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1. Geschichte des Mittelalters - S. 208

1888 - Wiesbaden : Kunze
208 Dritte Periode des Mittelalters. welche nach damaliger Sitte fern von den menschlichen Wohnungen in einsamen Siechhäusern untergebracht wurden, persönlich Hilfe zu bringen. Es wird erzählt, Elisabeth habe einst ein aussätziges Kind eigenhändig gewaschen, verbunden und in ihr eigenes Bett gelegt. Als Ludwig diesen Vorfall vernommen, habe er am Fuße der Wartburg ein Hospital gegründet, worin Kranke und Gebrechliche ausgenommen wurden, welche Elisabeth täglich pflegte und erfrischte. Auch die Kranken der Stadt Eisenach besuchte sie. Als sie einst auf einem schmalen Nebenpfade Brot, Fleisch und Eier hinabtrug, begegnete sie dem Landgrafen. Neugierig schlug er ihren Mantel aus und fand — rote und weiße Rosen. Ludwig nahm 1227 das Kreuz; Elisabeth begleitete ihren Gemahl bis an die Grenze seines Landes und legte heimgekehrt Witwentracht an. Als Ludwig zu Otranto starb, erfüllte sein Tod die Brust der frommen Frau mit großem Schmerz. Ihre Schwäger vertrieben sie darnach nebst ihren Kindern von der Wartburg, und sie mußte hilflos umherirren, bis sich ihre Tante, die Äbtissin des Klosters Kissingen, ihrer erbarmte und die fromme Dulderin aufnahm. Als Ludwigs Freunde nach ihrer Rückkehr aus dem Morgenlande bewirkten, daß sich ihre Verhältnisse besser gestalteten, zog Elisabeth zunächst wieder aus die Wartburg, von da aber nach Marburg, wo sie neue Werke der Liebe und Wohlthätigkeit übte und ein Hospital unterhielt. Ihren Lebensunterhalt erwarb sie sich mit Wollespinnen. Dort war auch der Ketzerrichter Konrad (§. 29) ihr Beichtvater, der sie zwar gegen ihre Feinde schützte, aber durch harte Bußübungen und Geißelungen mannigfach quälte. Ein hitziges Fieber endete ihr junges Leben 1231. Über ihrem Grabe erhebt sich die herrliche Elisabethkirche, eine Zierde des gotischen Baustils, welche Landgraf Konrad, ihr Schwager, begonnen hat. 4. Hedwig von Meran. Eine Zeitgenossin der Landgräfin von Thüringen war die heilige Hedwig, die Tochter des Herzogs Berthold von Meran, welche an den Herzog Heinrich I. von Schlesien vermählt war. Sie besaß große Sanftmut und Milde und wußte dadurch ihren strengen, aufbrausenden Gatten oft zu besänftigen. In ihrer Herzensgüte bat sie für angeklagte Unterthanen um Gnade, ihrem Wohlthätigkeitssinn nachgebend, schickte sie häufig den Gefangenen Speise und Trank und erleichterte ihnen das harte Los auf jegliche Weise. Einst geriet ihr Gemahl in die Gefangenschaft des Herzogs Konrad von Masovien. Da brach die treue Frau furchtlos auf, begab sich zu Konrad und wußte das Herz des wilden Herrn so zu

