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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 72

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 72 — g&f“* 3n feiner Residenz Prag errichtete er die erste deutsche Universität. goldene"bull(fst^crst^ und ^ttung S» ordnen, erließ er 1356 die (Die Wahl- oder Kurfürsten waren: der König von Bökmen der stenoa Aach'en, der Markgraf von Brandenburg, der Pfalzgraf vom Rhein und die Err die Krönung.) ^ “nb $riet' 3n Frankfurt war die Waa, in Aachen Den Papst, der, lange Zeit von Frankreich abhängig, in Aviauon seinen^Sltz gehabt hatte, bewog Karl, wieder nach Rom zu gehen , seinem Tode gab er Böhmen seinem Sohne Wenzel, Bran- denburg bekam Sigismund, und Johann erhielt die Lausitz. §• 47. wen;el (1378-1400). i s ^sem jähzornigen, sinnlichen und grausamen Sohne Karls nahmen das Raubwesen, die Unordnung und die Rechtlosigkeit im Reiche ata iiwfmtih (Städtebündnisfe und Adelsbündnisse. Städtekrieg) ^ 0 Überhand. ^03 wurde Wenzel von seinen Unterthanen als König von Böhmen Ws* S £ erf!ä;'ten it)n au^ die Fürsten wegen seiner Trägheit der deutschen Krone für verlustig und wählten Ruprecht von der Pfalz zum Kaiser. §. 48. Ruprecht von der Pfal; (1400-1410). w Ruprecht konnte trotz guter Eigenschaften die Ordnung und Ruhe im * v ^f Erstellen. Er wurde besonders durch die Fürsten welche sich ln ihren Rechten nicht beschränken lassen wollten, daran verhindert! ■s*r -?us «f? galten, um Mailand wieder an das Reich zu bringen misslang ihm vollständig. ' * B §. 49. Sigismund (1410—1437). 3ta<$ Ruprechts Tode stritten 3 Fürsten um die höchste weltliche Macht, um die Kaiserkrone, nämlich: Der abgebe Wenzel, sein Bruder Sigismund, Kbuig von Ungarn V t ", ?Tlra6u?' "Nb endlich Jobst, Markgraf von Mähren. Jobst starb aber sehr bald und da sich Wenzel mit Sigismund verglich, so wurde dieser einstimmig zum Kaiser erwählt. Zunächst suchte Sigismund den Kirchenfrieden wieder herzustellen. Es stritten nämlich auch zwei Päpste zugleich um die höchste geistliche Macht, der eine zu Rom und der andere zu Avignon. Beide wurden auf dem Concil zu Pisa für abgesetzt erklärt und ein dritter wurde an ihre Stelle gewählt, aber ferner wollte weichen, und so gab es also drei Päpste. ce- ^rcheuspaltung (Schisma) zu heben, berief der Kaiser das Allgemeine Kirchen Versammlung) zu Costnih (1414-1418), welche« die drei Papste abfetzte und einen neuen Papst, Martin V. erwählte. (Friedrich I. von Brandenburg §. 3.)

