— 130 —
vom Meere entfernt liegen. — Die anßerordentlich reiche natürliche
Bewässerung der Lombardei wird durch ein teilweise uraltes Netz von
Berieselungskanälen den lechzenden Fluren zugeführt und dadurch
jene strotzende Üppigkeit hervorgebracht, die Oberitalien zu einem so
gesegneten Landstrich macht.
Der Boden ist höchst fruchtbar; er liefert zwei Ernten (Weizen
und Mais) nacheinander. Wiesen werden jährlich vier- bis fünfmal
gemäht. Die sumpfige Küstenniederung eignet sich besonders zum
Anbau von Reis. Außerdem bringt der Boden noch Wein, Feigen
und Kastanien hervor; auch wird überall der Maulbeerbaum gepflanzt.
In den Getreidefeldern find oft Feigen- und Maulbeerbäume reihen-
weise angepflanzt, indem sie zngleich die Stütze für die Weinrebe
bilden, so daß ein Grundstück neben Getreide noch Feigen und Wein
sowie Nahrung für die Seidenraupe liefert. Mit Recht wohl nennt
man daher die lombardische Tiefebene den „Garten Europas".
B. Die eigenttiche Kalöinset
hat ihr Rückgrat im A p e n n i n. Er zieht von den Meeralpen
aus in einem steil zum Meere abfallenden Bogen um den Golf von
Genua, nimmt dann eine südöstliche Richtung an und teilt sich in
zwei Züge, die das wilde Hochland der Abruzzen einschließen; die
östliche Kette steigt im schroffen Gran Sasso bis zu 3000 m an.
Wieder vereinigt verläuft das Gebirge, der Westseite Italiens sich
nähernd, mit abnehmender Höhe bis zur Südspitze der Halbinsel.
Die Gebirge Siciliens erscheinen als eine Fortsetzung des Apennin.
Hart an der Ostküste erhebt sich der riesige Vulkankegel des Ätna
fast 3300 m hoch.
Zu beiden Seiten des Apennin breiten sich mehrere kleine Ebenen
aus, so die toskanische, die römische, die apulische und
die campanische Ebene. Letztere, das „Paradies von Europa",
ist auf das sorgfältigste bebaut und mit zahlreichen Städten und
Dörfern übersät. In verschwenderischer Fülle hat die Natur ihren
Segen über die campagna felice (die glückliche Ebene) ausgegossen.
Dichte Kastanienwälder bedecken die Berge, an deren Abhängen die
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— 242
Die Hauptstadt Buenos Aires (d. i. gute Lüfte) am La
Plata hat 745 000 E. und ist die erste Handelsstadt der Republik.
Stromabwärts liegt La Plata (45 000 E.), ein neu angelegter,
besserer Hafenplatz. — Wichtige Handelsstädte im Innern sind:
Rosario (94000 E.) und Cordoba (48000 E.).
Tie Republik Paraguay
(253000 qkrii und 1:2 Million durchweg katholische Einwohner,
Weiße, Mischlinge und Indianer) ist neben Bolivia der einzige
Binnenstaat Südamerikas. Den wichtigsten Ausfuhrartikel des
geringen Handels bildet der Paraguay-Thee (getrocknete Blatter einer
Stechpalmenart), der in Südamerika statt des chinesischen Thees ge-
braucht wird. — Hauptort ist Asuncion am Paraguay (24 000 F.).
Tie Republik Uruguay
(179 000 qkm, 840000 katholische Einwohner, durchweg Weiße
und Mischlinge) umfaßt das Gebiet vom Urnguay-Strom bis zum
Atlantischen Ocean, größtenteils Grasland, mit ansgedehnter Vieh-
zucht. Die Produkte der Rind Viehzucht bilden fast ausschließlich
den Gegenstand des Ausfuhrhandels. Besonders bekannt ist
der hauptsächlich hier erzeugte Liebigsche Fleischextrakt, d. i.
verdichteter Rindfleischsaft. Außerdem werden noch Straußenfedern
und Getreide ausgeführt.
Die Hauptstadt Montevideo an der La Plata-Mündung
(250 000 E.) ist anch der wichtigste Handelsplatz.
