2 I. Deutschlands Größe und Machtstellung.
auf den Gesamtverkehr des Atlantischen Ozeans den
größten Einfluß, der einmal in seiner vermittelnden und
ausgleichenden Stellung und sodann in seiner Vodengestalt be-
gründet liegt; denn es ist im allgemeinen die nördliche Abdachung
des hohen europäischen Rumpfgebirges, der Alpen. Diese reichen
im Süden an das Meer und gewähren von da nur schwer den
Zutritt nach Mittel-, Nord- und Osteuropa; hingegen haben im
Norden Menschen und Güter völlige Bewegungsfreiheit und
können ohne größere orographische Hindernisse von Westen nach
Osten und umgekehrt fluten. Deutschland verknüpft den
Atlantischen Ozean mit Mittel- und Osteuropa. Seine
Flüsse, seine Kanäle, seine Landstraßen und Eisenbahnen führen
direkt in die europäische Mitte hinein. Darum ist das Deutsche
Reich in stetig wachsendem Maße ein Durchgangsland für
Roh st offe und Nahrungsmittel geworden, mit denen die
inner n und nordeuropäischen Länder von der See aus versorgt
werden. Da es aber fernerhin den Kern der wirtschaftlich tätigsten
und tüchtigsten Staaten Europas bildet und diese Staaten in
Bezug auf die Einwohnerzahl überflügelt, so hat es die Nach-
barstaaten wirtschaftlich an sich gefesselt.
Auch die Lage zu seinen zwei Meeren ist für Deutschland
recht günstig. Da wo sich der deutsche Boden allmählich verflacht,
umspülen die Meereswogen einen langgestreckten Küstensaum.
Außerhalb einer Küstenferne von 350 km liegen nur das Elsaß,
Baden, Württemberg, Bayern und Oberschlesien. Die meer-
fernste Gegend Deutschlands, 725 km, ist das Berchtesgadener
Land im Südosten Bayerns.
Nachdem innerhalb der großen Grenzsäume Alpen und Meer,
Weichsel und Rhein die Größe der deutschen Lande mannigfach
im Laufe der Geschichte gewechselt, hat das Deutsche Reich nach
dem Kriege 1870/71 eine Größe von 540743 qkm mit einer Ein-
wohnerzahl von 41 Millionen Köpfen (1910 dagegen 65 Millionen)
eingenommen. (Vgl. statistischen Anhang 1 und Li.) Damit ist
es die drittgrößte staatliche Ländermasse Europas geworden. Nur
Rußland und Österreich-Ungarn sind größer, Frankreich ist nahezu
gleichgroß, wesentlich kleiner sind die übrigen europäischen Staaten
(vgl. stat. Anh. Iii). Deutschland bildet ein Zoll- und Handels-
gebiet. Die Zollgrenze fällt im allgemeinen mit der Reichs-
grenze zusammen. Ausgeschlossen von ihr sind 71 qkm mit
17600 Einwohnern, nämlich die Freihafengebiete von Hamburg,
Bremerhaven und Geestemünde, ein Teil der Gemeinde Cuxhaven,
die Insel Helgoland und ein sehr kleines Gebiet im südlichen
Baden an der Grenze des Kantons Schaffhausen. Eingeschlossen
sind in die Zollgrenze außer dem Reichsgebiet das Großherzog-
tum Luxemburg (2600 qkm mit 260000 E.) und die kleinen
österreichischen Gemeinden Jungholz (im Süden von Kempten)
und Mittelberg (Vorarlberg) mit 6 qkm und reichlich 1400 Be-
wohnern. Somit hat das deutsche Zollgebiet oder Wirt-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Atlantischen_Ozeans Osteuropa Deutschland Osteuropa Deutsche
Reich Europas Deutschland Baden Württemberg Bayern Oberschlesien Deutschlands Bayerns Rhein Europas Frankreich Deutschland Hamburg Bremerhaven Helgoland Baden Schaffhausen Luxemburg Jungholz Vorarlberg
4 1. Deutschlands Größe und Machtstellung.
Cuxhaven im Hintergrund und dem Bremerhaven und Bremer-
verkehrsgebiet in der Nachbarschaft. An der Ostseeküste wird die
Kieler und Lübecker Bucht von dem Küstenwinkel umschlossen.
Die Lübecker Bucht dringt bis auf eine Entfernung von 52 km
nach der Elbe vor und erreicht diese selbst durch den Elbe-Trave-
kanal. Im Hintergrund des Küstenwinkels, der mit seiner Schenkel-
Verlängerung bis Greifswald, der „wendischen Küste," das Zentrum
des Machtbereichs der Hanse war, liegen Warnemünde, Wismar,
Lübeck, die Ostmündung des Kaiser Wilhelm-Kanals und Kiel,
der größte deutsche Kriegshafen; alle sind sie berufen, zur Neu-
belebung des neuen deutschen Seeverkehrs beizutragen.
