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Russisches Reich. — Jetziger Bestand.
154' hohe vor dem Winterpalast stehende Alexandersäule; die Statue Suwarows
auf dem Marsfelde; vor allen aber das noch erhaltene hölzerne Hans Peters, zu
dessen Schutz man ein besonderes Dach darüber errichtet hat. Rechts vom Ein-
gang ist das Zimmer für seine Audienzen und Staatsgeschäfte, links der Speise-
saat. Von Peters Hand befinden sich darin noch verschiedene Schnitzwerke, auch
ein Kahn und ein Stuhl. — Zum Bollwerk und Kriegshasen dient der großen
Residenz die Jnselfestnng Kronstadt vor der Newamündung mit 42000 E. und
der alten Schanze Kronslot. Die Festung Schlüsselburg liegt am Ausfluß
der Newa aus dem Ladoga. Narwa, kleine Stadt, ehmals Hauptort von
Jngermannland. Reval, Hafen in Ehstland mit 30000 E., meistens Deutsche.
Riga, Hauptort in Liesland, im Mittelalter von Handelsleuten aus Bremen
gegründet, verläugnet seinen Ursprung nicht; es ist durchaus deutsch, gewerb-
und handelreich und zählt 75000 E. Der Hafen Riga's ist die Festung Düna-
münde. Dorpat ist Lieflands Universität. Mitau mit 28000, und Hafen
Libau, beide in Kurland. Die gut bebaute Jniel Oesel mit 35000 Bew. —
In Finnland: Helsing so rs mit 16000 Bew., jetzige Hauptstadt und Universi-
tät, nebst der auf Inseln liegenden Festung Sweabora, die den Hafen schützt.
Die ehmalige Hauptstadt Abo ist jetzt herabgekommen. Hieher gehören die
Alands-Inseln mit 15000 schwedischen Bewohnern. — Finnland hat 1,440000
Bewohner, Esthland 310000, Liefland 830000, Kurland 560000, 'Jngermann-
land 650000.
4) Südrußland am schwarzen Meer. Es umfaßt sowohl die ehmalige
kleine Tatarei s jetzt die Gouvernements - Jekaterinoslaw, Cherson und Tan-
rien) als auch die Länder der donischen und tschernomorischen Kosacken
im Osten, und das vor 1812 zur Moldau gehörige Bessarabien im Westen.
— Odessa, im I. 1792 angelegte und schon wichtigste Seehandelstadt mit
80000 E. zwischen Dniester und Bog. Cherson an der Dneprmündung mit
30000 Einw., mit den Denkmälern Potemkins und des dort gestorbenen edlen
Engländers Howard. Nikolajew, neue und schöne Hafenstadt, mit 28000
Einwohner. Jekateriuoslaw am Dnieper von Kaiserin Katharina 1784 an-
gelegt. Unterhalb der Stadt sind die Porogoi oder Stronischnellen. Oczakow,
seit der Zerstörung durch Suwarow 1788 noch immer voll Ruinen, war ehmals
groß. Bender nebst dem Nachbarorte Warnitza (an Karl Xu. erinnernd),
Akiermann mit 25000, Kischenew mit 40000, und die Festung Ismail
am nördlichen Donauarm, alle in Bessarabien, zu welcher Provinz auch das
russische Moldaustück mit der Festung Choczim gehört. Taganrok, Handel-
stadt am asowschen Meer mit 24000. Die Stelle, wo Kaiser Alexander ver-
schied, bezeichnet ein Altar, und das Sterbezimmer ist in eine griechische Kapelle
umgewandelt; auch hat man ihm eine bronzene Statue errichtet. Asow, ebni.
volkreich, ist nur eine Ruine. Weit nniher am Don Hausen die donischen
Kosacken, ihrer 700000 mit den Hauptorten Alt- und N eu -T scherkask; sie
gränzen jenseit des asowschen Meers an die tschernomorischen Kosacken, deren
man nur 124000 zählt. —Auf der altberühmren Halbinsel Krim, die nüt der
benachbarten Nogaier Steppe das Gonvernement Taurien ausmacht, und an
'42*
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Extrahierte Personennamen: Hans_Peters Peters Narwa Engländers_Howard Nikolajew Jekateriuoslaw Katharina Oczakow Karl_Xu Karl Alexander Alexander
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Russisches Reich. — Jetziger Bestand.
