80 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands.
Hamburg, gleich dem benachbarten Altona (173) und Bremen, durch Schiffsbau,
Baumwollspinnerei, Konserven-, Lederwaren- und Drogenfabrikation aus.
Als wichtige Förderungsmittel des Hamburger Verkehrs müssen außer der
Schiffahrt noch die Börse, die täglich von 3000 bis 4000 Kaufleuten besucht wird,
ferner die großartigen Banken, Seeversicherungs-Gesellschaften und endlich die be-
deutenden Export-, Kommissions- und Speditionsgeschäfte namhaft gemacht werden.
In Hamburgs Seehafen, Cuxhaven, verkehren jährlich weit über 3000 See-
schiffe. Er ist besonders während des Winters von Wichtigkeit, wo die Schiffe infolge
der Eisbedeckung zeitweise den Elbetrichter nicht hinaufkommen können.
Gleich Hamburg steht auch B r e m e n in reger Verkehrsverbindung mit Ame-
rika und ferner mit Ostasien und Australien. Es spielt also im Welthandel und vor
allem bei der Auswanderung gleichfalls eine hervortretende Rolle. Dazu trägt vieles
der Umstand bei, daß Bremen der Sitz 'des „Norddeutschen Lloyds" ist, dessen
Schiffe alljährlich nahe an % Million Leute hauptsächlich nach Nordamerika befördern
und der den Reichspostdampferverkehr nach dem Indischen und Stillen Ozean ver-
mittelt. Die Gesamtzahl der Bremen berührenden Seeschiffe beträgt jährlich über
5700. — Die Zahl der in Bremerhaven verkehrenden Ozeanschiffe ist fast
ebenso groß wie jene für C u x h a v e n. An Gütern bemißt sich die Einfuhr
nach Bremerhaven allerdings wiederum nur rund auf ein Siebentel derjenigen
von Hamburg (500 bis 600 Millionen Mark). Baumwolle, Tabak, Fette und Ole, Reis,
Wolle, Kaffee, Zucker, Tee und Getreide sind die Haupthandelswaren.
Neuerdings nimmt auch der Seehandel in Leer und Emden beträchtlich
zu, zum Teil mit durch den starken Verkehr, der sich auf dem Dortmund-Ems-Kanal
entwickelt und welcher verhindert, daß die rheinländischen Produkte insgesamt ihren
Weg zum Meere durch die Niederlande nehmen. (Vgl. S. 32.) Vor allem Leer treibt
viel Reederei nach den nordeuropäischen Handelsplätzen. Von Emden aber geht auch
das Kabel nach der Insel Valentia im Südwesten Irlands und weiterhin nach Vigo
und nach Neuyork. K r i e g s h a f e n für die Nordsee ist Wilhelmshaven
mit einer kaiserlichen Werft, die an 6000 Arbeiter beschäftigt.
12. Das Ostjeehiuterland.
Die Oberfläche des Ostseehinterlandes ist reicher bewegt und land-
schaftlich wechselvoller als jene des Nordseehinterlandes. Hier kommen
die geographischen Einflüsse der die germanische Tiefebene durchstreichen-
den Höhenrücken und der eiszeitlichen Vergletscherung ungleich deutlicher
zur Geltung als in Westelbien.
In der Hauptsache ist dem Ostseehinterlande eine große Dreiteilung
eigen. Im Norden zieht der baltische Landrücken hin; Am Süden lagern
die Ausläufer des ural-karpathischen Landrückens; zwischen beiden aber
erscheint eine große Furche eingesenkt, welche den Flüssen einen ostwest-
lichen Lauf anweist und die an der Netze, Warthe, Oder und Havel vielfach
von Seen, Mooren und Sümpfen überdeckt ist.
