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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 53

1885 - Dortmund : Köppen
— 53 — Wandern wir von Dortmund aus in den nördlichen Teil des Landkreises Dortmund, so kommen wir nach dem Kirch- dorfe Brechten. Hier soll im Jahre 1254 eine große Schlacht stattgefunden haben zwischen dem Erzbischof von Köln und den Bischöfen von Paderborn und Osnabrück. Es wurden so viele getötet, daß die Leichen auf dem Kirchhofe nicht alle bestattet werden konnten. Dadurch soll auch der Kirchhof die auffallende Erhöhung über die umliegende Gegend erhalten haben. Von Brechten führt uns der Weg nach Lünen. Der Name der Stadt soll von der Göttin Luua herrühren. Im Jahre 1672 zog der Bischof Bernhard von Münster vor Lünen, um die Stadt einzunehmen. Die Bürger leisteten aber tapferen Widerstand und wagten es sogar, des Bischofs zu spotten. Dieser verdoppelte darauf seine Mannschaft, brach mit Sturm in die Stadt und gab seinen Soldaten Befehl, die- selbe mit Feuer und Schwert zu verwüsten und der Erde gleich zu machen. Vergeblich flehten die Bürger um Schonung ihres Eigentums, vergeblich demütigten sich selbst die Vornehmsten und gelobten dem Bischöfe ewigen Gehorsam, er blieb unerbittlich und beharrte in seinem Vorsatz, die Stadt gänzlich zu zerstören. In dieser Not oersammelten sich endlich auch die Frauen von Lünen, suchten zwölf von ihren Töchtern aus, kleideten sie in weiße Gewänder, flochten Kränze in ihr Haar und schickten sie zu dem Bischof. Die Jungfrauen fielen ihm zu Füßen und sprachen mit Thränen in den Augen: „Herr, Du hast den Untergang unserer Stadt beschlossen und willst uns vertreiben aus den Wohnungen unserer Väter. Laß dich erbitten! Blicke gnädig auf uns arme Waisen und verschließe nicht Dein Herz unfern Thränen!" Diese Anrede wandelte den Zorn des Bischofs in Mitleid; er hieß die Jungfrauen von dannen gehen und verließ alsbald mit seiner Mannschaft die Stadt. 12. Der Kreis Damm. Von Dortmund führt uns die Eisenbahn schnell nach Hamm a. d. Lippe, 21829 Emw. Die Stadt liegt gerade in der Mitte zwischen Münster und Arnsberg, von jeder der beiden Städte 5 Meilen entfernt. Es befindet sich hier das Oberlandesgericht der Provinz. Bei dem Dorfe Mark, ungefähr eine Stunde von Hamm entfernt, befindet sich ein .Hügel, auf welchem sich vor Zeiten die Burg Mark erhob. Vor nahe 700 Jahren wurde dieselbe von den Grafen von

