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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 195

1878 - Mainz : Kunze
— 195 — leeren Titel und der Insel Elba begnügen, Frankreich erhielt seine Grenzen von 1792 und die Bourbonen zurück. Während nun auf dem Congreß zu Wien, wo besonders die deutschen und polnischen Verhältnisse neu geordnet werden sollten. Streit zwischen den einzelnen Mächten auszubrechen drohte, verließ durch die bourbonische Misregierung gelockt, Napoleon sein Exil und begann mit einem Triumphzuge durch sein ehemaliges Reich die Herrschaft der 100 Tage. Aber Wellington, der im Jahre zuvor nach dem Siege bei Vittoria von Süden aus Frankreich durchzogen hatte, und Blücher standen noch in Waffen. Der letztere von der Uebermacht bei Ligny angefallen und geschlagen brachte es den dritten Tag darauf fertig, seinem englischen Waffenbruder recht zeitig zu Hilfe zu kommen und mit ihm die Entscheidungsschlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) zu gewinnen. Mit dem letzten Hauche von Roß und Mann verfolgte Gneisenau den fliehenden Kaiser und hätte ihn beinahe gefangen genommen. Mit seinem Regimente war es nun für immer aus, aber der größeren Sicherheit wegen erhielt er die einsam im Weltmeere gelegene Insel St. Helena zum Gefängnis und als Kerkermeister den Engländer Lowe. Nicht sechs Jahre ertrug er das Schicksal einer gefallenen Größe. Der zweite Pariser Friede beschränkte die Grenzen Frankreichs auf seinen Besitzstand von 1790 und legte ihm außerdem eine Kriegsentschädigung auf, die freilich nicht annähernd hinreichte, die schweren Opfer zu ersetzen. Der Wiener Congreß sprach Preußen das schwedische Vorpommern, einen großen Theil Sachsens und viele Besitzungen in Westfalen und am Rhein zu, wogegen es freilich auf die meisten seiner früheren polnischen Länder verzichten mußte, die zu einem Königreich (Congreßpolen) vereinigt später an Rußland fielen. So wurde es int Gegensatze zu Oesterreich ein wesentlich deutscher Staat. Alle deutschen Fürsten und die vier freien Städte, im ganzen 38 Gebiete, bildeten den deutschen Bund, dessen Leitung sich in den Händen des Frankfurter Bundestages befand, in welchem Oesterreich den Vorsitz führte. 13*

2. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 200

1878 - Mainz : Kunze
— 200 — Mut und die Vortrefflichkeit ihrer Waffeu den Kampf so lange aus, bis der Kronprinz in entscheidender Stunde, wie einst Blücher bei Waterloo, zu Hilfe kam. Da stürmte die ganze österreichische Macht in blinder Flucht nach Süden, ganz Böhmen und Mähren preisgebend. In sieben Tagen war hier die Entscheidung erfolgt, Dank der Tapferkeit der Truppen und besonders den Anordnungen des Generalstabschefs Moltke. Im Westen waren rasch Kassel und Hannover besetzt worden, und obgleich die brave Armee des blinden Königs Georg bei Langensalza glücklich gegen 8000 Mann preußischer Landwehr focht (27. Juni), sah sie sich doch zwei Tage darauf zur Kapitulation gezwungen. Vogel von Falken stein und sein Nachfolger Mantenffel wußten die bairischen und andern Bundestruppen, denen sie an Zahl nicht gewachsen waren, geschickt auseinander zu halten und in einzelnen Gefechten z. B. bei Kissingen und Aschaffenburg zu werfen. Dann zogen die Preußen in das erbitterte Frankfurt ein, um nach kurzer Rast den Süden zu bedrohen (Tauberbischofsheim, Würzburg). Sie ließen sich aber in ihrem Siegeszuge durch den Prager Frieden hemmen, der dem kurzen erfolgreichen Bruderkriege ein willkommenes Ende machte. Preußen annektierte Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt und kleinere Gebietstheile von Baiern und Darmstadt, begnügte sich mit sehr mäßigen Kriegskosten und schloß mit allen Ländern nördlich des Mains den norddeutschen Buud, mit den süddeutschen Staaten wenigstens ein Schutzbündnis. Oesterreich schied ganz ans Deutschland aus. Im preußischen Landtage forderte und erlangte die Regierung Indemnität siir die frühere budgetlose Verwaltung und stellte so nach den großen Erfolgen nach außen auch den Frieden im Innern wieder her; der norddeutsche Bund aber erhielt eine Volksvertretung, die durch den Zutritt süddeutscher Abgeordneten sich zu einem Zollparlament erweiterte und bald einem Vollparlament, dem Reichstage, Platz machen sollte. § 52. Die Gründung des neuen tteichs. Napoleon hatte das ihm überlassene Venetien an Victor Emmanuel abgetreten, beim Friedensschluß eine seine Erwartungen nicht befriedigende Rolle gespielt, auch in Amerika vor den Drohuugeu der Vereinigten

3. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 199

1878 - Mainz : Kunze
- 199 — besetzt worden mar, trat Dänemark zu Wien die Herzogt'ümer und Lauenburg an Oesterreich und Preußen ab, von denen nach fruchtlosen Verhandlungen mit dem Augustenbnrger das erstere Holstein, das letztere Schleswig besetzte und Lauenburg gegen eine Geldentschädigung erwarb. Diese Theilung der Beute hob die zwischen den Verbündeten entstandene Spannung nicht auf, welche durch Bismarcks eingreifende Anträge auf Reform des deutschen Bundes (Ausschließung Oesterreichs und aus direkten Wahlen hervorgehende Volksvertretung) nur verschärft wurde. Am 14. Juni 1866 bewog Oesterreich die Mehrzahl der Bundesstaaten zur Mobilisierung gegen Preußen, das sofort den hingeworfenen Fehdehandschuh aufnahm, zugleich seinen Austritt aus dem Bunde erklärend. Auf Seiten des Kaiserstaates standen Hannover, Sachsen, Baiern, Würtemberg, die beiden Hessen, Nassau, Frankfurt und gezwungen auch Baden, die übrigen kleinen Fürsten und die Hansestädte schlossen sich Preußen an, das im Könige von Italien auch einen auswärtigen Bundesgenossen gewonnen hatte. Obgleich der letztere bei Custozza und einen Monat später zur See bei L i s s a unglücklich kämpfte, so zwang er doch Oesterreich zur Theilung seiner Streitkräfte, und als nach Abtretung Venetiens an den ganz unbeteiligten Kaiser Napoleon, der Erzherzog Albrecht freie Hand bekam, hatte sich das Schicksal des Kampfes in Deutschland bereits entschieden. Hier wurde wie einst im siebenjährigen Kriege auf zwei Kriegsschauplätzen gestritten, in Böhmen und im Westen. Nach Besetzung Sachsens rückten drei preußische Heerkörper nach Süden vor, von Schlesien aus der Kronprinz, weiter westlich Prinz Friedrich Karl, noch näher der Elbe Herwarth von Bittenfeld. Das erste Gefecht der schlesischen Armee bei Trauten an (27. Juni) gegen Gablenz konnte dieser für einen kleinen Erfolg ausgeben; nun aber folgte an allen Punkten Sieg auf Sieg, bis nach Vereinigung der beiden letzten Armeen und der Annäherung des Kronprinzen an den Hauptschlag gedacht werde konnte. Derselbe erfolgte am 3. Juli unter des Königs persönlicher Leitung bei Königsgrätz, wo der österreichische Oberbefehlshaber Benedek seine Armee vereinigt hatte. Zuerst empfanden die Preußen den Nachtheil ihrer Minderzahl und ungünstigeren Stellung in hohem Grade, doch hielt ihr

