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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 202

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
202 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. in den Saft giftiger Kräuter getaucht,*) so daß auf Verwundungen, wenn sie auch nur die Haut ritzten, unausbleiblich der Tod folgte. Darauf umringte eine große Menge von Feinden das Heer, das sich nun in voller Hast in die offenen Ebenen stürzte, welche die Franken noch frei gelassen halten. Hier versanken zuerst die Reiter in dem Morast, indem die schweren Körper der Rosse und Männer einander wechselweise niederzogen und übereinander stürzten. Aber auch die Fußsoldaten, welcke nicht die Last der Pferde niederdrückte, gerieten in den Schlamm und zogen nur mit Mühe die Füße wieder heraus. Sie flohen daher bald eilig wieder in die Wälder, aus denen sie eben erst angstvoll einen Ausweg gesucht hatten. Nachdem so die Reihen schon völlig aufgelöst waren, wurden die Legionen überfallen und niedergehauen. Heraklius, der Anführer der jovianischen Legion, und fast alle Befehlshaber fielen; nur wenigen gewährten die Nacht oder die Schlupfwinkel der Wälder eine Zufluchtsstätte." Wie merkwürdig erinnert dies alles an die fast um vier Jahrhunderte frühere Varusschlacht! Kriegslist und Kampfesart der Germanen, aber auch die hochmütige Vertrauensseligkeit und das Ungeschick der Römer waren sich gleich geblieben; und da dieselben örtlichen Verhältnisse obwalteten, so war auch der Erfolg derselbe: schmähliche und blutige Niederlage der Legionen. Damals lenkte thatsächlich nicht der schwache Kaiser Valentinian der Zweite, sondern der gewaltige Franke Arbogast die Geschicke des Westreiches. Er war nicht der erste Franke, geschweige denn der erste Germane, der im römischen Staat bedeutenden Einfluß und hohe Ehrenstellen errang; aber so hoch war noch kein Deutscher im Kaiserreich gestiegen wie er. Arbogast war schon früh in römische Kriegsdienste getreten und hatte sich unter Kaiser Gratian (367—383) als Feldherr am Rhein und an der Donau ausgezeichnet. Dann hatte Theodosius, der den Osten beherrschte, ihn dem jungen Valentinian empfohlen und diesen genötigt, den hochbegabten Germanen zum Kriegsmeister des ganzen Westreiches zu erheben, und Arbogast nahm, nachdem er zum Sturz des Anmaßers Maximus wesentlich beigetragen hatte, eine geradezu gebietende Stellung im Staate ein. Vor der Hand sandte ihn Valentinian nach Gallien, um die Anhänger des Maximus zu beseitigen. Arbogast vollendete seine Ausgabe mit der größten Schnelligkeit und ließ die Häupter der Maximianer, Nanninus und Quin-tinus, und des Anmaßers Sohn, Viktor, hinrichten. Dann wünschte er. obgleich selbst ein Franke, die überrheinischen Franken zu bekriegen; denn er lebte seit alter Zeit in Blutfehde mit den Gaukönigen Markomer und Sunno. Deshalb trieb er den Kaiser an, die Franken, welche nach *) Eine Stelle im Bolksgesetz der salischen Franken bestätigt, daß die Franken in der That zuweilen vergiftete Geschosse benutzten.

