Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 53 —
Wandern wir von Dortmund aus in den nördlichen Teil
des Landkreises Dortmund, so kommen wir nach dem Kirch-
dorfe Brechten. Hier soll im Jahre 1254 eine große Schlacht
stattgefunden haben zwischen dem Erzbischof von Köln und
den Bischöfen von Paderborn und Osnabrück. Es wurden
so viele getötet, daß die Leichen auf dem Kirchhofe nicht alle
bestattet werden konnten. Dadurch soll auch der Kirchhof die
auffallende Erhöhung über die umliegende Gegend erhalten
haben. Von Brechten führt uns der Weg nach Lünen. Der
Name der Stadt soll von der Göttin Luua herrühren. Im
Jahre 1672 zog der Bischof Bernhard von Münster vor
Lünen, um die Stadt einzunehmen. Die Bürger leisteten aber
tapferen Widerstand und wagten es sogar, des Bischofs zu
spotten. Dieser verdoppelte darauf seine Mannschaft, brach
mit Sturm in die Stadt und gab seinen Soldaten Befehl, die-
selbe mit Feuer und Schwert zu verwüsten und der Erde gleich
zu machen. Vergeblich flehten die Bürger um Schonung ihres
Eigentums, vergeblich demütigten sich selbst die Vornehmsten
und gelobten dem Bischöfe ewigen Gehorsam, er blieb unerbittlich
und beharrte in seinem Vorsatz, die Stadt gänzlich zu zerstören.
In dieser Not oersammelten sich endlich auch die Frauen
von Lünen, suchten zwölf von ihren Töchtern aus, kleideten
sie in weiße Gewänder, flochten Kränze in ihr Haar und
schickten sie zu dem Bischof. Die Jungfrauen fielen ihm zu
Füßen und sprachen mit Thränen in den Augen: „Herr, Du
hast den Untergang unserer Stadt beschlossen und willst uns
vertreiben aus den Wohnungen unserer Väter. Laß dich erbitten!
Blicke gnädig auf uns arme Waisen und verschließe nicht Dein
Herz unfern Thränen!" Diese Anrede wandelte den Zorn
des Bischofs in Mitleid; er hieß die Jungfrauen von dannen
gehen und verließ alsbald mit seiner Mannschaft die Stadt.
12. Der Kreis Damm.
Von Dortmund führt uns die Eisenbahn schnell nach
Hamm a. d. Lippe, 21829 Emw. Die Stadt liegt gerade
in der Mitte zwischen Münster und Arnsberg, von jeder der
beiden Städte 5 Meilen entfernt. Es befindet sich hier das
Oberlandesgericht der Provinz. Bei dem Dorfe Mark,
ungefähr eine Stunde von Hamm entfernt, befindet sich ein
.Hügel, auf welchem sich vor Zeiten die Burg Mark erhob.
Vor nahe 700 Jahren wurde dieselbe von den Grafen von
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 54 —
Altena erworben, welche sich nunmehr Grafen vo n der Mark
nannten und auch ihren großen Besitzungen den Namen Graf-
schaft Mark beilegten. Hamm wurde die Hauptstadt dersel-
den. Später trat die Stadt dem Bunde der Hansa bei. Es
sind hier große Eisengießereien, Fabriken für landwirtschaftliche
Geräte und chemische Produktenfabriken.
In der Mitte zwischen Dortmund und Hamm liegt das
Städtchen Camen, 4423 Eiuw. Es ist bekannt durch seinen
Handel mit Schinken und hat Papier- und Tabakfabriken,
Branntweinbrennereien und Bierbrauereien Merkenswert ist
noch der schiefe Turm der dortigen Kirche. Wandern wir
von hier aus auf der Chaussee nach Süden, so kommen wir
dicht vor Unna an der Saline Königsborn mit dem
Louisenbade vorbei. Unna, eine Stadt von 8500 Einw.,
hat Tabak- und Liqueurfabrikeu, eine Eisengießerei und in
der Nähe Kohlenzechen.
Hier sind wir mitten in der großen Ebene, dem Hell-
Wege, angekommen, der sich durch Fruchtbarkeit auszeichnet
und von Dortmund über Unna bis östlich von Soest hinzieht
und um den letzteren Ort die Soester Börde genannt wird.
