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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 89

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
27. Organisation des persischen Reiches. 89 liche Angesicht kam, sich in den Staub niederwerfen. Bei königlichen Prachteinzügen duftete die Straße von Myrthen und Weihrauch, Peitschenträger gingen zur Seite und voraus, um fremde Annäherung abzuhalten; goldgeschmückte Leibwächter mit bekränzten Tiaren, Stab- und Lanzenträger umgaben ihn. Magier mit dem heiligen Feuer schritten vor dem mit acht weißen Pferden bespannten Wagen des Sonnengottes einher, auf welchen der königliche Wagen folgte, gezogen von nifäischen Pferden aus den Bergweiden von Gbatana. Hinter demselben ritten die vornehmen Perser aus seiner Umgebung, das purpurne Obergewand über dem Panzer, ein gekrümmtes Schwert mit goldenem Griff und goldener Scheide am Gürtel, mit goldenen Ketten und Armbändern geschmückt und auf Pferden mit goldenem Zügel und Gebiß, alles Ehrengeschenke des persischen Großkönigs an seine getreuen Stammgenosien. Der Hofstaat des Königs, von den „Verwandten" und „Tischgenossen" bis zu der Leibwache, der Hofdienerschaft und der Schaar von Kämmerlingen, war so groß, daß täglich 15,000 Menschen im königlichen Schlöffe gespeist wurden. Die Tafel des Königs, der in der Regel allein aß, während die „Tischgenossen" in einem anstoßenden Saal saßen, wo sie von ihm gesehen werden konnten, war mit den ausgesuchtesten Speisen und Getränken besetzt, die aus den Gegenden herbeigeschafft wurden, wo sie am besten gediehen. So der Weizen aus Aeolien, das Salz aus jdem libyschen Ammonion, der Wein aus Chalybon (Aleppo) in Syrien. Das Wasser wurde aus dem bei Susa vorbeifließenden Choaspes geschöpft und sogar dem König in silbernen Gefäßen auf seinen Reisen nachgeführt. Was irgend ein Land Köstliches hervorbrachte, davon mußte es einen Tribut an den Hof liefern, so Arabien 1000 Pfund Weihrauch jährlich: die Aethiopier Ebenholz und Elephantenzähne; Medien, Armenien, Cilicien Pferde; Kolchis Knaben und Mädchen u.a. m. Heerwesen. Zu der Umgebung des Königs gehörte auch die Leibwache, bestehend aus 2000 auserlesenen Reitern und einer gleichen Anzahl Lanzenträger zu Fuß, sodann aus einer Heerabtheilung von 10,000 Fußgängern, die Unsterblichen genannt, weil diese Zahl stets vollzählig erhalten, jede Lücke sogleich ergänzt wurde. Diese „Unsterblichen" bildeten im Krieg den Kern des Heeres, dessen Größe und Zahl unermeßlich ausgedehnt werden konnte, da jeder waffenfähige Unterthan des weiten, wenigstens 70 bis 80 Millionen Bewohner umfassenden Reiches militärpflichtig war. Die stehenden Truppen waren in Festungen, in Lager- und Musterungsplätzen über das Reich vertheilt und mußten von den Einwohnern unterhalten werden, eine für die Provinzen höchst drückende Last. Die aus den verschiedenen Völkerschaften bestehenden Truppenabtheilungen zogen in ihrer nationalen Tracht, Bewaffnung und Kriegsweise einher, was, verbunden mit dem unendlichen Troß von Dienern, Knechten und Frauen, von Prachtwagen und Gepäck, dem Zug ein buntes Ansehen gab und den Eindruck einer Völker-

