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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 152

1868 - Mainz : Kunze
152 Zweite Periode der neueren Geschichte. unter dem Hause Rurtk 862-1613 und Roma- now. Über das Land nach dem Wunsche der Slaven, und ihr streitbarer Fürst Rurik gründete 862 das russische Reich, welches seinen Sitz in Nowgorod am Ilmen-See hatte. Rurik ward der Stammvater eines Fürstenhauses, welches bis 1598 über Rußland herrschte. Seine Nachfolger verlegten ihre Residenz nach Kiew und trotzten dem griechi- schen Kaiser einen Tribut ab. Wladimir der Große (980—1015) erzwang sich sogar die Hand einer griechischen Kaisertochter, einer Schwester Theophanias (Ii. S. 77), welche den deutschen Kaiser Otto Ii. geheirathet hatte, und ließ sich taufen (988). Er führte das Christen- thum nach dem Lehrbegriffe der griechischen Kirche ein und erhob es zur Landesreligion. Die Theilung des Reiches unter die zwölf Söhne Wladimirs führte innere Kriege herbei, und die von Wladimir ange- ordneten Großfürsten zu Kiew waren nicht mächtig genug, das Ganze zusammen zu halten. Die Zwistigkeiten im Innern dauerten über 200 Jahre fort bis zur Eroberung des ganzen Reichs durch die Mongolen (Ii. 133). Erst als diese selbst in sich zerfielen, gelang es dem Großfürsten Iwan Wasiljewitsch von Moskau (1462—1505), wohin sein Großvater nach Kiew's Eroberung durch die Litthauer die Residenz verlegt hatte, sein Reich wieder zu befreien, Nowgorod, die reiche Hansastadt, welche sich eine republikanische Verfassung gegeben hatte, zu erobern und sein Land zu vergrößern. Mit Erfolg weckte er unter seinem rohen Volke die ersten Keime europäischer Bildung, indem er Handwerker und Bauleute aus Deutschland und Italien kommen ließ. Er legte zum Schutze seiner Hauptstadt Moskau eine Citadelle, den Kreml, an und setzte die Einheit und Untheilbarkeit des russischen Reiches fest. Sein Enkel, Iwan der Schreckliche, legte sich zuerst den Titel Czar oder Selbstherrscher aller Reußen bei, eroberte Kasan und Astrachan und errichtete eine Schützenschaar, die Strelitzen, welche für die spätere Geschichte von großer Bedeutung wurden. Mit Iwans Schn Feodor I. starb 1598 der männliche Stamm des Hauses Rurik aus. Es folgten innere Kriege, da mehrere Betrüger „die falschen Demetrius" sich für den lange zuvor getödteten Bruder Feodors, De- metrius, ausgaben, bis endlich 1613 die Großen des Reichs den 17jährigen Bischofssohn Michael Romanow auf den Thron beriefen*). Er und sein Sohn Alexei förderten des Reiches Wohlfahrt durch treffliche Einrichtungen und Gesetze, welche die nächsten Nachfolger Feodor Ii., und Peter der Große, noch vermehrten. *) Michael Romanow regierte von 1613—1645, Alexei von 1645—1676, Feodor Ii. 1676—1682.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 158