Von Unna scheidend, sinden wir, unsere Wanderung nach
Süden fortsetzend, in Fröndenberg den letzten der in diesem
Kreise einladenden Punkte. Das einst so berühmte Kloster
Fröndenberg an der Ruhr ist von zwei Brüdern, Berthold
und Menrikus, ums Jahr 1214 auf dem Berge „Haßlei"
erbaut. Die Grafen von der Mark und die Herren von Ardey
statteten es aus. Berthold war Mönch des Klosters Scheda
im Münsterlande.
13. Der Kreis Soest.
Soest, 13 985 Einw., ist eine Stadt der Vergangenheit.
Ein prächtiges Denkmal altdeutscher Baukunst ist der Dom
oder die Münsterkirche, welche zu Anfang des 10. Jahrhunderts
von dem Erzbischofe Bruno von Köln im Bau begonnen wurde.
In derselben zeigt man in einem prachtvollen Kasten^ die
Gebeine des heiligen Patroklus. Ein anderes, wunderschönes
kirchliches Gebäude ist die neu restaurierte Kirche der heiligen
Jungfrau zur Wiesen, welche von einer Gräfin zum Dank für
die glückliche Rückkehr ihres Gemahls von den Kreuzzüaen
erbaut und 1343 geweiht sein soll. Das Schiff derselben
ruht auf acht schlanken Säulen und wird im Osten von drei
Chören geschlossen, von denen sich namentlich das mittelste
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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befinden. Daneben steht eine in der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts errichtete prachtvolle Kirche. Nördlich von Büren
liegt die zweite Stadt des Kreises: Salzkotten, mit einer Saline.
Nordöstlich von Büren, an der Alme, einem wilden, klaren
Gebirgsbache, erhebt sich die jetzt dem Verfalle nahe Wevels-
bürg. Wie die Sage meldet, soll Graf Friedrich der Streit-
bare den zuerst in Cappenberg gefangen gehaltenen heiligen
Norbert hier in den Kerker geworfen haben, weil derselbe
seinen Schwiegersohn, Graf Gottfried von Cappenberg, und
dessen Frau durch seine ernsten Bußpredigten veranlaßt hatte,
ins Kloster zu gehen. Man nennt das Burgverließ noch heute
das „Norbertloch". Eine andere Sage erzählt, daß Kurt
von Spiegel, Erbmarschall von Paderborn, als er einst
ohne Beute von der Jagd zur Wevelsburg zurückkehrte, im
Unmute einen Dachdecker vom Turme herunterschoß. Der
Bischof von Paderborn sprach das Todesurteil aus über den
Mörder. Kurt fiel durchbohrt von 7 Kugeln, deren Male
noch an den Wänden der Burg zu sehen sind.
4. Der Kreis Paderborn.
Der Kreis Paderborn umfaßt den nördlichen Teil der
westlichen Hälfte, welche durch das Eggegebirge gebildet wird.
Das ehemalige Bistum Paderborn ist schon gegründet
von Karl dem Großen. Der erste Bischof war Hathumar,
einer der verdientesten Meinwerk us, welcher, da er von dem
frommen Kaiser Heinrich Ii. und seiner Gemahlin Kuni-
guude eine Menge Schenkungen zu erhalten wußte, die Gren-
zen des Bistums erweiterte, Paderborn selbst vergrößerte, die
Schule daselbst zu großem .Ansehen brachte und Äildnng und
Wohlstand beförderte. Die Reichsuumittelbarkeit erhielt dieses
Bistum erst nach dem Sturze Heinrichs des Löwen. Durch
den Reichsdeputations-Hanptschlnß wurde das Bistum säku-
larisiert und Preußen übergeben, welches am 3. August 1802
Besitz von demselben ergriff.
Paderborn, 16 000 Einw., an der Pader gelegen, welche
an der Nordseite des Doms entspringt, ist eine alte Stadt.