2. Die Geschichte des Alterthums - S. 383

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
102. Der Einfall der Celten in Makedonien und Griechenland. 383 A'erxes erlebt hatte: unbewegt in dicht geschlossener Phalanx standen die muthigen Hellenen da; Schar auf Schar, die heranwogte, um den Lanzenwald zu durchbrechen, prallte zurück; dennoch kämpften die Gallier mit barbarischem Muthe weiter, obwohl sich hohe Leichenhaufen vor ihnen auf-thürmten; sogar Sterbende, die mit klaffenden Wunden, den Wurfpfeil in der Brust, den Tod erwarteten, rafften ihre letzte Kraft zusammen, um das Geschoß, aus der Brust reißend, es gegen den Feind zu schleudern, der in die Tragweite desselben gerieth. Endlich sah Acichorius das Vergebliche eines fortgesetzten Sturmes ein und gab das Zeichen zum Rückzug, der aber, in voller Verwirrung angetreten, große Opfer kostete; denn in dem furchtbaren Gedränge stürzten sie über einander hin und wurden im jähen Gewühle zertreten oder fielen ins Meer, wo sie unrettbar verloren in die Sümpfe sanken, so daß zu dem Verluste der Schlacht beträchtlicher Schaden hinzukam; auf griechischer Seite waren nur 40 (?) Todte zu betrauern. Der Ruhm des Tages gebührte den Athenern. Ohne sich um die Bestattung seiner Todten zu bekümmern, zog sich Acichorius in Folge der Niederlage nach Heraclea zurück, wo er den Bel-gius in einem stark befestigten Standlager zurückgelaffen hatte zur Bewachung der geraubten Schätze. Da er wußte, daß die Aetoler die Seele des hellenischen Heeres seien, schickte um sie von demselben zu trennen, eine starke Heeresabtheilung von 40,000 Mann durch Thessalien über das Gebirge nach dem nordöstlichen Aetolien. Mit verheerender Wuth brachen sie ein und hausten in entmenschter Weise in dem wehrlosen Lande; die Gräuel stiegen so hoch, daß Viele freiwillig Hand an sich selbst legten, um der schauderhaften' Grausamkeit zu entgehen. Dieses Mordfest hatte den gewünschten Erfolg, die Verzweiflung im Herzen kehrten die Aetoler heim, um die übrigen Städte zu vertheidigen, welche noch von den Barbaren unberührt geblieben waren, andererseits erhob sich ganz Aetolien: Greise und Frauen ergriffen die Waffen und stürzten sich auf die Raubzügler; als dazu eine Schlacht gegen diese entschied, zogen sie sich unter steter Verfolgung des furchtbar gereizten Volkes zum Sperchius zurück, wo ihnen nur die Nähe des Lagers bei Heraclea einige Ruhe verschaffte, nachdem die Hälfte von ihnen der ätolischen Rache erlegen war. Sie nahmen keinen Theil an dem Delphizuge selbst, sondern stießen zur Nachhut, da Acichorius unterdessen in Phocis eingerückt war. Diesem hatte nämlich ein zweiter Ephialtes den bequemern und gangbarern Fußpfad gezeigt, auf dem einst Hydarnes den Griechen in den Rücken gefallen war; ein dichter Nebel, der vom Meere aufstieg und das Gebirge umhüllte, kam den Galliern trefflich zu Statten, so daß sie von den Phociern, welche den südlichen Paß bewachten, erst in immittelbarer Nähe erblickt wurden; von zwei Seiten von des Feindes Uebermacht eingeschlossen, wären die Griechen rettungslos verloren gewesen, hätte sich nicht die athenische Flotte abermals durch den Meeresschlamm mit