einem Isthmus hängt, der nur eine Meile breit ist, merken wir folgende Orte:
Siinferopol, Sitz der Regierung und im Steigen begriffen, bereits mit
15000 E. Wichtiger die neue schön gelegene stark befestigte Seestadt Sebasto-
pol mit Kriegöhaseu, Schiffswerft und 40000 E. Baktschisarai in felsichter
Gegend, war vor der russischen Eroberung Sitz des Chans und sieht noch immer
talarisch aus, zeichnet sich aber durch Betriebsamkeit, wie mehrere dortige Ta-
tarendörfer durch Feld- und Gartenbau aus. Mit diesen sieht man deutsche
Colonisten, vorzüglich Mennoniten, in 66 Dörfern wetteifern. Die im Mit-
telalter wichtige Handelstadt Feodosia oder Kassa hat heutzutag wenig Be-
deutung. An die älteste Zeit, wo es griechische Niederlassungen in Taurien
gab, und au den pontischeu König Mithridat erinnern noch Ruinen und ausge-
grabene schätzbare Alterthümer. Pantikapäum lag unweit des jetzigen
Städtchens Kertsch. Nach der kleinen Feste Ienikale wird die Meerenge
genannt, welche die Krim von Asien trennt. Der Ort Orkapi oder Perekop
am Isthmus ist zetzo völlig unbedeutend. — Die Bevölkerung Südrußlands, na-
mentlich in den Städten, nimmt sichtbar zu, und die Benutzung eines unlängst
entdeckten ungeheuren Steinkohlenlagers im Kosackenlaude am Donetz wird den
Steppenbewohnern, die bisher gedörrten Mist als Brennmaterial gebrauchten, sehr zu
gut kommen. Schon jetzt bezieht Odessa seine Steinkohlen nicht mehr aus England.
5) Kasan und Astrachan. Man lese darüber nach, was schon oben
S. 409 bis 413 geschichtlich und geographisch mitgetheilt ist. — :>) Das ehmalige
Königreich Kasan wird im südlichen Theile von der Wolga durchftossen und streckt
sich im Nordosten über den mittleren Ural hinaus. Kasan nahe der Wolga
mit 65000, wichtig durch Gewerbe und Handel. Von den andern Städten sind
zu merken: Pensa, Simbirsk, Jsch mit kaiserl. Gewehrfabrik, doch besonders
Perm in kupfer- und eisenreicher Gegend an der Kama mit 26000, Hauptort
Permiens, wozu jetzt der große Metalldistrict des Ural gehört. Daö Dorf
Bulghar erinnert daran, daß vor Alters die Bulgaren an der Kama wohnten.
Von Werchotnria zieht sich 100 Meilen lang bis zum Fluß Ural ein gold-
haltiges Sandflötz, woraus man jährlich an 280 Pnd Gold und einige Pud
Platina wäscht. Die Familie Demidow ist durch Besitz in jenen Gegenden
sehr reich geworden; der große Hüttenort Risch nei Tagilsk ist ihr Eigen-
thum. Die vornehmste Bergstadt und Sitz des kaiserlichen Oberbergamts heißt
Katharinenbnrg. — b) Vom Reiche Astrachan, das au der Ufa und Wolga
fruchtbare Landstriche hat, meistens aber aus ungeheuren Steppen besteht, haben
wir den östlichen Theil smit den Städten Astrachan (50000) und Orenburgj
in der Beschreibung Asiens aufgeführt. Was den westlichen betrifft, so haben
sich in neuester Zeit deutsche Kolonisten daselbst angesiedelt, deren Zahl auf
120000 geschätzt wird. Hauptort daselbst ist Saratow au der Wolga mit
45000 E. und steigendem Handel. Die vornehmste Kolonie der Herrnhuter
heißt Sarepta.
