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1. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 80

1912 - Breslau : Hirt
C. Überblick über das ganze Land. 1. Geschichtsabriß. §215. Vom 6. Jahrhundert an drangen von 0 her die slawischen Sorben in das Gebiet unseres jetzigen Königreichs Sachsen ein, nachdem es von dem ursprünglich hier sitzenden germanischen Volksstamm der Hermunduren verlassen worden war. Die Wieder- eroberung des Landes durch die Deutschen setzte im 10. Jahrhundert ein und begann mit der Anlage der Burg Meißen (928) durch Heinrich I., der 930 die Gründung der Grenzfeste oder Mark Meißen und des Bistums Meißen durch den Kaiser Otto I. folgte. 1089 belehnte der deutsche König Heinrich Iv. den Wettiner^ Heinrich I. von Eilenburg mit der Mark Meißen, welche die beiden sorbischen Gaue Dalaminzi^ und Nisani^ umfaßte. Seitdem ist dieses Land, das den Grundstock des heutigen König- reichs Sachsen bildet, beständig im Besitze der Wettiner geblieben. § 210. 1123 erhielt Konrad von Wettin die erbliche Markgrafenwürde. Im 13. Jahrhundert kamen das Pleißner Land und die Landgrafschaft Thüringen zur Mari- grafschaft Meißen, und 1270 ward Dresden zur Residenz. Nach Erwerbung des Herzog- tums Sachsen-Wittenberg erhielt 1423 Friedrich der Streitbare vom Kaiser die Kur würde. Mark und Herzogtum zusammen führten nun den Namen Kurfürsten- tum Sachsen. § 217. 1485 fand in Leipzig die Teilung der wettinischen Lande unter die beiden Söhne Ernst und Albrecht des Kurfürsten Friedrich des Sanftmütigen statt. Kurfürst Ernst erhielt Thüringen und die Westhälfte des Osterlandes^, Herzog Albrecht die Mark Meißen und die Osthälfte des Osterlandes. Die Ernestinische Linie ver- legte ihre Residenz nach Wittenberg, die Albertintfche^ behielt Dresden bei. Das Jahr 1539 ward für das Land durch die Einführung der Reformation bedeutend. Infolge des Schmalkaldischen Krieges erfuhr 1547 das Gebiet der Albertinischen Lande eine umfängliche Erweiterung, vor allem aber ging die Kurwürde von der Ernestinischen Linie auf die Albertinische über, und Herzog Moritz ward Kurfürst von Sachsen. § 218. 1635 fielen die beiden Lausitzen, die ein Erbland der Krone Böhmens waren, als Leh en an den Kurfürsten Georg, der dadurch zugleich Markgraf der Lausitzen ward. Diese Länder blieben Lehen bis 1831, wo sie dem Sächsischen Staate einverleibt wurden. Friedrich August I., „der Starke", erwarb nach seinem Übertritt znm Katholizismus 1697 die polnische Königskrone, die auch sein Nachfolger noch trug. Seit jener Zeit ist Sachsens Herrscherhaus katholisch. Im Jahre 1806 ward Sachseu durch Napoleon zum Königreiche erhoben. Im Wiener Frieden 1815 mußte es den größeren, nörd- lichen Teil seines Landes, ungefähr die jetzige Provinz Sachsen, an Preußen abtreten und erhielt damals seine heutige Gestalt und Größe. 1831 bekam das Land eine Verfassung. 1866 trat Sachsen dem Norddeutschen Bunde bei und gehört seit 1871 zum Deutschen Reiche. Heute regiert König Friedrich Augustm., der 1904 den Thron bestieg. .u. 1 Die Stammburg der Wettiner liegt bei Halle a. S. auf dem Petersberge. ^ D. i. Gau der Fernwohnenden. 3 D. i. Gau der Bewohner des Niederlandes. 4 Das Osterland umfaßt im wesentlichen die Länder zwischen Saale und Mulde. * Albert = Albrecht.

