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leeren Titel und der Insel Elba begnügen, Frankreich erhielt seine Grenzen von 1792 und die Bourbonen zurück. Während nun auf dem Congreß zu Wien, wo besonders die deutschen und polnischen Verhältnisse neu geordnet werden sollten. Streit zwischen den einzelnen Mächten auszubrechen drohte, verließ durch die bourbonische Misregierung gelockt, Napoleon sein Exil und begann mit einem Triumphzuge durch sein ehemaliges Reich die Herrschaft der 100 Tage. Aber Wellington, der im Jahre zuvor nach dem Siege bei Vittoria von Süden aus Frankreich durchzogen hatte, und Blücher standen noch in Waffen. Der letztere von der Uebermacht bei Ligny angefallen und geschlagen brachte es den dritten Tag darauf fertig, seinem englischen Waffenbruder recht zeitig zu Hilfe zu kommen und mit ihm die Entscheidungsschlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) zu gewinnen. Mit dem letzten Hauche von Roß und Mann verfolgte Gneisenau den fliehenden Kaiser und hätte ihn beinahe gefangen genommen. Mit seinem Regimente war es nun für immer aus, aber der größeren Sicherheit wegen erhielt er die einsam im Weltmeere gelegene Insel St. Helena zum Gefängnis und als Kerkermeister den Engländer Lowe. Nicht sechs Jahre ertrug er das Schicksal einer gefallenen Größe.
Der zweite Pariser Friede beschränkte die Grenzen Frankreichs auf seinen Besitzstand von 1790 und legte ihm außerdem eine Kriegsentschädigung auf, die freilich nicht annähernd hinreichte, die schweren Opfer zu ersetzen. Der Wiener Congreß sprach Preußen das schwedische Vorpommern, einen großen Theil Sachsens und viele Besitzungen in Westfalen und am Rhein zu, wogegen es freilich auf die meisten seiner früheren polnischen Länder verzichten mußte, die zu einem Königreich (Congreßpolen) vereinigt später an Rußland fielen. So wurde es int Gegensatze zu Oesterreich ein wesentlich deutscher Staat. Alle deutschen Fürsten und die vier freien Städte, im ganzen 38 Gebiete, bildeten den deutschen Bund, dessen Leitung sich in den Händen des Frankfurter Bundestages befand, in welchem Oesterreich den Vorsitz führte.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Vittoria_von_Süden Helena
Extrahierte Ortsnamen: Elba Frankreich Wien Wellington Frankreich Frankreichs Sachsens Westfalen Rhein Oesterreich Oesterreich
Königreich Italien, Istrien und Dalmatien an Napoleon persönlich, Tyrol und Vorarlberg an Baiern, Vorderösterreich an Würtem-berg und Baden. Die beiden ersteren verbündeten deutschen Staaten wurden zu Königreichen, der letztere zu einem Großherzogtum erhoben. Rußland und England schlossen keinen Frieden, die Kunde der schweren Niederlage aber beschleunigte den Tod des großen Pitt.
Preußen, das durch die Unentschlossenheit seines Ministers Haugwitz neutral geblieben war, mußte Ansbach und Baireuth sowie das rechtsrheinische Cleve abtreten, wofür es Hannover und die Feindschaft Englands eintauschte. Napoleon war so mächtig geworden, daß er ganze Reiche an Glieder seiner Familie austheilte, z. B. Neapel und Holland an seine Brüder Joseph und Ludwig, Italien an seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais, Cleve-Berg an seinen Schwager Mürat. Am 12. Juli 1806 stiftete er den Rheinbund (Baiern, Würtemberg, Baden, Mainz, Darmstadt, Berg u. s. w.), über dessen Truppen er als Protektor uneingeschränkt verfügte, und dessen Verwaltung sich ganz dem französischen Muster anbequemen mußte. Jetzt war es nur mehr eine leere Formalität, daß Franz Ii, seit 1792 Leopolds Ii. Nachfolger, am 6. August die deutsche Kaiserkrone niederlegte und damit das mehr als tausendjährige Reich für erloschen erklärte.
