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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 91

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 91 — gründet, ältere wendische so umgeformt, dass das deutsche Element herrschend wurde. Mönchsorden gründeten Klöster in den noch wilden Gegenden, wie in der Mark, in Mecklenburg, Pommern, Lausitz, Schlesien. — Die Fürsten, sogar die wendischen, begünstigten so sehr die deutsche Einwanderung, dass sie ihren eigenen Unterthanen die Ankömmlinge vorzogen, ihnen größere Rechte und Freiheiten einräumten als den Wenden. Schon Heinrich der Löwe, dann Albrecht der Bär fingen mit Colonisierungen an (Lübeck, Heinrich der Löwe). Dazu kam, dass noch einmal der alte Missionseifer erwachte. Otto v. Bamberg (1124—1128) bekehrt die Pommern. Das Christenthum dringt nach Livland und Esthland vor, es werden dort unter dem Orden blühende Städte gegründet. Unter den salischen Kaisern wurde der erste Bergbau am Harze und vom Hause Wettiu im Erzgebirge betrieben. Von den böhmischen Fürsten wurde auch das deutsche Element begünstigt. Prag zum Theil deutsch. Von da aus wurde Schlesien cultiviert: Breslau, Brieg, Glogau, Oppeln rc. Nach dem Mongolenzuge gingen neue Eolonisten dahin. Auch in die Mark Oesterreich (seit 1156 unter den Babenbergern) dringt die Eolonisation und von da weiter nach Istrien, Kärnthen, Steiermark, Mähren. Ueberall mischte sich in die anderen Bevölkerungen deutsches Element. Die entferntesten Vorposten deutschen Wesens sind in Ungarn und Siebenbürgen.

2. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 41

1879 - Leipzig : Teubner
Wiedertäufer in Münster 1534. 41 selbst hatte sich auf einen Heuspeicher geflüchtet; er wurde hervorgezogen und vor die Fürsten gebracht, gefoltert und enthauptet. Noch vom Schaffst herab ermahnte er die Fürsten, fleißig die Bücher Samuelis und der Könige zu lesen und sich darin zu spiegeln. Neun Jahre nachher, 1534, entstand ein unsinniger Aufruhr zu Münster in Westfalen. Die Stadt, welche schon seit 1525 sich der Reformation geneigt gezeigt hatte und mit ihrem Bischof zerfallen war, hatte viele Wiedertäufer aus dem benachbarten Holland, wo sie hart verfolgt wurden, aufgenommen, und viele Bürger bekannten sich zu den Lehren dieser schwärmerischen Secte. Der Bischof lag mit Truppen außerhalb der Stadt und belagerte dieselbe, während in der Stadt Johann Bockelson, ein Schneider aus Leyden, ein junger fanatischer Mann, die Leute zum unsinnigsten Treiben mit fortriß. Mit einem reichen Tuchhändler Knipper-dolling rannte er wie rasend durch die Straßen und ries: „Buße, Buße!" Propheten erhoben sich und verzückte Mädchen, die den Himmel offen und die Engel herabsteigen sahen; Weiber hohen und niederen Standes tobten in Verzückung und rasenden Tänzen umher. Die Einwohner, welche zu der schwärmenden Secte nicht hielten, wurden in einer rauhen Winternacht (27. Febr. 1534) mit Weib und Kind aus der Stadt gejagt. Knipperdolling und Krechting wurden zu Bürgermeistern gemacht; über ihnen aber stand der fanatische Johann Matthison, ein Bäcker aus Hartem, als Herrscher „des neuen Reichs der Heiligen", in welchem alle Güter gemeinschaftlich sein sollten. Wer sich widersetzte, ward hingerichtet. Alle Bücher mit Ausnahme der Bibel wurden verbrannt, auch alle musikalischen Instrumente; die Menschenstimme allein sollte genügen. Zuletzt ging Matthison hinaus vor das Thor, um die feindlichen Truppen, die sich durch den Zuzug vieler katholischen und protestantischen Fürsten stark gemehrt hatten, allein durch die in ihm wirkende göttliche Allmacht zu schlagen, und ward von den Soldaten des Bischofs niedergestoßen.

3. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 12

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 12 — Schwiegersohn Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern und Sachsen (f 1139) und Lothars Gemahlin Richenza (f 1141). An der Stelle des Benediktinerklosters, welches ehemals zu der Kirche gehörte, befindet sich jetzt die Landes-Jrrenanstalt. Nö. von Königslutter zieht der lauggestreckte Dorm in der Richtung von W. nach O. Am Südrande desselben liegt Süpp- lingenburg, welches einst dem Grafen Lothar gehörte, der 1106 Herzog von Sachsen, 1125 deutscher Köuig und 1133 römischer Kaiser wurde. Der- selbe schenkte sein Stammgut Süpplingenburg den Tempelherren; später kam es an den Johanniterorden. Deshalb schenkte auch Prinz Albrecht von Preußen, unser Regent, welcher Herrenmeister des evangelischen Johanniter- ordens ist, der Kirche in Süpplingenburg ein schönes Kruzifix und zwei Altarleuchter. Das benachbarte Dorf Gr. Steinum hat seinen Namen von den großen Steinen, die in der Umgegend aus den Feldern liegen und welche die Riesen aus ihren Schuhen geschüttet haben sollen. Einer von diesen Steinen heißt der Wippstein, weil er so auf einem andern lag, daß er als Schaukel (Wippe) benutzt werden konnte, wenn sich sechs Männer auf jedes Ende setzten. Als die Franzosen 1809 hierher kamen, meinten sie, die Leute hätten ihre Schätze unter dem Steine versteckt. Sie versuchten ihn deshalb mit Baumstämmen abzuheben, wobei er aber in drei Stücke zerbrach. 4. Die Stadt Schöningcn (8000 Ew.) an der sö. Seite des Elms (Bahn nach Jerxheim, Eilsleben, Helmstedt, Oschersleben) heißt im Volksmunde „Scheinig". Die Sage erzählt, König Heinrich I. habe hier die Ungarn 933 angegriffen, obgleich seine Heerführer vom Kampfe abrieten, da die Feinde zwölfmal stärker waren als die Deutscheu, indem er erklärte: „Dat sall schein und dat mot schein, well Gott!" Er besiegte die Ungarn und gründete auf dem Schlachtfelde eine Stadt, die er „Schein ig" nannte. In Wirklichkeit ist die Stadt neben dem L o r e n z k l o st e r entstanden, welches einst von Augustinermönchen (Luthers Orden) bewohnt war (Domäne). Außerdem wurden die Leute durch die Salzquellen, welche in der Nähe der Stadt am Fuße des Elms entspringen, veranlaßt, sich hier anzu- siedeln. Jetzt wird die Sole aus einer Tiefe von 500 m mittelst eines Pumpwerkes zu Tage gefördert und in großen Pfannen gekocht. Hierbei verdampft das Wasser, während das Salz zurückbleibt. Die Saline, welche Staatseigentum ist, liefert jährlich 100 000 Ctr. Salz (Solbad). In Schö- ningen soll der Erzbischof Willigis von Mainz, welcher ums Jahr 1000 lebte, als Sohn eines Stellmachers geboren sein. Deshalb wählte er das Rad zu seinem Wappenzeichen und ließ den Vers darunter schreiben: „Willigis, Willigis, deiner Abkunft nie vergiß"! 5* Die Stadt Schöppenstedt (3500 Ew.) liegt am fw. Abhänge des Elms (Bahn Braunfchweig-Ofchersleben) an der A l t e n a u, die in dem Thale zwischen Elm und Asse entlang fließt und oberhalb Wolfenbüttel in die Oker mündet. Schöppenstedt soll seinen Namen von den Schöpften haben, welche als Beisitzer im altdeutschen Gerichte dem Richter halfen, das

4. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 23

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 23 — und hält den gezogenen Degen in der Faust, als ob er seine Soldaten noch einmal gegen die Feinde führen wollte. 5. Die Altewiek, welche den so. Teil der Stadt bildet, hat 2 Thore, das Magnithor und das Augustthor (Ägidienthor). Die Magnikirche wurde bereits i. I. 1031 vom Bischof von Halberstadt eingeweiht Sie ge- hörte nämlich zum Bistum Halberstadt, weil sie auf dem rechten Ufer der Oker liegt; dagegen gehörten die Kirchen auf dem linken Okerufer zum Bis- tum Hudeshdut. Gleichwie die Oker die Bistümer Hildesheim und Halber- stadt schied, so trennte sie auch den Darlingan (r.) vom Ostsalengan (l.) und das Gebiet der Nordthüringer (r.), deren Ortsnamen meist auf „leben" Cd. h. Erbe, Besitztum) endigen (z. B. Ampleben, Sambleben am Elm), von dem der Sachsen (L). Die Türme der Magnikirche sind nur niedrig, da sie durch Sturm und Blitzschlag, sowie bei Belagerungen wiederholt beschädigt sind. Als Herzog Friedrich Ulrich die Stadt Brauuschweig 1615 belagerte, sollen auf diese Türme allein 1000 Schüsse abgefeuert fein. Tie Ägidienkirche wurde 1115 von der Gräfin Gertrud von Braunschweig, mit der das Grafen- geschlecht der Brunonen 1117 ausstarb, gegründet, 1811 aber von der West- sälischen Regierung in ein Heu- und Strohmagazin verwandelt. Jetzt dient sie als „Ägidienhalle" zur Ausstellung von Gemälden. Blumen, Geflügel, Naturaliensammlungen u. s. w., sowie zur Aufführung von Konzerten. Das dazu gehörige Kloster der Benediktinermönche, welches bis vor wenigen Jahren als Gesäuguis benutzt wurde, ist größtenteils niedergerissen, seitdem ans dem Rennelberge (Turnierplatz!) vor dem Petrithore ein neues Ge- fängnis erbaut ist. In der Ägidienkirche befand sich im Mittelalter der Sarg des h. Autor, des Schutzheiligen der Stadt Braunschweig. Dieser lebte ums Jahr 350 und war Bischof von Trier. Die Gräfin Gertrud holte die Gebeine des h. Autor heimlich von Trier nach Braunschweig. Als König Philipp von Hohenstaufen seinen Gegenkaiser Otto Iv. von Braun- schweig bekriegte und im Jahre 1200 die Stadt Braunschweig belagerte, soll der h. Autor Braunschweig beschützt haben, indem er mit einem seurigeu Schwerte auf der Stadtmauer auf- und abgiug und die Feinde zurücktrieb. Seitdem verehrte ihn die Stadt als ihren Schutzheiligen. Die Bürgerschaft ließ für seine Gebeine einen silbernen Sarg anfertigen, der alljährlich in feierlicher Prozession unter Begleitung des Rates, der Geistlichkeit und der Bürgerschaft um die Stadt getragen wurde. An seinem Namenstage (20. August) verehrte ihm die Bürgerschaft 5 Wachslichte, jedes 1 Ctr. schwer, die auf den Hochaltar gestellt und beim Gottesdienste angezündet wurden. Der zweite Patron der Kirche war der h. Ägidius(5 um 720 als Abt eines Klosters bei Arles a. d. Rhonemündung), dessen Gebeine die „gute" Gräfiu Gertrud gleichfalls nach Braunschweig geholt hatte. In dem Eckhaufe am Ägidienmarkte (jetzt Hypothekenbank) hatte der Dichter G. E. Lessing, welcher Bibliothekar in Wolfenbüttel war, bei dem Weinhävdler Angott zwei Zimmer gemietet, welche er bewohnte, wenn er

5. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 74

1888 - Leipzig : Engel
— 74 - wenigstens äusserlich, den Glauben, mehrere der Zurückgebliebenen verfielen dem Märtyrertode. Unter den Vertriebenen befand sich auch Estori Pharchi, der nach Palästina auswanderte und dort über die Topographie dieses sieben Jahre von ihm bereisten Landes ein schätzbares Buch „Kaphtor wa-Pherach“ schrieb, und A hr on Kohen aus Lünel, der Verfasser des religionsgesetzlichen Werkes „Orchot Chajim-. Auf allgemeinen Wunsch des Volkes, das sich so oft über die Juden beklagt hatte, sie aber doch nicht entbehren konnte, wurden die Vertriebenen, von denen die meisten sich nicht weit von den Grenzen Frankreichs entfernt hatten, unter günstigen Bedingungen von Ludwig X. 1315 zurückgerufen; die Zeit ihres Aufenthalts wurde vorläufig auf 12 Jahre festgesetzt. Sie erhielten ihre Synagogen und ihre Bücher mit Ausnahme des Talmud zurück, und der König gab ihnen das Versprechen, dass man sie zu Religionsdisputationen nicht mehr zwingen würde. Philpp V., der Lange, der Nachfolger Ludwig X., gewährte ihnen Privilegien und Freiheiten; es dauerte jedoch nicht lange, so erhoben die Geistlichen und das Volk neue Anklagen und Beschuldigungen gegen sie. Durch den Einfall Philipp V. einen neuen Kreuzzug zu unternehmen, wurde das rohe Volk gegen die Juden aufgestachelt. Um einen hellsehenden Hirtenjungen hatten sich im Jahre 1320 Horden von unbändigen Menschen, Hirten, Strassenräuber und Mörder, geschart, welche unter Anführung eines lasterhaften Geistlichen und eines Mönchs von Stadt zu Stadt zogen und sich mit dem Eufe: Taufe oder Tod! überall auf die Juden stürzten. Diese Verfolgung, Hirtenverfolgung (Geserat ha-Ro'im) genannt, erstreckte sich über das nördliche und südliche Frankreich, über Aragonien und Navarra; während eines Jahres wurden 120 jüdische Gemeinden zerstört und viele Tausende von Juden grausam getödtet. Kaum war diese Verfolgung überstanden, so kamen neue Leiden über die Juden Frankreichs, diesmal boten die Aussätzigen die Veranlassung. Die Aussätzigen in Guienne, aus Rache darüber, dass sie schlecht verpflegt wurden, vergifteten nämlich die Brunnen, und einer von ihnen beschuldigte auf der Tortur die Juden des Racheplans und der Giftbereitung. Auf Grund dieser falschen Anklage wurden im Juli 1321 über 5000 unschuldige Juden verhaftet, gefoltert und lebendig verbrannt. Trotzdem sich der König von der Falschheit der Beschuldigung später überzeugte, wurden die bereits gänzlich verarmten Juden zu einer Geldstrafe von 150000 Pfund verurtheilt. Sieben Jahre später, 1328, entlud sich ein neues Ungewitter über die Juden des damals unter französischer Herrschaft stehenden Königreichs Navarra. Entsetzlich war das Morden und Schlachten, weder Alter noch Geschlecht wurde verschont; in Estella, nächst Tndela und Pampelona die grösste Gemeinde Navarras, wurde die Judenstadt verbrannt und alle ihre Einwohner getödtet. An 6000—10000 Juden fanden diesmal den Tod. Dass das Jahr 1348 nicht spurlos auch an den Juden Frankreichs vorüberging, werden wir später sehen. Auch in der Zeit der Anarchie, welche seit dem Regierungsantritte der Valois herrschte, hatten die Juden, vom Volke gehasst und von den Fürsten bedrückt, viel zu leiden. Erst der spätere König Karl V. gestattete ihnen 1360.