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 320

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
320 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Sonntag. Sie klopften an die Thür des Priesters und traten ein, und Attalus erzählte ihm von seiner Gefangenschaft und Flucht. Der Priester, der des Bischofs Gregor alter Freund war, nahm die Jünglinge liebreich auf und sprach: „So wird also mein Traum zur Wahrheit; denn mir träumte in dieser Nacht, daß zwei Tauben zu mir flogen und sich auf meine Hand setzten; die eine war weiß, die andere schwarz." Darauf sprach Attalus: „Der Herr möge uns verzeihen, wenn wir an seinem heiligen Tage vor der Frühmesse zu essen begehren; aber uns hungert gar sehr. Bitte, reiche uns etwas Speise; denn es ist der vierte Tag, daß wir nicht Brot noch Fleisch gegessen haben." Da führte sie der Priester in ein Versteck, wo sie sicher geborgen waren, gab ihnen Brot in Wein getaucht und ging zur Mette. An demselben Tage kam auch der fränkische Herr zu dem Hause geritten, da er ihnen auf die Spur gekommen war, und forschte bei dem Priester nach den Flüchtlingen; doch dieser wußte ihn irre zu leiten, und so gab jener alles Suchen auf und kehrte heim. Als die Jünglinge durch Speise und Trank wieder zu Kräften gekommen waren und zwei Tage im Hause des Priesters geweilt halten, zogen sie von dannen und gelaugten endlich nach Langres zum heiligen Bischof Gregor zurück. Der alte Herr aber freute sich innig, als er die Knaben sah, und weinte am Halse seines Neffen Attalus. Den Leo aber löste er mit seinem ganzen Geschlecht von der Knechtschaft und gab ihm eine Hufe mit Haus und Hof zu Erb' und Eigen; auf der lebte er mit seinem Weibe und seinen Kindern als ein freier Mann bis an sein Ende. Zu dieser freundlichen Erzählung bildet ein düsteres Gegenbild, was Gregor von der unmenschlichen Grausamkeit eines Zeitgenossen, des fränkischen Herzogs Rauching, gegen seine Leibeigenen berichtet.*) Man ersieht daraus, daß die Greuel, welche die merowingischen Herren begingen, von manchen vornehmen Unterthanen gelehrig nachgeahmt wurden, wenn auch solche Abscheuliche wie Rauching seltene Ausnahmen waren. b) Herzog Rauchings Grausamkeit und sein Tod. In der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts lebte im Gebiet von Soissons ein fränkischer Großer Namens Rauching, ein Mann ganz von Eitelkeit erfüllt, von Hochmut aufgeblasen und voll frechen Stolzes, der so mit seinen Untergebenen umging, als ob keine Spur von Menschlichkeit in ihm wäre. Über alles Maß menschlicher Bosheit und Unsinnigkeit wütete er gegen die ©einigen und führte abscheuliche Unthaten aus. Wenn z. B. ein Diener, wie es beim Gelage zu geschehen pflegt, vor ihm eine brennende Fackel hielt, so ließ er ihm die Beine entblößen und die Fackel solange auf *) Buch 5, Kap. 3. Giesebrecht Bd. 1, S. 223 f.