Die Republik Chile
(776 000 qkm, 3 300 000 fast durchweg katholische Einwohner, del
Abstammung nach zumeist Kreolen und Mischlinge) erstreckt sich als
ein über 4000 km langer Küstenstreifen von der Südspitze Amerikas
bis Peru. Der Bodengestalt nach besteht Chile aus einen1
schmalen Küstensa um und dem Gebiete der Kordilleren, die in Chil^
ihren höchsten Gipfel haben. — Die Vegetation ist im mittlere»
und südlichen Teil des Landes sehr reich. Außer deu einheimisches
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Extrahierte Ortsnamen: La
Plata Rosario Cordoba Paraguay Südamerika Asuncion Paraguay Uruguay Atlantischen_Ocean Montevideo Chile Amerikas Peru
— 190 —
Kaukasien liegt zu beiden Seiten des Kaukasus, der als ein
wildes, schwer überschreitbares Gebirge sich vom Schwarzen bis zum
Kaspischen Meere erstreckt. Der Elbrns ragt 5600 m hoch empor.
Nordkaukasien ist vorherrschend Steppenland, Süd kau-
kasien hat mildes Klima und reiche Vegetation. — Die 9 Mil-
lionen Einwohner gehören verschiedenen Stämmen an, unter denen
die Tscherkessen und Georgier durch Körperschöuheit hervorragen.
Tiflis (161000 ($.) ist eine wichtige Handelsstadt. — Eine
Eisenbahn verbindet es einerseits mit Baku (112 000 E.) am
Kaspischeu Meere, in dessen Nähe sehr ergiebige Petroleumquelleu
sind, andererseits mit dem Hafen Batum am Schwarzen Meere.
Westturkestau (Turan) ist teils öde Sandwüste, teils Steppen-
land, dessen Bevölkeruug zum Nomadeuleben gezwuugen ist; nur
einige Oasen und Gebirgsthäler zeichnen sich durch Fruchtbarkeit
aus und liefern hauptsächlich Seide und Baumwolle.
Rußland beherrscht den größten Teil. Sitz der Regierung ist
die Stadt Taschkent (156 000 E.) am Fuße des Tienschan.
Wichtige Handelsplätze sind: Samarkand (55 000 E.) und
Kokaud (82 000 E.).
Die Chauate Chiwa und Buchara mit den gleichnamigen
Hauptstädten steheu unter russischer Schutzherrschaft.
Nordasien.
Ganz Nordasien wird von der russischen Provinz Sibirien ein-
genommen, welche sich vom Ural bis zum Großen Ocean erstreckt.
An Größe (12^ Millionen qkm) übertrifft Sibirien ganz Europa;
dagegen zählt es kaum 6 Millionen Einwohner. — Der west-
liche Teil ist Tiefebene, der östliche Gebirgsland. Mehr als die
Hälfte der uugeheueru Bodenfläche ist nicht anbaufähig. — Die
einheimische Bevölkerung sind mongolische Nomaden. Die
europäischeu Einwohner sind russische Ansiedler oder verbannte
Verbrecher und dereu Nachkommen.
Die Hauptprodukte Sibiriens sind: wertvolle Pelze, Holz
und Getreide, an Mineralien besonders Gold und Graphit, außerdem
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Extrahierte Ortsnamen: Kaukasus Tiflis Baku Taschkent Samarkand Buchara Nordasien Nordasien Sibirien Sibirien Europa Sibiriens
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— 155 -
Ii. Schweiz und Holland werden für unabhängig vom Reiche erklärt.
Iii. Frankreich erhält den faktischen Besitz von Metz, Toul und Verdun rechtlich zugesichert, außerdem das österreichische Elsaß, Alt-Breisach und das Besatzungsrecht in Philippsburg.
Schweden nimmt für sich Vorpommern mit Rügen, Stettin, Wismar, die Bistümer Bremen und Verden und 5 Mill. Thaler. Es besitzt seitdem die Mündungen der Oder, Elbe und Weser und kann den ganzen deutschen Handel lahm legen.
Iv. Baiern behält die Qberpfalz und die Kurwürde; die Rheinpfalz mit der neugeschaffenen achten Kur wurde dem Sohne des unglücklichen Winterkönigs gegeben. Sachsen erhält die Lausitz, Hessen Hersfeld und Schaumburg, Mecklenburg Schwerin und Ratzeburg.
Brandenburg wurde für den verlorenen Theil Pommerns durch Halberftadt, Minden, Cammin und Magdeburg entschädigt, Hinterpommern fiel ihm durch Erbschaft zu.