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 236

1868 - Mainz : Kunze
Rußland, England und Oestreich er- kennen ihn nicht an. Schlacht bei Austerlitz 1805. Die Stiftung des Rhein- bunds hat die Auflösung des deutschen Reichs zur Folge 1806. 236 Dritte Periode der neueren Geschichte. wurde er als Napoleon I. von Papst Pius Vii. in der Kirche von Notre Dame gekrönt, wobei er sich selbst die Krone aufsetzte und nach deren Einsegnung auch die Kaiserin Iosephine krönte. Rußland und England erkannten den neuen Kaiser der Franzosen nicht an und wußten auch Oestreich für ihre Vereinigung zu gewinnen. Die Seele dieses Bundes war der englische Minister Pitt; mit Napo- leon verbündeten sich — Baiern, Baden und Würtemberg. Nachdem Napoleon auch die lombardische Krone zu Pavia empfangen und dabei die inhaltschweren Worte gesprochen hatte: „Gott gab sie mir; wehe Dem, der sie anrührt," ließ er Hannover besetzen, dessen Fürsten seit 1740 die englische Krone trugen. Preußen blieb neutral. Mit 160,000 Mann rückte Napoleon in Deutschland ein und erfocht durch seine unglaubliche Raschheit Sieg auf Sieg. Den östreichi- schen General Mack schloß er bei Ulm ein und nahm ihn mit seinem Heere gefangen, während der ritterliche Erzherzog Ferdinand sich mit einigen Reiterhaufen nach Böhmen durchschlug und bald wieder ein Heer von 20,000 Mann gesammelt hatte. Ohne Widerstand rückte Napoleon in Wien ein und wandte sich dann nach Mähren, wo das russische und östreichische Heer sich vereinigt hatten. Kaiser Franz und Alexander befanden sich bei ihren Armeen und hofften durch ihre Ge- genwart die Truppen anzufeuern. Am 2. Dezember 1805 kam es bei Austerlitz unweit Brünn zu einer großen entscheidenden Schlacht, in welcher die Verbündeten gänzlich geschlagen wurden. Der linke russische Flügel wollte sich über einen gefrornen See retten. Napoleon ließ das Eis durch Kanonen zerschmettern, und viele Russen ertranken. Kaiser Franz, bekümmert um das Loos seines Landes und Volkes, schloß nach einer persönlichen. Unterredung mit Napoleon den Frieden zu Preßburg: Oestreich mußte Venedig an Frankreich, Throl an Baiern und seine Besitzungen in Schwaben an Würtemberg ab- treten. Zugleich erhielten der Kurfürst von Baiern und der Herzog von Würtemberg von ihrem Beschützer den Königstitel. Um den schmählichen Untergang des deutschen Reiches zu vollenden, stiftete Napoleon den Rheinbund (1806). Sechzehn deutsche Fürsten, darunter Baiern, Würtemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau, Hchen- zollern, Lichtenstein, trennten sich vom bisherigen Reichsverband, be- kamen kleinere Reichsstände zu Unterthanen und erkannten den Kaiser Napoleon als Beschützer des Rheinbundes an. Dafür versprachen sie ihm mit 63,000 Mann in allen seinen Kriegen beizustehen. Kaiser Franz erklärte aber in einem Manifest, daß er, überzeugt von der gänzlichen Unmöglichkeit nach der geschehenen Lostrennuug der Stände

