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1. Erdkunde - S. 130

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 130 — vom Meere entfernt liegen. — Die anßerordentlich reiche natürliche Bewässerung der Lombardei wird durch ein teilweise uraltes Netz von Berieselungskanälen den lechzenden Fluren zugeführt und dadurch jene strotzende Üppigkeit hervorgebracht, die Oberitalien zu einem so gesegneten Landstrich macht. Der Boden ist höchst fruchtbar; er liefert zwei Ernten (Weizen und Mais) nacheinander. Wiesen werden jährlich vier- bis fünfmal gemäht. Die sumpfige Küstenniederung eignet sich besonders zum Anbau von Reis. Außerdem bringt der Boden noch Wein, Feigen und Kastanien hervor; auch wird überall der Maulbeerbaum gepflanzt. In den Getreidefeldern find oft Feigen- und Maulbeerbäume reihen- weise angepflanzt, indem sie zngleich die Stütze für die Weinrebe bilden, so daß ein Grundstück neben Getreide noch Feigen und Wein sowie Nahrung für die Seidenraupe liefert. Mit Recht wohl nennt man daher die lombardische Tiefebene den „Garten Europas". B. Die eigenttiche Kalöinset hat ihr Rückgrat im A p e n n i n. Er zieht von den Meeralpen aus in einem steil zum Meere abfallenden Bogen um den Golf von Genua, nimmt dann eine südöstliche Richtung an und teilt sich in zwei Züge, die das wilde Hochland der Abruzzen einschließen; die östliche Kette steigt im schroffen Gran Sasso bis zu 3000 m an. Wieder vereinigt verläuft das Gebirge, der Westseite Italiens sich nähernd, mit abnehmender Höhe bis zur Südspitze der Halbinsel. Die Gebirge Siciliens erscheinen als eine Fortsetzung des Apennin. Hart an der Ostküste erhebt sich der riesige Vulkankegel des Ätna fast 3300 m hoch. Zu beiden Seiten des Apennin breiten sich mehrere kleine Ebenen aus, so die toskanische, die römische, die apulische und die campanische Ebene. Letztere, das „Paradies von Europa", ist auf das sorgfältigste bebaut und mit zahlreichen Städten und Dörfern übersät. In verschwenderischer Fülle hat die Natur ihren Segen über die campagna felice (die glückliche Ebene) ausgegossen. Dichte Kastanienwälder bedecken die Berge, an deren Abhängen die

2. Erdkunde - S. 242

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 242 Die Hauptstadt Buenos Aires (d. i. gute Lüfte) am La Plata hat 745 000 E. und ist die erste Handelsstadt der Republik. Stromabwärts liegt La Plata (45 000 E.), ein neu angelegter, besserer Hafenplatz. — Wichtige Handelsstädte im Innern sind: Rosario (94000 E.) und Cordoba (48000 E.). Tie Republik Paraguay (253000 qkrii und 1:2 Million durchweg katholische Einwohner, Weiße, Mischlinge und Indianer) ist neben Bolivia der einzige Binnenstaat Südamerikas. Den wichtigsten Ausfuhrartikel des geringen Handels bildet der Paraguay-Thee (getrocknete Blatter einer Stechpalmenart), der in Südamerika statt des chinesischen Thees ge- braucht wird. — Hauptort ist Asuncion am Paraguay (24 000 F.). Tie Republik Uruguay (179 000 qkm, 840000 katholische Einwohner, durchweg Weiße und Mischlinge) umfaßt das Gebiet vom Urnguay-Strom bis zum Atlantischen Ocean, größtenteils Grasland, mit ansgedehnter Vieh- zucht. Die Produkte der Rind Viehzucht bilden fast ausschließlich den Gegenstand des Ausfuhrhandels. Besonders bekannt ist der hauptsächlich hier erzeugte Liebigsche Fleischextrakt, d. i. verdichteter Rindfleischsaft. Außerdem werden noch Straußenfedern und Getreide ausgeführt. Die Hauptstadt Montevideo an der La Plata-Mündung (250 000 E.) ist anch der wichtigste Handelsplatz. Die Republik Chile (776 000 qkm, 3 300 000 fast durchweg katholische Einwohner, del Abstammung nach zumeist Kreolen und Mischlinge) erstreckt sich als ein über 4000 km langer Küstenstreifen von der Südspitze Amerikas bis Peru. Der Bodengestalt nach besteht Chile aus einen1 schmalen Küstensa um und dem Gebiete der Kordilleren, die in Chil^ ihren höchsten Gipfel haben. — Die Vegetation ist im mittlere» und südlichen Teil des Landes sehr reich. Außer deu einheimisches

