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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des Mittelalters - S. 109

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 1. Konrad Ii. 109 Griechen bis zur Südspitze Italiens zurück. Dann setzte er die Normannen zu Hütern der südlichen Grenzmark seines Reiches ein. Nachdem die Unterwerfung des Reiches vollendet und die Grenzen gesichert waren, ging Heinrich mit dem Plane um, einen allgemeinen Weltfrieden zu begründen. Da starb er 1024 kinderlos auf seiner Pfalz Grona bei Göttingen. Er wurde in seiner Lieblingsstiftung, in der Domkirche zu Bamberg, beigesetzt, wo später auch seine Gemahlin Kunigunde (§. 23, 5) ihre Ruhestätte fand. Heinrich war ein frommer Fürst und der Kirche bis zu seinem Tode treu ergeben; dabei hat er die kaiserlichen Rechte gewahrt und selbst in Rom die Schirmvogtei mit strenger Hand geübt. Die Kirche hat später (1146) ihn samt seiner Gemahlin heilig gesprochen. Mit Heinrich Ii. erlosch das erlauchte sächsische Kaiserhaus. §. 20. 3)iß frnnfoifcsien oller fatifrfien laifec 1024—1125. 1. Konrad Ii. 1024 — 1039. Nach Heinrichs Ableben versammelten sich im September 1024 die deutschen Völkerstämme unter ihren Herzögen an den Ufern des Rheins zwischen Mainz und Worms zur neuen Kaiserwahl. Man fragte lange hin und her nach dem Tüchtigsten und beschränkte die Wahl auf immer engere Kreise, bis endlich zwei Männer herausgefunden wurden. Beide hießen Konrad, waren Vettern, gleich tüchtig, der eine älter, der andere jünger, und stammten von Otto dem Franken ab. Beide besprachen sich jetzt unter einander und kamen dahin überein, daß der Nichtgewählte die durch die Fürsten vollzogene Wahl des andern gutheißen wolle. Als nun zur Wahl geschritten wurde, gab der Erzbischof von Mainz, welchem die erste Stimme zukam, diese dem älteren Konrad, und alle geistlichen und weltlichen Großen folgten seinem Beispiele. Auch Konrad der Jüngere stimmte bei und nannte ihn seinen Herrn und König. Nachdem die Wahl entschieden war, trat die Witwe Kaiser Heinrichs Ii., die fromme Kunigunde, mit den Reichskleinodien herzu, überreichte sie den Fürsten, und Konrad wurde noch am nämlichen Tage zu Mainz gekrönt. Aus dem Wege zum Dome umdrängten ihn viele Hilfeflehende; die Bischöfe wurden über diesen Verzug unwillig, Konrad aber sprach laut: „Es ist meine erste Pflicht, Gerechtigkeit zu üben, es fei mir bequem oder nicht!" Diesem edlen Grundsätze blieb er allezeit treu. Konrad war eine derbe, kräftige Natur, leutselig gegen die Guten,