Als Karl der Große die Sachsen für bezwungen ansah, hielt
er in Paderborn 777 einen Reichstag ab, auf welchem sich
eine große Anzahl Sachsen zur Huldigung und zur Taufe
einstellte. Auf diesem Reichstage erschienen ahch Gesandte
eines abgesetzten maurischen Statthalters vonsaragossa
in Spanien, um Karls Hilfe gegen den Khalifen von Cor-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Norbert Gottfried_von_Cappenberg Kurt
von_Spiegel Karl_dem_Großen Karl Heinrich_Ii Heinrich Heinrichs Heinrichs August Karl_der_Große Karl Karls
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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und von der Westerenger angeblich eine Vorstadt gewesen ist.
Der Ort, wo die Königsbnrg gestanden haben soll, wird noch
jetzt gezeigt, auch soll eine alte Mauer noch oon ihr her-
rühren. Die Burg wurde in den Kämpfen des 13. oder 14.
Jahrhunderts zerstört, und hernach verfiel auch die Stadt.
Noch aber steht die Kirche, die Wittekind gebaut haben soll
und in welcher er begraben ist. Vielleicht ist die erste Kirche
eine hölzerne gewesen, jedenfalls stammt aber der ältere.teil
der Kirche noch aus dem 9. oder 10. Jahrhundert. Über
die Entstehung der Kirche erzählt die Sage folgendes: Nach-
dem Wittekind Christ geworden, war er darauf bedacht, auch
seine Sachsen zum Christentum zu bekehren und ließ daher
viele Kapellen und Kirchen bauen. Besonders wollte er seine
Lieblingsörter Enger, Bünde und Vlotho durch schöne Gottes-
Häuser schmücken, darum befahl er, daß in jedem der drei
Orte eine Kirche gebaut werden sollte. Um die Baumeister
anzutreiben, sprach er: In der Kirche will ich begraben wer-
den, die zuerst fertig ist. Nun griff man in den drei Orten
das Werk freudig an. Tag und Nacht wurde gebaut. Aber
der Baumeister zu Enger, um am ersten fertig zu sein, hielt
sich genau an des Königs Wort. Er baute eine Kirche ohne
Turm und wurde somit eine Stunde früher fertig, als der
Baumeister zu Bünde. Der Turm, welchen man später zu
der Kirche baute, steht 10 Schritte von derselben entfernt.
Wittekind starb im Jahre 807. Ein einfacher Stein bezeich-
nete anfangs das Grab des Sachsenhelden. Kaiser Karl Iv.,
der im Jahre 1377 durch Westfalen reiste und auch Enger
besuchte, befahl, ihm ein steinernes Grabmal zu errichten.
Dies ist noch in der Kirche zu sehen, und auf ihm liegt der
Held in Lebensgröße in Stein gehauen, angethan mit fönig-
lichem Schmucke, das Szepter in der Hand. Die lateinische
Inschrift sagt, daß dies das Denkmal Wittekinds sei, des
tapfersten Herzogs der sächsischen Großen. Er habe hier ein
Stift, dem heil. Dionysius geweiht, zur Ehre des allmächtigen
Gottes gegründet und dasselbe mit Einkünften und Vorrechten
beschenkt. Er sei im Jahre 807 gestorben und habe seinen
Sohn Wingbert als Erben seines Reiches hinterlassen. Eine
Enkelin Wittekinds war Mathilde von Enger, die hier geboren
ist und Gemahlin Heinrichs des Finklers wurde. Als die
Wittekindsburg zerstört war, verlegten die Stiftsherren das
Stift und ihren Wohnsitz nach dem benachbarten Herford und
nahmen die Gebeine Wittekinds mit sich. Über 400 Jahre
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 72 —
bei der Feier haben, sich an dem Tage zu einer Mahlzeit
vereinigen sollen, zu der einem jeden (dem 1. Pfarrer, dem
Vogt samtmann^, Kantor, Küster und Rendanten der Armen-
lasse, 3 gute Groschen (0,375 Mark), 1 Schwarzbrot und
eine Wurst geliefert werden. —
Die dritte Stadt, welche zum Kreise Herford gehört, ist
Vlotho, 1580 Einw., ein freundlich an der Weser gelegener
gewerbthätiger Ort.
