368
Die Balkanhalbinsel.
vollsten sind aber die Thal er und Mulden des Gebirgslandes
und die Ebenen am Südufer der Sau und der Donau. Sie dienen
dem Ackerbau, der hauptsächlich Mais und Weizen, ferner
Hanf und Tabak hervorbringt. Der Boden ist meist so frucht-
bar, dass er ohne Düngung reiche Ernten liefert. Da zugleich
das Klima in den Thälern günstig ist, konnte auch der Anbau von
andern Gewächsen versucht werden. In der Donaugegend, ferner
im Thal der Mórawa in der Gegend von Nisch, sowie in einigen
andern Thälern wird Wein gebaut. Von den Obstbäumen ist
der Pflaumenbaum am meisten angepflanzt, dem Boden und
Klima besonders gut zuzusagen scheinen.
Von den verschiedenen Zweigen der Viehzucht ist der wich-
tigste die Schweinezucht geworden. Die grossen Eichen Wal-
dung en können von ihr zur Eichelmast benutzt werden.
An mineralischen Schätzen ist das Gebiet reich, und der
Bergbau hat in manchen Gegenden eine schöne Zukunft. In dem
Bezirk von Sarajewo lagern wertvolle Eisensteine, die durch
das staatliche (österreichische) Eisenwerk von Vares auch bereits
ausgebeutet werden. In einem Trachytgebirge bei Srebrenica
sind Blei- und Silbererze eingeschlossen, die bereits im spätem
Mittelalter ausgebeutet wurden. Noch an vielen andern Stellen
sind die verschiedensten Erze aufgeschlossen worden, und da auch
mehrere Kohlenlager im Gebiete vorkommen, sind die nötigsten
Vorbedingungen für ein lebhaftes Aufblühen des Metallge-
werbes erfüllt.
Die Lage an einem Meere gereicht nicht dem ganzen Gebiete
zum Nutzen, sondern nur dem nächsten Küstensaume. Das übrige
Gebiet ist durch die hohen Gebirge ganz vom Meere abge-
schnitten, weil diese nicht durch Querthäler gegliedert sind, die
der Verkehr benutzen könnte. Unter diesen Umständen ist es
wichtig, dass im N grosse schiffbare Ströme vorbeiziehen, die
Donau und ihr Nebenfluss, die Sau.
An volksreichen Städten fehlt es in dem Gebiete fast voll-
ständig. Die bedeutendsten sind Belgrad (65000 E.), Nisch,
Prisren (fast 40000 E.), wo Filigranarbeiten und Waffen
verfertigt werden, Skutari und Sarajewo (40000 E.).
3. Das Pindusgebiet.
a. Das Landschaftsbild.
Nördlich vom Flusse Drin finden die Kalkzüge der Dinarischen
Alpen ihren Abschluss in dem Nordalbanischen Gebirge, das
quer zu jenen gerichtet ist. Es gehört, wie Has sert, der jene
Gegenden bereiste, sagt, zu den unerforschsten Gebieten
Europas, ja es ist uns dunkler und unbekannter als die meisten
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Das Hochgebirge des Kaukasus
341
Den Hauptreichtum des Kaukasusgebietes stellen seine Naph-
thaquellen dar. An vielen Orten wurden solche erbohrt. Grosse
wirtschaftliche Bedeutung hat besonders die Naphthagewinnung
bei der Stadt Baku, auf der Halbinsel Apscheron am Kaspischen
Meere erlangt. Das aus dem Naphtha gewonnene Petroleum wird
hauptsächlich von der Hafenstadt Batum am Schwarzen Meere
aus in den Welthandel gebracht.
Die wichtigste Stadt des ganzen Kaukasusgebietes bildet noch
immer das alte Tiflis (175 000 E.), die frühere Hauptstadt des
Königreichs Georgien. Es liegt günstig sowohl für den west öst-
lichen als auch für den nordsüdlichen Verkehr von Europa
nach Asien hin und ist infolgedessen vorwiegend Handelsstadt
geblieben. Diese Bedeutung erkennen wir vor allein, wenn wir
uns aus den glänzenden Geschäftsstrassen des neuern Tiflis in die
engen Gassen des armenisch-persischen Bazarviertels be-
geben. Gegen 70 Sprachen schlagen hier an unser Ohr x).
9. Das Rumänische Tiefland.
a. Das Landschaftsbild.