3. Die Geschichte des Alterthums - S. 367

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
98. Alexander's Rückkehr und Tod. 367 Alexander von der Rednerbühne herab unter die tobende Menge, seine Feldherren und Leibwächter hinter ihm drein. Dreizehn der Rädelsführer wurden schnell ergriffen und abgeführt. „Zum Tode!" rief ihnen der König nach, und bald wurden sie von den Wellen des Tigris verschlungen. Jetzt trat die tiefste Stille ein; Alexander bestieg abermals die Bühne und richtete eine vernichtende Strasrede an die Soldaten. „Nicht um euren Abzug zu hindern", so begann er, „rede ich noch einmal zu euch; meinetwegen könnt ihr gehen, wohin ihr wollt, sondern nur um euch zu zeigen, was ihr wäret, und was ihr durch mich geworden seid!" Nun führte er zuerst an, was sein Vater Philipp für sie gethan; „ein armes, in Thierfelle gekleidetes Hirtenvolk, das sich nur mit Mühe gegen die Ueberfälle der Illyrier und Thracier zu schützen vermocht, seien sie von ihm zu Herren und Gebietern über Hellas und über alles Land bis zum Hellespont erhoben worden"; dann erinnerte er sie an seine eigenen Kriegsthaten und welche Reichthümer, Güter, Ehrenstellen ihnen dieselben gebracht, an die Gefahren und Mühen, die er mit den Geringsten getheilt, an die Wunden, deren Spuren alle Theile seines Körpers an sich trügen, an die Nächte, die er um ihretwillen durchwacht, damit sie ruhig schlafen könnten, an die Geschenke und Ehrenzeichen, womit er die Tapferkeit der Lebenden belohnt, und an die Standbilder, Ruhmesmale und Grabstätten, womit er das Gedächtniß der Gefallenen geehrt. „So ziehet denn hin , schloß er, „und meldet, wenn ihr heim kommt, daß ihr euren König Alexanber, den Bezwinger der Perser und Inder, der mit euch die Kämpfe am Hydaspes bestanden und die Leiden des Wüstenzuges getragen, am Tigris verlassen und dem Schutze der besiegten Asiaten übergeben habt. Solche Botschaft, denk' ich, wird euch bei Göttern und Menschen berühmt und angenehm machen, Geht!" Nach diesen Motten stieg er raschen Schrittes von der Bühne und eilte in die Stadt: nur seine Leibwächter und Getreuen folgten ihm. Hier verbrachte er zwei Tage in völliger Abgeschlossenheit, während das Heer ohne Führer, ohne Kraft und Fähigkeit zu handeln, in dumpfer Betäubung und Unschlüssigkeit im Lager verharrte. Erst als demselben gemeldet wurde, daß der König sich ganz den asiatischen Soldaten anvertrauen wolle, daß er denselben bereits den Dienst um seine Person übertragen, eine Anzahl vornehmer Perser für seine Verwandten erklärt und ihnen freien Zutritt gestattet, da wurde ihr Trotz gebrochen. Sie zogen in Hausen vor des Königs Schloß, warfen ihre Waffen nieder zum Zeichen der Demüthigung und flehten laut um Gnade und Zutritt; sie wollten sich jeder Strafe unterwerfen und die Urheber des Aufruhrs ausliefern. Und wirklich blieben sie zwei Tage und zwei Nächte vor dem Schlöffe gelagert und hörten nicht auf, zu bitten und zu rufen. Da trat Alexander endlich heraus, und als er feine Veteranen in flehender Stellung auf der Erde liege" sah, gingen ihm die Augen über, und er versöhnte sich wieder mit ihnen. Ein großartiges Versöhnungsmahl, wobei Alexander inmitten von 9000

4. Fibel, oder Erstes Uebungsbuch für Kinder - S. 56

1840 - Berlin : Reimer
56 mit einander vertragen, sich unter einander Ikb haben, sich helfen »nd unterstützen, wo sie können. — Dann ditden sie eine gute Familie. 25. Ich werde jetzt mit jedem Jahre größer und stärker. Ich wachse. Ich nehme an meinem Leibe zu. — Ich kann und soll aber auch an meiner Seele oder an meinem Geiste zunehmen. — Am Geiste neh- me ich zu, wenn ich immer geschickter, einsichtsvoller, verständiger und besser werde. — Es ist gut, wenn ich groß und stark werde; aber es ist viel besser, wenn ich geschickt, einsichtsvoll, verständig und gut werde. — Mein Leib wachst nur bis zu einem ge- wissen Aller, hört dann auf zu wachsen und fangt an, wieder schwacher und unbeholfener zu werden. — Am Geiste aber kann ich zunehmen, so lange ich le- be. --------Ich muß für meinen Leib sorgen, daß er gesund bleibe und stark werde. — Darum muß ich mäßig sein im Essen und Trinken. Darum muß ich nicht zu lange schlafen. Darum muß ich mir hin- reichende Bewegung machen. Darum muß ich mich schon jetzt an Arbeiten gewöhnen, die sich für mein Alter und meine Kräfte passen. — Arbeit und Uebung starken die Kräfte.---------------Noch mehr aber muß ich für meinen Geist sorgen, daß er geschickt, cinsichts- voll, verständig und gut werde. — Darum muß ich viel Nützliches lernen und viele nützliche Kennt- nisse erwerben. — Darum muß ich achtsam und aufmerksam sein auf alles, was ich um mich her sehe und höre. — Darum muß ich immer bedächtig über, legen, was zu meinem Nutzen od«r zu meinem Scha- den gereicht, -7- Darum muß ich stets bedenken, was gut oder böse, was recht oder unrecht ist, und nur das Gute und Rechte thun. — Darum muß ich sorgfältig auf alles merken, was gute und verstän- dige Menschen mir sagen, und ihnen gern folgen. — Wenn ich einst gesund und kräftig am Leibe werde; wenn ich dabei geschickt, cinstchtsvoll, verständig und gut am Geiste werde: dann werde ich ein Mensch, wie ich werden soll.

