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— 136 —
zusammenhielt, beschloß den für unser Gefühl so empörenden, im
Geiste jener Zeit gottgefälligen Akt. Sehr häufig wurde auch die
Wasserprobe angewandt, namentlich in Petershagen, wo zu vem
Zwecke unmittelbar neben dem Schloß eine besondere Vorrichtung,
die sogenannte Hexenwippe, angebracht war. Tieselbe bestand aus
einer Art Schlagbaum, an deren oberes Ende die vermeintlichen
Hexen befestigt und dann plötzlich in das Wasser hineingelassen
wurden. Gingen sie unter, so waren sie unschuldig und wurden
entlassen- schwammen sie dagegen auf dem Wasser, so waren sie
schuldig und wurden als Hexen verbrannt.
Ter dreißigjährige Krieg fand die Stadt nicht unvorbereitet.
Sie hoffte sich nicht nur in gehörigen Verteidigungszustand gesetzt,
sondern hoffte auch ihre Neutralität behaupten zu können, und warb
zu dem Zweck aus eigenen Mitteln Trnppen an, doch bald erschien
es, daß es vorteilhafter war, einen zuverlässigen Freund zu besitze»,
als von zwei Seiten zugleich ausgeplündert zu werden. Jetzt be-
gegnen wir eigentümlicher Weise, daß nun, während der katholische
Bischof und das noch katholischere Tom-Kapitel sich an den zur Zeit
bei der Nienburg lagernden König von Dänemark um Unterstützung
wandte, der protestantisch gesinnte Rat den Kaiserlichen unter General
Graf Tilly seine Thore öffnete. Durch die Besetzung durch die kaiser-
lichen Truppen, welcher die von Tilly anbefohlene Entlassung der
städtischen Söldner aus dem Fuße folgte, wurde<die Selbständigkeit
der nahezu reichsunmittelbaren Stadt ein für allemal zu Grabe
getragen, und bald zeigte es sich, daß es sich im Gegensatz zu allen
seinen Traditionen der katholischen Partei angeschlossen hatte.
Neuu Jahre zwölf Wochen und zwei Tage mußte die Stadt die
Besatzung nicht nur nähren, kleiden, sondern auch bezahlen, und
wurde während des 16. Jahrhunderts der so überaus blühende
Wohlstand der Stadt von Grund aus zerstört. Schlimmer noch als
der politische und finanzielle Druck war die durch die Jesuiten ins
Leben gerufene kirchliche Reaktion. Denn obwohl Tilly in seinem
Kapitnlations-Revers vom 10. August 1626 zu Haus Himmelreich
(eigentlich Hammelreck = Hammelreich) bei Minden den Bürgern
ausdrücklich das Recht der freien Religionsübuug zugestanden.
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TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Graf_Tilly Tilly Tilly August
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Arm segnend und schützend erhoben ist. Tas unbedeckte Haupt des
Herrschers ist mit einem Lorbeerreise geschmückt; die Spitze des
ganzen Denkmals aber ziert die Kaiserkrone.
Wandern wir den Kamm des Wiehengebirges weiter westlich,
so stoßen wir auf einen Turm, der 1828 erbaut, auf seiner Höhe
von vielen Treppenstufen uns einen gar schönen Ausblick nach
Süden in das schöne Weserthal, nach Norden in die Ebene mit ihren
gesegneten Fluren bis Minden und darüber hinaus, nach beiden
Seiten auf den bewaldeten vielfach durchschnittenen Gebirgszug im
Osten und Westen mit seinen Abhängen bietet. Von dort aus
erreichen wir bald die Margarethenklns, so genannt von einem
durch eine sromme Frau vom Wedigensteins, einem Gehöfte
am südlichen Fuße des Berges, gegründeten und der im Weser-
gebirge und in dem Teutoburger Walde besonders verehrten heiligen
Margaretha geweihten Einsiedelei, wo die Stifterin mit Gleich-
gesinnten nach der Regel des Benediktns lebte. Bischof Milo von
Minden baute daraus ein Frauenkloster, das die Nonnen aber
verließen, um das Fräuleinstift zu St. Marien in Minden zu
gründen. Auf der Hochfläche des Berges erinnert nur noch eine
kleine Kapelle an das Kloster. Diese trägt den Namen Wittekinds,
wie auch der nahe Quell, den der Huf seines Rosses geschlagen
haben soll und wohin man auch, ebenso fälschlich, seine Taufe verlegt.
