28 I. Deutschlands Größe und Machtstellung.
hat ähnliche vielseitige und tiefgründige geschichtliche, geographische
und sprachliche Werke geschaffen. Eine Weltgeschichte zu
schreiben war nur dem Deutschen möglich. Unsere Geschichts-
forschungen über andere Länder sind diesen mustergültig. Auch
sonst _ blickt man auf deutsche wissenschaftliche Arbeitsmethoden
(wie in der Chemie) und Institute als maßgebende. Deutschlands
Bergakademien sind die Zentralstätten bergmännischer Bildung
für das Ausland geworden. Einen ähnlich weiten Einfluß üben
die deutschen Forstakademien aus; so sind z. V. die Forst-
akademien in Vorderindien und Burma von Deutschen nach
deutschem Muster eingerichtet worden. Die deutsche Art, Wissenschaft
zu treiben, wird immer höher von andern Kulturländern ge-
schätzt. Das bezeugt der reiche Besuch der deutschen Hoch-
schulen von Ausländern, die aus dem reichen Brunnen
deutscher Wissenschaft trinken und ein Stück deutschen Geistes mit
in ihre Heimat zurücknehmen. Viel weniger hat der Deutsche es
nötig, zu seiner wissenschaftlichen Vervollkommnung ins Ausland
zu gehen, wohl aber ist er zur wissenschaftlichen und praktischen
Betätigung weit durch alle Länder gezogen und ist überall an-
utreffen.
In allen Ländern der Erde, wo sich nur einigermaßen das
Streben nach modernen Kulturgütern regt, begegnen wir dem
deutschen Lehrer, sei es, daß er in deutschen Schulen im
Auslande oder auch in ganz fremden Schulen tätig ist, sei es,
daß er als Privatlehrer seinen Lebensunterhalt erwirbt. Die
vornehmen Familien von England, Nordamerika, Italien, Nuß-
land, der Türkei vertrauen die heranwachsende Jugend mit Vor-
liebe deutschen Erzieherinnen an. Die Vereinigten Staaten
von Amerika, Argentinien, Chile, Brasilien, Japan, China, Ägypten,
die Türkei haben deutsche Professoren und Gelehrte in ihr
Land und an ihre Hochschulen berufen. Unter den Archäologen
in den Museen Vorderindiens sind viele Deutsche, da England
selbst genügende Leute für dieses Fach nicht vorbilden kann.
Auch sonst begegnen wir dem deutschen Professor häufig in
Griechenland, Italien, Spanien wie überhaupt in den Rand-
gebieten des Mittelländischen Meeres.
An der Entschleierung unsers Erdballes haben deutsche
Reisende und Forscher einen hervorragenden Anteil. Viel-
fach sind sie hier bahnbrechend vorgegangen. Südamerika ist
nach Alexander von Humboldts Vorgang ein beliebtes
Ziel deutscher Forschungstätigkeit (R. Schomburg k, H. Bur-
meister, R. A. Philippi, A. St übel, W. Reiß, von den
Steinen u. a. m.). An der Erhellung des dunklen Erdteils
haben Fr. Hornemann, E. Vogel, Heinrich Barth,
G. Nachtigal, G. Rohlfs, Emin Pascha, G. Schwein-
furth und viele andere Deutsche erfolgreich gearbeitet. Die
Erkenntnis des australischen Festlandes und Ozeaniens ist in
vielen Stücken der unermüdlichen und heldenhaften Arbeit
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Extrahierte Personennamen: Südamerika Alexander_von_Humboldts Alexander H._Bur- A._Philippi W._Reiß Hornemann Heinrich_Barth Heinrich Rohlfs Emin_Pascha
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschlands Burma England Nordamerika Italien Amerika Argentinien Chile Brasilien Japan China England Griechenland Italien Spanien Schomburg Ozeaniens
37. Die geographische Erschließung der deutschen Kolonien. 217
zwischen Sudan- und Vantunegern festzustellen. Der unermüdliche
Zintgraff war der erste, der von Duala nach Norden ins
Grasland vordrang (1899) und so die Küste mit dem Sudan
verband. Einen Nachfolger fand er in M o r g e n. Das Adamaua-
gebiet haben zuerst Passarge und v. Uechtritz genauer er-
forscht. Späterhin hat uns Strümpell mit Westadamaua bekannt
gemacht. Gravenreuth wurde ein Opfer seines Forschermutes
(1891). Glauning hat uns einen großen Teil des Baliplateaus
entschleiert, wozu auch Ramsey sein gut Teil beigetragen hat.