§ 47. Preußens Fall und Wiedergeburt.
Ter preußische Staat hatte durch die Neutralität, welche er sich im Basler Frieden auferlegt, den Ruhm, der Vorkämpfer Deutschlands zu. sein, verscherzt und die Achtung des übrigen Europas zum Theil eingebüßt. Als nun Ende 1797 Friedrich Wilhelms Ii. Tod die Regierung in die Hände seines Sohnes Ariedrich Wilhelm Iii. (1797—1840) legte, erwartete man von diesem neuen Herrscher Besserung. Diese Hoffnung erfüllte sich auch in mancher Beziehung, indem das Wöllnersche Religionsedikt aufgehoben, eine bessere Ordnung der Finanzen hergestellt und mehr durch das Beispiel des edlen Familienlebens des königlichen Pares als durch Verfügungen der guten Sitte am Hofe und im Lande wieder eine Stätte bereitet wurde. Aber zum vollständigen Bruche mit dem alten System durch Wahl energischer Minister konnte der König sich noch nicht entschließen, und seine Friedfertigkeit, Unentschlossenheit und wohl auch Mistrauen in seine Hilfsmittel ließ ihn die Fessel der Neutralität geduldig weiter tragen. Doch wäre es'1805 bei seiner Zusammen-
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Istrien Dalmatien Tyrol Vorarlberg Baiern Baden England Englands Neapel Holland Italien Cleve-Berg Rheinbund Baiern Würtemberg Baden Mainz Darmstadt Leopolds Deutschlands Europas
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kunft mit Alexander I. von Rußland am Grabe des großen Friedrich beinahe zu einem Bündnis mit diesem gekommen, wenn nicht Hangwitz ängstlich gezögert und dadurch Napoleons Sieg erleichtert hätte. Als nun nach dem Presbnrger Frieden Preußen Hannover als Danaergeschenk annahm, schwand überall das Zutraueu zu ihm, so daß Napoleon selbst, der früher seine Freundschaft begehrt hatte, es verächtlich behandelte. Erst nach der Stiftung des Rheinbundes ermannte sich der König und forderte die Entfernung französischer Truppen aus Deutschland und die Zulassung eines norddeutschen Bundes mit preußischer Spitze.
Der französische Kaiser antwortete durch Krieg, überschritt den Thüringer Wald, erdrückte die preußische Vorhut bei Saalfeld (10. Oktober 1806), wo Prinz Louis Ferdinand rühmlich siel, und eilte gegen das Hauptheer vor, das bei Jena und Weimar stehend sich zum Rückzug über die Unstrut anschickte. Am ersteren Orte erlitt Hohenlohe (14. Oktob.), bei Auerstädt an demselben Tage der alte Oberbefehlshaber Ferdinand von Braunschweig, dem eine Kugel das Augenlicht raubte, eine furchtbare Niederlage, die in wilde Flucht ausartete. Schon am folgenden Tage ergab sich das starke Erfurt, ihm folgten Spandau, Stettin, Küstrin, Magdeburg und die hannoverschen Festungen in den nächsten Wochen. Der Haupttheil der französischen Armee unter dem Kaiser hatte nach Besiegung -der preußischen Reserve bei Halle den Weg nach Berlin eingeschlagen, wo er am 27. Oktober einzog. Damals wurde der Siegeswagen vom Brandenburger Thor und der Degen Friedrichs des Großen als kostbarste Beute nach Paris gesandt, das in der Brücke von Jena ein dauerndes Denkmal an den leichten Sieg der französischen Waffen erhielt. Der Rest des Hohenlohe'schen Corps kapitulierte am 28. Oktober bei Prenzlau; Blücher, der sich nach dem siegreichen Treffen Aorks bei Altenzaun über die Elbe nach Mecklenburg und Lübeck gerettet hatte, mußte denselben bittern Schritt bei Ratkau thun. Von Berlin aus erließ Napoleon die Kontinentalsperre, d. i. das Gesetz, welches jeden Handel mit England verbot; dann brach er gegen Osten auf, wohin die königliche Familie sich gerettet hatte. Bei seinem Herrannahen erhob sich Polen, dagegen trat jetzt Rußland als Verbündeter Preußens in den Kampf ein. Die Schlacht bei Eylan (8. Febr. 1807) rettete die preußische Ehre und bewirkte.