2. Landeskunde der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz - S. 27

1912 - Breslau : Hirt
§11. Staatswesen. 27 Die einzelnen Teile bilden nicht alle räumlich zusammenhängende Gebiete. So gehört Boizenburg im äußersten W. zu dem die ö. Hälfte des Landes ein- nehmenden Herzogtum Güstrow, dagegen Malchow und Wareu, im O. gelegen, zum Herzogtum Schwerin. 2. Für die Verwaltung zerfällt Mecklenburg-Schwerin in a) Domanium, etwa 5600 qkm (oder 42,6°/0) mit 194 755 Ew. (oder 31,2 °/0), b) Ritterschaftliche Ämter, etwa 5609 qkm (oder 42,6°/0) mit 117 946 Ew. (oder 48,9%), c) Städtische Gebiete, etwa 1500 qkm (oder 11,5°/0) mit 304458 Ew. (oder 48,7%), ä) die Klostcrämter Dobbertiu, Malchow und Ribuitz, etwa 450 qkm (oder 3,3%) mit 7786 Ew. (oder 1,2%). Unter Domanium versteht man das landesherrliche Grundeigentum. Es ist zur Verwaltung in 23 Domanialämter eingeteilt, welche unter einem Amtshauptmann stehen. Vom Domanium sind die für den großherzoglichen Haushalt bestimmten Hans- guter getrennt. Die in jedem Domanialamt liegenden ritterschaftlichen Güter bilden einen ritterschaftlichen Amtsverband (22, davon 12 zum Mecklenburgischen, 10 zum Wen- dischen Kreise). Die Klostergüter zerfallen in 3 Klosterämter und das Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock. Die Städte mit ihrem Gebiet haben eigene Verwaltung. Ebenso ist Mccklenlmrg-Strelitz eingeteilt in das Domanium, welches etwa % des Landes (1652 qkm) mit 4 Ämtern, dem Kabinettsamt und dem Fürsten- berger Amtsbezirk umfaßt, die ritterschaftlichen Güter, etwa % des Landes (640 qkm), mit 3 ritterschaftlichen Ämtern, und die Städte mit ihrem Gebiet, etwa % (296 qkm). Das Fürstentum Ratzeburg zerfällt in 5 Vvgteien. 3. Kirchliche Einteilung. Oberbischof der evangelisch-lutherischen Landes- kirche ist in beiden Mecklenburg der Landesherr. Die Rechte desselben werden in M.-Schw. wahrgenommen durch den Oberkirchenrat, in M.-Str. durch das Konsistorium. M.-Schw. ist, wesentlich nach geographischen Gesichtspunkten, in die 5 Snperintendentureu Schwerin, Parchim, Malchin, Güstrow, Doberan mit 36 Präposituren eingeteilt, zu welchen als 6. und 7. die der Städte Wismar und Rostock hinzutreten. M.-Str. hat eine Superiuteudeutur Neustrelitz mit 6 Synoden, zu denen sich als 7. die Ratzeburger gesellt. Die Angehörigen der katholischen Kirche in Mecklenburg werden dem Bistnm Osnabrück zugerechnet. 4. Rechtspflege. Die beiden Großherzogtümer bilden den Bezirk eines Oberlandesgerichts mit 4 Landgerichten. Der Sitz des ersteren ist Rostock, der der letzteren Schwerin, Güstrow (Schwurgericht), Rostock mit 43 Amtsgerichten und Neustrelitz mit 10 Amtsgerichten. 5. Untcrrichtspflcgc. Zahlreiche Volks-, Bürger- und Mädchenschulen dienen dem Unterrichte. Schnllehrer-Seminare in Nenkloster, Lübtheen und Mirow. An Gymnasien zählt M.-Schw. 7 (Doberan, Güstrow, Parchim, Rostock, Schwerin, Waren, Wismar), 6 Realgymnasien (Bützow, Güstrow, Ludwigslust, Malchin, Rostock, Schwerin), 2 Realprogymnasien (Grabow, Parchim), 5 Real- schulen (Rostock, Wismar, Ribnitz, Güstrow und Teterow). M.-Str. besitzt .» Gymnasien (Friedland, Neubrandenburg, Neustrelitz) und 2 Realschulen (Neustrelitz und fechönberg). Die höheren Töchterschulen sind überwiegend Privatanstalten, 3 städtisch, 1 (Neustrelitz) großherzoglich. Laudesuuiversität zu Rostock.

3. Landeskunde der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz - S. 25

1912 - Breslau : Hirt
§10. Abriß der Geschichte. 25 Verwicklung in skandinavische Thronstreitigkeiten. Albrecht Iii. 1364 bis 1389 König von Schweden, 1389 durch Margarete gefangen. Vitalienbrüder. 1419 Stiftung der Universität zu Rostock. 1523 Landständische Union. 1523 bis 1532 Joachim Sinter in Rostock. Reformation in M. Ofsent- liche Anerkennung derselben 1549 aus dem Landtage zu Sternberg. Johann Albrecht I. (1547 bis 1576) eifriger Verbündeter des Kurfürsten Moritz gegen Karl V. 1621. Neue Teilung des Landes in die Herzogtümer Schwerin und Güstrow. Die Brüder Adolf Friedrich I. von Schwerin und Johann Albrecht Ii. von Güstrow bestätigen die landständischen Rechte. l 618 bis 1648 der Dreißigjährige Krieg. Furchtbare Verwüstung durch die Schweden und die Kaiserlichen. 1628 bis 1639 Herrschaft Wallenfteins. Residenz in Güstrow. 1648 Westfälischer Friede. Erwerbung der Bistümer Schwerin und Ratzeburg. Abtretung von Wismar, Poel und Neukloster an Schweden. Die Bauern „gelegt". Christian Louis (1658—1692) Bewuuderer und Verbündeter Ludwigs Xiv. 1695. Die Güstrower Linie stirbt aus. Erbstreitigkeiten innerhalb des Schweriner Hauses. " 1701. Hamburger Vergleich. Friedrich Wilhelm, Stammvater des älteren, in Schwerin regierenden Zweiges, erhält die Herzogtümer Schwerin und Güstrow, Adolf Friedrich Ii., Stammvater des jüngeren, nunmehr in Streich regierenden, die Herrschaft Stargard (mit Mirow und Nemerow) und das Fürstentum Ratzeburg» Doch blieben die seitdem getrennten Staaten durch Erbverbrüderung und den gemeinschaftlichen Landtag verbunden. (S. § 11.) Karl Leopold (abgesetzt 1728) versucht vergeblich mit Hilfe der Russen die Macht der Stände zu brechen. Reichsexekution. 1755 Rostocker landesgrnndgesetzlicher Erbvergleich. (1893 Wismar mit Poel und Neukloster durch Kauf wiedergewonnen.') Vom November 1896 bis Juli 1897 stand Mecklenburg unter der französischen Fremdherrschaft, von 1898 bis 1813 gehörte es dem Rheinbunde an („Franzosentid"). 1813. Beide Mecklenburg sagen sich zuerst unter allen deutschen Staaten voin Rheinbünde los. 1815. Friedrich Franz I. (von M.-Schw., am 14. Juni) und Karl Ii. (von M.-Str., am 28. Jnni) legen sich die großherzogliche Würde bei. 1820 Aufhebung der Leibeigenschast. 1815 bis 1866 gehören die beiden Mecklenburg dem Deutschen, 1867 bis 1871 dem Norddeutschen Bunde, seit 1871 dem Deutschen Reiche an. 1849 wurde in M.-Schw., wie in anderen deutschen Staaten, eine auf Volkswahlen beruhende Landesvertretung (konstitutionelle Verfassung) eingeführt, doch bereits nach 13 Monaten 1859 auf Betreiben der Ritterschaft durch das Freienwalder Schiedsgericht wieder aufgehoben. Seit 1851 besteht wieder die alte, mit geringen Abänderungen ans den früheren Verträgen und dem landesgruudgesetzlichen Erbvergleich von 1755 beruhende landständische Verfassung. 'Schweden erhielt 5625099^ mit dem Rechte, die Stadt geaen diese Summe Stnie^n^-m 3°/0 vermehrt i. I. 1993 (bzw. 2993) wiederzüerwerben. 1993: 198941299 Jh. Auf dieses Recht hat es i. I. 1993 für immer verzichtet.

