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Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Bewohner Karthago's zu den Waffen, und stellten ein ansehnliches
Heer. In gewöhnlichen Zeiten war nur eine kleine Kriegschaar — die
heilige genannt — aus Karthagern bestehend. In derselben dien-
ten die vornehmeren Burger zu Pferd. Einen größeren Schlackt-
hanfen und eigentlich den Kern des Heeres bildeten die afrikanischen
Unterthanen Karthago's, die Libyer, wie Polybius sie nennt. Aber
die Hauptmasse desselben bestand aus Söldlingen, welche Karthago
weit und breit unter vielen Völkern und Stammen warb. Kein alter
Staat hat das System fremder Micthtruppcn in einem so großen Um-
fange und so beharrlich, wie Karthago, ansgeübt. Fast alle Lander,
wohin cs handelte, waren zugleich seine Werbepläze: mit dem Golde
der einen Nation erkaufte cs das Blut der anderen, und machte ab-
wechselnd den Handelsgewinn dem Kriege und diesen dem Handel
dienen. Heeren (*) hat eine anziehende Schilderung eines karthagischen
Heeres geliefert, wo sich die schwerbewaffneten Spanier, die halb-
nakten Gallier, vermischte Haufen von Italienern und Grie-
chen, die wilden balearischen Schlenderer und die vielen afri-
kanischen Horden ans allen Ländern von Eyrene bis zum atlan-
tischen Meere — insbesondere die n n midi sch en Reiter — versammelt
fanden, und sich mit gegenseitigem Erstaunen betrachteten. Auch hat
derselbe Schriftsteller die Vortheile und Nachtheile dieses Systemes —
die Leichtigkeit, Heere zu errichten und ihren Verlust zu ersezcn, die
Vervielfachung der Handelsverbindungen und des politischen Einflusses,
dagegen aber den fast nothwendigen Verlust solcher bunt unter einan-
der gemengten, meist nur leichten und indisciplinirten Truppen gegen
wohlorganisirte Heere, den Mangel an Eifer und mehr noch an Treue,
die Länderverwüstungen und Epidcmicen, endlich den prekairen Zustand
einer nicht auf einheimischer Kraft beruhenden Größe — so schön
in's Licht gestellt, daß demselben Nichts znznfügen bleibt.
In den karthagischen Heeren spielen auch die Elephanten eine
bedeutende Rolle. Diese und die Streitwagen treffen wir auch bei
den morgen ländischen Nationen, und selbst in den macedoni-
schen Reichen an. Bei der Verbesserung des Kriegswesens wurden
sie von geringerer Brauchbarkeit erfunden.
§. 17. Römisches.
Mehr, als alle übrige Völker, hat Rom im Kriege geleistet.
Denn nur bei Ihm war er die Hauptsache; bei den Persern war
cs der Gehorsam, bei den Griechen die Freiheit, in Karthago
(*) Afrik. Völker S. 287 f.
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Extrahierte Ortsnamen: Karthago Karthago Rom Karthago
512 Pyrenaische Halbinsel. Geschichte Spaniens.
männern, so sehr der ritterliche Sinn dadurch entwickelt wurde, haben doch Übeln
Einfluß auf den Volksgeist gehabt, was sich erst später deutlich zeigte: sie mach-
len die Intoleranz dauernd. Mauren und Juden wurden ausgerottet, und
Christen, deren Glaube den Priestern mißfiel, mit Martern und Feuertod ver-
folgt. Schon Ferdinand und Isabelle führten zu diesem Behuf das schreckliche
Jnquisitionsgericht ein, das jeden heimlich Angeklagten verhaften ließ und,
ohne ihm den Kläger und die Zeugen gegenüber zu stellen, durch Foltern quälte
und nach Belieben verurtheilte. Man rechnet, daß seitdem durch die Inqui-
sition 31912 Menschen verbrannt, und noch zehnmal soviel mit strengen Strafen
belegt sind. Spanische Edelleute waren es auch, Dominicus Guzmann 1206,
und Ignaz Loyola 1537, welche die Mönchsorden der Dominikaner und
I e s u i t e r stifteten.
In neuester Zeit ließ nun freilich das religiöse Verfolgen nach, man scbämte
sich der Autodafes, aber die Nation, noch stolz und tapfer genug, lim sich gegen
Napoleons Joch mit Hartnäckigkeit zu wehren, war doch so herab gekommen, und
ihr politisches Gewicht unter den Mächten Europas so hingeschwunden, daß sie
jetzt mehr ein Gegeilstand des Bedaurens als der Achtung ist. Ihr Unglück
wird noch durch Zwiste über den Thron und über den Einfluß am Hofe ver-
mehrt. Ferdinand Vii. hatte nämlich 1833, dem bonrbonischen Herkommen
(salischem Gesetz) zuwider, sein Töchterche» Isabelle zur Thronerbin erklärt
und jenes Staatsgesetz aufgehoben. Unzufrieden damit stand gleich nach des
Königs Tode sein Bruder Don Karlos als Prätendent auf, und wußte, ob-
gleich ein Mann von geringem Talent, das schon unzusriedue Volk der nordöst-
lichen Provinzen für sich zu gewinnen. So entspann sich ein mehrjähriger Bür-
gerkrieg , blutig und verheerend und reich an Barbareien aber arm an Helden-
tbaten; ilnd als endlich der unfähige Prätendent flüchten mußte, begann ein neues
Partheien über den Besitz der Regentschaft. Seit 1845 ist nun freilich die junge
Jsabella als Königin anerkannt, aber Spanien bleibt darum nicht minder der
Tummelplatz des Ehrgeizes und der Intriguen, wo selbst über den Rechten der
neuerdings hergestellten Cortes die Ungewißheit schwebt, ob sie dauern oder ver-
nichtet werden sollen.
Spanien läßt sich übrigens wie eine Insel betrachten, woraus das Ausland
weniger einwirkt; deshalb seine Eigenthümlichkeiten in Sitten und Trachten, und
selbst in Werken der Poesie und der bildenden Künste. Von Natur ist das Volk
reich begabt; leidenschaftlich und von lebhafter Einbildungskraft, wie das italische,
steht es an Ernst des Lebens. an Charakter und Gemüth offenbar höher, und
seine Sprache (der kastilianische Dialect) kaun für majestätisch gelten. Bei solchen
Anlagen müßten die Spanier im Gebiete der Literatur Außerordentliches geleistet
haben, wenn nicht ihr Genius auf doppelte Weise, religiös und politisch, ein-
gezwängt worden wäre. So aber stehen sie in Geschichtschreibung und Philosophie
den Deutschen und Engländern nach. Nur in der Poesie besitzen sie bedeutende
beschäftigt wurden. Am Ende der Regierung des 3ten Philipp zählte man zu
Sevilla nur noch 400 solcher Stühle.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Isabelle Dominicus_Guzmann Ignaz_Loyola Napoleons Ferdinand Isabelle Ernst Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Spanische_Edelleute Europas Spanien Sevilla