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 54

1885 - Dortmund : Köppen
— 54 — Altena erworben, welche sich nunmehr Grafen vo n der Mark nannten und auch ihren großen Besitzungen den Namen Graf- schaft Mark beilegten. Hamm wurde die Hauptstadt dersel- den. Später trat die Stadt dem Bunde der Hansa bei. Es sind hier große Eisengießereien, Fabriken für landwirtschaftliche Geräte und chemische Produktenfabriken. In der Mitte zwischen Dortmund und Hamm liegt das Städtchen Camen, 4423 Eiuw. Es ist bekannt durch seinen Handel mit Schinken und hat Papier- und Tabakfabriken, Branntweinbrennereien und Bierbrauereien Merkenswert ist noch der schiefe Turm der dortigen Kirche. Wandern wir von hier aus auf der Chaussee nach Süden, so kommen wir dicht vor Unna an der Saline Königsborn mit dem Louisenbade vorbei. Unna, eine Stadt von 8500 Einw., hat Tabak- und Liqueurfabrikeu, eine Eisengießerei und in der Nähe Kohlenzechen. Hier sind wir mitten in der großen Ebene, dem Hell- Wege, angekommen, der sich durch Fruchtbarkeit auszeichnet und von Dortmund über Unna bis östlich von Soest hinzieht und um den letzteren Ort die Soester Börde genannt wird. Von Unna scheidend, sinden wir, unsere Wanderung nach Süden fortsetzend, in Fröndenberg den letzten der in diesem Kreise einladenden Punkte. Das einst so berühmte Kloster Fröndenberg an der Ruhr ist von zwei Brüdern, Berthold und Menrikus, ums Jahr 1214 auf dem Berge „Haßlei" erbaut. Die Grafen von der Mark und die Herren von Ardey statteten es aus. Berthold war Mönch des Klosters Scheda im Münsterlande. 13. Der Kreis Soest. Soest, 13 985 Einw., ist eine Stadt der Vergangenheit. Ein prächtiges Denkmal altdeutscher Baukunst ist der Dom oder die Münsterkirche, welche zu Anfang des 10. Jahrhunderts von dem Erzbischofe Bruno von Köln im Bau begonnen wurde. In derselben zeigt man in einem prachtvollen Kasten^ die Gebeine des heiligen Patroklus. Ein anderes, wunderschönes kirchliches Gebäude ist die neu restaurierte Kirche der heiligen Jungfrau zur Wiesen, welche von einer Gräfin zum Dank für die glückliche Rückkehr ihres Gemahls von den Kreuzzüaen erbaut und 1343 geweiht sein soll. Das Schiff derselben ruht auf acht schlanken Säulen und wird im Osten von drei Chören geschlossen, von denen sich namentlich das mittelste

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 61

1885 - Dortmund : Köppen
— 61 — befinden. Daneben steht eine in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts errichtete prachtvolle Kirche. Nördlich von Büren liegt die zweite Stadt des Kreises: Salzkotten, mit einer Saline. Nordöstlich von Büren, an der Alme, einem wilden, klaren Gebirgsbache, erhebt sich die jetzt dem Verfalle nahe Wevels- bürg. Wie die Sage meldet, soll Graf Friedrich der Streit- bare den zuerst in Cappenberg gefangen gehaltenen heiligen Norbert hier in den Kerker geworfen haben, weil derselbe seinen Schwiegersohn, Graf Gottfried von Cappenberg, und dessen Frau durch seine ernsten Bußpredigten veranlaßt hatte, ins Kloster zu gehen. Man nennt das Burgverließ noch heute das „Norbertloch". Eine andere Sage erzählt, daß Kurt von Spiegel, Erbmarschall von Paderborn, als er einst ohne Beute von der Jagd zur Wevelsburg zurückkehrte, im Unmute einen Dachdecker vom Turme herunterschoß. Der Bischof von Paderborn sprach das Todesurteil aus über den Mörder. Kurt fiel durchbohrt von 7 Kugeln, deren Male noch an den Wänden der Burg zu sehen sind. 4. Der Kreis Paderborn. Der Kreis Paderborn umfaßt den nördlichen Teil der westlichen Hälfte, welche durch das Eggegebirge gebildet wird. Das ehemalige Bistum Paderborn ist schon gegründet von Karl dem Großen. Der erste Bischof war Hathumar, einer der verdientesten Meinwerk us, welcher, da er von dem frommen Kaiser Heinrich Ii. und seiner Gemahlin Kuni- guude eine Menge Schenkungen zu erhalten wußte, die Gren- zen des Bistums erweiterte, Paderborn selbst vergrößerte, die Schule daselbst zu großem .Ansehen brachte und Äildnng und Wohlstand beförderte. Die Reichsuumittelbarkeit erhielt dieses Bistum erst nach dem Sturze Heinrichs des Löwen. Durch den Reichsdeputations-Hanptschlnß wurde das Bistum säku- larisiert und Preußen übergeben, welches am 3. August 1802 Besitz von demselben ergriff. Paderborn, 16 000 Einw., an der Pader gelegen, welche an der Nordseite des Doms entspringt, ist eine alte Stadt. Als Karl der Große die Sachsen für bezwungen ansah, hielt er in Paderborn 777 einen Reichstag ab, auf welchem sich eine große Anzahl Sachsen zur Huldigung und zur Taufe einstellte. Auf diesem Reichstage erschienen ahch Gesandte eines abgesetzten maurischen Statthalters vonsaragossa in Spanien, um Karls Hilfe gegen den Khalifen von Cor-