V. Alle deutschen Fürsten wurden für souverän erklärt; sie durften Bündnisse schließen und Krieg führen nur eingeschränkt durch die inhaltlose Formel, „soweit es unbeschadet Kaiser und Reich geschehen könne".
Der Papst erkannte den westfälischen Frieden nicht an, auch Oesterreich setzte sich über die Bestimmung, welche den Protestanten Religionsfreiheit verlieh, in seinen Erblanden hinweg.
§ 34. Folgen -es Krieges.
Vor dem Kriege war Deutschland ein reiches Land gewesen, in dem Handel und Wandel blühte, große Städte zu Macht und Ansehen herangediehen, Wissenschaft, Kunst und Handwerk gepflegt wurden. Das alles war verschwunden; von einer Menge Ortschaften kannte man die Stätte nicht mehr, wo sie gestanden; ehedem fruchtbare Fluren waren mit Gestrüpp überwuchert oder mit Wald bewachsen. Die Bevölkerung war mindestens bis zur Hälfte zusammengeschmolzen. Und das war nicht einmal die schlimmste Folge. Das Volk hatte, durch den Anblick so vieler
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Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Alt-Breisach Philippsburg Stettin Wismar Rheinpfalz Sachsen Hessen_Hersfeld Schaumburg Mecklenburg_Schwerin Ratzeburg Brandenburg Minden Magdeburg Hinterpommern Oesterreich Deutschland
- 141 —
war die Befreiung vieler Christensklaven. Ein 1541 gegen Algier unternommener Zug endete durch die Schuld der Elemente unglücklich.
Bis zum Frieden von Crespy hatte der Kaiser die Protestanten, welche ihm wesentliche Hilfe gegen die Türken und Frankreich leisteten, schonen müssen. Weil sie aber das Tridentiner Concil nicht anerkennen wollten, begann er mit dem evangelischen sächsischen Herzog Moritz im Bunde den Kampf gegen sie 1546. Man nennt diesen kurzen aber erfolgreichen Krieg den schmal-kaldischen. Im ersten Jahre wurden die oberdeutschen Städte gezwungen den Frieden mit schweren Opfern zu erkaufen, 1547 unterlag die protestantische Hauptmacht unter dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen bei Mühlberg nach kurzem Kampfe. (Alba.) Karl nahm darauf Witt enberg durch Capi-tulation ein und gab dem Albertiner Moritz außer der Kurwürde noch den ganzen sogenannten Kurkreis mit Wittenberg. Den ehemaligen sächsischen Kurfürsten ernestinischer Linie, sowie Philipp von Hessen, der vergebens seine Gnade angefleht hatte, behielt er in harter Gefangenschaft.
1548 ließ er zu Augsburg das Interim aufstellen, eine Richtschnur, nach welcher bis zur definitiven Regelung durchs Concil die Protestanten sich in Glaubenssachen verhalten sollten. Da dasselbe nur den evangelischen Pfarrern ihre Frauen und den Laien den Kelch ließ, so stieß es auf starken Widerstand, den der Kaiser durch Ausweisung vieler Geistlichen vergebens zu brechen suchte. Besonders Magdeburg sträubte sich dagegen; es wurde in die Reichsacht erklärt und die Ausführung derselben Moritz und Joachim von Brandenburg übertragen. Weil nun der erstere als Schwiegersohn Philipps über dessen harte Behandlung empört war und zugleich sich bei seinen Glaubensgenossen von dem Vorwürfe des Verraths reinigen wollte, so schloß er mit dem französischen König Heinrich Ii. insgeheim einen Vertrag, nach welchem diesem für zu leistende Hilfe die Bistümer Metz, To ul und Verdün überlassen werden sollten. Während Heinrich so das Reich im Westen beraubte, nötigte Moritz in Verbindung mit Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Culmbach den Kaiser zur Flucht von Innsbruck über die Alpen und schloß darauf 1552
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mühlberg Wittenberg Magdeburg
— 148 —
Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, zu ihrem Könige. Verblendet durch die Herrschsucht seiner Gemahlin, der englischen Prinzessin Elisabeth, nahm er die verhängnisvolle Gabe an, aber statt sein junges Königreich zu schützen und zu festigen, ergötzte er sich an Festen oder theologischen Disputationen, die nur dazu beitrugen ihm die Lutheraner ganz zu entfremden. Auf Seiten des Kaisers stand das Haupt der Liga, der bairische Maximilian, mit ihm durch Verwandtschaft, mehr aber noch durch gleiches Streben für die Allgewalt der katholischen Kirche verbunden. Er schickte ihm sofort den kriegsbewährten Tilly mit einem Heere zu Hilfe, vor dem die Aufständischen bis unter die Mauern Prags zurückwichen. Hier am weißen Berge kam es am 8. Nov. 1620 zur ersten entscheidenden Schlacht, die für Friedrich vollständig verloren gieng. Kopflos begab sich dieser, der das Vergnügen König zu sein nur kurze Zeit genossen hatte und deshalb den Spottnamen Winterkönig erhielt, auf die Flucht; Ferdinand war mit einem Schlage Herr in Böhmen geworden. Er zerschnitt den Majestätsbrief, wiegte aber durch sein anfänglich mildes Auftreten die schon zum Theil geflüchteten Protestanten in Sicherheit, um sie nachher desto nachdrücklicher zu züchtigen. Das Land wurde den Jesuiten und Dragonern zur Bekehrung preisgegeben, viele Edle hingerichtet, ihre Güter um Spottpreise an gut kaiserlich Gesinnte verkauft.