Immer nach Westen weiter wandernd, stoßen wir auf das kleine
Bergkirchen, dessen alte Kirche, weithin sichtbar, an der Stelle
liegt, wo die Einsattelung des Gebirges nach Süden und Norden
abfällt. Die Kirche ist zwar nicht, wie die Überlieferung will, vom
Papst Leo Iii. 809 eingeweiht, aber doch ein alter Bau, dessen Süd-
seite die Jahreszahl 1346 trägt, während die Nordseite aus dem
Jahre 1752 stammt.
Am Fuße der Höhe entspringt eine Quelle, welche wie die auf
der Margarethenklus mit Wittekind in Verbindung gebracht wird
und mit größerer Wahrscheinlichkeit als bei der andern.
An einem heißen Sommertage ritt der Herzog Wittekind, der
auch. König Weking genannt wird, über die Anhöhe bei Lübbecke,
auf der jetzt das Dorf Bergkirchen liegt. Es war nm die Zeit,
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TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Margaretha Milo_von
Minden Leo_Iii Leo
Extrahierte Ortsnamen: Minden Weser- Margarethenklus Dorf_Bergkirchen
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— 202 —
Grafen Dietrich aus Wittekindschem Geschlecht, von der sie auch
in Herford erzogen war, zur Gemahlin. Da nahm er sich der
zerstörten Stiftung besonders an. Die Abtei wuchs nun schnell an
Umfang, Macht und Ansehen. Konrad Iii. setzte das Eigentum
des Stifts an Kirchen und Oberhöfen fest und stellte es 1147 unter
unmittelbare kaiserliche, und Papst Hadrian 1155 unter nnmittel-
bare päpstliche Hoheit. Die Äbtissin wurde also eine freie Landes-
fürstin. Die Schirmvogtei übten die namentlich im Lippeschen reich
begüterten Grafen von Sternberg aus.
Die alte und im Hunnenansturm zerstörte Waltgerus-Kapelle
wurde zwar unter der Äbtissin Swanhilde 950 wieder aufgebaut
und 1356 umgebaut, sank aber zu einer Nebenkirche hinab, als
die Abtei die große Münsterkirche 1002 unter der Äbtissin Godesta
zu bauen begann und unter der Äbtissin Pinnosa 1278 vollendete.
Unter vielen Feierlichkeiten wurden die Gebeine der heiligen Pu-
sinna und die Überreste des Waltgerns in ihr beigesetzt. Sie soll
auf einem früheren Hofe des Waltgerus „dat Hus tho den seiwen
Sonnen" gebaut sein. Daher erklärt man, seien über der großen
Kirchthür ün Süden sieben runde vergoldete Platten wie sieben
Sonnen angebracht. Andere nehmen sie als Erinnerung an das
sagenhafte Ereignis, daß zur Zeit der Erbauung einmal sieben
Sonnen am Himmel gesehen seien.
Unter der Äbtissin Godesta wurde auf einer Anhöhe östlich
von der Abtei, dem jetzigen Stiftberg, ein adliges, freiweltliches
Fränlein-Nonnenkloster mit der St. Maria-Kirche gegründet. Man
feierte, so erzählt die Sage, im Jahre 1011 zu Herford den Tag
des heil. Gervasius und Protasius, den 19. Juni. An diesem Feste
pflegte man den Armen Almosen zu geben. Ein armer Schäfer
aus der Umgegend durchschreitet früh morgens Gebüsch, Sumpf und
Wald, um nach Herford zu gelangen, das Fest mitzufeiern und
ein Almosen zu empfangen. Als er auf der nahe vor der wtadt
liegenden Höhe und gerade unter einer Linde ist, siehe, da erscheint
die Mutter Gottes in himmlisch schöner Gestalt und spricht zu ihm:
„Ich bin die heilige Jungfrau Maria. Geh und sage der Äbtissin
und den übrigen Gliedern der Abtei zu Herford, daß wenn sie
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Hadrian Sternberg Godesta Pinnosa Gervasius Maria Maria
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— 206 —
1. Der Hochwürdigen Edlen und Wohlgeborenen Anna von
Lymberch (Limburg) Abbatißä (Äbtissin) unserer gnädigen Domina
(Herrin).