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 70

1885 - Dortmund : Köppen
— 70 — und von der Westerenger angeblich eine Vorstadt gewesen ist. Der Ort, wo die Königsbnrg gestanden haben soll, wird noch jetzt gezeigt, auch soll eine alte Mauer noch oon ihr her- rühren. Die Burg wurde in den Kämpfen des 13. oder 14. Jahrhunderts zerstört, und hernach verfiel auch die Stadt. Noch aber steht die Kirche, die Wittekind gebaut haben soll und in welcher er begraben ist. Vielleicht ist die erste Kirche eine hölzerne gewesen, jedenfalls stammt aber der ältere.teil der Kirche noch aus dem 9. oder 10. Jahrhundert. Über die Entstehung der Kirche erzählt die Sage folgendes: Nach- dem Wittekind Christ geworden, war er darauf bedacht, auch seine Sachsen zum Christentum zu bekehren und ließ daher viele Kapellen und Kirchen bauen. Besonders wollte er seine Lieblingsörter Enger, Bünde und Vlotho durch schöne Gottes- Häuser schmücken, darum befahl er, daß in jedem der drei Orte eine Kirche gebaut werden sollte. Um die Baumeister anzutreiben, sprach er: In der Kirche will ich begraben wer- den, die zuerst fertig ist. Nun griff man in den drei Orten das Werk freudig an. Tag und Nacht wurde gebaut. Aber der Baumeister zu Enger, um am ersten fertig zu sein, hielt sich genau an des Königs Wort. Er baute eine Kirche ohne Turm und wurde somit eine Stunde früher fertig, als der Baumeister zu Bünde. Der Turm, welchen man später zu der Kirche baute, steht 10 Schritte von derselben entfernt. Wittekind starb im Jahre 807. Ein einfacher Stein bezeich- nete anfangs das Grab des Sachsenhelden. Kaiser Karl Iv., der im Jahre 1377 durch Westfalen reiste und auch Enger besuchte, befahl, ihm ein steinernes Grabmal zu errichten. Dies ist noch in der Kirche zu sehen, und auf ihm liegt der Held in Lebensgröße in Stein gehauen, angethan mit fönig- lichem Schmucke, das Szepter in der Hand. Die lateinische Inschrift sagt, daß dies das Denkmal Wittekinds sei, des tapfersten Herzogs der sächsischen Großen. Er habe hier ein Stift, dem heil. Dionysius geweiht, zur Ehre des allmächtigen Gottes gegründet und dasselbe mit Einkünften und Vorrechten beschenkt. Er sei im Jahre 807 gestorben und habe seinen Sohn Wingbert als Erben seines Reiches hinterlassen. Eine Enkelin Wittekinds war Mathilde von Enger, die hier geboren ist und Gemahlin Heinrichs des Finklers wurde. Als die Wittekindsburg zerstört war, verlegten die Stiftsherren das Stift und ihren Wohnsitz nach dem benachbarten Herford und nahmen die Gebeine Wittekinds mit sich. Über 400 Jahre