5. Der Deutsche Kinderfreund - S. 130

1888 - Berlin : Reimer
128 Vi. Von dem Menschen. bracht hat! Man betrachte nur die prächtigen Gebäude, die großen Schiffe, den Weberstuhl, die Mühlen u. dergl. m. Ohne Verstand wüsste der Mensch Nichts vom Akkerbau, von Hand- werken, Künsten, und andern nützlichen Beschäfftigungem Groß und dankenswerth sind die Vorzüge, welche Gott dem Menschen zugetheilt hat! Wir wollen uns dieser Vor- züge freuen, und Gott dafür danken, indem wir sie weise und gewissenhaft gebrauchen, und sie zu erhalten suchen. 2. Der menschliche Körper. L^er Körper des Menschen, dieses bewundernswürdige und höchst kunstvolle Werkzeug der Seele, ist aus vielen flüssi- gen und festen Theilen zusammengesetzt, und alle diese fast unzählbaren Theile bilden eine Maschine, deren Bau wir nicht oft und aufmerksam genug betrachten können, weil sie uns vorzüglich die Macht und Weisheit des Schö- pfers kennen und verehreu lehrt. Knochen Die Grundstützen unseres Körpers sind die Knochen. Sie sind stark, fest und hart gebildet, damit sie das Flellck des Körpers unterstützen, und vor dem Zusammensinken be- wahren können. Vermittelst der Gelenke sind sie alle fest un- ter einander verbunden; die Gelenke aber sind mit Knor- peln versehen, damit sich die Knochen nicht an einander rei- den können. Jedes Gelenk ist mit starken Bändern ver- sehen, damit es nicht aus einander gehen kann, und aus klei- nen Bläschen (Drüsen) dringt beständig eine Fettigkeit in die Gelenke, damit sie geschmeidig bleiben. Alle durch Bän- der und Knorpel unter einander verbundene Knochen, deren man ungefähr 26-0 zählt, machen das Gerippe des mensch- lichen Körpers aus. Die Knochen haben theils eine röhren- förmige, theils eine platte oder breite Gestalt, und viele sind inwendig ganz hohl. Auch die 32 Zähne gehören zu den Knochen. Sie unterscheiden sich nur dadurch von den übri- gen, daß sie an ihrer Spitze (Krone) nicht mit einer zarten Haut, der Be in haut, bekleidet sind. Auch die innere Höh- lung der Knochen, welche daö Mark enthält, ist mit solch einem Häutchen belegt. — Das ganze Knochengebäude theilt man in den Kopf, den Rumpf, und die Glied- maßen. Der Schädel des Kopfes ist aus verschiedenen Theilen zusammengesetzt, ob er gleich größtentheils nur aus

