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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 81

1904 - Cöthen : Schulze
\ — 81 — nehmen; sie begann Verhandlungen mit Friedrich. In Teschen (1779) kam unter Vermittelung Frankreichs und Rußlands der Friede zustande. Österreich bekam das Jnnviertel und trat dafür an Bayern ein in Schwaben gelegenes österreichisches Gebiet ab (Mindelheim). Preußen wurde die Erwerbung von Ansbach und Baireuth für den Fall verbürgt, daß die Hohenzollern in diesen Markgrafschaften ausstürben. Für Preußen hatte die ganze Sache noch den Erfolg, daß es sich Zutrauen in Deutschland verschaffte, als der Beschützer der deutschen Staaten gegen das Haus Habsburg. Freilich hatte man dem Auslande wieder einmal Gelegenheit "gegeben, in den deutschen Angelegenheiten zu vermitteln. — Nach dem Tode Maria Theresias (1780) nahm Joseph Ii. Astenbund noch einmal die bayrischen Pläne auf. Er dachte an einen Aus- (1785i) tausch Bayerns gegen die österreichischen Niederlande (1784). Dieses Mal war Rußland, dem sich Joseph Ii. in dessen Balkan-planen nachgiebig erwiesen hatte, gewonnen worden. Der russische Gesandte verlangte von Karl von Psalz-Zweibrücken, in die Abtretung Bayerns an Österreich zu willigen. Doch dieser weigerte sich. Er wandte sich an Friedrich Ii. um Schutz. Da Joseph Frankreichs Zustimmung nicht erlangen konnte, gab er (Jan. 1785) seine Pläne auf. Um ähnlichen habsburgifchen Gelüsten für die Zukunft vorzubeugen, schloß Preußen mit Kursachsen und Hannover den „Deutschen Fürftenbund". Andere Fürsten traten bei, unter ihnen auch der Erzbischof von Mainz. Zweck dieses Bundes war, den Besitzstand gegen jeden Eingriff zu wahren. Es war der letzte große Erfolg der fridericianischen Politik; zugleich ein Vermächtnis des großen Königs an seine Nachfolger. — Wie einstens fein Vater, so war auch Joseph Ii. von Maria Theresia zum Mitregenten in Österreich angenommen. Sie ließ g»««1 ihm jedoch nur eine beschränkte Teilnahme an der Regierung. Erst nach ihrem Tode ist er in den österreichischen Landen selbständig geworden. Das deutsche Kaisertum war schon längst zum leeren Namen geworden; Joseph Ii. griff als deutscher Kaiser noch einmal zu einer Reichsreform, zur Verbesserung des Reichskammergerichts; doch die 1767 eingesetzte Visitationsdeputation löste sich 1776 unverrichteter Dinge wieder auf. Das Ziel der österreichischen Politik Josephs Ii. war, fein Volk zu beglücken. Sein großes Arndt, Quellensätze. (Blume, Quellensätze Iv). 6

2. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 65

1904 - Cöthen : Schulze
— 65 — Rheine und in Italien geführt. Stanislaus hielt sich eine Zeitlang in Danzig; die Stadt mußte sich den Russen und Sachsen ergeben; ganz Polen wurde von den letzteren besetzt. Aber am Rhein verlief die Sache anders: hier nahmen die Franzosen Lothringen (1733), auch Kehl, Trier, Philippsburg, das Prinz Eugen vergebens zu entsetzen suchte. Und auch in Italien waren die Franzosen und ihre Verbündeten siegreich. So bequemte sich Österreich zu dem ungünstigen Frieden von Wien (1735), dem später auch seine Verbündeten beitraten: Friedrich August von Sachsen bekam Polen als König August I1l; Lesczynski Lothringen mit der Bestimmung, daß dieses Land nach seinem Tode an Frankreich fallen sollte; im Jahre 1766 wurde denn auch Lothringen französisch, ein schmerzlicher Verlust für das Reich; Franz Stephan von Lothringen, der sich später mit Maria Theresia vermählte, sollte nach dem Aussterben der Mediceer in Toskana dieses Land erhalten; für Spanien wurde aus den im Frieden von Rastatt (1714) an Österreich gekommenen italienischen Besitzungen, Neapel und Sizilien, eine Sekundo-genitur geschaffen; Sardinien erhielt einen Teil der österreichischen Lombardei; Parma und Piacenza fielen an Habsburg; die pragmatische Sanktion wurde von Frankreich anerkannt. Um dieses letzte Ziel drehte sich Karls Vi. ganze Politik. Im Jahre 1713 verordnete der Kaiser in der pragmatischen Sanktion, daß im Falle des Erlöschens der männlichen Linie der Habsburger zunächst seine Töchter und ihre Nachkommen die gesamten habsburgischen Länder erben und daß erst nach dem Abgange dieser Linie Josephs I. Töchter erbberechtigt werden sollten. Leopold I. hatte einstens umgekehrt für denselben Fall den Töchtern Josephs I. vor denen seines zweiten Sohnes in seinem Testamente den Vorzug gegeben. Die Frage wurde brennend, als im Jahre 1716 Karls Vi. einziger Sohn starb. Es galt, die Anerkennung der Mächte für die neue Erbfolgeordnung zu gewinnen. Mannigfaltig wechselten die Verträge in dieser Angelegenheit. So trat z. B. Preußen, das 1725 mit Frankreich und England gegen die Sanktion ein Bündnis geschlossen, im Vertrage von Wusterhausen (1726) auf die Seite des Kaisers, gegen das Versprechen feiner Hilfe in der jülich-bergifchen Frage. Es gelang allmählich dem Kaiser, die Zustimmung der maßgebenden Mächte zu erlangen, so Englands, Spaniens, Hollands, des Reiches (außer Bayern) Krnbt, Ouellensätze. (Blume, Quellensätzi Iv).

3. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 68

1904 - Cöthen : Schulze
— 68 — die Schlacht schon aufgegeben und das Schlachtfeld verlassen, aber Schwerin gewann mit der Infanterie doch noch den Sieg. Balk kam Österreich in noch größere Not. chifth^Erb- Kurfürst von Bayern verband sich zu Nymphenburg. (1742-45 (Mai 1741) mit Spanien, das ebenfalls Anspruch auf die habs-l48|)- burgischen Lande erhob. Auch Frankreich, mit dem sich Preußen und Sachsen verbanden, trat auf Bayerns Seite. Ein bayrischfranzösisches Heer ging die Donau abwärts (Sept. 1741). Die Franzosen rieten zu einer Abschwenkung nack Böhmen. Prag wurde genommen. Auch ein sächsisches Heer fiel in Böhmen ein. Karl Albert wurde König der Böhmen (Dezember 1741). Darauf ging der Kurfürst nach Frankfurt und wurde in einstimmiger Wahl sä“/vir Zum Kaiser gewählt (12. Febr. 1742). So war denn endlich (i742-i745.)e|nmai die Reihe der habsburgischen Kaiser unterbrochen, nachdem drei Jahrhunderte hindurch nur Habsburger auf dem deutschen Kaiserthron gesessen. Friedrich Ii. hatte nur vorübergehend in einem Vertrage zu Klein-Schnellendorf (bei Neiße) mit Österreich über Schlesien sich verständigt (Okt. 1741). Er dachte ernstlich an eine gründliche Umgestaltung des alternden Reiches, an eine Säkularisation der geistlichen Länder, an Verstärkung Bayerns durch österreichische Gebiete, an eine dauernde Schwächung der Habsburger. An dem Mißlingen dieser Pläne hat hauptsächlich Karls Vii. Unfähigkeit schuld gehabt. Maria Theresia war inzwischen nicht untätig gewesen. Sie hatte die Ungarn zu begeistern verstanden; im Juni 1741 wurde sie in Preßburg zur Königin von Ungarn erhoben. Ein aus dem Völkergemisch der österreichischungarischen Lande zusammengesetztes Heer zog die Donau hinauf^ an demselben Tage, da Karl Albert die Kaiserkrone in Frankfurt empfing, wurde seine Hauptstadt von den Feinden besetzt. Friedrich 11. kam den Bayern durch einen Vorstoß nach Mähren zu Hilfe; doch wich er vor Karl von Lothringen nach Böhmen zurück. Der Sieg der Preußen bei Czaslau und Chotusitz (Mai 1742) bewog Maria Theresia, im Frieden von Berlin Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft Glatz an Friedrich abzutreten. Der erste schlesische Krieg war zu Ende. Nun wurde es der Königin leichter, ihre übrigen Feinde zu besiegen. In Böhmen und in Bayern, wo die Hauptstadt München wieder verloren gegangen war, siegten ihre Heere. England und Holland schlossen sich an Österreich an; sie

4. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 69

1904 - Cöthen : Schulze
— 69 — stellten die „pragmatische Armee" auf. Georg Ii. von Hannover-England erfocht im Juni 1743 bei Dettingen einen Sieg, infolgedessen die Franzosen über den Rhein zurückgehen mußten. Auch in Oberitalien bekamen die Österreicher über Franzosen und Spanier die Oberhand. Die Wormser Verträge (Ende 1743) zwischen Österreich, England, Sardinien und Sachsen sicherten Maria Theresia ihren alten Besitzstand. So mußte Friedrich Ii. um Schlesien besorgt werden. Der zweite schlesische Krieg nahm seinen Anfang. Preußen verbündete sich mit Frankreich und einigen Reichsständen.^^e^. ^ Im August 1744 fiel Friedrich in Böhmen ein. Er näherte sich der böhmisch-bayerischen Grenze. Doch Österreicher und Sachsen kamen ihm in den Rücken. So ging er nach Schlesien zurück. Auch Prag ging wieder verloren. Ja Maria Theresia verbündete sich mit England, Holland und Sachsen zu einer Austeilung der Preußischen Länder. Der Bayern wurde sie entledigt durch den im Januar 1745 erfolgenden Tod Karl Alberts, dessen Sohn Max Joseph den Frieden von Füssen schloß (April 1745), worin ■er die pragmatische Sanktion und das Kaisertum Franz Stephans anerkannte, der dann auch im September von der Mehrzahl der Kurfürsten gewählt wurde. Doch blieben die Waffen der Preußen siegreich. In der Nähe von Striegau, bei Hohenfriedberg int1745"1765-) Schlesien, erlitten die Österreicher eine Niederlage (Juni 1745); infolge dieses Sieges konnte Friedrich wieder in Böhmen einrücken. Bei Soor (September 1745) erwehrten sich die Preußen wiederum der sie bedrängenden Österreicher; und als Leopold von Dessau bei Kesselsdorf (Dezember 1745) ein österreichisches - sächsisches Heer, das seinen Weg nach Brandenburg nehmen wollte, geschlagen hatte, kam noch vor Schluß des Jahres der Friede von Dresden zustande! Schlesien blieb preußisch; Franz I. wurde von Friedrich anerkannt. Der österreichische Erbfolgekrieg war mit dem Frieden von Füffen noch nicht zu Ende. In Oberitalien und in Belgien wurde weiter gekämpft, hier zumeist zugunsten der Franzosen, dort zugunsten der Österreicher. Erst im Mai 1748 wurde der Frieden Zu Aachen zwischen Frankreich, England und Holland geschlossen; Österreich, Spanien und Sardinien traten später bei. Nur wenige Veränderungen wurden getroffen; die pragmatische Sanktion wurde anerkannt, ebenso Franz I. als deutscher Kaiser.

5. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 166

1904 - Cöthen : Schulze
— 166 — erflärung gegen Bayern im spanischen Erbfolgekriege verhalf der Rubolfinischen Linie des Hauses Wittelsbach wieber zu ihrem alten Erzamte, und Kur-Braunschweig erhielt nun das Erzschatzmeister-amt, nachbem ihm vorher schon einmal vom Kaiser das Erz-Banner-Amt versprochen worben war. Als dann aber Kur-Bayern wieber zu Ehren kam, ging das Erztruchseßamt an bieses Haus zurück, und die Pfalz begehrte wieber ihr Erzschatzmeisteramt. Da der Vorschlag, Kur-Braunschweig das Erz-Stallmeister- ober Erz-Postmeister-Amt zu geben, auf Wiberstanb stieß, so behielt der Kurfürst von Braunschweig den Titel eines Erz-Schatz-Meisters; boch sehen wir 1764 Kurpfalz in Wirklichkeit die Verrichtungen bieses Amtes ausüben. Kur-Braunschweig ist nie in den Besitz eines neuen Erzamtes gelangt. — Unter den alten, weltlichen Erzämtern ist das Marschalls-Amt im 17. und 18. Jahrhundert besonbers in Funktion getreten. Der Erbmarschall besorgte im Namen des Erzmarschalls Quartier für die zum Reichstage nach Regensburg kommenben reichsstänbischen Gesanbten; auch ließ er über der Wohnung eines jeben Reichsstanbes zu Regensburg eine Tafel mit dem Namen des Betreffenben anbringen. Die Gesanbten unterstanben dem Schutze und der Gerichtsbarkeit des Erbmarschalls. Neue Reichstagsmitglieber hatte dieser mit Hilfe des Reichsquartiermeisters in die Versammlung einzuführen und ihnen ihren Sitz anzuweisen. Zu den Reichstagssitzungen hatte er, nach vorhergehenber Benachrichtigung durch Kur-Mainz, jebem Gesanbten „zu Rat anzusagen". Bei Reichs- und Wahltagen besorgt er die Polizei- und Tax-Orbnung (bezüglich der Verbrauchsgegenstänbe der Gesanbten und ihres Gefolges), worüber es freilich oft zu Reibereien mit den stäbtischen Behörben kam, ähnlich wie bei der Ausübung der Jurisbiktion. Bei Wahl- und Krönungstagen muß er für Unterbringung der Fremben sorgen. — Von den geistlichen Erz-Ämtern hat der Kurfürst von Mainz als Erzkanzler in Germanien immer mehr Arbeit und baburch auch immer größere Bebeutung erlangt. Er führte das Reichs-Direktorium auf den Reichstagen; bei ihm werben die Beglaubigungen der Reichstags-®efanbten eingereicht; von dem Reichs-Direktorium müssen die Reichstagsbeschlüsse rebigiert werben. Bebenken der Stäube aus den Reichsversammlungen werben bei Kur-Mainz angebracht, das bieselbeu benn auch zur Proposition

6. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 78

1904 - Cöthen : Schulze
— 78 — Maria Theresias innere Politik. Die erste Teilung Polens (1772.) Die gelehrten Männer, die ihn in Sanssouci umgaben, waren zumeist Ausländer. In den letzten Jahren des Königs wurde es stiller und stiller um den Philosophen von Sanssouci. Seine Freunde sanken vor ihm ins Grab. Das Gefühl der Vereinsamung kam über ihn. Doch bis in seine letzten Tage war er in rastloser Arbeit der erste Diener seines Volkes. — Auch Maria Theresia erwies sich als weise Regentin. Sie arbeitete sich selbst mit Verständnis in die Geschäfte der Staatsverwaltung ein. Ihr verdanken die österreichischen Länder ihre Staatseinheit. Ungarn blieb selbständig; als die Königin im Jahre 1741 hilfesuchend zu den Ungarn gekommen war, hatte sie ihnen Selbständigkeit versprochen. Die Verwaltungseinheit in den österreichischen Landen wurde durch Neuordnung des Behördenwesens und durch Einschränkung des ständischen Regiments erreicht. Das Finanzwesen, das sehr im argen lag, wurde geordnet; neue Einnahmequellen wurden erschlossen, die bisher von der Steuer befreiten Stände zur Besteuerung mitherangezogen. Ein einheitliches Gesetzbuch wurde wenigstens für das Gebiet des Strafrechts erlassen (1768); die Folter (1776) abgeschafft. Das Heerwesen wurde ebenfalls wesentlich verbessert; der Einfluß der Stände auf das Militär gebrochen; Kadettenhäuser entstanden; das Heer wurde stark vermehrt. Der Handel wurde durch allerlei Einrichtungen gehoben (Börse, Oberkommerzienrat, gute Straßen und Posten); die Industrie namentlich in Böhmen und Mähren kräftig gefördert. Die Frondienste der Bauern wurden erleichtert. Auf kirchlichem Gebiete behauptete der Staat sein Aufsichtsrecht; auch wurden manche Gesetze gegeben, die der Kurie nicht angenehm waren, so wurde z. B. die Verhängung des Kirchenbannes von der Zustimmung des Staates abhängig gemacht. Doch blieb Maria Theresia eine überzeugte, eifrige Katholikin, unduldsam gegen Evangelische. Unter der Regierung dieser Fürstin kam auch die Volksschule in Österreich empor; ja sie ist die eigentliche Gründerin derselben; der tüchtige Abt Felbiger stand ihr hierbei zur Seite (Schulordnung von 1774). — Eine neue Erwerbung machte Friedrich der Große mitten im Frieden. In Polen hatte der Adel das Regiment an sich gerissen. Das Wahlkönigtum war ganz von dem Reichstage abhängig; der Reichstag selbst infolge des liberum veto unfruchtbar. In der Verwaltung herrschte arge Mißwirtschaft; die Finanzen waren in

7. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 79

1904 - Cöthen : Schulze
— 79 — völliger Unordnung) das Heer nur klein an Zahl und wenig brauchbar; der Bauernstand leibeigen und geknechtet. Die „Dissidenten" (Evangelische und Griechisch-Katholische) wurden unterdrückt (Thorner Blutbad 1724). So war das polnische Reich nicht lebensfähig und mußte früher oder später eine Beute seiner Nachbarn werden. Polens Schwäche war auch im siebenjährigen Kriege offenbar geworden, da Rußland das neutrale Land wie eine russische Provinz und als Operationsbasis benutzte. In der Zeit nach dem dritten schlesischen Kriege strebte die russische Kaiserin Katharina Ii., eine Prinzessin von Anhalt-Zerbst, nach Ausbreitung der russischen Herrschaft. Eine Eroberung Polens durch Rußland bedeutete für Preußen, besonders für Ostpreußen, eine große Gefahr. Nach dem Tode Augusts Iii. von Polen (1763) schloß Friedrich mit Katharina einen Vertrag (1764), wonach sie in Polen die Einsetzung eines polnischen Königs und Duldung der Dissidenten betreiben wollten. Auf Katharinas Veranlassung, die ihren Einfluß in dem Nachbarreiche immer mehr ausbreitete, wurde Stanislaus Poniatowski (Sept. 1764) zum Könige in Polen erhoben. Innere Bürgerkriege zwischen zwei Adelskonsöderationen verwüsteten in den nächsten Jahren das Land; Rußland nahm Partei in denselben. Gelegentlich dieser Wirren wurde ein türkischer Grenzort von den Russen verbrannt. Darüber kam es zum Kriege zwischen Rußland und der Türkei. Die Türken wünschten ebenso wie Österreich die Erhaltung Polens. Eine Bereicherung Rußlands auf Kosten der Türkei war für Österreich wiederum höchst gefährlich; Rußlands Erfolge ließen in Österreich den Entschluß eines Krieges entstehen. So drohte ein russisch-österreichischer Krieg auszubrechen. Da tauchte der Gedanke einer Teilung Polens auf; statt auf Kosten der Türkei sollte sich Katharina durch polnisches Gebiet bereichern. Im Februar 1769 erließ Friedrich an die Zarin eine diesbezügliche Aufforderung; ohne Erfolg. Nun fetzte sich Preußen mit Österreich ins Einvernehmen; im August 1769 fand eine Zusammenkunft Josephs Ii. von Österreich und Friedrichs Ii. in Neiße statt. Beide Fürsten verpflichteten sich, sich in keinen europäischen Krieg einzulassen. Der weitere Fortschritt der russischen Waffen veranlaßte dann die beiden Mächte, in Petersburg wegen des Friedens vorstellig zu werden (1770). Wodurch aber schließlich Katharina dem Gedanken einer Teilung Polens nahezutreten bewogen wurde.

8. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 80

1904 - Cöthen : Schulze
— 80 — War der Umstand, daß Österreich mit der Besetzung polnische» Gebietes wirklich den Anfang machte, und daß auch Preußen Elbing nahm. Unter Verzicht auf die Erwerbung der Donau-sürstentümer (Walachei und Moldau) bekam Rußland in dieser ersten Teilung den Löwenanteil, Weißrußland jenseits der Düna und des Dnjeprs; Österreich nahm Galizien und Lodomerien; Preußen erhielt Westpreußen außer Danzig und Thorn und den Netzedistrikt (177*2). So war die Verbindung zwischen Pommern und Ostpreußen hergestellt; von nun an nannte sich Friedrich Ii. König von Preußen. Es war altes deutsches Kolonialgebiet, das nun wieder einem deutschen Fürsten zufiel, einem Fürsten, der sich redlich bemühte, der neuen Erwerbung die Segnungen einer geordneten Staatsverwaltung zuteil werden zu lassen. Preußische Beamte machten der polnischen Wirtschaft ein Ende. Der Staat nahm die Landeskultur in die Hand (Kanal, Bruchurbarmachung, Straßenbau, Posten). Die Städte blühten auf. Handel und Gewerbe nahmen einen kräftigen Aufschwung. — Kaiser Franz I. war im Jahre 1765 gestorben. Sein Sohn *$n) Joseph, 1763 zum römischen Könige gewählt, folgte ihm im 3?fc$rn Jahre 1765. In seiner auswärtigen Politik verfolgte Joseph Ii. (i765-i79o.)Odr aßem die Erweiterung Österreichs durch Bayern. Hier starb Maximilian Joseph 1777, der letzte der bayerischen Wittelsbacher. Sein Erbe war Karl Theodor von der Pfalz, ein Pfalz-Sulzbacher. Dieser war kinderlos und ohne Interesse an Bayern. Er war Josephs Eroberungsplänen nicht abgeneigt; in einem Vertrage (1778-crhärte er sich bereit, dem Kaiser gegen spätere Austauschungen Teile von Bayern abzutreten. Sofort besetzte Österreich Teile von Niederbayern und die Oberpfalz. Doch Friedrich Ii. sicherte dem Erben Karl Theodors,dem Herzoge Karl vonzweibrücken,seine Unterstützung zu; auch verband sich Friedrich der Große mit Friedrich August 111. von Sachsen, der auf Grund verwandtschaftlicher Beziehungen zu Bayern die Allodien dieses Hauses beanspruchte. Zu Regensburg protestierte Pfalz-Zweibrücken, Brandenburg und Kursachsen gegen die Eroberungsgelüste der Habsburger. Doch der Kaiser ließ nicht ab von seinen Plänen. So rückte denn ein preußisches Heer unter Friedrich Ii. und ein zweites unter dem Prinzen Heinrich in Böhmen ein (1778). Zu größeren Taten kam es jedoch nicht. Maria Theresia war von Anfang an gegen das ganze Unter- i

9. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 55

1904 - Cöthen : Schulze
— 55 — Seemächte wünschten, um ihre Stellung zur See besorgt, am liebsten eine Teilung und schlossen auch dahingehende Verträge mit Ludwig Xiv. ab. Der kinderlose Karl Ii. hatte zuerst daran gedacht, einen Sohn des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern zum Universalerben einzusetzen; dieser war der Enkel des Kaiser^ Leopold I. und der zweiten Schwester Karls Ii.; ihr war das Erbrecht ausdrücklich gewährleistet, während Ludwigs Xiv. Gemahlin, wie schon beim ersten Raubkriege erwähnt, Verzicht geleistet hatte. Als jedoch jener bayrische Prinz starb (Febr. 1699), bestimmte der Erblasser ganz im Sinne der Spanier, um das Erbe nicht zu teilen, den Enkel Ludwigs Xiv., Philipp von Anjou zum Gesamterben. Der König von Frankreich erkannte das Testament an; der Kaiser verwarf es. Mit dem Kaiser verbanden sich England und Holland zur „großen Allianz" im September 1701; dabei wurde verabredet, daß Österreich Mailand, Neapel, Sicilien und Belgien, die beiden Seemächte das amerikanische Kolonialgebiet bekommen sollten. Auch dieses Mal war Wilhelm Iii. Ludwigs erklärter Feind; er verstand es, das englische Parlament zum Kriege gegen die Bourbonen zu bestimmen. England wurde auch dadurch von Ludwig gereizt, daß dieser Jakob Iii., den Sohn des 1688 gestürzten Jakob Ii., anerkannte, während das englische Parlament beschlossen hatte, daß nach dem ^ode der Prinzessin Anna (der Schwägerin Wilhelms Iii.), vorausgesetzt, daß diese ohne Kinder stürbe, das Haus Hannover in England zur Regierung kommen sollte; die Kursürstin Sophie von Hannover war nämlich die Tochter des Winterkönigs und der Elisabeth von England. Der Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg, eine Anzahl anderer Reichsstände namentlich am Rhein und in Oberdeutschland traten ebenfalls auf feite des Kaisers; im September 1702 wurde auch der Reichskrieg beschlossen. Bayern und Köln, wo damals noch der 1688 eingesetzte Bruder des Kursürsten von Bayern regierte, ließen sich durch Ludwig gewinnen1), Max Emanuel durch die Aussicht auf die belgische Königskrone und das deutsche Kaisertum; außerdem noch Viktor Amadeus von Savoyen, der Schwiegervater Philipps von Anjou, durch die Hoffnung aus den Erwerb des westlichen Mailand. Auch der Papst Klemens Xi. trat zu Frankreich i) Vgl. Sz. 18c., 18&, 69.

10. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 64

1904 - Cöthen : Schulze
— 64 — standes gingen Österreich, Frankreich, Holland und England die Quadrupelallianz (1718) ein: Spanien mußte sich mit der Aussicht auf Parma-Piacenza und Toskana begnügen; nach dem bald zu erwartenden Aussterben der dort regierenden Häuser sollten Philipps V. von Spanien Söhne zweiter Ehe diese Gebiete bekommen. Damals geschah auch der Umtausch Sardiniens und Siciliens zwischen Savoyen und Österreich. — Weniger günstig gestaltete sich der Türkenkrieg Rußlands und Österreichs in den Jahren 1735—1739. Rußland hatte mit der Türkei einen Krieg begonnen. Das damals mit Rußland verbündete Österreich griff in den Krieg mit ein; doch seine Unternehmungen waren unglücklich. Belgrad wurde von den Türken (1739) belagert. Schnell wurde der Frieden von Belgrad geschlossen. Das im Frieden von Passarowitz Eroberte ging fast ganz wieder verloren. Nur das Banat wurde behauptet. Für Österreich verlustvoll war auch der polnische Erbfolgekrieg (1733—1735). Friedrich August von Sachsen-Polen starb 1733. Um die polnische Krone seinem Hause zu erhalten, hatte der Kurfürst Friedrich August von Sachsen seinen Sohn, den Kurprinzen gleichen Namens, zur katholischen Kirche übertreten lassen. Doch der einst von Karl Xii. von Schweden zum Könige von Polen erhobene Stanislaus Lesczynski, der Schwiegervater Ludwigs Xv. von Frankreich, wurde gewählt. Nachher wurde freilich von der Gegenpartei die Wahl Friedrich Augusts von Sachsen mit Hilfe Rußlands durchgesetzt. Die polnische Erbfolgefrage teilte ganz Europa in zwei Hälften, nur die Seemächte blieben unbeteiligt. Auf die Seite Lesczynskis trat Frankreich, Spanien und Savoyen-Sardinien; auf die Seite seines Gegenkandidaten Österreich (das sich dafür von Sachsen die Anerkennung der „pragmatischen Sanktion", d. H. die Zustimmung zur Nachfolge der Maria Theresia, der Tochter Karls Vi., in Österreich versprechen ließ), das Reich (doch schlossen sich einige Reichsstände, so auch Bayern und Köln, aus), Rußland, dem Sachsen bezüglich Livlands und Kurlands Zusagen machen mußte. Friedrich Wilhelm I. von Preußen war erbötig, gegen bindende Verpflichtungen des Kaisers in der bergischen Frage mit einer über sein Reichskontingent hinausgehenden besonderen Hilfe den Verbündeten beizutreten; doch sträubte sich der Kaiser dagegen. Der Krieg wurde im Osten, am
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