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1. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 9

1908 - Schleswig : Bergas
9 2. Als die Deutschen noch nicht in Städten beisummen wohnten, bebaute jeder Hausvater sein eignes Feld und verfertigte auch mit Hilfe seiner Dienst- boten Zalles das, was er für sich und bei seiner Arbeit gebrauchte. Auf dem Felde wurden Hanf und Flachs gebaut, und die Mägde mußten spinnen, weben und nähen. Die Knechte aber waren im Anfertigen von Gerätschaften geübt. Handwerker und Bauern unterschied man damals noch nicht. Dies wurde jedoch anders, als die Städte entstanden. Für die Städter waren die Felder oft so weit entfernt, daß sie sie nur mit großem Zeitverlust bestellen konnten. Deshalb überließen sie ihre Felder meist den Landbewohnern und gaben sich ihren andern Beschäftigungen hin. Dabei stellte sich gar bald heraus, daß der eine besonders geschickt war im Verfertigen von Schuhen, der andre jedoch konnte besser Kleider nähen. Deshalb kamen sie überein, daß der eine nur Schuhe und der andre nur Kleider anfertigen sollte; der eine wurde also Schuster und der andre Kleidermacher oder Schneider. So ging es auch mit dem Weber, dem Tischler, dem Schmied u. a. Auf solche Weise entstanden die Handwerker. Die Landbewohner erkannten bald, daß die von den Handwerkern verfertigten Sachen viel besser waren als die, die sie selbst machten. Darum holten sie sich nun Kleider und Schuhe, Möbel und sonstige Geräte aus der Stadt und beschäftigten sich ausschließlich mit Ackerbau. Von da an nannte man die Landbewohner Bauern. 3. Da die Städter sich meistens mit einem Handwerk beschäftigten, waren sie gezwungen, Eier und Butter, Gemüse lind Korn von den Bauern zu kaufen. Diese kamen deshalb zur Stadt und verkauften hier auf einem freien Platze ihre Erzeugnisse. So entstanden die Märkte, die in der Regel in der Woche einmal stattfanden. Später brachten auch die Hand- werker ihre Waren nach den Marktplätzen und stellten sie in Buden zum Verkauf aus. Da dies im Jahre aber nur einmal geschah, hieß man diese Märkte Jahrmärkte, während mau die andern Wochen Märkte nannte. Auf den Wochen- und Jahrmärkten wurde viel gekauft und verkauft; es entwickelte sich daselbst lebhafter Handel. 4. Anfangs hatte mau kein Geld; mau handelte darum auf andre Weise als jetzt. Wollte der Schuster einen Anzug und der Schneider Schuhe haben, so tauschten sie ihre Waren gegenseitig aus. Ebenso machten es die andern Handwerker. Der Bauer aber, der von den Handwerkern Waren haben wollte, gab diesen dafür etwas von seinem Korn. Dieses Korn brachten die Leute zum Müller, der Mehl daraus machte; aus letzterem backte der Bäcker dann Brot für sie. Für die Arbeit aber durfte der Müller etwas Mehl und der Bäcker etwas Brot zurückbehalten. So wurde in alter Zeit gehandelt, und diesen Handel nannte man Tauschhandel. Derselbe war recht beschwerlich. Bisweilen kam es aber auch vor, daß jemand, der z. B. Kleider haben wollte, nur einen solchen Gegenstand zum Tausche anbieten konnte, den der Schneider gerade nicht gebrauchte; daun war ein Tauschhandel gar nicht möglich. Diesem Übelstand wurde jedoch bald abgeholfen. 5. An den Grenzen, wo unsre Vorfahren mit den Römern zusammen- trafen, lernten sie das Geld kennen. Dieses gefiel ihnen so sehr, daß sie es sich erwarben, und nun wurde aus dem Tauschhandel nach und nach ein Handel mit Geld. Bald lernten die Deutschen das Geld auch selbst prägen.

2. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 13

1908 - Schleswig : Bergas
13 4. Als Barbarossa schon ein siebzigjähriger Greis war, erscholl plötzlich der Ruf: „Die Türken haben Jerusalem wieder erobert!" Hierüber war große Trauer in der ganzen Christenheit. Da erklärte Kaiser Friedrich, er habe noch Kraft genug, einen Krenzzng zu unternehmen. Er stellte sich alsbald an die Spitze eines Heeres und ließ sich bei Konstantinopel über- setzen. (Bild!) Leider kam er nur bis nach Kleinasien. Hier mußte der Fluß Saleph überschritten werden. Weil die Brücke, die darüber führte, schmal war, ging der Zng nur langsam vorwärts. Der Kaiser, der sich bei dem Hinteren Teile der Kreuzfahrer befand, wollte aber nicht solange warten. Er bestieg deshalb sein Pferd und sprengte furchtlos mit ihm Barbarossas Kreuzzug. in den Fluß, wurde jedoch von den Wellen fortgerissen. Ein Reiter eilte ihm nach; als er aber den Kaiser ans Land brachte, war dieser bereits verschieden. Unbeschreiblich groß war der Jammer unter den Kreuzfahrern; jeder meinte, nun könne der Kreuzzeug nicht mehr glücklich zu Ende geführt werden, da der Kaiser, ihr Vater, verloren sei. Die Krieger zogen des- halb nicht weiter, sondern kehrten in ihre Heimat zurück. — Das deutsche Volk wollte an Barbarossas Tod lange Zeit nicht glauben. Die Sage berichtet, er sei nicht gestorben, sondern sitze verzaubert im Kpffhäuser in Thüringen an einem marmornen Tische. Sein weiß gewordener Bart sei durch den Tisch gewachsen und um den Berg herum flögen Raben. Wenn diese einst weggeflogen seien, dann werde Barbarossa wiederkommen und

3. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 14

1908 - Schleswig : Bergas
14 das Deutsche Reich von neuem aufrichten. — Die Sage hat sich am 18. Ja- nuar 1871 erfüllt, An diesem Tage hat Kaiser Wilhelm I. die deutschen Staaten zu dem mächtigen Deutschen Reiche vereinigt. Kaiser Wilhelm I. ist ans dem Kyffhänser ein herrliches Denkmal errichtet worden. 15. Das Ritterleben. 1. Ans vielen Bergspitzen unsres Vaterlandes sieht man Burgen, von denen nicht wenige zerfallen sind. Hier wohnten einst die Ritter, die zu Roß kämpften und ganz in Eisen, in eine Rüstung, gekleidet waren. Ein Panzer schützte Brust und Rücken, ein Helm das Haupt, ein Visier das Gesicht, Schieneil Arme und Beine. Als Waffen dienten Schwert, Lanze und Schild. Wollte ein Edelknabe Ritter werden, so mußte er schon in seinem 7. Lebens- jahr in das Schloß eines andern Ritters gebracht werden und hier fleißig mit den Waffen üben. Mit 14 Jahren wurde er Knappe und durfte von nun an seinen Herrn auf die Jagd und in den Krieg begleiten. Erst im 21. Lebensjahr wurde er Ritter. Als solcher mußte er am Altar feierlich versprechen, die Wahrheit zu reden, die Religion und die Witwen und Waisen zu beschirmen und dem Fürsten treu zu dienen. 2. Um Mut und Geschicklichkeit zu prüfen, fanden oft Ritterspiele statt. Dann erschienen die Ritter in prächtiger Rüstung hoch zu Roß und ritten mit eingelegter Lanze gegeneinander. Wer den Gegner ans dem Sattel hob, war Sieger. Dieser erhielt von den Damen als Preis einen Kranz, einen Helm, ein Schwert oder gar eine goldene Kette. — Kam der Feind ins Land, so zogen die Ritter ihm mutig entgegen. Hatten sie ihn besiegt, so war großer Jubel in den Burgen, und abends wurden beim Wein Er- lebnisse aus dem Kampf erzählt. 3. Später verarmten viele Ritter, weil sie ein verschwenderisches Leben führten. Um sich ihren Unterhalt zu verschaffen, führten sie dem Landmanne sein Vieh von der Weide, mähten ihm in der Nacht das Getreide ab und brachten es durch ihre Knechte heimlich in ihre Burgen. Oft zündeten sie auch seine Hütte an. Der Landmann stand meist wehrlos da; niemand verhalf ihm zu seinem Rechte. Nicht besser erging es den Kaufleuten, die mit ihren Wagen, auf denen sich kostbare Waren befanden, an den Burgen vorüber- fnhren. Im Walde oder an der Landstraße lauerten die Ritter ihnen auf und raubten Hab und Gut. Deshalb nannte man diese Ritter Raubritter. Zur Zeit der Raubritter war große Not im Lande. 16. Rudolf von Habsburg. (1273) 1. Graf Rudolf von Habsbnrg wurde im Jahre 1273 deutscher Kaiser. Bevor er die Regierung antrat, hatte das Deutsche Reich 16 Jahre lang keinen Kaiser. Während dieser kaiserlosen Zeit war niemand da, die Schwachen gegen die Starken zu schützen. Die Raubritter hausten schlimmer als früher. Das konnte Kaiser Rudolf nicht mitansehen. Er verbot das Rauben, und als die Raubritter sein Verbot nicht achteten, zog er mit einem starken Heere gegen sie und ließ ihre Burgen erstürmen und zerstören. In Thüringen allein zerstörte er 60 solcher Raubnester. Die Räuber selbst aber ließ er alle

4. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 15

1908 - Schleswig : Bergas
15 miteinander hängen. Rudolf von Habsburg war nicht nur ein strenger und gerechter, sondern auch ein frommer und leutseliger Fürst. 2. Als Rudolf noch Graf war, ritt er einmal auf die Jagd und kam dabei au einen Bach, dessen Brücklein von den Wellen weggerissen worden war. Da bemerkte er einen Priester, der seine Schuhe auszog und den Bach durchwaten wollte. Der Graf fragte den Diener Gottes, warum er dies tue. Dieser erwiderte, er wolle einem Sterbenden das heilige Abendmahl reichen. Als Rudolf dies hörte, sprang er schnell vom Pferde und überließ Rudolf von Habsburg bestraft die Raubritter. es dem Priester. Letzterer ritt darauf eiligst zu dem Kranken. Am andern Morgen wollte der Priester das Roß dankend zurückgeben; Rudolf aber sagte: „Ich besteige dieses Roß nie wieder zu Jagd und Streit, da es meinen Schöpfer getragen hat. Behaltet es und gebrauchet es auch künftig im Dienste des Herrn!" 3. Einst spazierte Kaiser Rudolf iu ganz einfachen Kleidern durch Maiuz. Es war ein kalter Morgen, und ihm froren die Hände. Um sich zu er- wärmen, trat er in das Haus eines Bäckers und stellte sich an den Ofen. Die Bäckersfrau, die ihn für einen gewöhnlichen Kriegsknecht hielt, schimpfte auf ihn und auf den Kaiser und sagte: „Troll dich fort, du schäbiger Hund, zu deinem Bettelkaiser, der mit seinen Pferden und Knechten das ganze Land aufzehrt." Als Rudolf hierüber lachte, wurde die Frau so zornig, daß sie einen Eimer voll eiskalten Wassers ergriff und es ihm über den Kopf goß.

5. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 19

1908 - Schleswig : Bergas
19 beschwerlich. Deshalb suchte man einen Seeweg nach Ostindien, den man auch bald fand: Man fuhr um Afrika herum. Christoph Kolumbus, ein kühner Seefahrer aus Genua, aber sagte: „Da die Erde eine Kugel ist, muß man auch nach Ostindien kommen, wenn man immer nach Westen fährt." Er wollte einen neuen Seeweg nach Ostindien suchen und bat deshalb den König von Spanien um Schiffe. Da sagten Gelehrte: „Du Tor, segelst du nach Westen, so gehts ja immer bergunter; wie willst du denn denwasserberg wieder herauf- kommen?" Erst acht Jahre später erhielt Kolumbus von der Königin von Spanien drei schlecht ge- baute Schiffe. 2. Am 3. August 1492 fuhr Kolum- bus voll küh- nen Mutes mit 90 Mann von Spanien ab, hinaus in das wilde, unbe- kannte Meer. Derwind blies günstig, und pfeilschnell fuhren die Schiffe dahin. Alles ging anfangs gut. Aber wo war das gesuchte Land? Schon 60 Tage lang hatte die Fahrt gedauert, und noch immer sah man nichts als Wasser und Himmel. Da wurden auch die Mutigsten ängstlich; zitternd sagten sie: „Was soll aus uns werden? Wir alle müssen ertrinken!" Nur einer verlor den Mut keinen Augenblick; das war Kolumbus. Er rief den Verzagten zu: „Seid getrost, bald ist das Ziel erreicht!" Uuermüdet stand er Tag und Nacht auf dem Verdeck, schaute nach Westen und leitete das Schiff. Doch endlich waren die Matrosen der Verzweiflung nahe; in wilder Wut stürzten sie auf Kolumbus los und drohten, ihn über Bord zu werfen, wenn er nicht sogleich umkehre. Ruhig erwiderte der unerschrockene Manu: „Nur noch drei Tage

6. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 37

1908 - Schleswig : Bergas
37 völkerung zog der von ganz Europa bewunderte Held wieder in Berlin ein. Als wenige Tage danach beim Dankgottesdienst das Lied „Herr Gott, dich loben wir!" angestimnit wurde, senkte Friedrich demütig das Haupt und brach in Tränen aus. 4. Schlesien hatte durch den langen Krieg sehr gelitten. Viele Dörfer waren niedergebrannt, die Fluren verwüstet, die schlesischen Bauern verarmt. Nach Beendigung des Krieges ließ Friedrich der Große etwa 300 Dörfer neu aufbauen. Zur Bestellung der Äcker bekamen die Bauern Saatkorn, Vieh und Pferde. Außerdem ließ der König noch 9 Millionen Mark unter sie verteilen. — Friedrich der Große sorgte jedoch als rechter Landes- vater nicht nur für das Wohl der Schlesier, sondern auch für das aller seiner Untertanen. Er ließ sumpfiges Land trocken legen und Straßen und Kanäle erbauen. Für die Jugend sorgte er, indem er Schnlhänser bauen ließ und tüchtige Lehrer anstellte. Von den Richtern verlangte der gerechte König, daß sie ohne Ansehen der Person urteilten. 5. Bei Potsdam besaß Friedrich der Große das Schloß Sanssouci lspr. sangsnsi), neben dem eine Windmühle stand. Da ihr Geklapper den König störte, wollte er sie kaufen und niederreißen lassen. Er bot dem Eigentümer der Mühle dreimal soviel, als sie wert war. Dem Müller war sie jedoch um keinen Preis feil, weil er sie von seinem Vater geerbt hatte. Da sagte Friedrich der Große: „Wisset ihr auch, daß ich gar nicht nötig habe, viele Worte zu machen? Ich lasse eure Mühle taxieren, euch bezahlen und dann sie abbrechen." Als der unerschrockene Müller das hörte, lächelte er und erwiderte: „Gut gesagt, allergnädigster Herr, wenn nur das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Diese freimütige Rede gefiel dem König; er- dachte von nun an nicht mehr an den Abbruch der Mühle. 6. Friedrich der Große teilte seine Zeit genau ein; jeden Augenblick benutzte er gewissenhaft. Schon morgens 3 Uhr stand er auf und widmete sich mit größtem Fleiße den Regiernngsgeschäften. Vormit- tags und nachmittags arbeitete er entweder allein oder mit seinen Ministern; er las Be- richte, schrieb Briefe, hörte Bitt- steller an oder begab sich zur Parade. Vor Tisch ritt er fast immer aus. Dabei trug er stets einen Krückstock, und seine drei oder vier Windspiele folgten ihm. Punkt 12 Uhr wurde zu Mittag gespeist; hierbei unterhielt er sich lebhaft mit seinen Güsten. Abends fand im Schlosse ein Konzert statt, bei dem Friedrich oft die Flöte blies. Erst gegen Mitter-

7. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 29

1908 - Schleswig : Bergas
29 meinen Eltern, meinem Lande nrib meiner Ehre schuldig bin!“ Bald darauf verließ der tugendhafte Jüngling Holland. 2. Im Jahre 1640 bestieg Friedrich Wilhelm, ein Nachkomme Friedrichs I., erst 20 Jahre alt, den Thron seiner Väter. Der 30 jährige Krieg war damals noch nicht beendigt. Die Feinde hielten Brandenburg zum Teil noch besetzt. Viele Städte und Dörfer waren zerstört, weithin sah man kein Haus mehr. Unzählige Bewohner des Landes waren von den Feinden getötet worden. Die noch Lebenden aber waren meist Bettler, und die Jugend wuchs ohne Unterricht ans. Der junge Kurfürst hatte eine schwere Aufgabe, aber er verzagte nicht. 3. Zunächst verbesserte und vergrößerte Kurfürst Friedrich Wilhelm sein Heer und vertrieb damit die Feinde ans seinem Lande, Als dann im Jahre 1648 Friede geschlossen wurde, sorgte er mit großem Eifer für seine Untertanen. Er ließ Städte und Dörfer bauen und Saatkorn, Vieh und Ackergeräte unter die Bauern verteilen. Jeder Landmann mußte einen Garten hinter seinem Hanse anlegen. Bevor er heiratete, mußte er wenigstens sechs Obstbünme pfropfen und sechs Eichbäume pflanzen. Ans Holland und der Schweiz ließ der Kurfürst Ansiedler kommen, die die menschenleeren Gegenden bevölkerten. Auch gründete er Kirchen und Schulen, legte Fahrstraßen und Brücken an und ließ die Oder mit der Spree durch den Friedrich-Wilhelms- Kanal verbinden. 4. Als die Franzosen einst in der Pfalz einfielen, zog Friedrich Wilhelm dahin, um sie zu vertreiben. Da hetzte der König von Frankreich die Schweden gegen ihn ans. Während der Kurfürst mit seinem Heere am Rheine stand, fielen die Schweden unerwartet in Brandenburg ein und brannten und raubten. Da keine Soldaten im Lande waren, be- schlossen die wackern Bauern Brandenburgs, sich selbst zu helfen. Sie schrieben auf ihre Fahne: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut“ und zogen mit Spießen, Heugabeln, Dresch- flegeln und Sensen gegen den Feind. Leider konnten sie ihn aber nicht ver- treiben. — Als Friedrich Wilhelm von dem Einfall der Schweden erfuhr, eilte er mit seinem Heere in die Heimat und stieß im Jahre 1675 bei Fehrbellin, nordwestlich von Berlin, auf die zweimal so starken Feinde. Dort angekommen, rieten ihm die Generäle von einer Schlacht ab, weil die Soldaten noch ermüdet seien. Der Kurfürst jedoch stellte sich an die Spitze seines Heeres, rief: „Getrost, Soldaten, ich will siegen oder mit euch sterben!“ und griff den Feind an. Mit gezogenem Degen sprengte er den Seinen voran und focht mitten im dichtesten Kugelregen. Die Brandenburger kämpften mit Löwenmut, und bald eilten die Schweden in wilder Flucht davon. Über diesen glänzenden Sieg staunte alle Welt. 5. Während der Schlacht bei Fehrbellin ritt der Große Kurfürst, wie die Sage erzählt, einen Schimmel. Dies wußten die Feinde und schossen fortwährend ans ihn, so daß er in großer Lebensgefahr war. Als Froben, sein Stallmeister, dies merkte, beschloß er, sein eignes Leben zu opfern, um das seines Herrn zu retten. Er gebrauchte eine List und rief dem Kurfürsten zu: „Herr Kurfürst, euer Schimmel ist scheu, besteigt meinen Braunen!“ Dieser merkte die Absicht Frobens nicht und ging auf den Tausch ein.

8. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 34

1908 - Schleswig : Bergas
34 30. Friedrich Wilhelm 1. <1713—1740) 1. Friedrich Wilhelm I. war ein sehr sparsamer Fürst. Stets trug er den einfachen Soldatenroch und seine Töchter mußten ihre Kleider meistens selbst verfertigen. Er aß gewöhnliche Hausmannskost und saß aus hölzernem Schemel. Von den 100 Hofbeamten seines Vaters behielt er nur 12; die übrigen entließ er. Auch verkaufte er die prächtigen Wagen und Pferde, die goldenen und silbernen Geschirre seines Vaters, um die Schulden zu bezahlen. Jeden Sonntag ging die königliche Familie zur Kirche. An den Werktagen arbeitete der pflichttreue König von früh bis spät. Er verlangte aber auch, daß seine Beamten ihre Pflicht taten. Wehe dem, der sich etwas zu schulden kommen ließ! Einmal erfuhr der König, daß der Torschreiber in Potsdam morgens lange schlief. Die Bauern, die in die Stadt zu Markte wollten, mußten oft lange warten, bis das Tor geöffnet wurde. Da ging Friedrich Wilhem 1. selbst hin und prügelte den Langschläfer mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Torschreiber!" aus dem Bette heraus. 2. Da viele Kinder damals noch unwissend blieben, gründete Friedrich Wilhelm I. etwa 1800 Schulen. Auf seinen Befehl mußten die Schüler im Christentum, Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werden. Einst besuchte der König eine Dorfschule. Als er hierbei bemerkte, daß ein kleiner Knabe flott rechnen konnte, schenkte er ihm zwei Gulden und schickte ihn ans eine gute Stadtschule. 3. Eine große Vorliebe hatte Friedrich Wilhelm I. für die Soldaten, die er seine „lieben blauen Kinder" nannte. Er vergrößerte sein Heer be- deutend, und ließ die Soldaten tüchtig exerzieren. Es herrschte strenge Zucht; fast für jedes Vergehen gab es Stockprügel. In Potsdam bestand ein Regiment aus 2400 Riesen. Von diesen war der Flügelmann 2,57 m groß. Diese „langen Kerle" hatte der König besonders gern. 4. Es machte dem König viel Vergnügen, jeden Abend eine Anzahl' von Generälen und Ministern um sich zu versammeln. Diese Gesellschaft nannte man das Tabakskolleginm. Da wurde nämlich eine Pfeife Tabak geraucht, Bier getrunken, Butterbrot gegessen, und man erzählte allerlei Ge- schichten und Späße. 5. Im Jahre 1740 starb Friedrich Wilhelm I. Er hinterließ seinem Nachfolger ein gut geübtes Heer und einen reichen Staatsschatz. 31. Friedrich Ii., der Große. (1740—1786) 1. Friedrich der Große wurde im Jahre 1712 zu Berlin geboren und streng erzogen. Sein Vater wünschte, daß er ein tüchtiger Soldat werde. Deshalb waren seine ersten Spielsachen Flinte, Säbel und Trommel. In seinem achten Jahre exerzierte der Kronprinz häufig mit einem kleinen Gewehr. Als er zehn Jahre alt war, mußte er trotz Wind und Wetter als gemeiner Soldat vor dem Schlosse Schildwache stehen. Der Kronprinz hatte aber keine Lusl zum Exerzieren. Am liebsten las er französische Bücher oder blies die Flöte. Hierüber wurde der Vater sehr böse; denn er fürchtete, sein Sohn werde niemals ein rechter Soldat werden. Er schalt ihn deshalb und sagte: „Fritz ist ein Qnerpfeifer und Federfuchser; er macht sich nichts aus den

9. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 14

1899 - Schleswig : Bergas
14 das Deutsche Reich von neuem aufrichten. — Diese Sage hat sich am 18. Januar 1871 erfüllt. An diesem Tage hat Kaiser Wilhelm I. die Staaten Deutschlands zu einem mächtigen Deutschen Reiche vereinigt. Kaiser Wilhelm I. ist auf dem Kyffhäuser ein herrliches Denkmal errichtet worden. 15. Das Ritterleben. 1. Auf vielen Bergspitzen unseres Vaterlandes sieht mau zerfallene Burgen. Hier wohnten einst die Ritter, die zu Roß kämpften und ganz in Eisen, in eine Rüstung, gekleidet waren. Ein Panzer schützte Brust und Rücken, ein Helm das Haupt, ein Visier das Gesicht, Schienen Arme lind Beine. Als Waffen dienten Schwert, Lanze und Schild. Wollte ein Edel- knabe Ritter werden, so mußte er schon in seinem 7. Lebensjahre in das Schloß eines anderen Ritters gebracht werden und hier fleißig mit den Waffen üben. Mit 14 Jahren wurde er Knappe und durfte von nun an seinen Herrn ans die Jagd und in den Krieg begleiten. Erst im 21. Lebens- jahre wurde er Ritter. Als solcher mußte er am Altare feierlich versprechen, die Wahrheit zu reden, die Religion und die Witwen und Waisen zu be- schirmen und dem Fürsten treu zu dienen. 2. Ilm Mut und Geschicklichkeit zu prüfen, fanden oft Ritterspiele statt. Dann erschienen die Ritter in prächtiger Rüstung hoch zu Roß und ritten mit eingelegter Lanze gegeneinander. Wer den Gegner aus dem Sattel hob, war Sieger. Dieser erhielt von den Damen als Preis einen Kranz, einen Helm, ein Schwert oder gar eine goldene Kette. — Kam der Feind ins Land, so zogen die Ritter ihm mutig entgegen. Hatten sie ihn besiegt, so war großer Jubel in den Burgen, und abends wurden beim Weine Er- lebnisse ans dem Kampfe erzählt. 3. Später verarmten viele Ritter durch Verschwendung. Um sich Unter- halt zu verschaffen, führten sie dem Landmanne sein Vieh von der Weide, mähten ihm in der Nacht das Getreide ab und brachten es durch ihre Knechte heimlich in ihre Burgen. Oft zündeten sie auch seine Hütte an. Der Land- mann stand meist wehrlos da; niemand verhalf ihm zu seinem Rechte. Nicht besser erging es den Kaufleuten, die mit ihren Wagen, auf welchen sich kost- bare Waren befanden, an den Burgen vorüberfuhren. Im Walde oder an der Landstraße lauerten die Ritter denselben auf und raubten ihnen Hab und Gnt. Deshalb nannte man diese Ritter Raubritter. Zur Zeit der Raub- ritter war große Not im Lande. 16. Rudolf von Habsburg. (1273) 1. Graf Rudolf von Habsbnrg wurde im Jahre 1273 deutscher Kaiser. Bevor er die Regierung antrat, hatte das deutsche Reich 16 Jahre lang keinen Kaiser. Während dieser kaiserlosen Zeit hausten die Raubritter schlimmer als früher. Niemand war da, die Schwachen gegen die Starken zu schützen. Kaiser Rudolf aber duldete ein solches Unrecht nicht. Er verbot das'rauben, und als die Raubritter sein Verbot nicht achteten, zog er mit einem starken Heere gegen sie und ließ ihre Bnrgen erstürmen und zerstören. In Thüringen allein zerstörte er 60 solcher Raubnester. Die Räuber selbst aber ließ er alle

10. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 15

1899 - Schleswig : Bergas
15 miteinander hangen. Rudolf von Habsbnrg war nicht nur ein strenger und gerechter, sondern auch ein frommer und leutseliger Fürst. 2. Als Rudolf noch Graf war, ritt er einmal auf die Jagd und kam dabei an einen Bach, dessen Brücklein von den Wellen weggerissen worden war. Daselbst bemerkte er einen Priester, der seine Schuhe auszog und den Bach durchwaten wollte. Der Graf fragte den Diener Gottes, warum er dies thue. Dieser erwiderte, er wolle einend Sterbenden das heilige Abendmahl reichen. Als Rudolf dies hörte, sprang er schnell voin Pferde und überließ Rudolf von Habsburg bestraft die Raubritter. dieses dem Priester. Letzterer ritt darauf eiligst zu dem Kranken. Am anderen Morgen wollte der Priester das Roß dankend zurückgeben; Rudolf aber sagte: „Ich besteige dieses Roß nie wieder zu Jagd und Streit, da es meinen Schöpfer getragen hat. Behaltet es und gebrauchet es auch künftig im Dienste des Herrn!" 3. Einst spazierte Kaiser Rudolf in ganz einfachen Kleidern durch Mainz. Es war ein kalter Morgen, und ihm froren die Hände. Um sich zu er- wärmen, trat ec in das Haus eines Bäckers und stellte sich an den Ofen. Die Bäckersfrau, die ihn für einen gewöhnlichen Kriegsknecht hielt, schimpfte auf ihn und ans den Kaiser und sagte: „Troll dich fort, du schäbiger Hund, zu deinem Bettelkaiser, der mit seinen Pferden und Knechten das ganze Land aufzehrt." Als Rudolf hierüber lachte, wurde die Frau so zornig, daß sie einen Eimer voll eiskalten Wassers ergriff und ihm dieses über den Kopf goß.
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