6. Der Deutsche Kinderfreund - S. 171

1888 - Berlin : Reimer
Vii. Gesundheitslehre. 100 rei auö dem Urin prophezeien. Andere horchen hinter der Thür, oder hinter einer spanischen Wand, was die Leute, welche Arznei holen wollen unter einander^ reden. So habe ich von einem verdorbenen Schuster gehört, der als ein Wunderdoktor weit und breit berühmt wurde; des- sen Schwager war Schenkwirth inr Dorfe. Wenn nun ein Kranker kam oder schickte, dessen Umstände der Schu- ster noch nicht wusste, so war er allezeit nicht zu Hause, oder hatte nothwendig zu thun, und seine Frau bestellte die Leute in einer oder zwei Stunden wieder. Gewöhn- lich sagte sie ihnen dann, sie möchten nur unter der Zeit in die Schenke gehen, und daö thaten sie auch wohl von selbst. Der Schenkwirth war nun von seinem Schwager, dem Wunderdoktor, dazu angewiesen, wie er die Leute aus- fragen sollte. Was sie ihm sagten, schrieb er geschwind ans ein Papier, tmd schickte dies seinem Schwager. Ka- men nun die Kranken, oder ihre Boten wieder hin zum Schuster, so trat er mit einer großen Perükke hervor, nahm daö Uringlas in die Hand, legte mit einer wichtigen Miene den Finger an die Nase, und erzählte ihnen nun io viel von ihren Umständen, daß sie vor Verwunderung nicht wussten, was sie sagen sollten. Sie bezahlten nun dem Lügenpropheten gern, was er verlangte, und dieser theilte dann daö Geld mit seinem Schwager. Die Pillen, die er den Leuten gab, machte er aus bloßer Semmelkru- me, und vergoldete oder versilberte sie, und seine Fieber- pulver bestanden aus Zukker, Salz und Kreide. Und es war noch gut, daß er seinen Kranken keine schädliche Sa- chen gab. Schlimmer machte es ein anderer Quacksalber, der daö kalte Fieber durch Tropfen kurirte, zu welchen er Arsenik oder Rattengift nahm. Davon verging zwar das Fieber schnell, aber hinterher bekamen die Leute von seinen Gifttropsen schlimmere Zufälle, als das Fieber, und blie- den zeitlebens ungesund. Es ist Aberglaube, daß Krankheiten durch Beheren und Besprechen entstehen können. Alle Krankheiten haben ihre natürlichen Ursachen. I» H. waren noch viele einfältige Leute, welche an Hexen und Hexereien glaubten, so oft sie auch vom Prediger und von dem Schullehrer eines Besseren belehrt worden waren. Michels Kind war verfüttert, und wurde sehr elend. Anstatt sich an einen vernünftigen Arzt zu wenden, und das Kind mässig