2. Vorderasien und Griechenland - S. 19

1874 - Leipzig : Teubner
— 19 — wurde in seiner Hauptstadt belagert. Aber er verzweifelte noch nicht an seinem Geschick; denn er hatte eine alte Weissagung von seinen Vorfahren her, Ninive werde Niemand mit Gewalt nehmen, es müßte denn der Fluß der Stadt feind werden. Das, dachte er, werde nie geschehen. Auch waren ja die Mauern der Stadt so hoch und fest, daß sie unbesiegbar schienen, und an Lebensmitteln war kein Mangel. So lagen denn die Feinde schon das dritte Jahr vor der Stadt, ohne sich ihrer bemächtigen zu können. Da fielen anhaltende Regengüsse vom Himmel, daß der Tigris zu einer furchtbaren Höhe anschwoll und mit seinen reißenden Flnthen die eine Seite der Stadtmauer auf eine Strecke von 20 Stadien zertrümmerte. Jetzt verzweifelte Sardanapal an seiner Rettung, die alte Weissagung hatte sich erfüllt. Aber seinen Feinden wollte er nicht in die Hände fallen. Er ließ in feinem Palast-hofe einen Scheiterhaufen 400' hoch errichten und alles Gold und Silber und feinen königlichen Schmuck darauf legen; mitten auf demselben wurde ein großes Gemach hergerichtet mit 50 goldenen Ruhebetten, und nachdem er sich mit seinen Dienern, Weibern und Kindern in dasselbe eingeschlossen, ließ er den Holzstoß anzünden. Fünfzehn Tage lang brannte der Holzstoß, ohne daß die Einwohner der Stadt dem Feuer Einhalt thaten; denn sie glaubten, als sie den aussteigenden Rauch sahen, der König bringe ein großes Opfer. Er hatte sich selbst geopfert mit allem, was er befaß. — Die Meder und Babylonier zogen siegreich in die Stadt ein und zerstörten sie, 606 v. Chr. So nahm das assyrische Reich und Ninive, das viele Jahrhunderte in Vorderasien geherrscht hatte, sein Ende. Medien aber und Babylon theilten sich in die Lande derart, daß der Tigris die Grenze zwischen beiden Reichen wurde. 2*

3. Vorderasien und Griechenland - S. 115

1874 - Leipzig : Teubner
- 115 — eine eigenthümliche Weise für Lebenszeit vom Volke gewählt Wenn das Volk versammelt war, begaben sich einige auserlesene Männer in ein benachbartes Gebände, von wo aus sie nicht in die Versammlung sehen, aber die Stimmen der Versammelten hören konnten. Dann wurden die Bewerber nach dem Loose einer nach dem andern schweigend durch die Versammlung geführt. Bei jedem Einzelnen erhob das Volk, je nachdem es ihm mehr oder weniger günstig war, ein stärkeres oder schwächeres Geschrei, und jene eingeschlossenen Männer merkten sich bei dem Ersten, Zweiten und so fort, ohne zu wissen, wem es galt, den Grad des Geschreis. Wem das stärkste Geschrei erscholl, den riesen sie zum Rathsherrn aus. Die Könige waren gewissermaßen nur bte Vollzieher der Beschlüsse des Rathes, in dem sie den Vorsitz hatten. Im Kriege hatten sie bte Anführung, und hier war ihre Gewalt fast unumschränkt; in gewöhnlicher Zeit aber war ihr Einfluß gering. Dagegen würde ihnen nach dem Tode bte größte Ehre zu Theil; man bestattete sie wie Heroen. Wenn der König gestorben war, brachten ausgeschickte Reiter die Trauerhtnbe in das ganze Laub; in der Stadt öerfünbeten Klageweiber den Tod, welche, eherne Becken schlagettb, durch die Straßen zogen. In jebetn Hause mußten wenigstens zwei Personen, ein Mann und eine Frau, Trauerkletber anlegen. Zur Bestattung fanb sich aus ganz Lakonien außer den Spartiaten eine große Zahl von Heloten und Periöken ein. Viele Tausenbe kamen zusammen, Männer und Frauen; sie schlugen sich unter unermeßlichem Wehklagen bte Stirn und priesen den Verstorbenen als den besten König, den sie je gehabt. Nach der Bestattung bauerte bte Trauerzeit noch 10 Tage; es ruhten alle öffentlichen Geschäfte. Unter der Gerusia mit den tietben Königen an der Spitze staub die Bürgergemeinbe, die Volksversammlung der Spartiaten, als der Grunb und Boben aller Macht. „Dem Volke sei Entscheibung und Macht", hieß ein Gesetz des Lykurgos; es entschieb über alle wichtigen Angelegenheiten des Staates. Dahin gehörten die Wahlen der Beamten, Beschlüsse über 8*