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Extrahierte Ortsnamen: Hannover Deutschland Saalfeld Jena Weimar Spandau Stettin Magdeburg Berlin Paris Jena Prenzlau Mecklenburg Berlin England Polen
daß wenigstens einige Festungen sich tapfer hielten, besonders Graudenz und Colberg, wo Bürger und Soldat, Nettelbeck und G n e i s e n a u an Mut und Zähigkeit mit einander wetteiferten. Doch die Niederlage bei Friedland (14. Juni), wo Marengos Sonne dem französischen Kaiser leuchtete, entmutigte Alexander, der seines Versprechens uneingedenk auf Unterhandlungen mit dem Feinde eingieng, welche zu dem Frieden von Tilsit führten (7. und 9. Juli). Hier trat die edle Königin Luise dem anmaßenden Sieger trotz alles Schmerzes würdevoll entgegen, im tiefsten Leid Preußens Berechtigung zum Kampfe nicht verleugnend. Friedrich Wilhelm verlor die Hälfte seines Gebietes, alles Land westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen aus der zweiten und dritten polnischen Theilung; den Rest ließ ihm Napoleon, wie er höhnend sagte, aus Achtung für den Zaren, der selber sich nicht scheute an der Beraubung Preußens theil-zunehmen. Von den deutschen Verbündeten Preußens erhielt Weimar Gnade, Sachsen sogar als Belohnung das Großherzogtum Warschau und den Königstitel, das Kurfürstentum Hessen und Braunschweig hörten auf zu bestehen, und aus ihrem Gebiete und den westelbischen preußischen Landestheilen stoppelte Napoleon das Königreich Westfalen zusammen, welches er seinem jüngsten liederlichen Bruder Hieronymus verlieh. Rührend war der Abschied, welchen Friedrich Wilhelm von seinen Unterthanen nahm, erhebend die plattdeutsche Antwort der Markaner, in welcher sie ihm treuere Generale und klügere Minister wünschten.
Ihr Wunsch sollte sich erfüllen; zum Leiter des Landes wurde der Reichsfreiherr vom Stein berufen, der die Erb-unterthänigkeit vollends aufhob, eine freisinnige Gemeinde- und Städteordnung ins Leben rief und durch seine Verwaltungsmaßregeln den Argwohn und die Besorgnis Napoleons in dem Maße erregte, daß er ihn von Madrid aus 1808 ächtete und so in den Augen Europas als seinen gefährlichsten Feind adelte. Fast zwei Jahre nach seiner Amtsniederlegung gelangte Hardenberg ans Ruder, der ruhiger und deshalb weniger angefochten in Steins Geiste weiter wirkte.
Die Sorge für das Heer übernahmen Scharnhorst und
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Extrahierte Personennamen: Nettelbeck Marengos Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleons Hardenberg
Extrahierte Ortsnamen: Colberg Friedland Tilsit Magdeburg Weimar Sachsen Warschau Hessen Westfalen Napoleons Madrid Europas Steins
— 192 —
setzter Anschlag misrieth gänzlich, und er konnte von Glück sagen, daß ihm seine Flucht nach Böhmen gelang; dem Braunschweiger endlich, den England im Stiche ließ, glückte es Elsfleth zu erreichen und sich und die Seinen für bessere Tage übers Meer zu retten. Oesterreich schloß am 14. Oktob. den Frieden zu Schönbrunn (Wien), der ihm 2000 Quadratmeilen kostete und außer Frankreich Settern und Rußland bereicherte. In dem Friedensschluß ward Hofer nicht einbegriffen, der, nachdem er eine Zeitlang den Feinden verborgen geblieben war, durch Verrat in ihre Hände fiel und auf Napoleons Befehl zu Mantua erschossen wurde (20. Febr. 1810).