Der nördliche oder baltische Landrücken erzeugt durch sein leicht
aufgewölbtes, im Turmberg südwestlich von Danzig bis 330 m empor-
ragendes Hügelgelände, seine Unmasse von glitzernden Seeaugen und
ruhigen Wasserläufen sowie durch prächtige Buchenbestände am West-
gestade der deutschen Ostsee so hübsche Naturbilder, so reizvolle Land-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Die geographische Lage Deutschlands und ihre wirtschaftliche Bedeutung. 7
(Wert aller Rinder etwa 4000 Millionen Mark). — Die ungewöhn-
liche Zunahme der Schweinezucht weist darauf hin, daß sie
sich auch für den Kleinbauern mehr und mehr lohnt. Sie fällt um
so stärker ins Gewicht, als im Fleischkonsum der Deutschen, der etwa
40 kg auf den Kopf beträgt, vor allem auf dem flachen Lande das
Schweinefleisch von Wichtigkeit erscheint und sich auch die Arbeiter-
bevölkerung der Städte vielfach von Wurstwaren hauptsächlich aus diesem
Fleische nährt. Schweinezucht wird denn auch über das ganze Reich
hin dort mehr, hier minder betrieben. — Die S ch a f z u ch t in Deutsch-
land ist durch die Einfuhr billiger Wolle aus Australien, Argentinien
und dem Kapland stark zurückgegangen. Die Wollpreise betragen gegen-
wärtig nur etwas mehr als die Hälfte von früher. Daher beträgt auch die
Zahl des Schafviehes nunmehr kaum noch ein Drittel derjenigen vor
40 Jahren. Am bedeutsamsten ist die Schafzucht gegenwärtig noch in
Norddeutschland. Vielleicht ließe sich der deutschen Schafzucht einiger-
maßen aufhelfen dadurch, daß die Schafe in stärkerem Maße (etwa wie
in Frankreich) zur Fleischlieferung herangezogen würden; dabei darf
jedoch nicht übersehen werden, daß der Rückgang in der Hauptsache durch
eine gegen früher so viel intensiver gewordene Ausnützung des Kultur-
landes bedingt ist. — Die Geflügelzucht wird in Deutschland bei
weitem noch nicht in dem Maße betrieben, wie es notwendig wäre und wie
es sich bei dem gewaltigen Bedarf an Fleisch, Eiern und Bettfedern auch
lohnenwürde. Betrug doch 1910 die Einfuhr an diesen Waren — hauptsächlich
aus Österreich-Ungarn und Rußland — allein volle 220 Millionen Mark.
— Die deutsche Bienenzucht erzeugt ungefähr ein Viertel des ge-
samten europäischen Honigertrags im Werte von annähernd 15 Millionen
Mark. Hierzu kommt noch Wachs im Werte von etwa 4 Millionen Mark.
— Die Fischerei endlich gewinnt in den letzten Jahrzehnten mehr und
mehr an Wichtigkeit. Hat man doch auch im Binnenlande eingesehen,
daß sich vor allem Seefische als Volksnahrungsmittel außerordentlich
eignen. Die Binnenfischerei freilich ist trotz der künstlichen Fisch-
zucht in ihren Erträgnissen wegen des lebhaften Verkehrs auf den Seen,
der für die Schiffahrt notwendigen Strombauten und der Zuführung
von Abwässern aus den industriellen Anlagen in die Flüsse wesentlich zurück-
gegangen. Man schätzt ihren jährlichen Ertrag gegenwärtig kaum mehr
auf 40 Millionen Mark.h Hingegen hat die Seefischerei neuer-
dings unter dem Schutze der Kriegsmarine einen so riesenhaften Auf-
1) Den wertvollen Lachs fängt man in Rhein und Weser, sodann auch in Elbe,
Weichsel und Oder. Forellen, Aschen und Huchen enthalten die raschen Gewässer der
süd- und mitteldeutschen Berglandschaften. Störe gewinnt man in der unteren Elbe
(Elbkaviar). Die norddeutschen Seen liefern Aale, Schleien, Moränen, Hechte und
Barsche; Karpfen- und Forellenzucht wird in den Teichen der Oberpfalz und Frankens,
der Lausitz und Schlesiens getrieben.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Australien Argentinien Norddeutschland Frankreich Deutschland Rhein Frankens Schlesiens
— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 81 —
Lechfeld. — Lindau, in
lieblichster Lage auf einer
Insel im Bodensee, treibt
lebhaften Handel mit der
Schweiz. — Kempten
(18 000 E.) an der Jller
vermittelt die Ausfuhr von
Käse und Butter des dnrch
treffliche Rindviehzucht be-
kauuteu Algäues.