4. Vorderasien und Griechenland - S. 188

1874 - Leipzig : Teubner
— 188 — wundert, daß ihr nur dessen mit Lob gedenket, was dem Glücke zuzuschreiben ist und ich mit vielen Heerführern theile, das Schönste aber und die Hauptsache vergesset, nämlich daß kein athenischer Bürger um meinetwillen je ein Trauerkleid angelegt hat." Er starb im Herbst 429, in der Mitte des dritten Kriegsjahres. Der Tod des Perikles war für Athen ein unersetzlicher Verlust. Er hatte stets durch seinen sittlichen Ernst das bewegliche Volk mit seinen gefährlichen Neigungen in Schranken gehalten und es zu seinen hohen Gedanken emporzuheben gewußt. Jetzt aber, wo durch die Pest und den Krieg der Kern der alten Bürgerschaft mit der ererbten guten Sitte stark gelichtet und eine dauernde Entartung der Sitten herbeigeführt worden war, traten Männer an seine Stelle, welche zum größten Theil von geringer politischer Einsicht und voll Selbstsucht waren, welche, um eine Rolle zu spielen und die Gunst des Volkes zu gewinnen, ihm schmeichelten und seine niedrigen Neigungen zu befriedigen suchten. Der schlimmste und einflußreichste unter ihnen war Kleon, der schon früher den Perikles als einen Feind der Volksfreiheit angegriffen hatte, gewöhnlich der Gerber genannt, weil er mit Sclaven eine Lederfabrik betrieb. Er war ein roher und ungebildeter Mensch, frech und unverschämt, aber mit einer natürlichen Beredsamkeit begabt. Sein Schreien und Poltern auf der Reduerbühne, seine pöbelhaften Gebärden und lügnerischen, schamlosen Anklagen der gemäßigten Männer gefielen dem gemeinen Volke, das sich ihm geistig verwandt fühlte und ihm ganz ergeben war, da er ihm schmeichelte und es stets an seinen schwachen Seiten zu fassen wußte. Dieser Mann verführte das Volk oft zu leidenschaftlichen und ungerechten Beschlüssen, wie folgendes Beispiel zeigt. Im I. 428 war Mytilene, die Hauptstadt von Lesbos, im Vertrauen aus die von Sparta versprochene Hülfe von Athen abgefallen. Es wurde aber im Jahre 427 durch die Anstrengungen der Athener, die es zur See und zu Land einschlössen, zur Uebergabe gezwungen. Ueber die Bestrafung der Stadt sollte in der Volksversammlung Beschluß gefaßt