Das Jahr 1810 weist Thaten des größten Uebermutes auf. König Ludwig Napoleon, welcher die Continentalsperre nicht streng genug ausführte, legte die Krone nieder, was den Kaiser veranlaßte das ganze Land als Anschwemmung des französischen Rheins mit Frankreich zu vereinigen. Dasselbe that er mit Ostfriesland, Oldenburg und deu Hansestädten, so daß sein Reich damals 140 Departements statt 83 und fast die doppelte Anzahl der Einwohner wie zehn Jahre vorher befaß. Es war mit Ruhm gesättigt, aber er kam ihm theuer zu stehn. Um sich einen legitimen Erben zu verschaffen, trennte Napoleon seine Ehe mit der edeln Joseph ine Beauharnais, der treuen Gefährtin auf feinem abenteuerlichen Lebeuswege, und vermählte sich mit Marie Luise, der Tochter seines erbittertsten Gegners Franz. Sie gebar ihm im Kometenjahre 1811 den Köuig von Rom.
Weil Alexander I. durch die Einziehung Oldenburgs, dessen Herzog mit dem russischen Kaiserhause nahe verwandt war, tief gekränkt, fein Reich durch die Kontinentalsperre schwer geschädigt wurde, so forderte er Abstellung seiner Beschwerden und Räumung Preußens, sonst solle der Krieg entscheiden. Napoleon zauderte nicht und warf eine halbe Million Menschen, darunter Preußen und Oesterreich er, ins Zarenreich, das rasch seinen Frieden mit der Türkei schloß. Durch die Siege bei Smolensk, Borodino und an der Moskwa erzwangen sich die Franzosen den Einzug in Moskau, fanden aber die Stadt verlassen und hatten bald mit dem furchtbarsten Brande zu kämpfen. Nachdem die Friedensanträge Napoleons, Dank dem entschiedenen Drängen Steins, von Alexander abgewiesen worden waren, zog man sich zurück verfolgt von Kosaken und dem erbitterten Volke, gepeinigt
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Extrahierte Ortsnamen: England Elsfleth Oesterreich Wien Frankreich Napoleons Mantua Frankreich Ostfriesland Oldenburg Rom Oesterreich Smolensk Moskwa Moskau Napoleons
- 199 —
besetzt worden mar, trat Dänemark zu Wien die Herzogt'ümer und Lauenburg an Oesterreich und Preußen ab, von denen nach fruchtlosen Verhandlungen mit dem Augustenbnrger das erstere Holstein, das letztere Schleswig besetzte und Lauenburg gegen eine Geldentschädigung erwarb. Diese Theilung der Beute hob die zwischen den Verbündeten entstandene Spannung nicht auf, welche durch Bismarcks eingreifende Anträge auf Reform des deutschen Bundes (Ausschließung Oesterreichs und aus direkten Wahlen hervorgehende Volksvertretung) nur verschärft wurde.
Am 14. Juni 1866 bewog Oesterreich die Mehrzahl der Bundesstaaten zur Mobilisierung gegen Preußen, das sofort den hingeworfenen Fehdehandschuh aufnahm, zugleich seinen Austritt aus dem Bunde erklärend. Auf Seiten des Kaiserstaates standen Hannover, Sachsen, Baiern, Würtemberg, die beiden Hessen, Nassau, Frankfurt und gezwungen auch Baden, die übrigen kleinen Fürsten und die Hansestädte schlossen sich Preußen an, das im Könige von Italien auch einen auswärtigen Bundesgenossen gewonnen hatte. Obgleich der letztere bei Custozza und einen Monat später zur See bei L i s s a unglücklich kämpfte, so zwang er doch Oesterreich zur Theilung seiner Streitkräfte, und als nach Abtretung Venetiens an den ganz unbeteiligten Kaiser Napoleon, der Erzherzog Albrecht freie Hand bekam, hatte sich das Schicksal des Kampfes in Deutschland bereits entschieden. Hier wurde wie einst im siebenjährigen Kriege auf zwei Kriegsschauplätzen gestritten, in Böhmen und im Westen.