Das Königreich Sachsen
(15000 qkm, 3 788000 E.)
breitet sich vom Nord-
abhange des Erz- und Lan-
sitzer-Gebirges bis in die
norddeutsche Tiefebeue aus
und gehört fast ganz zum
Stromgebiete der Elbe.
Die Bewohner sind größten-
teils protestantisch.
Sachsen wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt.
1. Die Dresdener Kreishauptmaunschaft. Dresden,
in schöner Lage an der Elbe (390 000 E.), ist Haupt- und Resi-
denzstadt. Seiner prächtigen Bauten wie auch der reicheu Kunst-
sammlungen (weltberühmte Gemäldegalerie) wegen wird es „Elb-
Florenz" genannt. Technische Hochschule. — Meißen an der
Elbe (19 000 E.) hat die älteste Porzellanfabrik Europas. — Frei-
berg an der Mulde (30 000 E.), inmitten des großen Bergwerk-
bezirkes gelegen, hat eine Bergakademie.
2. Die Leipziger Kreishauptmaunschaft. Die Univer-
fitätsstadt Leipzig am Zusammenfluß der Pleiße und Weißen
Elster (430 000 E.) liegt in einer Ebene, auf welcher schon wieder-
holt entscheidende Schlachten geschlagen wurdeu (Völkerschlacht iiu
Bild 26. Nürnberg: Dürerhaus.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Sachsen Sachsen Dresden Europas Leipzig Nürnberg
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
^2 Afrika.
7>as Gebiet des atlantischen Abfalls, Scrteqambieit, die Sierra Leoneküste mit der
gleichnamigen britischen Kolonie (Hauptstadt Freetown, 30,000 Einwohner, S. ^3), endlich
Gbergninea sind trotz der schweren Zugänglichkeit der flachen, öden und sandigen Rüste infolge
der furchtbaren Brandung (Talema, S. ^3) schon seit ein paar Jahrhunderten von Franzosen,
Engländern und Portugiesen kolonisiert worden, zu denen sich seit ^88^ auch die Deutschen
gesellten. Mit großer Energie haben hier die Franzosen ihren Besitz in den letzten Iahren ver-
größert, freilich zumeist in Steppen- und Wüstengebieten, während die Engländer die frucht-
barsten Teile des Sudan innehaben. Das britische Lagos (S. \^) ist der wichtigste Handels-
platz an der ganzen Küste und Hauptstapelplatz sür palmöl. Dieses sowie die hauptsächlich in
Senegambien angebaute Erdnuß, die gleichfalls Gl liefert, vorzüglich zur Bereitung von
Seifen, Stearinkerzen :c., bilden die Hauptaussuhrgegenstände. Daneben kommen in Betracht
Gold, Elfenbein und Kautschuk. Togoland an der sandigen, durch lange Nehrungen und
heftige Brandungen schwer zugänglichen Sklavenküste ist das kleinste der deutschen Schutz-
gebiete; dennoch ist der Jahresumsatz der Handelsplätze Lome, Bagida und Klein-j)opo nicht
unbeträchtlich, er beläuft sich für Lome allein auf nahezu J Million Mark.