Messen wir die Länge der deutschen Küste ohne die tiefen
Einschnitte und Inseln, so erhalten wir eine Länge von 1270 km,
d. i. ein Fünftel der Küstenlänge Italiens oder zwei Fünftel der
Küstenlänge Frankreichs. Auf 1 km Küstenlänge entfallen in
Deutschland 425 qkm, in Italien 45 qkm. Das könnte augenschein-
lich gegen eine günstige Küstenentwicklung Deutschlands sprechen.
Man kann aber wohl kaum behaupten, daß für einen kontinen-
talen Staat wie Italien trotz seiner ausgesprochenen Halbinsel-
natur ist, die große Ausdehnung der Küste ein besonderer Vorteil
sei; denn im Vergleich zu seinem Flächeninhalt hat Italien eine
viel zu große Küstenentwicklung, wodurch Italien gezwungen ist,
sofern es in dem modernen Verkehr und Handel tätig eingreifen
will, mehr Seemacht als Landmacht zu sein. Letztere leidet ent-
schieden darunter. Die deutschen Küsten — die Nordseeküste mehr
wie die Ostseeküste — beweisen, daß nicht jedesmal die lange und
gegliederte Küste den Handel an sich ziehen muß, sondern dies
auch durch eine weniger gute und kürzere Küste geschehen kann,
wenn nur ein oder wenige geeignete Pforten vorhanden sind,
durch die es der Ausdehnungsfreudigkeit und Ausdehnungskrast
eines Volkes ermöglicht wird, nach den nächsten und Verkehrs-
reichsten Weltmeeren und Überseeländern über- und einzugreifen.
Diese bemerkenswerte Eigenschaft der deutschen Küste wird durch
die große Bedeutung erhöht, die sie für unfern Wohlstand und
unsere Macht dadurch hat, daß fast das ganze Gebiet des Deutschen
Reichs zu ihrem wirtschaftlichen Hinterland gehört.
Die Nordseeküste ist die ozeanischste der deutschen Küsten;
denn an ihr machen sich die Gezeiten und Sturmfluten eines der
stürmereichsten Meeres bemerkbar. Infolgedessen ist die Nordsee-
küste auch vielmehr der Zerstörung als die Ostseeküste ausgesetzt,
hier arbeitet mehr Frost und Eis an der Zerstörung des Küsten-
saumes. Beständig ist an beiden Küsten der Mensch im Kampf
mit den Unbilden des Meeres, und durch Deiche und Dämme
schützt der Nordseeküstenbewohner sein kostbares Marschland, das
in den Dithmarschen bis 16 km breit ist, und durch Verhaue
(Buhnen) und Bepflanzung sucht der Ostseeküstenbewohner die ver-
Verblichen Flugsanddünen zu befestigen. Wenn der Mensch nicht
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Cuxhaven Bremerhaven Greifswald Wismar Kiel Italiens Frankreichs Deutschland Italien Deutschlands Italien Italien Italien Dithmarschen
18 I. Deutschlands Größe und Machtstellung.
regen Wettbewerbes. Die See ist die Zukunft eines jeden
intelligenten Volkes, dem seine engen Landgrenzen den Atem zu
rauben drohen.
Die See aber muß erobert werden. Jahrhundertelang
kann die See an die Küste branden, ohne das von ihr berührte
Volk zur Seeherrschaft zu drängen. In der Hansezeit beherrschten
wir wohl eine Zeitlang die uns nächst gelegenen Meere. Nach
der Blütezeit der Hansa war unser Volk seefremd geworden.
Wohl waren die alten Hansestädte Bremen und Hamburg noch
Hüter der deutschen Flagge, jedoch war es nichts Imponierendes.
Nach der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten 1776
war Bremen vor allem bemüht, als eine der ersten deutschen
Handelsstädte, lebhaftere Verbindung mit dem fernen Land
(Nordamerika) anzuknüpfen. Zu jenen Zeiten gebrauchten die
Segler 50 bis 60 Tage von Europa nach Nordamerika. Gering
war damals noch der Handelsverkehr zwischen Deutschland, d. h.
in der Hauptsache zwischen Vremen-Hamburg und Nordamerika;
er betrug 8 Millionen Mark oder '/m der nordamerikanischen Aus-
fuhr, die 1816 250 Millionen Mark umfaßte, 1910 hingegen be-
trug die Ausfuhr der Vereinigten Staaten 7,2 Milliarden Mark,
wovon auf den deutschen Handel 1188 Millionen Mark, also
annähernd Ve, das Jahr vorher sogar ^/s, entfielen.
