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1. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 192

1830 - Passau : Pustet
192 Vaterlands; Geschichte. 72. Wie behandelte Ludwig seinen gefangenen Ge- genkaiser Frie- drich? sprach er: »Gebt jedem Mann ein Ey, dem »frommen Schweppermann zwey." Ludwig behandelte seinen gefangenen Geg- ner nicht als Feind. Er setzte Friedrich in Frey- heit ohne Lösegeld. Friedrich entsagte der Reichs- krone und verhieß Ludwigen ewige Aussöhnung mit seinen Feinden zu erwirken. Gelange es ihm nicht, wolle er wieder in sein Gefängniß nach Trausnitz zurückkehren. Friedrichs Bemühen war eitel, und er- ging daher zum Könige nach München, wie er gelobt, sein Gefangener zu seyn. Herzlich em- pfing Ludwig den edlen Jugendfreund, theilte sofort mit ihm Tisch und Bett, und endlich auch Mitherrschaft. In den Kampf der Gegenkaiser hatte sich auch der Papst gemischt. Er bestätigte Keinen und verwarf Keinen, aber er sprach: »Vis zu »beygelegtem Zwiste gebühre dem heiligen Va- Daseyn d?r Gc- »ter als Oberhaupt der Christenheit die Ver- « - - »wesung des hauptlosen Reiches". Er er- klärte Ludwig als Anmasser, und befahl ihm, bey Strafe des Bannes, binnen drey Monaten der Herrschaft zu entsagen. Ludwig that es nicht, und der Papst sandte das Verdammungs - Urtheil au die Fürsten der Welt, kraft welchem Ludwig der Bayer ewig- lich der Reichs-Krone unfähig, und jeder in den Bann erklärt wurde, der dem strafwürdi- gen Sünder gehorche. Ludwig unterließ nicht, Versöhnung mit dem Papste zu suchen, — aber vergebens. Selbst mit Johannens Nachfolger, Benedikt Xii., der im Stillen des Kaisers Klugheit und Unschuld ehrte, und ihn wohl selbst den vor- trefflichsten Herrn auf Erden nannte, kam die Versöhnung nicht zu Stande. Der hochberühmte Ludwig erlebte die Wir- kungen des Interdikts nicht. Bey fröhlichem.der Bayer die 75. Wie benahm sich der Papst, da- nals Johann genkaiser Lud- wig und Frie- drich ? 74. Versuchte Lud- wig der Bayer sich vom Banne los zu machen? 75. Erlebte Ludwig

2. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 257

1862 - Regensburg : Pustet
257 entlegener Gegend, in Wäldern und Felsenhöhlen, oder in unter- irdischen Gewölben gehalten. Hier bestieg der Freigraf oder Vorsitzende den Stuhl und ließ Kläger und Beklagte auf das Schwert schwören. Nur Wissende oder Eingeweihte durften zu- gegen sein, und vor diesen sprachen die Freischöfsen oder Richter das Recht. Der Beklagte wurde drei Mal vorgeladen, indem ihm ein vermummter Schöppe Nachts die Ladung an die Thür heftete und einen Span aus der Thürpfoste schnitt. Erschien er und wurde durch Zeugen und Eid überführt, so wurde er auf der Stelle verurtheilt und an den nächsten Baum geknüpft oder auch des Landes verwiesen oder auch an Geld gestraft. Erschien er nicht, so hatte er dadurch gleichsam seine Schuld bekannt, und wurde dann in feierlicher Sitzung in die heimliche Acht erklärt und den Freischöppen preisgegeben. Jeder von diesen hatte dann die Pflicht, den Unglücklichen aufzuhenken. Wehrte er sich, so stieß er ihn nieder und steckte sein Messer daneben, das an dem Zeichen der Vehme kenntlich war. Lange Zeit hatten diese Gerichte allerdings manchen Böscwicht geschreckt; aber sie arteten »mehr und mehr aus, indem es der Schlechtigkeit leicht wurde, die Unschuld zu verfolgen oder sich den Besitz eines Andern anzueignen. Darum hob sie Kaiser Maximilian I. im Jahre 1495 gänzlich auf. Kaiser aus verschiedenen Häusern. 1273—1437. 1) Rudolph von Habsburg, von 1273 — 1291. 2) Adolph von Nassau, von 1291 —1298. 3) Albrecht von Oesterreich, von 1298 —1398. 4) Heinrich Vii. von Luxemburg, von 1308—1313. 5) Ludwig von Bayern, von 1313—1317. 6) Friedrich von Oester- reich , von 1313— 1330. 7) Karl Iv., von 1346— 1378. 8) Wenzel, von 1378—1400. 9) Ruprecht von der Pfalz, von 1400 — 1410. 10) Sigismund, von 1410—1437. 24. Rudolph von Habsburg. Vom Jahre 1254 bis zum Jahre 1273 hatte Deutschland keinen allgemein anerkannten Kaiser; man nennt deßhalb diese Zeit das große Interregnum. Da es an einem Oberhaupte fehlte, so suchten die kleinern Fürsten ihre Gebiete mehr und wehr unabhängig zu machen und zu vergrößern. Dieß führte zu endlosen Fehoen; das ganze Reich glich einem beständigen, V 17

3. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 258

1862 - Regensburg : Pustet
25 & großen Schlachtfelde; Selbsthülfe galt für Recht. Da versam- melten sich die deutschen Churfürsten in Frankfurt, um ein neues Oberhaupt zu wählen. Den Bemühungen des Erzbischofs Werner von Mainz und des Burggrafen Friedrich von Nürnberg gelang es, daß Rudolph, Graf von Habsburg, einstimmig zum deutschen Könige gewählt wurde. Ersterem gab einst Rudolph auf einer Reise nach Rom zum Schutze gegen Räuber das Geleite von Straßburg über die Alpen, und gewährte ihm auch auf der Rückkehr Sicherheit und freundliche Bewirthung; letzterer war sein Neffe und inniger Freund. Rudolph lag gerade vor Basel, weil in dieser Stadt einige seiner Ritter erschlagen wor- den waren, als in der Nacht des 30. September 1273 der Burg- graf herangeritten kam, ihm die Nachricht von seiner Erwählung zu bringen. Schnell verbreitete sich die Kunde im Lager und in der Stadt. Rudolph machte sogleich Friede mit den Baslern und eilte nach Achen, um sich krönen zu lassen. Nach der Krön- ung ließen sich die anwesenden Reichsfürsten, der alten Sitte gemäß, von dem neuen Kaiser belehnen; aber siehe! es fehlte dazu der Scepter. Es entstand große Bedenklichkeit, womit Rudolph die Belehnung vornehmen sollte. Da ergriff er das Cruzisix auf dem Altare und sagte: „Dieses Kreuz, das die Welt erlöset hat, wird ja wohl die Stelle eines Scepters ver- treten können." Darauf reichte er das Crucifix den Fürsten hin. Sie küßten es und leisteten darauf die verlangte Huldigung. An Glanz von großen Thaten haben viele von Rudolphs Vorgängern ihn übertroffen, keiner jedoch an klugen Maßregeln, wie sie der damalige Stand der Dinge verlangte. Rudolphs Bestreben ging dahin, das Ansehen der kaiserlichen-Würde wie- der herzustellen, eine gute Verwaltung der Gerechtigkeit einzu- führen, und so viel möglich allen Beschwerden seiner Unterthanen abzuhelfen. Unter seiner väterlich ernsten Regierung kehrte auch wirklich in das. deutsche Reich Ruhe und Ordnung zurück. Der stolze König Ottokar von Böhmen, hatte sich der Länder Oesterreich, Steiermark, Kärnthen und Kram bemächtigt und wollte Rudolph nicht als Herrn anerkennen. Da er, drei Mal vorgeladen, nicht erschien, so ging Rudolph schnell auf Wien los, setzte über die Donau, und zwang Ottokar um Frieden zu bitten. Aber im folgenden Jahre empörte er sich wieder. Rudolph lieferte ihm 1278 die Schlacht auf dem March- felde bei Wien, in welcher Ottokar das Leben verlor. Dieser Tag kann als der Gründungstag der Größe des habsburgisch-, österreichischen Hauses angesehen werden; denn nach diesem Siege t

4. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 259

1862 - Regensburg : Pustet
259 belehnte der Kaiser, mit Einwilligung der Reichsstände, seine Söhne Albrecht und Rudolph mit den österreichischen Ländern. Den Söhnen Ottokar's ließ er das Erbreich des Vaters. Gleich nach dem Kriege mit Ottokar ließ der Kaiser auf dem Reichs- tage zu Nürnberg einen Landfrieden bekannt machen, nach welchem allen Reichsvasallen verboten wurde, sich zu befehden und sich selbst Recht zu verschaffen. Noch in seinem hohen Alter be- schäftigte ihn die Sorge für die Ruhe des Reiches. Er reiset selbst iu deu beunruhigten Gegenden umher, gab strenge Gesetze gegen den Mißbrauch des Faustrechtes, verfuhr mit unerbittlicher Strenge gegen den Theil des Adels, der aus dem Straßenraube ein Gewerbe machte, zerstörte die Raubburgen und ließ die Räu- der enthaupten. Auf einem Zuge nach Thüringen hat er 66 Raubburgen zerstört und 29 Ritter hinrichten lassen. Daß die deutschen Fürsten seinen Sohn Albrecht auf dem Reichstage zu Frankfurt nicht zu seinem Nachfolger wählen wollten, kränkte ihn tief. Bald daraus starb er auf einer Reise nach Speier, die er, im Vorgefühle seines Todes, zu den Gräbern der, Kaiser unternahm, den 30. September 1291, im Alter von 73 Jahren. Im Dome zu Speier liegt er begraben. 25. Der fromme Graf. Gras Rudolph von Habsburg ritt einmal mit seinen Die- nern auf die Jagd, und wie er in eine Aue kam, er allein mit dem Pferde, so hörte er eine Schelle klingen. Er ritt dem Ge- tön nach durch das Gesträuch, zu erfahren, was das wäre. Da traf er einen Priester mit dem heiligsten Sakramente und seinen Meßner, welcher das Glöcklein vortrug; da stieg Rudolph von seinem Pferde, kniete nieder und bewies dem heiligsten Sakra- mente seine Verehrung. Nun war es an einem Wässerlein und der Priester stellte das heiligste Sakrament neben sich, fing an, seine Schuhe auszuziehen, und wollte durch den Bach, der sehr angeschwollen war, Hindurchwatten; denn der Steg war-durch Anwachsen des Wassers hinweggerissen. Augenblicklich hieß Graf Rudolph den Priester mit dem Hochwürdigsten auf sein Pferd sich setzen und damit bis zum Kranken reiten, damit er nicht versäumt werde. Er selbst setzte sich auf das Pferd eines Dieners, der eben gekommen war, und ritt der Waldlust nach. Da nun der Priester wieder heim'kam, brachte er selber dem Grafen Rudolph das Pferd wieder, mit großer Danksagung für die Gnade und Tugend, die er ihm erzeigt. Da sprach Graf Rudolph: „Das wolle Gott nimmer, daß ich oder meiner 17 *

5. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 246

1862 - Regensburg : Pustet
246 Blicke waren auf den sinnenden König gerichtet, bis er sich end- lich erhob und die Kirche verließ. Unter erneutem Beifallsrufe bewegte sich der Zug in die königliche Pfalz, wo das Königs- mahl begann. Die deutschen Herzoge hatten die Bewirthung übernommen und rechneten es sich zur Ehre, ihm persönlich zu dienen und bei der Tafel aufzuwarten. Der Herzog Eberhard von Franken trug die Speisen auf; er war Truchseß; Hermann, Herzog in Schwaben, schenkte den Wein ein und verrichtete das Amt eines Mundschenken; Arnulf, Herzog von Bayern, sorgte für das Hoflager und das Heer, er ver- richtete die Geschäfte eines Marschalls; der Herzog Gisel- bert von Lothringen sorgte für die königlichen Zimmer, er war Kämmerer. So entstanden die sogenannten Erzämter am kaiserlichen Hofe, welche bei der Krönung ein Wahlrecht der Wahlfürsten (Kurfürsten) blieben, die sie aber nachher nicht mehr in eigener Person, sondern durch ihre Gesandten verrichteten. Die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier nahmen von jetzt an das Krönungsrecht in Anspruch. Lustig klangen die Gläser voll edlen Weines beim Lebe- hoch auf den König, das Reich und seine Fürsten; Trompeten schmetterten dazwischen, und von draußen herein schallte der Iubelruf des begeisterten Volkes. Otto hatte an diesem festlichen Tage wohl kaum geahnt, welche Sorgen und Mühseligkeiten ihm diese Krone bringen würde. Seine ganze Regierung war ein Gewebe von Kriegen; er züchtigte die Dänen, die seine Markgrafschaft Schleswig heimsuchten; er unterwarf sich Böhmen; er schlug die Ungarn auf dem Lechfelde, daß ihnen ans immer die Lust verging, nach Deutschland zu streifen; er hatte viele Kämpfe mit den Italienern, die seine Herrschaft lange nicht anerkennen wollten; sein eigener Bruder Heinrich und sein Sohn Ludolf hatten sich gegen ihn empört; aber alle diese Kämpfe und Trübsale dienten nur zur Verherrlichung seines Namens. Die Geschichte nennt ihn den Großen, und Magdeburg, seine vielgetreue Stadt, bewahrt seine Gebeine und hat ihm auf dem Markte ein Denkmal errichtet. — Otto's nächster Nachfolger Otto Ii. und Otto Iii. hatten ebenfalls schwere Kämpfe mit Italien und fanden dort früh ihren Tod. Auf Letztern folgte sein Vetter Heinrich Ii. oder der Heilige, welcher sich meistens zu Bamberg aufhielt und mit welchem 1024 das sächsische Regen- tenhaus ausstarb.

6. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 247

1862 - Regensburg : Pustet
247 Salische oder fränkische Kaiser. 1024—1125. 101 Jahre. 1) Konrad 11., von 1024—1039. 2) Heinrich Iii., von 1039—1056. 3) Heinrich Iv., von 1056 — 1106. 4) Heinrich V., von 1106 —1125. 5) Lothar von Sachsen, von 1125—1137. Nach Heinrichs Tode wurpe der Herzog der rheinischen Franken Konrad 111. oder der Salier zum König gewählt. Er war ein kräftiger und hochgesinnter Regent, der das Ansehen seiner Krone in und außer Deutschland mit großem Nachdrucke behauptete. Noch ge- waltiger herrschte sein Sohn Heinrich Iii., der selbst die Ungarn aus einige Zeit von Deutschland abhängig machte. Oft reiste er selbst im Reiche umher, um Recht und Gerechtigkeit zu handhaben, und sich selbst davon zu überzeugen, ob Alles nach seinem Willen vollzogen werde. Deutschland bedauerte daher mit Recht, daß er schon im 39. Jahre seines Alters starb. 17. Kaiser Heinrich Iv. Dieser Kaiser hatte das Unglück, in seiner Jugend durch eine schlechte Erziehung verdorben zu werden. Er wurde ein stolzer, halsstarriger Mann, der namentlich die Sachsen, seine Unterthanen, bitter haßte und plagte. Da verklagten ihn diese bei dem Papste, und dieser that den Kaiser hierauf in den Bann, d. h. verbot ihm, in die Kirche zum heil. Abendmahl zu gehen, und ließ den Deutschen verkünden, sie brauchten ihrem Kaiser nicht mehr zu folgen. Gerne wäre nun Heinrich gleich an der Spitze eines Heeres nach Rom gestürmt, aber seine Fürsten er- klärten ihm: „Herr Kaiser, wir dürfen dir nicht gehorchen, so lange du im Banne bist. Was sollte der Kaiser nun machen? Er reiste, von seiner Frau und nur einem Bedienten begleitet, mitten im Winter nach Italien. Der Papst war gerade im Schlosse Canossa. Er ließ den Kaiser nicht gleich vor sich, son- dern schickte ihm einen wollenen Kittel, ein Bußkleid zu. Das mußte Heinrich an den bloßen Leib ziehen und damit barfuß und im bloßen Kopfe drei Tage und drei Nächte unter freiem Himmel auf dem Schloßhos zu Canossa zubringen. Da erst sprach ihn der Papst vom Banne los und schärfte ihm ein, künftig ja gehorsam zu sein. Seine Verbrechen sollten später untersucht und gerichtet werden. Kaiser Heinrich kam nach Deutschland zurück. Seine Fürsten bedauerten ihn, und halfen ihrem Herrn wider Rudolph von Schwaben, den indeß seine Feinde zum Kaiser batten machen wollen. Rudolph wurde