2. Geschichte des Mittelalters - S. 100

1888 - Wiesbaden : Kunze
100 Zweite Perivde des Mittelalters. Ungarn verschont blieb. Im folgenden Jahre züchtigte Heinrich die Danen, welche den Slawen geholfen hatten; er drang bis Jütland • vor und errichtete die Mark Schleswig jenseit der Eider. Nachdem Heinrich die Einheit des Reiches erneuert und die Grenzen gefestigt hatte, ließ er auf einer Versammlung zu Erfurt feinen ältesten Sohn Otto zu feinem Nachfolger erwählen. Der Plan, nach Italien zu ziehen, um die römische Kaiserkrone zu erlangen, kam nicht zur Ausführung. Heinrich starb 936 in Memleben und wurde in Quedlinburg, das er gegründet hatte, bestattet. 3. Otto I. der Große 936-973. Otto I. wurde 936 mit großer Pracht vom Erzbischof von Mainz in Aachen gekrönt. Bei der Krönungsfeier werden zum erstenmal die Ehrenämter genannt, welche später bei allen Krönungsfeierlichkeiten üblich waren. Der Herzog von Lothringen *), zu dessen Herrschaft die Stadt Aachen gehörte, sorgte als Erzkämmerer für des Königs Wohnung; der Herzog von Franken trug als Erz-truchfeß die Speisen auf; der Herzog von Schwaben beaufsichtigte als Erzmundschenk die Mundschenken, und der Herzog von Bayern sorgte als Erzmarschall für Wohnung und Stallung der ganzen Ritterschaft. Otto besaß klaren Verstand, eine rasche Auffassungsgabe und große Vorliebe für Dichtung und Gesang. Sein Gang, feine Haltung, fein Benehmen waren stolz und würdevoll. Sein freundliches Wesen, seine muntere Laune, seine Treue erwarben ihm viele Freunde, sodaß auch diejenigen, welche seine Strenge fürchteten, doch gern in feiner Nähe weilten. Kämpfe im Innern. Otto I. nahm sich Karl den Großen zum Vorbilde und suchte die Macht und Einheit des Reiches, die fein Vater begründet hatte, noch fester zu gestalten. Er behandelte deshalb die deutschen Herzöge, welchen fein Vater noch eine gewisse Selbständigkeit in ihren Ländern gelassen hatte, wie absetzbare Reichsbeamte und verlieh die freigewordenen weltlichen und geistlichen Herrschaften an zuverlässige Verwandte und Freunde. Dieses feste, zielbewußte Verfahren, sowie das Hervortreten des Sachsenstammes wurde anfangs von den Großen der übrigen Stämme übel empfunden und erzeugte eine Unzufriedenheit, die dazu beitrug, daß Ottos Regierungszeit ein ununterbrochener Kampf mit innern und •*) Konrad Iii. verband 1143 die Erzkämmererwürde mit der Mark Brandenburg.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 101

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 19, 3. Otto I. der Große. 101 äußern Feinden war. Zuerst mußte er gegen Eberhard von Franken, der den Landfrieden gebrochen hatte, und seinen Stiefbruder Thankmar 938 zu Felde ziehen; Thankmar wurde besiegt und in einer Kirche, wo er Schutz suchte, getötet. Dann mußte er wiederholt gegen seinen Bruder Heinrich kämpfen, der nach der Krone strebte, sich mit Eberhard von Franken verband und auch Giselbert von Lothringen gegen Otto aufwiegelte. Otto verzieh Heinrich zweimal, und auch nachdem Heinrich sich zum drittenmal erhoben und den königlichen 33rüber in Ouedlinburg hatte überfallen und ermorden wollen, war Otto so großmütig, dem beider Weihnachtsfeier in Frankfurt vor ihm erscheinenden Büßer Verzeihung gewähren. Heinrich ging nun in sich und empfing später das Herzogtum Bayern, wo er Otto durch treue Dienste vergalt. Eberhard und Giselbert wurden 939 von Ottos Streitern am rechten Rheinufer, Andernach gegenüber, beim Brettspiel überrascht: Eber- hard fiel im Kamps, Giselbert ergriff die Flucht und ertrank im Rhein. Lothringen gab Otto (944) seinem Schwiegersohn Konrad dem Roten, dem Ahnherrn der sränkisch-salischen Kaiser; Sachsen und Thüringen verwaltete er anfänglich selbst, dann übertrug er Sachsen einem sächsischen Großen, dem treuen Hermann Billung. Ottos Bruder Bruno wurde Erzbischof von Köln, 954 Herzog von Lothringen und machte sich durch Verbreitung christlicher Bildung und Sitte verdient. Ottos Sohn Ludolf, der sich mit der Tochter des Schwabenherzogs Hermann vermählte, erhielt die Anwartschaft auf Schwaben; ein anderer Sohn, Wilhelm, wurde 954 Erzbischof von Mainz. Auf diese Weise brachte Otto den größten Teil des Reiches in die engste Verbindung mit seinem Hause. Äußere Kampfe. Als sein Schwager Ludwig Iv. von Frankreich, der sich mit Giselberts Witwe vermählt hatte, durch den Grasen .Hugo von Paris des Thrones beraubt wurde, zog Otto gegen diesen, befreite Ludwig aus dem Gefängnis und zwang den Thronräuber zur Unterwerfung. Im Osten des Reiches fetzte er unter den Slawe»: das Eroberungs- und Bekehrungswerk feines Vaters fort. Er ließ durch den tapfern und strengen Markgrafen Gero die Slawen bis zur Oder unterwerfen, machte die Polen tributpflichtig und führte das Christentum ein; er errichtete die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Merseburg, Meißen, ferner unter den Polen Posen und ordnete sie dem neugegründeten Erzbistum Magdeburg unter. Ebenso mußte der Herzog Boleslav von Böhmen die Oberhoheit Ottos anerkennen.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 110