Am Anfang der dreißiger Jahre des vergangenen Jahr-
Hunderts beginnt der deutsche Seehandel sich mehr zu regen.
Auf ihn war die Auswanderung, die hauptsächlich über Bremen
ging, von großem Einfluß. Fast gleichzeitig ging in der Schiff-
fahrt eine bedeutende Umwälzung vor sich: der Dampf begann
über das Segel zu triumphieren. Die ersten transatlantischen
Dampfer „Sirius" und „Great Western" gingen 1838 von
England aus. Größere Seeschiffahrtgesellschaften wurden ge-
gründet, in England die Eunard-Linie, in Deutschland 1847 die
Hamburg-Amerika Linie in Hamburg und zehn Jahre
später der Norddeutsche Lloyd in Bremen. Indessen hatte die
deutsche Schiffahrt bis 1870 nur einen langsamen Fortschritt zu
verzeichnen.
Nach dem deutsch-französischen Kriege kam ein auffälliger
Aufschwung. Mit überraschender Schnelligkeit vollzog sich eine be-
deutungsvolle Umwälzung der wirtschaftlichen Existenzbedingungen:
Deutschland wurde aus einem vorwiegend Landwirtschaft treibenden
Staat ein Land mit vorherrschenden Jndustrieinteressen. Ein-
und Ausfuhr mußten wachsen und damit der Seehandel. Das
Bedürfnis nach möglichst schnellen Handelsbedingungen wurde
immer lauter. „Zeit ist Geld" wurde zum Leitmotiv des Kauf-
manns. Während die transatlantischen Dampfer früher 8 See-
meilen in einer Stunde bewältigten, wurde bis 1878 die Fahr-
schnelligkeit auf 12 Seemeilen in der Stunde gesteigert. Da
wurde im Jahre 1878 in Glasgow ein Dampfer mit einer
Schnelligkeit von 16 Seemeilen gebaut, das war für damalige
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Bremen Hamburg Nordamerika Europa Nordamerika Deutschland Vremen-Hamburg Nordamerika England England Deutschland Hamburg Norddeutsche_Lloyd Bremen Deutschland Glasgow
6 I- Deutschlands Größe und Machtstellung.
Von mehr als 200 Strömen und Flüssen wird es mit einer
gewaltigen Süßwassermenge gespeist und findet nur durch schmale
Meeresstraßen, die Belte und den Sund, eine Verbindung mit
dem Kattegat, dem Vorhof zum Atlantischen Ozean. Im Salz-
gehalt des Ostseewassers spricht sich die mehr oder minder große
Abhängigkeit vom Ozean aus. Während der Salzgehalt im
Skagerak bei Skagen noch 30 Promille beträgt, im Großen Belt
bei Korsör 18 und im Kieler Hafen 15 Promille, sinkt er rasch
nach Osten und beträgt im Norden von Rügen nur noch 8—9,
in der Danziger Bucht 6—7 und bei Haparanda, also an der
Nordspitze des Bosnischen Meerbusens, 1,5 Promille.
Nicht bloß der Lage sondern auch dem Salzgehalt nach zeigt
sich die Nordsee oder das Deutsche Meer als ein echtes
ozeanisches Randmeer; denn der Salzgehalt betrügt in der
Nordsee 34 Promille, südlich von Helgoland, angesichts der Elbe-
und Wesermündung, nur 32 Promille. Der offene Atlantische Ozean
besitzt durchschnittlich 35,5 Promille Salzgehalt. Wie schon gesagt,
wird das Nordseewasser von Sturmfluten und Gezeiten aufgewühlt.
In unsern deutschen Häfen ist die Fluthöhe im Mittel in Emden
2,76 m, in Wilhelmshaven 3,46 m, in Bremerhaven 3,30 m, in
Cuxhaven 2,80 m, im Hafen von Hamburg 1,88 m. Die höchsten
Springfluten gehen dagegen fast auf das Doppelte der genannten
Werte, ganz abgesehen von den Sturmfluten, bei denen die nord-
westlichen Winde das Wasser staut. Für die Schiffsbewegung er-
weisen sich die Gezeiten als ein Segen; die Flut trägt die See-
schiffe weit in den Mündungsarmen der Flüsse hinauf, und der
Ebbestrom nimmt sie wieder mit zum offenen Meer zurück.
