Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

211. Vorschule der Geschichte - S. 222

1897 - Berlin : Nicolai
‘222 er sich verpflichtet hatte, die Fürsten bei den Rechten zu lassen, die sie jetzt besaßen, ward er in Frankfurt gewählt und im Dome zu Aachen feierlich gekrönt. — Während aber alle Fürsten ihn nun auch als König anerkannten, weigerte sich Ottokar, der König von Böhmen, ihm den Lehnseid zu schwören. Dieser gehörte zu den mächtigsten Fürsten des Reiches, denn er hatte zu seinen Erblanden Böhmen und Mähren noch Östreich, Steiermark, Kärnthen und Krain an sich gerissen. Mit solcher Macht ausgerüstet, wollte er überhaupt keinen Herrn mehr über sich anerkennen. Allein Rudolf war fest entschlossen, das Ansehen des Reiches gegen ihn zu behaupten. Nachdem er den stolzen Böhmen vergeblich vorgeladen hatte, die Belehnung bei ihm nachzusuchen, forderte er ihn auf, alle deutschen Länder mit Ausnahme seiner Erblande herauszugeben. Auf die Weigerung Ottokars erklärte er ihn in die Reichsacht und beschloß den Reichs-krieg gegen ihn. Sehr gering war freilich das Heer, mit dem er auszog, allein mutig drang er bis Wien vor und überraschte den unvorbereiteten König so, daß dieser um den Frieden bat. Er erhielt ihn unter der Bedingung, daß er auf die deutschen Länder, die er an sich gerissen hatte, verzichtete. Aber Ottokar hatte nur im Drange der Not nachgegeben; nachdem er sich gerüstet und auch manchen deutschen Fürsten für sich gewonnen hatte, griff er zu den Waffen. So mußte Rudolf zum zweiten Male gegen ihn zu Felde ziehen. Aber fein Heer war schwach, da die Neichsfürsten ihn wenig unterstützten. Dennoch zog er auch jetzt mutig aus Wien los. Je weiter er kam, desto größer wurde sein Anhang; viele der deutschen Unterthanen Ottokars sielen von diesem ab, die Ungarn kamen Rudolf zu Hülfe (1278). Da wo die March zur Donau fließt, bei dem Dorfe Dürnkrut (Marchfeld), trafen die beiden Gegner aus einander. Die Sturmfahne des Reiches trug Friedrich von Zollern. Beide Heere kämpften tapfer, in den vordersten Reihen die beiden Könige. Das Roß Rudolfs stürzte; aber er bestieg ein neues, stellte die schon wankende Schlachtlinie her und brach dann mit seinen Rittern von neuem in den Feind. Ebenso tapfer stritt Ottokar; von Wunden bedeckt, stürzte er endlich vom Pferde. Da gab ihm ein östreichischer Krieger aus Rache den Todesstoß. — Rudolfs Ansehen und Macht war durch diesen Sieg so gestiegen, daß er die östreichischen Länder an fein eigenes Haus bringen konnte. Mit Zustimmung der Reichs-