7. 6. Schuljahr - S. 22

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
22 gegnete er, — „folgt mir!" Bald überzieht Todesblässe sein Gesicht. Ein- mal, weil er fühlt, daß er sich nicht lange mehr werde im Sattel halten können, fürs andere, um den Nachfolgenden einen entmutigenden Anblick zu ersparen, fordert er den Herzog auf, ihn aus einem Umwege aus dem Ge- tümmel zu führen. Der Versuch wird gemacht. Da aber die Luft erfüllt ist von Staub und Pulverdampf, und da der Kampf in ein wildes Durch- einander ausgeartet ist, geschieht es, daß sie unter feindliche Reiterschwärme geraten. Ein kaiserlicher Offizier schießt sein Pistol auf den König ab; die Kugel dringt diesem in das Rückgrat ein. „Bruder", sagt nun der König zu seinem Begleiter, „ich habe genug; suche dein Leben zu retten!" Der Herzog verläßt den König, der wenige Augenblicke darauf vom Pferde sinkt, dabei aber mit einem Fuße im Steigbügel hängen bleibt. Das Pferd wird scheu und schleift den König ein Stück auf dem Boden entlang. Der Edelknabe jagt ihm nach, springt, als der König am Boden liegen bleibt, vom Pferde und bietet es ihm an. Indem der König vergebens Versuche macht, sich aufzurichten, sprengen kaiserliche Reiter herbei, die, ohne den Verwundeten zu kennen, ihre Pistolen auf ihn abfeuern. Eine Kugel dringt ihm durch die Schläfe — er ist nicht mehr. Dem heldenmütigen Bernhard von Weimar war es eben gelungen, die Gefahr, in die der linke Flügel geraten war, zu beschwören — da jagt mit fliegender Mähne und aufgerissenen Nüstern das blutige Pferd des Königs daher. „Der König ist tot!" Dieser Ruf, der durch die Reihen geht, macht die Herzen erstarren. Was nun thun? Einzelne werden von Zagen er- griffen; man hört einige Offiziere sagen, daß, da ohne das Haupt auf den Sieg nicht zu hoffen, es geraten sei, auf einen geordneten Rückzug zu denken. Da ruft der heldenmütige Beruhard von Weimar: „Soldaten, unser Hort ist tot! Für mich hat das Leben keinen Wert mehr, wenn ich seinen Fall nicht rächen soll. Auf den Feind! Wer den König liebt, beweise seine Liebe jetzt durch die That!" Dies Wort, von einem Bernhard gesprochen, entflammt aufs neue die Herzen. „Rächet den König!" das ist der Gegen- ruf, der sich nun mächtig erhebt. Der Kampf wird nun mit verdoppeltem Eifer fortgesetzt. Bereits befindet sich ein Heerteil der Kaiserlichen in wilder Flucht, da kommt Pappenheim, dem Eilboten nachgesandt worden waren, mit seinen Geschwadern daher und wirft sich dem vordringenden Feinde entgegen. Von zwei Kugeln durchbohrt, sinkt Pappenheim sterbend vom Rosse; danach werden seine Kürassiere trotz der tapfersten Gegenwehr zusammengehauen. Wallenstein, der im dichtesten Kugelregen mit kalter Entschlossenheit die Schlacht geleitet hat, sieht seine besten Truppen fliehen; endlich muß auch er auf Rettung denken. Dem siegreichen evangelischen Heere fallen sämtliche Kanonen der Kaiserlichen in die Hände. In der Nacht bei Fackelschein gelingt es den Kriegern, die Leiche des geliebten Königs zu finden. Es läßt sich ermessen, welch einen Schmerz die Kunde von dem Tode des Heldenkönigs in dem protestantischen Deutschland und in Schweden her- vorbrachte. Der Verlust, den die evangelische Welt erlitten hatte, schien

8. 6. Schuljahr - S. 59

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
59 i Lauf hart an den Kopf und machte durch den dreizehnten Schuß seinem Leben ein Ende. Die Grenadiere aber begruben ihn wie einen Helden, bedeckten ihm das Haupt mit seinem Hute und trugen ihn auf einer schwarz ausgeschlagenen Bahre in die Kirche zu St. Michael. Hier wurde die Leiche ausgestellt, und Grenadiere hielten die Ehrenwache dabei. Daraus wurde sie zur Erde bestattet. Der Ort seines Todes aber ist seinen Landsleuten heilig, und in jeglicher Hütte durch das ganze Land hängt sein Bildnis; denn er ist der Tell der Tiroler. Burkhardt. 30. Andreas Hofers Tod. 1. Zu Mantua in Banden der treue Hofer war, in Mantua zum Tode führt ihn der Feinde Schar; es blutete der Brüder Herz, ganz Deutschland, ach, in Schmach und Schmerz! mit ihm das Land Tirol. 2. Die Hände auf dem Rücken Andreas Hofer ging mit ruhig festen Schritten, ihm schien der Tod gering; der Tod, den er so manches Mal vom Jselberg geschickt ins Thal im heil'gen Land Tirol. 3 3. Doch als aus Kerkergittern im festen Mantua die treuen Waffenbrüder die Hand' er strecken sah, da rief er aus: „Gott sei mit euch, mit dem verratnen deutschen Reich und nnt dem Land Tirol!" 4. Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlägel vor, als nun Andreas Hofer schritt durch das finstre Thor. Der Sandwirt, noch in Banden frei, dort stand er fest auf der Bastei, der Mann vom Land Tirol. 5. Dort soll er niederknieen; er sprach: „Das thu' ich nit; will sterben, wie ich stehe, will sterben, wie ich stritt, so wie ich steh' auf dieser Schanz'; es leb' mein guter Kaiser Franz, mit ihm sein Land Tirol!" 6. Und von der Hand die Binde nimmt ihm der Korporal, Andreas Hofer betet allhier zum letztenmal; dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht! Gebt Feuer! — Ach, wie schießt ihr schlecht! Ade, mein Land Tirol!" v. Mosen. 's. 31. Freiherr von Stein. Im wunderlieblichen Lahnthale am Taunus springt beim Städtchen Nassau ein Felskegel vor ins Thal, der trägt die Ruinen der Burgen Nassau und Stein. Dicht an der Stadt aber erhebt sich das geräumige Schloß der Freiherren vom und zum Stein, in welchem Heinrich Friedrich Karl am 25. Oktober 1757 geboren wurde. Der heran-