Das grosse Russische Tiefland. setzt sich nach Sw zu dem
viel kleineren Rumänischen Tiefland fort. Dieses wird im
N von dem steil abfallenden Kamme der Transsylvanischen Alpen,
im W von deren Fortsetzung, dein Banatergebirge, begrenzt,
während im S die Donau eine natürliche Grenzlinie zieht. Es ist
ein tief eingesenktes Gebiet, von ziemlich gleichmässiger
Höhenlage, das aber die Gewässer bis zu 60 m tief durch-
furchen, wodurch die meisten Gegenden ein mehr hügeliges
Gepräge erhalten. Nur nördlich von Bukarest erhält man
den Eindruck einer echten Tiefebene. Im 0 liegt die Löss-
platte der Dobrudscha, die sich auch nach N hin fortsetzt und
eine Höhenlage von 100—200 m bat. Gerade diese Lössplatte ist
es, die das Rumänische Tiefland dem grossen Russischen Tieflande
eng angliedert und, von klimatischen Ähnlichkeiten abgesehen, die
Berechtigung giebt, beide Gebiete im Rahmen einer Landschaft zu
vereinigen. Längs der Donau zieht sich ein 10—20 km breiter
Sumpfstreifen hin, der nach 0 in das Sumpfgebiet des Donaudeltas
übergeht.
Als ein sehr stattlicher Strom erreicht die Donau, nach-
dem sie dem Engpasse von Kazan und den Strudeln des Eisernen
Thores enteilt ist (s. S. 67), das rumänische'land. Ihre Breite
*) Obschon Kaukasien in jüngster Zeit politisch nicht mehr zum europäischen
Russland gerechnet wird, wurde es in diesem Bande behandelt, teils, weil der
Kaukasus als Grenzgebirge nicht ausser acht gelassen werden konnte, teils, weil
das Gebiet enge wirtschaftliche Beziehungen zum übrigen Russland unterhält.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Kazan
Extrahierte Ortsnamen: Baku Kaspischen
Meere Batum Tiflis Georgien Europa Asien Tiflis Donau Bukarest Donau Donaudeltas Donau Russland Russland
382
Die Balkanhalbinsel.
Die Grösse der Sommerhitze können wir daraas ermessen, dass über
Konstantinopel die 24° C-Linie des Juli läuft, und dass der ganze Süden der
Balkanhalbinsel im Bereiche der 26° C-Linie liegt. Die mittlere Jahres-
wärme beträgt im S 18, im N aber nur 12 0 C. In der Regenmenge besteht
ein grosser Unterschied zwischen dem W und 0. Am regenreichsten ist
Montenegro, wo über 200 cm Regen fallen, am regenärmsten sind die
Niederungen von Macédonien, Thessalien und Attika, wo die Niederschlagsmenge
weniger als 50 cm beträgt. Konstantinopel empfängt 72 cm Regen.
4. Thalbildung und Gewässer.
Da die Gebirge meistens Faltengebirge sind, ist die Längs-
thalbildung die vorherrschende. Die meisten der Flüsse, wie
Drina, Drin u. a. folgen auf ihrem Oberlaufe Längsthälern. Die
Querthalbildung ist weniger ausgeprägt. Das bemerkenswerteste
Querthal ist das des Isker, der die ganze Balkankette durch-
bricht und vom Rilo Dagh, der südlich von dieser liegt, Wasser
zur Donau trägt. Auch das untere Drinthal ist eine Querthalbildung.
Arm an Querthälern ist besonders das Gebiet der Dinarischen
Kalkalpen und ihrer südlichen Fortsetzungen.
Die gebirgige Natur der Balkanhalbinsel bewirkt, dass nur
kleine Gewässer zur Entwicklung gelangen. Die Wasser-
scheide ist überall der Meeresküste so nahe gerückt, dass die
Quelle von keinem Flusse 300 km von dessen Mündung entfernt ist.
Die drei bedeutendsten Flüsse sind Maritza, Wardar und
Mórawa. Letztere iiiesst in die Donau, die ein Randstrom der
Landschaft ist und die nördlichsten Gebiete derselben entwässert.
5. Die Naturschätze und ihre Ausbeute durch Pflanzen-
bau, Viehzucht und Bergbau.
Als ein vorwiegend gebirgiges Land besitzt die Balkanhalb-
insel nur wenige wertvolle Anbaugebiete. Die bulgarische
Ebene nördlich vom Balkan, Ostrumelien, die Donauebene an der
unteren Mórawa, Teile von Macédonien, die thessalische Ebene
und die kleinen Strandebenen im südlichen Teile der Landschaft,
besonders die messenische Ebene auf dem Peloponnes können als
solche gelten. Sie kommen fast allein für den Getreidebau in
Betracht Die wichtigsten Getreidearten sind Weizen und Mais.
In jenen Ackerbaugegenden wird auch viel Tabakbau betrieben.