4. Landeskunde von Thüringen - S. 21

1913 - Breslau : Hirt
Ii. Die Bewohner. — 2. Zur geschichtlichen Entwicklung. 21 Kurfürsten des Ernestimschen Hauses. 1. Kurfürst Ernst, Stifter, bis 1486; 2. „ Friedrich der Weise, 1486— 1525; 3. „ Johann der Beständige, 1525— 1532; 4. „ Johann Friedrich der Großmütige, 1532— 1547. Die Kurwürde geht durch die Wittenberger Kapitulation an die Alb er- tinische Linie über, die Ernestimschen Fürsten heißen fortan Herzöge von Sachsen. Der Protestantismus war von ihnen geschützt und gefördert worden. Martin Luther selbst ist ein Sohn des Thüringer Landes. Johann Friedrich der Großmütige mußte nach der für die Fürsten des Schmal- kaldischen Bundes verhängnisvollen Schlacht von Mühlberg (1547) auf die Kurwürde und auf bedeutende Landesteile verzichten^). Erst nach fünf- jähriger Gefangenschaft betrat er wieder seine Stammlande (1552) und starb als „geborner Kurfürst" (1554) zu Weimar. Er gab 1548 die Anordnung zur Gründung der thüringischen Landesuniversität Jena, welche 1558 durch den Kaiser bestätigt wurde. Bald begannen nun zahlreiche und verwickelte Teilungen-); diese führten eine immer weitergehende Zersplitterung in kleine Gebiete herbei, bis die Einführung des Erstgeburtsrechtes der weiteren Teilung Einhalt tat. Dies geschah in der Gothaer Linie 1683, in der Weimarer Linie 1724. Nach und nach starben mehrere der vorhandenen Linien aus, so daß die übrigen im Jahre 1825 zu einer neuen Länderteilung schritten, welche die Grundlage der heutigen Verhältnisse in den Ernestimschen Landen bildet. Während des Bestehens der Landgrafschaft Thüringen gab es neben den Landgrafen noch zahlreiche mehr oder weniger unabhängige Grafen und Edle, wie z. B. die Grasen von Lohra, Scharzfels, Kirchberg, Gleichen, Käfern- bürg, Orlamünde, Beichlingen, Schwarzburg, Rabenswalde, Hohenstein, die Edlen von Querfurt, Treffurt, Lobdeburg - Arnshaugk, Salza, Kranichfeld, Sondershausen; im So von Thüringen, im Vogtland, saßen die Vögte von Weida, Gera und Plauen; im 8 des Thüringer Waldes die gefürsteten Grasen von Henneberg. Dazu kamen noch viele geistliche Besitzungen des Erzbistums Mainz, der Bistümer Würzburg, Zeitz-Naumburg, Merseburg und Halberstadt, die Abteien Hersfeld und Fulda, sowie zahlreicher Klöster, z. B. Reinhardsbrunn, Erfurt, Saalfeld, Georgenthal, Ichtershausen, Hom- bürg, Völkenrode, Oldisleben, Kapellendorf, Bürgel, Paulinzella, Heusdorf, Pforte usw. Nordhausen und Mühlhausen waren die einzigen freien Reichsstädte auf thüringischem Boden. Von diesen Besitzungen kommen für die heute bestehenden Thüringischen Staaten vor allem die schwarzburgischen und reußischen Gebiete in Betracht. Gamals an die Albertinische Linie abgetretenen Länder bilden nebst den thüringischen Besitzungen von Kurmainz den Kern der heutigen preußischen Gebietsteile. 2) Vgl. hierzu die Übersicht auf der folgenden Seite.

5. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 20

1911 - Breslau : Hirt
20 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. der Neuzeit, als sich von dem Norddeutschen Flachlande her, von wo aus ja die Gebirgsschwelle leichter zugänglich ist, der aus den Trümmern des Dreißigjährigen Krieges neu auflebende brandenburgisch-preußische Staat kräftig ausdehnte in dem zielbewußten Streben, den deutschen Einheitstraum seiner Erfüllung entgegen- zuführen (1614, 1803, 1815, 1866). Als der jülich-klevische Erbfolgestreit (1609— 1614) beigelegt und — außer westfälischen Gebieten - das Herzogtum Kleve Brandenburg zugesprochen war, gelang es nach dem langen Kriege dem Großen Kurfürsten, diese nörd- lichste Landschaft unserer Provinz auch innerlich mit seinen östlicheren Gebietsteilen zu einem Staate zu verbinden. In den übrigen Landschaften aber fehlte eine solche feste Hand- wiederholt suchten die Franzosen das Rheinland heim, und ihr Ansturm vernichtete vorübergehend auch die preußische Herrschaft am Rhein. Es war 1702 auch die Grafschaft Mors sowie Stadt und „Herrlichkeit" Krefelds und 1713 der Ostteil des Herzog- tums Geldern (mit Viersen und Geldern) an Preußen gefallen. Aber das ganze linke Rheinufer kam 1794 bzw. 1801 in französische Höndes- die deutschen Fürsten ließen sich dafür ablohnen im Reichsdeputationshaupt- schluß 1803, der die geistlichen Herrschaften (außer Kur-Mainz) von der Karte Deutschlands tilgte und Preußen u. a. in den Besitz der Abteien Essen und Werden brachte. Erst nach den Befreiungskriegen konnte Preußen seinen alten Besitz am Rheine wieder antreten- — durch den Wiener Kongreß 1815 wurde das Rheinland, das der Franzosenzeit wenigstens den ersten Anflug von Einheitlichkeit (auch im Rechtswesen) verdankte, fast in der jetzigen Ausdehnung preußisch- man zählte damals 1,9 Mill. Bewohner. Später kam nur noch das kleine Koburgische Fürstentum Lichtenberg (1834 durch Kaus) und 1866 der ehemals hessen-homburgische Kreis Meifenheim (s. S. 27) zu der - seit 1824 so genannten - Rheinprovinz^). Seit 1821 unterscheidet man die fünf Regierungsbezirke Düffel- dorf, Köln, Aachen Trier und Koblenz, die i. I. 1910 in 60 Land- und 19 Stadtkreise zerfielen (s. Vi, Iahlennachweise). Wie durch die Ereignisse des Jahres 1866 die große Lücke zwischen Rheinland und Westfalen einerseits und den altpreußischen Provinzen anderseits ausgefüllt worden ist, so haben die unvergeßlichen Kriegstaten von 1870/71 die deutsch-französische Grenze von der Saarlinie bis über die Mosel hinaus vorgeschoben. — Die Großmachtstellung Preußens und des Deutschen Reiches hat auch auf die Bedeutung des Rheinlandes segensreiche Rückwirkungen ausgeübt- der mächtige Aufschwung, den seit dem 19. Jahrhundert besonders die Industrie auf Grund der Ausnutzung der reichen Bodenschätze des Landes genommen hat, steht dabei in erster Linie, und damit hängt zusammen eine beträchtliche Zunahme der Bevölkerung, insbesondere der städtischen^). Am 1. Dezember 1905 zählte man in der Rheinprovinz 6435 778 Menschen (30 Jahre vorher 3 804381)- das macht (vgl. oben S. 1) durch- !) Vgl. Dr. W. Mushacke, Krefeld zur Zeit der preußischen Besitzergreifung (Kre- feld 1902), und ders. im Jahresbericht des Naturwissensch. Vereins zu Krefeld, 1906. 2) Wie schon hundert Jahre vorher die Südspitze der Rheinprovinz, die man sogar im ersten Pariser Frieden 1814 noch bei Frankreich ließ, die sich aber 1815 freiwillig unter preußische Herrschaft stellte. s) Neuerdings auch „Provinz Rheinland" genannt. 4) Die Volkszählung vom 1. Dezember 1905 wies 136 Städte mit insgesamt 3,3 Mill. Einwohnern und 3123 Landgemeinden auf.

6. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 28

1911 - Breslau : Hirt
28 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Von Kreuznach ab erweitert sich das Tal nach der rechten Seite hin bedeutend, schließlich aber schneidet die Nahe noch auf 3 km in das Schiefergebirge ein, ehe sie sich (unter zwei Brücken weg) zwischen der hessischen Stadt Bingen und dem ver- Kehrsreichen preußischen Orte Bingerbrück (3200 E.) dem Rheine gesellt (vgl. S. 25). Dort auf der Elisenhöhe soll sich — dem Germania-Denkmal des Niederwaldes gegenüber — das Bismarck-Denkmal erheben. 3. Der Saargau. Die beiden Hauptverkehrslinien, die an den Rändern des Pfälzer Berg- landes — die eine von Kreuznach die Nahe aufwärts, die andere von Kaiserslautern durch das „Landstuhler Bruch" — dem Kohlengebiete an der Saar zustreben, treffen zunächst auf einen Zufluß der letzteren, die Bliest, Diese entspringt zwischen der Nahequelle und dem Schaumberge (f. oben S. 6) und nimmt bei St. Wendel (282 m über d. M, 6900 E.), der preußischen Kreisstadt mit schöner Wallfahrtskirche (weiter w. Marpingen), s. Richtung an. Nachdem die Blies die Nahe-Bahn in ihr Tal aufgenommen hat, tritt sie in das Kohlengebiet ein. 2. von der Kreisstadt Ottweiler (262 m über d. M, 6900 E.) erreicht man den Eisenbahn-Knotenpunkt Neunkirchen (34500 E.), in dem das große Eisen-Hütten- werk des Freiherrn von Stumm mehr als 6000 Arbeiter beschäftigt. Hier biegt die Blies nach O um und durchfließt nun bayrisches Gebiet' das letzte Stück ihres Unterlaufes aber schließt mit der Saar die Südspitze der Rheinprovinz ein (vgl. S. 1 u. 20)' ihrer Mündung gegenüber liegt die gewerbreiche deutsch-lothringische Stadt Saargemünd. Von der Westseite des Donon (1010 m) im Wasgau kommend, tritt die Saar zuerst als Grenzfluß an das preußische Rheinland heran, dann ö. vom Spicherer Berg (267 m; Kämpfe am 6. August 1870) in die Rheinprovinz hinein und biegt scharf nach W (später nach Nw) um, den Südwestrand des großen Kohlenbeckens durchfließend. Dort an der Kniestelle ist Saarbrücken (105 000 E.), der Hauptpunkt des dichtbewohnten Kohlengebiets, in dem Bergwerksschachte und Koksöfen mit großen Hüttenwerken abwechseln. Früher unterschied man auf dem linken Ufer die Kreisstadt Saarbrücken (einstmals Sitz der Fürsten von Nassau-Saarbrücken), auf dem rechten St. Io- Hann (zwei Brücken) und abwärts Malstatt-Burbach. Nach allen Seiten führen Schienenwege den umliegenden Landschaften die „schwarzen Diamanten" zu: s.w. über Forbach nach Metz, die Saar aufwärts nach Saargemünd und weiter (Glas- und Porzellanmanufaktur), ö. nach dem bayrischen Iweibrücken; von Neunkirchen her kommt die Rhein-Nahe-Bahn vorüber an den Kohlenorten Sulzbach (22500 E.) und Dudweiler (24500 E.), in deren Nähe der „brennende Berg" liegt, ein dampfendes Kohlenflöz, das vor mehr als 200 Iahren in Brand geraten ist (Goethe 1770). Endlich begleitet eine Eisenbahn die Saar ab- wärts,' an dieser folgt später Völklingen3) (18100 E.). Zweigbahnen führen nach rechts in das Kohlengebiet hinein, und eine wichtigere Bahn zweigt nach Lothringen ab,' dazu kommen elektrische Straßenbahnen. Schon außerhalb des Kohlenbeckens, aber gewerblich (Eisenhütten) von ihm noch abhängig, liegt am linken Ufer der Saar die — neuerdings ihres Festungscharakters entkleidete und durch Eingemeindung vergrößerte — Kreisstadt Saarlouis (Ge- burtsort des französischen Marschalls Ney? 15300 E., darunter 2500 Soldaten). Das Tal ist hier breiter? von der rechten Seite kommt die Prims, die aus Bächen des 1) Diese ergoß sich in der Eiszeit nicht in die Saar, sondern durch die zuletzt ge- nannte Talfurche nach O hin in den Rhein. 2) Koks (Eoaks), aus Steinkohlen durch Glühen bei gehindertem Luftzutritt er- halten, ist ein sehr kohlenstoffreiches Brennmaterial (guter Leiter für Wärme und Elektrizität). 3) Die zahlreichen, auf ...ingen endigenden Ortsnamen im Reg.-Bez. Trier (s. auch S. 29, 30, 52) erinnern an die Einwanderung von Alemannen.

7. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 36

1911 - Breslau : Hirt
36 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. umspülen — das rechte Flachufer, von der Bergumwallung vor rauhen Winden geschützt, bildet den fruchtbaren, sonnigen Talboden mit Honnef (6800 E.), dem „deutschen Nizza" (Heilanstalt Hohenhonnef), als Mittelpunkt und dem ' ruinengekrönten Drachenfels als n. Schlußpunkt — ein Kegel des Siebengebirges neben dem andern prangt am schönen Sommerabend in wunderbarer Beleuchtung — und all diese Pracht (vgl. Abbild. 17, S. 58) liegt ausgebreitet zu Füßen des 1^0-Vorsprunges der Eifel, des Rolands- felsens (105 m über d. Flusse, 153 m über d. M., s. S. 10), so daß die Aussicht vom Bahnhofe des Villenortes Rolandseck mit Recht eine viel- bewunderte ist. Wie hier der Rolandsbogen (Freiligrath) und das Nonnenwerther Kloster durch die Sage verbunden sind, so umwebt diese auch den Drachenfels und andere Punkte >). Am Drachenfels gedeiht der den Namen „Drachenblut" führende feurige Rotwein. Vis an die Rückseite des Siebengebirges reicht das Gebiet des Wiedbaches, der, auf dem nassauischen Westerwald entspringend, einen bedeutenden Umweg macht, ehe er sein Wasser dem Rheine gesellt. An seinem Oberlaufe liegt in einer Tal- erweiterung der gewerbliche Kreisort Altenkirchen (2300 E.), der bedeutendste Ort der waldreichen Westerwaldhochfläche, die ins Nassauische hinein immer eifelmäßiger wird. Altenkirchen steht sowohl ö. wie s. in Bahnverbindung mit dem Lahntal (und mit dem Tale des Saynbaches, s. vorige Seite)' nach N zu aber führt eine Eisenbahn in das Siegtal. Noch vom Jahre 1815 her zählt der abseits liegende kreis Wetzlar zur Rheinprovinz. In anmutiger, von Goethes Dichtkunst widergespiegelter Lage am linken Lahnufer weist die Stadt Wetzlar (145 m über d. M., 13 400 E.) noch manche Erinnerungen an die Zeiten auf, wo sie freie Reichs- stadt(Dom) und dann Sitz des deutschen Reichskammergerichts (1698—1806)war. Dem Laufe der Bahn abwärts folgend, läßt die Eisenbahn Berlin —Metz das Städtchen Braunfels (300 m über d. M., 1600 E.) mit dem Schlosse des Fürsten Solms-Braunfels links liegen und tritt bei der nassauischen Grenze in den Weilburger Eisenerzbezirk ein. Wetzlar ist aber auch Station an der wichtigen Bahnlinie Gießen — Deutz —Köln. 8. Der Sieggau. Wie die Lahn in der Südecke Westfalens (am Ederkopf) entspringend, eilt die Sieg — im Gegensatze zu jener möglichst geradeswegs — dem Rheine zu- sie durchfließt dabei das eisenerzreiche Tal, dessen Bodenschätze durch die nördlicher Seitentäler, namentlich der Agger, ergänzt werden. Die Eisenbahn folgt jenem Tale, und ihre Abzweigungen dringen in diese Seitentäler ein. An landschaftlichen Schönheiten fehlt es auch nicht. An der oberen Sieg vereinigen sich die Bahnen von Siegen und Wetzlar her. Nach Einmündung des aus der höchsten nassauischen Gegend kommenden Nister- dach es überschreitet man die Grenze zwischen den Reg.-Bez. Koblenz und Köln. Flußabwärts sind den natürlichen Reizen der Landschaft durch Veränderungen im Flußbett, durch Wege- und Eisenbahnbau neue hinzugefügt. Daher werden hier Eitorf (6900 E.) und Blankenburg (einstmals eine Stadt von Bedeutung) in neuerer Zeit von Sommerfrischlern viel besucht. Rechts öffnet sich dann das Tal des Bröl- bachs, in dem eine Zweigbahn aufwärts führt nach Waldbröl (Gemeinde 6800 E.), dem Hauptorte eines wenig fruchtbaren und dünn bevölkerten Kreises. — Mit Aus- nähme des Quellgebietes an der westfälischen Grenze ist das wichtige Aggertal von einer Eisenbahn durchzogen, welche die Kreisstadt Gummersbach (250 m, 16000 E., Wollindustrie) mit Engelskirchen (4300 E.,. Spinnereien) verbindet und in dem hübschen, an mancherlei Metallerzgruben reichen Flußtale abwärts führt. i) Vgl. Claudius, Rheinsagen; 3. W. Ott? Richter, Deutscher Sagenschatz, I. Band' und K. Simrock, Rheinsagen.

8. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 41

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 41 und Ronsdorf (15400 E.), teils in Eisen- und Stahlwaren, teils (bei der Nähe von Barmen) in Bandweberei tätig, während (n.w. von Remscheid) in Kronenberg (13000 E.) große Hausindustrie in Eisengeräten vorwiegt. Seit 1897 ist Remscheid durch einen großartigen Bahn- und Brückenbau mit dem auf einer Anhöhe w. von der Wupper gelegenen Solingen ver- bunden. Unterhalb von Müngsten (= Mündungsstein) (wo das prächtige Morsbachtal endet) überspannt die Kaiser-Wilhelm-Brücke (491 m lang) die Wupper in einem 107 m hohen Bogen von 170 m Spannweite; zum Bau dieser höchsten deutschen Brücke (s. Abbild. 22, 2. 61) sind mehr als 5 Mill. kg Eisen verbraucht worden (Baukosten- 2 700000 Mark). Solingen (Stadtkreis von 50 500 E. - seit 1889 ist Dorp an der Wupper mit ihm vereinigt -) ist der Mittelpunkt der deutschen Waffen- und Schneidewaren- fabrikation, das „deutsche Sheffield", aber in manchen Beziehungen der eng- lischen Großstadt überlegen; Solinger Klingen finden sich sogar auf den Märkten Inner-Afrikas. Zum Teil durch Hand-, zum Teil durch Maschinenarbeit werden die einzelnen Teile von Messern, Scheren, Bajonetten und namentlich Degenklingen („der Schmied von Solingen") nicht nur in Solingen selbst hergestellt, sondern auch in den benach- barten Städten Höhscheid (16000 E.), Ohligs, früher Merscheid genannt (28000 E.), Wald (25000 E.) und Gräfrath (10000 E.). Die Westgrenze dieses Bezirks bildet ungefähr die Eisenbahn, die von Deutz über Opladen nordwärts führt und sich an die Bahn Düsseldorf-Elberfeld anschließt, während gleich dahinter eine n. Linie nach der Ruhr und ihren Kohlenschätzen hinzieht. Die größte Volksdichte zeigt die nördliche Talstrecke an der Wupper; dort sind die beiden Städte Elberfeld und Barmen mit ihren Vororten und unter- einander zu einem 3 Stunden langen und bereits an den Abhängen empor- klimmenden Häusermeere verwachsen, das, von den Höhen gesehen, so recht alle Merkmale einer Fabrikstadt zeigt (s. Abbild. 25, S. 63). Während sich die Gesamteinwohnerzahl beider Städte 1815 noch auf 30000, 1855 auf 82 000, 1885 auf 210 000 belief, ist sie jetzt auf fast 340000, bei Elber- feld auf 170000, bei Barmen auf 169 000, gestiegen; beide Stadtkreise teilen sich in eine Bodenfläche von 53 qkm. Solche Blüte rührt fast aus- schließlich von der großartigen Webe-Industrie her, die Baumwolle, Wolle und Seide umfaßt; darunter heben sich Bänder, Kordeln und Kleiderbesatz als besondere „Barmer Artikel" ab, wohingegen Elberfeld mehr Handel treibt'). Von 1527 an war hier, als die Wupper noch klares Wasser hatte, (Barnbleicherei und Handweberei. Einen großen Aufschwung erhielt die Webstoffindustrie, als 1780 die Türkischrotfärberei dort bekannt wurde. Zwei Eisenbahnen („rechtsrheinisch" von Düsseldorf über Mettmann her und „bergisch-märkisch", s. o.) durchziehen das Tal (Elberfeld ist auch Sitz einer Kgl. Eisenbahn-Direktion). Eine elektrische Schwebe- bahn von 13 km Länge (zum größten Teile über der Wupper) ist seit 1903 eine wich- tige Verkehrsader für Barmen-Elberfeld-Vohwinkel, die erste ihrer Art (s. Abbild. 26, S. 63). Die neueren Stadtteile, das stattliche Elberfelder Rathaus (1900), die Barmer Ruhmeshalle (1900), prächtige Denkmäler, Theater, Badeanstalten, elektrische Jahn- radbahn, die herrlichen Barmer Anlagen (Tölleturm) usw. kennzeichnen die Großstadt, deren Nähe die bergigen Umgebungen im Waldesdunkel glücklicherweise noch nicht merken lassen. Die kirchliche, streng protestantische Gesinnung vieler Bewohner be- tätigt sich im Missionswerke. Vohwinkel (s. o., 15000 E.), ein Brennpunkt des l) Rud. Herzog hat in dem Roman „Die Wiskottens" ein prächtiges Bild des Lebens seiner Heimat gezeichnet (1905). „Barm" bedeutet eine Bodenerhöhung. [ij|y

9. Kleine Handelsgeographie - S. 102

1896 - Breslau : Hirt
102 Das Deutsche Reich. Die berühmtesten mineralischen Heilquellen sind: Wiesbaden, Ems, Selters, Homburg, Aachen. Die Industrie beschäftigt nächst der Landwirtschaft den größten Teil der Bevölkerung. Mit Ausnahme der nördlichen Provinzen hat sich der Gewerbe- betrieb überall zu einer hochentwickelten Fabrikindustrie emporgeschwungen. Berlin, Elberfeld und Barmen gehören mit zu deu ersten Fabrikstädten der Erde. Hauptsächlich erstreckt sich die Judustriethätigkeit auf die Verarbeitung der einheimischen Metalle und verschiedener einheimischer und fremder Gespinst- stoffe. Die Metallindustrie (Hüttenwesen, Fabrikation von Stahl- und Eisen- waren) hat ihre Hauptcentren in den Gebieten der Kohlen- und Eisenlager: Rheinprovinz, Westfalen und Schlesien; der Maschinenbau wird besonders auch in Berlin und Hannover umfangreich betrieben. Hinsichtlich der Gewebe- Industrie ragen namentlich Elberfeld und Barmen (Baumwolleuindustrie), Aachen (Wollfabrikation), Krefeld (Seidenindustrie), Bielefeld und Hirschberg (Leinenindustrie) hervor. Berlin ist ein Hauptfitz der Teppichfabrikation und der Modewarenbranche. Hochwichtig sind ferner die Porzellan-, Glas-, Rüben- zncker-, Tabak-, Papier- und Chemikalienfabrikation. Der Handel ist, der reichen und mannigfachen Erzeugungskraft ent- sprechend, eiu lebhafter. Der Binnenhandel verfügt über vorzügliche Verkehrs- wege. Daß Preußeus Handelsflotte hinsichtlich des Tonnengehalts nur 45 °/0 der deutschen Handelsflotte umfaßt, liegt in der hervortretenden Stellung Hamburgs und Bremens begründet. Die wichtigsten Seehandelsplätze sind: Stettin, Danzig, Altona, Königsberg, Memel und Kiel. Das Königreich Preußen, das seit 1850 konstitutionell regiert wird (Herrenhaus, Hans der Abgeordneten), zerfällt in 12 Provinzen, welche in ge- wissen Angelegenheiten durch einen Oberpräsidenten und Provinziallandtag selb- ständig verwaltet werden. Die Provinzen sind in Regierungsbezirke eingeteilt. 1. Die Provinz Brandenburg. Die Provinz Brandenburg bildet nicht nur das geschichtliche, geographische und politische, sondern auch ein in Handelsbeziehung hochwichtiges Centrum Preußens. Das meist ebene Land zeigt hauptsächlich nur an den Flußniederungen fruchtbaren Boden; weite Strecken sind Sand- und Sumpfboden. Der Acker- bau ist darum nicht der Flächenausdehnung entsprechend. Von einiger Be- deuhmg ist die Schafzucht. Der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Thätigkeit liegt aber in der Industrie und im Handel, die ihre Blüte den vorzüglichen Wasserwegen und dem dichten Eisenbahnnetz verdanken. Von hoher Leistungsfähigkeit ist die Fabrikation von Tuchen und Woll- waren (Kottbus, Luckenwalde, Guben, Forst, Sorau, Finsterwalde). Seiden- und Halbseidenwaren fertigt man in Berlin und Brandenburg. Die Maschinen- indnstrie hat iu Berlin einen hervorragenden Mittelpunkt. Von besonderer Wichtigkeit ist auch die Herstellung von Möbeln, seinen Leder- und Kurz- waren, die Glasfabrikation (Barnth, größte Glashütte), die Bierbrauerei und Spiritusbrennern. Berlin an der Spree, über l1/2 Mill. Einw. Äußerst günstig im