7. Kl. 3 = (Oberkl.) 6. u. 7. Schulj - S. 426

1883 - Regensburg : Pustet
426 14. Pas Interregnum. Gegen Konrad Iv. waren schon bei Lebzeiten seines Vaters zwei Könige aufgestellt, zuerst Heinrich Raspe von Thür- ingen und dann Wilhelm von Holland. Nach seines Vaters Tode zog Konrad nach Italien und nahm Neapel in Besitz, starb aber schon 1254 an Gift. Zwei Jahre später fiel sein Gegner Wilhelm gegen die Friesen. Nun verkauften einige deutsche Fürsten ihre Stimme an Richard von Kornwallis, den Bruder des englischen Königs, andere an Alfons von Cast i lien, die aber beide nicht zur Regierung gekommen sind. Deutschland hatte nun etwa zwanzig Jahre lang keinen allgemein anerkannten Herrscher. Diese traurige, kaiserlose Zeit heißt das Interregna m (d. i. Zwischenreich). Während desselben ver-' wilderte der Ritterstand sehr und lebte in beständigen Fehden, Ge- waltthätigkeiten und Räubereien. Diese Zeiten der rohen Gewalt, wo der Mächtigere nur seinen Willen behauptete und Recht nannte, was er mit der stärker» Faust an sich riß, heißen die Zeiten des Fan st rechts. Alle Gerechtigkeitspflege Nm damals gehemmt; auf den Ausspruch des Richters wurde wenig gehört, selbst das kaiserliche Wort sehr oft nicht geachtet. Denn nur die gewalt- sam und räuberisch Gesinnten, so scheint es, hatten die Herr- schaft, und die friedlichen, ruhigen Menschen lebten in bestän- diger Furcht und Todesangst. 5 Nur der Blut dann und die heimliche Gerichtsbarkeit, unter dem Namen der heiligen Feme bekannt, zügelte einigermaßen beit gewaltigen Adel. — In Dortmund war der Hauptstuhl dieser Femgerichte. Sie breiteten sich bald über ganz Deutschland aus und zählten wohl 100,000 freigeborne Mitglieder, die sich am uralten Schöffen- gruß und andern geheimen Zeichen erkannten. Ein furchtbarer Eid band sie, von ihren Geheimnissen und Beschlüssen jeman- dem etwas zu verraten, und sei es Vater oder Sohn. Die Femgerichte waren gleichsam eine Fortsetzung der alten Gaugerichte. Sie standen unmittelbar unter dem Kaiser und richteten in seinem Namen über alle schweren Verbrechen. Die ansehnlichsten Fürsten und Ritter waren Stuhl Herren in den- selben, und um ihren Sprüchen mehr Schreckhaftes zu geben, wurden diese Gerichte heimlich, in stiller Nacht und entlegener Gegend, in Wäldern und Felsenhöhlen, oder in unterirdischen Gewölben gehalten. — Hier bestieg der Frei graf oder Vor- sitzende den Stuhl und ließ Kläger und Beklagte auf das Schwert schwören. Nur Wissende oder Eingeweihte durften zugegen sein,