5. Vorderasien und Griechenland - S. 193

1874 - Leipzig : Teubner
- 193 - vornehmsten Familien Athens an; er leitete sein Geschlecht hinauf bis zu demsalaminieraias undwar einverwandter von Kimon und von Perikles, der in seinerjugend dievor-muudschast über ihn sührte. Aber der lebhafte Knabe entzog sich aller Leitung und Erziehung und zeigte schon früh die Eigenschaften, die ihn in seinem ganzen Leben auszeichneten. Große Entschlossenheit, eine an Unverschämtheit grenzende Keckheit und unbändiger Ehrgeiz waren schon in seinen Knabenspielen sichtbar. Als ihneinst eingespiele imringen zu überwältigen drohte, biß er ihn in den Arm. Der Gegner ließ ihn los und schalt: „Du beißest ja, Alkibiades, wie ein Weib!" „Nein, wie ein Löwe, willst du sagen", antwortete Alkibiades. Ein anderes Malspielte er, noch als kleiner Knabe, auf enger Straße Würfel, und wie eben der Wurf an ihm war, kameinfrachtwagendaher. Alkibiadesheißt denfnhr-mann halten; da dieser aber weiter fährt, wirft er sich der Länge nach vor dem Wagen nieder und ruft: „Nun fahre zu, wenn du willst! Erst muß ich meinen Wurf thun!" Als angehender Jüngling kam er eines Tages zu einem Schullehrer und bat ihn um ein homerisches Buch; da dieser sagte, er besitze nichts von Homer, gab ihm Alkibiades eine Ohrfeige und ging Das anmaßliche und kecke Wesen des Alkibiades wuchs durch die Nachsicht, mit welcher die Streiche des lebendigen und liebenswürdigen jungen Menschen beurtheilt wurden. Als er nach Vollendung des 18. Jahres mündig ward und die Verwaltung seines Vermögens übernahm, war er bald der Mittelpunkt der damaligen feinen Welt von Athen; alles huldigte seinem Reichthum und Adel, seiner geistigen Ueber-legenheit, seiner Liebenswürdigkeit und dem Glanz seiner Schönheit. Ohne Mäßigung und Selbstbeherrschung, überließ er sich mit seinen leichtsinnigen Freunden einem tollen und schwelgerischen Leben, aus welchem auch Perikles ihn nicht herauszureißen vermochte. Es war zu befürchten, daß der herrlich begabte schöne Jüngling in solch wüstem Treiben moralisch völlig zu Grunde ging. Da näherte sich ihm ein unscheinbarer Bürgersmann, der unbeschuht und indürftiger Stoll, Erzählungen. L 2. Aufl. 13

6. Vorderasien und Griechenland - S. 199

1874 - Leipzig : Teubner
- 199 - grauenvolle Kerker geöffnet ward, behielt man die Athener und Sieilier als Gefangene zurück und verkaufte die übrigen als Sclaven. So unglücklich endete der mit so großen Hoffnungen unternommene Kriegszug gegen Syrakus, im Jahre 413. 4. Der dekele'ische Krieg. Die Nachricht von dem Unglück in Sicilien verursachte in Athen große Trauer und Bestürzung. Man glaubte alles verloren und sah von Tag zu Tag mit banger Erwartung dem Erscheinen der syrakusischeu und peloponnesischen Flotte entgegen, der man keine Macht entgegenzustellen hatte. Es waren 200kriegsfchiffe und 60,000 Mann kräftigen Kriegsvolkes in Sicilien zu Grunde gegangen. Zugleich wurde die Stadt von D ekel eia aus, wo die Spartaner sich festgesetzt, wie in Belagerungszustand gehalten. Bis zum Ende des Krieges blieben die Spartaner in Dekeleia, und davon hat dieser letzte Theil des Krieges den Namen des dekele'ischen erhalten. Die feindliche Flotte erschien nicht vor Athen; dieathe-ner behielten Zeit, sich von ihrem Schreck zu erholen und neue Rüstungen zu machen. Es zeugt von ihrer nachhaltigen Macht, daß sie trotz wiederholter Verluste in den folgenden Jahren und trotz des Abfalles vieler Bundesgenossen noch 9 Jahre lang den Krieg zu ertragen vermochten. Der Krieg zog sich jetzt vorzugsweise nach der kleinasiatischen Küste, wo es sich um den Besitz der den Athenern bisher untertänigen Seestädte handelte, und wurde hauptsächlich zur See geführt; deuu diespartaner waren nun auch im Besitz einer beträchtlichen Flotte. Weil beide Kriegsmächte jetzt aus demselben Kampsplatze sich messenkonnten, war auch zuletzt eine gründliche Entscheidung möglich. Alkibiades war an der jonischen Küste im Dienste der Spartaner thätig. Er hatte ihnen als geschickter Unterhändler bei dem persischen Statthalter Tissa-phernes Hülfsgelder verschafft und viele Bundesgenossen-städte der Athener zum Abfall gebracht, darunter auch das