Dominik bereicherte uns aus vielen Strichen Kameruns, be-
sonders auch vom Jaunde-Hinterland, mit wichtigen geographischen
Beobachtungen. In die wenig erschlossene Region im Osten von
Jabassi drang Menzel ein. Mansfeld hat uns den Ossidin-
gebezirk erschlossen. Von Duala drang Hütt er nach Norden
vor, ebenso auch Max Moisel. Aus dem Tschadseegebiet hat
uns Marquardsen geographische Beobachtungen mitgeteilt.
Der größte Teil der Urwaldregion des Südostens wurde von
v. Stein durchforscht. Geologische Untersuchungen wurden neben
andern von Escy und Guillemain vorgenommen, letzterer
vorzugsweise im Hinblick auf wirtschaftlich wertvolle Mineralien.
Die rein wissenschaftlichen, systematischen Expeditionen nach
Kamerun haben erst in den letzten Jahren ihren Anfang ge-
nommen. Von der amtlichen „Kommission für die landeskundliche
Erforschung der Schutzgebiete" wurden Hassert und Thorbecke
ausgesandt, das Kamerungebirge, Manengubagebirge und benach-
barte Gebiete zu erforschen und das erstere Gebirge auch karto-
graphisch aufzunehmen. In kartographischen Aufnahmen des
Landes haben Glauning, v.stein, v.vülow, Mansfeld,
Moisel, Hassert u. a. viel geleistet. Für die Kartographie
Kameruns ist das Jahr 1910 von besonderer Bedeutung;
denn in diesem Jahre beginnt die Veröffentlichung der 20 Blatt-
Karte von Kamerun im Maßstab 1 :300000, bearbeitet von
Moisel, zu erscheinen. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts
war die geographische Erforschung Kameruns noch sehr rückständig,
das zeigt am besten die 1901 veröffentlichte 6 Blatt-Karte von
Kamerun im Großen Deutschen Kolonialatlas. Zehn Jahre
später ist es schon möglich, eine 20 Blatt-Karte herauszugeben,
ein schöner Beweis dafür, wie rasch die Entschleierung der Ur-
waldgebiete Kameruns vor sich gegangen ist. In der Hauptsache
stützt sich der Aufbau der Karte auf Routenaufnahmen, die der
Tatkraft und Opferwilligkeit unserer Schutztruppenoffiziere und
Kolonialbeamten, aber auch der zu wissenschaftlichen Arbeiten
entsandten Forscher, sowie vieler Missionare und Kaufleute zu
danken sind.
Um die Natur und den Mineralreichtum von Deutsch-Süd-
westafrika zu erforschen, hatten schon Lüderitz und die Gesell-
schaft für Südwestafrika Expeditionen nach dem Innern ausge-
rüstet. Von ältern bedeutendern Forschungsreisenden in Südwest-
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Extrahierte Personennamen: Gravenreuth Ramsey Dominik Menzel Max_Moisel Max Escy Südwestafrika
218 Vi. Deutschland als Kolonialmacht.
afrika seien v. Fran^ois, Hindorf, Schenck, Schinz,
Hartmann, (Zürich, Dove und Schwarz erwähnt. Die
Rebellen in „Südwest" haben zeitweilig die wissenschaftliche Tätigkeit
gehemmt. Bei der Wiederaufnahme der Forschung im ersten
Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts wurde Siegfried Passarges
monumentales Werk über „die Kalahari", die ein gut Teil des
deutschen Schutzgebietes mit umfaßt, ein glänzender Leitstern.
