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2. Krösus, König von Lydien, und Kokon.
In Kleinasien hatten die Könige von Lydien sich allmählich fast alle V ölker der Halbinsel unterworfen, so daß im Osten der Halysstuß ihr Reich von dem der Meder und danach von dem der Perser schied. Der letzte lydische König, ein Zeitgenosse des Kyrus, war Kroisos oder Krösus (563—549), ein Mann von großer Macht und von ungeheurem Reichthum; denn in seinem Lande war der Fluß Paktolus, welcher reichen Goldsand mit sich führte, und diesen hatten er und seine Vorfahren in großen Massen gesammelt. Noch heute ist des Krösus Name sprüchwörtlich zur Bezeichnung eines sehr reichen Mannes. Aus diesen Reichthum war Krösus nicht wenig stolz; er hielt sich für den glücklichsten Menschen auf Erden und hörte es gerne, wenn Andre ihn priesen wegen seines Glückes; es freute ihn, wenn fremde Männer in feine Hauptstadt Sardes kameu und die stolze Pracht feines Hofes, den Glanz feiner Hauptstadt bewunderten. Besonders lieb aber war es ihm, wenn Griechen ihn besuchten; denn er hielt viel auf die Griechen, welche damals das gebildetste Volk waren und reich an weifen Männern.
Einer der weisesten Männer Griechenlands, die damals lebten, war Solon aus Athen. Diesen hatte Krösus selbst zu sich eingeladen, denn er hatte viel von feiner Weisheit gehört, und wie er ankam, bewirthete er ihn freundlich in feiner königlichen Burg. Sodann, am dritten oder vierten Tage, befahl er feinen Dienern, den Solon in all feinen Schatzkammern umherzuführen und ihm alle Herrlichkeiten zu zeigen. Und da er alles nach Gefallen besehen und zu dem König zurückkam, sprach dieser zu ihm also: „Mein Freund von Athen, man hat mir vieles erzählt von deiner Weisheit und von deinen großen Reifen, wie du, von Wißbegierde getrieben, umhergewandert feist, um die Welt zu sehen. Du hast in deinem Leben gar viele Menschenkenner: gelernt; ich möchte darum dich fragen, wen du vou allen Menschen, die du kennst, für den glücklichsten hältst." Also fragte Krösus, weil er glaubte, Solon würde ihn für den glücklichsten Menschen
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erklären von allen, die er je gesehen. Aber Solon sprach: „Herr, der glücklichste Mann, den ich je gesehen, ist Tellus von Athen." Den König nahm das Wunder, und er fragte voll Eifers: „Uud warum hältst du den Tellus für den glücklichsten Menschen?" Solon antwortete: „Tellus, ein Bürger von Athen, lebte zu einer Zeit, wo seine Vaterstadt im blühendsten Zustande war, er hatte edle und vortreffliche Söhne, die alle wieder Kinder hatten, und die waren alle am Leben. Und nachdem er so, nach menschlichem Maße, ein glückliches Leben geführt, ward ihm auch eiu glänzendes Ende. Denn als die Athener wider ihre Nachbarn, die Megarenfer, in den Krieg gingen, da zog er mit, und durch feine Tapferkeit wurde der Feind besiegt, und er felber starb siegend den schönsten Tod. Seine Mitbürger bestatteten ihn auf öffentliche Kosten an der Stelle, wo er gefallen, und erwiesen ihm große Ehre."
Als derkönig das hörte, ward er eifriger, und er fragte, wer beim der zweite nach jenem fei; denn er glaubte doch wenigstens die zweite Stelle zu erhalten. Aber Solon antwortete: „Nach Tellns halte ich für die Glücklichsten die beiden Brüder Kleobis und Biton, zwei Jünglinge aus Argos. Diese besaßen soviel, als sie zum Leben bedurften, nrtb hatten eine große Leibesstärke, so daß sie in einem Wettkampf den Ehrenpreis davontrugen. Und dann erzählt man von ihnen Folgendes: Die Argiver feierten ein Fest ihrer Göttin Hera, deren Tempel 45 Stadien von der Stadt entfernt lag. An diesem Feste mußte die Mutter der Jünglinge, welche Priesterin der Göttin war, durchaus nach dem Tempel fahren; aber die Rinder, welche den Wagen ziehen sollten, kamen nicht zu rechter Zeit von dem Felde. Da nun keine Zeit zu verlieren war, so spannten sich die beiden Jünglinge selbst an das Joch und zogen den Wagen nach dem Tempel. Ans dem Wagen saß die Mutter, und das ganze Volk begleitete sie und pries sie glücklich, daß sie solche Söhne hatte, und lobte die Jünglinge wegen ihrer kindlichen Liebe. Als sie an dem Ziele angekommen waren, trat die Mutter, das Herz voll Freude, vor das Bild der Göttin und betete, daß sie dem Kleobis und Biton, ihren Kindern, welche ihr so große Ehre erwiesen hatten, das
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Beste geben möge, was dem Menschen zu Theil werden könne. Nach diesem Gebete nun und nachdem man geopfert und das Opfermahl gefeiert, legten sich die Jünglinge, ermüdetvonder großen Anstrengung, in dem Tempel zum Schlafe nieder, und sie standen nimmer wieder auf, sondern das war ihres Lebens Ende. Die Argiver aber errichteten ihnen Bildsäulen, weil sie so gute Menschen gewesen."