„Hochwürdige, gnädige Domina! Wir haben unser Bedenken
den würdigen Herren, denen Fratres zu Herford zugestellt, darin
wir mit höchstem Fleiß geschrieben und geraten haben, daß die
Stadt nicht in fremde Obrigkeiten greifen, oder Gewalt üben soll.
Dazu haben wir geschrieben, daß die Fratres mögen eine eigene
Pfarre haben und behalten, wie Euer Gnaden aus unsern Schriften
vernehmen werden. Wir bitten aber hiermit Ener Gnaden wolle
als die Obrigkeit, und die geneigt ist Gottes Lob und Ehre zu
fördern auf beiden Seiten zufrieden heißen. Euer Gnaden zu dienen,
sind wir allezeit willig. Wittenberg, Jubilate, 1532. Euer Gnaden
williger Martinns Luther." —
2. An den Magistrat zu Herford.
„Gnade und Frieden! Ehrsame, weise, liebe Herren! Ich
habe oftmals und von vielen erfahren, wie durch etliche hitzige
und eilende Menschen bei Euch angehalten werde, die Fratres und
Süster bei Euch zu betrüben, als könnten sie des Standes darin sie
sind, mit selig werden. So sie doch alle des Papstes Gräuel ab-
gethau und in christlicher Freiheit, wiewol im alten Kleid und Gestalt
sich halten und ein ordentlich züchtlich Leben führen nach der Apostel
Lehre und mit ihren Händen arbeiten. Daß ich Wohl wünsche, daß
solcher Leute, wie Gott die Gnade gebe, viel wären, denn sie ja
nicht schädlich, sondern nützlich sind, weil sie dem Evangelio
anhänging sind. Dazu höre, daß sie sollen beschwert werden
mit der abendlichen Schulen, Amt und Sorge, dazu sie
doch von niemand gestiftet, noch von niemand Zinse, dazu
haben, wie die Gestifte und Klöster haben und solches billig thun
sollten. Auch nicht recht is, daß sie sollen dienen von dem, das
sie erworben und nicht gegeben ist, denn das diese arbeiten und
davon Geld zu geben. Demnach ist mein trüwelich Vermahnen, Euer
Weisheit wollten daran sein, daß die frommen Leute nicht so
betrübet werden. Damit nicht, wie bereits anfahet, Eure Stadt
das Geschrei bekomme, als suche sie fremde Arbeit und Gut. So
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— 188 —
Die zweite Schwester des verstorbenen Herzogs Johann Wil-
Helm, Anna, war die Gemahlin des Pfalzgrafen Philipp Ludwig
von Neuburg, der aus einer Seitenlinie des pfälzischen Kurhauses
stammte. Sie hatte einen Sohn, Wolfgang Wilhelm; und nun
behauptete ihr Gemahl, dieser Sohn der zweiten noch lebenden
Schwester des verstorbenen Herzogs sei unbedingt eher zur Nach-
folge berufen, als die Tochter der ältesten schon verstorbenen
Schwester.