Nordwestlich von Vlotho, an der Werre, liegt das Dorf
Gohfeld, bei welchem am Tage der Schlacht bei Minden
auch der Erbprinz von Brauuschweig ein abgesondertes
französisches Corps schlug. Unweit des Dorfes, nach Men-
ninghüffen, liegt Beck, das Stammschloß der Herzöge von
Holstein-Beck. Westlich von Beck nimmt die Werre die Else
auf, an der Bünde, 1150 Einw., liegt. Es ist eine sehr alte
Stadt, die schon zur Zeit Karls des Großen erwähnt wird,
der hier eine Kapelle gründete. In neuester Zeit hat sich die
Stadt, namentlich seitdem sie mit Osnabrück durch die han-
noversche Eisenbahn verbunden ist, sehr erweitert, und der
Handel besonders mit Cigarren, die hier in großer Menge
fabriziert werden, ist sehr bedeutend.
Der Kreis Herford gehört zu den fruchtbarsten der ganzen
Provinz; die Hauptbeschäftigung der Einwohner ist daher auch
Ackerbau und Viehzucht.
9. Der Kreis Minden.
Der Kreis Minden ist der nordöstlichste der Provinz West-
salen. In dem Winkel, den die Werre bei ihrer Mündung
in die Wefer mit dieser bildet, liegt Rehme, ein sehr alter
Ort, schon zur Zeit Wittekinds gegründet. Die Sage erzählt:
Wittekind hatte drei Landhäuser; eins lag an der Schlucht
Porta Westfalika, das andere, die Babilönie, auf dem Weser-
gebirge, jenseits Lübbecke und das dritte auf der Landspitze,
welche die Werre bei der Mündung bildet, wo das Dorf
Rehme liegt. Als Wittekind 784 von Karl dem Großen ge-
schlagen war, hielt er sich vorzugsweise auf diesen Schlössern
auf. Seinem Pferde ließ er die Hufeisen verkehrt unter-
schlagen, um die Feinde zu täuschen, wenn er von einem Orte
nach dem andern ritt. Andere Nachrichten sagen, ums Jahr
776 sei der Erzbischof von Köln, Hildegarius, ins Sachsenland
gezogen, um den Sachsen das Evangelium zu verkündigen
Er kam bis Nehme. Hier wurde er von den Sachsen über-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Beck Karls Karl_dem_Großen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Herford Vlotho Vlotho Dorf
Gohfeld Minden Herford Minden Minden Porta_Westfalika Hildegarius Sachsenland Sachsen Sachsen
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Regionen (OPAC): Westfalen
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 78 —
liegen die Kreise: Beckum, Lüdinghausen und Reckling-
Hausen; im nordwestlichen Teile: Borken, Ahaus, Stein-
furt und Tecklenburg: im mittleren Teile: Warendorf,
Münster (Stadt- und Landkreis) und Coesfeld.
1. Der Kreis Heckum.
Ist die Lippe unweit Lippstadt zwischen die Regiernngs-
bezirke Arnsberg und Münster getreten, so erreicht dieselbe
nach ein paar stunden das Dorf Herzfeld, in dessen alter
Kirche die hl. Ida, welche der Sage nach aus dem Geschlechte
Pipius stammt, ruht. Sie war die Pflegerin des mächtigen
Grasen Egbert, eines Neffen Wittekinds, als derselbe im
Frankenlande erkrankte, wohin er Karl dem Großen gefolgt
war. Nachdem er genesen, führte er Ida mit des Kaisers
Bewilligung als seine Gemahlin in seine sächsischen Gaue auf
die Egertsburg an der Lippe. Hier träumte der frommen
Frau, daß sie eine Kirche bauen solle, um in derselben dem
Herrn zu dienen und nach ihrem Tode mit ihrem Gemahl
zu ruhu. Sogleich wurde mit dem Baue des Gotteshauses
begonnen, wozu ein zahmer Hirsch die Steine vom jenseitigen
Ufer der Lippe herbeitrug. Als die Kirche vollendet war,
bauten sich die Unterthanen Egberts rings um sie her an. Es
entstand allmählich ein Dorf, welches erst Hirschberg genannt
wurde und jetzt Herzfeld heißt.