Nun aber ward Krösus unwillig und sprach: „Mein Freund von Athen, gilt dir denn mein Glück gar nichts? Setzest du mich wirklich nicht einmal diesen geringen Bürgern gleich?" Hierauf antwortete Solon: „O König, das Leben der Menschen ist vollwandel und Wechsel; in der langenzeit unsers Lebens müssen wir vieles erleben und vieles erdulden, das man nicht gerne erlebt. Ich setze das Leben des Menschen auf 70 Jahre. Diese 70 Jahre machen 25,200 Tage, und da rechne ich noch keinen Schaltmonat. Soll nun ein Jahr um das andre noch einen Monat dazu haben, damit die Zeiten gehörig zusammentreffen, so gibt das noch 35 Schaltmonate oder 1050 Tage.*) Die 70 Jahre haben also 26,250 Tage, und von allen diesen Tagen geht es uns ein keinem einzigen gerade so, wie an dem andern. Daher, o Krösus, ist der Mensch ganz und gar dem Zufall unterworfen. Du bist, wie ich sehe, gewaltig reich und König über viele Völker; aber glücklich kann ich dich noch nicht nennen, bevor ich nicht erfahren, daß du glücklich dein Leben geendet. Bei jeglichem Ding muß man auf das Ende sehen; denn vielen hat Gott das Glück gezeigt und vor Augen gehalten und sie dann gänzlich zu Grunde gerichtet."
So sprach Solon zu Krösus. Der aber ließ den weisen Mann, weil er ihm nicht zu Willen geredet, bald wieder von dannen ziehu und hielt ihn für unverständig, weil er die gegenwärtigen Güter für nichts achtete, fonberu sagte, man müsse das Ende eines jeden Dinges abwarten.
*) Zu Solons Zeit war das Jahr noch nicht so genau berechnet, wie heute. Solon rechnete das Jahr zu 360 Tagen, die in 12 Monate getheilt waren, und setzte jedes zweite Jahr einen Schaltmonat von 30 Tagen zu.
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Ms Lykurg nach Sparta zurückkam, fand er große Unordnung und Unzufriedenheit. Charilaos hatte sich eine tyrannische Gewalt angemaßt, und der größte Theil des Volkes war verarmt unter dem Drucke von wenigen Reichen. Deshalb beschloß er, den Staat durch eine neue Gesetzgebung zu retten; vorher aber fragte er in Delphi über sein Vorhaben an. Die Pythia antwortete ihm, sie wisse nicht, ob sie ihn als einen Gott oder einen Menschen begrüßen sollte, und erklärte, seine Gesetzgebung werde besser sein als jede andre. Nachdem er in Sparta die vornehmsten Bürger für seine Absichten gewonnen, trat er eines Tages mit 30 Bewaffneten auf den Markt, um die Gegner zu schrecken. Charilaos glaubte, es sei auf sein Leben abgesehen, und floh in einen Tempel; als man ihm aber durch einen Eid Sicherheit gelobt, ließ er sich bewegen, selbst Theil an der Umwandlung der Verfassung zu nehmen.