2. Geschichte des Mittelalters - S. 226

1888 - Wiesbaden : Kunze
226 Vierte Periode des Mittelalters. der Fürsten durch Heranziehung der Städte zu brechen, zu deren Gunsten er die Rheinzölle aufhob. Als er seine Hausmacht durch Holland und Seeland vergrößern wollte, wo die männliche Linie des regierenden Grafenhauses ausgestorben war, drang er nicht durch, sondern mußte die Länder der weiblichen Linie des Hauses Avesnes überlassen. Böhmen gab er zwar, nachdem Ottokars Enkel Wenzel Iii. ohne Nachkommen gestorben war, 1306 seinem Sohne Rudolf als Reichslehen; doch nach dessen Tode (1307) weigerten sich die böhmischen Stände, wieder einen Ostreicher zum König anzunehmen und beriefen den Herzog Heinrich von Kärnten, den Schwager Wenzels und Sohn Meinhards von Tirol zur Regierung. Thüringen und Meißen suchte er dadurch zu gewinnen, daß er vorgab, sein Vorgänger habe diese Länder für das Reich erworben. Aber Friedrich und Diezmann leisteten aufs neue Widerstand und bereiteten seinem Heer bei Lucka unweit Altenburg eine Niederlage. Ebenso erfolglos war ein Landerwerbsversuch in der Schweiz. Schon seit Karl dem Großen gehörte ein Teil der heutigen Schweiz zum deutschen Reich; Kaiser Heinrich Iv. hatte diesen 1097 dem Herzog Berthold von Zähringen und seinen Nachkommen verliehen. Als diese 1218 ausstarben, kam das Land wieder an das Reich, und Landgrafen verwalteten die Hoheitsrechte desselben. Kaiser Friedrich Ii. trennte die Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden, welche zu Zürich und zum Aargau gehörten, von der Landgrafschaft und erhob sie, da sie sich durch treue Dienste dem Kaiser verpflichtet hatten, zu unmittelbaren Reichsländern. Zur Zeit des Interregnums hatten die drei Urkantone den Grafen von Habsburg zu ihrem Schirmvogt erwählt, und dieser bestätigte ihnen nachher als deutscher Kaiser die erlangten Freiheiten und Rechte. Nach Rudolfs Tode schlossen Uri, Schwyz und Unterwalden zur Wahrung ihrer Reichsunmittelbarkeit 1291 einen Bund, die Eidgenossenschaft, mit einander. Adolf von Nassau erkannte ihre Rechte und Freiheiten ebenfalls an. Als aber Albrecht I. zur Regierung kam, machte er als Landgraf im Aargau in den drei Urkantonen die Erblichkeit der Schirmvogtei, die sein Vater geübt hatte, geltend und schickte Vögte in dieselben, welche die drei Landschaften zur Aufgebung ihrer Reichsunmittelbarkeit und zum Anschluß an das habsburgische Haus bewegen sollten. Die Vögte übten aber einen solchen Druck über das Volk aus, daß sich die Eidgenossen erhoben und ihre Bedrücker vertrieben, eine That, mit welcher durch spätere einheimische Geschichtschreiber die Sagen von dem Schwur auf dem Rütli, von Geßler und Tell verknüpft worden sind.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 228

1888 - Wiesbaden : Kunze
228 Vierte Periode des Mittelalters. Sie erlitten bei Morgarten 1315 eine Niederlage und mußten Frieden schließen. Der Bund der Eidgenossen erweiterte sich seitdem, und schon 1353 gehörten acht Orte zu ihm: Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zürich, Glarus, Zug und Bern. Diese Vereinigung der acht alten Orte widerstand dem Angriffe des Herzogs Leopold von Östreich, eines Enkels Albrechts I., in der Schlacht bei Sempach 1386, wo Arnold von Winkelried sich für die Eidgenossen, nachdem er ihnen Weib und Kind empfohlen hatte, in den Tod gestürzt haben soll, um „der Freiheit eine Gasse" zu machen. Herzog Leopold und die Blüte der östreichischen Ritterschaft verloren Schlacht und Leben. §. Zß. Dll8 iseutstfie Heidi unter tfeti Luxemburgern Im—1437. 1. Heinrich Vii. 1308—1313. Nach Albrechts Tod wollten die Kurfürsten nicht zum dritten* male der rasch aufgeblühten Macht der Habsburger ein Übergewicht verleihen, zumal deren Regierung in keinem guten Andenken stand. Ebensowenig wollten sie den König Philipp Iv. von Frankreich in seinem Streben nach einer Universalherrschaft begünstigen, der bereits den Papst in Abhängigkeit von sich gebracht hatte und jetzt für seinen Bruder Karl von Valois nach der deutschen Krone trachtete. Sie versammelten sich daher zu einer Vorberatung zu Rense oberhalb Koblenz auf dem Königs stuhl*), einer achteckigen, auf Spitzbogen ruhenden Steinbühne, wo die rheinischen Fürsten zu wichtigen Beratungen zusammenzukommen pflegten. Hier entschieden sie sich auf Vorschlag des Erzbischofs Peter Aichspalter von Mainz für die Wahl des Grasen Heinrich von Luxemburg (Lützelburg), eines Sohnes des bei Worringen (§. 34) gefallenen Grafen von Lützelburg und Bruders des Erzbischofs Balduin von Trier. Die Wahl wurde in Frankfurt vollzogen, darauf erfolgte die Krönung in Aachen. Heinrich Vii. war nur mäßig begütert, aber ein Mann von edler Denkungsart, ritterlichem Sinne und großem Ansehen. Gleich nach seiner Thronbesteigung bestätigte er die Rechte der Eidgenossen, verhängte über die Mörder Albrechts die Reichsacht und ließ denselben an der Seite seines Gegners, Adolfs von Nassau, im Dome zu Speier feierlich beisetzen. Drei Königinnen waren zugegen, die Witwen Adolfs und *) Er zerfiel und wurde unter König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen 1843 wieder hergestellt.