7. Vorderasien und Griechenland - S. 210

1874 - Leipzig : Teubner
— 210 — laos, der größte Feind der Thebaner, hatte dies leidenschaftliche Gericht veranlaßt. Dem Agesilaos und den Spartanern lag nichts dringender am Herzen als die Züchtigung von Theben, mit welchem Athen sich verbündet hatte. Sie machten wiederholte Einfülle in das thebanifche Land, ohne jedoch viel auszurichten. Da versuchten sie den Krieg auf der See, wo sie es vornehmlich mit den Athenern zu thun hatten, zur Entscheidung zu bringen. Die Athener hatten sich wieder etwas aus ihrer Erniedrigung emporgearbeitet. Im I. 394 hatte Konon, nachdem er an der Spitze einer persischen Flotte die Spartaner bei Knidos besiegt, seiner Vaterstadt persische Gelder verschafft, daß sie ihre Mauern wieder aufbauen konnte, und in den folgenden Jahren schuf sich Athen wieder eine Flotte und eine nicht unbeträchtliche Bundesgenossenschaft zur See. In dem jetzt folgenden Krieg mit den Spartanern versetzten die athenischen Feldherrn Chabrias, Jphikrates und Timotheos, Kononssohn, dem Feinde manch harten Schlag und behaupteten auf dem Meere das Uebergewicht, während die Thebaner unterdessen ganz Böotien unter ihre Botmäßigkeit brachten. Der Wunsch, die neugewonnene Seemacht sich zu sichern, veranlaßte die Athener, mit Sparta den Frieden zu suchen, und so kamen denn im Sommer 371 die Abgesandten der verschiedenen kriegführenden Staaten nach Sparta zur Unterhandlung zusammen. Die Thebaner schickten den Epami-nondas. Epaminond a s stammte aus einer adligen, aber verarmten Familie, die sich von den Sparten des Kadmos ableitete, und hatte eine ausgezeichnete Erziehung genossen. Die Philosophie war immer seine Lieblingsbeschäftigung gewesen und er hatte durch dieses Studium nicht blos seine trefflichen Geistesanlagen aufs schönste ausgebildet, sondern auch die natürlichen Vorzüge seines Herzens erhöht und seinen Charactergeläutertuudveredelt. Diezeitgenossenbewunderten seine leidenschaftslose Ruhe und Sicherheit des Geistes, sein unerschütterliches Festhalten an Wahrheitund Recht, seine treue uneigennützige Pflichterfüllung, seine Bescheidenheit,

8. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 124

1879 - Leipzig : Teubner
124 Der 2. Raubkrieg 1672—78. Zweiter Raubkrieg (1672—1678). Ludwig Xiv. zürnte den Holländern, dieser ihm ohnedies verhaßten Republik, die es gewagt hatte, seine Pläne zu durchkreuzen, und sann auf Rache. Es wurde ihm leicht, die Tripelallianz zu sprengen und England und Schweden sogar auf seine Seite zu ziehen. Auch der Erzbischof von Köln und der Bischof von Münster wurden gewonnen, daß sie ihm Hülfstruppeu versprachen. Nachdem er die Republik isolirt hatte, rückte er plötzlich mit 200,000 M. in das überraschte Holland ein, während von der andern Seite der Bischof von Münster mit 20,000 M. einfiel und eine englische Flotte zum Angriff der Küste nahete. Damals entstand das Sprüchwort: „Holland in Noth". Die Holländer waren zur Abwehr gänzlich unvorbereitet und entmnthigt. Die englische Flotte wurde zwar, nachdem sie die holländische Flotte durch ein mörderisches Treffen zum Rückzug gezwungen, durch eine ungewöhnlich lange Ebbe und dann durch einen Sturm an der beabsichtigten Landung gehindert; aber das französische Heer hatte fast die Hälfte von Holland besetzt. Johann de Witt, der damals an der Spitze der Republik stand, machte kleinmüthig den Vorschlag, mit Frankreich zu unterhandeln; da aber entstand durch den entschiedenen Widerspruch der Deputirten mehrerer Städte ein plötzlicher Umschlag in der Stimmung des Volkes. De Witt wurde fälschlich beschuldigt, im Einverständnisse mit Frankreich zu stehn, und in einem Pöbelausstaud ermordet; das Volk erhob mit Begeisterung den 22jährigen Prinzen Wilhelm Iii. von Oranten zu seinem Führer. Dieser nahm sich der holländischen Sache trefflich an, durch seine Aufmunterung und Anordnungen stieg der Muth. Die belagerten Städte hielten sich; man durchstach die Dämme und überschwemmte weithin das Land. Ludwig Xiv. zog sich in sein Land zurück, und nur Turenne behielt eine beobachtende Stellung inne. Holland war gerettet. Zn dem Rückzug der Franzosen trug auch der Oheim Wilhelms von Drartien, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der große Kurfürst, wesentlich bei. Er trat als Bundesgenosse der Holländer auf, weil er für seine