Bei diesen widerstreitenden Meinungen nahm gleich nach dem
Todesfalle jeder, was er nehmen konnte. Doch schlössen Kurfürst
und Pfalzgras schon am 31. Mai 1609 zu Dortmund einen Vertrag,
nach welchem sie die Erbländer vorläufig gemeinschaftlich ver-
walten wollten, bis sie sich völlig geeinigt haben würden. Die
Hoffnung, daß der ganze Erbschaftsstreit friedlich beigelegt würde,
schien sich noch zu vermehren, als der Plan auftauchte, den jungen
Pfalzgrafen und die brandenburgische Prinzessin Sophie mit ein-
ander zu verheiraten. Die beiden Fürsten kamen in Düsseldorf
zusammen. Bei einem festlichen Mahle wurde die Mitgift be-
sprechen. Der Wein hatte die Köpfe erhitzt, und die Reden fuhren
unbedacht aus dem Munde. Der Pfalzgraf verlangte das ganze
Jülicher Land, sonst wolle er die Tochter Johann Sigismunds
nicht. Dieser erklärte, nicht ein Dorf bewillige er, es sei schon
eine große Ehre, wenn ein so kleiner Pfalzgraf eines Kurfürsten
Tochter erhielte. Bei dem heftigen Wortwechsel sprang er zuletzt
zornig auf und gab dem Pfalzgrafen eine Ohrfeige. Da war es
aus mit Verlöbnis und Vertrag. Der Bräutigam trat zur katho-
lischen Kirche über und zwar, wie behauptet wurde, um den Kaiser
und die katholischen Fürsten auf seine Seite zu bringen. Um
dieselbe Zeit, am Weihnachtsfeste 1613, verließ auch der Kurfürst
Johann Sigismund sein bisheriges lutherisches Bekenntnis und nahm
das reformierte an, dem mehrere befreundete Fürstenhäuser augehör-
ten. Er hatte diesen Schritt schon lange beabsichtigt; die Lutherischen
aber warfen ihm vor, er habe ihn nur der clevefchen Erbschaft
wegen gethan, um sich die reformierten Holländer zu Freunden
zu machen. Bedenkliche Unruhen brachen aus, welche sich noch
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Extrahierte Personennamen: Johann_Wil- Johann Anna Philipp_Ludwig
von_Neuburg Philipp Ludwig Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Johann_Sigismunds Johann Johann_Sigismund Johann
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— 226 —
ring, eine Verschanzung auf einer Anhöhe neben der Ebenöde bei
Vlotho, und die Sage im Volke, daß in uralten Zeiten hier schreck-
liche Kriegsvölker gewesen, die nur ein Auge hatten und lange
Zeit raubten und plünderten, bis ein König kam, der sie besiegte
und für immer vertrieb. Das war König Heinrich der Finkler und
sein Sohn, Kaiser Otto I., der Große.
Drei Jahrhunderte diente die Burg als Wehre, sie litt jedoch
sehr durch Überschwemmungen; deswegen überließ Graf Heinrich
1258 dem Rehmer Kloster die alte Burg zu Vlotho zu seinem
Eigentum und nannte sie nun „Kloster Segenthal" (vallis bene-
dictionis). Er schenkte die Kirche zu Valdorpe (Valdorf), die nahe
beim Kloster liegende Mühle, die freie Fischerei in der Werre und
den Zehnten in Uffeln. Das Kloster stand unter der Aufsicht des
Klosters Lucka (Loccum). Aber das Nonnenstift geriet nachher in
Unordnung und Armut; man hob es auf und machte ein Mönchs-
kloster daraus. Auch jetzt war kein Degen zu spüren. Die Refor-
mation änderte die Sache. Man zog die Güter ein und verwendete
einen Teil derselben zur Gründung der lutherischen Pfarre und
Küsterei. Die übrigen Einkünfte und Besitzungen fielen den Staats-
einnahmen anheim, und der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen
verband sie mit den Domänen. Nur die Spuren eines Kreuzganges
neben der lutherischen Kirche sind die einzigen Überreste des Klosters
Segenthal, welches in der Gegend stand, wo jetzt die evangelische
Stadtschule sich befindet.