Als die Dorier das lakedämonische Land eroberten, nahmen sie das fruchtbare Ackerland in dem Thal des Euro-tas, wo Sparta lag, für sich in Besitz und machten die bisherigen Eigenthümer zu Sclaven, zu leibeigenen Bauern, die ihnen das Feld bebauen mußten. Diese hießen Heloten, d. h. wahrscheinlich Kriegsgefangene. Dagegen die Landeseinwohner an den Abhängen der Berge auf beiden Seiten des Thales, des Taygetos und Parnon, behielten ihre persönliche Freiheit und ihr Ackerland und zahlten davon dem König einen Tribut. Sie hießen Periöken, d. H. Umwohner, weil sie um das Thal herumwohnten und um die Stadt Sparta. Die Dorier, die Herren des Landes und die eigentlichen Bürgerdes Staates, wohnten in derhanptstadtsparta selbst. Sie hatten daher auch den Namen Spartiaten.
Diese Unterschiede der Bevölkerung ließ Lykurgos in seiner neuen Verfassung bestehen, ebenso auch das Doppelkönigthum. Aber die eigentliche Regierungsgewalt lag nicht in den Händen der Könige, sondern war bei dem sogenannten Rath der Greise, der Gerusia. Diese bestand aus 28 Rathsherrn von wenigstens 6ojahren unddenbeidenkönigen, also im Ganzen aus 30 Mitgliedern. Die Rathsherrn wurden auf
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eine eigenthümliche Weise für Lebenszeit vom Volke gewählt Wenn das Volk versammelt war, begaben sich einige auserlesene Männer in ein benachbartes Gebände, von wo aus sie nicht in die Versammlung sehen, aber die Stimmen der Versammelten hören konnten. Dann wurden die Bewerber nach dem Loose einer nach dem andern schweigend durch die Versammlung geführt. Bei jedem Einzelnen erhob das Volk, je nachdem es ihm mehr oder weniger günstig war, ein stärkeres oder schwächeres Geschrei, und jene eingeschlossenen Männer merkten sich bei dem Ersten, Zweiten und so fort, ohne zu wissen, wem es galt, den Grad des Geschreis. Wem das stärkste Geschrei erscholl, den riesen sie zum Rathsherrn aus.
Die Könige waren gewissermaßen nur bte Vollzieher der Beschlüsse des Rathes, in dem sie den Vorsitz hatten. Im Kriege hatten sie bte Anführung, und hier war ihre Gewalt fast unumschränkt; in gewöhnlicher Zeit aber war ihr Einfluß gering. Dagegen würde ihnen nach dem Tode bte größte Ehre zu Theil; man bestattete sie wie Heroen. Wenn der König gestorben war, brachten ausgeschickte Reiter die Trauerhtnbe in das ganze Laub; in der Stadt öerfünbeten Klageweiber den Tod, welche, eherne Becken schlagettb, durch die Straßen zogen. In jebetn Hause mußten wenigstens zwei Personen, ein Mann und eine Frau, Trauerkletber anlegen. Zur Bestattung fanb sich aus ganz Lakonien außer den Spartiaten eine große Zahl von Heloten und Periöken ein. Viele Tausenbe kamen zusammen, Männer und Frauen; sie schlugen sich unter unermeßlichem Wehklagen bte Stirn und priesen den Verstorbenen als den besten König, den sie je gehabt. Nach der Bestattung bauerte bte Trauerzeit noch 10 Tage; es ruhten alle öffentlichen Geschäfte.
Unter der Gerusia mit den tietben Königen an der Spitze staub die Bürgergemeinbe, die Volksversammlung der Spartiaten, als der Grunb und Boben aller Macht. „Dem Volke sei Entscheibung und Macht", hieß ein Gesetz des Lykurgos; es entschieb über alle wichtigen Angelegenheiten des Staates. Dahin gehörten die Wahlen der Beamten, Beschlüsse über
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'Krieg und Frieden, Einführung neuer Gesetze u. s. w. Uebri-gens konnte das Volk über die Vorlagen, die ihm die Gerusia machte, nur Ja oder Nein sagen, annehmen oder ablehnen.