9. 6. Schuljahr - S. 180

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
180 Rührend ist es zu sehen, wie sie bei einer herannahenden Gefahr sich ganz vergessen und nur an die Jungen denken. Diese werden zuerst in Sicherheit gebracht. Hunderte eilen sogleich herbei, um sie über Berg und Thal zu schleppen. Nicht selten geschieht es, dass eine Ameise, die durch den Feind in zwei Teile zerstückelt wurde, mit der Puppe zwischen den Kiefern noch weiter rennt, während ihr der Hinterleib fehlt. Karl Gude. 115. Ein vaterländischer Löwe. Wenn du im Sommer über eine sandige Ebene wanderst, kannst du ein geflügeltes Insekt bemerken, das ungefähr 2,5 cm lang ist. Es hat vier glänzende Flügel, die dünn wie Florgrund und durchsichtig wie Glas sind. Auf diesen Flügeln bemerkst du kleine braune Punkte. An den Seiten des Kopfes stehen zwei grosse Augen; an seiner Stirn trägt das Tier keulenförmige Fühlhörner. Die Farbe des Leibes ist grau. Dieses Tier führt den Namen Afterjungfer. Seine kleinen Eier legt es in den Sand und bekümmert sich nicht wieder um dieselben; die Sonne brütet sie aus. Jedes Ei wird ein Löwe, freilich ein winzig kleiner, aber ein räuberischer und gefräfsiger, so grausam, dass er sogar seines- gleichen auffrisst. — Du brauchst dich aber nicht vor ihm zu fürchten und kannst ihn getrost fangen. Wenn du auf sandigen Ebenen, auch an sandigen Waldrändern kleine Trichter im Sandboden bemerkst, so fahre mit deiner Hand so tief du kannst unter einen solchen Trichter, lass dann den Sand recht vor- sichtig durch die Finger laufen, und — du hast einen Löwen gefangen. Der Löwe sieht freilich mehr einer kleinen Spinne ähnlich, aber es ist dennoch ein Löwe. Dieses kleine behaarte Tier hat einen sehr beweg- lichen Hals, den es einziehen und ausstrecken kann, und der ihm treff- liche Dienste leistet. Das Tier hat zwei hornartige Fresszangen, mit denen es seinen Raub packt und aussaugt. Wie aber gelangt es zu seinem Raube, da es sich nur sehr langsam bewegen kann? — Es baut Fallen. Jeder kleine Sandtrichter ist eine Falle. In der Mitte des Trichters befindet sich ein kleines Loch; unter diesem lauert der Löwe. Der Bau des Trichters kostet unserem Löwen viele Mühe. Um den Sand herauszuschaffen, muss er seinen breiten Kopf damit beladen und mit dem beweglichen Halse den Sand hinausschnellen. Den Sand ladet er immer nur mit einem Fusse auf den Kopf; wenn ein Fuss müde ist, kommt der andere an die Reihe. — Auf dem Grunde seines Trichters gräbt er sich nun in Sand so tief ein, dass nur der Kopf mit den Fresszangen sichtbar bleibt. — Suche dir einen Trichter, wie ich ihn dir beschrieben habe, und bleibe in der Nähe ruhig stehen. Sieh! da kommt eine fleifsige Ameise; in ihrem Geschäftseifer denkt sie an keine Gefahr. Sie nähert sich dem Rande des Trichters; der Sand unter ihr rutscht, und wie sie sich auch sträuben mag, sie. gleitet hinab. Doch jetzt! Sie hat wieder festen Fuss gefasst, sie klimmt aufwärts. Aber ach! der kleine Krater