9. Neuere Geschichte - S. 71

1895 - Leipzig : Reisland
-Vielfachste Leben, um seinen hartbedrängten Unterthanen die Steuern zu vermindern ; die höchst ärgerlichen Verschwendungen des Hofes, zu denen die Prachtliebe der Königin nicht wenig beitrug, blieben nach wie vor. Da offenbarte im Jahre 1786 der Finanzminister Colonne dem Könige, daß für das nächste Jahr das ungeheure Deficit von 145 Mill. Franks bevorstehe. Zugleich drang er in Ludwig, sich an die Nation zu wenden, und die Notabeln, d. i. einen Ausschuß der Reichsstände, nach Versailles zu berufen, um mit diesen zu überlegen, wie die Ausgaben und Einnahmen ins Gleichgewicht gebracht werden könnten. Ludwig folgte dem Rate, aber die Versammlung kam zu keinem günstigen Resultate. Reifer, ein geschickter Finanzbeamter, schlug dem Könige vor, die Reichsstünde, d. i. Abgeordnete ans allen Ständen, zu berufen (Adel, Geistlichkeit und Bürger), eine Versammlung, wie sie seit 1614 nicht stattgefunden hatte. Der König fügte sich darein, und so kamen die Einberufenen am 4. Mai 1789 zu Versailles zusammen, 300 Abgeordnete vom Adel, ebensoviel von der Geistlichkeit und 600 vom dritten Stande. Anfänglich ging noch alles ruhig ab. Adel und Geistlichkeit waren aber unzufrieden, den dritten Stand an ihrer Seite zu haben, und hatten auch wenig Lust, große Opfer für das Land zu bringen. Als nun der dritte Stand verlangte, daß nach Köpfen abgestimmt werden sollte, und nicht nach Ständen, so entbrannte ein heftiger Streit; der dritte Stand trennte sich von den beiden übrigen und erklärte sich aus den Rat des Abbe Sieyes zur konstituierenden (verfassunggebenden) Nationalversammlung. Mehrere Abgeordnete des Adels und der Geistlichkeit verzichteten auf ihre Vorrechte und schlossen sich dem dritten Stande an. Als die Versammlung ihren Sitzungssaal geschlossen fand, zog sie nach dem Ballhause und legte einen Eid ab, daß sie nicht eher auseinander gehen wollte, als bis man durch eine neue Verfassung einen besseren Zustand des Reiches begründet habe. Der König begab sich nun selbst in die Versammlung, erklärte sein Mißfallen über das Geschehene und befahl zugleich, sie möchte am folgenden Tage nach Ständen geordnet ihre Sitzungen wieder beginnen. Adel und Geistlichkeit gehorchten, der dritte Stand aber setzte seine Beratungen fort. Nun erschien der königliche Großceremoniemneister und wiederholte den gemessenen Besehl des Königs. Da erhob sich Gras Mirabeau, ein Mann von seltenem Talent, aber sittlich verkommen, und rief: „Gehen Sie und sagen Sie denen, die Sie schicken, daß wir hier im Namen des Volkes ver-

10. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 96

1888 - Leipzig : Engel
— 96 - Um die Juden zu demüthigen und von der Gesellschaft auszuschliessen, mussten sie gleich ihren Glaubensbrüdern in ändern Ländern eine bestimmte in die Augen fallende Kleidung oder andere in die Augen fallende Zeichen, die Männer einen Ring aus rothem oder gelben Tuch, einen gehörnten Hut, die Weiber Streifen am Schleier tragen. In manchen deutschen Städten wurde ihnen auch geboten, lange Bärte zu tragen, in ändern wieder, die Bärte alle vier Wochen zu kürzen. Eine andere Ausgeburt des mittelalterlichen Judenhasses war der Judeneid. Bereits der Schwabenspiegel bestimmte, dass der Jude bei Ablegung eines Lides auf einer Sauhaut, auf der Haut des Thieres stehen solle, welches zu essen ihm seine Religion verbietet, an manchen Orten musste er auf einem dreieckigen Schaukelstuhl oder auf einer in Lammblut getauchten Haut stehen. Der Eid wurde in der Synagoge auf der Thora geleistet. Die in Anwendung gebrachten verschiedenen Eidesformeln waren voll Verwünschungen und Verfluchungen, gegen die sich jedes menschliche Gefühl empören musste. Trotz der dicken Scheidewände, welche die Juden von den christlichen Einwohnern trennten, fühlten beide dennoch den tiefen Zug eines gegenseitigen Bedürfnisses. Die Juden waren gehasst und doch unentbehrlich, denn in ihren Händen lag der Handel, sie galten als die natürlichen Darlehnsgeber. Der Güterbesitz war ihnen versagt, der Landbau verleitet, vom Handwerk waren sie durch die Innungen und Zünfte ausgeschlossen, es blieb ihnen nichts anders übrig als Handel und Geldgeschäfte. Die von ihnen betriebenen Geldgeschäfte führten nothwendig zum Wucher wie sehr auch die Rabbiner auf Grund des Religionsgesetzes dagegen eiferten. Im 14. und 15. Jahrhundert schwankte der gesetzliche Zinsfuss zwischen 21 und 86 Prozent, und in manchen Städten war es den Juden gesetzlich gestattet, 100 bis 120 Procent zu nehmen. Dem so von den Fürsten und Kaisern genährten Wucher verdankte es der Jude im Mittelalter, dass ihm trotz allem nationalen Hasses und aller religiösen Unduldsamkeit überall der Aufenthalt gestattet wurde, ihm hatte er es aber auch zuzuschreiben, wenn von Zeit zu Zeit sich jener Hass in Wuthausbrüchen und Verfolgungen wieder Luft machte. Die Verfolgung, welche 1384 in Schwaben und Franken wüthete, trug ganz offen den Charakter der Beraubung; im darauf folgenden Jahre wurden die Juden in allen schwäbischen Bnndesstädten gefangen genommen und ihrer Forderungen beraubt; ähnliche Scenen wiederholten sich gar oft. Waren die weltlichen und geistlichen Fürsten den Juden verschuldet, so glaubten die Kaiser sich berechtigt, die Forderungen der Juden für null und nichtig zu erklären. So erliess Kaiser Wenzel 1390 eine Verordnung, dass sämmtliche Schuldforderungen der Juden an Christen erloschen und sämmtliche Pfänder der Christen auszuliefern seien. Kaiser Ruprecht, welcher diesen Erlass bestätigte, betrachtete das Vermögen der Juden als sein Eigenthum, über das er nach Willkür schalten und walten konnte; zur Eintreibung der Judensteuern bestellte er einige Juden und ernannte aus finanziellen Rücksichten den „jüdischen Meister Israel, einen gelehrten und redlichen Juden, zum obersten Hochmeister oder Oberrabbiner über alle Hochmeister und Juden und Jüdinnen in deutschen Landen“; er war mit der Ein-
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