212. Vorschule der Geschichte - S. 223

1897 - Berlin : Nicolai
223 fürsten gab er Östreich, Steiermark und Kram seinen Söhnen und begründete damit die Herrschaft des Hauses Habsburg tu Ostreich, welches dort so lange ruhmvoll regiert hat. Böhmen und fahren Behielt Ottokars Sohn. Da der König sich in die Angelegenheiten Italiens gar nicht mischte, auf die Erwerbung der Kaiserkrone verrichtete und den Streit mit dem Papste vermied, so konnte er steh Ln den Angelegenheiten Deutschlands widmen. Er richtete ferne Thätigkeit besonders darauf, den Landfrieden wieder herzustellen, brach allein in Thüringen an 70 Burgen und ließ 30 Raubritter hinrichten. Rudolf war strenge, aber gerecht und leutselig. Daher war er bei dem Volke sehr beliebt. Er starb zu Speier und wurde dort beigesetzt. Die Neuzett. Marti» M«?-r und die Kirche. Rach Rudolf Don Habs-fcum hat noch eine Reihe von deutschen Königen reß.crt. Diese aber kümmerten sich mehr um ihre Erblande, als um das Reich, so daß dieses immer mehr auseinanderfiel. ... Am Ende des 15. Jahrhunderts trat ein Ereignis ein, welche.» dazu führte, einen heftigen, blutigen Bürgerkrieg unter den Deutschen zu erregen und zwar wegen des Glaubens. Im Mittelalter herrschte im Westen, Norden und Süden Europas die römisch-katholische Kirche, an deren Spitze der Papst steht. Es waren aber in dieser Kirche so viele Mißstände eingerissen, daß die Gläubigen sich allgemein nach einer Kirchenverbesserung sehnten. Die Fürsten beschwerten sich, daß die geistlichen Gerichte auch in weltliche Dinge Angriffen und daß die Päpste ihre Unterthanen mit Abgaben beschwerten und so große Geldsummen nach Rom zögen. Besonders groß aber war die Unzufriedenheit über die Geistlichkeit; man klagte, sie kümmere sich mehr um weltliche Dinge, als um kirchliche; die niedere sei meist unwissend, zum Teil in Lasterhaftigkeit versunken. Der Gottesdienst werde vielfach ohne Andacht und in einer Sprache abgehalten, welche der Gemeinde unverständlich sei; die Predigt dagegen meist vernachlässigt, die heilige Schrift den Laien vorent-aten. Manche Satzungen und Lehren der Kirche seien in der Bibel gar

213. Vorschule der Geschichte - S. 236

1897 - Berlin : Nicolai
236 die Mehrzahl der Bewohner hingerafft; die übrig gebliebenen, in den Greueln des Krieges aufgewachsen, waren meist roh und verwildert. Deutschland stand fortan unter den Mächten Europas ohnmächtig da. Die Kaiser verfolgten ferner nur die Vorteile ihrer östreichischen Erblande. Da war es ein Glück, daß unter den Ländern Deutschlands durch die Tüchtigkeit seiner Fürsten und seines Volkes eines zu solcher Macht gelangte, daß es, wenn auch erst in viel späterer Zeit, die übrigen wieder zu einem neuen deutschen Reiche vereinen konnte. Aie Mark Wrandenöurg. Diese Aufgabe zu erfüllen, war die Mark Brandenburg bestimmt. Sie war gestiftet worden, um die Ostgrenze des deutschen Reiches gegen die Wenden zu schützen. Nachdem alles zu ihr gehörige Land, welches ostwärts der Elbe liegt, infolge unglücklicher Kriege verloren gegangen war, gewann es Markgraf Albrecht der Bär wieder (1150), gründete deutsche Dörfer und Städte und verhalf dem Christentum zum Siege über das Heidentum. Seine Nachfolger, Anhaltiner, auch Assanier genannt, erweiterten die Mark bis zur Oder und dann über diesen Fluß hinaus, indem sie das Land an der Warthe und Netze unterwarfen. Nachdem Waldemar, der Letzte der Askanter, gestorben war, kamen Markgrafen aus dem Hause der Bayern an das Ruder, unter welchen die Mark infolge unglücklicher Kriege schwer litt. Schlimmer noch wurde es unter der Regierung der Herrscher aus dem Hause Luxemburg. Aus ihm war Sigismund hervorgegangen, welcher zugleich deutscher Kaiser und König von Böhmen war. Daher konnte er sich um die fernliegende Mark Brandenburg nicht viel kümmern. Seine Geldnot bewog ihn, dieselbe an seinen Vetter Jobst von Mähren, einen habgierigen Mann, zu verpfänden. Nun kamen die schlimmsten Zeiten für das Land. Dem Fremdlinge lag das Wohl desselben nicht am Herzen; nur darauf war er bedacht, recht große Einnahmen daraus zu gewinnen. Seine Statthalter waren ganz ohnmächtig. Ein Teil des trotzigen Adels wollte überhaupt keinen Markgrafen mehr, strebte vielmehr danach, reichsfrei, d. h. nur dem Kaiser Unterthan zu sein. An der Spitze dieser Partei stauben die Brüber Hans und Dietrich von Quitzow, welche über eine große Anzahl fester Schlösser und eine ansehnliche Streitmacht geboten. Sie lagen mit ihren Gegnern in bestänbiger Fehbe und beunruhigten das Land