Nach Besetzung Sachsens rückten drei preußische Heerkörper nach Süden vor, von Schlesien aus der Kronprinz, weiter westlich Prinz Friedrich Karl, noch näher der Elbe Herwarth von Bittenfeld. Das erste Gefecht der schlesischen Armee bei Trauten an (27. Juni) gegen Gablenz konnte dieser für einen kleinen Erfolg ausgeben; nun aber folgte an allen Punkten Sieg auf Sieg, bis nach Vereinigung der beiden letzten Armeen und der Annäherung des Kronprinzen an den Hauptschlag gedacht werde konnte. Derselbe erfolgte am 3. Juli unter des Königs persönlicher Leitung bei Königsgrätz, wo der österreichische Oberbefehlshaber Benedek seine Armee vereinigt hatte. Zuerst empfanden die Preußen den Nachtheil ihrer Minderzahl und ungünstigeren Stellung in hohem Grade, doch hielt ihr
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Albrecht Albrecht Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth_von_Bittenfeld Benedek
256
Dritte Periode der neueren Geschichte.
herauszugeben. England und Rußland hatten sich dahin verständigt,
Deutschland auf Kosten Frankreichs nicht stark werden zu lassen. Die
Die Allitrten Verbündeten erhielten nach dein Abschlüsse dieses Friedens eine Ein-
«Eengland! ^dung nach London. Kaiser Alexander und Friedrich Wilhelm Iii.,
Blücher, Gneisenau rc. erschienen in London, Kaiser Franz war nach
Wien zurückgeeilt. Der alte Blücher empfing in London mehr Ehre
und Beifall, als alle Gäste zusammen, so daß er selbst sagte: „Ich
muß über mich wachen, vas ich nicht zum Narren werde." In London
spannte ihm das Volk die Pferde ans und zog den Wagen selbst.
Fest folgte auf Fest. Man wurde nicht müde, ihn mit Lobeserhebungen
zu überhäufen und mit lauten Vivats zu begrüßen, wo der greise Held
sich auch zeigte. Als er einmal der ihm gehaltenen Lobrede über-
drüssig wurde, entgegnete er kurz: „Was ists, das ihr rühmet? Es
ist meine Verwegenheit, Gneisenau's Besonnenheit, des großen Gottes
Barmherzigkeit!" —Als ihn die Universität Oxford zum Doktor machte,
sprach er: „Ich biu's zufrieden; aber dann macht den Gneisenau zum
Apotheker; der hat mir die Pillen gedreht."
§. 28. Die Herrschaft der 100 Tage. Napoleons Ende.
Der Wiener Im Herbst 1814 versammelten sich zu Wien die europäischen
Congreß. Ftsvsten und ihre vornehmsten Minister und Feldherrn zu einem großen
Congreß, auf welchem alle noch streitigen Punkte beseitigt und eine
neue Ordnung der Dinge hergestellt werden sollte. Die Geschäfte
wechselten mit großen Festen ab. Es entstanden hier über die polni-
schen und sächsischen Länder arge Mißhelligkeiten, so daß sich sogar
insgeheim ein Bündniß gegen Preußen bildete. Allein das Ausland trat
auf Preußens Seite und unterstützte dessen Forderungen nachdrücklich.