Ein ähnlich bedeutsames Werk ist der „Forschungsbericht aus Nama-
land und Kalahari" von Leonhard Schultze, der gleichmäßig
befruchtend auf Geographie, Klimatologie, Ethnographie, Anthro-
pologie, Zoologie und Botanik wirkt. In dem Werke „Deutsche
Kolonialwirtschaft" hat P. Rahrbach viele eigene und fremde
Beobachtungen und Aufzeichnungen zu einem geographischen
Gesamtbild geschickt zusammengewoben. Desgleichen springt aus
dem mehr von wirtschaftspolitischem und kolonialpolitischem
Standpunkt aus geschriebenen Werk des frühern Gouverneurs
Leutwein vielerlei Geographisches heraus. Am unbekanntesten
war lange Zeit der Nordostteil der Kolonie, der Zipfel, der nach
dem Sambesi hinüberreicht (der sog. Caprivi-Zipfel). Erst Seiner
und Streitwolf brachten uns das Gebiet näher. Ersterer hat
weiterhin in der Omaheke und hier besonders in dem sogenannten
„Durstfeld" oder „Sandfeld" geforscht, ebenso auch Fischer.
Der Mineralreichtum von Deutsch-Südwestafrika hat schon von
der Zeit der Besitzergreifung an die geologischen Untersuchungen
angeregt. Macco, Range u. a. haben in neuerer Zeit ver-
schiedene Gebiete geologisch erschlossen. Range hat sich insonderheit
mit der Erforschung des diamantenreichen Dünensandes der
Namib beschäftigt, auch hat er mehrere Mal das gesamte Lüde-
ritzland durchstreift.
Deutsch-Ostafrika hat bis jetzt die meisten deutschen
Forschungsreisenden an sich gezogen. Nach den ersten kolonialen
Sturm- und Drangjahren, da E. Peters und andere eine
Expedition nach der andern in das Land führten, um den
deutschen Besitzstand zu vergrößern, folgten die Jahre großer
wissenschaftlicher Reisen, die großenteils allgemeinen, hin und wieder
auch Sonderzwecken dienten. Oskar Baumann hat viele
Gebiete Ostafrikas erschlossen, auch Teile des großen afrikanischen
Grabens, den abflußlosen Ejassi-See im Wembäregraben u. a. m.
F. Stuhl mann, der schon an der Emin Pascha-Expedition mit
beteiligt war, hat hauptsächlich das Land Unjamwesi, die Gebiete
im Süden und Westen des Victoriasees durchforscht. > Seine
Forschungsberichte gehören mit zu den besten, die wir über
Ostafrika besitzen. Zu dem Südosten des Victoriasees führte uns
die Expedition des Grafen v. Schweinitz. Unserm großen
Afrikaner v. Wißmann verdanken wir neben anderm vieles
zur Kenntnis des Njassasees. Fülleborn hat auf Grund eigner
Reisestudien ein hervorragendes Werk über Land und Leute des
deutschen Njassa- und Ruwumagebietes herausgegeben. H. Meyer
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38. Die wirtschaftliche und ethische Erschließung unserer Kolonien. 223
großen Teil seines Mittellaufs schiffbar, wie auch der Kade'i, der den
Ssanga dort erreicht, wo er bereits schiffbar ist. Auf dem Ssanga
lassen wir uns bis zum Kongo tragen. Mit dem Ostzipfel Neu-
kameruns erreichen wir die Stelle des Ubangi, von wo aus dieser
das ganze Jahr über als Verkehrsstraße benutzbar ist. Im Norden
bilden schiffbare Flüsse, Logone und Schari, die Grenze gegen
französischen Besitz. In Deutsch-Südwestafrika sieht es