In der Nähe von Gallipoli, bei Saloniki und in einigen Landstrichen
des Südens baut man Baumwolle. In Ostrumelien und Thrakien,
stellenweise auch noch nördlich vom Balkan treibt man bedeutende
Rosenzucht zum Zweck der Gewinnung von Rosenöl. Die
Gebirgsthäler sind Hauptsitze des Obstbaues. Im N ist der
Pflaumenbaum der wichtigste Obstbaum. An den südlichen
Gestaden, in den warmen Landstrichen der Westküste und auf
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
384
Die Balkanhalbinsel.
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel,
Ein- und Ausfuhr.
Infolge der politischen Zerrissenheit der Landschaft
sind dem Handelsverkehr zwischen den einzelnen Teilen
derselben Schranken gesetzt. Zu den politischen Schranken
kommen die natürlichen der hohen Gebirge. Zwar öffnet das
Meer, das auf drei Seiten die Halbinsel umgiebt, einen andern
Verkehrsweg, aber fast nur für die Gegenden, die auf derselben
Gebirgsseite und an der nämlichen Küste liegen. Zu einem regen
Austausch der Erzeugnisse ist zudem wenig Veran-
lassung gegeben, da diese ziemlich gleichartig sind. Bedeu-
tender ist zum Teil noch der Ein- und Ausfuhr verkehr mit
fernem Gebieten, die andere wirtschaftliche Verhältnisse haben.
In der Türkei hatte 1894/95 die Einfuhr einen Wert von 445 Mill. M.
(Hauptgegenstände: Gewebe, Getreide und Mehl, Zucker), die Ausfuhr von
254 Mill. M. (Hauptg. : Rohseide und Cocons, Trauben, Getreide und Mehl).
Fast der gesamte Handel, besonders der Geldhandel, wird von Griechen und
Armeniern betrieben.
Bulgarien (mit Ostrumelien) hatte 1896 eine Einfuhr von 61 Mill. M.
(hauptsächlich von Geweben und Garnen, Kolonialwaren, Metallen und Metall-
waren und eine Ausfuhr von 87 Mill. M. (vorwiegend von Getreide und Vieh).
Serbien führte 1896 für 27 Mill. M. Waren ein (besonders Gewebe, Me-
talle und Metallwaren) und für 43 Mill. M. Waren aus (besonders Getreide,
Pflaumen, Wein, Vieh).
Montenegro führte 1896 für I1/* Mill. M. Waren ein; der Wert der
Ausfuhr, die hauptsächlich aus Vieh und Vieherzeugnissen besteht, ist unbekannt.
Die Einfuhr Griechenlands belief sich 1895 auf 85 Mill. M. (Haupt-
gegenstände: Getreide, Gewebe und Garne, Metalle), die Ausfuhr auf 57 Mill. M.
(besonders Korinthen, Metall und Erze, Wein, Feigen und Olivenöl).
8. Das Verkehrswesen: Eisenbahn- und Schiffahrtslinien.
Die fast überall von Gebirgen durchzogene Balkanhalbinsel
kann erst Anfänge eines geordneten Verkehrswesens
aufweisen. Eine höhere Kultur ist zur Überwindung der Verkehrs-
schwierigkeiten nötig. Es fehlt sogar fast überall noch an Land-
Strassen, und in Gebirgsgegenden müssen Gebirgspfade, die
von Lasttieren erklettert werden, dem Verkehr genügen. Das
Eisenbahnnetz ist ebenfalls noch wenig ausgebaut. Eine
wichtige Bahnlinie ist die Orientbahn, die die Balkanhalbinsel
und ihre bedeutendste Stadt, Konstantinopel, dem Weltverkehr an-
gliedert. Sie führt, von Budapest kommend, über Belgrad, Sofia,
durch die Porta Trajani, über Philippopel und Adrianopel nach
Konstantinopel. In gleicher Richtung geht eine zweite Bahnlinie,
die von Saloniki ausläuft, dem Wardar- und Mórawathal folgt und
sich in Niscli mit der andern Linie vereinigt. Die Verbindung mit
dem Donaugebiet fehlt noch. Eine weitere wichtige Bahnlinie ist
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Bulgarien Serbien Montenegro Griechenlands Konstantinopel Budapest Belgrad Sofia Konstantinopel Saloniki Niscli
386
Die Balkanhalbinsel.