214. Weltkunde - S. 100

1896 - Hannover : Helwing
100 land mit Blut und Eisen zu verteidigen; allzeit bestrebt, andere Griechenstämme zu unterjochen und zu beherrschen. Athen liegt in Attika. Ioner bewohnten diese Landschaft, welche im Piräus einen herrlichen Hasen besitzt. Die freie Bevölkerung des athenischen Staates zerfiel in 3 Klassen: Adelige, Bauern und Handwerker. Die lagen vielfach in Streit miteinander. Auf Bitten der Athener gab der weise Solon ihrem Staate eine neue Verfassung (594). Er teilte die Bürger nach ihrem Vermögen in 4 Klassen. Aus der l. Klasse wurden die 9 Archonten (höchsten Beamten) auf 1 Jahr gewählt. Ihnen zur Seite stand der Rat der Vier- hundert, welcher u. a. die Staatsgelder zu verwalten und neue Gesetze aus- zuarbeiten hatte. Die Volksversammlung, in welcher jeder über 20 Jahre alte Athener erscheinen mußte, hatte das Recht, über die Gesetze zu beraten, sie anzunehmen oder abzulehnen; außerdem hatte sie die Beamten zu wählen. Neben den Geschwornen ge richten bestand als höchstes Gericht der Areo- pa g. Verschieden wie die Rechte der einzelnen Klassen waren auch ihre Pflichten. Die I. Klasse zahlte die meisten Steuern und hatte die Kriegsschiffe zu rüsten. Die Bürger der 2. Klasse bildeten die Reiterei des Heeres, die der 3. das Fuß- volk. Die 4. Klasse war steuerfrei und brauchte nur ausnahmsweise im Heere zu dienen. — In Athen mußten die Eltern für die Erziehung der Kinder sorgen. In den Schulen (Gymnasien) lernten diese nicht nur Turnen, sondern auch Lesen, religiöse und Kriegslieder, Musik u s. w. Mit dem 18. Jahre traten die Jünglinge in das Heer und lernten den Kriegsdienst nicht minder gut, als die Spartaner. § 10. Kriege und Siege der Griechen. Im Laufe der Zeit waren viele Griechen aus der Heimat ausge- wandert und hatten sich zum Teil an den Küsten Europas, zum Teil an den Küsten Asiens angesiedelt. Besonders auf der West- küste Kleinasiens bestanden viele blühende griechische Pslanzstädte (Kolonieen) (S. § 9). Harpagus hatte sie dem Perserkönige Cyrus unterworfen. Ums Jahr 500 empörten sie sich gegen die Perser und die Athener halfen ihnen. Darüber erzürnt, sandte König Darius ein Heer nach Griechenland, um Athen zu züchtigen. Aber die Athener, deren tapferer Feldherr Miltiades hieß, besiegten das Perserheer bei Marathon in Attika (490). Zehn Jahre später kam der Perserkönig Xerxes mit einem ungeheuren Heere und einer gewaltigen Kriegsflotte nach Griechenland. Nun rüstete sich fast ganz Griechenland zum Kampfe zu Wasser und zu Lande. Das Griechenherr zahlte etwa soviel Streiter, daß auf einen Griechen gegen 100 Perser kamen. Am Engpaß von Thermopylä stand ein Teil des griechischen Heeres unter dem Spartanerkönig Leónidas, um den Persern den Durchzug zu wehren. Aber ein Verräter zeigte diesen einen Weg über das Gebirge. Nun fielen die Perser den Griechen in den Rücken, und Leónidas fand mit 300 Spartanern den Heldentod (480). Wie ein Strom überschwemmten die Perserscharen jetzt Griechen- land. Athen, von seinen Bewohnern verlassen, sank in Asche. Doch die kleine griechische Flotte war noch unbesiegt. Sie lag in der Bucht von Salamis, von der Menge der persischen Kriegsschiffe eingeschlossen. Der kluge und heldenmütige Feldherr der Athener, Themistokles, überredete die Griechen zum Kampfe