Die deutschen Meere sind verhältnismäßig seicht; während
die Nordsee nur eine mittlere Tiefe von 89 in erreicht, besitzt die
Ostsee die geringere mittlere Tiefe von 67 m. Beide Meere ver-
halten sich" ihren Arealen nach wie 4 : 5. Die Ostsee bedeckt
430000 qkm, die Nordsee 550000 qkm, sie hat demnach annähernd
die Flächengröße des Deutschen Reichs. Beide Meere sind indessen
recht klein gegenüber der Ausdehnung der Weltmeere; sie betragen
zusammen rund 1/90 des Atlantischen Ozeans (90 Mill. qkm) und
l!,ub des Großen Ozeans.
- //A Die deutschen Nachbarn.
Das Deutsche Reich, das nachbarreichste Land Europas,
wird begrenzt von drei Großmächteni Rußland, Osterreich-
Ungarn und Frankreich; von vier Mittelstaaten: den drei König-
reichen Belgien, den Niederlanden und Dänemark und dem
republikanischen Staatenbund der Schweiz, und endlich von einem
Kleinstaat, dem Großherzogtum Luxemburg. Die Vielbegrenztheit
des Deutschen Reichs ist eine Folge der mitteleuropäischen Kern-
läge. Geschichte, Natur und Verkehr drücken den nachbarlichen
Beziehungen zu jedem Einzelstaat besondere Merkmale auf.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
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20 I. Deutschlands Größe und Machtstellung.
hat sich von 1900 bis 1909 um 374 Millionen Mark oder
56 °/0 erhöht.
Das ist unstreitig eine herrliche Entwicklung der deutschen
Handelsflotte, umso bedeutungsvoller, als die Entwicklung nicht
das Ergebnis einer staatlichen Subventions- (Unterstützungs-)
Politik, wie in England, Frankreich und Japan ist, sondern das
Werk des privaten und kommunalen Unternehmungsgeistes.
Der Aufschwung der deutschen Handelsflotte ist eng verknüpft
mit dem gewaltigen Wachsen unserer beiden großen Reedereien,
der Hamburg-Amerika Linie (Hamburg - Amerikanische
Paketfahrt-Aktien-Gesellfchaft oder kurzweg H.a.p.a.g. = Hapag)
und des Norddeutschen Lloyds. Innerhalb eines Menschen-
alters haben beide Gesellschaften eine glänzende Entwicklung
genommen (vgl. statist. Anhang Viii) und den Ruhm und die
Tüchtigkeit deutscher Seefahrt weit in alle Welt hinausgetragen.
Mit dem Jahr 1911 ist ein Markstein in der Entwicklung der
Hamburg-Amerika Linie und die bisher noch nie dagewesene
Tatsache erreicht, daß mehr als 1 Million Registertonnen unter
einer Reedereiflagge sich vereinigt finden. Gleichzeitig ist dies
ein nicht uninteressanter Beleg für die überall wahrnehmbare
Tatsache des Wachstums der Großbetriebe. Auf der Hamburger
Werft des Stettiner Vulkans wird jetzt für die Hamburg-Amerika
Linie ein Riesenfracht- und Passagierschiff gebaut, das 50000
Registertonnen (== 1415000 cbm) groß ist, also bedeutend größer
als die gegenwärtig größten Schiffe Deutschlands, die nicht
30000 Registertonnen erreichen oder als das englische Riesenschiff
„Olympic" mit 45 000 Registertonnen brutto. Das neue deutsche
Riesenschiff führt den Namen „Imperator." Ein Schwesterschiff
des „Imperators" wird auf der Werft von Vlohm und Voß in
Hamburg gebaut, und ein drittes Schiff von gleicher Größe hat
die Hamburg-Amerika Linie bereits in Auftrag gegeben.
Nord- und Ostsee sind die nächsten Verkehrsgebiete für
unsere Handelsflotte. In der Ostsee waren 1911 rund 950 Schiffe
mit 500000 Registertonnen brutto beheimatet, in der Nordsee
3730 Schiffe mit 4 Millionen Registertonnen brutto. Es verhalten
sich demnach die Schiffsräume der Ostsee zur Nordsee wie 1:8,
vor zwanzig Jahren und mehr war das Verhältnis für die Ost-
see günstiger (vgl. stat. Anh. Ix). Dagegen verhält sich der
Seeverkehr beider Gebiete roie 1:3, insofern 1909 die deutschen
beladenen Schiffe in der Ostsee 7,4 Millionen Registertonnen aus-
wiesen und in der Nordsee 21,1 Millionen. Das Verhältnis war
früher auch günstiger für die Ostseegebiete, so im Jahre 1874
wie 2:3.