Auf einem Bergvorfprnnge der Einöde lag in alten Zeiten
eine Feste, genannt „die neue Burg" oder „dat Hus tho Vlan-
thouwe". Jetzt sieht man nur noch einige Trümmer des Gemäuers
und der Umfassungsmauern, und diese sind dicht mit Ephen- und
anderen Rankenpflanzen bewachsen. An dem äußersten Südostrande
stand die im Jahre 1286 erbaute Schloßkapelle. Die Sage geht,
hier liege ein Ritter in einem silbernen Grabe begraben. Man hat
den Boden tief durchwühlt, aber von Schätzen und einem silbernen
Sarge nichts angetroffen, dagegen eine bedeutende Zahl großer
an siebzig bis neunzig Pfund schwerer Steinkugeln in dem Schutte
gefunden, von welchen viele an der einen Seite etwas abgeplattet,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Otto_I. Otto_I. Heinrich Heinrich Rehmer Friedrich_Wilhelm_I._von_Preußen Friedrich Wilhelm_I.
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 218 —
in der That bei seinen Lebzeiten hatte. Die Füße sind mit Schuhen
bedeckt, welche vorn spitz zulaufen, oben bis an die Knöchel gehen
und fast bis auf die Zehen aufgeschnitten sind. Das Denkmal hat
mehrere Inschriften in lateinischer Sprache. Die eine lautet deutsch:
„Er (Wittekind) gründete und befestigte dieses Capitel des hei-
ligen Dionysius zur Ehre des allerhöchsten Gottes und beschenkte
dasselbe mit Gerechtsamen und Einkünften. Er starb im Jahre
Christi 807 und hinterließ einen Sohn und Erben seines Reiches,
den Wiegbertus." — Zur Linken steht: „Denkmal Wittekinds, des
Sohnes Warnechin's, des zwölften Königs der Angerer, des tapfer-
sten Herzogs der sassischen Großen." Auf dem breiten Rande des
oberen Tecksteines liest man zu deutsch: „Eines starken Mannes
und Helden Gebein an diesem Ort begraben sein. Wer diesen
König ehrt zur Stund', macht Gott denselben rein und gesund."
Diese Worte waren in alter Mönchsschrift in den Stein gehauen.
Ter Pastor Hermann Heinrich Wacker, welcher von 1679 bis 1715
an der Kirche stand, vertauschte die alte, echte Mönchsschrift mit
gewöhnlichen lateinischen Buchstaben.
Um das Andenken an König Weking wach zu erhalten, wurde
augeordnet, daß jährlich am Sterbelager des Helden, am 6. Januar,
eine Begräbnisfeier und ein Trauergottesdienst solle gehalten werden.
Drei Tage vorher läutete man mittags eine Stunde; am Sterbetage
klangen die Glocken um neun Uhr. Dann versammelten sich die
Schüler von Enger mit ihren Lehrern, die Gemeindeglieder und
besonders die Armen. Nun hielt man den Gedächtnisgottesdienst.
Am Schlüsse läutete der Küster zur Senkung, und dann verteilte
man die Wekings-Spenden. Die Armen erhielten Brot und Wurst
und die Schüler Semmeln, welche von ihrer Form „Timpenstuten"
hießen. Ein einfaches Mahl der Angesehenen des Orts machte den
Schluß. Manche dieser Gebräuche haben längst aufgehört, nur die
Kinder erhalten noch die Semmeln, und damit alle Schüler des
Kirchspiels Enger daran Teil nehmen können, bewilligte die preu-
ßische Regierung einen jährlichen Zuschuß von vierzig Thalern.
So lebt durch diese Spende das Andenken an den Sassenhelden in
den Kinderherzen fort.
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Heinrich_Wacker Heinrich
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— 279 —
Von dem Sporkhofe unweit der Stadt stammt einer der berühm-
testen Heerführer im dreißigjährigen Kriege auf kaiserlicher Seite,
der General Spork. Zu Anfang des Krieges überredeten baierische
Werber den kräftigen 18jährigen Burschen, Kriegsdienste zu nehmen
und nicht weiter das Vieh zu hüten. Gleich darauf kämpfte er
schon mit in der Schlacht am weißen Berge; nach dreizehn Jahren
hatte er sich durch Mut und Tapferkeit zum Rittmeister emporge-
schwungen und stieg nun von Stufe zu Stufe. Nachdem er zum
Obersten eines Regiments ernannt worden war, wetteiferte er mit
seinem Freunde Johann von Werth in tollkühnen Reiterstücklein.