mit der Schiffbarkeit von Flüssen gar traurig aus, nur die beiden
Grenzflüsse, der Kunene im Norden und der Oranjefluß im Süden
sind für Verkehrszwecke geeignet, desgleichen der im Norden gren-
zende Okawango und im Caprivizipfel, mit dem wir bis zum
schiffbaren Sambesi heranreichen, Kwando und Tschobe. Auch
Deutsch-Ostafrika ist kläglich mit schiffbaren Flüssen aus-
gestattet. Der Unterlauf des Kagera, der sich in den Victoriasee
ergießt und als Quellfluß des Nils gilt, kommt für Schiffahrt-
zwecke in Betracht, ebenso die Unterläufe von Pangani, Wami,
Rowuma und Rufiji. Bei letzterm läßt sich weiterhin der Fluß-
verkehr auf einigen Strecken des Mittellaufs betreiben. Unter
den Besitzungen der Südsee kann aus natürlichen Gründen nur
Neuguinea schiffbare Ströme aufweisen. Markhamfluß und
Ramu sind nur im Unterlauf ausgiebiger für die Schiffahrt zu
benutzen, dagegen ist der unserer Elbe an Wasserfülle und Größe
gleichende Kaiserin Augustafluß oder Sepik von der Mündung
aus auf einer Länge von 960 km befahrbar. In die Kiautschou-
Bucht mündet kein schiffbarer Fluß.
Da unsere Kolonien von der Natur aus so schlecht mit natür-
lichen Verkehrsadern bedacht sind, müssen wir der Natur nach-
helfen, indem wir nicht bloß soweit wie möglich die Flußschiffahrt
regulieren, sondern vor allem neue Verkehrswege anlegen.
Für ein Neuland haben sich die Eisenbahnen als die besten
und rentabelsten Verkehrswege erwiesen, und wir machen uns in
den Schutzgebieten endlich auch die von den Engländern schon
längst beherzigte Erfahrung zu nutze: Verkehrswege erzeugen Ver-
kehr. So vermehrte die ostafrikanische Zentralbahn, als sie erst
bis Kilossa gelangt war, den Güterverkehr in einer Weise, daß
diesen zu bewältigen 22000 Träger allein notwendig gewesen
wären. Der menschliche Träger ist überall und zu allen Zeiten
das denkbar schlechteste Beförderungsmittel gewesen. Dazu ist
die Trägerarbeit sehr kostspielig; in Togo kostet ein Tonnen-
kilometer, d. h. die Beförderung einer Gewichtstonne von 1000 kg
über ein Kilometer Weges am Beginn des neuen Jahrhunderts
durchschnittlich 1,67 M. und in Ostafrika 2,30 M. Um nur 1 kg
von der Küste bis zum Tanganjikasee, also auf einer rund 900 km
langen Strecke zu befördern, gebrauchte man mehr als 2 M.
Trägerlohn. In Südwestafrika, wo die Güterbeförderung durch
Ochsenwagen vermittelt wurde, zahlte man, bevor die Bahn von
Swakopmund nach Windhuk fertig gestellt war, auf diesem Wege
durchschnittlich 1 M. für das Tonnenkilometer, und von Lüderitz-
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200 V- Das Deutschtum im Auslande.
In Neuseeland sollen sich 12000 Deutschsprechende auf-
halten, die am zahlreichsten in den Uferlandschaften an der Cook-
straße angetroffen werden. In der Hauptstadt Wellington gehören
sie meist dem Handwerkerstande an. Auch die deutschen Gold-
sucher, Handlungsgehilfen und Kleinbauern erfreuen sich eines
leidlich guten Fortkommens. Sonst sind die Deutschen hier wie
woanders auf den Südseeinseln Kaufleute, dann und wann
auch Pflanzer.