215. Weltkunde - S. 142

1896 - Hannover : Helwing
142 Iv. Die hohcnstaufi scheu Kaiser regierten von 1 138—1254. 1. Konrad Iii. reg. von 1138—1152. 2. Friedrich Barbarossa 1 152—1190. 3. Heinrich Vi. reg. von 1191—1191. 4. Philipp v. Schwaben 1198—1208. (Otto Iv. regierte von 1198—1215.) 5. Friedrich Ii. „ „ 1215—1250. 0. Konrad Iv. „ „ 1250—1254. (Wilhelm v. Holland „ 1247—1256.) 1. Nenne die Länder, welche zum Reiche Kaiser Karls d. Gr. gehörten! — 2. Wie hatte Karl d. Gr. sein Reich eingeteilt?— 3. Wie viele und welche Reiche sind aus dem Reiche Karls d. Gr. entstanden? Wann und durch welche Verträge? — 4. Beschreibe einen Raubzug der Normannen! — 5. Schildere einen Kriegszug der Ungarn in Deutschland! — 6. Nenne die Kaiser, welche Normannen und Ungarn besiegten! — 1. Was verstehst du unter „Gottcs- fricdcn"? — 8. Was hat Heinrich I. für Deutschland gethan? — 9. Welches waren die Erzämter des Reiches? — 10. Was haben die Krcuzzügc genutzt? — 11. Welche deutschen Kaiser haben mit ihren Söhnen Krieg geführt? — 12. Was bedeutet: Gcgcnkaiscr, Bann, Investitur, Simonie, Interregnum, Kurfürst? 3. Die beginnende Auslösung des deutschen Reiches. § 59. Kaiser- und Fürstenmacht. Die deutschen Fürsten suchten in der zweiten Hälfte des Mittelalters die kaiserliche Macht noch weiter zu schwächen, um in ihren Ländern möglichst selbständig herrschen zu können. Daher befolgten sie bei den Kaiserwahlen den Grundsatz: wir wollen wohl einen weisen und gutenkaiscr, aber keinen m äch ti g en. Jeder neue Kaiser mußte ihnen ihre alten Rechte bestätigen und neue vcrbriefen. Dazu erlangten zunächst die Kurfürsten, später auch die übrigen Fürsten und endlich sogar die freien Reichsstädte das Recht, mit dem Kaiser zusammen die wichtigen An- gelegenheiten des Reiches (Krieg, Gesetze, Abgaben u. s. w.) zu beraten. Ohne ihre Zustimmung konnte kein Kaiser etwas Großes unternehmen. Da die Kaiser von Haus aus meist nur kleine Länder besaßen, so waren sie alle mit höchstem Fleiße darauf bedacht, neue Länder in und außer Deutschland zu erwerben. Man nannte das: die Hausmacht vergrößern. Denn je mehr Land und Macht ein Kaiser besaß, um so kühner konnte er den Fürsten gegenüber auftreten. Doch nicht nur der Kaiser, sondern auch die Fürsten und Reichsstädte suchten ihre Besitzungen zu vermehren. Aus diesem Bestreben sind unsäglich viele Kriege und Fehden in der letzten Hälfte des Mittelalters geboren. Durch das alles wurde das deutsche Reich sehr geschwächt, die Bande, welche Kaiser und Fürsten zusammenschlössen, wurden mehr und mehr aufgelöst, und wichtige Länder (die Schweiz und die Niederlande) sonderten sich allmählich von dem Reiche ab. § 6v. Nudolf von Habsburg (1273—1291) war ein armer Graf aus dem Schweizerlande, aber fromm und tapfer, schlicht und einfach, allzeit heiter und unverdrossen. Ein treffendes Wort wußte er ebenso rasch zu ersinnen, als einen kräftigen Hieb auszuteilen. Der Burggraf Friedrich von Nürnberg aus dem Hause der Hohenzollern ' schlug den Fürsten vor, seinen Schwager Rudolf von Habsburg zu wählen. Die Fürsten wählten ihn zu Frankfurt a. M. Alsbald zog der neue Kaiser von Basel, wohin ihm die Botschaft von seiner Wahl gebracht wurde, nach Aachen, um sich dort die Kaiserkrone aufs Haupt setzen zu lassen. Damit war „geendigt nach langem, verderblichem Streit, die kaiserlose,