1888 - Wiesbaden : Kunze
110 Zweite Periode des Mittelalters. streng gegen die Bösen, unermüdlich thätig für die Wohlfahrt des Reiches. Ohne höhere Bildung, schlug er die Wege ein, welche der Augenblick dem Kriegshelden und Staatsmanne vorschrieb. Er besaß große Eigen- oder Salgüter (daher der Salier genannt) und war mit Gisela (§. 23, 6), der Tochter des reichen Schwabenherzogs Hermann, vermählt. Diese war eine vorzügliche Frau, von großer Klugheit und besaß eine für ihre Zeit ungewöhnliche Bildung. Vorher war sie an Herzog Ernst den Älteren von Schwaben vermählt und hatte aus dieser Ehe dem Kaiser zwei Söhne zugebracht, Ernst und Hermann. Nach alter Sitte hielt Konrad seinen Königsritt durch die Provinzen seines Reiches, sprach Recht, wo es nötig war, und lernte die Bedürfnisse des Volkes kennen. Nachdem der Friede im Innern des Reiches gesichert war, brach er 1026 nach Italien auf, schlichtete auch dort die Unruhen, schmückte sich mit der lombardischen Krone und empfing 1027 zu Rom die Kaiserkrone. Bei dieser Feierlichkeit waren König Rudolf Iii. von Burgund und Kanut der Große von Dänemark zugegen. Letzterer, der mächtigste Fürst jener Zeit, wurde durch die Verzichtleistung des Kaisers aus die Mark Schleswig, welche seitdem dänisch ward, zum Freunde gewonnen und vermählte seine Tochter mit Konrads Sohn Heinrich. Rudolf Iii. bestimmte, da er kinderlos, das sächsische Kaiserhaus erloschen und Konrads Gemahlin Gisela eine Schwestertochter von ihm war, nun das fränkische Haus zur Erbfolge in Burgund. Dieser Vertrag verursachte jedoch dem Kaiser und seiner Familie viel Herzeleid. Konrads Stiefsohn, der Herzog Ernst von Schwaben, empörte sich nämlich gegen den Kaiser, weil er als Giselas Sohn ein näheres Anrecht auf Burgund zu haben glaubte, und verband sich mit den Grafen Wels von Altdorf und Werner von Kiburg (bei Zürich), um Burgund mit Gewalt der Waffen für sich in Besitz zu nehmen. Sobald aber der Kaiser aus Italien nach Deutschland zurückkehrte, weigerten sich die schwäbischen Krieger, gegen diesen zu kämpfen. Herzog Ernst mußte sich deshalb, von seinen eignen Leuten verlassen, unterwerfen und wurde als Gefangener auf die Festung Giebichenstein bei Halle gebracht. Konrad schenkte ihm zwar auf die Bitte der Kaiserin Gisela hin nach drei Jahren die Freiheit wieder, verlangte aber von seinem Stiefsohne, ihm den geächteten Grafen Werner von Kiburg auszuliefern, oder wenigstens seinen Aufenthalt zu verraten. Doch Herzog Ernst wies diese Forderung in edlem Zorn zurück. Da bot ihm Konrad sein Herzogtum Schwaben wieder an, wenn er den Grafen aufgebe; allein Ernst blieb fest und erklärte feierlich, er könne wohl einen