Die Zahl der Deutschen in Afrika wird auf 600000
geschätzt, einschließlich der Buren in Südafrika. An Deutsch-
sprechenden mögen etwa 80000 Personen anzutreffen sein, davon
mehr als ein Drittel im britischen Südafrika, wo Johannesburg
allein 10000 umfaßt und nicht bloß die stärkste Kolonie in
Transvaal sondern in Südafrika überhaupt ist. Die deutsche
Schule von Johannesburg gilt als ein starkes Vollwerk der
deutschen Kultur in Südafrika. Die deutsche Forschungsarbeit
hat zur Entschleierung des schwarzen Erdteils außerordentliches
geleistet, es sei nochmals an die unvergänglichen Namen Barth,
Nachtigal, Schweinfurth usw. (f. S. 28) erinnert. Die Deutschen
unterhalten in Afrika angesehene Handelshäuser, in Südafrika
stattliche und ausgedehnte Landwirtschaftsbetriebe. An der
Schiffahrt nach Afrika ist Deutschland stark beteiligt. In den
afrikanischen Kolonien besitzt das Deutsche Reich selbst weite
Gebiete, die nicht bloß als Plantagenland dem Mutterlande schon
ansehnliche Werte zufließen lassen, sondern auch als Ansiedlungs-
gebiete von größter Wichtigkeit für uns sind.
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Extrahierte Personennamen: Barth Schweinfurth
Extrahierte Ortsnamen: Neuseeland Wellington Afrika Südafrika Johannesburg Transvaal Südafrika Johannesburg Südafrika Afrika Südafrika Afrika Deutschland
37. Die geographische Erschließung der deutschen Kolonien. 219
hat sich in der Erforschung des Kilimandscharo eine dank-
bare Lebensaufgabe gestellt. Graf v. Götzen durchzog 1893 als
erster Europäer das Reich Ruanda. Die genauere Kenntnis
über dies Reich und die Kenntnis der Vulkane an der Nordwest-
grenze der Kolonie brachte uns die große Expedition des Herzogs
Adolf Friedrich zu Mecklenburg, der ein bedeutender
Stab wissenschaftlicher Mitarbeiter (M. Weiß, Kirschstein, Schubotz,
Mildbraed, Czekanowsky, v. Raven und v. Wiese) zugeteilt war.
Hingewiesen sei auch auf die geographischen, geologischen und
topographischen Aufnahmen im Gebiete des großen Grabens von
Uhlig, Jäger und Oehler, weiterhin auf verschiedene zoolo-
gische Expeditionen (Neumann, Schillings), auf völkerkundliche
(Weule), die Pendel-Expedition von Kohlschütter. Eine Frucht
der letztern Forschungsreise ist auch die ausgezeichnete Karte des
„Ukinga-Gebirges". Robertkoch hatte seine berühmte Studien-
reise zur Erforschung der Schlafkrankheit von 1906 bis 1908 nach
dem Seengebiet unternommen. Nicht übersehen sei, daß an der
geographischen und kartographischen Erschließung des ostafrika-
nischen Schutzgebietes Schutztruppenoffiziere zahlreich beteiligt
sind; es sei unter anderm nur an v. Schele Ramsay, Lang-
Held, Glauning,v. Prittwitz und Gaffron, Engelhardt,
Fonck, erinnert. Die von Richard Kiepert begonnene Karte
von Ostafrika im Maßstab 1:300000 wird von Sprigade
und Moisel fortgesetzt.
Wahrlich, eine erfreuliche Tatsache ist es, daß neben den rein
wissenschaftlichen Forschern und wackern Kulturpionieren das deutsche
Heer sin Afrika) und die deutsche Marine (in der Südsee) so
tätigen Anteil an der Erschließung unserer außereuropäischen
Besitzungen nehmen. In den Südseekolonien ist unserer Marine
ein Feld gegeben, das zu bearbeiten ihr wie der Wissenschaft von
großem Nutzen ist. Hier galt es vor allem zunächst sorgfältige
Küsten- und Seekarten aufzunehmen. Aber auch an der
Erforschung von Land und Leuten haben sich Angehörige der
deutschen Marine beteiligt.
Wie kaum wo anders wendet man jetzt in der Südsee
alle Kräfte zur Erforschung der Eingeborenen an. Uber-
Haupt gewinnt die ethnographische Seite in neuerer Zeit einen
auffallend starken Anteil an der Erforschung unserer Kolonien.