216. Weltkunde - S. 150

1896 - Hannover : Helwing
150 Handwerker und Krämer an, Zünfte, Gild en und Innungen ld. h. Vereinigungen) zu bilden. Alle Handwerker, welche das- selbe Gewerbe betrieben, machten zusammen eine Zunft oder In- nung aus. Die einzelnen Meister einer Zunft wohnten meist in einer Straße bei einander. Daher stammen die noch heute so häufig vorkommenden Straßennamen: Schmiede-, Knochen- hauer-, Seilwinder-, Kramer-, Bäckerstraße rc. Auf den Markt- plätzen und in den Kaufhallen (Lauben) standen die „Bänke" der Meister von derselben Zunft nebeneinander. Ein Handwerk konnte nur bei einem Zunftmeister erlernt werden. Der Lehrling (Kind) mußte ehrliche r Eltern Kind sein und mindestens 3 Jahre lernen; wenn er dann ein befriedigendes „Gesellenstück" machen konnte, so wurde er K n echt (Gesell). Als solcher ging er auf Wanderschaft, um sich bei anderen Meistern noch tüchtiger fortzubilden. Wenn der Heimgekehrte Meister werden wollte, so hatte er ein Meisterstück zu machen. Wenn dies genügend befunden wurde, so nahmen die Zunftvorsteher den neuen Meister als Zunft- meister auf. Nun durfte er Lehrlinge und Gesellen annehmen. Jedes zum Verkauf ausgestellte Werkstück wurde von den Zunftvorstehern erst geprüft, damit nur gute Ware auf den Markt gebracht würde. — Jede Zunft und Innung hatte ihre eigene Zunft- oder Gildestube. In derselben stand die „Lade", worin die Kasse, die Gesetze und das Siegel der Zunft aufbewahrt wurden. In den Gildestubcn versammelten sich die Glieder der Zunft, wenn Lehrlinge angenommen und losgesprochen, wenn ein Gesell zum Jnnungs- meister angenommen, wenn ein Obermeister gewählt wurde und bei anderen derartigen Veranlassungen. Das Regiment der Stadt führte in der ersten Zeit der Burggraf oder der Vogt. Wenn die Stadt unmittelbar unter dem Kaiser stand, so war sie eine „Reichsstadt". In solchen Städten setzte der Kaiser den Grafen oder Vogt ein. Derselbe mußte vor allen Dingen an des Kaisers Statt das Gericht halten. Solche Städte, welche unter einem Herzog, Bischof oder unter einem anderen Fürsten standen, hießen Landstädte. Sie empfingen ihren Vogt von ihrem Landesherrn. Viele Städte aber kauften im Laufe der Zeit dem Landesherrn feine Rechte ab, und in solchen Städten führten dann die Patrizier allein das Regiment. Die Zünfte und Innungen hatten zunächst keinen Anteil an der Verwaltung ibrer Stadt. Gegen das Ende der Kreuz- züge (1300) hatten sie sich allmählich die Rechte freier Männer erworben. Zu gleicher Zeit begannen in den meisten Städten bittere, oft langandaucrnde Kämpfe zwischen den Patriziern und den Zünften um das Regiment in der Stadt. Die Glieder der Zünfte wollten als vollberechtigte Bürger auch Sitz und Stimme im Rate der Stadt haben. In einigen Städten gab man ihnen das Geforderte freiwillig, in den meisten haben sie es in schweren Kämpfen errungen. Das geschah im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts, hie und da noch später. — Als freie Bürger der Stadt waren die Mitglieder der Zünfte und Innungen auch waffenfähig. Sie bildeten als Fußvolk unter eigenen Bannern den Kern der städtischen Kriegsmacht. Jede Zunft hatte ihren be- sonderen Sammelplatz und eine bestimmte Stelle auf der Stadtmauer und dem Schlachtfelde. Die Armbrust war ihre Hauptwaffe. Die Patrizier zogen in Ritterrüstung gegen den Feind. — Doch die immer mehr ausblühende Gewerb- thätigkcit genügte den kraftvollen Bürgern nicht, die Waffenehre und die Teil- nahme am Regimenté der Stadt verzehrte ihre Kraft nicht; die Meister der Zünfte schwangen sich endlich noch zu höheren Künsten auf. Sie übten auch die viel gepriesene Kunst des Singens und Sagens, oder wie mans kurz nennt: „den Meistersang". Der berühmteste aller Meistersinger war der Schuhmacher Hans Sachs zu Nürnberg, ein Zeitgenosse Luthers.