Der Schiffahrtverkehr in den deutschen Häfen hat sich seit
1871 sowohl der Zahl wie dem Raumgehalt nach ganz außer-
ordentlich entwickelt (vgl. stat. Anh. X). In dem Verkehr der
deutschen Häfen ist gegenwärtig die deutsche Handelsflotte am
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands England Frankreich Japan Hamburg-Amerika Hamburg Hamburg-Amerika Deutschlands Vlohm Hamburg Ostsee Nordsee Ostsee Nordsee
8 I. Deutschlands Größe und Machtstellung.
ist der Hauptdruck dieser Macht nach Osten (Ostasien) und Süden
(Persien) gerichtet; und der russische Druck wird nie zu stark auf
der deutschen Ostgrenze lasten, wenn sich das Zarenreich stets
seiner Hauptaufgabe bewußt ist, den starken Posten zwischen
der westeuropäischen Kultur und den Ausdehnungsgebieten der
gelben Nasse sorgsam zu bewahren. Wirtschaftlich besteht ein
engerer Zusammenhang zwischen Deutschland und Rußland. Fast
die Hälfte des Wertes der Handelsartikel, die nach Nußland ein-
geführt werden, ist in Deutschland zahlbar, während wir an dem
Ausfuhrwert der russischen Waren mit einem Drittel beteiligt sind.
Im Südwesten der deutschen Neichsgrenze stoßen wir gleich-
falls auf eine fremde, eine romanische Nation. Die Beziehungen
zwischen Frankreich und Deutschland sind sehr wechselreich
gewesen. Namentlich flutete durch die burgundische Pforte seit
altersher ein bedeutender Völker- und Warenverkehr. Nordfrankreich
hat mancherlei Gemeinsames in Lage, Klima und Bodenkultur
mit Süddeutschland. Zu Norddeutschland finden wir kein Gegen-
stück in Frankreich, und dieses hat wiederum im Süden sein
eigenes Gebiet, mit dem es am mediterranen Klima und Kultur-
kreis teilnimmt. Erfreulicherweise wachsen von Jahr zu Jahr
die gegenseitigen Verkehrsbeziehungen, und beide Länder senden
sich gegenseitig Waren im Werte von je xj2 Milliarde Mark.
Größer nur als der Verkehr Frankreichs mit Deutschland ist der
mit England, während sich der Umsatz des belgischen Verkehre
mit Frankreich direkt an den deutschen anschließt.
Belgien, Luxemburg und die Niederlande sind
stücke des alten Lotharingens, das sich allmählich zu einem
Mischgebiet an dem Berührungssaum des westfränkischen und
ostfränkischen Reichs entwickelte. Auch heute noch sind Belgien
und Luxemburg (fast möchte man Lothringen hinzurechnen) das
Gebiet der deutsch-französischen Übergänge, Übergriffe, Kämpfe
und Verdrängungen. Hat in Luxemburg das germanische
Element gesiegt, so steht es in Belgien, obwohl der Kopfzahl
nach im Übergewicht, noch im stetem Kampfe mit dem Franzosentum.
Luxemburg, von der deuschen Zollgrenze umschlossen und
industriell und verkehrstechnisch von Deutschland abhängig, hat
den Charakter als Grenzland verloren, nur Belgien und die
Niederlande liegen als neutrale Staaten wie große Seen an
den deutschen Grenzen. Kein Grenzstück ist aber so schlecht und
unorganisch wie die deutsch-holländische Grenze zwischen Aachen
und dem Dollart. Während in dem belgischen Auslandverkehr
die erste Stelle Deutschland mit Frankreich teilen muß, herrscht
in dem holländischen der deutsche Anteil bei weitem vor, ja von
der Ausfuhr Hollands passiert genau die Hälfte die deutsche
Grenze.
Im Norden hat das Deutsche Reich nur ein kurzes Stück
Landgrenze gegenüber Dänemark, quer über die von Natur
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Ostasien Persien Deutschland Nußland Deutschland Frankreich Deutschland Nordfrankreich Norddeutschland Frankreich Deutschland England Frankreich Belgien Luxemburg Niederlande Luxemburg Lothringen Luxemburg Belgien Luxemburg Deutschland Niederlande Aachen Dollart Deutschland Frankreich Hollands Deutsche_Reich
22 1- Deutschlands Größe und Machtstellung.
7. Deutschlands Weltpolitik und das größere Deutschland.
Mehr als in frühern Jahrzehnten hören und lesen rvir heute
von dem „Kampf ums Dasein". Mehr als in frühern Zeiten drängt
sich die _ bittere Notwendigkeit des Kampfes ums Dasein in das
menschliche Leben hinein. Für den Kampf ums Dasein können
wir ebensogut sagen „Kampf um Raum". Der Kampf um Raum
ist das hervorragendste Merkmal jeglicher Lebensentroicklung auf
Erden, nicht bloß der Lebensentwicklung des Individuums, des
Einzelnen, sondern eines ganzen Volkes, überhaupt des Staates.