Ungleich wichtiger ist die südlich von der Nigermündung im innersten Winkel des Golfes von
Guinea gelegene Koloniekamerun mit dem vulkanischen Kamerungebirge, dem weithinschauen-
den Wahrzeichen des Landes (3960 m). „Aus der Niederung graugrüner Mangrovedickichte",
so schildert Hans Buchner die Rüstenlandschaft, ,,taucht das feste Land empor mit einem \0 m
hohen, roten Steilrand. Damit beginnen zugleich die Dualladörfer, um etwa auf Jo km Länge
nicht mehr aufzuhören. In ununterbrochener Reihe und nur abgegrenzt durch kaum bemerk-
bare Decken, folgen einander Bellstadt, Akwastadt, Didostadt und wie sie alle heißen die vielen
Städte der großen und kleinen Häuptlinge, bis schließlich hinter einem größeren Zwischenraum
sreier Wildnis das Land der Wuri beginnt. Dabei handelt es sich aber nicht um geschlossene,
enggebaute Grte, sondern mehr um Haine von Gl- und Kokospalmen mit Anpflanzungen aller
Art, in welche die Kütten der Duallaneger anmutig eingestreut sind." Wiewohl der Boden
von Kamerun überaus fruchtbar ist und mit Erfolg Kakao, Kaffee und Tabak gebaut werden
kann, ist Kamerun vorerst noch durchweg Handelskolonie, von der in erster Linie Gummi,
dann Elfenbein, Palmöl und palmkerne ausgeführt werden. Das Klima ist der reichen Nie-
derschläge wegen ungesund. Der Mittelpunkt des Handels ist Kamerun am gleichnamigen
Flusse, wo auch der deutsche Gouverneur seinen Sitz hat und zahlreiche Faktorien sich befinden.
Am Fuße des Kamerungebirges liegt die Missionsstation Viktoria (S. ^), in deren Umgebung
die ersten Plantagen angelegt sind.
5. Daf Kongogeüiet und die Wüste von Oiederguinea.
Südwärts vom Sudan erhebt sich nahezu die gesamte piateaumaffe des Erdteils rasch
zur doppelten, ja fast dreifachen Höhe Nordasrikas, zu dem J000—^00 m über den: Meeres-
niveau liegenden Hochasrika. In dieses ungeheure, großenteils aus alten Gesteinen (Gneis
und kristallinischen Schiefern) zusammengesetzte Tafelland ist das große Becken des Kongo
eingesenkt, dessen Höhe durchschnittlich auf etwa ^00 m anzunehmen ist. Der Boden dieser
weiten Mulde senkt sich gegen Norden und Westen, und so wälzt der Nieseustrom seine gesamte
Wassermasse zuerst nordwärts, an Nsangwe (S. vorüber, dem Hauptsitze des arabischen
Einflusses in Zentralasrika, um dann in der Breite des Äquators durch die sogenannte nord-
äquatoriale Wasserscheide anfänglich gegen Westen, dann sogar gegen Südwesten abgedrängt
zu werden. Wo der Strom und seine nördlichen wie südlichen Zuflüsse vom Hochrande zur
Beckensenke herabsteigen, entstehen gewaltige Fälle, eine den afrikanischen Flüssen überhaupt
zukommende Eigentümlichkeit, die im Stufenbau des Tafellandes begründet ist. Sie stören
den Schiffsverkehr ungemein und waren jahrhundertelang ein Haupthindernis der Er-
schließung Innerafrikas. Unterhalb der Stanley-Fälle unter dem Äquator, wo der Fluß in sie-
den Katarakten von ^75 m auf ^30 m fällt, wächst seine Breite riesenhasr (von 730 m auf
^000 m), und als ein langsam fließender, inselreicher Strom durchzieht er nun tropische Ur-
waldgebiete, die größten, die man in Afrika kennt. Aus dieser 900 Meilen langen Strecke, deren
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Freetown Lome Bagida Lome Guinea Kamerun Kamerun Kamerun Viktoria Nordasrikas Hochasrika Nieseustrom Zentralasrika Stanley-Fälle Afrika
174
Frankreich und seine Kolonien.