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 321

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Sittenbilder in Erzählungen aus Gregors Geschichtswerke. 321 die nackten Glieder stoßen, bis sie erlosch, und wenn sie dann wieder angezündet war, setzte er es fort, bis die Beine des Fackelträgers ganz verbrannt waren. Wenn aber solch ein Unglücklicher zu schreien oder sich von der Stelle zu rühren wagte, zog er sogleich das Schwert blank; und während jener weinte, jauchzte er vor Freude. Es erzählen manche auch dies: er habe unter seiner Dienerschaft damals einen Mann und ein Mädchen gehabt, die sich ineinander verliebt hatten. Und als sich ihr Verhältnis schon zwei Jahre oder noch länger hingezogen hatte, verabredeten sie sich und flohen zusammen in eine Kirche.*) Da dies Rauching erfuhr, ging er zum Priester des Ortes und verlangte, es sollten ihm seine Leute sofort wiedergegeben werden, es werde ihnen kein Leid widerfahren (denn nur unter dieser Bedingung lieferte überhaupt die Kirche Flüchtlinge aus). Darauf sprach der Priester zu ihm: „Du weißt, welche Ehrerbietung man der Kirche Gottes weisen muß. Du wirst sie also nicht zurückerhalten können, wenn du nicht dein Wort giebst, daß du ihre Ehe bestehen läßt, und überdies versprichst, sie ohne alle körperliche Strafe zu lassen." Da legte Rauching, nachdem er lange unschlüssig geschwiegen hatte, die Hände auf den Altar und schwur: „Sie sollen niemals durch mich getrennt werden, sondern ich will vielmehr alles dazu beitragen, daß ihre Verbindung bestehe; denn, obwohl ich es ungern sah, daß sie dies ohne Bewilligung thaten, so bin ich doch froh, daß mein Knecht nicht eines andern Magd und sie nicht eines andern Knecht genommen hat." Gutmütig genug glaubte der Priester dem Versprechen des arglistigen Mannes und gab ihm die Leute unter der Bedingung der Straflosigkeit heraus. Nachdem Rauching sie aber erhalten hatte, dankte er und ging nach Hause. Darauf ließ er sogleich einen Baum fällen, die Äste abhauen, den Stamm von beiden Enden her durch Keile spalten und der Länge nach aushöhlen; dann befahl er die Erde drei oder vier Fuß tief auszugraben, die eine Hälfte des Baumstammes in die Grube zu senken, das Mädchen wie eine Tote hineinzulegen und den Knecht oben darauf zu werfen. Hiernach fügte er die andere Hälfte des Stammes als Deckel daraus, ließ die Grube wieder mit Erde zufüllen und begrub sie so lebendig, indem er sprach: „Ich habe meinen Schwur gehalten; sie sollen in Ewigkeit nicht getrennt werden." Als dies dem Priester gemeldet wurde, lief er in höchster Hast herbei, fuhr den ruchlosen Mann heftig an und brachte es endlich mit Mühe und Not dahin, daß er die Begrabenen wieder aufdecken ließ. Den Knecht zog man noch lebendig heraus, das arme Mädchen aber war inzwischen erstickt. Durch solche Schandthaten *) „D£]ne Erlaubnis des Herrn konnten Unfreie keine Verbindung eingehen: der Ehe waren )ie nach Volksrecht nicht fähig, wohl aber nacb Kirchenrecht und Dogma. Die Kirche trachtete lange vergebens, diesen Konflikt im Sinne des Christentums zu lösen." Dahn. Klee, Geschichtsbilder. Iii. 91

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 16

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
16 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. mit den Herulern gerieten, welche durch die letzte Wanderung der Langobarden nach „Feld" deren Nachbarn geworden waren. Die Heruler, zur gotischen Völkersippe gehörend, allgemein bekannt durch ihre wilde, rauhe Tapferkeit, führten (wie die Cherusker) ihren Namen vom Schwert (gotisch hairu). Sie Hatten ursprünglich mit den naheverwandten kleinen Stämmen der Skiren, Turkilinge und Rügen an der deutschen Ostseeküste und auf einigen der später dänischen Inseln gewohnt. Der Geschichtschreiber Prokop weiß von ihnen folgendes zu berichten: „Von alters her verehren sie viele Götter, die sie mit Menschenopfern ehren zu müssen glauben. In vielen Stücken weichen sie von den Gewohnheiten andrer Menschen ab. Wenn sie nämlich alt oder krank werden, dürfen sie nicht mehr leben, sondern sobald jemand altersschwach oder siech wird, muß er feine Verwandten bitten, daß sie ihn sobald als möglich vom Leben zum Tode bringen.*) Dann türmen sie einen Scheiterhaufen, auf dem jener Platz nimmt, und schicken einen Heruler mit einem Dolch zu ihm; derselbe darf aber nicht mit ihm verwandt fein; denn ein Verwandter darf den Todesstreich nicht führen. Ist die That vollführt und der Thäter herabgestiegen, so zünden sie den Scheiterhaufen an allen vier Ecken an; ist die Flamme erloschen, so werden die Knochen gesammelt und dem Schoß der Erde übergeben. Wenn ein Heruler gestorben ist, muß feine Gattin, wofern sie etwas auf ihren Ruf giebt und ihr an einem freundlichen Gedenken nach dem Tode gelegen ist, sich am Grabhügel ihres Gemahls bald nach feinem Begräbnis erdrosseln. Wenn sie es nicht thut, so wird sie ehrlos, und die Verwandten des Mannes fühlen sich durch sie beleidigt. Solche Bräuche hatten früher die Heruler." Als nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts die großen gotischen Völker in Bewegung gerieten und sich nach den Donaumündungen hinzogen, wanderte ein Teil des unruhigen Herulervölkchens mit ihnen und kam bis an das Asowsche Meer. Aber der Einfall der Hunnen zwang zur Rückwanderung nach Westen; und so rückten diese Heruler allmählich wieder die Donau aufwärts, wurden trotzdem von Attila unterworfen, schüttelten nach dem Tode des Gewaltigen (453), wie die Gepiden und Ostgoten, das hunnische Joch ab und gründeten ein eigenes Reich, das vermutlich von Wien bis Waitzen die Donau zur Südgrenze hatte und den nördlichsten Teil des heutigen Ungarn, nördlich etwa bis zum Tatragebirge, östlich bis zum Mittellauf der Theiß, umfaßte. Viele Heruler traten schon damals als Hilfstruppen in das römische Heer; solche waren es, die dem Odowakar das weströmische Reich stürzen halsen. Durch die Einwanderung in Rugiland waren die Langobarden die westlichen, durch die nach „Feld" *) Zum richtigen Verständnis dieser Mitteilung vgl. Bd. 1, S. 104 s.; zum Folgenden auch S. 100.

5. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 51

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
8. Vom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. 51 Helgoland führte von diesem den Namen Forsetisland. Dorr war ein Tempel mit einem dem Forfeti geweihten Brunnen. Alle Tiere in der Umgebung dieses Heiligtums waren un- verletzlich , und aus dem Brunnen durste nur schweigend Wasser geschöpft werden. Mit solcher Verehrung wurde das Heiligtum des Gottes, ja die ganze Insel betrachtet, daß nicht einmal Seeräuber es wagten, dort etwas zu entwenden. Der Tempel wurde später von den Christen zerstört, aber die alte Heiligkeit der Insel lebt noch heute in ihrem Namen fort; denn Helgoland bedeutet Heiligland. Den guten Göttern steht ein böser gegenüber, der schon genannte Loke, Balders Mörder. Er ist der Herr des zwar wohlthätigen, aber auch höchst verderblichen, tückischen Feuers, der Lohe. Von ihm wird folgendes berichtet. Als der schöne, aber böse Gott nach Balders Tode die Strafe und den Zorn der Götter fürchtete, floh er aus Asgart und versteckte sich, in einen Fisch verwandelt, ins Wasser. Aber Wodan. er- schaute ihn von seineni Hochsitz aus, und die Götter zogen aus, den Bösen zu sangen. Donar übernahm den Fischzug. Doch immer wieder wußte der Schlaue zu entschlüpfen, so oft Donar ihn zu haben meinte. Endlich bekam er ihn dicht hinter dem Kopf zu fassen und hielt ihn fest, worauf Loke seine eigentliche Gestalt wieder annehmen mußte. Und nun fesselten ihn die Götter und legten ihn gebunden über die scharfen Spitzen dreier Felsen. Da liegt er nun bis zum Weltende. Uber seinem Haupte hängt eine giftige Schlange, die ihren Geifer ihm ins Gesicht träufelt. Aber des Bösen ungleiches Weib, die edle Sigyn, steht in unerschütterlicher Treue neben dem Gefesselten und hält eine Schale unter den Rachen der Schlange, um das Gift aufzufangen. Freilick, wenn die Schale gefüllt ist, muß sie sie ausgießen, und wäh- rend dies geschieht, tropft der Geiser dem Unglücklichen ins Antlitz. Dann windet und reckt er sich vor Schmerz so un- gestüm, daß die Erde zittert, und dies nennen die Menschen ein Erdbeben. Als mütterliche Segenspenderinneu sorgen gütige Göttinnen treu und liebevoll um die Menschen. Sie haben sie gelehrt, 4*

6. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 41

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
7. Alter, Tod und Bestattung. 41 nämlich wähnte man den Eingang des Totenreiches. Bis- weilen zündete man das Fahrzeug an, stets gab man dem Toten volle Bewaffnung mit. So bestatteten die kühnen Wikinger ihre Seekönige. Großen Helden besorgte, wie die Sage berichtet, bisweilen Wodan selber die Überfahrt. Des geliebten Sohnes Leiche in den Armen, wandelte der greise König Siegmund gramvoll durch den Wald und kam an eine Meeresbucht. Da erblickte er auf dem Wasser einen alten Mann in einem kleinen Nachen. „Willst du übergefahren sein?" fragte der hohe Greis. „Ja", antwortete Siegmund. Wie er aber die Leiche ins Boot gelegt hatte, da war kein Raum mehr übrig für ihn selbst. „Ich will," sprach der Fährmann, „zuerst den Toten hinüber fahren. Du warte inzwischen am Ufer hier." Damit stieß er vom Ufer ab und verschwand alsbald mit Schifflein und Leiche. Und Sieg- mund merkte, daß Wodan es war, der den toten Helden zu sich nahm, um ihn in seinen Himmelssaal zu führen. Überall bekannt war das Verbrennen und das Begraben der Leichen. Stets wurde der Tote sauber gewaschen, gekämmt und wohl bekleidet. Was ihm im Leben besonders lieb gewesen war, das gab man ihm gern mit, dem Kinde sein Spielzeug, dem Weib seinen Schmuck, dem Mann seine Waffen. So wurden auch bei der Verbrennung auf dem geweihten Holzstoß neben der Leiche des Hausherrn seine liebsten Waffen, mitunter sein Leibroß, in der ältesten Zeit sogar einer oder mehrere seiner vertrautesten Knechte ver- brannt. Und darin erblickte man nicht etwa eine Strafe, sondern den höchsten Lohn für bewährte Treue; denn man glaubte, daß allein im Geleite seines Herrn auch der Knecht zu Wodan eingehe. Suchte doch selbst die Gattin des Ver- storbenen zuweilen den Tod in den Flammen, die ihren Hausherrn verzehrten, um noch nach dem Tod seine Genossin zu sein. Dem Vornehmen warfen die umstehenden Freunde die letzten Geschenke, Waffen und Schmuck, nach und nährten den Brand durch wertvolle Hölzer. Je höher der Rauch der Flammen emporstieg, desto ehrenvoller war der Empfang, den Wodan dem Helden in Walhall bereitete. Das Roß ritt

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 26

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
26 5. Leben der Kinder und Frauen in der deutschen Urzeit. 6. Leben der Rinder und Frauen in der deutschen Urzeit. Es hat einen eigenen Reiz, in das häusliche Leben unsrer Ahnen im Urwalde einen Blick zu thun und zu sehen, wie sie durch Kindheit und Jugendalter die Männer wurden und werden mußten, als die wir sie kennen lernen werden. Dem Vater, dem starken und weisen Manne, waren die Schwachen und Unweisen, d. h. die Frau und das Gesinde und vor allem die Kinder unterthan. Er besaß das Recht, unbeschränkte Macht über sie auszuüben, aber er hatte auch die Pslicht, sie mit seinem Schutze zu schirmen. Diese Ver- einigung von Recht und Pslicht bezeichnete die alte Sprache mit dem Worte „Mund", das in „Vormund" noch erhalten ist. Der Hausvater war der „Mundwalt" aller seiner Hausgenossen, und diese waren ihm gegenüber „unmündig". Dieses Verhältnis bekundete sich schon unmittelbar nach der Geburt eines Kindes. Wenn nämlich ein Kindlein geboren worden war, so wurde es auf die Erde gelegt, und es hing vom Willen des Vaters ab, ob er es aufhob oder liegen ließ. Thal er das letztere, so verweigerte er gleichsam dem hülflosen kleinen Wesen seinen Schutz, und dann wurde es, wie bei allen Völkern des Altertums, ausgesetzt. Doch ge- schah dies wohl nur, wenn das Kind schwächlich oder ver- krüppelt war oder wenn schlimme Weissagungen über sein Leben Unheil verkündeten oder wenn der Vater in schwerer Not war und es nicht zu ernähren vermochte. Auch durfte das Kind nur ausgesetzt werden, ehe es etwas genossen, z. B. Milch, Honig oder auch nur Wasser genippt, und die Augen geöffnet hatte. Hatte der Vater es einmal aufgehoben und befohlen, ihm Nahrung zu reichen, so erklärte er es da- mit für seinen rechtmäßigen Sprößling und nahm es unter seinen Schutz. Hierauf wurde dem Neugeborenen ein Name gegeben und zwar unter altheiligen Zaubersprüchen und in Gegenwart gültiger Zeugen. Das Kind wurde dabei mit kaltem Wasser begossen oder darein getaucht, und man brachte den Göttern,

8. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 242

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
34? Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Bon der Reformation bis jetzt. Annahme. Die Conservativen in Preußen konnten sich erst nicht recht in die Sache finden; theils gefiel sie ihnen nicht und schien ihnen gefährlich, theils hielten sie dieselbe für einen nicht ernst gemeinten Schachzug, aber sie glaubten, auch in diesem Falle, der Politik Bismarcks vertrauen und dieselbe unterstützen zu müssen. In der Bundesversammlung war man zweifelhaft, wie der Antrag behandelt werden sollte; endlich wurde er am 26. April einer besonderen Commission von 9 Mitgliedern des Bundestages und 2 Stellvertretern zur Vorbera-thung und Berichterstattung übertragen. Aber bald sollten Ereignisse eintreten, welche ein so langsames Verfahren völlig überholten und den ganzen Bund über den Haufen warfen. Der verhängnißvolle 14. Juni. Schon gegen Ende des März 1866 tauchten in den öffentlichen Blättern Nachrichten von östreichischen Truppenzusammenziehungen in Böhmen auf. Zuerst hieß es, dieselben seien angeordnet, um ein weiteres Umsichgreifen von Gewaltthätigkeiten zu verhindern, die von fanatischen Czechen gegen die Juden in einigen Städten verübt worden sein sollten. Aber die Ausdehnung dieser militärischen Maßregeln verbunden mit der Thatsache, daß auch in Sachsen bedeutende Rüstungen gemacht wurden, ließen die Annahme einer Maßregel blos gegen einige vereinzelte Judencrawalle nicht zu. Noch früher, schon am 26. Januar, hatte eine preußische Kundgebung nach Wien nochmals den Wunsch ausgesprochen, auf der Grundlage des bisherigen Einverständnisses der beiden Monarchen von Preußen und Oestreich auch ferner Hand in Hand zu gehen. Für den Fall aber, daß Oestreich auf diese fernere Gemeinschaft nicht gleichen Werth legen sollte, müsse sich Preußen die völlige Freiheit seiner Entschließungen und -engeren Verbindungen nach andern Seiten nach seinem eigenen Interesse vorbehalten. Als darauf am 7. Februar von der östreichischen Regierung kühl und die preußischen Gesichtspunkte nicht anerkennend geantwortet wurde, ließ die preußische Regierung alle weiteren Verhandlungen mit Oestreich fallen und sah sich seinerseits, wie angekündigt, nach Mitteln um, seine eigene Sicherheit zu befestigen. Das erste war, daß Bismarck sich der völligen Neutralität Frankreichs für den Fall eines in Deutschland ausbrechenden Krieges versicherte. Sodann wurde ein vorläufig geheimes Bündniß mit dem Könige von Italien, Victor Emannel, abgeschlossen, der nur auf eine günstige Gelegenheit warte.e, sich des östreichischen Venetims zu bemächtigen, um dadurch sein neues, von Preußen bereits früher anerkanntes Königreich Italien auch im Norden bis zum adriatifchen Meere auszudehnen. Als die östreichischen Truppenanhäufungen in Böhmen nicht mehr verborgen bleiben und bemäntelt werden konnten, fing Preußen gleichfalls an zu rüsten, setzte Anfangs April die Festungen Glatz, Koset, Neiße, Torgau, Wittenberg, Spandau und Magdeburg in Vertheidigungszustand und zog die Reserven mehrerer Divisionen ein. Gleichzeitig erging von Berlin eine Anfrage nach Wien, was die Rüstungen in Böhmen zu bedeuten hätten, und an die übrigen deutschen Höfe, wie sie sich für den Fall eines nicht zu vermeidenden Krieges zu stellen gedächten. Oestreich antwortete ausweichend, die übrigen deutschen Staaten im Wesentlichen übereinstimmend, sie würden sich nach Artikel Xi der Bundesverfassung verhalten, worin es heißt: „die Bundesglieder machen sich verbindlich, einander unter keinem Vorwande zu bekriegen, noch ihre Streitigkeiten mit Gewalt zu verfolgen, sondern sie bei der Bundesversammlung anzubringen, welche eine Vermit-