Um dieselbe Zeit waren die mit dem Kaiser verbündeten Spanier unter Spinola aus den südlichen Niederlanden in die Pfalz eingebrochen, welche sie mit Feuer und Schwert verwüsteten. Der geächtete Kurfürst fand nicht einmal bei seinen Glaubensgenossen entschiedenen Beistand; nur ein Fürst der Union, Georg Friedrich von Baden-Durlach blieb ihm treu; außerdem kämpften für ihn durch englisches und holländisches Geld unterstützt sein früherer Feldherr Mansfeld und der ritterliche Bandenführer Christian von Braunschweig, der den Handschuh der Pfalzgräfin an seinem Hute trug. Den beiden erstem gelang es zwar Tilly,
# welcher nach der Eroberung der Oberpfalz (zwischen Ansbach, Baireuth, Baiern und Böhmen) den Spaniern zu Hilfe gezogen war, bei Wi eslo ch 1522 zurückzudrängen'; als aber Uneinigkeit zwischen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_V. Friedrich_V. Elisabeth Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Ferdinand Georg_Friedrich_von_Baden-Durlach Friedrich Christian_von_Braunschweig Tilly
— 200 —
Mut und die Vortrefflichkeit ihrer Waffeu den Kampf so lange aus, bis der Kronprinz in entscheidender Stunde, wie einst Blücher bei Waterloo, zu Hilfe kam. Da stürmte die ganze österreichische Macht in blinder Flucht nach Süden, ganz Böhmen und Mähren preisgebend. In sieben Tagen war hier die Entscheidung erfolgt, Dank der Tapferkeit der Truppen und besonders den Anordnungen des Generalstabschefs Moltke.
Im Westen waren rasch Kassel und Hannover besetzt worden, und obgleich die brave Armee des blinden Königs Georg bei Langensalza glücklich gegen 8000 Mann preußischer Landwehr focht (27. Juni), sah sie sich doch zwei Tage darauf zur Kapitulation gezwungen. Vogel von Falken stein und sein Nachfolger Mantenffel wußten die bairischen und andern Bundestruppen, denen sie an Zahl nicht gewachsen waren, geschickt auseinander zu halten und in einzelnen Gefechten z. B. bei Kissingen und Aschaffenburg zu werfen. Dann zogen die Preußen in das erbitterte Frankfurt ein, um nach kurzer Rast den Süden zu bedrohen (Tauberbischofsheim, Würzburg). Sie ließen sich aber in ihrem Siegeszuge durch den Prager Frieden hemmen, der dem kurzen erfolgreichen Bruderkriege ein willkommenes Ende machte.
Preußen annektierte Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt und kleinere Gebietstheile von Baiern und Darmstadt, begnügte sich mit sehr mäßigen Kriegskosten und schloß mit allen Ländern nördlich des Mains den norddeutschen Buud, mit den süddeutschen Staaten wenigstens ein Schutzbündnis. Oesterreich schied ganz ans Deutschland aus.