Jede vorwärtstreibende und vorwärtsstrebende Staatsentwicklung
schreitet von engen Räumen zu weiten Räumen fort. Nach diesem
Gesetz der zunehmenden Räume wächst jede Land- und Seemacht.
Der Raum des Landes ist vielfach begrenzt, er beschränkt
auch die politische Auffassung der Völker, wenn nicht gerade weite
Becken oder Tiefländer etwas von der Wirkung des weiten
Meeres auf die politische Ausdehnungskraft der Völker übertragen.
Warum haben sich in der Zone der deutschen Mittelgebirge die
deutschen Kleinstaaten, in den Alpen die Schweizer Kantone und
Kantönchen, auf der Valkanhalbinsel ein Staatengemisch gebildet,
warum entwickelte sich auf der oberdeutschen Hochebene der größte
süddeutsche Staat Bayern, im norddeutschen Tiefland das größte
deutsche Staatswesen Preußen und auf dem weit ausgedehnten
ebenen Osten Europas der größte europäische Staat? Tieferes
Nachdenken über die Abhängigkeit des Bodens vom Staate wird
die Antwort darauf geben.
Der Meeresraum mit seinen endlosen Horizonten hat vor-
zugsweise zur Schärfung und Erweiterung des politischen und
wirtschaftlichen Blickes beigetragen und einen großen Zug von
Kühnheit in den politischen Charakter der Seevölker hineingetragen.
Alle See- und Vinnenlandvölker beweisen dies.
Das Meer hat die Seevölker zur Staatenbildung hin-
gedrängt. In der Europäisierung der Erde hat die größte See-
und Kolonialmacht, Großbritannien, das meiste geleistet. Selbst
wer dem Engländer nichts nachrühmen wollte, müßte doch an-
erkennen, daß die staatenbildende Kraft den Mittelpunkt der
geistigen Anlagen des Engländers ausmache. Überall, wo das
Jnselvolk hinkam, fand es gewisse Ähnlichkeiten mit den Küsten
seines Heimatlandes und benachbarter Länder wieder, und so wuchs
ein Gefühl der Weltbeheimatung in das englische Volk hinein.
Die Seevölker sind viel schneller politisch reif geworden
als die Vinnenlandvölker. Sie lernten beizeiten das Meer
zu meistern, andere Küstengestade sich untertänig zu machen und
ihre geistige und pekuniäre Machtfülle zu mehren. Länder, deren
Wirtschaftsleben ursprünglich im Kontinente wurzelte und all-
mählich, hauptsächlich durch die Bevölkerungszunahme getrieben,
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Europas
7. Deutschlands Weltpolitik und das größere Deutschland. 23
nach der Wasserkante vor- und darüber hinausgeschoben wurde,
wachsen heute zu Mächten aus, die berufen sind, den alten
Jnsularstaaten einen Teil ihrer Macht einzuschränken. Deutsch-
land gehört zu diesen Ländern. Noch stehen rvir in einer Zeit
des Übergangs. Das alte Weltmächteprogramm, das zur Zeit
Bismarcks nur durch das Konzert der europäischen Staaten ge-
geben war, ist durch das wirtschaftliche und politische Eingreifen
der Vereinigten Staaten und Japans verschoben worden und zu
einem wirklichen Weltmächteprogramm geworden.
Eine europäische Großmacht kann nicht mehr bloß europäische
Politik treiben, sondern muß die ganze Welt in ihre Berechnung
ziehen. Für ein Volk wie die Engländer ist Weltpolitik nichts
Neues; das britische Reich ist schon lange ein Weltreich. Groß-
britannien steht außerhalb Europas, es bildet gewissermaßen einen
Kontinent für sich, und seine Staatsmänner sind, um einen von
Cecil Rhodes geprägten Ausdruck zu gebrauchen, gewohnt, „in
Kontinenten zu denken". Für Deutschland ist es viel schwerer,
seine Anschauungen den veränderten, ins Weite gehenden Ver-
Hältnissen anzupassen, weil es im Herzen Europas liegt und vor
allem erst für die Sicherheit seiner europäischen Stellung Sorge
tragen mußte, bevor es den Blick hinausrichten konnte.
Allmählich wird unser Volk reifer in seinem weltpolitischen
Denken. Das zeigt einmal der Ausbau unserer Flotte, ein
andermal das Verständnis für Kolonialbesitz. Das Erkennen
dringt tiefer und tiefer, daß die Seemacht den Völkern den besten
Schutz ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit gewährt und daß die
Wahrung der überseeischen Interessen ohne Kriegsmarine und
ohne ein größeres Übersee-Deutschland nicht möglich ist. Das ist
eine sehr wichtige Erkenntnis der Weltwirtschaft, und das recht-
zeitige Verstehen dieser großen Wahrheit, dieser Wertschätzung
der seepolitischen und see- und konialwirtschaftlichen Machtfaktoren,
dieser Großzügigkeit der Gegenwart ist ein Kennzeichen der heutigen
Staats- und Handelspolitik Deutschlands.