8. Kl. 3 = (Oberkl.) 6. u. 7. Schulj - S. 428

1883 - Regensburg : Pustet
428 der Stadt. Rudolf machte sogleich Friede mit den Baslern und eilte nach Aachen, um sich krönen zu lassen. — Nach der Krönung ließen sich die anwesenden Reichsfürsten, der alten Sitte gemäß, von dem neuen Kaiser belehnen; aber siehe! es. fehlte dazu das Scepter. Es enstand große Bedenklichkeit, wo- mit Rudolf die Belehnung vornehmen sollte. Da ergriff er das Kruzifix auf dem Altare und sagte: „Dieses Kreuz, das die Welt erlöset hat, wird ja wohl die Stelle eines Scepters vertreten können." Darauf reichte er das Kruzifix den Fürsten hin. Sie küßten es und leisteten darauf die verlangte Huldigung. An Glanz von großen Thaten haben viele von Rudolfs Vorgängern ihn übertroffen, keiner jedoch an klugen Maßregeln, wie sie der damalige Stand der Dinge verlangte. Rudolfs Bestreben ging dahin, das Ansehen der kaiserlichen Würde wieder herzustellen, eine gute Verwaltung der Gerechtigkeit einzuführen und so viel als möglich allen Beschwerden seiner Unterthanen abzuhelfen. Unter seiner väterlich ernsten Regierung kehrte auch wirklich in das deutsche Reich Ruhe und Ordnung zurück. Der. stolze König Ottokar von Böhmen hatte sich der Länder Österreich, Steiermark, Kärnthen und Krain bemäch- tigt und wollte Rudolf nicht als Herrn anerkennen. Da er, dreimal vorgeladen, nicht erschien, so ging Rudolf schnell auf Wien los, setzte über die Donau und zwang Ottokar um Frie- den zu bitten. Aber im folgenden Jahre empörte er sich wieder. Rudolf lieferte ihm 1278 die Schlacht auf dem Marchfelde bei Wien, in welcher Ottokar das Leben verlor. Dieser Tag kann als der Gründungstag der Größe des habsburgisch-öster- reichischen Hauses angesehen werden; denn nach diesem Siege belehnte der Kaiser, mit Einwilligung der Reichsstände, seine Söhne Albrecht und Rudolf mit den österreichischen Ländern. Den Söhnen Ottokars ließ er das Erbreich des Vaters. Gleich nach dem Kriege mit Ottokar ließ der Kaiser auf dem Reichs- tage zu Nürnberg einen Landfrieden bekannt machen, nach welchem allen Reichsvasallen verboten wurde, sich zu befehden und *lch selbst Recht zu verschaffen. Noch in seinem hohen Alter be- schäftigte ihn die Sorge für die Ruhe des Reiches. Er reiste selbst in den beunruhigten Gegenden umher, gab strenge Ge- setze gegen den Mißbrauch des'faustrechtes, verfuhr mit uner- bittlicher Strenge gegen den Teil des Adels, der aus dem Straßenraube ein Gewerbe machte, zerstörte die Raubburgen und ließ die Räuber enthaupten. Auf einem Zuge nach Thüringen hat er 66 Raubburgen zerstört und 29 Ritter hinrichten^lassen.

9. Kl. 3 = (Oberkl.) 6. u. 7. Schulj - S. 432

1883 - Regensburg : Pustet
— 432 — 11. „So möge auch Gott der allmächtige Hort, Der das Flehen der Schwachen erhöret, , Zu Ehren Euch bringen hier und dort, So wie Ihr jetzt ihn geehret. Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt Durch ritterlich Walten im Schweizerland; Euch blühen sechs liebliche Töchter. So mögen sie, rief er begeistert aus, Sechs Kronen Euch bringen in Euer Haus Und glänzen die spät'sten Geschlechter!" 12. Und mit sinnendem Haupt saß der Kaiser da, - Als dacht' er vergangener Zeiten; Jetzt, da er dem Sänger ins Auge sah, Da begreift er der Worte Bedeuten. Die Züge des Priesters erkennt er schnell, Und verbirgt der Thränen stürzenden Quell In des Mantels purpurnen Falten. — Und alles blickte den Kaiser an Und erkannte den Grafen, der das gethan, Und verehrte das göttliche Walten. Schiller. 17. Ludwig der Wayer. „Zwei Enkel von Rudolf waren Friedrich der Schöne von Österreich und Ludwig der Bayer, und weil die Mutter Ludwigs nach Wien stüchten mußte, so wurden beide miteinander erzogen, wie denn auch beide reich waren an herrlichen Gaben und ritterlichem Sinn. Friedrich, stolz auf seine Macht, strebte nach der deutschen Königskrone, und Ludwig versprach ihm nicht hinderlich zu sein. Doch bald kam eine Botschaft, die trug — Ludwig die Krone an. Versprach: „Was wollen die Fürsten mit mir? Warum wählen sie nicht meinen Vetter Friedrich? Ist dessen Macht nicht größer als die meine?" Seine Einwend- ungen halfeit jedoch nichts; bei der Wahl in Frankfurt erhielt Ludwig 5 und Friedrich 4 Stimmen. Beide ließen sich krönen, und so hatte Deutschland wieder einmal zwei Gegenkaiser. Sieben Jahre lang lagen sie gegen einander in Streit; da bricht Friedrich 1322 mit einem zuchtlosen Heere in Bayern eiü und lagert sich bei Mühldorf am Inn. Seinen Bruder, der mit einem Heere in Schwaben lag, läßt er zu eiligem Zuzug ent- bieten. Doch der durstige Bote wird im Kloster Fürstenfeld \°