4. Geschichte der Neuzeit - S. 25

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 7. Der Bauernkrieg. Thomas Münzer. 25 schuh, seinen Namen führte. Derselbe wurde zwar ebenfalls unterdrückt, kam aber im Breisgau und S ch w a b e n l a n d, wo der Bauernbund der „arme Konrad" hieß, wieder zum Vorschein. Auch in Steiermark hatten sich 1517 an 80 000 Bauern zusammengerottet und arge Vergewaltigungen gegen die Adeligen erlaubt. Alle diese Bauernverschwörungen fallen vor Luthers Auftreten und hatten ihren Grund in der Unzufriedenheit der Bauern mit ihrem Lose. Frohndienste, Plünderungen und Verheerungen, drückende Auflagen und Steuern, das Bei« spiel der freigewordenen und angesehenen Schweizer nährten in ihrer Brust Grimm und zugleich Sehnsucht, sich ihrer geistlichen und weltlichen Zwingherren zu entledigen. Am Neujahrstage 1525 erhoben sich zuerst die Bauern des Abtes von Kempten; die der andern geistlichen Fürsten und Herren folgten dem gegebenen Beispiel. Da der schwäbische Bund, welcher den Frieden herzustellen beauftragt war, zuvor den Herzog Ulrich von Würtemberg bekriegen mußte, der mit Hilfe der Eidgenossen sein Land wieder erobern wollte, so setzten die Bauern in zwölf Artikeln folgende Forderungen auf: Das Recht für jede Gemeinde, ihren Geistlichen selbst zu wählen, die Verwendung des Zehnten für den Pfarrer und die Armen, Freiheit von Frohndiensten, Anteil an Jagd und Fischsang, Benutzung der Wälder, Zurückführung der Abgaben und Pachtgelder auf den alten Fuß, Abschaffung des Todsalls, nach welchem ein Teil des Erbes der Herrschaft anheim fiel. Die Bauern schickten die zwölf Artikel an Luther und forderten ihn auf, sich über ihre Angelegenheit zu erklären. Das that Luther; er ermahnte die Herren zu besserer Behandlung der Bauern und Abstellung gerechter Beschwerden aufs dringendste, warnte aber auch die Bauern freundlich vor Gewaltthätigkeiten, welche wider das Evangelium seien. Allein feine Worte fanden kein Gehör. Der Ausstand griff immer weiter um sich. Unter der Anführung des Schenkwirts Georg Metzler drangen die Bauern aus Schwaben nach Franken, plünderten Burgen und Klöster und verkündeten den Städten, welche ihnen die Thore öffneten, eine neue, günstigere Ordnung der Dinge. Unter den Adeligen aber richteten die Aufrührer ein großes Blutbad an; sie hatten geschworen, alles zu töten, was Sporen trüge. Wer sogleich getötet wurde, hatte ein weit glücklicheres Los als die, welche in Gefangenschaft gerieten. In Weinsberg fiel der Graf Ludwig von Helf enstein mit 70 Waffengefährten in ihre Hände. Vergeblich warf sich feine Frau, eine natürliche Tochter Maximilians I., den Anführern zu Füßen, vergeblich bot der Graf