Madagaskar, die ihr benachbarte Zuckerinsel Räunion, die reichen Frucht-
ebenen von Annam und Tonkin in Ostasien, das auch für Europäer wegen
seines Meerklimas gesunde Nenkaledonien nebst den Gesellschafts- und Mar-
quesasinseln. All diese Gebiete liefern dem Mutterlande, das mit Erfolg be-
strebt ist, s e i n K o l o n i a l r e i ch z u g l e i ch a u ch z u e i n e m W i r t s ch a f t s -
reich zu gestalten, wo es die Oberhand gegenüber allen übrigen Handels-
völkern hat und wie ein Herr im eigenen Hause schalten kann, außer beträcht-
lichen Mengen von Nahrungs- und Genußmitteln pflanzliche, tierische und
mineralische Rohprodukte für die industrielle Verarbeitung und Veredelung.
Und diese Lieferung an Naturerzeugnissen wird um so gewinnbringender,
weil die wirtschaftlich wertvollsten Kolonien Frankreichs, Algier mit Tunis,
nur durch das Mittelmeer in gerader Linie vom Mutterlande getrennt sind.
Dazu kommt, daß die Republik auch im Besitze mehrerer Kohlenstationen
ist, die ihren Welthandel merklich stützen. So gehören ihr u. a. Obok am
Roten Meere, ferner die Inseln St. Paul und Neu-Amsterdam im Indischen
Ozean zu. Im Gegensätze zu Deutschland, in dessen Handelsbeziehun-
gen die Schutzgebiete nur eine ganz verschwindende Rolle spielen und dessen
Weltverkehr trotzdem neuerdings so beispiellos emporgekommen ist, könnte
Frankreich seine gegenwärtige Stellung in: internationalen
Handel ohne Kolonien keineswegs behaupten. — Einen über-
aus verheißungsvollen Anfang zu einer weiteren „wirtschaftlichen Durch-
dringung" des nördlichen Afrika machte Frankreich durch die neuerdings er-
folgte Begründung seiner politischen Vorherrschaft in Ma-
rokko. Durch diesen bedeutsamen Machtzuwachs gewinnen die nordafrikani-
schen Kolonien Frankreichs an Wert und Bedeutung für das Mutterland;
zugleich ist dadurch eine Gewähr für die Erweiterung und Abrundung des
französischen Besitzes, diegrundlagefürdieherstellungeinesge-
»valtigen französischen Kolonialreiches von unschätzbarem
wirtschaftlichen Werte geboten.
Der Handel der Republik mit ihren Kolonien bewertet sich auf rund 750 Mil-
lionen Mark jährlich. Davon treffen allein über 400 Millionen Mark auf Algier,
von dessen Außenhandel (insgesamt 500 Millionen Mart) kaum ein Fünftel
auf nichtfranzösische Kaufleute entfällt.
Von seinen nordafrikanischen Besitzungen (Hauptplätze: Algier
[155], das in regelmäßigen Dampferverbindungen mit Marseille steht, Bona
(Eisenerzlieferungenj und Oran [107], das ansehnliche Ausfuhr nach Spanien
hat — ferner Tunis [200], das orientalische Waren aller Art (Teppiche, Waffen,
Leder, Kleiderj erzeugt), bezieht Frankreich Getreide (um 35 Millionen Mark
jährlich), Wein (über 50 Millionen Mark) ,Nutztiere (über 25 Millionen Mark),
Ol, Tabak, Fische, Halfagras, Frühgemüse und Frühkartoffeln, Phosphate.
Aus dem Sudan und dem tropischen Afrika (Hauptorte St. Louis
a. d. Senegalmündung, Timbuktu, wichtiger Karawanenplatz am Niger,
Brazzaville am Kongo) erhält Frankreich die gleichen Naturerzeugnisse wie
wir aus Kamerun und Deutsch-Ostafrika: Palmöl, Palmkerne, Gummi, Erdnüsse.
Madagaskar (Hauptort: Tananarivo [156]) und die Maskarenen
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Extrahierte Personennamen: Paul Louis
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Madagaskar Ostasien Frankreichs Algier Tunis Indischen
Ozean Deutschland Frankreich Afrika Frankreich Ma-
rokko Frankreichs Algier Algier Marseille Oran Spanien Tunis Frankreich Afrika Timbuktu Niger Brazzaville Frankreich Kamerun Deutsch-Ostafrika Madagaskar
198
Das britische Weltreich.
flußland, von Gold und Silber in Transvaal (gesamte Goldpro-
duktion zwischen 1884 und 1910 an 2100 Millionen Mark), von edlen und
unedlen Metallen in Rhodesia, von Steinkohlen namentlich in Trans-
vaal (jährlich über 21/2 Millionen t) und Natal (jährlich 1v2 Million t).