217. Weltkunde - S. 168

1896 - Hannover : Helwing
168 — rüchtigten „Raubkriege". In dem ersten Raubkriege hoffte er, das reiche (spanische) Brabanter Land an sich zu reißen. Da trat ihm der Dreibund (Holland, England und Schweden) entgegen, und er bekam nur einen kleinen Teil von Flandern (1668). Das verdroß den stolzen König sehr, und er be- schloß, zunächst an Holland Rache zu nehmen. So brach der zweite Krieg aus, in welchem der tapscre Statthalter Wilhelm Iii. von Oranien nebst den berühmten Seeheldcn de Ruyter und Tromp die Niederlande siegreich ver- teidigten. In diesem Kriege stand auch der Große Kurfürst von Brandenburg auf Hollands Seite. Als Frankreichs Heere die Niederlande räumen mußten, stürzten sie sich auf das Rheinland und verwüsteten unter Tärenne und Condee die Pfalz zweimal auf barbarische Weise. Endlich mußte Ludwig Frieden schließen. Er bekam die Frauchecomte, mehrere feste Plätze in den Nieder- landen, Freiburg im Brcisgau und 10 elsässische Städte (1679). Nun setzte Ludwig die sog. Rcunionskammcrn ein, d. h. er beauftragte eine Anzahl gelehrter Männer, zu untersuchen, welche Gebiete einst zu irgend einem der Lande oder zu einer der Städte, die er in dem Frieden an Frankreich gebracht hatte, gehörten. Diese Gebiete nahm er dann einfach in Besitz. Deutschlands Kaiser und Fürsten ließen cs ohne Schwertstreich geschehen. Endlich setzte Ludwig seinen Räubereien die Krone auf, indem er mitten im Frieden die freie deutsche Reichsstadt Straßburg wegnahm (1681). Ohnmächtig sahen Kaiser und Reich auch diesem frechen Raube zu. — Wenige Jahre später machte Ludwig Ansprüche auf die Rheinpfalz, deren Kurfürst gestorben war. Er ließ seine Truppen schleunigst in die Pfalz einmarschieren. Die Generäle hatten den Befehl, sämtliche Städte und Dörfer in Brand zu stecken, ehe die deutschen Heere und ihre Verbündeten herankämen. So sanken Mannheim, Speyer, Worms, Heidelberg und viele andere Städte in Schutt und Asche. Das prachtvolle Heidelberger Schloß wurde gesprengt. Die Pfalz wurde durch diese Mordbrcunereien gänzlich verwüstet, ihre Bewohner dem Hunger und der Winterkältc erbarmungslos preisgegeben. Dieser dritte (pfälzische) Raubkrieg dauerte 10 Jahre. Im Frieden von Ryswick in Holland behielt Ludwig das Elsaß und Straßburg (1697). b) Die Entwickelung des brandenburgisch - preußischen Staates zu einer Großmacht Europas. § 80. Brandenburgs Anfänge. Der Schauplatz der brandenburgisch-preußischcn Geschichte ist im ganzen das Gebiet zwischen Elbe und Weichsel. Hier wohnten ursprünglich deutsche Stämme (vergl. § 29). Sie hatten in der großen Völkerwanderung diese Sitze verlaffen, und slavische Völkerschaften waren dort eingerückt und bis über die Elbe nach Westen vorgedrungen. Diese waren noch Heiden und erbitterte Feinde der Deutschen. Karl d. Gr. hat bereits Krieg mit slavischen Stämmen geführt. Heinrich I. eroberte Brennaburg, die feste Stadt der Heveller (928), und bildete aus den eroberten slavischen Landen diesseit und jenseit der mittleren Elbe die Nordmark (Mark Brandenburg. S. §43). Sein Sohn Otto d. Gr. gründete Bistümer im Slavenlande, um die Slaven zum Christentume zu bekehren. Unter Heinrich Iv. aber gingen das Christentum und die deutsche Herrschaft jenseit der Elbe wieder zu Grunde. Erst Kaiser Lothar nahm den Plan wieder auf, die an die Slaven verloren gegangenen Lande zurück zu erobern und deutsches, christ- liches Wesen dort einzuführen. Er setzte seinen treuen Freund und Waffen- bruder Albrecht den Bären aus dem Hause der Askanier zum Mark-