10. 6. Schuljahr - S. 21

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
21 ward in dieser Domkirche feierliche Messe gehalten und nntei Abfeuerung von Kanonen das Tedeumh angestimmt. Der kaiserliche General durch- ritt die Straßen, um als Augenzeuge seinem Herrn berichten zu können, daß seit Trojas und Jerusalems Zerstörung kein solcher Sieg gesehen wor- den sei. Und in diesem Vorgeben war nichts Übertriebenes, wenn man die Größe, den Wohlstand und die Wichtigkeit der Stadt, welche unterging, mit der Wut ihrer Zerstörer zusammendenkt. Schiller. 12. Gustav Avolss Tod. Bei Lützen — in der Nähe von Leipzig — nahmen die Heere Auf- stellung gegeneinander. In der Nacht auf den 16. November traf Gustav Adolf seine Anordnungen zur Schlacht, und er bestimmte u. a., daß, falls ihm Menschliches widerfahre, der Herzog Bernhard von Weimar den Oberbefehl über das Heer zu übernehmen habe. Am Morgen des 16. No- vember (1632) deckte ein dichter Nebel die Gegend; erst gegen neun Uhr brach die Sonne durch die Nebelhülle, und die Heere, die um die Palme des Sieges ringen sollten, sahen einander. Während die Schweden unter Trompeten- und Paukenschall das evangelische Kampfes- und Siegeslied: „Ein' feste Burg ist unser Gott" anstimmten, schwang sich der König auf seinen Streithengst. Er trug einen leichten ledernen Koller. Aus die Bitte der Seinen, einen Waffenrock anzulegen, hatte er, nach oben weisend, freu- digen Mutes geantwortet: „Gott ist mein Harnisch!" — Mit den Worten: „Nun wollen wir dran, das walte der liebe Gott!" gab er das Zeichen zum Beginne der Schlacht. Langsam, im Angesichte des brennenden Dorfes Lützen, das auf Befehl Wallensteins angezündet worden war, rückte das Heer des Königs, das zur Zeit der Mehrzahl nach aus deutschen Kriegern bestand, gegen die Kaiserlichen vor. Wallenstein, an einem Gichtanfalle leidend, saß nicht zu Pferde, sondern er leitete aus einer Sänfte die Schlacht. Nun braust wie Sturmwind — der König inmitten derselben — die schwe- dische blaue Reiterei des rechten Flügels auf den Feind ein. Die Tapferen werden von einer Kugelsaat aus versteckt gehaltenen Batterien empfangen. Zur Rechten und zur Linken des Königs hält der Tod reiche Ernte. Den- noch geht es vorwärts. Da stößt die Reiterei auf breite Gräben. Die Ge- schwader, deren Ordnung schon aufgelöst ist, stutzen einen Augenblick. Den: Könige wird sein Pferd erschossen, er schwingt sich auf ein anderes. Das Hindernis, das die Gräben boten, wird überwunden, die feindliche leichte Reiterei geworfen, ebenso Piccolominis Kürassier-Regiment. Auch in der Mitte des Heeres ist das Kampsesglück den Evangelischen hold; dagegen ge- winnen die Kaiserlichen Vorteile über den linken Flügel. Kaum vernimmt dies der König, so eilt er an der Spitze des gelben Regiments den Bedrängten zu Hilfe. Der Eifer reißt ihn weit voran; nur der Herzog von Lauenburg, der Edelknabe Leubesing und zwei Reit- knechte sind bei ihm. Da zerschmettert eine Kugel dem Könige den rechten Arm. Ein Reiter ruft: „Der König blutet!" — „Es ist nichts", ent- *) *) Der Gesang: Herr Gott, dich loben wir.
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