3. Erdkunde - S. 190

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 190 — Kaukasien liegt zu beiden Seiten des Kaukasus, der als ein wildes, schwer überschreitbares Gebirge sich vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meere erstreckt. Der Elbrns ragt 5600 m hoch empor. Nordkaukasien ist vorherrschend Steppenland, Süd kau- kasien hat mildes Klima und reiche Vegetation. — Die 9 Mil- lionen Einwohner gehören verschiedenen Stämmen an, unter denen die Tscherkessen und Georgier durch Körperschöuheit hervorragen. Tiflis (161000 ($.) ist eine wichtige Handelsstadt. — Eine Eisenbahn verbindet es einerseits mit Baku (112 000 E.) am Kaspischeu Meere, in dessen Nähe sehr ergiebige Petroleumquelleu sind, andererseits mit dem Hafen Batum am Schwarzen Meere. Westturkestau (Turan) ist teils öde Sandwüste, teils Steppen- land, dessen Bevölkeruug zum Nomadeuleben gezwuugen ist; nur einige Oasen und Gebirgsthäler zeichnen sich durch Fruchtbarkeit aus und liefern hauptsächlich Seide und Baumwolle. Rußland beherrscht den größten Teil. Sitz der Regierung ist die Stadt Taschkent (156 000 E.) am Fuße des Tienschan. Wichtige Handelsplätze sind: Samarkand (55 000 E.) und Kokaud (82 000 E.). Die Chauate Chiwa und Buchara mit den gleichnamigen Hauptstädten steheu unter russischer Schutzherrschaft. Nordasien. Ganz Nordasien wird von der russischen Provinz Sibirien ein- genommen, welche sich vom Ural bis zum Großen Ocean erstreckt. An Größe (12^ Millionen qkm) übertrifft Sibirien ganz Europa; dagegen zählt es kaum 6 Millionen Einwohner. — Der west- liche Teil ist Tiefebene, der östliche Gebirgsland. Mehr als die Hälfte der uugeheueru Bodenfläche ist nicht anbaufähig. — Die einheimische Bevölkerung sind mongolische Nomaden. Die europäischeu Einwohner sind russische Ansiedler oder verbannte Verbrecher und dereu Nachkommen. Die Hauptprodukte Sibiriens sind: wertvolle Pelze, Holz und Getreide, an Mineralien besonders Gold und Graphit, außerdem

4. Erdkunde - S. 178

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 178 — Herrschende Religion ist zur Zeit noch eine Art Bnddhis- mns. Das Christentum war schon um die Mitte des 16. Jahr- Hunderts vom hl. Franziskus Xaverius eingeführt worden und hatte sich weit ausgebreitet. Im 17. Jahrhundert wurde es aber durch heftige Verfolgungen ganz ausgerottet. Nunmehr dringt es wieder mit unaufhaltsamer Kraft vor. Japan ist seit 1889 eine konstitutionelle Monarchie. Der Kaiser (Mikado) ist weltliches und geistliches Oberhaupt. Die wichtigsten Städte sind: Tokio (Mddo) auf der Jusel Nippon mit 1300 000 ©., die Hauptstadt Japans. Da bis Tokio größere Seeschiffe nicht ge- langen können, entstand der Vorhafen Iokohama (180 000 (£.), der wichtigste Handelsplatz Japans. — Kioto (340000 E.) ist Hauptsitz der japanischen Industrie. — Osaka (510000 E.), die Seehandelsstadt für Kioto. —- Ein wichtiger Ausfuhrhafen ist Kobe (Hiogo), 185 000 E. — Nagasaki (72 000 E.) auf Kiuschiu ver- mittelt hauptsächlich deu Verkehr mit Chiua. Z ü d a s i e n. Hinterindien. Die reich gegliederte Halbinsel wird von mehrereu parallelen Gebirgen in nordsüdlicher Richtuug durchzogen, zwischen denen tief eingeschnittene Längsthäler liegen, die von mächtigen Strömen bewässert sind: dem Mekong, Menam, Saluen und Jrawadi. Das Klima der ganz in der heißen Zone liegenden Halbinsel ist feuchtwarm. Tier- und Pflanzenwelt sind im allgemeinen wie in Vorder- indien (siehe S. 179). Von besonderer Wichtigkeit ist der Teak(tik)- bäum, der das beste Schiffsbauholz giebt, und der Guttaperchabaum. Das Mineralreich liefert gutes Zinn und herrliche Edelsteine. Der größte Teil der Bevölkerung, die sogen. Jndochinesen, ist mongolischer Rasse. Von sämtlichen Ländern der Halbinsel ist gegenwärtig nur noch unabhängig