Das Ackerland, welches die Spartiaten besessen, theilte Lykurg aufs neue zu gleichen Theilen, indem er für die 9000 Spartiatenfamilien ebenso viele Ackerloose machte, welche der Staat an die einzelnen Familien gleichsam tierlehnte. Die Bearbeitung dieser Ländereien besorgten die Heloten, von denen der Staat eine Anzahl jeder Familie ebenfalls als geliehene Knechte übergab; denn die Heloten galten als Sela-tien des Staates. Von dem Ertrage des Gutes mußten die Heloten der Herrenfamilie jährlich ein gewisses Maß abliefern, wovon diese lebte. Denn dieser dorische Kriegsadel sollte frei bleiben von den niederen Sorgen des Erwerbs und allein sich seinen höheren bürgerlichen Pflichten widmen können, namentlich sollte er Zeit und Muße haben sür seine kriegerischen Uebungen. Der Spartiat war vorzugsweise Kriegsmann, Gewerbe und Ackerbau war seiner nicht würdig. Die ganze Bürgergemeinde war ein Kriegsheer, und die Stadt Sparta eine große Kaserne. Deshalb speisten die Männer auch vom 20. Lebensjahre an außer dem Hause zusammen an den gemeinsamen Männermahlzeiten, den s. g. Syssitien, und zwar so, daß jede Abtheilung, die an einem Tische aß, aus 15 Mann bestem^ Eine solche Abtheilung hieß ein Zelt; denn sie bildeten auch im Felde zusammen eine Zeltgenossenschaft, die unterste Abtheilung im Heer. Jeder einzelne mußte zu seinem Tische monatlich einen bestimmten Beitrag an Mehl oder Gerstengraupen, Käse, Feigen und Wein und eine geringe Summe Geldes liefern. Die Mahlzeiten waren sehr einfach. Das tägliche Hauptgericht war die vielgenannte schwarze Suppe, ein Schwarzsauer von Schweinefleisch, das im Blute gekocht und nur mit Essig und mit Salz gewürzt war. Der Nachtisch bestand in Käse, Oliven und Feigen. Kein Spartaner durfte sich diesen gemeinsamen Mahlen entziehen, selbst die Könige nicht.
Einfach wie die Mahlzeiten war auch die Kleidung und die Wohnung des Spartaners. Luxus war in allen Verhält-
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durften. Es kam öfter vor, daß sie unter den Peitschenhieben ohne einen Schmerzenslaut todt zu Boden fielen. Wie sehr der spartanische Knabe den Schmerz zu verwinden vermochte, zeigt folgendes Beispiel. Ein Knabe hatte einen jungen Fuchs gestohlen und trug ihn unter seinem Kittel verborgen. Als ein älterer Mann ihn anhielt und längere Zeit mit ihm sprach, ließ er sich, ohne ein Zeichen von Schmerz zu geben, von dem Thiere den Leib zerkratzen und zerbeißen, bis er todt auf dem Platze blieb. Gegen ältere Leute mußte der Knabe ehrerbietig fein, durfte in ihrer Gegenwart nur sprechen, wenn er gefragt ward, und dann fo kurz als möglich; daher nennt man kurz und bündig reden lakonisch reden.
Durch die Einführung eines rauhen und einfachen Lebens und die Verbannung von allem Luxus foll Lykurg den Unwillen der Reichen gegen sich erregt haben. Sie gris-sen ihn eines Tages aus dem Markte an und trieben ihn durch Steinwürfe in einen Tempel; als er eben auf der Schwelle des Tempels sich umdrehte, schlug ihm ein vornehmer Jüngling, Namens Alkandros, ein Auge aus. Lykurg zeigte gelassen dem Volk sein blutiges Antlitz. Da ergriff sie Scham und Reue, daß sie den Alkandros ihm auslieferten. Er behielt den Jüngling bei sich und ließ sich von ihm bedienen, strafte ihn aber mit keinem Wort, mit keinem Blick. Der Jüngling wurde bald durch die Sauftmuth des Mannes, durch seine ernste und strenge Lebensweise und seine unermüdliche Thätigkeit von solcher Bewunderung und Liebe zu ihm ergriffen, daß er sich ihm ganz hingab und der bescheidenste und tugendhafteste Mann ward.
Als die Gesetzgebung vollendet war, ließ Lyknrgos die Gemeinde schwören, daß sie seine Gesetze so lange halten wollten, bis er wieder zurückkehre. Daraus ging er nach Delphi und erhielt von dem Orakel die Erklärung, daß seine Gesetze gut seieu und Sparta bei seiner Verfassung immer hoch in Ehren stehen werde. Diesen Spruch sandte er nach Sparta, und dann starb er freiwillig den Hungertod, damit die Spartaner verpflichtet blieben, stets seinen Gesetzen treu zu bleiben. Nach andrer Erzählung reiste Lykurg uach
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Kreta, und vor seinem Tode soll er seinen Gastfreunden befohlen haben, seine Asche ins Meer zu streuen, um zu verhüten, daß die Spartaner seine Gebeine ins Vaterland zurückbrächten und sich dann ihres Eides für entbunden hielten.