Zwei Meilen nordöstlich von Herzfeld liegt das von Karl
dem Großen gegründete Kloster ^Hesborn. In demselben
lebte im 15. Jahrhundert ein Mönch, welcher wegen seiner
Tüchtigkeit als Maler der „Liesborner Meister" genannt
wurde; er schmückte fünf Altäre der dortigen Klosterkirche mit
seinen Gemälden. Von Liesborn geht unser Weg in nörd-
licher Richtung über die kleinen, fruchtbaren Anhöhen von
Wadersloh die schön bewaldeten Strombergschen Höhen
hinan. Bei dem Marktflecken Stromberg sehen wir die
Ruinen einer gleichnamigen Burg.
In einer Stunde erreichen wir die Stadt Olde. Durch
die Köln-Mindener Eisenbahn wird sie mit der Stadt Ahlen
verbunden, während zwischen diesen beiden Städten Beckum,
3340 Einw., V2 Meile südlich von der Bahn entsernt, liegt.
Iv2 Meile nördlich von Ahlen liegt die Stadt Sendenhorst.
Der waldreiche Kreis hat größtenteils Thon - und Lehm-
boden, unter dem sich bis zu einem Drittteile der ganzen
Kreisfläche Kalklager ausbreiten. Es befinden sich daher in
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Extrahierte Personennamen: Herzfeld Egbert Karl_dem_Großen Karl Ida Herzfeld Herzfeld Karl Karl Wadersloh Stromberg
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— 83 —
Rache. Sie fand bei ihrem in der Nähe haltenden Geliebten,
dem Grafen von Steinfurt, Schutz, der sie bald als Gemahlin
in seine Burg einführte. In der Nähe von Ottenstein liegt
das Dorf Wessum mit seinen Kalköfen; von hier gelangt
man in einer Stunde nach der Kreisstadt.
Ahaus, 1740 Einw., an der in der Nähe des Vlutfeldes
entspringenden Aa. Das fürstliche Residenzschloß, welches dem
Fürsten von Salm-Kyburg gehörte, wurde verkauft. In dem
einen Flügel des Schlosses befindet sich jetzt eine Tabaksfabrik.
Auf der Heidefläche zwischen Ahaus und Heck erblickt
man in einem Kreise eine Menge Hügel. Viele Urnen (Thon-
töpfe) mit Asche, die man hier gefunden, lassen schließen, daß
hier ein Leichenverbrennungsort der Heiden jener Gegend
gewesen sein muß.
Im Norden dieses Kreises liegt die Industriestadt Gro-
nau. Die Eisenbahnen: Dortmund-Gronau und Münster-
Gronau gehen von hier nach Enschede ins holländische Gebiet.
6. Der Kreis Steinfurt.
Die Grasschaft Steinfurt, jetzt im Besitze des Fürsten von
Bentheim-Bentheim, gehörte in alter Zeit einem sächsischen
Geschlechte, den Edelen von Stenvarde, die auch Edelvogte des
Klosters St. Moritz in Münster waren. Das Geschlecht er-
langte mit dem Grafen Ludolf Viii. seine höchste Blüte, starb
mit ihm aber zu Anfang des 15. Jahrhunderts aus und die
Tochter Ludolfs, Mechtildis, brachte durch ihre Vermählung
mit dem Grafen von Bentheim diesem Hause die Grafschaft
Steinfurt zu.
Stcinfurt (Burgsteinfurt), 4220 Einw., Residenz des
Standesherrn Bentheim-Bentheim, hat mehrere Baum-
Wollspinnereien, Färbereien, Tabaks- und Essigfabriken. Ferner
ein fürstliches Residenzschloß mit einer schönen Sammlung
sehenswerter Gegenstände aus allen Erdteilen und einem
prächtigen, sich eine Stunde weit erstreckenden Park.
Das Städtchen Horstmar, südlich von Steinfurt, war
ehemals die Residenz eines Grafengeschlechts, aus welchem als
letzter Sproffe der durch ftine während des 3. Kreuzzuges
bewiesene Tapferkeit und Frömmigkeit bekannte Graf Bern-
hard, genannt „westf. Löwenherz", hervorging.