Gegen Ende des Krieges verließen beide den baierischen Dienst und
traten in das Heer Kaiser Ferdinands Iii. über, der den ehemaligen
Hirten aus Westfalen sogleich zum General ernannte. Seine größte
Heldenthat war der Sieg, welchen er am 1. August 1664 bei dem
Kloster St. Gotthard an der Raab in Ungarn über die Türken er-
kämpfte. Mit Ungestüm war der türkische Großvezier auf das kleine
christliche Heer eingedrungen; da sprang Spork im Angesichte seines
Heeres aus dem Sattel, kniete entblößten Hauptes nieder und
betete: „Allmächtiger Generalissimus dort oben, willst du heute uns,
deinen christgläubigen Kindern nicht helfen, so hilf nur wenigstens
auch den Türken nicht; dann wollen wir schon mit ihnen fertig
werden!" Und nach drei Stunden war ein glorreicher Sieg er-
rnngen. Zum Danke erhob ihn Kaiser Leopold I. in den Grafen-
stand des heiligen römischen Reiches; auch schenkte er ihm große
Güter in Böhmen und gab ihm einen Türkenkopf ins Wappen.
Auf seinem Säbel aber, der noch jetzt in der Spork'schen Familie
aufbewahrt wird, ließ man die Inschrift anbringen:
Hinweg, du Römerschwert aus der Pharsaler Schlacht!
Hier ist ein' deutsche Kling' von größrer Stärk' und Macht;
Tie führt' der tapfre Spork in seiner Heldenfaust,
Als er bei Gotthard schlug der Türken und Tartarn Haut!
Trum hat ihm Dankbarkeit den Lobspruch hergesetzt
Und eines Künstlers Hand der Nachwelt eingeätzt.
Jetzt erst lernte er seinen Namen schreiben. Er unterzeichnete
von nun an: Spork Graf. Man sagte ihm, er müsse Graf Spork
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Spork Johann_von_Werth Johann Ferdinands August Gotthard Spork Leopold_I. Leopold_I. Spork Gotthard Spork_Graf
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— 241 —
Anfange des dreißigjährigen Krieges besetzten die mit dem Kur-
fürsten verbündeten Holländer die Bnrg. Bald zogen Feinde heran,
und im Jahre 1629 nahmen kaiserliche und spanische Truppen den
Sparenberg mit List ein. Sie hatten einige holländische Soldaten
gefangen genommen, die in der Grafschaft lagen. Diesen zogen sie
die Kleider aus, steckten kaiserliches Volk hinein und schickten sie vor
die Thore der Feste. Dort baten sie um schnellen Einlaß, weil der
Feind sie verfolge. Ohne Arg öffnete man die Thore und ließ die
Zugbrücke herunter; aber kaum war dies geschehen, so fielen die
Einziehenden über die Wachen her, von allen Seiten eilten versteckte
kaiserliche Soldaten herbei und drangen in die Burg. Nach tapferer
Gegenwehr mußten sich die Holländer ergeben. Fünf Jahre hielt der
Feind den Sparenberg besetzt, da räumte er ihn, weil die Schweden
überall siegreich vordrangen. Bevor er abzog, zerstörte er manche
der Festungswerke und verschüttete einen der Brunnen, welcher im
Jahre 1834 wieder gereinigt wurde, und in welchem man 84 Bomben
und viele Eimer nebst Ketten fand.