1868 - Mainz : Kunze
158 Zweite Periode der neueren Geschichte. Karl Xii. rückt ins In- nere von Rußland und wird bei Pultawatotal geschlagen 1709. Karl flieht in die Türkei, erhält Hülfe vom Sultan an dem mühsamen Bau in morastigem Boden; viele erlagen dem Sumpfsieber und den übermäßigen Strapazen. Da man anfangs nur hölzerne Häuser baute, so konnte die Stadt schon im zweiten Jahre nach der Gründung bewohnt und befestigt werden. Die Versuche der Schweden, den Bau zu stören, blieben erfolglos. Da erschien (1708) Karl nach seinem Abzüge aus Sachsen aus russischem Gebiet, nachdem er die unwegsamsten Moräste unter Entbehrungen aller Art mit seinen Truppen durchwatet hatte. Er gedachte zuerst graden Weges auf Moskau loszugehen, um sich im Herzen Rußlands festzusetzen, allein der Plan des ehrgeizigen Kosaken-Hetmans Mazeppa brachte ihn hiervon wieder ab. Dieser war bisher dem Czaren zinsbar gewesen und hoffte nun mit Karls Beistand sich in den unumschränkten Besitz der Ukraine *), seines Gebietes, zu setzen. Er bot Karl X!k. ein Hülfscorps und Le- bensmittel an, wenn er ihm die Ukraine verschaffe. Karl ging auf diesen Vorschlag ein und brach nach der Ukraine auf, ohne seine frischen Truppen abzuwarten, welche ihm der tapfere General Löwenhaupt zu- führte. Peter der Große griff dieselben an, als sie über den Dniepr gegangen waren, und trieb sie nach argen Verlusten vor sich her, bis sie sich mit Karl vereinigten. Die Nachricht, daß der Czar mit einem ungeheuren'heere herannahe, hatten Mazeppas Bemühungen, das Volk der Ukraine aufzuwiegeln, gänzlich vereitelt. Noch wäre es Zeit für Karl gewesen, umzukehren, aber Karl mochte nichts unternehmen, was einer Flucht ähnlich sah, und marschirte auf Pultawa los. Wegen Mangel an Geschütz konnte er jedoch nichts ausrichten; er verlor noch obendrein die polnischen Hülfstruppen, welche zum Feinde übergingen, und erhielt bei einem Ausfalle der russischen Besatzung einen gefähr- lichen Schuß durch den Knöchel des linken Fußes. Zu allem Unglück erschien noch Peter der Große mit 65,000 Mann. Jetzt kam es zur unglücklichen Schlacht bei Pultawa, in welcher General Löwenhaupt mit 16,000 Mann das Gewehr strecken mußte und Karls Armee sich auflöste. Karl überschritt nach dieser Niederlage die türkische Grenze und bewog den Sultan, den Russen den Krieg zu erklären. Sobald diese in die Moldau einrückten, traten ihnen 200,000 Türken entgegen und umzingelten sie. Peter der Große sah den Augenblick herankommen, wo er mit seinen Truppen entweder verhungern oder sich ergeben muffe. Aus dieser Noth befreite ihn seine Gemahlin Katharina, eine kluge Frau, welche eine Leibeigene gewesen und durch ihre Schönheit, sowie *) Die Ukraine ist eine Landschaft in Rußland links am Dniepr; ihre be- deutenste Stadt ist Charkow.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 261

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 261 Worten der heiligen Schrift, welche allen Menschen befehle, sich als Brüder zu betrachten, wollten sie durch die Bande einer wahren und unaufhörlichen Brüderschaft vereinigt bleiben, sich als Landsleute be- trachten, einander Hülfe und Beistand leisten und sich als Familien- väter ihrer Heere und Unterthanen ansehen; 2) sollte sowohl zwischen ihnen selbst, als zwischen ihren Unterthanen das einzig herrschende Prinzip sein, sich gegenseitige Dienste zu leisten und sich insgesammt nur als Mitglieder einer und derselben christlichen Nation zu betrachten; daher wollten die drei verbündeten Monarchen sich nur als von Gott Bevollmächtigte ansehen, um drei Zweige einer und derselben Familie zu regieren, und es öffentlich bekennen, daß die christliche Nation in der That keinen anderen Herrscher habe, als den, welchem allein die Macht gebühre, weil sich in ihm allein alle Schätze der Liebe, der Wissenschaft und der unendlichen Weisheit vereinigten." Alle Staaten traten diesem Bunde bei, nur England und der Papst nicht. Nach den Bestimmungen des Wiener Congresses trat an die Stelle Der deutsche des alten deutschen Wahlkaiserthums der unauflösliche deutsche Bund, ^'fttantfurt dessen Zweck die Erhaltung der inneren und äußeren Sicherheit Deutsch- i8ie. lands und der Unverletzlichkeit der einzelnen Bundesstaaten war. Die Zahl der souverainen Bundesstaaten belief sich damals auf neun und dreißig*). Die wichtigsten Bestimmungen der deutschen Bundesakte sind folgende: Alle Bundesglieder haben als solche gleiche Rechte. Die ge- meinsamen Angelegenheiten werden durch eine Bundesversammlung be- sorgt, bei welcher Oestreich den Vorsitz führt; sie hat ihren beständigen Sitz zu Frankfurt am Main. Der Bundestag soll sich zuerst mit der Abfassung der Grundgesetze und seiner organischen Einrichtung in Be- zug auf seine auswärtigen, kriegerischen und inneren Verhältnisse be- schäftigen. Alle Bundesglieder versprechen mit einander gegen jeden Angriff zu stehen, und wenn der Bundestag Krieg erklärt, keine ein- seitige Unterhandlung mit dem Feinde einzugehen oder Frieden zu schließen. Sie wollen unter keinerlei Vorwand einander bekriegen, sondern ihre Streitigkeiten bei der Bundesversammlung vorbringen. In allen Bundesstaaten wird eine landständische Verfassung stattfinden. Die christlichen Religionsparteien genießen gleiche Rechte. Wie eine Ver- *) Die Hohenzollerschen Fürstenthümer wurden 1851 an Preußen abgetreten, Anhalt-Cöthen starb aus, Reuß Lobenstein trat sein Land an Reuß- Schleiz ab (1848). Die Landgrafschaft Hessen-Homburg fiel nach dem Tode des jetzt regierenden Landgrafen an Hessen-Darmstadt. Der deutsche Krieg von 1866 hatte die Auflösung des deutschen Bundes zur Folge.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. uncounted