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 248

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
$48 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. drei schwachen Schwadronen und 16 Geschützen am 27. Morgens bei Langensalza an. Dieser Ort war bald genommen; die Hannoveraner daselbst zogen sich auf die hannoversche Hauptposition bei dem Dorfe Merxleben hinter die Unstrut zurück. Die Preußen folgten ihnen über die Unstrut, konnten sich aber, da sie nun der ganzen hannoverschen Armee gegenüberstanden, ungeachtet aller Tapferkeit auf dem gewonnenen Terrain nicht halten, und zogen sich geschloffen zurück, während der Hannöversche Commandirende, General Arendtschild, ihnen seine ganze, treffliche Cavallerie auf den Hals warf. Ein solcher Rückzug kostete den Preußen natürlich viele Menschen, aber auch die Hannoveraner hatten bedeutende Verluste. Sie verfolgten ihren Feind langsam und vorsichtig nicht weiter als bis Langensalza; hätten sie ihren Sieg mit Energie benutzt, so wäre es ihnen möglich gewesen noch am 27. nach Süden aus der Falle zu kommen, aber sie versäumten dies und blieben bei Langensalza stehen. Inzwischen war die preußische Division (Soeben am 26. spät Abends in Eisenach und Umgegend eingerückt, hatte die Eisenbahn und die thüringischen Pfiffe besetzt, und die Preußen waren jetzt stark genug, einen weiteren Vormarsch der Hannoveraner aufzuhalten. Ueberdies rückte von Norden her General Manteufsel gegen Langensalza heran; die Falle war geschloffen. Jetzt, am 28v verlangten die Hannoveraner freien Abzug; ihr Parlamentär wurde abgewiesen. Nun die Unmöglichkeit, sich durchzuschlagen, einsehend, entschloß sich endlich König Georg am 29. Juni, zu capituliren. Dem Könige wurde für sich, den Kronprinzen und beliebig auszuwählendes Gefolge freier Abzug und die Sicherstellung seines Privatvermögens unter der Bedingung, seinen ferneren Aufenthalt nicht im Königreich Hannover zu nehmen, bewilligt. _ Die Offiziere wurden mit Waffen, Gepäck und bis auf Weiteres, mit allen ihnen nach hannoverscher Militärverfassung zustehenden Berechtigungen ans ihr Ehrenwort, die Soldaten aber ohne Waffen, Gepäck und Munition in ihre Heimath entlassen. — Damit war der Krieg gegen Hannover beendet und das Land in preußischer Gewalt. In Kurhessen wurde, wie schon gesagt, die Hauptstadt Cassel am 18. Juni von den preußischen Truppen unter General von Beyer besetzt, und damit, weil sich nirgend ein erheblicher Widerstand fand, das Kurfürstenthum für Preußen in Besitz genommen. Die hessische Armee, so weit sie bei der herrschenden Verwirrung organisirt und kriegsbereit war, hatte sich bei Zeiten über Fulda auf Frankfurt a. M. zurückgezogen, wo sie dem 8. Bundescorps einverleibt wurde. Der Kurfürst selbst, der erst das Commando dem Kurprinzen Friedrich Wilhelm übertragen, dann ihm dasselbe wieder entzogen hatte, war eigensinnig und rathlos in seinem Schloß Wilhelmshöhe bei Cassel zurückgeblieben, wurde daselbst gefangen genommen und unter Bedeckung nach Stettin abgeführt. In Cassel blieb eine angemessene Besatzung; mit den übrigen preußischen Truppen eilte General von Beyer nach dem Süden, um den hannoverschen Truppen die Rückzugslinie gegen den Main zu verlegen, was auch, wie wir oben gesehen haben, vollständig gelang und schließlich zur (Kapitulation von Langensalza führte. So waren denn in wenigen Tagen zwei Königreiche und ein Kurfürstentum, und zwar ohne Blutvergießen außer dem im Treffen von Langensalza, in preußischen Besitz genommen und unter preußische Militär- und Civil-Verwaltung gestellt. Da die Einwohner sahen, daß sie von den occupireuden Truppen nicht übermüthig oder brutal, sondern als Brüder behandelt wurden, die preußischen