— Außerdem baut man hier neben Getreide noch Kartoffeln, Hülsenfrüchte,
Wein (200000 hl jährlich), in Natal auch Zucker. Dazu tritt bei dem vor-
züglichen Weideland die Zucht der Strauße (3000 Zuchtstrauße), Schafe, Rin-
der und Pferde hervor. — Der Handel der britischen Kolonien in Südafrika
allein beläuft sich in Aus- und Einfuhr auf mehr als 1200 Millionen Mark
int Jahre. — Haupthandelsplätze sind: Kapstadt (mit Vororten 2ooooo Ein-
wohner), wichtige Station für Indien- und Australienfahrer, ebenso Port
Elisabeth (40) und Durban (70); Kimberley (40) im Mittelpunkt
der südafrikanischen Diamantfelder, Pretoria (45) und Johannesburg
(190) im goldreichen Transvaal.
Außer den in weltwirtschaftlicher Hinsicht vorläufig noch wenig bedeut-
samen Gebieten von Bri tisch-Ost afrika mit dem allerdings wichtigen
Sansibar, dem Nigerland, Zypern und einer Reihe kleiner, über
alle Meere hin zerstreuter Inseln sowie Bvitisch-Guayana im nord-
östlichen Südamerika tritt als Hauptkolonie nur uoch K a n a d a hervor. Man
setzt auf dieses Gebiet, das auch in den Landstrichen zwischen dem 43. und
60. v n. Br. infolge des Einflusses kalter Strömungen und eines ausgeprägten
Kontinentalklimas im Innern vielfach recht unwirtsam ist, große Hoffnun-
gen für spätere Zeiten. Gegenwärtig liefert Britisch-Nordamerika aus dem
Pflanzenreiche Getreide, Kartoffeln, Hopfen, Flachs und Holzmassen im Werte
von annähernd 150 Millionen Mark im Jahre; aus dem Tierreich eine
Menge von Pelzen, See- und Süßwasserfischen (Erträgnis der
kanadischen Fischerei fast 100 Millionen Mark jährlich); endlich an nutzbaren
Mineralien Gold (etwa 15 000 kg im Jahre), Steinkohlen (jährlich
über 11 Millionen t), Eisen, Petroleum, Kupfer, Nickel (im Jahre etwa
für 300 Millionen Mark). — Die Industrie knüpft an die landwirtschaft-
lichen Produkte und die Bodenschätze an: Müllerei, Lederfabrikation und
Eisenindustrie werden vor allem betrieben. — Dem Verkehr dienen ein Bahn-
netz von 40 000 km (die kanadische Pazifikbahn ist 3100 km lang),
die großen Seen und zahlreiche Kanäle, daneben 57 000 km Telegraphen-
und 35 000 km Telephonlinien. — Der Gesamthandel nach außen bewertet
sich jährlich auf 2700 Millionen Mark. — Hauptverkehrsplätze sind im Osten
Montreal (450) und Toronto (325), Quebec (80) und Winnipeg (100),
St. Johns, Halifax; im Westen Vancouver und Viktoria, am Ausgang
der Schiffahrtslinien von Kanada durch den Stillen Ozean nach Ostasien und
Australien.
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Extrahierte Personennamen: Nickel Johns
Extrahierte Ortsnamen: Transvaal Rhodesia Natal Südafrika Kapstadt Indien- Durban Kimberley Pretoria Johannesburg Transvaal afrika Sansibar Zypern Südamerika Petroleum Montreal Toronto Quebec Winnipeg Halifax Vancouver Viktoria Kanada Stillen_Ozean Ostasien Australien