5. Geschichte des Mittelalters - S. 54

1888 - Wiesbaden : Kunze
54 Erste Periode des Mittelalters. Alboin konnte die Eroberung Italiens nicht vollenden. Bei einem Gastmahle zu Verona nötigte er unbesonnenerweise seine Gemahlin, aus dem Schädel ihres Vaters zu trinken. Rosamunde schwur in ihrem Schmerze Blutrache, und im Verein mit Alboins Schildträger Helmichis überfiel sie ihren Gemahl und erschlug ihn 573. Helmichis und Rosamunde, welche vor dem erbitterten Volke fliehen mußten, fanden Schutz und Aufnahme bei dem Nachfolger des Narses, Longinus, welcher in dem Exarchat Ravenna im Namen des griechischen Kaisers gebot. Longinus trug Rosamunden seine Hand an und veranlaßte dieselbe, den Helmichis aus dem Wege zu räumen. Sie reichte ihm einen Becher mit Gift, als er vom Bade kam; aber Helmichis spürte alsbald die tödliche Wirkung und zwang mit gezücktem Schwerte die Giftmischerin, den Rest zu leeren. So starben beide zu gleicher Zeit. Alboins Tochter und seine Schätze sandte Longinus nach Konstantinopel. Alboins Nachfolger Kleph wurde nach 18 monatlicher Regierung ermordet. Nun blieben die Langobarden 10 Jahre ohne König. Als aber die Unordnung im Reiche überhand nahm, wählten sie 584 Autharis, den Sohn Klephs, zum König, welcher Theodelinde, die Tochter eines Herzogs der Bojoarer (Bayern) ehelichte. Als Autharis um Theodelindes Hand werben ließ, war er, wie erzählt wird, selbst verkleidet unter der Gesandtschaft. Auf seinen Wunsch reichte sie ihm den Willkommsbecher; beim Zurückgeben drückte er die Hand der Braut und streichelte ihr die Wange, ohne sich jedoch zu erkennen zu geben. Die Bayern geleiteten ihn bis zur Grenze seines Landes. Da warf er mit gewaltigem Schwung seine Streitaxt in einen frei stehenden Baum, und alle sahen und gestanden, so werfe nur Autharis, der Langobardenkönig. Theodelinde wurde nach dem Tode ihres Gatten, der früh starb, dem Volke eine weise Herrscherin und erwarb sich die Gunst desselben in dem Grade, daß ihr gestattet wurde, einen Gatten frei zu wählen, der als König anerkannt werden sollte. Sie wählte den tapfern Herzog Agil ul f von Turin. Da sie katholischen Glaubens war, so unterhielt sie lebhaften Verkehr mit dem damaligen Papste Gregor I. dem Großen in Rom. Dieser entflammte dermaßen ihren religiösen Eifer, daß sie nicht eher ruhte, bis die Langobarden der arianischen Lehre entsagten und die katholische Lehre annahmen, die nun allgemein zur Geltung kam. Das Reich der Langobarden wuchs immer mehr; 752 fiel ihm auch das Exarchat von Ravenna zu. Das Land wurde in Herzogtümer und Markgrafschaften geteilt und gut angebaut; aber die besiegten