Im preußischen Landtage forderte und erlangte die Regierung Indemnität siir die frühere budgetlose Verwaltung und stellte so nach den großen Erfolgen nach außen auch den Frieden im Innern wieder her; der norddeutsche Bund aber erhielt eine Volksvertretung, die durch den Zutritt süddeutscher Abgeordneten sich zu einem Zollparlament erweiterte und bald einem Vollparlament, dem Reichstage, Platz machen sollte.
§ 52. Die Gründung des neuen tteichs.
Napoleon hatte das ihm überlassene Venetien an Victor Emmanuel abgetreten, beim Friedensschluß eine seine Erwartungen nicht befriedigende Rolle gespielt, auch in Amerika vor den Drohuugeu der Vereinigten
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Extrahierte Personennamen: Moltke Georg Napoleon Victor_Emmanuel
Extrahierte Ortsnamen: Langensalza Kissingen Aschaffenburg Frankfurt Tauberbischofsheim Würzburg Schleswig-Holstein Hannover Kurhessen Nassau Frankfurt Baiern Darmstadt Oesterreich Deutschland Amerika
142
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Verzicht geleistet habe. Kaiser Leopold berief sich aus seine Abstammung
von Maria, der Tochter Philipps M., und der Kurprinz von Baiern,
Joseph Ferdinand, stützte seine Ansprüche auf seine Abstammung von
Margaretha Theresia, der zweiten Tochter Philipps Iv., der ersten Ge-
mahlin des Kaisers Leopold, deren einzige Tochter seine Mutter war,
und aus das Testament Philipps Iv., worin ausdrücklich bemerkt war,
daß zuerst die Nachkommen seiner Tochter Margaretha Theresia, dann
erst diejenigen seiner Schwester Maria auf den Thron gelangen sollten.
Victor Amadeus von Savoyen stützte seine Forderung auf die Ab-
stammung von Katharina, einer Tochter Philipps Ii. Es leuchtet ein,
daß der Kurfürst von Baiern unstreitig die gerechtesten Ansprüche hatte,
und da England um keinen Preis zugeben mochte, daß die gesummte
spanische Monarchie an Ein Haus fallen solle, so hatte es noch zu
Karls Ii. Lebzeiten einen Theilungsvertrag versucht, in welchem der
Kurprinz von Baiern als Haupterbe genannt wurde. Der frühe Tod
des Letzteren hatte indessen den Vertrag vereitelt und Ludwig Xiv.
veranlaßt, Karl Ii. zu einem Testamente zu bewegen, worin Ludwigs
Enkel, Philipp von Anjou, alleiniger Erbe der spanischen Monarchie
Ludwigxiv. wurde. Daruni schickte Ludwig Xiv. nach Karls Ableben seinen Enkel
' Gntei ^nach" nach Madrid und äußerte beim Abschiede: „Von jetzt an, mein Sohn,
Madrid 1701. gibt es für Frankreich keine Pyrenäen mehr". Die Franzosen hielten
schon 1701 ihren Eintritt in Madrid, und Philipp von Anjou ward
mit lautem Jubel von dem Volke und den Cortes zum Könige aus-
gerufen. Der Erzherzog Karl landete erst 1704 und führte von hier
aus höchst saumselig den Krieg. Der Entscheidungskampf um die
spanische Krone wurde in Italien, Deutschland und den Niederlanden
geführt. Auf Leopolds Seite stand König Wilhelm der Iii. von Eng-
land und nach dessen Tode seine Schwägerin Anna, Holland und das
deutsche Reich; die Kurfürsten von Köln und Baiern waren aber mit
Ludwig Xiv. in ein Bündniß getreten.
Prinz Eugen An der Spitze der kaiserlichen Truppen stand Prinz Eugen von
sut Savoyen, ein kleiner, unansehnlicher Mann, welchen man wegen seines
schwächlichen Körpers zum geistlichen Stande bestimmt und im Scherze
oft „das Aebtlein" genannt hatte. Allein die theologischen Bücher ge-
fielen dem Prinzen nicht; er las lieber in den Schriften des Plutarch
und Julius Cäsar als in den Kirchenvätern, und zog er es vor, die
kriegerische Laufbahn zu betreten. Als er sich aber bei Ludwig Xiv.
