Protestanten gleiche Religionsübung und gleiche Rechte mit den Katholiken erhalten und an Schweden die Insel Rügen nebst einem Theil von Pommern abgetreten werden solle. Frank- reich erhielt das Elsaß, und die Schweiz und die Nieder- lande wurden als unabhängige Staaten erklärt. 54. Die Türken vor Wien (1683). Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts eroberten die Tür- ken Constantinopel. Von hier ans suchten sie ihre Macht nach allen

10. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 144

1861 - Stuttgart : Hallberger
144 seine Familie gefangen saß. Auf der Straße wurde der König mit seinem Beichtvater und zwei Bewaffneten in einen Wagen gesetzt, welcher langsam zwischen vierfachen Reihen von Soldaten hinfuhr und gegen 10 Uhr auf dem Hinrichtungsplatze ankam. Der König, der auf dem ganzen Wege aus einem Buche die Gebete der Sterben- den gebetet hatte, stieg auf das Blutgerüst, das von 15,000 Mann Militär umgeben war, und entkleidete sich selbst; als aber die Henker ihn binden wollten, wies er sie unwillig zurück und wollte es nicht zugeben. Da trat sein Beichtvater zu ihm und sprach: „Auch Chri- stus ließ sich für uns binden;" sogleich bot Ludwig willig seine Hände den Henkern und sprach: „So bindet mich denn, damit ich den Kelch bis auf die Neige trinke." Darauf rief er dem Volke zu: „Fran- zosen! ich sterbe unschuldig, aber ich verzeihe den Urhebern meines Todes und bitte Gott, daß mein Blut nie über Frankreich komme!" Jetzt übertäubten Trommeln seine Worte; die Henker ergriffen ihr Schlachtopfer und schleppten es unter das Fallbeil. Der Beicht- vater kniete neben ihm nieder und ries: „Sohn des heiligen Lud- wigs, steige hinauf gen Himmel!" Da siel das Fallbeil zischend nieder, und das Haupt des unschuldigen Königs rollte über das Blutgerüst. Es wurde dem versammelten Volke gezeigt und die wüthende Menge rief in wilder Freude: „Es lebe die Nation! Es lebe die Republik!" Einige stürzten herbei, um ihre Taschentücher in das Blut des gemordeten Königs zu tauchen; Andere umtanzten das Blutgerüste; die Besserdenkenden hielt der Schrecken gefesselt; Niemand wagte es, eine Thräne zu vergießen oder Unwillen zu äußern (1793). Blutgierige, lasterhafte Menschen, unter diesen Maral, Danton und Robespicrre, deren Namen die Geschichte mit Abscheu nennt, beherrschten jetzt Frankreich mit grenzenloser Willkür. Wer nicht ihren Grundsätzen huldigte, wurde hingerichtet. Vielen wurden blos erdichtete Verbrechen vorgehalten, nur um einen Vorwand zu haben, sie aus dem Wege zu schaffen und ihr Ver- mögen einzuziehen. Verhöre wurden nur zum Scheine gehalten und dauerten oft nur 4 Minuten; kurz, in dieser Schreckenszeit war Niemand seines Lebens und seines Eigenthums sicher. Hundert- tausende, unter diesen auch die Königin, fielen unter dem Mordbeil entmenschter Machthaber, und Jammer und Schrecken wohnten in Palästen und Hütten. Ja man verirrte sich endlich so weit, den Glauben an Gott durch ein Gesetz abzuschaffen und, später ebenfalls durch ein Dekret wieder einzuführen. Das war das Glück und die gepriesene Freiheit der Franzosen!
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