Die lyknrgifche Verfassung begründete Spartas Größe und Macht, daß es für Jahrhunderte der erste Staat Griechenlands wurde.
Iii Der erste uressenische Krieg.
743—724 v. Chr.
Das Eurotasthal war bald den Spartanern zu eng. Sie dehnten ihre Herrschast nach allen Seiten weiter aus; die schönste Eroberung aber, die sie machten, war das fruchtbare weite Messenien, das westlich von ihrem Lande jenseits des Taygetos lag. Streitigkeiten an der Grenze hatten zum Kriege geführt. So hatten, wie die Spartaner erzählen, an einem beiden Staaten gemeinsamen Tempel der Artemis an der Grenze messenische Jünglinge spartanische Jungfrauen überfallen und den spartanischen König Teleklos, der sich diesem Frevel widersetzte, erschlagen. Die Messenier aber sagten, das seien keine spartanischen Jungfrauen gewesen, sondern Teleklos sei mit unbärtigen Jünglingen, die sich in Frauenkleider gehüllt und mit Dolchen bewaffnet hätten, zu jenem Tempel gekommen, um die herbeigelockten Mefsenier zu ermorden; aber die Sache habe schlimm für ihn geendet. Ferner erzählten die Spartaner, ein Messenier Polychares habe einen Spartaner Euaiphnos ermordet und die Messenier hätten seine Auslieferung verweigert. Dagegen berichten die Messenier: Polychares hatte dem Euaiphnos eine Rinderheerde übergeben, um sie auf seinen Triften weiden zu lassen; Euaiphnos aber verkaufte die Rinder, und als Polychares seinen Sohn zu ihm schickte, um das Vieh zurückzufordern, erschlug er ihn. Polychares ging nach Sparta und verklagte den Euaiphnos, empfing aber keine Genugthuung. Im Zorn erschlug er auf dem Heimweg jeden Spartaner, der ihm be-
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gegnete. Als die Messenier seine Auslieferung versagten, rückten die Spartaner plötzlich in der Nacht ohne Kriegserklärung in Messenien ein und besetzten die Stadt Ampheia. So war der Krieg begonnen, und er endete nach 20 Jahren mit der Unterwerfung Messeniens.
Von dem hochgelegenen Ampheia aus bedrängten die Spartaner ihre Feinde so sehr, daß diese schon nach wenig Jahren ihre Hauptstadt Steuyklaros und die weite Ebene umher ausgaben und auf dem heiligen Berg Jthome in der Mitte ihres Landes ihre ganze Macht zusammenzogen. Von Delphi aber erhielten sie den Spruch: „Wählet aus dem königlichen Geschlechte eine reine Jungfrau durchs Loos und bringt sie durch nächtliches Opser den unterirdischen Göttern dar, so werdet ihr Jthome erretten." Das Loos traf die Tochter des Lykiskos, aber ein Seher erklärte, sie sei ein untergeschobenes Kind, und Lykiskos entfloh mit seiner Tochter. Da bot Ar ist o d emo s, ein tapferer Mann aus dem königlichen Geschlechte, freiwillig feine Tochter zum Opfer an. Dem aber widersetzte sich der Bräutigam derselben, und in dem nun folgenden Streite stieß Aristodemos im Uebermaße des Zorns seiner Tochter das Schwert in die Brust. Das Opfer war gefallen, aber nicht den Göttern, sondern dem Zorn des Vaters. Der König Euphaes jedoch erklärte das Opfer für genügend.
In der nächsten Schlacht fiel der König Euphaes, und das Volk wählte den Aristodemos wegen seiner Tapferkeit und Vaterlandsliebe zu feinem Nachfolger. Dieser führte den Krieg Jahre lang mit Glück; aber alle Tapferkeit war zuletzt vergebens. Das Schicksal war einmal gegen die Messenier. Das Orakel hatte ihnen verkündet, wer zuerst zehn mal zehn Dreifüße um den Altar des Zeus auf Jthome aufstelle, dem fei der Sieg bestimmt. Das Orakel wurde auch den Spartanern bekannt, und ein Spartaner Oibalos sormte aus Thon 100 kleine Dreisüße, schlich sich in Bauerntracht nach Jthome hinein und stellte am Altar des Zeus seine Dreifüße auf. Jetzt nahte den Messentern das Verhängniß; das erkannte Aristodemos aus mancherlei Zeichen. Die Hunde
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