Der französische König Ludwig Xiv. fing mit den Nieder-
ländern Krieg an. Um die deutschen und clevischeu Länder zu schützen,
schloß der Kurfürst im Jahre 1671 mit dem Pfalzgrafen von Neu-
bürg und dem Bischöfe von Münster, Bernhard von Galen, einen
Vertrag zu Bielefeld, nach welchem sich diese Fürsten gegen den
Andrang der Kriegsgefahr treu beistehen wollten. Als aber der
Kurfürst den Oberbefehl über das Heer verlangte, wollte der Bischof
von Münster, welcher es heimlich mit Frankreich hielt, nicht ein-
willigen, und die Freundschaft hatte ein Ende. Bernhard von Galen
verband sich offen mit Frankreich. Friedrich Wilhelm sendete den
Niederländern ein Hilfsheer von 20 000 Mann gegen Frankreich
und Münster. Er langte Ende des Jahres 1672 auf dem Sparen-
berge mit seiner zweiten Gemahlin Sophie Dorothee an, und diese
gebar ihm hier einen Sohn, welcher den Namen Karl Philipp
erhielt und 1695 in Italien starb. Am 9. April 1673 rückte
Bischof Bernhard von Galen in eigener Person mit 3000 Mann
münsterscher Truppen in die Grafschaft, belagerte Schloß Sparen-
berg und die Stadt Bielefeld und warf 84 Bomben hinein. Eine
Schulze, Heimatskünde. lg
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Bernhard_von_Galen Bernhard_von_Galen Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Sophie_Dorothee Karl_Philipp Karl Philipp Bernhard_von_Galen
Extrahierte Ortsnamen: Sparenberg Sparenberg Schweden Bielefeld Frankreich Frankreich Frankreich Italien Bielefeld
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Stadt und der Abtei Streit über gegenseitige Rechte, welche durch
die Reformation, der Höxter, 1533 durch den evangelischen Predi-
ger Johann Winnigstedt angeregt, eisrig beitrat, neuen Zündstoff
dem eifrig katholischen Stifte gegenüber erhielt. Der lang verhal-
tene Haß brach im Jahre 1600 in blutige Tätlichkeiten aus, und
die Abtei wurde sogar von den Bürgern belagert und beschossen.
Wie die Lage Höxters an einer Haupthandelsstraße und seine
Brücke über die Weser die Stadt blühend gemacht hatte, so diente
derselbe Umstand später dazu, nicht endende Kriegsdrangsale über
sie zu bringen. Früher wiederholt Werbeplatz für deutsche Lands-
knechte, die mau dem Dienste der Ligue iu den französischen Reli-
gionskriegen und Karl Ix. gewinnen wollte, ward sie im dreißig-
jährigen Kriege nach einander von allen streitenden Parteien und
Völkern genommen und gebrandschatzt; der tolle Christian von
Braunschweig kam zuerst mit seinem Heerhausen von 10 000 Mann,
den er angeworben hatte ohne mehr als zehn Thaler in seiner
Tasche, dann zweimal Tilly, und nach einander Dänen, Schweden,
Hessen; 'endlich stürmten am 13. April 1634 die Kaiserlichen den
Ort und hausten so, daß nur dreißig Bürger aus dem „Blutbad
von Höxter" das Leben gerettet haben sollen; 1673 war Höxter
Turennes Hauptquartier.
Von den Bauwerken Höxters sind nur die Kilianskirche mit
zwei schlanken romanischen Türmen aus dem 12. Jahrhundert, die
kleine, jetzt unbenutzte srühgotische Minoritenkirche, das Tillyhaus
mit reichem Schnitzwerk und das hübsche alte Corvey-Thor zu er-
wähnen.
Eine schnurgerade Kastanien-Allee sührt zu der 1/2 Stunde
entfernten uns schon bekannten Abtei Corvey. Dort be-
sehen wir uns den großen Saal der Abtei mit seinen Fresken ans
der biblischen Geschichte und den Kaiserbildern, die fünfzehn Bib-
liothekssäle, die zwar nicht mit der alten Klosterbücherei gefüllt
sind, die ins Provinzialarchiv und nach Berlin überführt wurden,
wohl aber mit Mahagoni-Schränken, die viele 1000 Bände enthalten,
die aus den letzten 2 Jahrhunderten stammen und vom Landgrafen
Hessen-Rotenburg gestiftet sind. Verwalter dieser Bibliothek war
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Winnigstedt Johann Karl_Ix Karl Christian_von
Braunschweig Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Hessen Corvey Berlin Hessen-Rotenburg