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 72

1885 - Dortmund : Köppen
— 72 — bei der Feier haben, sich an dem Tage zu einer Mahlzeit vereinigen sollen, zu der einem jeden (dem 1. Pfarrer, dem Vogt samtmann^, Kantor, Küster und Rendanten der Armen- lasse, 3 gute Groschen (0,375 Mark), 1 Schwarzbrot und eine Wurst geliefert werden. — Die dritte Stadt, welche zum Kreise Herford gehört, ist Vlotho, 1580 Einw., ein freundlich an der Weser gelegener gewerbthätiger Ort. Nordwestlich von Vlotho, an der Werre, liegt das Dorf Gohfeld, bei welchem am Tage der Schlacht bei Minden auch der Erbprinz von Brauuschweig ein abgesondertes französisches Corps schlug. Unweit des Dorfes, nach Men- ninghüffen, liegt Beck, das Stammschloß der Herzöge von Holstein-Beck. Westlich von Beck nimmt die Werre die Else auf, an der Bünde, 1150 Einw., liegt. Es ist eine sehr alte Stadt, die schon zur Zeit Karls des Großen erwähnt wird, der hier eine Kapelle gründete. In neuester Zeit hat sich die Stadt, namentlich seitdem sie mit Osnabrück durch die han- noversche Eisenbahn verbunden ist, sehr erweitert, und der Handel besonders mit Cigarren, die hier in großer Menge fabriziert werden, ist sehr bedeutend. Der Kreis Herford gehört zu den fruchtbarsten der ganzen Provinz; die Hauptbeschäftigung der Einwohner ist daher auch Ackerbau und Viehzucht. 9. Der Kreis Minden. Der Kreis Minden ist der nordöstlichste der Provinz West- salen. In dem Winkel, den die Werre bei ihrer Mündung in die Wefer mit dieser bildet, liegt Rehme, ein sehr alter Ort, schon zur Zeit Wittekinds gegründet. Die Sage erzählt: Wittekind hatte drei Landhäuser; eins lag an der Schlucht Porta Westfalika, das andere, die Babilönie, auf dem Weser- gebirge, jenseits Lübbecke und das dritte auf der Landspitze, welche die Werre bei der Mündung bildet, wo das Dorf Rehme liegt. Als Wittekind 784 von Karl dem Großen ge- schlagen war, hielt er sich vorzugsweise auf diesen Schlössern auf. Seinem Pferde ließ er die Hufeisen verkehrt unter- schlagen, um die Feinde zu täuschen, wenn er von einem Orte nach dem andern ritt. Andere Nachrichten sagen, ums Jahr 776 sei der Erzbischof von Köln, Hildegarius, ins Sachsenland gezogen, um den Sachsen das Evangelium zu verkündigen Er kam bis Nehme. Hier wurde er von den Sachsen über-

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 78

1885 - Dortmund : Köppen
— 78 — liegen die Kreise: Beckum, Lüdinghausen und Reckling- Hausen; im nordwestlichen Teile: Borken, Ahaus, Stein- furt und Tecklenburg: im mittleren Teile: Warendorf, Münster (Stadt- und Landkreis) und Coesfeld. 1. Der Kreis Heckum. Ist die Lippe unweit Lippstadt zwischen die Regiernngs- bezirke Arnsberg und Münster getreten, so erreicht dieselbe nach ein paar stunden das Dorf Herzfeld, in dessen alter Kirche die hl. Ida, welche der Sage nach aus dem Geschlechte Pipius stammt, ruht. Sie war die Pflegerin des mächtigen Grasen Egbert, eines Neffen Wittekinds, als derselbe im Frankenlande erkrankte, wohin er Karl dem Großen gefolgt war. Nachdem er genesen, führte er Ida mit des Kaisers Bewilligung als seine Gemahlin in seine sächsischen Gaue auf die Egertsburg an der Lippe. Hier träumte der frommen Frau, daß sie eine Kirche bauen solle, um in derselben dem Herrn zu dienen und nach ihrem Tode mit ihrem Gemahl zu ruhu. Sogleich wurde mit dem Baue des Gotteshauses begonnen, wozu ein zahmer Hirsch die Steine vom jenseitigen Ufer der Lippe herbeitrug. Als die Kirche vollendet war, bauten sich die Unterthanen Egberts rings um sie her an. Es entstand allmählich ein Dorf, welches erst Hirschberg genannt wurde und jetzt Herzfeld heißt. Zwei Meilen nordöstlich von Herzfeld liegt das von Karl dem Großen gegründete Kloster ^Hesborn. In demselben lebte im 15. Jahrhundert ein Mönch, welcher wegen seiner Tüchtigkeit als Maler der „Liesborner Meister" genannt wurde; er schmückte fünf Altäre der dortigen Klosterkirche mit seinen Gemälden. Von Liesborn geht unser Weg in nörd- licher Richtung über die kleinen, fruchtbaren Anhöhen von Wadersloh die schön bewaldeten Strombergschen Höhen hinan. Bei dem Marktflecken Stromberg sehen wir die Ruinen einer gleichnamigen Burg. In einer Stunde erreichen wir die Stadt Olde. Durch die Köln-Mindener Eisenbahn wird sie mit der Stadt Ahlen verbunden, während zwischen diesen beiden Städten Beckum, 3340 Einw., V2 Meile südlich von der Bahn entsernt, liegt. Iv2 Meile nördlich von Ahlen liegt die Stadt Sendenhorst. Der waldreiche Kreis hat größtenteils Thon - und Lehm- boden, unter dem sich bis zu einem Drittteile der ganzen Kreisfläche Kalklager ausbreiten. Es befinden sich daher in