In dem wilden Gebirgslande Montenegro kommen auf 1 qkm 25 E.,
in Bulgarien, das doch zum grüssten Teil der Ebene angehört, nur 34. In
Serbien, das ebenfalls vorwiegend Gebirgsland ist, wohnen sogar 49 auf
1 qkm. Die Türkei, die gleich Bulgarien über einige grössere Ebenen ver-
fügt, hat schätzungsweise wie dieses nur 34 E. auf 1 qkm. In Griechenland,
das nur in Thessalien eine grössere Ebene, aber viele kleine Strandebenen be-
sitzt, kommen auf 1 qkm 39 E. Aber gerade Nordgriechenland, wo jene
grössere Ebene liegt, hat nur 28 E. auf 1 qkm. Eine besondere wirtschaftliche
Gunst zeigt sich in der Bevölkerungsziffer von Messenien, wo 60 E., und
noch mehr auf den Jonischen Inseln, wo sogar 110 E. auf 1 qkm entfallen.
Die Bevorzugung des gebirgigen Innerns gegenüber der Küste
und ihrer kleinen Ebenen zeigt sehr deutlich die Siedelungsgeschichte
der Insel Kreta. Die Ilias spricht von 100 Städten dieser Insel, und die
Odyssee erzählt von ihren „unermesslich vielen Menschen", die in 90 Städten
wohnen. Erwiesen ist, dass es im Innern der Insel sehr zahlreiche, selbständige
Staatswesen bildende Ackerbaustädte gab. Ihre Beste sind noch auf hohen
Bergkuppen vorhanden. Im 2. Jahrhundert n. Chr. schlugen noch 30—40 kre-
tische Städte ihre eigene Münze. Die meisten hatten an der Küste ihre Hafen-
plätze. In der Römerzeit, die im J. 68 v. Chr. begann, wurden die alten Berg-
festen nach und nach verlassen, und die meisten Städte lagen schon in der
Nähe der Ebenen oder im fruchtbaren Hügellande. Im 6. Jahrhundert, in der
Zeit der byzantinischen Herrschaft, gab es noch 22 Städte, aber die Hälfte lag
schon unmittelbar an der Küste. Heute giebt es nur noch 3 eigentliche Städte,
die alle an der Küste liegen, dagegen 1089 Dörfer und 68 Klöster.
Die grossen Gegensätze in Klima und Fruchtbarkeit zwischen den Ge-
birgsgegenden und den Strandebenen haben in Griechenland dazu geführt, dass
viele Gemeinden zwei Dörfer besitzen, ein tiefer gelegenes für den Winter und
ein höher gelegenes für den Sommer. Diese Siedelungs- und Wirtschaftsweise
führt den Namen Kalyvienwirtscha»ft. Das nomadenartige Umherziehen
von Hirtenvölkern ist besonders in Thessalien ausgebildet. Die walachischen
Halbnomaden wechseln bloss zwischen dem Gebirge, wo sie ihre festen
Wohnsitze haben, und zwischen der zu ihren Füssen liegenden thessalischen
Ebene, wo sie sich im Winter mit elenden kleinern Hütten aus Reisig oder
Binsengeflecht begnügen. Die Ganznomaden, die stets auf Wanderung
sind, haben überhaupt keine Dörfer und hausen während des ganzen Jahres
in Reisighütten.
Grosse Städte giebt es auf der Balkanhalbinsel nur wenige. Ausser
Konstantinopel, das fast 1 Mill. E. zählt, giebt es nur noch 2 Städte mit über
100000 E., nämlich Saloniki und Athen. Mehr als 50000 oder fast 50000 E.
haben noch 5 Städte, nämlich Adrianopel, Belgrad, Sofia, Monastir und Piräus.
10. Staatenbildung : Die staatliche Zusammengehörigkeit
und die staatliche Ordnung und Einrichtung.
Einer einheitlichen Staatenbildung- steht die gebirgige Natur
der Balkanhalbinsel hindernd entgegen. Es ist bisher noch keinem
der Reiche, die sich im Laufe der Zeit abgelöst haben, gelungen,
über sämtliche Gebiete derselben eine vollständige Herrschalt
dauernd auszuüben. Die unzugänglichen Kalkgebirge des Westens
waren Hochburgen der Völkerfreiheit und sind es heute noch. Die
Albanesen sind von der Türkei, zu der jetzt noch ausser
Albanien der nördliche Teil von Epirus, ferner Macédonien und
Thrakien gehören, niemals völlig unterjocht worden. In Montenegro
blieben die Söhne der schwarzen Berge ein freies Volk. Die
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Ortsnamen: Montenegro Bulgarien Serbien Griechenland Thessalien Nordgriechenland Kreta Griechenland Thessalien Konstantinopel Saloniki Athen Belgrad Sofia Monastir Epirus Thrakien Montenegro
388
Die Balkanhalbinsel.
korps eingeteilt und im P'rieden 180000, im Kriege 8—900 000 Mann stark. Die
Flotte zählte auf dem Papier 1897 66 Schiffe.