Zustände in Mit den Bourbonen war eine große Anzahl Emigranten und Alt-
Frankreich. afciiger nach Frankreich zurückgekehrt, welche nach ihrer Heimkehr große
Ansprüche erhoben. Die Großen aus der Kaiserzeit verloren ihre Lehen
und ihr Ansehen, und die Armee war unzufrieden. Ludwig Xviii*
that Nichts, um den neuen Zustand erträglich zu machen, und belastete
sogar den Staatsschatz mit 60 Millionen Franken, welche er im Exil
gebraucht hatte. Auch den Emigranten wurden unermeßliche Summen
und die besten Stellen verwilligt.
Napoleon Napoleon hörte auf Elba mit großem Behagen von den Vorfällen
verläßt Elba jn Wim und von der Unzufriedenheit des französischen Volkes mit
der Regierung der Bourbonen und beschloß die Lage der Dinge zu
seinem Vortheile auszubeuten. Er besaß noch einen ungeheliren Anhang,
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Franz Franz Napoleons Ludwig_Xviii* Ludwig Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Frankreichs London London Wien London London Gottes Napoleons Frankreich Frankreich Elba Elba
Rußland,
England und
Oestreich er-
kennen ihn
nicht an.
Schlacht bei
Austerlitz
1805.
Die Stiftung
des Rhein-
bunds hat die
Auflösung
des deutschen
Reichs zur
Folge 1806.
236 Dritte Periode der neueren Geschichte.
wurde er als Napoleon I. von Papst Pius Vii. in der Kirche von
Notre Dame gekrönt, wobei er sich selbst die Krone aufsetzte und nach
deren Einsegnung auch die Kaiserin Iosephine krönte.
Rußland und England erkannten den neuen Kaiser der Franzosen
nicht an und wußten auch Oestreich für ihre Vereinigung zu gewinnen.
Die Seele dieses Bundes war der englische Minister Pitt; mit Napo-
leon verbündeten sich — Baiern, Baden und Würtemberg. Nachdem
Napoleon auch die lombardische Krone zu Pavia empfangen und dabei
die inhaltschweren Worte gesprochen hatte: „Gott gab sie mir; wehe
Dem, der sie anrührt," ließ er Hannover besetzen, dessen Fürsten seit
1740 die englische Krone trugen. Preußen blieb neutral.
Mit 160,000 Mann rückte Napoleon in Deutschland ein und
erfocht durch seine unglaubliche Raschheit Sieg auf Sieg. Den östreichi-
schen General Mack schloß er bei Ulm ein und nahm ihn mit seinem
Heere gefangen, während der ritterliche Erzherzog Ferdinand sich mit
einigen Reiterhaufen nach Böhmen durchschlug und bald wieder ein
Heer von 20,000 Mann gesammelt hatte. Ohne Widerstand rückte
Napoleon in Wien ein und wandte sich dann nach Mähren, wo das
russische und östreichische Heer sich vereinigt hatten. Kaiser Franz und
Alexander befanden sich bei ihren Armeen und hofften durch ihre Ge-
genwart die Truppen anzufeuern. Am 2. Dezember 1805 kam es bei
Austerlitz unweit Brünn zu einer großen entscheidenden Schlacht, in
welcher die Verbündeten gänzlich geschlagen wurden. Der linke russische
Flügel wollte sich über einen gefrornen See retten. Napoleon ließ
das Eis durch Kanonen zerschmettern, und viele Russen ertranken.