Rheine, 4960 Einw., an beiden Seiten der hier bereits
schiffbaren Ems und Residenz des Standesherrn, Herzogs von
Looz-Corswaren, hat 5 Kirchen und Kapellen, ein herzogliches
6*
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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— 87 —
Der nördliche Teil dieses Kreises ist ein Bild der Ein-
förmigkeit und Einsamkeit: große Moore und Heideflächen
mit mehreren kleinen Seen, unter andern das hl. Meer.
Dies sind einige Wasseransammlungen, die wie es heißt,
weder Schiffe noch Holz auf sich schwimmen lassen. Denn
hier hat der Sage nach ein reiches Kloster gestanden, in
dem es aber nicht geistlich, sondern sehr weltlich, ohne
Zucht und Ordnung zuging. Da ist es durch den Zorn
des Himmels in einer grausen Wetternacht untergegangen
und ein klarer See an dessen Stelle getreten, so klar und
hell, daß man zuweilen des Klosters Türme noch in demsel-
den sieht.
8. Der Areis Varendorf.
Dieser Kreis mit seinen großen Heide- und Moorflächen
hat nur eine Stadt. Warendorf, 4817 Einw, eine alte,
aber gut gebaute Stadt am linken Ufer der Ems, ist seit
vielen Jahren der Sitz einer beträchtlichen Leinwandfabrikation,
sowie des damit verbundenen Leinenhandels, hat ferner Baum-
Wollwebereien, Färbereien, Tuch- und Tabaksfabriken. Auch
ist hier vom Staate eine Anstalt zur Zucht trefflicher
Pferde begründet worden. Außerdem hat Warendorf ein
kath. Lehrerseminar mit einer Taubstummenanstalt.
9. Der Kreis Münster. (Stadt- und Landkreis.)
Münster, 40429 Einw., die Hauptstadt unserer Provinz,
liegt am Flüßchen Aa, in einer durchaus ebenen Gegend, die
teils aus fruchtbaren Fluren, teils aus ausgedehnten Heide-
strecken besteht. Die Stadt soll schon im 6. Jahrhundert
entstanden sein. Das Bistum stiftete Karl der Große, nach-
dem schon vorher St. Suibertus das Wort Gottes in
dieser Gegend verkündet hatte.
Die hohen Mauern der Stadt Münster, hinter denen
einst die Wiedertäufer ihr Wesen trieben, sind längst
niedergelegt; die Wälle sind in schöne, schattige Spaziergänge
oder Promenaden umgewandelt. Dennoch erblickt unser Auge
manchen Punkt, der uns an längst vergangene Zeiten er-
innert und dem ehrwürdigen Altertume angehört. Hoch oben
amlambertiturm, der jetzt abgebrochen ist, hingen die eisernen
Käfige mit den Gebeinen der Rädelsführer unter den Wieder-
täufern: Johann von Lehden, Knipperdolling und Krechting. Um
den Markt ziehen sich hohe Giebelhäuser mit langen Säulen-
gangen, an deren Innenwand Kaufleute ihre Waren ausgebrei-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Johann_von_Lehden Johann
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 58 —
Hause. In der Nähe von Lippstadt- liegt das Dorf Wester-
kotten, bekannt durch seine Saline.
Der Regierungsbezirk Minden.
95 ^M. 504657 Einw.
Der Regierungsbezirk Minden ist der kleinste in der Pro-
vinz Westfalen und hat die Gestalt eines Hufeisens. Man
kann einen nördlichen Teil mit den Kreisen: Minden, Lübbecke,
Herford, einen mittleren mit den Kreisen: Bielefeld, Halle,
Wiedenbrück und einen südlichen Teil, gebildet aus den Kreisen:
Paderborn, Büren, Warburg und Höxter deutlich unterscheiden.
1. Der Kreis Härter.
Das Eggegebrrge teilt den südlichen Teil des Regiernngs-
bezirkes Minden in eine östliche und westliche Hälfte. Der
nördliche Teil dieser ersteren Hälfte umfaßt den Kreis Höxter.