218. Weltkunde - S. 145

1896 - Hannover : Helwing
145 seiner Regierung war sehr schwer. Kämpfe tobten im deutschen Reiche, die Erde erbebte von Chinas Ostknste bis an die Westküste Europas. Darauf brach in Asien eine furchtbare Pest aus. die man den „schwarzen Tod" nannte. Nachdem sie in Asien Millionen von Menschen weggerafft hatte, kam sie auch nach Europa. Gleich einem Würgengel durchzog sie alle Lande und wütete so grausam, daß in den größeren Städten an einem Tage oft 100 Menschen und mehr starben. Schrecken und Angst ergriffen die Herzen der Menschenkinder, sie sahen das „große Sterben" als eine Strafe Gottes für ihre Sünden an. Da schlossen sich Männer (später auch Frauen und Kinder) in Stadt und Land zusammen, ließen Fahnen und Kreuze vorantragen und hielten große Umzüge von einer Kirche zur andern. Jeder hatte eine scharfe Geißel in der Hand. In den Kirchen sangen sie Buß- gesänge, beteten zu Gott, daß er das große Sterben wende und schlugen sich den Rücken blutig mit den Geißeln. Darum heißen sie „Geißler". Als die Pest geschwunden war, zog Karl nach Rom und empfing die Kaiserkrone. Im folgenden Jahre (1356) gab er ein sehr wichtiges Gesetz, die „goldene Bulle". Darin wurde bestimmt, daß fortan 1 Kurfürsten sein sollten: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und der König von Böhmen, der Herzog von Sachsen-Wittenberg, der Pfalzgraf bei Rhein und der Markgraf von Brandenburg. Sie waren zugleich die Träger der Reichserzämter. Die weltlichen Kurfürsten dursten hinfort ihr Land nicht mehr teilen, sondern mußten es ungeteilt auf den ältesten Sohn (Kurprinzen) vererben. Die Kur- fürsten wurden wirkliche Herren ihres Landes dadurch, daß sie die höchste Gerichtsbarkeit in demselben bekamen. Die Wahl des Kaisers sollte von nun an stets in Frankfurt a. Main, die Krönung in Aachen stattfinden. In dem Streben nach Vergrößerung seiner Hausmacht war Karl Iv. glücklich. Er gewann Schlesien, die Lausitz und Brandenburg und verheiratete seinen Sohn Siegismund mit der Erbin von Ungarn und Polen. In seinen Erblanden hat Karl trefflich regiert. Er liebte Kunst und Wissen- schaft, darum gründete er in Prag eine Universität (1348). Das war die erste Hochschule in deutschen Landen. Sie zählte bald 1000 Studenten. Dazu baute er in Prag prachtvolle Kirchen, Klöster, Türme und Brücken, förderte den Gewerbfleiß und Handel und brachte seine Länder zu hoher Blüte. — Ganz anders geartet war Karls Sohn und Nachfolger Wenzel (1318—1400). Er war zwar hochgebildet, aber ein leiden- schaftlicher Mensch. Im Jähzorn verübte er harte, oft grausame Thaten. Dazu ergab er sich später dem Trünke und herrschte in seinem Erblande Böhmen wie ein Tyrann. — In Schwaben rang damals der mächtige schwäbische Städtebund (Ulm, Augsburg rc.) gegen den Herzog Eberhard den G reiner von Württemberg. Bei Reutlingen besiegten die Städter des Herzogs Sohn, Ulrich. „Wie haben da die Gerber so meisterhaft gegerbt, wie haben da die Färber so purpurrot gefärbt." (Uhland). Elf Jahre später aber zahlte Eberhard ihnen die Niederlage blutig zurück, indem er sie bei Döffingen besiegte (1388). Wie die Bürger sich zu Städ te brindnifsen zusammen- geschlossen halten, so vereinigten sich die Fürsten und Ritter zu Herren- bündnissen. Solche Herrenbündniffe waren der Bund der Schlegler, der Martinsvögel, der Sterne r u. f. w. So standen Fürsten, Ritter, und Bürger mit starker Macht stets kampfbereit einander gegenüber. Kaiser Wenzel kümmerte sich wenig um das wilde Treiben. Als er nun den Papst Wellkunde. 10
   ««  «zurück bis 218 von 218
218 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 218 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 22
2 65
3 52
4 135
5 119
6 3
7 37
8 63
9 17
10 166
11 22
12 14
13 204
14 351
15 9
16 20
17 4
18 111
19 28
20 5
21 8
22 12
23 4
24 39
25 94
26 107
27 50
28 46
29 74
30 2
31 28
32 16
33 6
34 80
35 33
36 108
37 221
38 67
39 105
40 11
41 3
42 50
43 33
44 4
45 69
46 120
47 62
48 21
49 7