5. Hülfsbuch für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 185

1877 - Mainz : Kunze
185 von Sachsen von Preußen los und trat (Dez.) nebst den sch-fischen Herzogen dem Rheinbunde bei, wofr ihm Napoleon den Knigstitel gab. Der Herzog von Braunschweig wurde dagegen abgesetzt, Hannover nebst den Hansestdten von den Franzosen besetzt. Mit einem starken Heere folgte Napoleon den Preußen, die sich bis jenseits der Weichsel zurckgezogen und mit den Russen vereinigt hatten. Bei preuisch Eylau kam es am 7. und 8. Februar 1807 zwischen Napoleon und den vereinten Russen und Preußen zu einer mrderischen, aber unentschiedenen Schlacht. Der König begab sich an die Grenze seines Reiches, nach Memel. Am 14. Juni fand aber bei Friedland eine neue Schlacht statt, in welcher die Franzosen siegten. Auch Knigs-berg wurde von ihnen genommen; Napoleon schlug sein Haupt-quartier in der preuischen Grenzstadt Tilsit auf. Hier schlo er am 7. Juli mit Rußland, dessen Kaiser Alexander (18011825) von Napoleon bei einer persnlichen Zusammenkunft auf dem Niemen durch Versprechungen und Freundschaftsversicherungen gewonnen worden war, und dann am 9. mit dem isolirten Preußen Frieden. Rußland verlor fast nichts. Fr Preußen aber waren die Bedingungen sehr hart und demthigend. Es trat alle seine Gebiete links der Elbe ab, die Altmark, die Wiege des preuischen Staates, die Festung Magdeburg, Han-nover, Ostfriesland, Mark, Cleve, Geldern, Mrs :c., an Sachsen den Cotbusser Kreis, seine polnischen Besitzungen an ein neu zu bildendes Groherzogthum Warschau, das der König von Sachsen erhalten, dann Danzig, das ein Frei-staut werden sollte. Preußen mute nach der von Napoleon am 21. November 1806 von Berlin aus decretirten unver-stndigen Continentalsperre alle Hfen dem englischen Handel verschlieen. Preuische Festungen blieben bis zur Zahlung von ungeheuren Kriegskosten von franzsischen Soldaten besetzt. Preußen durfte ferner in den nchsten zehn Jahren nur 42,000 Mann unter den Waffen haben. Es hatte mehr als

6. Hülfsbuch für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 218

1877 - Mainz : Kunze
218 anschlieen wollten. Sie wiesen in verhngniv oller Weise das Anerbieten zurck. Die badische Regierung wurde spter von dem Volke gezwungen, sich den Feinden Preuens an-zuschlieen. Preußen, dessen Politik seit 1862 von dem Ministerprsidenten von Bismarck, dem groen Diplomaten, dem Manne der offenen, khnen und energischen That, geleitet wurde, schreckte nicht zurck vor dem gefhrlichen Unternehmen, es ent-schlo sich, den Kampf mit Oesterreich und einem groen Theile von Deutschland zugleich aufzunehmen; am 8. April hatte es mit dem Könige von Italien, Victor Emanuel. der die Einigung Italiens anstrebend 1859 die Lombardei gewonnen und jetzt Venetien im Auge hatte und mit Oesterreich den Krieg begann, ein wirksames Bndni geschlossen. Die Besetzung der nrdlichen Mittelstdten. Die Preußen bemchtigten sich nach einem ineinandergreifenden, mit groer Pnktlichkeit und unerhrter Schnelligkeit ausgefhrten Plane Hannovers, Kurhessens und Sachsens. Der General von Manteuffel zog am 16. Juni von Holstein aus in Hannover ein und drang weiter nach Sden; von Minden aus rckte an demselben Tage der General Vogel von Falkenstein in Hannover ein und besetzte am 17. Juni die Hauptstadt. Tags darauf vereinigte sich Manteuffel mit ihm; die hannoversche Armee zog sich, 18,000 Mann stark, nach Gttingen, wo sich auch der König und der Kronprinz einfanden, um von da aus nach Sden vorzugehen und sich mit den Bayern zu vereinigen. Am 16. Juni rckte auch General Beyer von Wetzlar aus der Gieen und Marburg auf Cassel, das er schon am 19. besetzte. Der Kurfürst wurde auf seinem in der Nhe gelegenen Lustschlosse Wilhemshhe gefangen genommen und nach Stettin abgefhrt. Die Preußen hatten zu befrchten, da die Oesterreicher in Sachsen einziehen und sich der reichen Hlfsquellen des Landes und der gnstigen Stellung im Erzgebirge bemchtigen wrden. Daher rckten am 16. Juni der Prinz Friedrich