1868 - Mainz : Kunze
Vorwort Die zweite Auflage dieses dritten Theils ist in gleicher Weise wie die beiden ersten Theile bearbeitet worden. Aus der Geschichte der neuesten Zeit, welche der Verfasser nur bis 1851 geführt hatte, konnten nur die wichtigsten Ereignisse in übersichtlicher Darstellung ausgenommen werden. Fulda, im Sommer 1868. Dr. Stacke.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 102

1868 - Mainz : Kunze
102 Erste Periode der neueren Geschichte. 2) Schweden bekommt Vorpommern und Rügen, Stettin und Wismar, die Bisthünier Bremen und Verden, Sitz und Stimme auf dem deutschen Reichstage und 5 Millionen Thaler. 3) Hessen-Kassel empfängt für seine treue Anhänglichkeit an Schweden die Abtei Hersfeld und 600,000 Thlr. 4) Brandenburg wird init den Stiftern Minden, Halberstadt, Kamin und Magdeburg abgefunden. 5) Mecklenburg wird mit den Bisthüniern Schwerin und Ratze- burg entschädigt. 6) Baiern wird die Oberpfalz nebst der Kurwürde zuerkannt; die Rheinpfalz bekommt nebst der achten, neu errichteten Kurwürde der Sohn des geächteten Königs Friedrich V. 7) Die Unabhängigkeit der Niederlande von Spanien und der schweizerischen Eidgenossenschaft vom deutschen Reiche wird anerkannt. 8) Der Augsburger Religionsfriede wird für die lutherischen Stände gesichert und auch auf die Resormirten als Religionsverwandte ausgedehnt; sie dürfen alle Kirchen und Güter behalten, welche sie seit 1624 besaßen. Der k. Januar des Jahres 1624 wurde als Norm für den Besitzstand der beiden Confessionen festgestellt. Einem jeden Reichs- stande wurde die Duldung Andersgläubiger zur Pflicht gemacht; in Oestreich sollte aber nicht einmal durch das Normaljahr die landes- herrliche Gewalt beschränkt werden. Als die freie Religionsübung auch für dieses Land gefordert wurde, erklärte der kaiserliche Gesandte, daß sein Herr eher Land und Leute verlassen, als hierein willigen werde. Nur der Papst verweigerte beharrlich die Anerkennung des westfälischen Friedens. Mit gerechtem Schmerze gewahrte das gesammte Volk, daß Aus- länder, Franzosen und Schweden, die Gewährleistung der deutschen Reichsverfaffung und des Friedens übernahmen und so lange sich in dem armen, ausgehungerten Lande füttern ließen, bis Alles aus das Genaueste erfüllt war. 2^'uerjund @0 denn der namenlos schreckliche Krieg geendet. Welche deutschen Feder vermöchte all den Jammer, all das Elend und Ungemach zu ver- dem^ Kriege 3^*^ / das er herbeigeführt! Deutschland, mit Blut über und über getränkt, mit Brandstätten und Schutthaufen allenthalben bedeckt, mit räuberischem Gesindel aller Orten erfüllt — bot einen herzzerreißenden Anblick. 1000 Ortschaften lagen in Trümmern, die ein Spiel räuberischer Horden geworden waren. Rühmte sich doch Bauers Unterfeldherr, er habe allein mehr als 800 Dörfer in Aschenhaufen verwandelt. In Thüringen stand meilenweit kein Dorf, kein Kirchlein. In Würtemberg