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 83

1885 - Dortmund : Köppen
— 83 — Rache. Sie fand bei ihrem in der Nähe haltenden Geliebten, dem Grafen von Steinfurt, Schutz, der sie bald als Gemahlin in seine Burg einführte. In der Nähe von Ottenstein liegt das Dorf Wessum mit seinen Kalköfen; von hier gelangt man in einer Stunde nach der Kreisstadt. Ahaus, 1740 Einw., an der in der Nähe des Vlutfeldes entspringenden Aa. Das fürstliche Residenzschloß, welches dem Fürsten von Salm-Kyburg gehörte, wurde verkauft. In dem einen Flügel des Schlosses befindet sich jetzt eine Tabaksfabrik. Auf der Heidefläche zwischen Ahaus und Heck erblickt man in einem Kreise eine Menge Hügel. Viele Urnen (Thon- töpfe) mit Asche, die man hier gefunden, lassen schließen, daß hier ein Leichenverbrennungsort der Heiden jener Gegend gewesen sein muß. Im Norden dieses Kreises liegt die Industriestadt Gro- nau. Die Eisenbahnen: Dortmund-Gronau und Münster- Gronau gehen von hier nach Enschede ins holländische Gebiet. 6. Der Kreis Steinfurt. Die Grasschaft Steinfurt, jetzt im Besitze des Fürsten von Bentheim-Bentheim, gehörte in alter Zeit einem sächsischen Geschlechte, den Edelen von Stenvarde, die auch Edelvogte des Klosters St. Moritz in Münster waren. Das Geschlecht er- langte mit dem Grafen Ludolf Viii. seine höchste Blüte, starb mit ihm aber zu Anfang des 15. Jahrhunderts aus und die Tochter Ludolfs, Mechtildis, brachte durch ihre Vermählung mit dem Grafen von Bentheim diesem Hause die Grafschaft Steinfurt zu. Stcinfurt (Burgsteinfurt), 4220 Einw., Residenz des Standesherrn Bentheim-Bentheim, hat mehrere Baum- Wollspinnereien, Färbereien, Tabaks- und Essigfabriken. Ferner ein fürstliches Residenzschloß mit einer schönen Sammlung sehenswerter Gegenstände aus allen Erdteilen und einem prächtigen, sich eine Stunde weit erstreckenden Park. Das Städtchen Horstmar, südlich von Steinfurt, war ehemals die Residenz eines Grafengeschlechts, aus welchem als letzter Sproffe der durch ftine während des 3. Kreuzzuges bewiesene Tapferkeit und Frömmigkeit bekannte Graf Bern- hard, genannt „westf. Löwenherz", hervorging. Rheine, 4960 Einw., an beiden Seiten der hier bereits schiffbaren Ems und Residenz des Standesherrn, Herzogs von Looz-Corswaren, hat 5 Kirchen und Kapellen, ein herzogliches 6*