Bulgarien ist ein konstitutionelles Fürstentum, das
jedoch zu dem Sultan noch im Tributs Verhältnisse steht. Die ge-
setzgebende Gewalt übt der Fürst zusammen mit der National-
versammlung (Sobranje) aus Er residiert in Sofia.
Die allgemeine Wehrpflicht beginnt mit dem 20. Lebensjahre.
Das Heer hatte 1897 eine Friedensstärke von 46000, eine Kriegs-
stärke von über 200 000 Mann.
Serbien ist ein selbständiger Staat vom Range eines König-
reichs. Die Regierungsgewalt des Königs ist eingeschränkt durch
die Nationalversammlung (Skupschtina). Die Residenzstadt
ist Belgrad.
Jeder waffenfähige Mann ist vom 21. Jahre an wehrpflichtig. Das Heer
war 1896 im Frieden 22 500 Mann stark, im Kriege soll seine Stärke 160000,
mit der Miliz 350000 Mann betragen.
Montenegro ist eine unbeschränkte Monarchie vom Range
eines Fürstentums. Die fürstliche Residenz ist Cettinje.
Das stehende Heer von Montenegro besteht nur aus einem Bataillon, der
Leibwache des Fürsten. Im Kriegsfalle ist aber jeder Montenegriner im Alter
von 15 bis 60 Jahren heerespflichtig. I. J. 1897 zählte das Kriegsheer über
37 000 Mann.
Griechenland ist eine beschränkte Monarchie, der König
residiert in Athen. An der gesetzgebenden Gewalt nimmt auch
die Deputiertenkammer teil.
Die allgemeine Wehrpflicht beginnt mit dem 21. Lebensjahr. Die
Armeestärke betrug 1896 für die Friedenszeit 25 000, für die Kriegszeit
82000 Mann. Die Flotte zählte 69 Fahrzeuge.
Ii. Geistige Kultur: Geistesleben, Bildungswesen und
Religion.
Es giebt im Rahmen der Landschaft mehrere Stätten,
die für die Entwicklung eines höhern geistigen Lebens
günstige Verhältnisse besitzen. Am Bosporus reichen sich zwei
Erdteile die Hand und mischen zwei Meere ihre Wasser, so dass
ein Verkehr und Gedankenaustausch verschiedenartiger Völker-
schaften stattfinden kann. Das Südägäische Meer öffnet den
Bewohnern der griechischen Insel- und Halbinselwelt ebenfalls die
Verkehrs- und Gedankenwege nach allen Seiten hin, nach vielen
Ländern und Völkern. Ein Reichtum an Vorstellungen kann sich
bilden, und ein Abklären der Anschauungen ist möglich. In der
That wurden die Gestade des Bosporus und Griechenlands die
Wiege einer hohen Kultur. Die Balkanhalbinsel ist aber,
die Brücke zwischen Asien und Europa bildend und mit einer offenen
Grenze im No, stets der Tummelplatz wilder Völkerscharen
gewesen, die entweder in sie einfielen oder dorthin verschlagen
wurden. Wie jede neue Völkerhorde, die erschien, der Kultur
Abbruch that oder sie vollends vernichtete, so leidet auch heute
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Ortsnamen: Sofia Serbien Belgrad Montenegro Montenegro Griechenland Athen Griechenlands Asien Europa
Rückblick auf frühere Kulturzeiten.
99
Mit den Ungarn trat in den Rahmen der Landschaft eine
dritte, bedeutungsvolle Völkerschaft ein, die auf das Völkerschick-
sal einen mächtigen Einfluss gewann. In der Stärke von ungefähr
900 000 Menschen oder fast 200 000 Kriegern stürmten die wilden
Reiterscharen unter ihrem Führer Arpad durch den Munkacs-Pass
in das Land. Sie überschwemmten die Niederungen der Theiss und
der Donau und drängten die slavischen Bewohner ringsum auf den
Rand der Gebirge zurück. Dann brach ein Teil von ihnen zu
Kriegszügen nach dem westlichen Europa auf. Im 10. Jahrhundert
waren die Ungarn die G eis sei Europas. Die Nieder lagen
bei Merseburg und besonders auf dem Marclifelde, die iliuen
die Könige Heinrich I. und Otto der Grosse beibrachten,
hemmten ihren Siegeslauf. Nachdem sie zum Christentum be-
kehrt waren, fand auch die europäische Kultur bei ihnen Eingang.