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 184

1868 - Mainz : Kunze
184 Zweite Periode der neueren Geschichte. Die letzten Jahre der Kaiserin Maria Theresia. erledigt wurde, verlangte die russische Kaiserin Katharina Ii., welche die innere Zwietracht Polens aus eigennützigen Absichten schürte (S. 165), die Krone für ihren Günstling, den Grafen Stanislaus Poniatowsky, welcher früher Gesandte an ihrem Hofe gewesen war. Als russische Truppen in Polen einrückten, um Katharinas Wunsch Nachdruck zu geben, ward Poniatowsky gewählt. Allein der größere Theil der Nation war unzufrieden über diese unfreie Wahl, einigte sich zu einer Verbindung, Conföderation genannt, und erregte einen blutigen Bürger- krieg. Rußland mehrte die Zwietracht fortwährend zu derselben Zeit, wo es die Türken bekriegte. Es hoffte, Preußen und Oestreich werde zu einer Theilung Polens zu gewinnen sein, und fand Preußen ge- neigt. Maria Theresia war, 'so lange ihr Gemahl lebte, diesem Plane durchaus abgeneigt*). Als aber Joseph Ii. 1769 an dessen Stelle trat, wurden er und Kaunitz bald gewonnen. Der Letztere hielt es für rathsam, die zwischen Oestreich und Preußen herrschende Spannung beizulegen und eine engere Verbindung anzubahnen. Darum mußte Joseph Ii. 1769 den König von Preußen in Neisse besuchen, und im folgenden Jahre erwiderte Friedrich diesen Besuch in des Kaisers Lager bei Neustadt in Mähren. Dieser Zusammenkunft wohnte auch Kaunitz bei. Im Sommer 1772 waren Rußland, Oestreich und Preußen einig und theilten ungefähr 4500 Ouadratmeilen unter sich. Rußland erhielt den größten, Oestreich den fruchtbarsten und Preußen den kleinsten Theil von Polen, welches fortan nur noch 9570 Quadratmeilen um- faßte. Dies war die erste Theilung Polens. Die Theilnahme Maria Theresias an der Theilung Polens und ihre Einwilligung zur Vertreibung der Jesuiten waren ihre letzten wichtigen Negierungshandlungen in ihrem vielfach bewegten Leben. Sie hatte erst ihr 64. Jahr erreicht, als ihre sonst feste Gesundheit zu wanken begann. Eine hartnäckige Erkältung, welche sie sich bei einer Prozession zugezogen hatte, führte ihren Tod herbei (1780). Allge- mein war die Trauer im ganzen Lande, als die edle Fürstin, die Beschützerin des Rechtes, die Mutter der Armen, verschieden war. *) Maria schrieb in dieser Angelegenheit an Kaunitz: „In dieser Sach, wo nit allein das offenbare Recht himmelschreyent wider Uns ist, mueß be- khenncn, daß zeitlebens nit so beängstigt mich befunten und mich sehen zu lassen schäme. Bedenkh der Fürst, waß wir aller Welt für ein Exempel geben, wenn wir um ein ellendes stück von Pohlen oder von der Moldau und Walachey unser ehr und reputation in die schanz schlagen. Ich merkh woll, daß ich allein bin und nit mehr en vizuour, darum lasse ich die Sachen, jedoch nit ohne meinen größten Gram, ihren Weg gehen."