6. Geschichte des Mittelalters - S. 123

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 5. Heinrich Iv. im Streit mit Gregor Vii. 123 „Die Großen des Reiches haben wegen harter Verbrechen Deine Ausschließung aus der Kirche verlangt; bist Du unschuldig, so nimm diese noch übrige Hälfte vom Leibe des Herrn und rufe Gott zum Zeugen Deiner Unschuld an; dann will ich Dich in alle Deine Würden wieder einsetzen und fortan Dein Verteidiger sein." Heinrich erblaßte; er fühlte sich nicht frei von Schuld und entzog sich dem Gottesgericht. Nach der Messe lud Gregor den König zum Frühmahle ein, unterredete sich mit ihm und entließ ihn unter ernsten Ermahnungen. Bei seiner Rückkehr fand Heinrich die Stimmung in der Lombardei ganz verändert; die Großen empfingen den König schweigend und kalt, die Bürger nahmen ihn weder in die Städte auf, noch kamen sie ihm entgegen, sondern brachten ihm in sein Lager vor die Stadt hinaus, was sie zu liefern gehalten waren. Da empfand Heinrich die erlittene Demütigung doppelt; er änderte seine Gesinnung, brach sein Wort, sammelte die treu gebliebenen lombardischen Großen um sich und hinderte die Reise des Papstes nach Augsburg. Nun traten die deutschen Fürsten in Forchheim zusammen und wählten auf Anraten päpstlicher Gesandten 1077 den Herzog Rudolf von Schwaben, Heinrichs Schwager, zum Gegenkaiser, der alsbald zu Mainz gekrönt wurde. Aber das Volk Süddeutschlands bewahrte Heinrich Iv. die Treue. Heinrich erschien auf die Nachricht von Rudolfs Wahl mit feinem Heere in Deutschland, ließ in Ulm seinen Gegner durch einen Fürstenrat zum Tode verurteilen und dessen Herzogtum Schwaben dem treuesten seiner Freunde, Friedrich von Hohenstaufen, zuerkennen, dem er auch feine Tochter Agnes zur Gemahlin gab. Der Krieg zwischen Rudolf und Heinrich dauerte drei Jahre. Der Papst verhielt sich zunächst zuwartend, und seine Gesandten versicherten je nach dem Stande des Streites bald die eine, bald die andere Partei der päpstlichen Gunst. Als Rudolf die Oberhand zu erlangen schien, sandte ihm der Papst eine Krone und belegte Heinrich von neuem mit dem Bann. Die Anhänger Heinrichs erkannten jedoch das Doppelspiel des Papstes und blieben dem Kaiser treu. Heinrich ließ deshalb auf einer Versammlung in Brixen abermals die Absetzung Gregors aussprechen und den Erzbischof von Ravenna als Klemens Iii. zum Gegenpapst wählen. Da fiel Rudolf in der Schlacht bei Grona unweit Merseburg 1080 wahrscheinlich durch den Herzog Gottfried von Bouillon, welcher dem Gegenkönig die rechte Hand abschlug, mit der er einst dem Kaiser Treue geschworen hatte.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 125