Ihre alte Sprache beibehaltend, wurden sie doch ein M i s c h v o 1 k.
in das die slavische Bevölkerung zum Teil unterging, und das
sich in der Zeit der Türkenherrschaft auch vielfach mit tür-
kischem Blute mischte. Als ein christliches Volk nahmen die
Ungarn aber eine ganz andere Entwicklung als die ihnen nahe
verwandten, zum Islam bekehrten Türken. Ja sie sind es gewesen,
die deren Siegeslauf brachen, allerdings mit Unterstützung fast des
ganzen westlichen Europa. Die Türkenheere waren schon bis
Wien, das zweimal von ihnen belagert wurde, vorgedrungen.
Die verschiedenen Völker schaffen Österreich-Un-
garn s waren um das Jahr 1100 im allgemeinen schon in ihrem
heutigen Besitzstande. Nur geringe Verschiebungen sind
noch vorgekommen, die meist auf friedliche, von weisen Fürsten
hervorgerufene Einwanderungen zurückzuführen sind. Der
wichtigste Zu flu ss neuer Bevölkerung war jedenfalls der
deutsche, denn er brachte eine höhere Kultur in das Land. In
die Grenzgebirge Böhmens riefen seit dem 12. Jahrhundert
die Herrscher dieses Landes viele deutsche Anbauer. Ein Kranz
von deutscher Bevölkerung bildete sich infolgedessen um die in der
Mitte sitzenden Czechen, und es begann eine rasche Entwicklung
des deutschen Städtewesens, sowie des Handels und des Bergbaus.
Die höhere Kulturentwicklung Böhmens, die sich noch
heute gegenüber den andern Kronländern geltend macht, ist auf
den grossen Kultureinfluss des Deutschtums zurückzu-
führen. Eine starke deutsche Einwanderung fand auch
nach Ungarn und Siebenbürgen statt, zuerst unter Gey s a Ii.
liehe Reisen nach dem Kaukasus, wo er Völkerschaften fand, die von den Un-
garn abgesprengt worden waren, nach Innerasien, wo er zu den Ursitzen seines
Volkes gelangte, und zuletzt nach China, wo er in chinesischen Bibliotheken
wertvolle, auf sein Volk bezügliche Dokumente vermutete, unternommen hat.
Die reiche ethnographische Sammlung, welche er aus dem Kaukasus und aus
Innerasien mitbrachte, war im Jahre 1896 auf der Milleniumsausstellung zu
Budapest in der Kirche des ethnographischen Dorfes zur Besichtigung ausge-
stellt worden.
7*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Otto
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Munkacs-Pass Donau Europa Ungarn Europas Merseburg Europa Wien Ungarn Kaukasus China Kaukasus Budapest
364
Die Balkanhalbinsel.
sonders in Ostrumelien, doch auch in Bulgarien und Thracien, die
Rosenzucht zum Zwecke der Rosenölgewinnung geworden. Ein
hohes Warmemass während des Sommers fördert diese wie auch
die vorher genannten Kulturen. Aus Ostrumelien allein wurde
i. J. 1896 für Iv2 Mill. M. Rosenöl ausgeführt. Im Bezirk von
Gallipoli wird auch Baumwolle gezogen. Fast im ganzen Gebiete
hat ferner der Obstbau Bedeutung. Besonders werden Pflaumen
sehr viel gebaut und ausgeführt, ferner Nüsse und Kastanien.
Die Kulturen, deren Gedeihen vorwiegend von den Wärme-
verhältnissen abhängig ist, sind hiermit ziemlich erschöpft. Der
Getreidebau, der mehr als jene mit der natürlichen Fruchtbarkeit,
also mit der Bodenbeschaffenheit rechnen muss, erstreckt sich haupt-
sächlich auf Weizen, Mais und Gerste. Fruchtbar ist be-
sonders Ostrumelien, doch auch das übrige Bulgarien, also
das Gebiet zwischen Balkan und Donau. Die Fruchtbarkeit des
Bodens wird gefördert durch reichliche Sommerregen. Thracien,
die Landschaft zwischen Adrianopol und Konstantinopel, ist am
meisten vom Regen abgeschnitten, da es fast ringsum Bodenerhe-
bungen hat. Dabei ist es am wärmsten, und aus beiden Umständen
erklärt sich seine Steppennatur, die dem Anbau Schranken
zieht. Man kann nur von einzelnen Kult uro asen in diesem
Gebiete sprechen.
Auch einige Handelsgewächse werden gebaut, besonders T abak,
ferner Hanf und Flachs.
Alle genannten Kulturen sind noch sehr entwick-
lungsfähig. Es muss noch viel geschehen, um die Sorglosig-
keit und Nachlässigkeit der Bevölkerung zu überwinden,
und noch viel ist zur Verbesserung der Verkehrswege zu
thun, damit die gewonnenen Erzeugnisse auch mit Nutzen verwertet
werden köifnen.
