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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 192

1871 - Braunschweig : Wreden
— 192 — aufgestellt war, und Orgel und Gesang begannen die hohen Wölbungen zu durchbrausen. Welche Gedanken mochten da die Seele des Königs füllen? Daß er dem gleichen möchte, der dort unten in der Gruft des Domes auch auf goldenem Stuhle saß und dessen Dom ihn ausgenommen hatte. Nach Beendigung der kirchlichen Feier begann das prächtige Krönungsmahl im Palaste Karls des Großen. Otto saß mit den Erzbischöfen an einer marmornen Tafel; die Fürsten und Bischöfe nahmen an andern Tischen Platz, und aus den Gallerten stand eine dichtgedrängte Volksmenge, begierig, den Neugekrönten und sein herrliches Fest zu schauen. Und wahrlich, der königliche Jüngling war des Schauens werth, groß und edel von Gewalt, mit hoher, von blonden Locken umwallter Stirn, mit blitzenden Augen und breiter männlicher Brust. Was der Krönnngsseier diesmal besonderen Glanz verlieh, war, daß der neue König von den Herzögen bedient wurde: der von Franken überreichte ihm die erste Schüssel als Truchseß, der von Schwaben kredenzte ihm als Mundschenk den ersten Becher, der von Lothringen hatte als Kämmerer für die Bewachung im Allgemeinen und der von Bayern als Mar sch all für die Rosse und Reisigen des Königs zu sorgen. Es sind dies die vier Erz-ämter, die nachmals von den vier weltlichen Kurfürsten regelmäßig ausgeübt wurden, und wodurch die höchste Herrlichkeit des Königs über alle Fürsten Dentschlanbs ausgebrückt wird^ " Otto hatte die Herzöge mit werthvollen Geschenken hulbreich entlassen, dennoch kehrten sie mit Groll im Herzen heim; beim sie fühlten, daß der Mann, neben dem sie am ersten Tage klein erschienen waren, sie auch ferner mit gewaltiger Hand niederhalten würde. Der Geist der Zwietracht und Empörung regte sich gleich vom ersten Jahre der Regierung an wieder an allen Orten. Die Großen trugen wenig Lust, sich unterzuordnen, wie es doch zum Heile des Ganzen nothwendig war. Besonders herrschte zwischen den Franken, die für das erste Volk in Deutschland galten, und den emporgekommenen Sachsen, die nun auf dem Königsthrone faßen, eine Stammeseiferfucht, die auch nach Otto's Regierung noch nicht erloschen war. So sehen wir denn Otto, wie einst Karl den Großen, säst die ganze Zeit seiner Regierung hindurch auf dem Schlachtfelde, allein überall war er siegreich und schmetterte feine Feinde zu Boden. Er glich einem Löwen, nicht nur an Kraft, sondern auch an Ebelmuth, benn großmüthig verzieh er dem Feinde, der ihn um Gnade anflehete und suchte ihn oft sogar durch Wohlthaten sich zu verbinden. Sein erster Zug ging gegen den heidnischen Herzog Boleslaw von Böhmen, der trotzig die Hiulbigung verweigerte und feinen eigenen Bruder, den christlichen Herzog Wenzeslaw, in Prag erschlagen ließ. Otto übergab diesen Kamps einem tapfern Sachsen, Namens Hermann Billung, der zwang den Böhmenfürsten zur Unterwürfigkeit. Diesem Billung übertrug Otto sein eignes Herzogthum Sachsen, um sich selbst mehr den Pflichten seines Herrscheramtes über ganz Deutschland hingeben zu können. Dann trachtete Otto darnach, die im Osten wohnenben Slaven (Wenben) zu Christen und zu Deutschen zu machen. Er entriß ihnen das tzanb bis an die Oder und stiftete die Bisthümer Havelberg und Branden-

2. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 195

1871 - Braunschweig : Wreden
— 195 — Zu seinem Nachfolger hatte er seinen Sohn Heinrich Iv. ernannt und in Aachen in einem Alter von vier Jahren zum deutschen Kaiser krönen lassen. Als der Knabe 6 Jahre alt war, starb der Vater. Da übernahm seine Mutter Agnes für ihn die Regierung. Aber die deutschen Fürsten mochten nicht einem Weibe Unterthan sein. Da beschloß der ehrgeizige, finstere und strenge Erzbischof Hanno von Köln, den jungen Heinrich der Mutter zu entreißen und dadurch die Regierung in seine Hand zu bringen. Er lud deshalb die Kaiserin und ihren Sohn zu einem Feste ein, das zu Kaiserswerth am Rheine gefeiert wurde. Nach dem Essen beredete er den Knaben, ein schönes Schiff zu besehen, das er erst kürzlich hatte erbauen lassen. Aber kaum hatte der muntere Knabe dasselbe bestiegen, so stießen die Ruderer auf einen Wink des Erzbischofs vom Lande und ruderten mitten in den Rhein. Der Knabe ahnte Verrath und sprang plötzlich in die Flut; er wäre sicherlich ertrunken, wenn nicht ein Gras von Braunschweig ihn mit eigner Lebensgefahr herausgezogen hätte. Nun suchte man ihn durch gute Worte zu beruhigen und brachte ihn nach Köln in den Palast des Erzbischofs. Alle Bemühungen der betrübten Mutter, den Sohn wieder zu erhalten, waren umsonst. Hanno machte sich zum Vormunde des Knaben, erzog ihn in großer Strenge und ohne Liebe und ließ ihn oft hart züchtigen. So ging es drei Jahre. Da mußte Hanno eine Reise nach Rom unternehmen, und während seiner Abwesenheit bemächtigte sich ein anderer hoher Geistlicher, der Erzbischof Adalbert von Bremen, des Knaben, der nun seine weitere Erziehung übernahm. Dieser verfuhr mit Heinrich ganz anders. Er ließ ihm die zügelloseste Freiheit, ja, er trieb ihn in den Strudel toller Lust und sinnlicher Genüsse. Auch pstanzte er ihm die heftigste Abneigung gegen das Volk und besonders gegen die Sachsen ein, mit denen der Bischof selbst viel Streitigkeiten hatte. Diese Behandlung hatte für Heinrich die verderblichsten Folgen: der junge König lernte die edle Kunst der Selbstbeherrschung nicht, wurde leichtsinnig, hochmüthig und charakterschwach. Als der Knabe 15 Jahre alt war, wurde er für mündig erstatt und heirathete Bertha, die schöne und edle Tochter des Markgrafen von Susa, welche ihm schon sein Vater bestimmt hatte. Nun war der Knabe Regent des größten Reiches. Sogleich trat er als stolzer, üppiger Herrscher auf und besonders ließ er die Sachsen seine Hand schwer fühlen, welche ihm sein Erzieher Adalbert als trotzig und widerspenstig geschildert hatte. Er banete in ihrem Lande allenthalben Burgen und Schlösser, und drückte das Volk durch seine übermüthigen Soldaten. Die vorzüglichste der Festen war die Harzburg, nächst Goslar Heinrichs Lieblingsaufenthalt. Von hier aus soll der stolze König einst ins Land gerufen haben: „Sachsen ist ein schönes Land, aber die, welche es bewohnen, sind Schalke" (d. i. elende Knechte). Dabei drückte Heinrich das Volk der Sachsen mit schweren Abgaben und drückenden Frohndiensten. Dadurch wurde das sächsische Volk von Tag zu Tag mehr empört und bereitete mit den Thüringern, die Heinrich ebenfalls drückte, einen Aufstand vor, an dessen Spitze der tapfere Graf Otto von Nordheim stand, den der König, auf eine falsche Anklage hin, seines Herzogthums Bayern beraubt hatte. 13*

3. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 214

1871 - Braunschweig : Wreden
— 214 — oder teilnehmenden Bürgern oder auf Kosten der Kaiserin aufgerichtet worden sein, Jahrhunderte lang die Blutstelle bezeichneten, bis in unsern, gegen Lehren und Warnungen der Vorzeit nur zu gleichgültigen Tagen die Säule weggetragen, die Kapelle zerstört und an ihrer Stelle ein Schenk-hans angelegt wurde. So endete das stolze Kaisergeschlecht der Hohenstaufen. In Deutschland aber trat nach Konradins Tode die traurigste Zeit ein, die es je erlebt hat. Es war die kaiserlose, die schreckliche Zeit, die volle 19 Jahre dauerte. Die Zwietracht hatte alle Bande der Sitte und Ordnung zerrissen. Faustrecht und Raubritterwesen nahmen überhand wie niemals zuvor. Mord und Brand waren an der Tagesordnung. Kein deutscher Fürst begehrte die verachtete deutsche Kaiserkrone, sondern die Kurfürsten wählten zwei ausländische Männer, einen englischen Grafen und einen spanischen König als Kaiser. Beide aber gewannen kein Ansehen im Reiche und bekümmerten sich auch gar nicht um die Regierung. Der Engländer kam nur dreimal und der Spanier gar nicht nach Deutschland. Erst nach langer trauriger Zeit kam wieder ein Herrscher aus den deutschen Königsthron, welcher das in Noth und Elend versunkene Reich wieder aufrichtete. Dieser Retter war der Graf Rudolf von Habs- burg, der uns im folgenden Kapitel vorgeführt werden soll. 77. Rudolf von Habsburg. (1273-1291.) Fast zwanzig Jahre hatte die kaiserlose Zeit, welche man auch das Interregnum nannte, gedauert, als sich die deutschen Fürsten endlich wieder zur Kaiserwahl versammelten. Der Erzbischof Werner von Mainz brachte den Grafen Rudolf von Habsburg in Vorschlag. Zwar war er nicht mächtig an Land und Leuten, aber seine Biederkeit, seine Klugheit, sein ritterlicher Sinn und seine nngeheuchelte Frömmigkeit waren allenthalben bekannt. Einst ritt er von seinem Stammschloß, der Habsburg, im heutigen schweizerischen Kanton Aargau, zur Jagd ans. Da begegnete ihm ein Priester, der zu einem Sterbenden ging, um demselben das heilige Abendmahl zu reichen. Unterwegs hemmte ein angeschwollener Bach, dessen Steg das Wasser hinweggerissen hatte, die Fortsetzung der Reise des Geistlichen. Da stieg Rudolf vom Pferde und ließ sogleich den Priester aufsitzen. Als dieser am andern Tage dem Grafen das Pferd zurückbrachte, sprach Rudolf: „Verhüte Gott, daß ich zu Jagd und Streit das Roß wieder besteige, welches zu so heiligem Dienste gebraucht worden ist. Es gehört dir und sei fortan zu ähnlichen Diensten geweiht!" Auch der Erzbischof Werner hatte Rudolfs Freundlichkeit erfahren. Als er nämlich einst eine Reise nach Rom unternahm, geleitete ihn Rudolf sicher über die Alpen. Da sagte der Erzbischof beim Abschied: „Wollte Gott, Herr Graf, ich könnte euch diesen Dienst vergelten." Jetzt gedachte Werner dieses Versprechens. Ans seinen Vorschlag wurde Rudolf zum Kaiser gewählt und im Jahre 1273 zu Aachen feierlich gekrönt. Während alle Fürsten Rudolf als König anerkannten, hatte sich bis

4. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 230

1871 - Braunschweig : Wreden
— 230 — Als er das Wendenvolk seinen starken Arm nochmals hatte fühlen lassen, suchte er die beiten Völker, Deutsche und Wenden, zu vereinigen, indem er den wendischen Adel dem deutschen Adel gleichstellte. Auch rief er Flan-derer und Holländer, die der Einbruch des Meeres aus ihrer Heimat vertrieben, wie auch Westfalen und Franken, die Krieg und Noth heimatlos gemacht hatte, nach Brandenburg und gab ihnen gegen Zins, Zehnt und Dienst Wohnplätze in den verwüsteten Landstrichen. Hierdurch hob sich der Ackerbau und die Gewerbthätigkeit in Brandenburg ganz bedeutend. Als er seine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, ein schon früher gethanes Gelübde, ausgeführt und die Bischofssitze in Havelberg und Brandenburg wieder besetzt hatte, suchte er auch dadurch das Christenthum im Wendenlande immer mehr zu befestigen, daß er die Ritterorden der Templer und Johanniter in sein Land ries. Also war Albrecht der Schöpfer eines neuen Staates, in dem bald Wohlstand und Gesittung blüheten. Aus ihn folgte sein ältester Sohn Otto, der, wie auch alle anderen Fürsten ans dem Hanse Asfanten, es an Fürsorge für den jungen Staat nicht fehlen ließ. 82. Markgraf (Otto Iv. mit dem Pfeile und der Erzbischof von Magdeburg. (1300.) Durch die Kraft des großen Markgrafen Albrecht von Ballenstedt und seiner Nachfolger waren also die Wenden so weit überwunden, daß sie fernerhin sich allmälig ganz zu deutscher Sitte und christlicher Ordnung hinneigten. Aber die Nachfolger Albrechts wurden bald in Kriege mit anberen Fürsten verwickelt. In Magbebnrg herrschten seit Otto's des Großen Zeiten Erzbischöfe, die auch eine ansehnliche weltliche Macht hatten. Diese mußte einst bet Nachkomme des großen Albrecht, der Markgraf „Otto mit dem Pfeile" fühlen. Die Sache aber war folgende: Otto hatte gewünscht, daß sein Bruder Erich Erzbischof von Magdeburg werden sollte, aber die Wahl war nicht aus ihn gefallen. Daher grollte er den Magdeburgern und vor Allen dem Erzbischof Günther. Er sagte diesem die Fehde an und zog gegen ihn. Schon war er Magdeburg nahe und rief in seinem feurigen Uebermuthe: „Dort, im Magdeburger Dom, ihr Leute, werden wir bald unsere Rosse füttern." Dies Wort kam früher nach Magdeburg, als Otto, und kaum vernahm es Günther, so versammelte er Edle und Bürger ans dem Marktplatze, entfaltete die Fahne des heiligen Mauritius, des Schutzpatrons von Magdeburg, und entflammte, auf den vermessenen Ausspruch des Feindes verweisend, in feuriger Rede die Menge zur wilden Kampflust. Alles griff zu den Waffen, und hinaus zog der Bischof mit starker Macht, den Brandenburgern entgegen. Es kam zu einer unerhört blutigen Schlacht, in der Otto unterlag und mit 300 Rittern und Knappen in Gefangenschaft gerieth. Im Triumphe, unter

5. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 216

1871 - Braunschweig : Wreden
— 216 — Fürsten gegenüber sein Ansehen wahren könne. Da er auch seine sechs Töchter mit mächtigen Fürsten vermählte, so stärkte er seine königliche Gewalt so sehr, daß er sich überall Gehorsam zu erzwingen vermochte. Mit gleicher Thätigkeit sorgte Rudolf für die Handhabung der Gerechtigkeit und die Herstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Er durchzog das Reich von einem Ende bis zum andern, saß oft persönlich zu Gericht und erlaubte einem Jeden Zutritt, „denn", sagte er, „ich bin wahrlich nicht König geworden, um mich vor den Menschen einzuschließen." Mehrmals gab er Gesetze zur Aufrechthaltung des Landfriedens, welche von den Ständen des Reiches beschworen werden mußten. Die Uebertreter traf strenge Strafe. Einst ließ er in Thüringen neunundzwanzig gefangene Raubritter in seiner Gegenwart zu Erfurt hinrichten. Ueber ein Jahr verweilte er hier, bis alle Raubschlösser — es waren sechsuudsechzig — gebrochen waren. Rudolf wünschte die deutsche Krone seinem Sohne Albrecht, der von seinen Söhnen allein noch am Leben war, zu hinterlassen. Allein die Fürsten fürchteten die schnell emporstrebende Größe des habsburgischen Hauses und den finsteren, harten und abschreckenden Sinn Albrechts. Sie wichen daher den Anträgen Rudolfs aus. Mißvergnügt verließ dieser Frankfurt und ging, schon krank und schwach, nach Straßburg. Als er die Nähe des Todes fühlte, rief er: „Wohlan, nachspeier!" Hier, an der Begräbnißstätte der Kaiser, wollte er sein Ende erwarten, aber er kam nur bis^Germersheim, wo er in einem Alter von dreiundsiebzig Jahren starb Rudolf hat den Ruhm der Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit sein ganzes Leben hindurch bewahrt. Seine Gestalt war sehr hoch und schlank, seine Sitten einfach; Speise und Trank genoß er mäßig. Wenn er sprach, gewann er durch biedere Zutraulichkeit und war ein Freund von fröhlichen Reden und munteren Scherzen. Niemals ließ er es aber an Ernst und Ausdauer in seinen Unternehmungen fehlen. Von den vielen kleinen Geschichten, welche von Rudolfs Gutmütigkeit, Menschenfreundlichkeit, Edelmuth und Leutseligkeit erzählt werden, sollen hier nur einige angeführt werden. Einmal wurde er von einem Bettler mit den Worten angeredet: „Bruder Rudolf, beschenke doch auch einen Armen mit einer kleinen Gabe." — „Seit wann sind wir denn Brüder?" fragte ihn der Kaiser, dem diese Anrede von einem Bettler etwas Neues war. „Ei," antwortete der Arme, „sind wir denn nicht alle Brüder von Adam her." — „Du hast Recht, Freund," sagte der Kaiser, „ich dachte nur nicht gleich daran!" und mit diesen Worten griff er in die Tasche und drückte ihm einen Kreuzer in die Hand. „Aber ein Kreuzer ist boch für einen großen Kaiser gar zu wenig," sagte der Bettler. „Was," entgegnete Rub o lf, „zu wenig? Freuub, wenn dir alle deine Brüder von Adam her so viel schenkten, so würbest bu balb der reichste Mann im Lanbe sein!" Nach diesem brüderlichen Geschenke gab er ihm vermuthlich auch ein kaiserliches. — Einfach in seinen Sitten, trug der Kaiser gewöhnlich ein schlichtes graues Wamms, das er sich im Feldzuge wohl gar selbst flickte. Da sah man ihm freilich seine hohe Würde nicht an und

6. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 227

1871 - Braunschweig : Wreden
— 227 — — Albert Rindsmaul — Meister über ihn wurde. In dem Augenblicke, da er sich überwältigt sah, kam der Burggraf von Nürnberg angesprengt. An ihn ergab sich Friedrich, nachdem die Schlacht zehn Stunden gewüthet hatte und neben vielen tausend Menschen 5000 todte Pferde auf der Wahlstatt lagen. Der Gefangene sollte nun dem Kaiser vorgestellt werden. Er gerieth darüber in nicht geringe Bestürzung, denn er glaubte seinen Feind eigenhändig niedergehauen zu haben, und dies war ihm bis jetzt der einzige Trost in seinem Unglücke gewesen. Gebeugt und zaghaft erschien er vor ihm, denn er sah tiefen Demüthigungen und der rauhesten Behandlung entgegen. Ludwig aber empfing ihn mit Würde und Freundlichkeit, und sprach, indem er ihm die Hand bot, die Worte: „Vetter, wir sehen Euch gern, sehr gern." Was zwischen ihnen bei dieser ersten Unterredung weiter gesprochen wurde, sagt die Geschichte nicht. Dem hohen Gefangenen wurde aber erst ein Aufenthalt in dem Schlosse Dornburg angewiesen, und später wurde er dem Weigel von Lengenfeld zur Aufsicht übergeben, welcher ihn in seine Burg Trausnitz (nicht weit von der Stadt Arnberg in Bayern) in Verwahrung brachte. Nach der heißen Schlacht setzten sich die ermüdeten Sieger an die Tafel zu einem dürftigen Mahle. Es war nichts zu haben, als Brot und eine Schüssel voll Eier, und zwar von letzteren nur so viel, daß auf den Mann ein Ei kam, doch aber noch ein einziges übrig blieb. Nun fragte sich's, wer dieses bekommen sollte. Ludwig nahm es nicht für sich, er legte es mit seiner gewöhnlichen Freundlichkeit seinem Feldherrn Schwepper-mann auf den Teller. „Dem Mann ein Ei," sagte er, „und dem Schweppermaun zwei." Kaiser Ludwig gerieth nun in große Mißhelligkeit mit dem Papste, welcher es mit seinem Gegner hielt, und ihn aller Rechte aus das deutsche Reich für verlustig erklärte. Des gefangenen Friedrichs Bruder, Leopold, suchte diesen günstigen Umstand sogleich zu benutzen, und machte Anstalt, den Willen des Papstes zu vollziehen, allein ohne Erfolg. Da dieser Versuch mißlang, wandte er sich mit freundlichen Geberden an Ludwig, sendete ihm die Reichskleinode und bat ihn um die Befreiung des Bruders; denn so lange dieser in des Gegners Händen war, konnte nichts Ersprießliches vorgenommen werden. Er that noch mehr, er gewann einen Kerkerknecht Friedrichs, welcher versprach, ihn aus seiner Haft zu ent-lassen; Friedrich aber widersetzte sich diesem Versuche heimlicher Befreiung. Bald darauf erlangte er auf eine viel edlere Art seine Freiheit wieder. Ludwig, welcher, arm an Geld und an Menschen, sich nach Ruhe sehnte, ritt hinaus ans die Trausnitz, ließ sich in Friedrichs Gefängniß führen und bot ihm Befreiung und Versöhnung an unter der Bedingung, daß er der Kaiserkrone entsagen und ihm Beistand wider den Papst leisten sollte. Friedrich, welcher der Gefangenschaft müde war und eben so gut als Ludwig das Unglück einsah, welches die Fortsetzung ihres Krieges über Deutschland bringen würde, versprach und unterschrieb, was man von ihm verlangte. Unverzüglich wurde er hierauf in Freiheit gesetzt und reiste nach Wien ab. 15*

7. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 231

1871 - Braunschweig : Wreden
— 231 — Verwünschungen, Drohungen und Gespött, ward er nach Magdeburg eingeführt, ohne indeß den Anblick eines Gebeugten zu bieten. Dies erregte den Zorn des Kirchenfürsten im höchsten Maße, und um den gefangenen ritterlichen Feind zu demüthigen, griff er zu einem schmachvollen Mittel. Es ward auf einem öffentlichen Platze von Balken und Sparren ein Käfig erbaut und Otto, den Magdeburgern zur Schau, in denselben eingesperrt. Elende Kost war seine Nahrung und Stroh sein Lager. Es ist leicht zu erkennen, welchen Eindruck die Kunde von einer so verabscheuungswürdigen Handlungsweise auf Otto's Brüder und seine Gemahlin Hedwig machen mußte. Erstere fielen verheerend in das Magdeburgische ein, ohne indeß dadurch die Befreiung des Markgrafen zu erwirken. Da erschien eines Tages bei der Markgräfin ein Dienstmann, Johann von Buch mit Namen, auf dessen Rath sie Alles, was sie an Gold und Kostbarkeiten besaß, zusammenraffte und sich nach Magdeburg begab. In kurzer Zeit war es ihr gelungen, die Domherren und Ritter durch Geldspenden für sich zu gewinnen. Alsbald ward in dem Kapitel (der Rathsversammlung der Domherren und Stiftsgeistlichen) für Freilassung des Gefangenen gegen ein Lösegeld von 4000 Mark Silber gestimmt. Otto gab sein fürstliches Wort, dies Geld in 4 Wochen herbeizuschaffen oder freiwillig in die Gefangenschaft zurückzukehren. So ward er vorläufig frei. Aber woher eine so große Summe nehmen? Und wieder wußte der alte, treue Johann von Buch Rath. Er führte den Markgrafen in die Kirche zu Tangermünde, zeigte ihm einen von Eichenholz und mit dicken eisernen Bändern wohlbeschlagenen Kasten und sagte: „Hier findet Ihr, was Ihr bedürft, Euer Vater vertraute meiner Treue diesen Schatz, um ihn seinen Söhnen zu überantworten, wenn sie einmal keinen Rath mehr wüßten." Der Kasten enthielt mehr als 4000 Mark an Gold- und Silbermünzen. Bald darauf erschien Otto wieder in Magdeburg und händigte das Lösegeld ein. „Wir sind also aus einander von Stund' an?" sagte der Markgraf, als er sich schon wieder auf fein Roß geschwungen hatte. „Ja", sagte der Erzbischof. „Pah!" rief Otto, „Ihr wißt doch wahrlich noch nicht, einen brandenburgischen Markgrafen zu schätzen. Ihr mußtet einen solchen Haufen Geldes fordern, daß ich, wenn ich zu Rosse sitze, mit ihm bedeckt werde und nicht einmal die Lanzenspitze herausschaut! Das wäre ein Preis für einen brandenburgischen Fürsten." Lachend sprengte er, den Entschluß zur Erneuerung der Fehde im Herzen tragend, zum Thore hinaus. Da aber der Erzbischof bald darauf starb und der Bruder Otto's, Erich, zum Erzbischof gewählt wurde, so blieben die Magdeburger mit den Assaniern gute Freunde. Den Beinamen „mit dem Pfeile" hatte Otto deshalb erhalten, weil er bei einer Belagerung am Kopfe mit einem Pfeile verwundet ward, den die Aerzte nicht herauszuziehen wagten. Später ist die Eisenspitze jedoch von selbst herausgefallen. Unter Otto's Regierung kam die Herrschaft Landsberg bei Halle an Brandenburg. Sein Nachfolger Waldemar, in dem sich alle großen Eigenschaften seiner Vorgänger vereinigten, war der letzte tüchtige Askanier. Nach ihm kam
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