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 10
2 1
3 8
4 32
5 0
6 0
7 64
8 3
9 51
10 8
11 0
12 3
13 4
14 1
15 1
16 15
17 60
18 2
19 1
20 7
21 1
22 0
23 12
24 1
25 1
26 2
27 0
28 2
29 1
30 0
31 8
32 3
33 0
34 13
35 3
36 3
37 52
38 2
39 2
40 3
41 38
42 2
43 17
44 9
45 12
46 3
47 0
48 0
49 0
50 0
51 1
52 0
53 0
54 19
55 0
56 35
57 12
58 10
59 19
60 7
61 1
62 0
63 11
64 0
65 3
66 2
67 3
68 67
69 26
70 0
71 24
72 64
73 33
74 2
75 2
76 19
77 3
78 4
79 2
80 7
81 0
82 16
83 32
84 0
85 2
86 5
87 7
88 0
89 3
90 6
91 1
92 15
93 0
94 20
95 4
96 6
97 0
98 15
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 14
1 2
2 14
3 10
4 55
5 110
6 2
7 95
8 6
9 13
10 236
11 7
12 10
13 12
14 4
15 2
16 57
17 1
18 167
19 108
20 0
21 12
22 40
23 0
24 10
25 15
26 41
27 4
28 2
29 16
30 9
31 23
32 0
33 161
34 2
35 17
36 4
37 8
38 13
39 71
40 19
41 12
42 4
43 51
44 20
45 2
46 5
47 9
48 36
49 3
50 42
51 17
52 40
53 4
54 91
55 24
56 8
57 16
58 11
59 156
60 21
61 7
62 231
63 9
64 76
65 27
66 3
67 14
68 33
69 5
70 23
71 23
72 115
73 25
74 0
75 29
76 4
77 79
78 4
79 33
80 150
81 144
82 2
83 0
84 0
85 3
86 1
87 1
88 4
89 2
90 0
91 40
92 8
93 13
94 5
95 1
96 4
97 205
98 34
99 178
100 143
101 2
102 25
103 8
104 0
105 24
106 22
107 0
108 5
109 0
110 6
111 6
112 80
113 4
114 22
115 4
116 24
117 4
118 168
119 7
120 20
121 48
122 40
123 9
124 13
125 13
126 8
127 43
128 20
129 10
130 18
131 38
132 175
133 13
134 1
135 5
136 40
137 3
138 0
139 3
140 6
141 0
142 103
143 49
144 17
145 272
146 17
147 10
148 23
149 2
150 6
151 51
152 30
153 5
154 36
155 44
156 31
157 43
158 82
159 6
160 1
161 10
162 30
163 1
164 0
165 47
166 52
167 10
168 4
169 55
170 7
171 466
172 3
173 28
174 14
175 30
176 6
177 173
178 0
179 34
180 4
181 12
182 39
183 102
184 0
185 7
186 2
187 15
188 17
189 5
190 3
191 55
192 22
193 0
194 45
195 1
196 24
197 14
198 0
199 24