An Wäldern besitzt das Gebiet noch einen grossen Reich-
tum. Doch ist von einer geordneten Waldpflege nirgendwo die Rede.
Gleich dem Pflanzenbau ist auch die Viehzucht noch sehr
entwicklungsfähig. Die Schafzucht ist verhältnismässig
bedeutender als die Rinderzucht. Auch die Zahl der Ziegen
ist ziemlich gross. Als Zugtiere dienen neben dem Ochsen auch
Büffel, in den südlichen Landstrichen ferner Esel und Maultiere.
Die bisherigen Ergebnisse des Bergbaus sind kaum erwäh-
nenswert. Die vorhandenen Erzlager, besonders von Eisenerz,
doch auch von Blei- und Silbererzen sollen nicht unbedeutend
sein, aber ihre Ausbeute hat erst an wenigen Stellen begonnen.
An Kohlen ist das Gebiet sehr arm. (Der Bezirk von Saloniki,
in dem sich Kohlen befinden, wird später besprochen.)
Infolge der noch geringen Entwicklung des Pflanzenbaus, der
Viehzucht und des Bergbaus fehlt es an Rohstoffen, die ein Auf-
blühen der Gewerbthätigkeit anregen könnten. Mehr aber wird
diese noch durch den Mangel an Geld - und Verkehrsmitteln
in ihrer Entwicklung aufgehalten. Die gewerblichen Betriebe sind
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Rosenöl
Extrahierte Ortsnamen: Ostrumelien Bulgarien Gallipoli Bulgarien Balkan Donau Konstantinopel Saloniki
Das Bosnisch-serbische Gebirgsland und das Dalmatinische Küstenland. 365
in den seltensten Fällen fabrikmässig, meist handwerksmässig oder
hausgewerblich. Wohl sind anerkennenswerte Leistungen auf dem
Gebiete der Weberei, der Teppichknüpferei, der Waffenschmie-
dekunst, der Filigranarbeiten und des Ledergewerbes zu ver-
zeichnen, aber der Wettbewerb mit den westeuropäischen Industrieen
ähnlicher Art wird immer schwieriger und schliesslich an manchen
Orten das alte Kunsthandwerk lahm legen. Die Hauptsitze des-
selben sind die grössern Städte, besonders Konstantinopel
(900 000 E.), Adrianopel (80 000 E ), Gallipoli, P h i 1 i p p o p e 1
und Sofia (50000 E.). Die Gründung grösserer Fabrikbetriebe in
diesen Städten wird erschwert durch den Mangel an Steinkohle.
Von grossem Vorteile ist die günstige M e eres läge des
Gebietes. In dem Fischfange, mehr aber noch in der Schiffahrt
und dem Handel öffnen sich wichtige Erwerbsquellen. Das Schwarze
Meer ist gross genug, um Schiffährtsunternelmmngen einen Erfolg
zu sichern. Durch die Meerengen des Bosporus und des Hellespont
wird es jedoch auch dem Weltverkehr angegliedert. Konstantinopel
hat den grossen Vorzug der Lage, dass es einerseits den
Seeverkehr zwischen zwei Meeren, dem Schwarzen- und
dem Mittelländischen Meere, und anderseits den Land verkehr
zwischen zwei Erdteilen, Europa und Asien vermittelt. In
der Bucht des Goldenen Horns besitzt es einen unübertrefflichen,
ebenso geräumigen als geschützten Naturhafen. An der Schiff-
fahrt nehmen ausser ihm in hervorragendem Masse noch die am
Hellespont gelegene Stadt Gallipoli und die Schwarzmeerhäfen
Warna und Bur gas teil.
Für den nördlichen Teil des Gebietes ist es günstig, dass dort
ein grosser schiffbarer Strom, die Donau, dem Handelsverkehr
nach W und 0 die Pforten öffnet. An diesem nehmen von den
am Südufer gelegenen Donaustädten besonders Rustschuk und
Wid din teil.
2. Das Bosnisch-serbische Gebirgsland und das
Dalmatinische Küstenland.
a. Das Landschaftsbild.