Kaiser Franz, bekümmert um das Loos seines Landes und Volkes,
schloß nach einer persönlichen. Unterredung mit Napoleon den Frieden
zu Preßburg: Oestreich mußte Venedig an Frankreich, Throl an
Baiern und seine Besitzungen in Schwaben an Würtemberg ab-
treten. Zugleich erhielten der Kurfürst von Baiern und der
Herzog von Würtemberg von ihrem Beschützer den Königstitel. Um
den schmählichen Untergang des deutschen Reiches zu vollenden, stiftete
Napoleon den Rheinbund (1806). Sechzehn deutsche Fürsten, darunter
Baiern, Würtemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau, Hchen-
zollern, Lichtenstein, trennten sich vom bisherigen Reichsverband, be-
kamen kleinere Reichsstände zu Unterthanen und erkannten den Kaiser
Napoleon als Beschützer des Rheinbundes an. Dafür versprachen sie
ihm mit 63,000 Mann in allen seinen Kriegen beizustehen. Kaiser
Franz erklärte aber in einem Manifest, daß er, überzeugt von der
gänzlichen Unmöglichkeit nach der geschehenen Lostrennuug der Stände
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Napoleon_I. Iosephine Napoleon Napoleon Mack Ferdinand Ferdinand Napoleon Franz Franz Alexander Alexander Napoleon Franz Franz Napoleon Oestreich Würtemberg Napoleon Napoleon Napoleon Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: England Rhein- England Baiern Baden Würtemberg Pavia Hannover Deutschland Ulm Wien Frankreich Baiern Schwaben Würtemberg Baiern Rheinbund Baiern Würtemberg Baden Hessen-Darmstadt Nassau
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Dritte Periode der neueren Geschichte.
Erlasse wurde das tyrannische System der Continentalsperre noch weiter
ausgebildet.
Im Frieden König Friedrich Wilhelm Iii. suchte von Königsberg aus durch
ner^Preu'ßen Öro^e ^Pfer ten Frieden von Napoleon zu erlangen; allein da dieser
den grbßern immer härtere Bedingungen stellte, so sah sich der König zur Fortsetzung
3:1fflrttlte!*8 ^v*e9e§ genöthigt und schloß mit dem Kaiser Alexander von Ruß-
land ein Bündniß. Hinter der Oder bereinigten sich beide Heere, und
nach einer zweitägigen mörderischen Schlacht bei Eilau (1807) rühmten
sich beide Parteien des Sieges, zogen sich aber beide zurück. In der
folgenden Schlacht bei Friedland siegte jedoch Napoleon so entscheidend,
daß Rußland Friedensanträge stellte. Auf einem Floße mitten im
Niemen, unweit der für neutral erklärten Stadt Tilsit, kamen zuerst die
beiden Kaiser und später auch der König zu einer Unterredung zu-
sammen. Hier ward ein sür Preußen empfindlicher Friede zu Stande
gebracht, wonach es alle seine Länder zwischen Rhein und Elbe und
alle seit 1772 gewonnenen polnischen Länder abtreten mußte. Aus den
an den König ersteren bildete er das Königreich Westfalen, zu dem noch Kurhessen
Westphalen unl? Braunschweig gezogen wurden, mit der Hauptstadt Cassel und be-
und an den lehnte damit seinen Bruder Ierome, aus den letzteren das Großher-
^Sa'chsen" Warschau, welches der König von Sachsen empfing. Rußland
erkannte die Brüder Napoleons als Könige, sowie den Rheinbund als
zu Recht bestehend an.
Die vergeb- In Tilsit war auch die edle Königin Louise von Preußen er-
ltchenbemüh- schienen. Sie sollte versuchen den gewaltigen Gebieter Europas zu
^Kdnigi/ milderen Gesinnungen gegen Preußen zu stimmen. „Was mich dieser
Louise von Schritt kostet", schrieb sie damals in ihr Tagebuch, „weiß mein Gott
allein; denn wenn ich diesen Mann nicht geradezu hasse, so betrachte
ich ihn doch als den, welcher meinen Gemahl und das preußische Volk
ins Elend gebracht hat. Gegen ihn höflich und artig zu sein, wird
mir höchst schwer werden; aber man fordert diese Selbstverläugnung
von mir, und ich bin es schon gewohnt, Opfer zu bringen." Ihre
Fürsprache war vergeblich; Napoleon ließ sich Nichts abdringen. Die
Königin schrieb nach dem verhängnißvollen Friedensschlüsse von Tilsit
an ihren Vater die prophetischen Worte: „Wir bleiben sittlich frei und
das wird politische Freiheit herbeiführen. Ich bin überzeugt, daß die
Art, in der dieser Friede geschlossen ist, gewiß früher oder später (viel-
leicht erlebe ich cs gar nicht) ein Segen für Preußen sein wird." Wie
wahr hatte die edle Königin gesprochen!