10. Kl. 3 = (Oberkl.) 6. u. 7. Schulj - S. 416

1883 - Regensburg : Pustet
416 dem Jubelruf des Volkes erschien, trat der Erzbischof von Mainz, Hildebert, hervor, faßte des Königs rechte Hand und führte ihn in die Mitte der Kirche, wo er von dem ganzen versammelten Volke gesehen werden konnte. — Dann sprach er: „Hier steht der von Gott erkorne, vom König Heinrich be- zeichnete und von den Fürsten anerkannte König der Deut- schen. — Wenn das Volk diese Wahl billiget, so erhebe es zum Zeichen dessen die Rechte auf zum Himmel!" Jubelnd streckten alle die Hand empor; der betäubende Zuruf: „Heil unserm König Otto! Heil seinem Geschlecht!" erfüllte die Tempelhallen, und draußen vor den Thüren widerhallte dieser Ruf von den Tausenden, die die Mauern umjauchzten. Chöre fielen ein und sangen Psalmen, Pauken und Trompeten schmet- terten dazwischen, und die Geistlichen sanken am Altare nieder, um des Himmels Segen auf den neuen Herrscher herabzuflehen. Als der erste Sturm der Begeisterung vorüber war, führte der Erzbischof den König vor den Altar, wo die Reichskleinodien lagen. Er umgürtete ihn mit dem Reichsschwert, legte ihm den Königsmantel an, gab ihm das Scepter in die Hand, salbte ihn mit geweihtem Öle und setzte ihm mit Hilfe der Erzbischöfe von Köln und Trier die Krone ans das Haupt. Nachdem dieses geschehen war, führten ihn alle drei auf einen Thron, der zwischen zwei Marmorsäulen aufgerichtet war, hielten feierliches Hochamt und ließen den Lobgesang, Herr Gott, dich loben wir, anstimmen. Da saß der vierundzwanzigjährige König, das blühende Gesicht und die hohe Stirne .von blonden Locken umwallt. — Er gedachte der Thaten des unter ihm in der Gruft ruhenden Kaisers Karl, jenes großen Vorfahrers, würdig zu werden. Aller Blicke waren auf den sinnenden König gerichtet, bis er sich endlich erhob und die Kirche verließ. Unter erneutem Beifalls- rufe bewegte sich der Zug in die königliche Pfalz, wo das Königsmahl begann. Die deutschen Herzoge hatten die Be- wirtung übernommen und rechneten es sich zur Ehre, ihm per- sönlich zu dienen und bei der Tafel aufzuwarten. Der Her- zog Eberhard von Franken trug die Speisen auf, er war Truchseß; Hermann, Herzog in Schwaben, schenkte den Wein ein und verrichtete das Amt eines Mundschenken; Arnulf, Herzog von Bayern, sorgte für das Hoflager und das Heer, er verrichtete die Geschäfte eines Marschalls; de»' Herzog Gieselbert von Lothringen sorgte für die könig- lichen Zimmer, er war Kümmerer. So entstanden die so-
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