Und das mit Recht! Denn nur zu oft hat die Kolonisation die
genaue Kenntnis der Eingeborenen, ihrer rechtlichen und religiösen
Anschauungen, ihrer Stammeseigenheiten und ihrer Kriegsführung
unterschätzt, und gewiß sind mancherlei Mißerfolge in der
Kolonisation auf die Unkenntnis völkerkundlicher Erscheinungen
und Tatsachen zurückzuführen. Aber auch für uns wird zur
ernsten Pflicht, von der Volkskunde unserer schwarzen Untertanen
zu retten, was noch möglich ist. Jeder Verzug nach dieser Rieh-
tung bedeutet einen schweren Verlust für die Wissenschaft. Die
ethnographische Erforschung läßt sich nicht wie eine chemische
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Adolf Friedrich Uhlig Oehler Neumann Schillings Weule Robertkoch Schele_Ramsay Engelhardt Richard_Kiepert
Extrahierte Ortsnamen: Ruanda Kirschstein Czekanowsky Ostafrika Sprigade Afrika
— 104 —
wirtschaftlichen Einflußsphäre Deutschlands und Österreichs lagen, wie Belgien, Holland, die Schweiz, Serbien und Rumänien, zu einem zentraleuropäischen Handelsverband zusammenzuschließen. So konnte man hoffen, den Gefahren, die dem Handel von Frankreich, Rußland und auch von Nordamerika drohten, wirksam zu begegnen.
7) So kamen im Jahre 1891 die Handelsverträge mit Österreich, Italien, auch mit der Schweiz und Belgien zustande, durch welche die Einfuhrzölle durchschnittlich um 25 % ermäßigt wurden; der Kornzoll wurde sogar von 5 M. für den Doppelzentner auf 3,50 M. herabgesetzt. Die 1891 begonnene Politik der Handelsverträge wurde im Jahre 1893 fortgesetzt, indem auch mit Rumänien, Serbien und Spanien abgeschlossen wurde. Nach einem längeren Zollkrieg, der besonders die deutsche Industrie schwer schädigte, kam auch im März 1894 der Handelsvertrag mit Rußland zustande. Diese Politik der Handelsverträge wurde von der deutschen Landwirtschaft grundsätzlich bekämpft, weil es ihr nicht möglich war, denjenigen Staaten gegenüber, die nach Deutschland Getreide einführten, konkurrenzfähig zu bleiben. Die Führung in diesem Kampfe übernahm der im Jahre 1893 zum Schutze der bedrohten Landwirtschaft in Berlin gegründete Bund der Landwirte.
3. Die weitere koloniale Entwickelung Deutschlands und seine Stellung zur Weltpolitik.
a) Verträge Deutschlands über seine Besitzungen in Afrika.
In dem Bestreben, die noch herrenlosen afrikanischen Ländermassen dem schon erworbenen Kolonialbesitz einzuverleiben, begegneten sich drei Großmächte als Rivalen: Frankreich, England und Deutschland.
a) Die republikanischen Staatsmänner Frankreichs gingen mit großer Beharrlichkeit an die Verwirklichung der Idee, ein großes afrikanisches Kolonialreich zu schaffen und Bismarck hatte sie in dieser Politik unterstützt, weil er glaubte, dadurch ihre Blicke von Elsaß-Lothringen abzuwenden. Sieht man ab von dem Erwerb Madagaskars, so entfaltete es seine Macht namentlich im Westen des nördlichen Afrikas. Von Algier sowie im Süden von feinen Kongobesitzungen aus drang es in die von Europäern noch unbesetzten Gebiete ein und schuf sich ein territorial völlig geschlossenes Besitztum von ungeheurer Ausdehnung; nur Marokko fehlte noch. ß) In England war die kurze Periode der Kolonialmüdigkeit längst überwunden; es fetzte bald mit verstärkter Kraft
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