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 6. Heinrichs Iv. Ende. Heinrich V. 125 römischen Stuhle vermacht und gab es nicht einmal zu, daß ihr Gemahl dieselben bei ihren Lebzeiten verwaltete. Darum trennte sich Wels von ihr und wurde von nun an des Kaisers bester Freund und Bundesgenosse. Die päpstliche Partei wandte sich hierauf an den jungen König Heinrich und wiegelte ihn gegen den Vater auf. Der meineidige Sohn erhob sich und schrieb einen Reichstag nach Mainz, aus. Der Vater aber fand Hilfe bei den rheinischen Städten. Als der Sohn vernahm, daß sein Vater mit einem Heere nahe, eilte er ihm mit erheuchelter Unterwürfigkeit bis Koblenz entgegen, söhnte sich scheinbar mit ihm aus und lud ihn ein, mit ihm nach Mainz zu gehen, wo die versammelten Fürsten den Streit entscheiden und eine Aussöhnung mit dem Papste herbeiführen sollten. Heinrich folgte arglos. In Bingen aber mußte er vernehmen, daß der Erzbischof von Mainz den mit dem Bannfluch beladenen Kaiser nicht in die Stadt aufnehmen wolle, deshalb ritten beide nach der Burg Böckelheim bei Kreuznach. Kaum war jedoch Heinrich Iv. innerhalb des Thores, so fiel das Fallgatter und trennte ihn von seinen Begleitern. Der alte Kaiser wurde nun dem Bischof von Speier übergeben, und dieser hielt ihn in strenger Gefangenschaft, obwohl er nur Gutes von Heinrich empfangen hatte. Nach kurzer Zeit holte Heinrich den tiefgebeugten Vater nach Ingelheim; dort erschienen die Erzbischöfe von Mainz und Köln mit zahlreichem Gefolge vor dem Kaiser und nötigten ihn zur Niederlegung seiner Würde und zur Herausgabe der Reichskleinodien, worauf sie den meineidigen Sohn damit bekleideten. Mit der Welt und sich zerfallen (fein treues Weib war schon 1087 gestorben) weilte der unglückliche König in seinem -unsäglichen Schmerze noch einige Zeit gefangen in Ingelheim; da gelang es ihm nach Lüttich zu entfliehen. Der Herzog von Lothringen erbarmte sich des unglücklichen Kaisers, und als der junge Heinrich nach Lüttich kam, schlug er denselben zurück; auch die Stadt Köln verschloß dem entarteten Sohn die Thore. Während der Fortsetzung des Krieges erlag der alte Kaiser der Last seines Kummers und starb 1106 zu Lüttich im 56. Lebensjahre. Aber selbst im Grabe fand er noch keine Ruhe. Der Bischof von Lüttich hatte die Leiche in einer Kirche feierlich bestatten lassen; da jedoch der Bann noch auf dem Kaiser lastete, so mußte sie auf Befehl des Papstes wieder ausgegraben und auf eine einsame Insel der Maas gebracht werden. Von da ließ der König den Leichnam seines Vaters nach Speier bringen, wo er von den Bürgern feierlich in der Marienkirche beigesetzt wurde. Allein der

8. Geschichte des Mittelalters - S. 162

1888 - Wiesbaden : Kunze
162 Dritte Periode des Mittelalters. seine Tapferkeit bereits auf dem zweiten Kreuzzug bewiesen. Er wurde darum 1152 in Frankfurt einstimmig gewählt und in Aachen gekrönt. Er war ein schöner, kräftiger Mann von mittlerer Größe. Das blonde Haar trug er kurz abgeschnitten und aus der Stirne gekräuselt. Sein Bart war rot, weshalb er in Italien den Namen Barbarossa (Rotbart) erhielt, das Auge war blau, der Blick scharf, der Gang würdevoll, seine ganze Erscheinung majestätisch. Gelehrte Kenntnisse besaß er nicht, aber Verstand, einen unbeugsamen Willen, wahre Frömmigkeit und Sinn für Kunst und Wissenschaft. Sein Urteil betrog ihn selten, sein Gedächtnis nie. Gegen die Kirche und ihre Diener war er ehrerbietig, gegen die Übergriffe der . Geistlichkeit streng. Von sich selbst dachte er bescheiden, und seine Leistungen dünkten ihm im Vergleich zu dem, was Karl und Otto der Große gethan, gering. Und doch ist er von allen deutschen Kaisern seinem erhabenen Vorbilde, Karl dem Großen, am nächsten gekommen. Gleich diesem führte er ein sehr bewegtes Leben; er mußte in Italien mit den lombardischen Städten und Papst Alexander Iii., in Deutschland besonders mit Heinrich dem Löwen kämpfen und beschloß endlich seine thatenreiche Laufbahn aus dem dritten Kreuzzuge. Kaum hatte Friedrich feine Regierung angetreten, fo war er bemüht, das kaiferliche Ansehen in Deutschland und Italien in seinem ganzen Umfang wieder herzustellen. Zunächst schlichtete er die Streitigkeiten in Deutschland. Er versöhnte die Welsen- und Hohenstaufenpartei, indem er dem Herzog Jasomirgott, den er wegen Ungehorsams achten mußte, das Herzogtum Bayern nahm und Heinrich dem Löwen noch zu Sachsen verlieh, sodaß er an diesem fürs erste einen mächtigen Bundesgenossen gewann. Darnach wandte er sich den Angelegenheiten in Italien zu. In Italien war die Wiederaufrichtung der Kaisermacht am schwersten durchzuführen, und Friedrich war genötigt, sechs Züge dahin zu unternehmen. In Oberitalien hatten sich nämlich die großen Städte zu Beherrschern des Landes erhoben und die kaiserlichen Rechte, wie Gerichtsbarkeit, Zölle, Münzrecht rc. sich angeeignet. Am meisten Klagen wurden gegen das stolze Mailand geführt, das die kleineren Städte hart bedrückte, die Bewohner von Lodi mit Weib und Kind von Haus und Hof verjagt und die Stadt verbrannt hatte. In Rom bestanden bedenkliche Zwistigkeiten zwischen dem Volke und dem Papste, während in Unterhalten die Normannen mit dem griechischen Kaiser in beständiger Fehde lebten. Erster Zug nach Italien (1154—1155). Friedrich hatte an