6) Westruß land oder polnische Provinzen, die von 1772 bis 1807
dem Russenreiche einverleibt worden. ».Lithauen, w5rin: W i l n a an der Wilia,
Nebenfluß des Nie men, mit 55000 E., zum Drittel Juden; die Stadt hat
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TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
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661
Amerika. — Einleitung.
neulich ihre Universität verloren. Grodno und Kowno, jede mit 16000, am
Niemen; Polangen an der Ostsee im Lande Schamaiten oder Samogitien,
kleines Städtchen mit unbedeutender Rhede; Mohilew am Dnepr mit 25000,
Hanptort im sogenannten Weißrußland. Witepsk an der Düna, und Minsk
mit 22000 rc. Zwischen den letzteren 2 Städten liegt Borisow und in dessen
Nähe das Dorf Studianka, wo den 27. und 28. November 1812 Flucht der
Franzosen über die Beresina. — b. Das grasreiche Volhynien, worin die
Stadt Schitomir mit 28000, und die größtentheils jüdische dem Fürsten
Radzivil gehörige Stadt Berdyczew mit 33000 E. östlich von Brody. —
c. Das vieh> und kornreiche Podolien, nebst einem Theil der Ukraine rechts
vom Dnieper; Kaminjetz unweit des Dniester, Felsenfestnng. — 4. Stück von
altpolnisch Podlachien, worin Bialystok mit 12000. — Bolhynien und
Podolien wurden ehmals Rothrußland genannt. Mit Podlachien und einem
Theil Galiziens rc. zusammen, führten sie auch den Namen Kleinpolen.
7) Das Königreich Polen, das wir vorhin besonders durchgenommen
haben. Es ist jetzt eine dem Russenreich völlig einverleibte Provinz.
Iv. A m e r i k a.
(663000 Om. ohne die Inseln — etwa 54 Mill. Bewohner.)
Man hört diesen Continent häufig die neue Welt nennenz es'
fragt sich, warum? — Zunächst, weil er früher unbekannt, und in
der That bei seiner überraschenden Entdeckung etwas durchaus Neues
für den Europäer war. Neu oder jugendlich vielmehr zeigte sich aber
auch sein ganzes Aeußere, sowohl was den Boden als was die Be-
völkerung betraf. Seine weiten Räume fanden sich nur an wenigen
Stellen zum Anbau benutzt, unermeßliche Wiesenländer lagen heerden-
los da, gleich unermeßliche Urwälder waren noch nicht gelichtet, die
Wildheit der Ströme noch ungebändigt, die Metallschätze im Innern
des Bodens noch unberührt, die spärlichen Bewohner meist noch in der
Kindheit des geselligen Lebens, und somit fast alles in einem Zustande,
der fast auf eine jüngere Schöpfungszeit hinzuweisen schien. Amerika
konnte also in zwiefacher Hinsicht neu heißen. Betrachtet man aber die
Kultur, die auf seinem jugendlich frischen Boden, unter einem rasch
anwachsenden Menschengeschlechte, sich dort vor unsern Augen gestaltet,
und die offenbar einer großen Zukunft entgegenstrebt, so ist die Be-
nennung neue Welt dreifach gerechtfertigt.
Im Gegensatz dieser neuen Welt wird nun unser Europa ge-
wöhnlich zu der alten gerechnet, und nicht mit Unrecht, denn die
europäische Geschichte reicht bekanntlich mehr als ein Paar Jahrtau-
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Extrahierte Personennamen: Brody
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Grodno Kowno Rhede Minsk Dorf_Studianka Beresina Berdyczew Podolien Bialystok Podolien Galiziens Polen Amerika Europa
deutsche, und um so eher, da sic erst in neuerer Zcrt, wie die
Schweizer, vom deutschen Reiche getrennt wurden.
Man zeige demnach zuerst auf der Charte als angränzende
Meere und Länder die Nord- und Ostsee, das adriatische Meer,
Dänemark, Rußland, Polen, Ungarn, Croatien, Italien, Frank-
reich und Belgien; — darauf als deutsche Länder: 1) den
deutschen Staatenbund. 2) die Schweiz, wovon die Be-
wohner der Südwcstecke französisch, und die südlich des Gotthard
wohnenden italisch reden. 3) Preußen an der Ostsee. 4) das
Elsaß, das deutsch ist, aber zu Frankreich gehört. 5) Holland
nebst den nördlichen Belgiern, denn die südlichen sprechen französisch.