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Königsberg Napoleon Alexander_von_Ruß- Alexander Napoleon Rußland_Friedensanträge Cassel Napoleons Louise_von_Preußen Napoleon
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Dritte Periode der neueren Geschichte.
den spanischen Thron besetzen; und als der königliche Hof in Aranjuez
Anstalten zu einer Reise traf, entstand ein großer Aufruhr (1808).
Das Volk stürmte den Palast des Friedensfürsten, der mit genauer
Noth das Leben rettete. Auf die hinterlistigste Weise lockte Napoleon
den König und seinen Sohn nach Bayonne und zwang sie hier feierlich
der spanischen Krone zu entsagen und mit einem französischen Jahres-
gehalte sich zu begnügen. Zum Könige von Spanien ernannte er seinen
ältesten Bruder Joseph, welcher Neapel an den bisherigen Großherzog
von Cleve und Berg, Joachim Murat, abtreten mußte.
Gustav Wasa Fast zu gleicher Zeit hatten Rußland und Dänemark dem Könige
von Schwe- Gustav Adolf Vi. von Schweden den Krieg erklärt, weil er noch mit
England im Bunde stand. Kaiser Alexander von Rußland eroberte
sogleich Finnland, wodurch der schwedische König wahnsinnig wurde.
Eine Verschwörung zwang ihn zur Thronentsagung für sich und seine
Nachkommen und erhob den kinderlosen Oheim desselben, Karl von
Südermannland, zum König, welcher unter dem Titel Karl Xiii. den
Thron bestieg, den französischen Marschall Bernadotte, Prinzen von
Pontecorvo, zum Thronfolger wählte und dem Continentalsystem beitrat.
Der Krieg Ganz Spanien hatte indessen die Waffen ergriffen und in Eng-
auf der pyre- {atlb um Hülfe nachgesucht. Es entspann sich ein heftiger fünfjähriger
Halbinsel Krieg (1808—1813), welcher mit wechselndem Glücke geführt wurde.
1808—1813. Vbi Bahlen ward ein französisches Heer unter dem General Dupont
von den Spaniern gefangen genommen. Das von den Franzosen be-
lagerte Saragossa vertheidigte sich unter Don Jose de Palafox auf's
heldenmüthigste. Jedes Haus ward in eine Festung verwandelt, die
Mönche feuerten die Belagerten zur Ausdauer und Tapferkeit an
und riefen Jung und Alt zu den Waffen. Als eine Batterie von
ihrer Mannschaft verlassen war, eilte ein junges Mädchen herbei,
feuerte selbst die Kanone ab und rief durch ihren Muth die beschämten
Krieger zurück. Saragossa hielt sich; die Franzosen zogen ab.
Inzwischen war in Portugal ein englisches Heer unter Arthur
Wellesley, dem nachmaligen Herzog von Wellington, gelandet und
hatte den General Junot besiegt und zum Abzüge genöthigt. Napoleon,
welcher grade einen glänzenden Congreß in Erfurt abgehalten hatte,
eilte nun selbst nach Spanien und war seinen Gegnern bald überlegen.
Er besiegte sie zwar rasch, konnte aber die Spanier doch nicht gewinnen.
Ueberall bildeten sich Guerillasbanden, welche den Franzosen viel
Schaden zufügten. Auch das heldenmüthige Saragossa, zum zweiten
Male belagert, siel nach tapferer Gegenwehr; Palafox gerieth in Ge-
fangenschaft, worin er bis 1813 verblieb. Sobald Napoleon den
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Südermannland Karl Karl_Xiii Karl Marschall_Bernadotte Pontecorvo Dupont Jose_de_Palafox Arthur
Wellesley Junot Napoleon Napoleon
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