5. Erdkunde - S. 138

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
138 sumpfigen Niederungen eignen sich besonders zum Anbau von Neis. Außerdem bringt der Boden noch Wein, Feigen und Kastanien her- vor; auch wird überall der Maulbeerbaum gepflanzt. Dabei wird die Fruchtbarkeit des Bodens trefflich ausgenützt- In den Getreide- feldern sind oft Feigen- und Maulbeerbäume reihenweise angepflanzt, indem sie zugleich die Stütze für die Weinrebe bilden, so daß ein Grundstück neben Getreide noch Feigen und Wein, sowie Nahrung für die Seidenraupe liefert. Mit Recht wohl nennt man daher die lombardische Tiefebene einen „wahren Garten". Aie eigentliche Kaköinsel. Ii. Durch die ganze italienische Halbinsel erstreckt sich der Apennin. Er zieht von den Seealpen aus in einem steil zum Meere abfallenden Bogen um den Golf von Genua, nimmt aber dann als „der Rückgrat Italiens" eine südöstliche Richtung an. Im wilden Hochlande der Abruzzen erreicht er seine bedeutendste Höhe (der Gran Sasso an 3000 m). Von hier ab verläuft das Gebirge, der Westseite Italiens sich nähernd, mit abnehmender Höhe bis zur Südspitze der Halbinsel. Die Gebirge Siciliens er- scheinen als eine Fortsetzung des Apennin. Isoliert dagegen ist der 3300 ni hohe Riesenkegel des Vulkans Ätna. Am Fuße des Apennin breiten sich mehrere kleine Ebenen aus, so die toskanische, die römische, die apulische und kampanische Ebene. Letztere, „das Paradies von Europa", ist auf das sorgfältigste bebaut und mit zahlreichen Städten und Dörfern übersäet. In verschwenderischer Fülle hat die Natur ihren Segen über die oaiuxa§na tslioa (die glückliche Ebene) ausgegossen. Dichte Kastanienwälder bedecken die Berge, an deren Abhängen die köstlichste Traube reift. Aus der Ebene erheben sich Haine von Feigen- und Orangenbäumen, Granaten, Oliven, Myrten und Cy- pressen, stellenweise überragt von der afrikanischen Palme. Inmitten dieser blühenden Landschaft, die der Italiener stolz „ein Stück auf die Erde gefallenen Himmel" nennt, steigt der majestätische Kegel des Vesuv zu mehr als 1200 in Höhe (Fig. 20) empor. Aus seinem Krater wirbelt fast ununterbrochen eine Rauchsäule zum Himmel,

6. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 53

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das römische Reich unter den Imperatoren. 53 28. Die neue Einrichtung, welche Constantinus mit dem Sinne und Blicke eines großen Baumeisters schuf, war, wie sie alten Uebelständen abhalf, von neuen begleitet. Wurden diejenigen, welche die Geschäfte der Verwaltung trieben, dem Herrscher gegenüber in regelmäßige For- men gezwängt, so verbreitete sich durch die Gründung eines so durchge- führten Beamtenthums eine Geschäftigkeit, welche auf die Bewohner des Reiches einen schweren Druck legte. Dieß mußte um so mehr der Fall sein, als durch die neue Negierungsweise das Geldbedürfniß des Hofes und mit ihm die Steuerlast gewachsen war. Es diente Niemand mehr dem Staate anders als für Besoldung und die Zahl derjenigen, welche in Staatsgeschäften standen, war ungeheuer. Eine der bedeu- tendsten neuen Steuern, welche durch das erhöhte Geldbedürfniß her- vorgerufen wurden, war die Grundsteuer, welche immer für 15jährige Fristen festgestellt wurde und die man mit dem ursprünglich ihre Ankün- digung bezeichnenden Namen Jndiction benannte. Bei ihrer Erhebung war der Willkühr und Ungerechtigkeit ein weites Feld geöffnet. Ihr Betrag richtete sich nicht nach der Ergiebigkeit der Güter, sondern nach dem Gesammtbetrage, den jede Provinz aufzubringen hatte. Die Sache der Beamten war es also, sie zu vertheilen. Dabei wurde auf Ver- heerung durch Einfälle von Barbaren keine Rücksicht genommen. Außer- dem ließ Bestechlichkeit der Beamten auch Befreiungen für Reiche auf 'Kosten Aermerer zu. Die Unredlichkeit der Beamten war aber in einer sittlich versunkenen Zeit etwas Gewöhnliches und, während der unred- liche niedere Beamte im Falle einer Berufung sich den Schutz des höheren zu erkaufen Mittel fand, war die Berufung von den Entschei- dungen der prätorischen Präfecten an den Herrscher sogar durch ein Gesetz untersagt. Die Leiden der Gedrückten mehrten sich oft noch durch eine Maßregel, die dem gewaltthätigen Mißbrauch der Aemter zu steuern bestimmt war, durch den in der Regel zweijährigen Wechsel der Beamten. Wurde dadurch auf der einen Seite der Ausübung von Un- gerechtigkeiten ein Ziel gesetzt, so ließ auf der andern Seite die Kürze der Zeit die Beamten nicht zu voller Einsicht in die Verhältnisse ihrer Bezirke und zu Befreundung mit deren Bewohnern kommen. So ent- stand eine allgemeine Zerrüttung des Besitzstandes. Zn derselben ent- wickelte sich ein neuer Stand unter den Bewohnern des Reiches, eine besondere, von der Sklaverei verschiedene Unfreiheit, das Colonat. Verarmte Grundbesitzer oder solche, welche zu verarmen fürchteten, übergaben sich und ihre Güter größeren, und bauten ihre bisherigen Güter nun für die neuen Besitzer, indem sie mit den ehemals ihnen gehörigen Grundstücken unzertrennlich verbunden blieben, als Colonen. Nicht selten sahen sich zum Eintritt in diesen Stand Decurionen der Städte gezwungen, die für das Aufbringen der ihren Städten auferlegten

7. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 158

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
158 Das Karolingische Reich. des Vaters Tode seinem Bruder Karl das ganze Reich überließ. In Karl fährt die dem Geschlechte eigne Kraft, die sich schon bei Pipin ge- steigert zeigt, sich zu steigern fort. Wie Pipin zu der Thatkraft seines Vaters einen die vorliegenden Aufgaben erkennenden Blick hinzufügt, so steht Karl wieder eine Stufe höher durch die schöpferische Kraft, wo- mit er sich neue Aufgaben stellt und die Macht dazu benutzt, die Ver- hältnisse so zu bilden, daß den Gedanken, welche ihn leiten, eine Fort- wirkuug für die Folge gesichert wird. Hierin zeigt sich das, was man auf dem Gebiete staatlicher Thätigkeit Größe nennt. Große Männer dieser Art stehen abschließend am Ende von Reihen von Begebenheiten und eröffnen neue Reihen, indem sie aus dem, was gewesen ist, die Er- gebnisse ziehen, und durch die Art, wie sie handeln, eine neue Entwick- lung, zu welcher ein von ihnen erkanntes Bedürfniß hinzudrängen scheint, einleiten und beschleunigen. Is. Das Karolingische Reich. 1. Die Gefahr, die dem Frankenreiche aus den auch unter Arnulfs Geschlecht fortgesetzten Theilungen erwuchs, wurde bald nach Pipins Tode beseitigt, wie sie zu Anfang seiner Regierung für die Dauer der- selben verschwunden war. Der Unterschied, der hinsichtlich der Kraft zwischen den Brüdern Karl und Karlmann bestand, mochte dem letzteren einen Anhang unter denjenigen gewinnen, die dem schwächeren Herrscher geneigter waren. Ein Mißverhältniß zwischen den Brüdern zeigte sich, als im Jahre 769 gegen die Aquitanier gekämpft werden sollte, an deren Spitze der aus der Verborgenheit eines Klosters zurückgekehrte Hunold den Regierungswechsel zu Herstellung seines Herzogthums zu benutzen suchte. Während Karlmann sich der Theilnahme an dem Kampfe entzog, besiegte Karl den Gegner, bewog den Herzog Lupus von Vascouien zu dessen Auslieferung und ließ, während Lupus sein Herzogthum behielt, Aquitanien ohne Herzog. Nach dem Feldzuge be- wirkte die Mutter Bertrada eine Versöhnung der beiden Könige. Ebenso suchte sie ein Bündniß derselben mit dem Longobardenkönige zu bewirken, indem sie dieselben zur Vermählung mit dessen beiden Töchtern Desiderata und Gerberga bewog. Doch diese Doppelheirath beförderte gerade eine Verwicklung mit dem Nachbarrciche, die bei dem Verhält- nisse des Papstes zu beiden Neichen eine unvermeidliche war. Deside- rata wurde von Karl, der um ihretwillen eine frühere Gemahlin ver- stoßen hatte, ebenfalls verstoßen und an ihre Stelle trat die alemannische

8. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 175

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das Karolingische Reich. 175 Zwist in dem Herrscherhause hatte, wie er ein Abbild des im Reiche herrschenden Zustandes ist, denselben auch fortwährend verschlimmert. Die immer wiederkehrende Aufregung von Leidenschaften mußte in den Ländern, wo das Christenthum theils noch so jung war, theils die der Entfaltung seiner Wirksamkeit entgegenstehenden Hindernisse erst jüngst überwunden hatte, sittliches Verderbniß erzeugen. Wie die aus dem Heidenthum hervorgegangenen Merowinger sich durch die aus dem Hei- denthum mitgebrachte Wildheit, durch Mißbrauch roher Kraft entnervt hatten, verzehrte sich die im Chrisienthume erwachsene Kraft der Karo- linger in einem Spiel wilder Triebe, die sich der Zügelung durch das Christenthum entzogen. Das Christenthum hat einen fortwährenden Kampf zu bestehen, nicht allein um sich bei den Völkern zur Anerken- nung zu bringen, sondern auch um die Menschen zur Regelung ihres Lebens nach seinem Gesetze zu vermögen. Lothar, dem der sterbende Kaiser seine Krone und sein Schwert mit der Mahnung, seinen Bruder Karl zu beschützen, zugesandt hatte, nahm kraft seiner kaiserlichen Würde die Alleinherrschaft in Anspruch und nöthigte dadurch Ludwig und Karl, sich mit einander zu verbinden. Seine Ansprüche waren so wenig durch Fähigkeiten als durch Gesinnung unterstützt. Es gelang ihm, in dem Reiche Karls viele Lehensträger auf seine Seite zu ziehen, während Ludwig, wie er schon in dem letzten Kriege gegen den Vater begonnen, sich der ostfränkischen Länder versicherte. Lothar wurde von der verein- ten Macht seiner Brüder im Jahre 841 blutig, obgleich nicht entschei- dend, bei Fontauetum im Gau vou Autissiodorum an der Jcauna ge- schlagen. Er zog sich hierauf nach Aachen, setzte den Krieg gegen die Brüder, die sich wieder vereinzelt hatten, in einer Menge kleiner Unter- nehmungen fort, begünstigte den Widerstand der Aquitanier gegen Karl und suchte gegen Ludwig die Sachsen aufzuwiegeln, wo er nicht allein das Widerstreben des Volkes gegen das von seinem Großvater begrün- dete Herrenthum begünstigte, sondern sogar die Wiedereinführung des Heidenthums als Preis der Unterstützung bot. Die beiden Brüder ver- einigten sich darauf wieder zu Straßburg im Jahre 842 und schwuren Angesichts ihrer Heere, sich wechselseitig zu unterstützen und nicht einseitig mit Lothar zu unterhandeln, worauf jedes der beiden Heere schwur, seinem Könige, wenn er den Eid breche und der andere ihn halte, nicht beizustehen. Bei dieser Gelegenheit zeigt sich, wie weit der Unterschied der Nationalitäten unter den streitenden Parteien schon ausgebildet war. Denn jeder der beiden Könige schwur in der Sprache, die das Heer des andern verstand, Ludwig in romanischer und Karl in deutscher, wor- auf das Heer des erstern in deutscher, das Heer des letztern in romani- scher Sprache seinen Eid leistet. Die Brüder rückten nun den Rhein hinunter und Lothar floh vor ihnen von Aachen aus nach Süden, um

9. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 496

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
496 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten Demgemäß wurde Marimilian im Jahre 1-486 in Frankfurt von den Kurfürsten mit Ausschluß des Böhmenkönigs, den man jedoch nachher deshalb beschwichtigte, zu dieser Würde erwählt. Daß jedoch dessen Thätigkeit bei Lebzeiten des Vaters dem Reiche nur wenig zu Gute kam, rührte von seiner Verwicklung in die burgundischen Angelegenheiten her, die nach langem Schwanken eine für das östreichische Haus und für die Verhältnisse Europa's sehr folgenreiche Wendung nahmen. 53. Herzog Philipps des Guten Sohn, Karl der Kühne (1467 bis 1477) hatte zu den Ländern seines Vaters durch Kauf noch Geldern und Zütphen gewonnen, so daß er fast das ganze ehemalige Herzogthum Niederlothringen beherrschte. Schon sein Vater hatte seinem franzö- sischen Lehensherrn gegenüber eine Stellung gehabt, die ihn zu einem unabhängigen Fürsten machte. Da unter Ludwig Xi. die französische Krone ihre Rechte leichter geltend machen konnte, entstand für Burgund das Bedürfniß, durch Anschließen an Deutschland sich zu sichern. Karl erhob seine Wünsche sogar bis zur Bildung eines Königreiches, welches auch die Gebiete der Bisthümer Utrecht, Lüttich, Tournap und Cambrap umfassen, und an welches das Reichsvicariat für die westrheinischen Lande geknüpft sein sollte. Friedrich näherte sich ihm in der Hoffnung, durch eine Familienverbindung im Westen für dasjenige, was ihm im Osten mißlungen war, Ersatz zu finden. Da nun Karl, als er die Belehnung für Geldern und Zütphen nachsuchte, eine persönliche Zu- sammenkunft wünschte, begab sich Friedrich im Jahre 1473 zu einer solchen nach Trier. Doch hier weckte der Glanz, mit welchem der Herzog den Kaiser verdunkelte, bei diesem so viel Mißtrauen, und Ludwig Xi. wußte dieses ihm nützliche Mißtrauen so geschickt zu nähren, daß die Unterhandlungen über die Königskrönung, zu welcher Karl schon Vorkehrungen getroffen hatte, und über die Verlobung des ebenfalls erschienenen Marimilian mit Karls Tochter Maria zu keinem Ende führten und der Kaiser über Augsburg heimkehrte, wo er auf einem Reichstage die Erhebung der Grafschaft Holstein zu einem Herzogthume vollzog. In der feindseligen Stimmung, in die er dadurch versetzt war, mischte sich der Herzog in einen Streit im Erzbisthume Cöln. Ein Zwist des Erzbischofs mit seinem Capitel und einem Theil seiner Städte hatte zu Erwählung eines Verwesers des Erzbisthums geführt und dieser wurde von seinem Bruder, dem Landgrafen von Hessen unterstützt, während für den Erzbischof dessen Bruder, Friedrich der Siegreiche, auf- trat. Karl stellte sich auf die pfälzische Seite und belagerte im Jahre 1474 die der Gegenpartei anhängende Stadt Neuß. Die Fehde endete im Jahre 1475 durch das Erscheinen eines von dem Kaiser selbst geführten Neichsheeres, wodurch der Herzog zum Abzug gezwungen wurde. Gegen diesen waren indessen in seinem Rücken andere Feinde aufgestanden.

10. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 527

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
nach dem Ende der Kreuzzüge. 527 Tochter des Herzogs Ludwig von Savoyen, des Nachfolgers Ama- deus' Viii., vermählte, wurde er von dem Vater im Jahre 1456 be- kriegt und mußte sich zu dem Herzoge von Burgund flüchten, unter dessen Schutze er seitdem meist zu Gemappe bei Brüssel lebte. Während in Burgund das anderwärts im Erlöschen begriffene Nitterthum den größten Glanz entfaltete, konnte sich die bloß auf das Zweckmäßige gerichtete Sinnesart des Gastes nur befestigen, mittelst deren sich das unter seinem Vater durch die Ereignisse eingeleitete Verhältniß der königlichen Macht planmäßig ausbildete. Sah er an dem Hofe seines Beschützers, der größtenteils in Arras war, verschwenderische Pracht, so lernte er desto mehr das Geld als Mittel zur Erreichung von Herrscherzwecken schätzen; sah er den Rittersiun in weitaussehenden Entwürfen schwelgen, so richtete er desto mehr sein Augenmerk auf den nächst liegenden Vortheil. Im Gegensätze zu einem Hofe, wo Nittersitte in prunkendem Leben und in Beobachtung ausgehöhlter Formen des Umgangs geübt wurde, bildete sich in Ludwig ein König aus, der, einfach und geräuschlos lebend, seine Ueberlegungen in tiefes Geheimuiß hüllte und mit einer auf durch- greifendes Mißtrauen und rücksichtslose Selbstsucht gebauten Staats- kunst, wie sie sich am vollständigsten bei den italienischen Tyrannen ent- wickelt hatte, unbelauscht den Vortheil erspähte, um ihn im rechten Augenblicke, gleichviel mit welchen Mitteln, zu erhaschen. Trieb ihn so der Anblick des burgundischen Lebens immer mehr in die entgegenge- setzte Richtung, so folgte er in anderer Hinsicht einem traurigen Vor- bilde, das er in der Nähe hatte. Der Herzog lebte in beständigem Zwist mit seinem Sohne Karl und dies Beispiel wirkte so wenig ab- schreckend auf Ludwig, daß er seinen Vater aus dem Leben scheiden ließ, ohne einen Versuch der Versöhnung gemacht zu haben. 16. Ludwigs Xi. Negierung (1461 — 1485) begann mit Absetzung der Näthe seines Vaters. Er hegte gegen sie den Verdacht, daß sie ihm entgegengewirkt hätten, und wollte Diener, die, von ihm aus der Twfe emporgehoben, ihm Alles verdankten und in seiner Hand gefügige Werkzeuge wären. Da er den Plan hatte, das begonnene Sinken des Adels zu beschleunigen, mußte seine Thätigkeit zunächst gegen die Her- zoge von Burgund und Bretagne gerichtet sein, an denen die alte Ord- nung der Dinge ihre Stütze hatte. Als er die Städte an der Somme gegen den Willen Karls, der dadurch mit seinem Vater noch mehr ver- feindet wurde, dem Vertrage von Arras gemäß wieder an sich gebracht, forderte er den Herzog Franz Ii. von Bretagne auf, seiner selbststän- digen Stellung zu entsagen. Eine Folge hiervon war eine Verbindung desselben mit einer Anzahl von Großen des Reiches, der auch des Königs Bruder, der Herzog von Berry, und Karl von Burgund, damals Graf von Charolais genannt, beitraten. Ludwig suchte sich auf die
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