Was hievon nicht auf der Wandcharte Deutschlands zu sehen ist, muß aus
der von Europa gezeigt werden. Beide dürfen im Lehrzimmer nicht fehlen. Es
wäre übrigens sehr zu wünschen, daß eine Wandcharte, die das Vaterland dar«
stellt, ganz Mittel-Europa enthielte, östlich bis über Memel hinaus. Weiter
nordöstlich, ist nicht nökhrg , wenn gleich in den russischen Provinzen Curland und
Liefland die Hauptbewohner Deutsche sind. Sie müßte so gearbeitet sein, daß
sie das Terrain, die Sprach- und Staatsgrenzen, die Wasserscheiden der Strom-
gebiete, deutlich angäbe; und nur Hauptstädte und historisch wichtige oder sonst
merkwürdige Orte hatten Platz darauf. Vielleicht gibt der Verfasser zwei ver-
schiedene Charten der Art heraus. Gegenwärtigem Lehrbuche eine beizufügen»
ließ sich nicht wohl thun,, ohne es zu vertheuern.
§. 9. Begriff von seinem Umfange.
Nur mit der südöstlichen Ecke, wo unsre Sprache schon der
italischen weicht, stößt das deutsche Land ans adriatische Meer.
Im Iv. dagegen berührt es mit großen Landstrichen zwei Meere,
welche durch die Halbinsel Dänemark geschieden sind. Vom Ausfluß
der Schelde bis Dänemark beträgt die Ausdehnung des Küsten-
strichs an der Nordsee, einige Meerbuchten abgerechnet, wohl 70
Meilen, wovon 45 Holland angehören, die übrigen 25 dem deutschen
Bunde. Unsre Ostsceküste ist noch ausgedehnter; blo-s von Däne-
mark bis ans eigentliche Preußen etwa 80 Meilen, und von da bis
zur russischen Grenze noch 36 mehr.
Wir wollen auf der Charte noch einige Entfernungen messen,
um zu sehen, wie groß unsre Länder sein mögen. Vom adriatischcn
Meer bis an die Nordsee sind an 135 Meilen; dies ist jedoch eine
schräge Lime. Noch größer ist die Entfernung von der französischen
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Dänemark Polen Ungarn Italien Belgien Ostsee Frankreich Holland Deutschlands Europa Nordsee Holland Nordsee
Zweiter Abschnitt.
Die Deutschen Länder und ihre Nachbarschaft,
oder Mittel - Europa
(nach Gebirgen und Flußgebieten abgetheilt).
Einleitung.
§. r. Was ist deutsches Land?
Unsre Sprache ist die Deutsche. Wo sie vom Volke geredet
wird, da ist deutsches Land. Es gibt zwar in einigen östlichen
Gegenden Abkömmlinge von Slawen oder Wenden *). Da sie
jedoch innerhalb der deutschen Grenze wohnen, so gehören sie un-
serm Vaterlande an.
Gewöhnlich heißen auf den Charten nur diejenigen Länderstriche
Deutschland, die den jetzigen deutschen Staatenbnnd ausmachen.
Aber fast die ganze Schweiz war ehmals ein Theil des deutschen
Reichs und ist noch jetzo durch gemeinsame Sprache und Literatur
init uns verbunden. Ebenso ist das eigentliche Preußen ander
Ostsee durch deutsche Eroberer und Colonisten vor mehreren hundert
Jahren völlig deutsch geworden und steht zugleich unter einer von
unsern Regierungen, so daß wir sie gleichfalls als unsre Brüder
ansehen. Im nördlichen Theil der Niederlande, um die Mün-
dungen des Rheins und der Schelde her, wird holländisch und fla-
rnändisch gesprochen, Nebenarten des niederdeutschen Sprachdialec-
tes. Wir nehmen deshalb die Holländer und Flamäudcr für Halb-
*) Nämlich in Böhmen, Mähren, Polnisch Schlesien, und eim'gen Orten
Ochreichs, der Lausitz und Pommerns.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Niederlande Rheins Pommerns