7. Hülfsbuch für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 231

1877 - Mainz : Kunze
231 ments. den Feind durch geschickte Manver der ihre Strke, so da dieser keinen Angriff wagte. Erst am 2. August besetzte er nach vierstndiger Gegenwehr der schwachen preuischen Be-satzung mit drei Divisionen die Stadt Saarbrcken und die um-liegenden Hhen. Der Kaiser und sein Sohn waren zugegen: eine glnzende Siegesnachricht ging nach Paris. Inzwischen hatten die deutschen Truppen ihren Aufmarsch ruhig und planmig vollzogen und standen der franzsischen Grenze nahe dem Feinde gegenber. Den rechten Flgel bil-bete die erste Armee (7. und 8. Armeekorps*) unter General von Steinmetz, das Centrum die zweite Armee (3. 4. 9. 10. 12. Armeekorps und Gardekorps) unter dem Prinzen Friedrich Karl. Zu dieser hatte sich am 31. Juli der greise König Wil-Helm begeben, welcher den Oberbefehl der die smmtlichen deutschen Truppen fhrte, begleitet von Moltke, dem Chef des groen Generalstabes, vom Grafen Bismarck, vom Kriegsminister von Roon iz. Die dritte Armee unter dem Kronprinzen von Preußen stand auf dem linken Flgel in der bayerischen Pfalz an der Grenze des Elsa; sie enthielt die sddeutschen Truppen, Bayern, Wrtemberger, Badenser, sowie das 5. und 11. preuische Armeekorps. Mdltke's Plan ging dahin, da die 3. Armee dem Feinde in die Flanken fallen, die 1. und 2. ihn darauf von vorn angreifen sollten. Der Kronprinz berschritt demnach *) Die preuischen Provinzen und die deutschen Staaten waren in folgender Weise in der Armee vertreten: Ost- und Westpreuen bildeten das 1., Pommern und der Regierungsbezirk Bromberg das 2., Brandenburg das 3., die Provinz Sachsen und Anhalt das 4., die Regierungsbezirke Posen und Liegnitz das 5., die Regierungsbezirke Breslau und Oppeln das 6., Westfalen, Theile Des Niederrheins und Hannovers das 7., die Rheinprovinz das 8., Schleswig-Holstein, Mecklenburg, die Hanse-ftbte das 9., Hannover, Oldenburg, Braunschweig, ein Theil von West-falen das 10., Hessen, Nassau, Thringen das 11., das Knigreich Sachsen das 12. Armeekorps. Dazu kamen noch ein Gardekorps (aus der ganzen Monarchie), 2 bayerische Armeekorps, 1 wrtembergische und 1 badische Division. Im Oktober wurde noch ein Korps (badische Division), Land-wehr ic.) gebildet und unter den General von Werder gestellt.

8. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 773

1874 - Mainz : Kunze
Deutsch es Reich — Natur des Bodens. 773 Produkte. Richtet sich nun die Produktion im allgemeinen nach jener klimatischen Mitte Europas, so daß unser Boden ftir Getreide undobst verschiedener Art, für Wiesen^ und Gartenbau, für Oelpflanzen, Flachs und Hanf, Hopfen, Tabak, Cichorien, Würzpflanzen, mehrere Farbekräuter, eßbare Garten- und Waldbeeren, Hasel-- und Wallnüsse gemacht ist, so gedeihen aber auch in den wärmeren Strichen süße Kastanien (diese sogar noch bei Blankenburg am Harz), Mandeln, Feigen und Wein.— Der Getreidebau hat seine Hauptsitze in den sämmtlichen Küstenländern des Deut- scheu Reiches, ferner in den preußischen Provinzen Posen, Sachsen und Schlesien (im allgemeinen), in den kleinen Ländern Anhalt und Braunschweig, in der Lommatscher, Leipziger und Altenbnrger Gegend, in mehreren Strichen Süddeutschlands, besonders in Oberschwaben (südl. der Donau), in der Straubinger Gegend, im Altmühlthal und Ries:c. Die Bergländer freilich erzeugen meist ihren Bedarf nicht, sind aber dafür von gesegneten Getreidegegenden umgeben, welche jeuen nicht bloß den nöthigen Bedarf an Brotfrncht^liefern, sondern noch ansehnliche Mengen ins Ausland abgeben können. — Der Obstbau verlangt zu seinem regelmäßigen Gedeihen noch eine jährliche Mittel- tempcratnr von mindestens 6" und ist im allgemeinen schon ziemlich unsicher im Norden des uralisch-karpathischen Landrückens, wiewohl besondere Verhältnisse (z. B. tiefe oder geschützte'lage) den Obstbau auch nördlich desselben zuweilen sogar noch in ansehnlichem Umfange gestatten (z. B. von Grünberg über Guben bis an die Havel, die Hamburger Vierlande, Rostocker und Stettiner-Gegend, die Weichselwerder, das Memelthal :c.); wichtig für den Obstbau ist auch die Elbgegend von Pirna abwärts bis tief in die Provinz Sachsen hinein, die Ebenen um den Harz, das nördliche Thüringen. Die Hauptgegend des Obstbaues finden wir aber erst im S. des Fichtelgebirges, de? Thürin- gerwaldes, der Rhön, des Vogelsberges und des Taunus, da diese Gebirge in den meisten Jahren die schädlichen Winde abhalten und nur selten ihre Eigenschaften als Schutzmauern gegen dieselben verlieren. In Süddeutschland gedeiht das Obst bis zur Höhe von 500m. (daher nicht auf der schwäbisch-baierischen Hochebene), und besonders in der oberrheinischen Tiefebene und in allen davon ausgehenden Nebenthälern (Main- thal bis zuni Fichtelgebirg, Neckarthal bis an den Fuß des Jura, Gegend um den Bodensee, ferner im Mosel- und Lahnthale) wird es in großartigem Maßstabe gebaut. — Die eigentliche Gartenkultur (Gemüsebau, Blumenzucht:c.) hat ihre Hauptsitze in dem Oberrheinthal, in der Gegend von Ulm, Nürnberg (Knoblauchsland), Bamberg, Erfurt, Dresden, Quedlinburg, Hamburg, Potsdam?c. — Kulturpflanzen, die fabrik- mäßig benützt werden, gibt es in großer Zahl, manche werden als Nebenbau überall kultivirt, in gewissen Gegenden aber besonders massenhaft, manche gedeihen nur in einzelnen Landstrichen, so z. B. Raps u. a. Oelgewächse vorzüglich in den Mar- schen und Getreidegegenden Norddeutschlands, in Brandenburg und Anhalt, in süddent- schen Ebenen; Flachs und Hanf in Schlesien, in der Lausitz, in Westfalen, in Han- nover, Pommern und Preußen, in den Gebirgsgegenden des Südens, nämlich im baierischen Wald, am Jura, in der Rhön, in den Vogesen; Hopfen in Posen, am Harz, in Baden, im obern Neckarthal, vor allem aber in dem baierischen Kreise Mittel- franken (Spalt, Neustadt a. d. Aisch, Hersbruck :c.) und in anderen Gegenden Baierns;,

9. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 774

1874 - Mainz : Kunze
774 Europa — Deutsches Reich. Tabak vorzüglich im Elsaß, in der Pfalz rechts und links vom Rhein, in Hessen, in 'Nürnbergs Umgegend, in Brandenburg und Pommern, an der nntern Weser; Zucker- rüben vor allem in der Magdeburger Börde, dann in der ganzen Provinz Sachsen, in Anhalt und Braunschweig', in Schlesien, der Rheinprovinz, in der badischen und baierischen Pfalz, im Elsaß; Krapp, Saflor, Scharte, Waid :c. in den prenßi- schen Provinzen Sachsen und Schlesien. — Der Weinbau erreicht in Deutschland seine Polargrenze, die nirgends auf der Erde soweit nordwärts geschoben erscheint als bei uns; doch muß der deutsche Weinbau mehr künstlich durch hohe Eingangszölle auf sremde Weine erhalten werden, da Klima, Boden und Lage nicht überall zusammen« treffen, wo vielleicht der eine oder der ander: dieser notwendigen Faktoren des Wein- baues wohl vorhanden wäre. Im allgemeinen erfordert derselbe eine Luftwärme von R. im jährlichen Durchschnitt und in Süddeutschland eine Lage unter 400, nördlich des Thüringer Waldes und Erzgebirges unter 200 m. Seehöhe. Man baut den Wein an vielen Orten Mittel- und Süddeutschlands; doch nördlich von 51" Breite nur mit geringem Erfolg, denn das Getränk von Naumburg au der Saale nrh von Meißen an der Elbe ist nicht besonders, und noch geringer ist das von Grünberg an der Oder und von Witzenhausen an der Werra; die Weinberge bei Potsdam :c. liefern bloß Tafel- trauben. Besser ist der Wein an der Tauber, am Bodensee und am Neckar im Wür- tembergischen, an der Nahe, Mosel und Ahr; in Franken (vorzüglich bei Würzburg, wo Leisten- und Steinwcin) und in den Rheingegenden, wo der Markgräfler an süd- westlichen Vorhöhen des Schwarzwaldes, die W^ne im Elsaß, an der Hart, in der Pfalz, an der Bergstraße, in der Gegend von Mainz (besonders bei Nierstein und Hoch yeim) und den Rhein entlang bis beinahe nach Bonn. Die vorzüglichsten Rheinweine wachsen im eigentlichen Rheingan am Abhänge des Taunus unterhalb Eltville, wo Johannisberger, Steinberger, Rüdesheimer, Markbrunner, Asmannshänser u. a. 'Ein- und Ausfuhr des Weines halten sich im Reiche so ziemlich das Gleichgewicht: 250000 Ctr. werden ans-, 275000 Ctr. eingeführt; die Fläche, auf welcher der Wein- 'bau betrieben wird, beläuft sich auf etwa 124000 Hektaren und die jährliche Gesammt- Produktion auf 3,800000 Hektoliter. Preußen erzeugt davon nur etwa am meisten bringen Elsaß-Lothringen (1,250000 Hektoliter, also etwa '/s des Ganzen) und Baden (800000 Hektoliter) hervor. — Von dem Gesammtareale des Deutschen Reiches sind 49°/o (4800 Q.-M.) als Acker- und Gartenland verwendet, 18°/« bilden Wiesen und Weiden, 25°/u sind noch bewaldet und die übrigen 8°/o (ca. 800 Q.-M.) sind unpro- duktive Fläche. An Metallen und andern Mineralien liefert der Boden nicht geringe Ausbeute Gold freilich findet sich nur wenig im Sande einiger Flüsse. Silber dagegen im Harz und im Erzgebirge. Zinn in Sachsen, Blei besonders in den Gebirgen des rheinischen Schieferplateaus (wo am Bleiberge bei Kommern an der nördlichen Ab- dachung der Eifel die beträchtlichste Bleiablagerung ganz Europas), im Harz, in Sachsen bei Freiberg, im Tarnchvitzer Landrücken, Zink, das bekanntlich mit Kupfer das Messing "bildet, vor allem im Tarnowitzer Plateau und bei Aachen, und in größerer Menge als in irgend einem anderen Lande, so daß allein nach England für 6 Mill. Thlr. aus- geführt werden, Kupfer in Schlesien, im Harz, im Schiefergebirg an beiden Seiten "oen Rheines, im Schwarzwald, Nickel im Schiefergebirge bei Coblenz, ferner im

10. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 807

1874 - Mainz : Kunze
Deutsches Reich — Statistisches. 807 Äustrielande am untern Rhein, wo Steinkohle und Eisen in so günstiger Verkehrslage sich finden, daß sich hier ein Volkscentrum wie um Manchester und Liverpool bilden konnte. Ueberhaupt macht sich das ganze Rheinthal von Basel bis hinab nach Nym- wegen zusammt seinen Nebenthälern (Neckar, Untermain, Lahn, besonders Wipper und Ruhr) auf der Volksdichtigkeitskarte außerordentlich geltend als ein, die Normalziffer durchaus Überschreiteudes zusammenhängendes Centrum, welches dem volksreichsten Ge- biete Mitteldeutschlands von der obern Oder bis zum Fuße des Harzes und bis Magde- bürg nur an Breite etwas nachsteht, es dagegen au Intensität theilweise noch übertrifft. Außer diesen beiden großen Hauptgebieten der dichtesten Bevölkerung finden sich Gebiete mit einer Bevölkerungsdichtigkeit über der Durchschnittsziffer nur noch inselartig in Deutschland: um Würzburg, am schou erwähnten Thüringerwald, in Westfalen zwischen Pyrmont, Bielefeld, Minden und Osnabrück, um Bremen, an der Unterelbe, um Lübeck und um Kiel, endlich zwischen Hunsrück und Hart an der Saar und um Ulm an der oberen Donau. Hinsichtlich der Zunahme der Bevölkerung nimmt das Deutsche Reich einen hohen Rang nnter den Staaten Europas ein. England verdoppelt seine Bevölkerung in 52, Preußen in 54 Jahren, dagegen braucht Frankreich zur Erzielung desselben Zn- Wachses 198 Jahre. Im Jahr 1791 hatte das damalige Deutsche Reich 27 Mill. 23ett>., bei Entstehung des Deutschen Bundes 1315 umfaßte derselbe 30 Mill., eine Berechnung für 1830 für den gegenwärtigen Umfang des Reiches (also ohne Oesterreich!) er- gab etwa 29 Mill. und die Zählung von 1867 über 40 Mill. Natürlich erfolgt die Zunahme der Bevölkerung nicht überall in Deutschland in gleicher Weise, und die oben angeführten, für die Volksdichtigkeit förderlichen oder hinderlichen Einflüsse, sowie auch nur zeitweilig wirkende Ursachen sind hierfür maßgebend; ja manche Landstriche Deutsch- lands zeigen sogar eine gleichmäßige und andauernde Abnahme der Bevölkerung.. Im Deutschen Reichewerden gegenwärtig durchschuittl. jährl. 16/10 Mill. Kinder geboren, während l^/io Mill. Menschen sterben, so daß der Ueberschuß der Gebornen über die Gestorbenen, wodurch in Deutschland wesentlich die Bevölkerungszunahme bewirkt wird, jährlich, d. h. wenn nicht außerordentliche Sterblichkeit herrscht, in runder Summe 4/io Mill. beträgt. In Preußen betrug dieser Ueberschuß in den letzten Jahren ca. 224000, in Baiern ca. 40000, in Sachsen ca. 25000, in Würtemberg ca. 20000 u. f. w. Die Zunahme der Bevölkerung im Deutschen Reiche war bis 1840 in allen Theilen eine ziemlich gleich- mäßige und erstreckte sich auch in fast gleichen Verhältnissen über Stadt und Land; mit der Erweiterung des Eisenbahnnetzes und der Eoncentration der Industrie auf gewisse Gegenden und Städte trat zuerst (bis 1848) eine allmähliche, dann eine rasch und rascher fortschreitende Aendernug ein, die, bei einer im allgemeinen für das Ganze gleich- bleibenden Zunahme, äls ein Hindrängen der Bevölkerung nach gewissen Gegenden und Städten und als eine langsame, aber stetige Bevölkerungsverminderuug in den minder begünstigten Theilen sich bemerklich macht, während zugleich die Revolutionsstürme von 1848 und deren Folgen eine steigende Auswanderung iu vielen Theilen Deutschlands und so dort auch eine Abnahme der Bevölkerung bewirkten.—Ueberhaupt ist die Ans- Wanderung ein für die Bewegung der Bevölkerung in Deutschland sehr wichtiger Punkt. Würde der ganze Ueberschuß der Gebornen über die Gestorbenen im Reiche bleiben, so würde die Bevölkerungszunahme eine viel größere sein; allein ein großer
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