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 228

1868 - Mainz : Kunze
228 Dritte Periode der neueren Geschichte. verhaftet, aber vom Pöbel befreit und im Triumphe auf das Rath- haus geführt. Allein der Convent sprach das Todesurtheil über ihn aus, und die Nationalgarde rückte gegen den Pöbel. Dieser floh. Als Robespierre seine Sache verloren gab, versuchte er mit einem Pistolen- schuß seinem Leben ein Ende zu machen; allein er zerschmetterte sich nur die Kinnlade. Er ward zum Schaffet geführt und siel mit seinem Bruder und vielen seiner Anhänger unter dem Fallbeil. Simon und Carrier entgingen der verdienten Strafe nicht; Collot d'herbois ward nach Guyana deportirt, wo er einem hitzigen Fieber erlag. Die dritte Sofort wurden die Gefängnisse geöffnet und viele Tausende befreit. vom^Jahre" ®’e ®c^rec^en^e*i hatte innerhalb 14 Monaten 2 Millionen Menschen 1795. das Leben gekostet. Nachdem der berüchtigte Iakobinerklub geschlossen war, erlangte die gemäßigte Partei entschieden die Oberhand. Der Convent löste sich auf, und am 28. Oktober 1795 erschien die dritte Constitution, nach welcher ein Rath von 500 Männern Gesetze vor- schlagen, der Rath der Alten (250 Männer) solche prüfen und fünf Direk- toren die Vollziehungsbehörde bilden sollten. Diese neue Verfassung wurde nicht ohne heißen Kampf in den Straßen von Paris eingeführt; General Napoleon Bonaparte hatte die Erhebung der Sektionen von Paris mit Gewalt unterdrückt. §. 20. Der Untergang Polens 1795. Di« Kaiserin Seit der ersten Theilung Polens übte Rußland auf die Verhält- K^harina dieses Landes den entschiedensten Einfluß. Die Kaiserin Katharina Ii. Conföde- nährte absichtlich die inneren Zwistigkeiten des unglücklichen Landes, um rativn Vortheil daraus zu ziehen. Die Polen ertrugen den russischen Einfluß nicht, und als Rußland in einen Krieg mit der Türkei verwickelt war, glaubten sie, es sei die Zeit gekommen, die frühere Selbständigkeit wieder zu erlangen. Zunächst entwarfen sie eine neue Verfassung, welche mit Preußens Zustimmung ungeachtet des widersprechenden Adels ins Leben trat. Die Edelleute baten daher die Kaiserin um ihren Beistand zur Wiederherstellung der alten Wahlverfassung und schlossen vcn Targo- die Conföderation zu Targowicz. Die erbetene Hülfe säumte nicht dem wicz herbei. Wunsche der Conföderirten zu entsprechen; russische Colonnen rückten in Polen ein und unterdrückten die Bestrebungen der Patrioten. An ihre Spitze stellte, sich der edle Kosciusko, welcher in Nordamerika unter Georg Washington mit Auszeichnung gefochten hatte; er kämpfte auch in seinem Vaterlande anfangs mit glücklichem Erfolge. Allein Verrath und Zwietracht hemmten den Fortgang des begonnenen Kampfes. So-