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 133

1861 - Stuttgart : Hallberger
133 ihrer Conmon bauen zu dürfen. Die Protestanten giengen hierin aber bald weiter, als ihnen eingeräumt worden war, und erbauten auf dem Gebiet des Erzbischofs von Prag und des Abts von Braunau zwei Kirchen. Der Erzbischof und der Abt untersagten den Bau, aber vergebens. Darauf ließ der Erzbischof, mit Bewilligung des Hofes, die auf seinem Gebiet erbaute Kirche niederreißen, und der Abt von Braunau ließ die dortige sperren. Dadurch wurden die Protestanten auf's Höchste erbittert, drangen in das Schloß zu Prag ein, warfen die kaiserlichen Räthe zum Fenster hinaus, kündigten dem Kaiser den Gehorsam auf und drangen selbst m die österreichi- schen Staaten ein. In dieser gefahrvollen Zeit kam, nach dem Tode des Kaisers Mathias, Ferdinand 11. auf den Thron. Dieser unterdrückte schnell den Aufstand und verlangte durch das Restitutionsedikt (oder Wiederherstellungsgesetz), daß die protestantischen Fürsten alle seither eingezogenen katholischen Kirchengüter zurückgeben sollten. Die Pro- testanten waren aber hiezu nicht geneigt, riefen den schwedischen König Gustav Adolph um Hilfe an, und dieser landete bald mit 15,000 Mann ausgesuchter Truppen in Deutschland. Er ver- band sich mit den Protestanten und erhielt selbst von Frankreich Unterstützung, woraus der Krieg mit der größten Heftigkeit fort- geführt wurde. Schlachten um Schlachten wurden geschlagen; Städte und Dörfer wurden eingeäschert, Mord und Raub waren überall an der Tagesordnung. Zwei Drittheile der Bevölkerung Deutsch- lands kamen während dieses unheilvollen Krieges durch das Schwert, durch Seuchen, Hungersnoth und Elend aller Art um das Leben. Die Fluren unseres unglücklichen Vaterlandes lagen öde; die einst so wohlhabenden Städte waren verarmt; Handel und Gewerbe lagen darnieder; Gottesdienst, Schulen und Iustizpflege hatten aus- gehört; Noth und Elend waren allgemein: kurz, Deutschland stand am Rand des Verderbens, und sein Wohl schien für alle Zukunft vernichtet zu seyn. Als Heerführer hatten sich in diesem Kriege auf Seite der Pr o te- st anten nebst dem Könige Gustav Adolph, der in der Schlacht bei Lützen, unweit Leipzig, das Leben verlor, Herzog Bernhard von Sachsen- Weimar, kath olischerseits aber die Feldherren Wallenstein und Tilly ausgezeichnet. Besonders aber ist es Letzterer, der durch seinen Heldenmuth, seinen biedern Charakter und seine Frömmigkeit unsere Hochachtung und Bewunderung in vollem Maaße in Anspruch nimmt. Tilly war ein Mann von hagerer Statur mit derben Knochen, eingefallenen Wangen, großer Nase und lebhaft blitzenden Augen. Das graue Haar hieng ihm stets borstenartig über die gerunzelte Stirne und um dm Kopf, auf dem er einen grauen, spitzigen Hut trug, von welchem seitwärts eine rothe Straußseder über den Rücken

7. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 240

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
240 Tl. Die Reformation. Luther hatte anfangs zum Frieden gemahnt; aber auf die Kunde von den verbten Greueltaten forderte er alle Welt auf, die ruberischen und mrderischen Bauern wie tolle Hunde tot zu schlagen. Die Fürsten und Herren boten denn auch ihre gesamten Streiikrfte zur gewaltsamen und rcksichtslosen Unterdrckung der Emprung auf, und vor den besser geordneten und kampfgebteren Truppen vermochten die Bauern nicht stand zu halten. Kleinere Haufen ergriffen schon beim Anblick der feindlichen Kriegsmacht die Flucht, und zwei grere wurden von dem Grafen Truchse von Waldburg, dem Feldherrn des schwbischen Bundes, geschlagen und zerstreut. Nun ergingen die furchtbarsten Blutgerichte der alle, die an dem Ausstande teilgenommen hatten, und der Bauern-stand geriet in noch rgere Knechtschaft als bisher. Mnzers Lehren von der Gtergemeinschaft (Kommunismus) verschafften ihm in Thringen tglich mehr Anhang. Er be-mchtigte sich der Stadtverwaltung von Mhlhausen, lie seinen Genossen Pfeiffer als Statthalter dort zurck und suchte mit seinen Scharen die Kirchen, Klster und Edelhfe zwischen Unstrut und Harz mit Raub und Verwstung heim. Dann zog er nach Frankenhausen, wo sich die schsischen und hessischen Truppen den Bauern entgegen stellten. Noch einmal versuchten die Fürsten den Weg der Gte, aber Mnzer wute jeden Ausgleich zu hinter-treiben. Durch die wtendsten Reden feuerte er den Mut der Seinen an und verhie ihnen den Beistand Gottes. Die Schlacht begann und endete mit der fast gnzlichen Vernichtung der Bauern. Mnz er floh nach Frankenhausen, wo er sich auf dem Boden eines Hauses versteckte. Er wurde entdeckt, nach Mhlhausen gebracht und dort nebst Pfeifer und vielen anderen Rebellen hingerichtet. Nach der Niederlage der Bauern hatten sich die Wiedertufer in die Niederlande geflchtet. Von hier aus suchten sie anfangs der dreiiger Jahre in dem benachbarten Westfalen festen Fu zu fffen und kamen auch nach Mnster, wo die Reformation durch den Prediger Rottmann Eingang gefunden hatte. Unter den Eingewanderten ragte besonders hervor Johann Matths, ein Bcker aus Harlem, und ein Schneider, Johann Bockelson aus Leiden, gewhnlich Johann von Leiden genannt. Ihr Anhang mehrte sich schnell, und auch Rottmann und der Ratsherr Knipperdolling schlssen sich ihnen an. Die Kirchen und Klster wurden geplndert, die Heiligtmer mit Fen getreten, die Bilder und Statuen zerschlagen, alle gedruckten Bcher auer der Bibel auf offenem Markte verbrannt und die Gegner hilflos aus der Stadt vertrieben. Dabei durchtobte die wtende Rotte, Männer

8. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 241

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
5. Fortgang der Reformation. Die Augsburgische Konfession. 241 und Frauen, wie wahnsinnig die Straen, unaufhrlich rufend: Tut Bue und lasset euch taufen, sonst wird der Zorn Gottes der euch kommen." Mittlerweile hatte der Bischof von Mnster ein Heer zusammen-gebracht und belagerte die Stadt. Mattys, welcher an der Spitze eines kleinen Haufens einen Ausfall wagte, wurde erschlagen. Jetzt trat Bocfelson auf und erklrte, Gott habe ihm befohlen, den Stuhl Davids" wieder aufzurichten und von Mnster, dem neuen Zion", aus den ganzen Erdkreis zu beherrschen. Darauf lie er sich frmlich krnen, umgab sich mit einem glnzenden Gefolge und ernannte einen gewissen Krechting zu seinem Kanzler und Knipperdolling zum Scharfrichter. Zugleich wurden Apostel" ausgesandt, welche die Bewohner der umliegenden Städte auf-forderten, ihre Obrigkeit zu verjagen und sich dem König des neuen Israel" zu unterwerfen. Nun begann in Mnster ein Regiment, das durch wilde Schwrmerei, emprende Grausamkeiten und rohe Ausschweifungen bezeichnet ist. Neben der Gtergemein-schaft wurde auch Vielweiberei eingefhrt; Bockelson selbst nahm nacheinander 17 Frauen. Durch immer neue Offenbarungen, durch wiederholte Hinrichtungen wute der König seine Untertanen in steter Aufregung zu erhalten, und alle Angriffe der Belagerer wurden zurckgeschlagen. Als aber Hunger und Seuchen unter den Eingeschlossenen zu wten begannen, da fand sich ein Verrter, der den Feinden in der Stille der Nacht einen Weg in die Stadt 1535 zeigte. Die Mehrzahl der Wiedertufer, unter ihnen Rottmann, wurde nach hartnckiger Gegenwehr erschlagen; Johann von Leiden, Krechting und Knipperdolling gerieten in Gefangenschaft. Sie wurden mit glhenden Zangen gezwickt, dann hingerichtet und ihre Leichen in Kfigen am Lambertusturme aufgehngt. 5. Fortgang der Reformation. Die Augsburgische Konfession. Luthers Verhalten den wiedertuferischen Unruhen gegenber hatte ihm besonders die Fürsten zu Freunden gemacht. Sie erkannten, da er nicht den Umsturz aller bestehenden Ordnung, sondern nur die Reinigung der Kirche im Auge habe, und in immer grerer Zahl und immer offener schlssen sie sich der von ihm verfochtenen Sache an. Friedrich der Weise, der im Mai 1525 aus dem Lebeu schied, lie sich auf dem Sterbebette das Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen, und sein Bruder und Nachfolger Johann der Be-stndige war ein noch eifrigerer Befrderer der Reformation. Mit gleich warmer Begeisterung hingen die Herzge von Pommern, Mecklenburg und Braunschweig-Lneburg, der Fürst von Schmelzer, Leitfaden. 16

9. Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 56

1888 - Wolfenbüttel : Zwißler
56 bestand die kleinste Burg (Burgstall) aus Bergfrid mit Mauer. Durch die Stiftung der geistlichen Ritterorden empfing das Ritter-tum einen idealen Gehalt und groen politischen Einflu. Auch ent-wickelte sich seit der Staufenzeit von der Provence aus die ritterliche Poesie, Minnegesang geheien, da sie vornehmlich die Minne, d. i. Liebe feierte. Unter den Minnesngern ist als der bedeutendste 'Walter von der Vogelweide zu nennen, ein Zeitgenosse Philipps von Schwa-ben. Allein auch in dem Stande der Ritter ri allmhlich eine Ver-wilderung der Sitten ein. Schon in der Zeit des Interregnums lebten viele aus der Ritterschaft vom Stegreif d. h. vom Raube. Die Raub-ritter berfielen die Warenzge und schleppten die Kaufherrn in die Verliee, damit sie sich erst gegen schweres Lsegeld loskauften. 3. Einen ungemeinen Aufschwung nahm das Stdjelvesen in dieser Periode. Der mchtig erweiterte Handelsverkehr während der Kreuzzge brachte auch in den deutschen Stdten das gewerbliche und kaufmnnische Leben zur Blte. Augsburg, Nrnberg, Ulm, Regensburg, Erfurt u. a. waren Stapelpltze des sdlichen Handels fr den Norden, während der Westen Europas vornehmlich von Kln aus versorgt wurde. Mit der Wohlhabenheit des Brgerstandes wuchs aber auch der Drang nach Selbstndigkeit und Freiheit. Die stdtische Verwaltung, welche zuerst in den Hnden des Stadt-Oberherrn lag, der Bischof oder Fürst war, ging allmhlich auf die Gemeinden der, indem dieselben meistens durch Kauf immer grere Rechte (selbstndige Gerichtsbarkeit, Erhebung der Zlle bei Einfuhr von Waren, das Recht, eigene Mnze zu schlagen) fr sich gewannen. Städte, welche nur den Kaiser als ihren Oberherrn anerkannten, wurden Reichsstdte genannt. Seine Hoheitsrechte lie der Stadtherr durch den Vogt oder Burg-grafen ausben. Den P a t r i z i e r n oder G e s ch l e ch t e r n in den Stdten standen die Gewerbtreibenden gegenber, die sich durch das Band der Innungen oder Znfte fester zusammenschlssen und durch die Pfahlbrger, d. s. Leibeigene, die ihrem Herrn auf dem Lande ent-flohen waren, bedeutenden Zuwachs erhielten. Es galt der Grundsatz: Stadtluft macht frei. Seit dem 13. Jahrhundert verlangten jedoch auch die Znfte Teilnahme an der stdtischen Verwaltung. Es entstanden darber langdauernde Verfassungskmpfe während des ganzen spteren Mittelalters, die gewhnlich damit geendet haben, da die Zunftregierung das Regiment der Geschlechter in den Gemeinden verdrngte. 4. Whrend die mittelalterlichen Brger hinter den festen Mauern

10. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 23

1912 - Trier : Disteldorf
23 Italien fr Jahrhunderte lang mit dem deutschen Reiche verbunden. Adelheid bte unter ihrem Gatten, ihrem Sohne und ihrem Enkel groen ^Einflu auf die Regierung des Reiches aus. Daneben wirkte die Kaiserin mit Eifer fr das kirchliche Leben der Völker. Sie grn-dete zahlreiche Klster und Kirchen in Deutschland und Italien. Sie selbst zog sich im Alter in das Kloster Selz im Elsa zurck, wo sie i. I. 999 starb. Sie wird als Heilige verehrt. 18. Das Rittertum. 1. Der Ritterstand. In den Ungarnkriegen der Könige Heinrich und Otto hatte sich die Reiterei vorzglich bewhrt. Dadurch kam fortan die Kriegfhrung durch Reiter oder Ritter immer mehr in Brauch. Der Dienst zu Pferde erforderte aber eine lngere Ausbildung und eine kost-spieligere Ausrstung als der Dienst zu Fu. Wollte darum der König oder ein anderer Landesherr einen Ritter in seinen Dienst nehmen, so mute er ihm die Mittel zu seiner Ausrstung geben. Das geschah ge-whnlich in der Weise, da er dem Dienstmann ein Stck von seinem Grund und Boden leihweise, als sogenanntes Rittatehen, berlie. Aus diesen Dienstmannen entwickelte sich allmhlich der Ritterstand. 2. Die Erziehung und Ausbildung eines Ritters begann in frher Jugend. Mit 7 Jahren kam der Edelknabe als Page an den Hof eines andern Ritters. Hier lernte er hfische Sitte und bte sich in den Waffen und in der Musik. Im Alter von 14 Jahren wurde er feier-lich mit einem Schwert umgrtet und hie von nun an Knappe oder Junker. Mit 21 Jahren wurde der Knappe zum Ritter geschlagen. Ein fremder Ritter erteilte ihm den sog. Ritterschlag und bergab ihm ein Ro, die Waffen und einen Schild mit einem Wappen. Das war der schnste Tag im Leben des Ritters. Zur bung in den Waffen hielten die Ritter hufig Kampffpiele ab, welche man Turniere nannte. Dieselben wurden auf einem groen freien Platze in der Stadt abgehalten. Ringsum waren die Sitze der Zuschauer. Auf ein Zeichen mit der Trompete ritten die Kmpfer paarweise auf den Turnierplatz. Mit eingelegter stumpfer Waffe sprengten sie aufeinander los. Wer den Gegner aus dem Sattel warf oder seine Lanze an dessen Panzer brach, der war Sieger und erhielt eine goldene Kette oder eine Waffe als Preis. 3. Die Burgen. Die Wohnungen der Ritter hieen Burgen. Die Erbauung von Burgen begann zur Zeit der Normannen- und Ungarn-kriege. Sie dienten zur Verteidigung und zum Schutz der umwohnenden Bevlkerung. Nur die Könige und spter auch die kleineren Landes-Herren hatten das Recht, Burgen zu bauen. Die Verteidigung der Burg wurde einem Lehensmann bertragen. Unter seinem Befehl stand eine [Ub8s38880b08808888s888yes8e88688e888ese86seee
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