10. Der Jugendfreund für Schule und Haus - S. 61

1841 - Gütersloh Erfurt : Martinsstift Bertelsmann
61 5 Der Frosch war ein Schalk, und sprach zur Maus: Binde deinen Fuß an meinen Fuß, so will ich schwimmen und dich hinüber ziehen. Da sie nun aufs Wasser kamen, tauchte der Frosch unter, und wollte die Maus ertränken. Indem aber die Maus sich wehret und arbeitet, fleucht ein Weihe daher, und erhaschet die Maus, zeucht den Frosch auch mit heraus, und fristet sie beide. Siehe dich vor, mit wem du handelst. Die Welt ist falsch und Untreu voll; denn welcher Freund es dem andern ver- mag, der steckt ihn in den Sack. Doch schlägt Untreu allr Leit ihre eignen Herrn, wie dem Frosch hier geschieht. Luther nach Äsop. 4 Vom Hunde im Wasser. Es lief ein Hund durch einen Wasserstrom, und hatte ein Stück Fleisch im Munde. Als er aber den Schemen vom Fleisch im Wasser sieht, wähnet er, es wäre auch Fleisch, und schnappet gierig darnach. Da er aber das Maul aut- that, entfiel ihm das Stück Fleisch, und das Wasser führte es weg. Also verlor er beide, dasbfleisch und den Schemen. Man soll sich begnügen lassen, an dem, das^ Gott gibt. Wer das Wenige verschmähet, dem wird das Größere nicht; wer zu Viel hahen'will, der behält zuletzt Nichts. Mancher verliert das Gewisse über dem Ungewissen. Luther nach Äsop. 5. Frevel. Gewalt. . Es gesellten sich ein Nind, eine Ziege und ein Schaf zu einem Löwen, und zogen mit einander auf die Jagd in einen Forst. Da sie nun einen Hirsch gefangen und in vier Theile getheilet hatten, sprach der Löwe: Ihr wisset, daß ein Theil wein ist als eurem Gesellen; das andere aber gebührt mir als einem Könige unter den Thieren; das dritte will ich haben darum, daß ich stärker bin, und mehr darnach ge- rufen und gearbeitet habe, denn ihr alle drei; wer aber das vierte haben will, der muß mir es mit Gewalt neh- men. — Also mußten die drei für ihre Mühe das Nachsehen Und den Schaden zum Lohn haben. Fahre nicht zu hoch, halte dich zu Deinesgleichen! Es ist Wit Herren nicht gut Kirschen essen, sie werfen einen mit den Stielen. Luther nach Äsop.
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