9. Geschichtliches Hülfsbuch für die oberen Klassen der höheren Mädchenschulen - S. 93

1888 - Leipzig : Teubner
- 93 - her ausgebt; die geistlichen Groen waren zugleich weltliche Herrscher geworden, da die Könige sie reich mit Gtern beschenkt und ihre Gebiete mit eigener Gerichtsbarkeit ausgestattet hatten. Dadurch waren dieselben von der Herzogsgewalt frei geworden, und es gab nun Fahnenlehen und Stablehen. Die geistlichen Herrschaften wurden fr die Könige ein Gegengewicht gegen die Selbstndigkeit der Herzge (wie war das mglich?). Ottos Grab im Dom zu Magdeburg. Ottos italienische Politik wird schon fr seine nchsten Nach- . 106. folger aus dem schsischen Hause verhngnisvoll. Sein Sohn Otto Ii., Gemahl der griechischen Kaisertochter Theophano, kmpft in Unteritalien unglcklich gegen Griechen und Araber, stirbt in Rom (sein Grabdenkmal in der Peterskirche). Ihm folgt dreijhrig Otto Iii. (983 1002), schwrmerisch (das Jahr 1000!) und abenteuerlich; lt das Grab Karls des Gr. ffnen,*) will Rom zum Mittelpunkt eines neuen Weltreiches machen, stirbt in Italien. Mit seinem Verwandten Heinrich Ii. (dem Heiligen; Bistum Bamberg!) erlischt das schsische Haus. Die frnkischen Kaiser 10241125. Die Groen fast aller Stmme whlen Konrad Ii. (die Be- . 107. schreibnng der Wahl in Uhlands Ernst von Schwaben). Sein Stiefsohn Ernst von Schwaben emprt sich wegen des burguudischeu Erbes (Werner von Kybnrg). Sein Sohn Heinrich Iii. (10391056), ein kraftvoller Herrscher, im Anfang seiner Regierung Herzog von Bayern, Schwaben und Franken. Auch gegenber der Kirche ist er unbedingt herrschend; er geht Hand in Hand mit den Bestrebungen des Benediktinerklosters Clngny in Frankreich, die auf eine Reform der tiefgesunkenen Geistlichkeit abzielen; Sittenverderbnis am rmischen Hof, Simonie (Apostelgesch. Viii, 18). Heinrich lt drei gleichzeitige Ppste absetzen und ernennt nacheinander vier Deutsche zu Ppsten. Der Gottesfriede soll dem Faust- und Fehderecht steuern; die Selbsthlfe war dadurch allgemein geworden, da man selbst vor Gericht den Zweikampf als eine Art Gottesurteil ansah (nenne andere Formen des Gottesurteils!). Neben Otto I. ist Heinrich Iii. die machtvollste Erscheinung . 108. auf dem deutschen Kaiserthron; und doch liegt am Ende seiner *) Rethels Wandgemlde in Aachen.