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 87

1885 - Dortmund : Köppen
— 87 — Der nördliche Teil dieses Kreises ist ein Bild der Ein- förmigkeit und Einsamkeit: große Moore und Heideflächen mit mehreren kleinen Seen, unter andern das hl. Meer. Dies sind einige Wasseransammlungen, die wie es heißt, weder Schiffe noch Holz auf sich schwimmen lassen. Denn hier hat der Sage nach ein reiches Kloster gestanden, in dem es aber nicht geistlich, sondern sehr weltlich, ohne Zucht und Ordnung zuging. Da ist es durch den Zorn des Himmels in einer grausen Wetternacht untergegangen und ein klarer See an dessen Stelle getreten, so klar und hell, daß man zuweilen des Klosters Türme noch in demsel- den sieht. 8. Der Areis Varendorf. Dieser Kreis mit seinen großen Heide- und Moorflächen hat nur eine Stadt. Warendorf, 4817 Einw, eine alte, aber gut gebaute Stadt am linken Ufer der Ems, ist seit vielen Jahren der Sitz einer beträchtlichen Leinwandfabrikation, sowie des damit verbundenen Leinenhandels, hat ferner Baum- Wollwebereien, Färbereien, Tuch- und Tabaksfabriken. Auch ist hier vom Staate eine Anstalt zur Zucht trefflicher Pferde begründet worden. Außerdem hat Warendorf ein kath. Lehrerseminar mit einer Taubstummenanstalt. 9. Der Kreis Münster. (Stadt- und Landkreis.) Münster, 40429 Einw., die Hauptstadt unserer Provinz, liegt am Flüßchen Aa, in einer durchaus ebenen Gegend, die teils aus fruchtbaren Fluren, teils aus ausgedehnten Heide- strecken besteht. Die Stadt soll schon im 6. Jahrhundert entstanden sein. Das Bistum stiftete Karl der Große, nach- dem schon vorher St. Suibertus das Wort Gottes in dieser Gegend verkündet hatte. Die hohen Mauern der Stadt Münster, hinter denen einst die Wiedertäufer ihr Wesen trieben, sind längst niedergelegt; die Wälle sind in schöne, schattige Spaziergänge oder Promenaden umgewandelt. Dennoch erblickt unser Auge manchen Punkt, der uns an längst vergangene Zeiten er- innert und dem ehrwürdigen Altertume angehört. Hoch oben amlambertiturm, der jetzt abgebrochen ist, hingen die eisernen Käfige mit den Gebeinen der Rädelsführer unter den Wieder- täufern: Johann von Lehden, Knipperdolling und Krechting. Um den Markt ziehen sich hohe Giebelhäuser mit langen Säulen- gangen, an deren Innenwand Kaufleute ihre Waren ausgebrei-