Schon in dem Golubinjegebirge, das die Erhebungslinie
des Balkan nach Nw fortsetzt und sie mit dem Banater gebirg e
und dadurch zugleich mit der grossen Karpatenfalte in Verbindung
setzt, herrscht ein anderer Gebirgsbau vor. Der einfache Falten-
bau ist nicht mehr zu erkennen, ungeregelter setzen sich die
Höhen und Tiefen aneinander. Noch mehr empfangen wir diesen
Eindruck, wenn wir das Thal der Moráwa überschreiten und in
das eigentliche Bosnisch-serbische Gebirgsland kommen. Ein
Wirrwarr von Gebirgsketten, Gebirgsplatten, Thälern
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Extrahierte Ortsnamen: Gallipoli Sofia Konstantinopel Schwarzen- Europa Asien Gallipoli Donau Donaustädten Rustschuk
Staatenbildung.
387
slavischen Serben, die schon im 9. Jahrhundert zu einem eigenen
Staatswesen gelaugten und nach Verjagung der Byzantiner in der
Mitte des 11. Jahrhunderts ein Königreich bildeten, wurden jedoch
von den Türken unterjocht. Sie erlangten erst i. J. 1878 ihre
völlige Unabhängigkeit wieder. Die Bulgaren, ursprünglich ein
finnisch-tatarischer Volksstamm, der aber stark mit
Slaven untermischt ist und später eine slavische Sprache annahm,
haben ihre volle Selbständigkeit noch nicht erlangt, und ein Teil
des Staates, Ostrumelien, ist in Wirklichkeit noch eine türkische
Provinz. Die Griechen, die den gliederreichen Süden der Balkan-
halbinsel bewohnen, haben früher wohl ein in mancher Hinsicht
gleichartiges Volk, aber nie ein einheitliches Staatswesen gebildet,
vielmehr zerfielen sie, der wagerechten und senkrechten Gliederung
des Landes entsprechend, in viele selbständige Staaten. Erst die
Freiheitskämpfe gegen die Türken im 19. Jahrhundert führten zur
Bildung eines griechischen Staates, der anfangs nur Mittel- und
Südgriechenland, sowie die Inseln im Ägäischen Meer unifasste.
Im J. 1863 wurde er um die Jonischen Inseln und 1881 um Epirus
und Thessalien vergrössert. Auf dem Wege zur Selbständigkeit
befindet sich die Insel Kreta, die 1898 aus der türkischen Ver-
waltung ausschied, aber noch unter der Oberherrschaft der Türkei
steht. Der nordwestliche Teil der Balkanhalbinsel ist Öster-
reich-Ungarn angegliedert, und zwar bilden die Küstengebiete
Bestandteile dieses Staates, während die Herzegowina und Bosnien
nur seiner Verwaltung unterstehen.
Die Balkanstaaten haben folgende Grösse und Einwohnerzahl :
qkm Einw.
Türkei........... . . 162 500 5 800 000
Bulgarien (mit Ostrumelien) . . . . . 96 600 3 300 000 (1893)
Serbien .......... . . 48 300 2 350 000 (1897)
Montenegro......... 9 000 230 000 (1897)
Herzegowina mit Bosnien . . . . . . 58 400 1 720 000 (1897)
Griechenland........ . . 65 000 2 430 000 (1'896)
Kreta.......... 8 600 295 000
Balkanhalbinsel (mit Dalmatien) . . 455 000 etwa 18 Mill.
Die Türkei ist ein monarchischer Staat, dessen Herrscher,
der den Titel Grosssultan (Kaiser) führt, mit uneingeschränkter
Gewalt regiert. Die Herrscher würde geht auf den ältesten Prinzen
über. Die Macht des Grosssultans wird dadurch vergrössert, dass
er zugleich der Kalif, d. h. das geistliche Oberhaupt aller Mohame-
daner ist. Er hat seinen Regierungssitz in Konstantinopel.
Das ganze Türkische Reich in Europa, Asien und Afrika ist in 30 Pro-
vinzen oder Wilajets, von denen nur 7 in Europa liegen, und in 6 Mutes-
sarifate (Provinzen, die der obersten Behörde unmittelbar unterstehen) einge-
teilt. Iber jeder Provinz steht ein Wali (Generalgouverneur). An der Spitze
der Staatsverwaltung steht der Grosswesir (Ministerpräsident). Die höchsten
Verwaltungsbeamten heissen Wesir und Bala; unter ihnen stehen die Effendi, die
als Auszeichnung den Titel Bey erhalten. Im Heere nehmen den höchsten Rang
die Müschir (— Marschall) ein; ihnen folgen die Pascha. In der Türkei be-
steht die allgemeine Wehrpflicht. Das Landheer ist in 7 Armee-
25*
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land]]
Extrahierte Personennamen: Bala
Extrahierte Ortsnamen: Ostrumelien Epirus Thessalien Balkanhalbinsel Bosnien Bulgarien Serbien Bosnien Griechenland Kreta Dalmatien Konstantinopel Europa Asien Afrika Europa