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 60

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 60 - §. 26. Heinrich Iii., der Schwarz (1039-1056). Heinrich, Konrads Sohn, suchte, wie sein Vater, die kaiserliche Macht vollkommen unumschränkt herzustellen und besonders die Macht der Fürsten zu unterdrücken. (Deshalb zwang er einige nach Unabhängigkeit strebende, widerspenstige Herzöge öfters zum Gehorsam und vergab die Lehen nach seinem Willen.) Im 11. Jahrhundert finden wir eine Verwilderung der Sitten, die sich besonders in der Kirche zeigte. So wollten im Jahre 1046 drei Päpste zugleich regieren. Heinrich setzte alle drei ab und setzte einen deutschen Bischof (Papst Clemens Ii.) ein. Die abgefallenen Polen wurden von ihm abermals zum Gehorsam gebracht. (Sogar Ungarn stand auf kurze Zeit unter seiner Herrschaft.) Unter Heinrich erreichte die kaiserliche Macht die größte Ausdehnung. (Von der Rhone bis zum Bug.) Der Willensstärke, ritterliche Kaiser starb in voller Manneskraft und hinterließ das große Reich seinem unmündigen Sohne Heinrich. §. 27. Heinrich Iv. (1056-1106;. - Die Erziehung des 6jährigen Kaisers leitete seine Mutter Agnes, die auch anfangs das Reich verwaltete. Trotz ihres guten Willens gelang es ihr nicht, sich die Mächtigen des Reiches geneigt zu machen. Der herrschsüchtige Bischof Hanno von Köln, in Verbindung mit anderen Herzögen und Grafen, die sich von einer Frau nicht regieren lassen wollten, entriss sogar der Mutter den Sohn, um ihn in seine Gewalt zu bekommen. Bei einem von Hanno veranstalteten Feste zu Kaiserswerth, dem die Kaiserin beiwohnte, wurde Heinrich auf ein Schiff gelockt und entführt. Hanno erzog den Knaben in mönchischer Strenge, aber bald bemächtigte sich Erzbischof Adalbert von Bremen des Prinzen und erzog ihn zu einem Wüstling und Tyrannen. Die edlen Anlagen Heinrichs wurden durch die schlechte Erziehung vollständig verwahrlost. Als mündiger Fürst erbitterte Heinrich Iv, die Fürsten und Völker, besonders die Sachsen durch seine Tyrannnei (Zwingburgen, Abgaben) und sein ausschweifendes Leben. Otto von Nordheim und Magnus (sächsische Grafen) wurden von ihm besonders beleidigt. Die Sachsen, 80,000 Mann stark,, zerstörten seine Hofburg Harzburg und andere Festen. Heinrich floh nach Worms. Aber nachdem Heinrich in Süddeutschland ein großes Heer gesammelt hatte, wurden die Sachsen in der Schlacht unweit Langensalza (1075) geschlagen, und Heinrich drückte sie aufs Neue. Da klagten die Sachsen beim Papst Gregor Vh. ^ (Unter diesem mutvollen, mit großen Geistesgaben ausgestatteten Papste, der der Sohn eines Zimmermanns war, hatte die päpstliche Macht einen großen Aufschwung genommen. Sein Ziel war, die Kirche über alle weltliche Macht zu erheben. Um diesen Zweck zu erreichen, gab er 1. das Verbot der Simonie, d. h. „der willkürlichen Vergebung der geistlichen Aemter für Geld oder aus Gunst an Unwürdige.
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