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 229

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. bald der schwache König Stanislaus Poniatowsky den Aufforderungen der Kaiserin Gehör gab und sich den Conföderirten anschloß, mußten Die Patrio- die Patrioten die Waffen niederlegen und ihr Vaterland verlassen. Zu ten spät gewahrten die Conföderirten ihren Irrthum; Rußland und Preußen erklärten eine neue Theilung Polens für unerläßlich. Da der polnische Reichstag sich nicht gefügig erwies, umstellten russische Truppen das Sitzungshaus und setzten es durch, daß Litthauen, Kleinpolen, der Rest von Volhynien, Podolien und der Ukraine an Rußland, Großpolen nebst Danzig und Thorn an Preußen abgetreten wurden. Polen blieb nunmehr auf den dritten Theil seines früheren Gebietes beschränkt. Das rücksichtslose Auftreten des russischen Gesandten Igelström Nufstand der erbitterte die polnische Nation und veranlaßte sie, abermals zu den lintct Waffen zu greifen. Ein allgemeiner Aufstand verbreitete sich durch das ganze Land, und Kosciusko trat an die Spitze der bewaffneten Mann- schaft. Die russische Besatzung in Warschau wurde theils niederge- hauen, theils gefangen genommen. Igelströms Palast ward ein Raub der Flammen, und vier der angesehensten Anhänger der russischen Partei mußten ihren Verrath am Galgen büßen. Auch die Preußen, welche nach der Eroberung von Krakau das stark befestigte Warschau belagerten, wurden von Kosciusko, Dombrowsky und Joseph Ponia- towsky, dem Neffen des Königs, zum Rückzüge gezwungen. Als aber die russische Armee unter Suwarows Oberbefehl in Polen einrückte, Niederlage mußte Kosciusko der Uebermacht weichen. In der Schlacht bei Matschiewicz (1794) wurden die Polen besiegt. Kosciusko, von einer Kugel getroffen, sank mit dem Schmerzeusrufe: „Finis Poloniae4' vom Pferde und fiel in russische Gefangenschaft. Praga und Warschau mußten sich ergeben. Der grausame Suwaroff hatte, um Warschau zu schrecken, 12,000 wehrlose Menschen in Praga ermorden oder er- säufen lassen. Rußland, Oestreich und Preußen theilten nunmehr Polen ganz Finis unter sich. Oestreich erhielt Galizien mit 800 Q. M., Preußen das Poloniae Land links der Weichsel nebst der Hauptstadt Warschau, ungefähr 1?95' 1000 Q. M., und den Rest mit 2000 Q. M. zog Rußland an sich. Stanislaus Poniatowsky entsagte der Königskrone und lebte bis 1798 in Petersburg von einem Gnadengehalte der Kaiserin. Kosciusko, welchen der Kaiser Paul I. freigab, ging nach der Schweiz und lebte hier bis 1817 \ er starb in Solothurn. Seine Gebeine wurden nach Krakau gebracht und in der Schloßkirche neben Johann Sobieski und Joseph Poniatowsky beigesetzt.

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 236

1868 - Mainz : Kunze
Rußland, England und Oestreich er- kennen ihn nicht an. Schlacht bei Austerlitz 1805. Die Stiftung des Rhein- bunds hat die Auflösung des deutschen Reichs zur Folge 1806. 236 Dritte Periode der neueren Geschichte. wurde er als Napoleon I. von Papst Pius Vii. in der Kirche von Notre Dame gekrönt, wobei er sich selbst die Krone aufsetzte und nach deren Einsegnung auch die Kaiserin Iosephine krönte. Rußland und England erkannten den neuen Kaiser der Franzosen nicht an und wußten auch Oestreich für ihre Vereinigung zu gewinnen. Die Seele dieses Bundes war der englische Minister Pitt; mit Napo- leon verbündeten sich — Baiern, Baden und Würtemberg. Nachdem Napoleon auch die lombardische Krone zu Pavia empfangen und dabei die inhaltschweren Worte gesprochen hatte: „Gott gab sie mir; wehe Dem, der sie anrührt," ließ er Hannover besetzen, dessen Fürsten seit 1740 die englische Krone trugen. Preußen blieb neutral. Mit 160,000 Mann rückte Napoleon in Deutschland ein und erfocht durch seine unglaubliche Raschheit Sieg auf Sieg. Den östreichi- schen General Mack schloß er bei Ulm ein und nahm ihn mit seinem Heere gefangen, während der ritterliche Erzherzog Ferdinand sich mit einigen Reiterhaufen nach Böhmen durchschlug und bald wieder ein Heer von 20,000 Mann gesammelt hatte. Ohne Widerstand rückte Napoleon in Wien ein und wandte sich dann nach Mähren, wo das russische und östreichische Heer sich vereinigt hatten. Kaiser Franz und Alexander befanden sich bei ihren Armeen und hofften durch ihre Ge- genwart die Truppen anzufeuern. Am 2. Dezember 1805 kam es bei Austerlitz unweit Brünn zu einer großen entscheidenden Schlacht, in welcher die Verbündeten gänzlich geschlagen wurden. Der linke russische Flügel wollte sich über einen gefrornen See retten. Napoleon ließ das Eis durch Kanonen zerschmettern, und viele Russen ertranken. Kaiser Franz, bekümmert um das Loos seines Landes und Volkes, schloß nach einer persönlichen. Unterredung mit Napoleon den Frieden zu Preßburg: Oestreich mußte Venedig an Frankreich, Throl an Baiern und seine Besitzungen in Schwaben an Würtemberg ab- treten. Zugleich erhielten der Kurfürst von Baiern und der Herzog von Würtemberg von ihrem Beschützer den Königstitel. Um den schmählichen Untergang des deutschen Reiches zu vollenden, stiftete Napoleon den Rheinbund (1806). Sechzehn deutsche Fürsten, darunter Baiern, Würtemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau, Hchen- zollern, Lichtenstein, trennten sich vom bisherigen Reichsverband, be- kamen kleinere Reichsstände zu Unterthanen und erkannten den Kaiser Napoleon als Beschützer des Rheinbundes an. Dafür versprachen sie ihm mit 63,000 Mann in allen seinen Kriegen beizustehen. Kaiser Franz erklärte aber in einem Manifest, daß er, überzeugt von der gänzlichen Unmöglichkeit nach der geschehenen Lostrennuug der Stände