Höxter, 5700 Einw., an einem Bogen der Weser in rei-
zender Gegend gelegen, hat seine Entstehung den Äbten Cor-
veis, insbesondere dem Abte Saracho (1058) zu verdanken.
Während des dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt von
allen Kriegsparteien arg mitgenommen. — Auf einer prächt-
tigen Kastanienallee gelangt man von hier nach kurzer Wan-
derung zu der Abtei Corvei, welche von dem Abte Adel-
Hardt, einem Enkel Karl Martells, zur Zeit Ludwigs des
Frommen gegründet, ehemals eine der bedeutendsten Kloster-
ftiftuugen Deutschlands war. Aus diesem Kloster gingen
ausgezeichnete Lehrer und Würdenträger der Kirche hervor,
wie St. Ansgar und St. R embertus, die ersten Erzbischöfe
von Hamburg und Bremen, ferner Rabanus Maurus,
erst Abt zu Fulda, dann Erzbischof von Mainz, im ganzen
fränkischen Reiche berühmt als Vater der Schulen und Pfleger
der deutschen Sprache. Ebenso verdient genannt zu werden
Papst Gregor V., der erste Deutsche, welcher den Stuhl
Petri bestieg. Der vornehmste Adel schickte seine Söhne nach
Corvei, um sie an dieser Stätte der Gelehrsamkeit erziehen zu
lassen. — Schon stand das tausendjährige Jubiläum der
Abtei in naher Aussicht, als sie durch den Frieden von Lüne-
ville 1801 säkularisiert wurde. Sie ist später in ein Schloß
umgewandelt worden und gehört heute dem Fürsten von
Hohenlohe-Schillingsfürst, Herzog von Ratibor und Corvei.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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In dem Schlosse befindet sich in fünfzehn Sälen eine Biblio-
thek von über 100000 Bänden. Dieselbe wurde lange Jahre
hindurch von dem 1674 daselbst verstorbenen Gelehrten und
Dichter Hoffmann von Fallersleben verwaltet, welchem wir
viele unserer bekanntesten Schullieder verdanken. Ein Gang
des Schlosses enthält die Brustbilder der Äbte, und zwar in
der Reihenfolge, wie sie regierten. Auch die Sage ist in diese
altehrwürdigen Räume eingezogen. Wurde z. B. ein Mönch
durch Krankheit verhindert, mit den übrigen vereint dem Herrn
zu singen, so trat ein Engel an seine Stelle, bis einst ein
Klosterbruder die Bewohner des Himmels verscheuchte. Ebenso
bekannt ist:
Die Godeslilie von Gorvei.
Zu Corvei, dem Kloster von hohem Rang,
War einst ein bedeutsam Wunder im Schwang.
Es hing eine Lilie dort am Altar,
Die allen Mönchen ein Schrecken war.
So oft die göttliche Allmacht wollte.
Daß einer der Mönche sterben sollte,
So ward, drei Nächte vor dessen Ende,
Durch unsichtbare Geisterhände
Die Blume, die einst ein Heiliger gepflegt,
Auf des Erkornen Platz gelegt.
Wenn der dann des nächsten Morgens sie fand,
So wußte er, was bevor ihm stand.
Nun hegte Corveis Klosterschaft
Auch einen Mönch voll Jugendkraft,
Der wurde Bruder Markward genannt:
Die Lilie war ihm wohlbekannt.
Einst fand er sie auf seinem Sitz:
Da stand er, wie getroffen vom Blitz,
Doch rafft er bald sich schnell zusammen.
Die Augen leuchten ihm wie Flammen,
Die Blum' ergriff er mit kühnem Satz
Und warf sie auf eines Greisen Platz.
Dann setzt er keck sich auf die Bank.
Der Alte ward vor Schrecken krank;
Genas jedoch am dritten Tag,
Als Markward tot im Bette lag,
So war, was geschehen sollt?, geschehn;
Doch hat man die Lilie nicht mehr gesehn. (L. Wiese.)
In Höxter wird lebhafter Handel mit Höxterplatten ge-
trieben; es sind dies qnadratsörmige Steine zum Belegen der
Fußböden in Flur und Küche.
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