10. Landeskunde der Provinz Westfalen und der Fürstentümer Lippe, Schaumburg-Lippe und Waldeck - S. 14

1894 - Breslau : Hirt
14 Geschichtliche Entwicklung. unter Konstantin aber werden als Hauptfeinde am Niederrhein dem Köl- nischen gegenüber die Brukterer genannt, unter Julian im Ruhrgebirge die Attuarier. Diese durch römische Hinterlist zerschlagenen und erwan- derten Stämme nämlich haben sich im Anschluß an Tenkterer, Mattiaken (Nassauer) und Chatten (Hessen) gegen die Mitte des 3. Jahrh. zu einem Waffenbunde gesammelt, vvn der römischen Oberherrschaft frei gemacht, und treten nun als solche, als Freie, d. i. Franken, auf, von den Römern die Ripuarier, d. i. Uferfranken, genannt, während die ebenfalls um selbe Zeit von der Issel im S all an de vorstürmenden Germanen als Salische und Chamavische Franken erscheinen. In Westfalen aber saß seit Verdrängung der alten Bevölkerung, seit dem Ende des 1. Jahrh., ruhig und seßhaft das Bauernvolk der Engern (Angrivarier-Chaukeu). Kämpfe mit den Römern werden aus diesen Gegen- den bis zum 3. Jahrh. nirgend gemeldet. Aber auch die Engern, die Verdränger der alten Teutoburgvölker, ereilte fast wie eine Nemesis ein ähn- liches Schicksal. Im 4. Jahrh. nämlich dringt aus Schleswig-Holstein das Kriegsvolk der Sachsen erobernd in Westfalen ein, unterwirft das ganze Land, läßt aber die alte engrische Bevölkerung teils frei, teils in Hörigkeit sitzen; daher die vielen halbfreien Laten, Liten, Lassen des neuen sächsischen Frei- staates, der sich nunmehr unter Häuptlingen, und für den Kriegsfall unter einem erwählten Herzog stehend, in vier große Bezirke gliedert! Westfalen zwischen Rhein und Osning-Egge; Engern im Weserlande an beiden Ufern des Flusses; Ostsalen bis zum linken Elbufer, und Transalbingien, das überelbische sächsische Stammland. Unter diesen Namen finden wir die Landes- teilung zur Zeit Karls des Großen. Markloh an der Weser wird uns als Platz für das große sächsische Volksthing genannt, zu welchem Edeliuge, Friliuge und Liten aus ganz Sachsen ihre Vertreter sandten. Merk- würdigerweise dringen die erobernden Sachsen, schon im 4. Jahrh. heftige Feinde der rheinländischen Franken, an keinem Punkte bis hart an den Rhein vor; überall bleibt ein breiterer oder schmalerer Landstreifen zwischen dem sächsischen Westfalen und dem Stromufer fränkisch. Dies ist eben die alte (S. 13 Anm. genannte) Römerreichsgrenze, von den Römern im 4. Jahrh. den Franken überlassen, dann von diesen als Rechtsnachfolgern der Römer aufs schärfste gegen die vordringenden Sachsen-Westfalen verteidigt und gehalten. 2. Mittelalter. Vom 5. bis 8. Jahrh. meldet die Geschichte wenig über Westfalen; nur stete Kämpfe der Sachsen mit den merovingischen Königen und Haus- meiern in der Nähe der alten Römergrenze; die Eroberung Sachsens gelingt erst Karl dem Großen in den gewaltigen Kriegen von 772 bis 804; sein Gegner Herzog Wittekind läßt sich 785 taufen. Es folgt die Gründung der Bistümer Osnabrück, Minden, Paderborn, Münster, die Ein- richtung der Pfarreien innerhalb der Grenzen alter Gerichtssprengel; inmitten der alten Bauerschaften entstehen Kirchdörfer und Marktflecken, von denen manche später zu ummauerten Städten werden. Die fränkischen Gerichts- und Verwaltungsdistrikte heißen Gaue;
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