Die Kolonialbewegung der letzten Jahre gibt ein schönes
Zeugnis von dem Einfühlen in den Wert des Besitzes eines
größern Deutschlands. Landbesitz ist die Grundlage politischer
Macht. Darum ist die koloniale Ausdehnung noch immer das
Zeichen eines starken Volkes, und das ständige Verharren in den
althergebrachten Grenzpfählen ist noch immer ein Zeichen des
politischen und volklichen Siechtums. „Im engen Kreis verengert
sich der Sinn, es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken."
Dies Schillersche Wort gilt vom Einzelnen wie vom Staat.
Das Volk, das am meisten kolonisiert, ist das
erste der Welt. In der Kolonisation zeigt sich die Ausdehnungs-
freudigkeit und Ausdehnungskraft eines Volkes, das auf diese
Weise einen Teil der Welt seinen Ideen, seinen Gesetzen und seiner
Sprache unterwirft und dadurch seinen wirtschaftlichen und
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Personennamen: Bismarcks Cecil_Rhodes
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Japans Europas Deutschland Europas Deutschlands Deutschlands
28 I. Deutschlands Größe und Machtstellung.
hat ähnliche vielseitige und tiefgründige geschichtliche, geographische
und sprachliche Werke geschaffen. Eine Weltgeschichte zu
schreiben war nur dem Deutschen möglich. Unsere Geschichts-
forschungen über andere Länder sind diesen mustergültig. Auch
sonst _ blickt man auf deutsche wissenschaftliche Arbeitsmethoden
(wie in der Chemie) und Institute als maßgebende. Deutschlands
Bergakademien sind die Zentralstätten bergmännischer Bildung
für das Ausland geworden. Einen ähnlich weiten Einfluß üben
die deutschen Forstakademien aus; so sind z. V. die Forst-
akademien in Vorderindien und Burma von Deutschen nach
deutschem Muster eingerichtet worden. Die deutsche Art, Wissenschaft
zu treiben, wird immer höher von andern Kulturländern ge-
schätzt. Das bezeugt der reiche Besuch der deutschen Hoch-
schulen von Ausländern, die aus dem reichen Brunnen
deutscher Wissenschaft trinken und ein Stück deutschen Geistes mit
in ihre Heimat zurücknehmen. Viel weniger hat der Deutsche es
nötig, zu seiner wissenschaftlichen Vervollkommnung ins Ausland
zu gehen, wohl aber ist er zur wissenschaftlichen und praktischen
Betätigung weit durch alle Länder gezogen und ist überall an-
utreffen.
In allen Ländern der Erde, wo sich nur einigermaßen das
Streben nach modernen Kulturgütern regt, begegnen wir dem
deutschen Lehrer, sei es, daß er in deutschen Schulen im
Auslande oder auch in ganz fremden Schulen tätig ist, sei es,
daß er als Privatlehrer seinen Lebensunterhalt erwirbt. Die
vornehmen Familien von England, Nordamerika, Italien, Nuß-
land, der Türkei vertrauen die heranwachsende Jugend mit Vor-
liebe deutschen Erzieherinnen an. Die Vereinigten Staaten
von Amerika, Argentinien, Chile, Brasilien, Japan, China, Ägypten,
die Türkei haben deutsche Professoren und Gelehrte in ihr
Land und an ihre Hochschulen berufen. Unter den Archäologen
in den Museen Vorderindiens sind viele Deutsche, da England
selbst genügende Leute für dieses Fach nicht vorbilden kann.
Auch sonst begegnen wir dem deutschen Professor häufig in
Griechenland, Italien, Spanien wie überhaupt in den Rand-
gebieten des Mittelländischen Meeres.