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 70

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 70 — gewann sich die Liebe des Volkes. Er starb auf der Burg Germersheim und ward zu Speier begraben. §• 42. Adolf von Nassau (1291—1298). Aus Furcht vor der Macht der Habsburger wählten die Kurfürsten nicht Rudolfs Sohn, Albrecht, zum Kaiser, sondern den Grafen Adolf von Nassau. Derselbe strebte ebenfalls seinehausmacht, nicht immer auf gerechte Weise, zu vermehren; die unzufriedenen Fürsten setzten ihn daher ab und wählten Albrecht von Oesterreich. Adolf fiel in der Schlacht bei Göllheim, in der er gegen Albrecht stritt. §• 43. Albrecht I. (1298—1308). 1. Albrecht von Oesterreich suchte ebenfalls sein Haus so stark und mächtig als möglich zu machen. Dadurch reizte er Volk und Fürsten gegen sich auf. Seine Versuche, Holland, Burgund, Thüringen und Böhmen an sich zu bringen, scheiterten. Er wurde von seinem Neffen, Johann von Schwaben, dem er sein Erbe vorenthielt, bei Win disch an derreuß ermordet. Albrecht war zwar ein tapferer und freigebiger, aber dabei auch herrschsüchtiger und habgieriger Herrscher. 2. Freiheitskriege der Schweizer. Wie Albrechts Pläne, seine Hans-macht zu vergrößern, fast überall scheiterten, so geschah es auch besonders in der Schweiz. Dieses Land gehörte theils schon seit 843, theils seit Conrad Ii. zum deutschen Reiche und stand unter verschiedenen kleinen Herren. Die Städte waren meist reichsunmittelbar. Als Albrecht I. auf den Kaiserthron kam, suchte er auch die reichsunmittelbaren drei Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden durch Lift und Gewalt mit seinen österreichischen Erb-staaten zu vereinigen. Aber es gelang ihm nicht, trotz aller Gewalt; denn während seiner ganzen Regierung erschienen keine Landvögte in der Schweiz. Nach seinem Tode bestätigte König Heinrich Vii. (1309) ihre Reichsunmittelbarkeit. (Die gewöhnliche Ueberlieferung stellt den Gang der Ereignisse folgendermaßen dar: Albrecht setzte Landvögte ein, die das Volk der Schweizer drückten (Geßler v. Brun eck und Beringer v. Landenberg). Geßler bauete eine Zwingburg in Uri und Beringer von Landenberg wohnte in Sarnen. Als ihr Druck unerträglich wurde, schlossen Werner Stauffacher v. Schwyz, Walter Fürst von Attinghausen und Arnold von Melchtlial in Unterwalden mit 30 andern freiheitsliebenden Männern einen Bund (auf dem Rütli). Geßler wurde bald darauf von Wilhelm Tell aus Bürglen getöd-tet (Hut auf der Stange, der Apfelschuss), und Landenberg wurde 1308 gefangen genom-men und über die Grenze gebracht. Die Waldstätter wurden frei und der König Heinrich Vii. bestätigte ihre Reichsfreiheit. Später (1315) wollte Leopold I., Albrechts Bruder, Rache an den Schweizern nehmen, wurde aber in dem Engpass bei Morgarten geschlagen. Im Jahre 1386, — so lange dauerten die Kämpfe zwischen den Schweizern und Oesterreichern, — zog ein anderer Leopold von Oesterreich nochmals in die

6. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 37

1872 - Heidelberg : Weiß
— 37 — das einfache Hirtenvolk wollte wie bisher unmittelbar unter dem deutschen Reichsschutze stehen. Nun schickte ihnen Albrecht Vögte, welche die Landleute hart bedrückten. Vergebens beklagten sie sich darüber beim Kaiser. Da traten einige wackere Männer (Werner Stanffacher aus Schwyz, Walter Fürst aus Uri, Arnold von Melch-thal ans Unterwalden nebst dreißig andern) ans dem Rütli, einer Bergwiese am Vierwaldstädtersee, zu einem Bunde zusammen, und schwuren einen Eid, die grausamen Vögte zu verjagen und die alten Freiheiten zu behaupten (1307). Bald darauf wurde der verhaßte Vogt Geßler von Bruueck in einer hohlen Gasse bei Küßnacht von dem kühnen Urner Wilhelm Tell aus Bürgleu erschossen, und am Neujahrstage 1308 die übrigen Landvögte, jedoch ohne Blutvergießen, vertrieben. Der erzürnte Kaiser Albrecht zog nun mit Heeresmacht heran, um die Waldstädte zu züchtigen. Er wurde aber von seinem Bruderssohn Johann von Schwaben, dem er widerrechtlich seine Erb-lande vorenthielt, mit Hilfe einiger Verschworenen am Ufer der Renß ei mordet. Der Kaiser starb am Wege in den Armen eines Bettelweibes. , ^Die Schweizer verteidigten ihr Land heldenmütig gegen alle Angriff-der Österreicher. Herzog Leopold von Österreich wurde in dem Enq-fül1« Morga r ten geschlagen, worauf die Schweizer einen ewigen Bnnd schloffen, von dem ie den Namen Eidgenossen erhielten. - Noch unglücklicher war Leopolds Eukel,Herzog Leopold Iii. von Österreich, in der Schlacht bei Sempa ch, wo die eb(e_ Selbstaufopferung Arnolds von Winkelrieb den Etbgeitoffen den Sieg gewann. — Mit der Zeit traten noch anbere Stabte und Gebiete dem Schwe,zer-Bunbe bei. Erst im westfälischen Fuebev 1648 würde indes die Schweiz vollständig vom deutschen Reiche abgetrennt. 35. Friedrich der Schöne von Österreich und Lndwig der Bayer. Auf Albrecht I. folgte Heinrich Vii., ein Graf von Luxemburg, alv deutscher Kaiser; nach raum fünfjähriger Regierung starb er auf einem Zuge «ach Italien. Die Uneinigkeit der deutschen pursten brachte wieder zwei Köuige aus den Thron: den Herzog Lubtöig von Bayern und den Sohn des Kaisers Albrecht, Friedrich den Schönen von Österreich. Da keiner von beiden zurücktreten wollte, entstand ein achtjähriger Kamps. Endlich siegte Ludwig der Bayer durch die Klugheit seines tapferen Feldhauptmannes Schweppermann bei Mühldorf in Bayern über [1322 seinen Gegner, und ließ Friedrich gefangen ans die Burg Trausnitz

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 385

1900 - Minden i. W. : Volkening
t — 385 — Vasallen nannten ihn geradezu einen Wahnsinnigen, und selbst der Bischof Theodorich von Münster fand es unsinnig, das Stift der besten Markburg zu berauben. Aber waren die Menschen auch dem frommen Beginnen entgegen, Gottfried blieb standhaft und wurde durch höhere Offenbarung gefestigt. Der Gerberge, die unter- dessen Äbtissin geworden, war im Traume ein glänzender Jung- ling erschienen und hatte ihr ins Ohr geraunt: „Wie schön wäre Kappenberg zu einem Gotteshause!" Durch die Säle von Kap- penberg selbst schritt nächtlich der heilige Augustinus, als wolle er davon Besitz ergreifen für die Kirche, und zuletzt kam als Haupt- Helfer auf einem Esel Sankt Norbert selbst angeritten. Damit war die Sache entschieden. Der schlichte Mann Hub an zu predigen, und siehe, die widerstrebendsten Gemüter wurden weich, und über den zornigen Otto selbst kam der Geist, daß er seines Bruders Eifer zu überstürmeu schien. Nur der armen Jutta mußte die Ein- willigung abgedrungen werden. Der von seinem Metropolitan zu Köln zurechtgewiesene Bischof Theodorich weihte mit großer Feier- lichkeit unter Assistenz des Heiligen, als ersten Propstes, das Schloß den Prämonstratensermönchen zum Kloster ein, trotz des Tumultes der hörigen Leute, welche die Mönche verjagen und Gottfried als Wahnsinnigen gefangen nehmen wollten. Ein Frauenkloster wurde zu gleicher Zeit am Fuße des Berges errichtet, welches Jutta, Beatrix, die Schwester Gottfrieds, und eine Adelheid, Gräfin von Oldenburg, bezogen. Als der mächtige und gewaltthätige Graf Friedrich der Streit- bare von Arnsberg von dieser Wandlung hörte und vernahm, daß man seine Tochter ins Kloster gesteckt, und daß die Kirche haben sollte, was jener als Wittum ausgesetzt war, geriet auch er in mächtigen Zorn und machte sich mit Rossen und Reisigen nach, dem neuen Kloster auf und drohte, er wolle den heiligen Norbert mit samt seinem Esel an einen Wagebalken hängen, um zu sehen, wer schwerer sei. Schon glaubten die Mönche, ihr letztes Stünd- lein sei gekommen, da trat Gottfried seinem rauhen Schwiegervater ruhig entgegen und bewog ihn durch ernste Ermahnungen, von seinem sündhaften Vorhaben abzustehen. Er zog mit seinen Gesellen ab und Schulze, Heimatskunde. 25