um das Commando einer Reiterkompagnie bewarb, erhielt er eine ab-
schlägige Antwort, weil er zu klein und schwächlich sei. Eugen ward
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Maria Maria Philipps_M. Philipps Joseph_Ferdinand Ferdinand Margaretha_Theresia Theresia Philipps_Iv. Philipps_Iv. Leopold Leopold Philipps_Iv. Philipps_Iv. Margaretha_Theresia Theresia Maria Maria Victor_Amadeus_von_Savoyen Katharina Philipps Philipps Karls Ludwig_Xiv Ludwig Karl_Ii Karl Ludwigs
Enkel Ludwigs Philipp_von_Anjou Philipp Daruni Ludwig_Xiv Ludwig Karls Philipp_von_Anjou Philipp Karl Karl Leopolds Wilhelm Anna Ludwig_Xiv Ludwig Eugen Eugen Eugen Eugen Julius_Cäsar Cäsar Ludwig_Xiv Ludwig Eugen Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Baiern England Karls Baiern Ludwigxiv Karls Madrid Madrid Frankreich Madrid Italien Deutschland Leopolds Holland Baiern
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden.
85
Ferdinand drängte zu Gewaltmaßregeln. Da starb Matthias und
hinterließ seinem Vetter Ferdinand Krone und Krieg. Die Böhmen Tie Böhmen
weigerten sich jetzt ihn anzuerkennen, übertrugen dem Kurfürsten Friedrich
von der Pfalz (S. 82) die böhmische Krone und rückten in Oestreich v°" der Pfalz
ein. Sie drangen siegreich bis Wien vor, belagerten den Kaiser 's Ln,v1
Ferdinand in seiner Hofburg und ließen ihn auffordern, ihrem Bunde
beizutreten. Ein Abgeordneter faßte, als er vor den Kaiser trat, den-
selben bei dem Knopfe seines Wammses und fragte drohend: „Nandel,
wirst Du bald unterschreiben oder nicht?" Da erschien der kaiserliche
Oberst Dampierre unerwartet mit 500 Kürassieren und befreite den
Kaiser aus seiner unangenehmen Lage.
2. Der böhmische Krieg 1618 —1624.
Friedrich V. von der Pfalz hatte auf Anrathen vieler Fürsten die Friedrich v.
böhmische Krone nicht annehmen wollen, da er selbst wohl mitfühlen
mußte, daß er nicht die Kraft besitze, den Kampf mit dem Hause
Habsburg aufzunehmen. Allein am nämlichen Abend, als Ferdinand
in Frankfurt zum Kaiser erwählt worden war (1619), langte daselbst
die Nachricht an, daß Ferdinand die böhmische Krone angenommen
habe. Den Bitten seiner Gemahlin Elisabeth, einer Enkelin der Maria
Stuart, welche ihn oftmals um die Annahme der königlichen Krone
gebeten und laut geäußert hatte, sie wolle lieber Brod essen an der
königlichen Tafel, als länger an dem kurfürstlichen Tische schwelgen,
den Ermahnungen seines Hofpredigers und seiner Glaubensgenossen
nachgebend, die ihn mit Bitten bestürmten, der neuen Lehre dies Opfer
zu bringen, ließ er sich in Prag krönen. Während aber die Katho-
liken zum Schutze des Kaisers und der Kirche ein stattliches Heer unter
dem gewandten Serclaes von Tilly (er war ein Niederländer und
hatte dort in seinem Vaterlande und in Ungarn das Kriegshandwerk
wohl erlernt) rüsteten, bemühte sich Friedrich V. vergeblich, die Fürsten
der Union zum Beistände gegen Ferdinand zu gewinnen. Durch seinen
Hang zum Wohlleben verscherzte er sich dabei die Gunst seiner An-
hänger. So hatte er nur ein kleines Heer, welches dem niächtigen
Gegner die Spitze bieten sollte. Am 8. Nov. 1620, es war an
einem Sonmag, wo über den Text gepredigt ward: „Gebet dem Kaiser, in der
was des Kaisers ist", stießen die Heere am weißen Berge unweit Prag Schlacht am
zusammen. König Friedrich saß gerade bei Tafel, als die Nachricht "Son" ^unt
vom Beginne der Schlacht anlangte. Er eilte sogleich auf den Wall ^ 1620.
der Stadt und sah von dort die Flucht der Seinen. Noch besaß er
Mittel sich zu halten und zu wehren; allein dieser einzige Schlag
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Stuart Maria Tilly Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand Ferdinand Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Pfalz Oestreich Wien Frankfurt Prag Ungarn