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 240

1868 - Mainz : Kunze
240 Dritte Periode der neueren Geschichte. Erlasse wurde das tyrannische System der Continentalsperre noch weiter ausgebildet. Im Frieden König Friedrich Wilhelm Iii. suchte von Königsberg aus durch ner^Preu'ßen Öro^e ^Pfer ten Frieden von Napoleon zu erlangen; allein da dieser den grbßern immer härtere Bedingungen stellte, so sah sich der König zur Fortsetzung 3:1fflrttlte!*8 ^v*e9e§ genöthigt und schloß mit dem Kaiser Alexander von Ruß- land ein Bündniß. Hinter der Oder bereinigten sich beide Heere, und nach einer zweitägigen mörderischen Schlacht bei Eilau (1807) rühmten sich beide Parteien des Sieges, zogen sich aber beide zurück. In der folgenden Schlacht bei Friedland siegte jedoch Napoleon so entscheidend, daß Rußland Friedensanträge stellte. Auf einem Floße mitten im Niemen, unweit der für neutral erklärten Stadt Tilsit, kamen zuerst die beiden Kaiser und später auch der König zu einer Unterredung zu- sammen. Hier ward ein sür Preußen empfindlicher Friede zu Stande gebracht, wonach es alle seine Länder zwischen Rhein und Elbe und alle seit 1772 gewonnenen polnischen Länder abtreten mußte. Aus den an den König ersteren bildete er das Königreich Westfalen, zu dem noch Kurhessen Westphalen unl? Braunschweig gezogen wurden, mit der Hauptstadt Cassel und be- und an den lehnte damit seinen Bruder Ierome, aus den letzteren das Großher- ^Sa'chsen" Warschau, welches der König von Sachsen empfing. Rußland erkannte die Brüder Napoleons als Könige, sowie den Rheinbund als zu Recht bestehend an. Die vergeb- In Tilsit war auch die edle Königin Louise von Preußen er- ltchenbemüh- schienen. Sie sollte versuchen den gewaltigen Gebieter Europas zu ^Kdnigi/ milderen Gesinnungen gegen Preußen zu stimmen. „Was mich dieser Louise von Schritt kostet", schrieb sie damals in ihr Tagebuch, „weiß mein Gott allein; denn wenn ich diesen Mann nicht geradezu hasse, so betrachte ich ihn doch als den, welcher meinen Gemahl und das preußische Volk ins Elend gebracht hat. Gegen ihn höflich und artig zu sein, wird mir höchst schwer werden; aber man fordert diese Selbstverläugnung von mir, und ich bin es schon gewohnt, Opfer zu bringen." Ihre Fürsprache war vergeblich; Napoleon ließ sich Nichts abdringen. Die Königin schrieb nach dem verhängnißvollen Friedensschlüsse von Tilsit an ihren Vater die prophetischen Worte: „Wir bleiben sittlich frei und das wird politische Freiheit herbeiführen. Ich bin überzeugt, daß die Art, in der dieser Friede geschlossen ist, gewiß früher oder später (viel- leicht erlebe ich cs gar nicht) ein Segen für Preußen sein wird." Wie wahr hatte die edle Königin gesprochen!
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