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 58

1885 - Dortmund : Köppen
— 58 — Hause. In der Nähe von Lippstadt- liegt das Dorf Wester- kotten, bekannt durch seine Saline. Der Regierungsbezirk Minden. 95 ^M. 504657 Einw. Der Regierungsbezirk Minden ist der kleinste in der Pro- vinz Westfalen und hat die Gestalt eines Hufeisens. Man kann einen nördlichen Teil mit den Kreisen: Minden, Lübbecke, Herford, einen mittleren mit den Kreisen: Bielefeld, Halle, Wiedenbrück und einen südlichen Teil, gebildet aus den Kreisen: Paderborn, Büren, Warburg und Höxter deutlich unterscheiden. 1. Der Kreis Härter. Das Eggegebrrge teilt den südlichen Teil des Regiernngs- bezirkes Minden in eine östliche und westliche Hälfte. Der nördliche Teil dieser ersteren Hälfte umfaßt den Kreis Höxter. Höxter, 5700 Einw., an einem Bogen der Weser in rei- zender Gegend gelegen, hat seine Entstehung den Äbten Cor- veis, insbesondere dem Abte Saracho (1058) zu verdanken. Während des dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt von allen Kriegsparteien arg mitgenommen. — Auf einer prächt- tigen Kastanienallee gelangt man von hier nach kurzer Wan- derung zu der Abtei Corvei, welche von dem Abte Adel- Hardt, einem Enkel Karl Martells, zur Zeit Ludwigs des Frommen gegründet, ehemals eine der bedeutendsten Kloster- ftiftuugen Deutschlands war. Aus diesem Kloster gingen ausgezeichnete Lehrer und Würdenträger der Kirche hervor, wie St. Ansgar und St. R embertus, die ersten Erzbischöfe von Hamburg und Bremen, ferner Rabanus Maurus, erst Abt zu Fulda, dann Erzbischof von Mainz, im ganzen fränkischen Reiche berühmt als Vater der Schulen und Pfleger der deutschen Sprache. Ebenso verdient genannt zu werden Papst Gregor V., der erste Deutsche, welcher den Stuhl Petri bestieg. Der vornehmste Adel schickte seine Söhne nach Corvei, um sie an dieser Stätte der Gelehrsamkeit erziehen zu lassen. — Schon stand das tausendjährige Jubiläum der Abtei in naher Aussicht, als sie durch den Frieden von Lüne- ville 1801 säkularisiert wurde. Sie ist später in ein Schloß umgewandelt worden und gehört heute dem Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst, Herzog von Ratibor und Corvei.

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 59

1885 - Dortmund : Köppen
— 59 — In dem Schlosse befindet sich in fünfzehn Sälen eine Biblio- thek von über 100000 Bänden. Dieselbe wurde lange Jahre hindurch von dem 1674 daselbst verstorbenen Gelehrten und Dichter Hoffmann von Fallersleben verwaltet, welchem wir viele unserer bekanntesten Schullieder verdanken. Ein Gang des Schlosses enthält die Brustbilder der Äbte, und zwar in der Reihenfolge, wie sie regierten. Auch die Sage ist in diese altehrwürdigen Räume eingezogen. Wurde z. B. ein Mönch durch Krankheit verhindert, mit den übrigen vereint dem Herrn zu singen, so trat ein Engel an seine Stelle, bis einst ein Klosterbruder die Bewohner des Himmels verscheuchte. Ebenso bekannt ist: Die Godeslilie von Gorvei. Zu Corvei, dem Kloster von hohem Rang, War einst ein bedeutsam Wunder im Schwang. Es hing eine Lilie dort am Altar, Die allen Mönchen ein Schrecken war. So oft die göttliche Allmacht wollte. Daß einer der Mönche sterben sollte, So ward, drei Nächte vor dessen Ende, Durch unsichtbare Geisterhände Die Blume, die einst ein Heiliger gepflegt, Auf des Erkornen Platz gelegt. Wenn der dann des nächsten Morgens sie fand, So wußte er, was bevor ihm stand. Nun hegte Corveis Klosterschaft Auch einen Mönch voll Jugendkraft, Der wurde Bruder Markward genannt: Die Lilie war ihm wohlbekannt. Einst fand er sie auf seinem Sitz: Da stand er, wie getroffen vom Blitz, Doch rafft er bald sich schnell zusammen. Die Augen leuchten ihm wie Flammen, Die Blum' ergriff er mit kühnem Satz Und warf sie auf eines Greisen Platz. Dann setzt er keck sich auf die Bank. Der Alte ward vor Schrecken krank; Genas jedoch am dritten Tag, Als Markward tot im Bette lag, So war, was geschehen sollt?, geschehn; Doch hat man die Lilie nicht mehr gesehn. (L. Wiese.) In Höxter wird lebhafter Handel mit Höxterplatten ge- trieben; es sind dies qnadratsörmige Steine zum Belegen der Fußböden in Flur und Küche.
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