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 238

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 238 — Arbeiters an Wittekind, als er dem Bau eines Hauses zuschaute: „Here fort (daher soll Herford kommen), de Bile fällt". Als Bern- hard von der Lippe die Löwenburg baute, war Bielevelde bereits mit Mauern umgeben, hatte aber noch keine eigene Kirche. Es trat 1220 der Hansa bei und nahm im 13. Jahrhundert die Stadtrechte von Mimegardefort an, die 1287 vom Grafen Otte Hi. und 1326 von Otto Iv. bestätigt wurden. Am 26. November 1833 verlieh ihr Friedrich Wilhelm Iii. die revidierte Städteordnung. 1203 eroberte Bischos Hermann von Münster die Stadt, zerstörte die Mauern und befahl den Bürgern wie zum Hohn, allen Eichen um die Stadt die Köpfe abzuhauen. Hermann Iii. von Ravensberg be-- festigte sie aufs neue und Wilhelm von Cleve zog 1554 Wälle und starke Mauern, errichtete auch feste Thore. Im dreißigjährigen Kriege kamen erst holländische, dann kaiserliche und spanische Truppen. Tilly wütete dort schrecklich trotz des Widerstandes, den das Land- Volk unter der Führung des Herrn von Patthorst und Ledebur zu Mühlenburg leisteten. Im siebenjährigen Kriege drangen die Frmt- zosen am 14. Juni 1757 ein und kamen mit dem Nachtrabe der verbündeten Armee in Kampf. Nach der Schlacht bei Minden flohen sie eilig davon, schleppten aber an Beute mit, was sie fort- tragen konnten. Die Stadt besteht aus den beiden durch den Lutterbach getrennten Alt- und Neustadt. In jener liegt die Altstädter oder Nikolai- kirche mit einem kunstvollen reichgeschnitzten Flügelaltar aus den: Anfange des 16. Jahrhunderts, in dieser die Neustädter oder Marien- kirche mit den Grabdenkmälern des Grafen Otto Iii. von Ravensberg, seiner Gemahlin Hedwig von der Lippe sowie ihrem beiderseitigen Sohne Ludwig, sowie mit denen des Herzogs Wilhelm von Jülich und dessen Gemahlin Adelheid von Tecklenburg, endlich mit dem des Grafen Oyn von Palsterkamp, der als Droste vom Sparenberg 1021 starb. Im Kirchenbuche zu Heepen steht: Anno 1236 is de Kerke sünte Nicolaus up de Oleustatt Bielevelde assgesündert van der Kerken tho Hepen mit Vullborde des Hochwürdigen in Gott, Biscop Bernhard tho Paderbornen. Bielefeld gehörte bis dahin kirchlich zu Heepen und wurde von daher durch einen Gottesdienst, den ein