An der Entschleierung unsers Erdballes haben deutsche
Reisende und Forscher einen hervorragenden Anteil. Viel-
fach sind sie hier bahnbrechend vorgegangen. Südamerika ist
nach Alexander von Humboldts Vorgang ein beliebtes
Ziel deutscher Forschungstätigkeit (R. Schomburg k, H. Bur-
meister, R. A. Philippi, A. St übel, W. Reiß, von den
Steinen u. a. m.). An der Erhellung des dunklen Erdteils
haben Fr. Hornemann, E. Vogel, Heinrich Barth,
G. Nachtigal, G. Rohlfs, Emin Pascha, G. Schwein-
furth und viele andere Deutsche erfolgreich gearbeitet. Die
Erkenntnis des australischen Festlandes und Ozeaniens ist in
vielen Stücken der unermüdlichen und heldenhaften Arbeit
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Südamerika Alexander_von_Humboldts Alexander H._Bur- A._Philippi W._Reiß Hornemann Heinrich_Barth Heinrich Rohlfs Emin_Pascha
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschlands Burma England Nordamerika Italien Amerika Argentinien Chile Brasilien Japan China England Griechenland Italien Spanien Schomburg Ozeaniens
5. Die deutsche Land- und Seemacht. 15
Friedriedrichsort bei Kiel und Wilhelmshaven, die kleinern Kriegs-
Häfen Pillau, Danzig, Swinemünde und Cuxhaven und die
Strandbefestigungen bei Memel, Neufahrwasser und Weichselmünde,
an der Kieler Förde, bei Brunsbüttel, Geestemünde, auf Helgo-
land und an der untern Weser bewachen die deutsche Küste.
Das deutsche Heer umfaßt 23 Armeekorps, 17 preußische,
3 bayrische, 2 sächsische und 1 württembergisches *). Die Friedens-
stärke unsers Heeres umfaßt gegenwärtig rund 26000 Offiziere
und 600000 Gemeine und Unteroffiziere (vgl. stat. Anhang Iv).
Man schätzt die im Kriegsfall zur Not aufzustellenden Streiter-
massen bis zu 5 Millionen.
Neben der Armee beginnt die Kriegsflotte dazu beizu-
tragen, uns den Frieden in Ehren zu sichern. Das deutsche Volk
das durch seine tätige Anteilnahme am Welthandel und Weltverkehr
zu einer Seemacht wurde, hat erkannt, daß nur eine solche Macht
zur Erweiterung des Handelsgebietes führt, den Unternehmungs-
geist stärkt und die Sicherheit des Absatzes erhöht. Eine schlag-
fertige und genügend große Flotte zu besitzen, ist nicht
bloß wünschenswert, sondern geradezu Pflicht für einen an
das Meer grenzenden Staat. Ein Land, das durch seine
Kriegsflotte nicht feine Handelsflotte zu schützen vermag, schlägt
seinem Nationalvermögen direkt Wunden. In der Erkenntnis
dieser Bedeutung der Kriegsflotte fand darum auch im deutschen
Volk das Kaiserwort: „Vitter Not tut uns eine starke deutsche
Flotte" lauten Wiederhall.
Als in den Jahren 1899/1900 die „Flottenvorlage" im Reichs-
tage die Gemüter in Deutschland aufrüttelte, konnte man wahr-
nehmen, daß es gerade die Flottenfrage gewesen ist, die die in
ihren sonstigen Ansichten leider nur zu oft auseinandergehenden
Parteien im Reichstage im nationalen Sinne zu nationaler Tat
geeinigt hat. Vülow fand damals im Reichstage lebhafte Zu-
stimmung, als er in eindrucksvoller Rede die friedlichen Ziele
unsers beabsichtigten Flottenausbaues darlegte, dabei aber betonte
„die Zeiten müssen vorbei sein, wo der Fremde im Auslande auf
uns herabsehe, wie hochnäsige Kavaliere auf den armen Haus-
lehrer. — Die Periode politischer Ohnmacht und wirtschaftlicher
Demut dürfte nicht wiederkehren."
*) 1 Armeekorps setzt sich zusammen aus 2 Divisionen, jede Division
aus 2 Jnfanteriebrigaden, 1 Kavalleriebrigade und 1 Feldartilleriebrigade.
1 Brigade besteht aus 2 Regimentern. Dem Armeekorps sind noch ver-
schiedene andere Truppenteile zugewiesen, so Maschinengewehr-, Luftschiffer-»
Telegraphen-, Kraftfahrabteilungen:c. 1 Infanterie-Regiment setzt sich im
allgemeinen zusammen aus 3 Bataillonen, 1 Bataillon aus 4 Kompagnien
(Führerzügen). 1 Kompagnie zählt in der Friedensstärke 120 Mann, im
Kriege 250 Mann. 1 Kavallerie-Regiment besteht im Frieden aus 5, im
Kriege aus 4 Schwadronen (Eskadronen), jede Schwadron zu 150 Pferden.
1 Artillerie-Regiment besitzt 3 Abteilungen, und jede Abteilung in der
Regel 3 Batterien. 1 Batterie = 6 Geschütze.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Vülow
Extrahierte Ortsnamen: Kiel Wilhelmshaven Pillau Danzig Cuxhaven Deutschland