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 384

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 384 — der Land- und Pfarrgemeinde Bork von 2526, Alt-Lünen von 1566, darunter 153 evangelisch, und Salm von 1789 Eingesessenen aus. Olfen, in fruchtbarer Gegend, hat eine Kirche, die bereits im 9. Jahrhundert, als der heilige Vitus, ihr Patron, ins Land kam, gegründet wurde. Nahe bei dem Orte führt der Dortmund- Emskanal vorbei mit seinen sehenswerten Schiffshebewerken. Bei Bork ragt in schöner, waldreicher Gegend das Schloß Kap- penberg empor und gewährt eine herrliche Aussicht in das Lippethal, zu dem Schloß gehört eine bedeutende Bierbrauerei. Kappenberg war einst eines der reichsten Klöster Deutschlands. Früher als sächsische Beste von Karl dem Großen besetzt, wurde sie darauf der Haupthof einer Grafenfamilie, die mit ihrem Gefolge von Dienst- und Lehnsmannen von bedeutendem Gewichte in den Wirren der Sachsenkriege mit Heinrich Iv. war. Aber obwohl ihre Stellung sie zu Fehden und Blutvergießen zwang, hatte doch stets ein from- mer Sinn in ihrem Hause geherrscht. Graf Hermann war sogar als Wunderthäter geehrt; in seinen Enkeln Gottfried und Otto, den letzten Grafen, kehrte erhöht die Denkart Hermanns wieder. Die Knaben wurden mit zwei Schwestern und einer Base Gerberge von einem Priester Wiechmann in strenger Gottesfurcht erzogen. Als sie erwachsen war, empfing Gerberge im Kloster Unserer lieben Frauen zu Münster die heilige Weihe. Gottfried aber nahm, als er Graf geworden, die schöne Jutta von Arnsberg zum Gemahl und führte sie unter glänzenden Ritterspielen auf Kappenberg ein. Er liebte sie und ließ sich dort von ihr fesseln, bis der Name des heiligen Norbert, der in Köln eingezogen war, ihn in die heilige Stadt am Rheine lockte. — Gottfried war frohen Mutes in Köln eingeritten, als er aber die Predigt des wunderbaren Mannes gehört hatte, kehrte er gesenkten Hauptes und mit von Sündenbewußtsein beklommener Brust wieder heim. Sein Entschluß stand fest: er wollte aus seinem Hause ein Kloster stiften, all sein Gut dazu thun und selbst ein Mönch werden, auch sein junges, blühendes Weib von sich senden. Als er zu Hause seinen Vorsatz verkündete, fand er überall den heftigsten Widerstand. Sein Weib weinte, sein Bruder schalt ihn heftig, die

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 386

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 386 — wandte sich an den Kaiser. Dieser jedoch bestätigte 1123 die Stiftung, und Gottfried konnte eine Zeit lang ruhig der Vollendung seines Werkes leben. Er warf den gräflichen Schmuck von sich, nahm die Tonsur, Pflegte die Kranken, erbaute durch die süße Gabe seiner Rede die Mönche, die ihn wie einen Heiligen verehrten. Im Jahre 1125 zogen Gottfried und Otto nach Premontre, ließen sich mit großem Pompe zu Akolutheu iu den Orden einweihen, legten die Gelübde ab und lebten nun ganz der Erfüllung ihrer klöster- lichen Pflichten. Sie stifteten noch sieben Gotteshäuser aus ihren zerstreuten Gütern, von denen übrigens die Bischöfe von Mainz, Köln und Münster große Stücke an sich rissen; zwei Schlösser und Ortschaften tauschte Herzog Friedrich von Schwaben von seinem frommen Vetter für Reliquien ein. Es war in einer der letzten Nächte des Jahres 1126, als die Äbtissin Gerberge, die stets mit besonderer Liebe an dem Vetter gehangen, plötzlich die Thür ihrer Zelle sich öffnen sah, und der fromme Graf vor ihr Lager trat. Erstaunt richtete sie sich aus. Es glänzte ein goldenes Diadem auf seiner Stirne, ein wunderbares Leuchten ging von seiner Gestalt aus, und sie fragte: „Wie gehst du so gekrönt einher?" Da ant- wortete er: „Ich bin ohne Gericht in den Palast des großen Königs aufgenommen und wie seinen Sohn hat er mich gekrönt mit dem Diadem seliger Unsterblichkeit." Damit verschwand die Gestalt. Bald nachher kam die Kunde, zu Jlmstädt in der Wetterau sei in jener Nacht Graf Gottfried, erst 31 Jahre alt, in seines Bruders Otto Armen verschieden. Dort, wo er eine Norbertiner Propstei gestiftet, wurde er auch begraben und zu der Zahl derjenigen gerechnet, welche die Kirche dsati nennt; später ließ sein Bruder die Hälfte seiner Hülle nach Kappenberg bringen, wo sich ein Denkmal über seinem Grabe befindet. Und Jutta? Sie konnte dem ihr aufgezwungenen Klosterleben keinen Geschmack abgewinnen und ließ sich durch einen Ritter, mit Namen Franco, entführen. Als Gottfried dieses vernahm, griff er zu dem verlassenen Waffengeräte und setzte dem Räuber nach. Doch erst über dem Rheine holte er Franco ein, nahm ihm seine Beute wieder ab und sührte sie in ihre Klause zurück. Als er
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