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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 265

1874 - Mainz : Kunze
Gebiet der Donau. 265 eigene Kosten, jedoch nur unter Zustimmung des Landtags zu vertheidigen. Durch Stephl.ii deu Heiligen dem Katholicismns zugeführt, wandte sich im Reformationszeit- alter das Volk dem Protestautismus zu; doch wußte die österr. Regierung der kathol. Lehre besonders unter den Magnaten neue Ausbreitung zu verschaffen. Ortschaften. — 1) An der Donau: Bemerkenswerth ist, daß an der mitt- leren und unteren Donau die größeren Städte sich paarweise gegenüber liegen: Ofen- Pest, Peterwardein-Neusatz, Belgrad-Semlin, Widdin-Kalasat, Rustschuk-Schiurschewo, Matschin-Braila:e>. und daß die Städte der (höheren) rechten Seite durch geschicht- liche Erinnerungen ausgezeichnet, aber von dem früheren Glänze herabgekommen, die der (niedrigeren) linken durch Handel und Betriebsamkeit im Aufblühen begriffen sind; in all diesen Donaustädten ist das deutsche Element besonders stark vertreten und es bil- dete von jeher das anregende und belebende Princip, den Ursprung aller Gesittung, wie ja überhaupt die Kultur dem Lauf der Ströme zu folgen pflegt. Presburg zwischen hohen Bergen und weiter Ebene, eine zeitlang königliche Krönnugsstadt, mit 46,5(10 E. ist nur zum vierten Theil magyarisch. Unterhalb theilt sich der Strom in 2 Arme, welche, die große fruchtbare Jusel Schütt bildend, sich erst nach 11 M. bei der starken Festuug Komorn (12,200 E.) wieder vereinen. Gran mit großartiger Domkirche; der dor- tige Erzbischos ist höchster Geistlicher oder Primas von Ungarn. Unterhalb Gran biegt der Strom südwärts nach der (durch eine Kettenbrücke verbundenen) Doppelhauptstadt des Landes, in den verschiedenen Epochen der wechselvollen Geschichte der politische Mit- telpunkt desselben, an der Stelle, wo zum letzteumale steile Höhen au den Strom heran- treten, an deren Fuß heiße Quellen hervorsprudeln. Oseu oder Buda mit 54,000 E. (zu mehr deuu 3/4 deutsch), alte Hauptstadt Ungarns, am rechten Ufer in schöner, weinreicher, in deutscher Weise mit Dörfern besäter Gegend, an Stelle des römischen Aquincum und des hunnischen Etelvar (Etzelsburg); Sitz der Regiernngs- behörden. Zuoberst in der Festuug, die sich 1849 siebzehn Tage lang gegen Görgeys Heer vertheidigte, ist dem General Hentzi und den mit ihm gefallenen Leuten ein Mo- numeut errichtet. Von der Türkenherrschaft her noch eine kleine Moschee anf dem Grabe eines muhamedanischen heiligen Mönchs, die lant dem Karlowitzer Frieden von 4699 erhalten wird. Pest, die größte Stadt Ungarns, Centralpunkt des Handels und der Jndnstriethätigkeit. 200,000 E. Hier das Magyarenthum überwiegend, daher Sitz der Nationalinstitute: Universität, Akademie, Nationaltheater, Nationalmuseum. Die große Synagoge hat ein Fundament aus rothem einheimischen Marmor und ist nach dem Plane von E. Förster im maurischen Stile geschmackvoll ausgeführt. Vor der Stadt auf der Ebene Rakos (Pußte) wurden ehemals die ungarischen Reichstage gehal- ten , jetzt Pferderennen. — Weiter südlich berührt die Donan kleinere Orte, z. B. Mohacs, wo 1526 die Türken, 1687 aber die Christen siegreich gewesen (jenes An- sang, dieses Ende der Türkenherrschaft im Lande). Erst Nensatz ist wieder eine größere, rasch ausblühende Handelstadt, wo deutsche Sprache herrscht (19,100 E ). Gegen- über die nach Komorn stärkste Donaufestung Peter ward ein auf einem von 3 Seiten durch die Donau umflossenen Vorgebirge (daher das „ungarische Gibraltar"). Prinz Eugen und die Türken 1716. Karlowitz am Ostende des weinreichen Fruska Gora (hl. Gebirg, auch Vrdnik) in Syrmien (18 Mln. lange, 3 Mln. breite, schöne, frncht-

2. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 773

1874 - Mainz : Kunze
Deutsch es Reich — Natur des Bodens. 773 Produkte. Richtet sich nun die Produktion im allgemeinen nach jener klimatischen Mitte Europas, so daß unser Boden ftir Getreide undobst verschiedener Art, für Wiesen^ und Gartenbau, für Oelpflanzen, Flachs und Hanf, Hopfen, Tabak, Cichorien, Würzpflanzen, mehrere Farbekräuter, eßbare Garten- und Waldbeeren, Hasel-- und Wallnüsse gemacht ist, so gedeihen aber auch in den wärmeren Strichen süße Kastanien (diese sogar noch bei Blankenburg am Harz), Mandeln, Feigen und Wein.— Der Getreidebau hat seine Hauptsitze in den sämmtlichen Küstenländern des Deut- scheu Reiches, ferner in den preußischen Provinzen Posen, Sachsen und Schlesien (im allgemeinen), in den kleinen Ländern Anhalt und Braunschweig, in der Lommatscher, Leipziger und Altenbnrger Gegend, in mehreren Strichen Süddeutschlands, besonders in Oberschwaben (südl. der Donau), in der Straubinger Gegend, im Altmühlthal und Ries:c. Die Bergländer freilich erzeugen meist ihren Bedarf nicht, sind aber dafür von gesegneten Getreidegegenden umgeben, welche jeuen nicht bloß den nöthigen Bedarf an Brotfrncht^liefern, sondern noch ansehnliche Mengen ins Ausland abgeben können. — Der Obstbau verlangt zu seinem regelmäßigen Gedeihen noch eine jährliche Mittel- tempcratnr von mindestens 6" und ist im allgemeinen schon ziemlich unsicher im Norden des uralisch-karpathischen Landrückens, wiewohl besondere Verhältnisse (z. B. tiefe oder geschützte'lage) den Obstbau auch nördlich desselben zuweilen sogar noch in ansehnlichem Umfange gestatten (z. B. von Grünberg über Guben bis an die Havel, die Hamburger Vierlande, Rostocker und Stettiner-Gegend, die Weichselwerder, das Memelthal :c.); wichtig für den Obstbau ist auch die Elbgegend von Pirna abwärts bis tief in die Provinz Sachsen hinein, die Ebenen um den Harz, das nördliche Thüringen. Die Hauptgegend des Obstbaues finden wir aber erst im S. des Fichtelgebirges, de? Thürin- gerwaldes, der Rhön, des Vogelsberges und des Taunus, da diese Gebirge in den meisten Jahren die schädlichen Winde abhalten und nur selten ihre Eigenschaften als Schutzmauern gegen dieselben verlieren. In Süddeutschland gedeiht das Obst bis zur Höhe von 500m. (daher nicht auf der schwäbisch-baierischen Hochebene), und besonders in der oberrheinischen Tiefebene und in allen davon ausgehenden Nebenthälern (Main- thal bis zuni Fichtelgebirg, Neckarthal bis an den Fuß des Jura, Gegend um den Bodensee, ferner im Mosel- und Lahnthale) wird es in großartigem Maßstabe gebaut. — Die eigentliche Gartenkultur (Gemüsebau, Blumenzucht:c.) hat ihre Hauptsitze in dem Oberrheinthal, in der Gegend von Ulm, Nürnberg (Knoblauchsland), Bamberg, Erfurt, Dresden, Quedlinburg, Hamburg, Potsdam?c. — Kulturpflanzen, die fabrik- mäßig benützt werden, gibt es in großer Zahl, manche werden als Nebenbau überall kultivirt, in gewissen Gegenden aber besonders massenhaft, manche gedeihen nur in einzelnen Landstrichen, so z. B. Raps u. a. Oelgewächse vorzüglich in den Mar- schen und Getreidegegenden Norddeutschlands, in Brandenburg und Anhalt, in süddent- schen Ebenen; Flachs und Hanf in Schlesien, in der Lausitz, in Westfalen, in Han- nover, Pommern und Preußen, in den Gebirgsgegenden des Südens, nämlich im baierischen Wald, am Jura, in der Rhön, in den Vogesen; Hopfen in Posen, am Harz, in Baden, im obern Neckarthal, vor allem aber in dem baierischen Kreise Mittel- franken (Spalt, Neustadt a. d. Aisch, Hersbruck :c.) und in anderen Gegenden Baierns;,

3. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 774

1874 - Mainz : Kunze
774 Europa — Deutsches Reich. Tabak vorzüglich im Elsaß, in der Pfalz rechts und links vom Rhein, in Hessen, in 'Nürnbergs Umgegend, in Brandenburg und Pommern, an der nntern Weser; Zucker- rüben vor allem in der Magdeburger Börde, dann in der ganzen Provinz Sachsen, in Anhalt und Braunschweig', in Schlesien, der Rheinprovinz, in der badischen und baierischen Pfalz, im Elsaß; Krapp, Saflor, Scharte, Waid :c. in den prenßi- schen Provinzen Sachsen und Schlesien. — Der Weinbau erreicht in Deutschland seine Polargrenze, die nirgends auf der Erde soweit nordwärts geschoben erscheint als bei uns; doch muß der deutsche Weinbau mehr künstlich durch hohe Eingangszölle auf sremde Weine erhalten werden, da Klima, Boden und Lage nicht überall zusammen« treffen, wo vielleicht der eine oder der ander: dieser notwendigen Faktoren des Wein- baues wohl vorhanden wäre. Im allgemeinen erfordert derselbe eine Luftwärme von R. im jährlichen Durchschnitt und in Süddeutschland eine Lage unter 400, nördlich des Thüringer Waldes und Erzgebirges unter 200 m. Seehöhe. Man baut den Wein an vielen Orten Mittel- und Süddeutschlands; doch nördlich von 51" Breite nur mit geringem Erfolg, denn das Getränk von Naumburg au der Saale nrh von Meißen an der Elbe ist nicht besonders, und noch geringer ist das von Grünberg an der Oder und von Witzenhausen an der Werra; die Weinberge bei Potsdam :c. liefern bloß Tafel- trauben. Besser ist der Wein an der Tauber, am Bodensee und am Neckar im Wür- tembergischen, an der Nahe, Mosel und Ahr; in Franken (vorzüglich bei Würzburg, wo Leisten- und Steinwcin) und in den Rheingegenden, wo der Markgräfler an süd- westlichen Vorhöhen des Schwarzwaldes, die W^ne im Elsaß, an der Hart, in der Pfalz, an der Bergstraße, in der Gegend von Mainz (besonders bei Nierstein und Hoch yeim) und den Rhein entlang bis beinahe nach Bonn. Die vorzüglichsten Rheinweine wachsen im eigentlichen Rheingan am Abhänge des Taunus unterhalb Eltville, wo Johannisberger, Steinberger, Rüdesheimer, Markbrunner, Asmannshänser u. a. 'Ein- und Ausfuhr des Weines halten sich im Reiche so ziemlich das Gleichgewicht: 250000 Ctr. werden ans-, 275000 Ctr. eingeführt; die Fläche, auf welcher der Wein- 'bau betrieben wird, beläuft sich auf etwa 124000 Hektaren und die jährliche Gesammt- Produktion auf 3,800000 Hektoliter. Preußen erzeugt davon nur etwa am meisten bringen Elsaß-Lothringen (1,250000 Hektoliter, also etwa '/s des Ganzen) und Baden (800000 Hektoliter) hervor. — Von dem Gesammtareale des Deutschen Reiches sind 49°/o (4800 Q.-M.) als Acker- und Gartenland verwendet, 18°/« bilden Wiesen und Weiden, 25°/u sind noch bewaldet und die übrigen 8°/o (ca. 800 Q.-M.) sind unpro- duktive Fläche. An Metallen und andern Mineralien liefert der Boden nicht geringe Ausbeute Gold freilich findet sich nur wenig im Sande einiger Flüsse. Silber dagegen im Harz und im Erzgebirge. Zinn in Sachsen, Blei besonders in den Gebirgen des rheinischen Schieferplateaus (wo am Bleiberge bei Kommern an der nördlichen Ab- dachung der Eifel die beträchtlichste Bleiablagerung ganz Europas), im Harz, in Sachsen bei Freiberg, im Tarnchvitzer Landrücken, Zink, das bekanntlich mit Kupfer das Messing "bildet, vor allem im Tarnowitzer Plateau und bei Aachen, und in größerer Menge als in irgend einem anderen Lande, so daß allein nach England für 6 Mill. Thlr. aus- geführt werden, Kupfer in Schlesien, im Harz, im Schiefergebirg an beiden Seiten "oen Rheines, im Schwarzwald, Nickel im Schiefergebirge bei Coblenz, ferner im

4. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 781

1874 - Mainz : Kunze
Deutsches Reich — Geschichtlicher Ueb erblick. 781 und Alpengebiet und nördlich der Alpen bis an die Nordsee verbliebenen Völkerschaften ihrer heimatlichen Sprache und Eigenart getreu. Doch auch hier hatten während der Völkerwanderung wichtige Veränderungen stattge- funden. Einerseits war ganz Süddeutschland und das Alpengebiet von Germanen eingenommen worden, so jedoch, daß einzelne Partien der roma- nisirten Urvölker in abgelegenen Gebirgsthälern sitzen blieben, die zwar mehr und mehr abschmolzen, hin und wieder in schwachen Resten aber bis auf den heutigen Tag sich erhalten haben; dieses Vordringen der Germanen führte zu einer allerdings nur schwachgradigen Mischung mit ursprünglich celtischen Elementen, wodurch aber gleichwohl das Eigenthümliche des ger- manischen Körperbaues zum Theil verloren gegangen ist; eine ähnliche Mischung ging im dentschredenden nördlichen Gallien (Gebiet der Schelde und Maas) vor sich. Anderseits war während der Völkerwanderung das Land östlich der Elbe von Germanen größtenteils entleert worden und in diesen leeren Raum hatten sich von den osteuropäischen Ebenen her die Slaven ergossen, so daß zur Zeit des Frankenkönigs Karl des Großen die Scheidelinie beider Nationen von der Ostsee bei Kiel zur Ilmenau, von der Quelle derselben zur Saale bei Halle und dann zwischen Saale und Elster aufwärts zum Fichtelgebirge zog; das oberste Main- und ein Theil des Regnitzgebietes waren gleichfalls von Slaven besetzt, von der Pegnitz- mündung ungefähr konnte die Grenze zum Kamm des Böhmerwaldes und längs desselben zur Donau bei Linz gezogen werden. Auch in die weiten Flußthäler der östlichen Alpen, bis in die Quellgebiete der Drau und Save hinauf, waren füdslavische Völkerschaften vorgerückt. Doch darf nicht ver- gessen werden, daß namentlich in den gebirgigen Theilen dieser Ostländer (so z. B. in den böhmischen Grenzgebirgen) viele Germanen sitzen geblieben waren. Karl d. Gr. zeigte sich auch hierin als Urheber einer der größten Aufgaben unserer Geschichte, daß unter ihm die Jahrhunderte lang an- dauernde Richtung derselben nach Osten — zur Germanisirung der Slaven mit deutschem Schwert und deutscher Arbeit, später Hand in Hand mit der christlichen Mission — die Zurückgewinnung ursprünglich deutscher Gebiete beginnt. Allerdings schwer wie Eisen hat oft die Hand der Deutschen, namentlich der Sachsen, auf den Wenden geruht und sie endlich zermalmt und vernichtet, und nur gar häufig wurde den Ueberwundenen das Los härtester Knechtschaft bereitet. So kams, daß zwischen beiden Völkern eine Glut des Hasses angefacht wurde, die bei den noch erhaltenen Resten der Slaven auf deutschem Boden hie und da heute noch aufflackert. Damals fing man auch an, den edlen Namen der Slaven (d. i. die Berühmten) zur Bezeichnung der tiefsten Erniedrigung (Sklaverei) zu benützen. Und bis auf den heutigen Tag dauert dieses Zurückströmen der germanischen Völ-

5. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 807

1874 - Mainz : Kunze
Deutsches Reich — Statistisches. 807 Äustrielande am untern Rhein, wo Steinkohle und Eisen in so günstiger Verkehrslage sich finden, daß sich hier ein Volkscentrum wie um Manchester und Liverpool bilden konnte. Ueberhaupt macht sich das ganze Rheinthal von Basel bis hinab nach Nym- wegen zusammt seinen Nebenthälern (Neckar, Untermain, Lahn, besonders Wipper und Ruhr) auf der Volksdichtigkeitskarte außerordentlich geltend als ein, die Normalziffer durchaus Überschreiteudes zusammenhängendes Centrum, welches dem volksreichsten Ge- biete Mitteldeutschlands von der obern Oder bis zum Fuße des Harzes und bis Magde- bürg nur an Breite etwas nachsteht, es dagegen au Intensität theilweise noch übertrifft. Außer diesen beiden großen Hauptgebieten der dichtesten Bevölkerung finden sich Gebiete mit einer Bevölkerungsdichtigkeit über der Durchschnittsziffer nur noch inselartig in Deutschland: um Würzburg, am schou erwähnten Thüringerwald, in Westfalen zwischen Pyrmont, Bielefeld, Minden und Osnabrück, um Bremen, an der Unterelbe, um Lübeck und um Kiel, endlich zwischen Hunsrück und Hart an der Saar und um Ulm an der oberen Donau. Hinsichtlich der Zunahme der Bevölkerung nimmt das Deutsche Reich einen hohen Rang nnter den Staaten Europas ein. England verdoppelt seine Bevölkerung in 52, Preußen in 54 Jahren, dagegen braucht Frankreich zur Erzielung desselben Zn- Wachses 198 Jahre. Im Jahr 1791 hatte das damalige Deutsche Reich 27 Mill. 23ett>., bei Entstehung des Deutschen Bundes 1315 umfaßte derselbe 30 Mill., eine Berechnung für 1830 für den gegenwärtigen Umfang des Reiches (also ohne Oesterreich!) er- gab etwa 29 Mill. und die Zählung von 1867 über 40 Mill. Natürlich erfolgt die Zunahme der Bevölkerung nicht überall in Deutschland in gleicher Weise, und die oben angeführten, für die Volksdichtigkeit förderlichen oder hinderlichen Einflüsse, sowie auch nur zeitweilig wirkende Ursachen sind hierfür maßgebend; ja manche Landstriche Deutsch- lands zeigen sogar eine gleichmäßige und andauernde Abnahme der Bevölkerung.. Im Deutschen Reichewerden gegenwärtig durchschuittl. jährl. 16/10 Mill. Kinder geboren, während l^/io Mill. Menschen sterben, so daß der Ueberschuß der Gebornen über die Gestorbenen, wodurch in Deutschland wesentlich die Bevölkerungszunahme bewirkt wird, jährlich, d. h. wenn nicht außerordentliche Sterblichkeit herrscht, in runder Summe 4/io Mill. beträgt. In Preußen betrug dieser Ueberschuß in den letzten Jahren ca. 224000, in Baiern ca. 40000, in Sachsen ca. 25000, in Würtemberg ca. 20000 u. f. w. Die Zunahme der Bevölkerung im Deutschen Reiche war bis 1840 in allen Theilen eine ziemlich gleich- mäßige und erstreckte sich auch in fast gleichen Verhältnissen über Stadt und Land; mit der Erweiterung des Eisenbahnnetzes und der Eoncentration der Industrie auf gewisse Gegenden und Städte trat zuerst (bis 1848) eine allmähliche, dann eine rasch und rascher fortschreitende Aendernug ein, die, bei einer im allgemeinen für das Ganze gleich- bleibenden Zunahme, äls ein Hindrängen der Bevölkerung nach gewissen Gegenden und Städten und als eine langsame, aber stetige Bevölkerungsverminderuug in den minder begünstigten Theilen sich bemerklich macht, während zugleich die Revolutionsstürme von 1848 und deren Folgen eine steigende Auswanderung iu vielen Theilen Deutschlands und so dort auch eine Abnahme der Bevölkerung bewirkten.—Ueberhaupt ist die Ans- Wanderung ein für die Bewegung der Bevölkerung in Deutschland sehr wichtiger Punkt. Würde der ganze Ueberschuß der Gebornen über die Gestorbenen im Reiche bleiben, so würde die Bevölkerungszunahme eine viel größere sein; allein ein großer

6. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 868

1874 - Mainz : Kunze
•868 Europa — Österreich-Ungarn. Bodensee und der große Marktflecken Dornbirn, wo eifrig, wie im benachbarten St. Gallen, fabricirt wird. 12) Böhmen ist eines der bedeutendsten Kronländer. Den Boden, meist granitisch, reich an Metallen und Kohlen, zum Theil sehr fruchtbar, nur arm an Salz, kennen wir schon. Die Deutschen (2 Mill.) wohnen hauptsächlich im Norden, Westen und Süden des Landes und in den Städten Prag und Budweis. Man zählt 1800 deutsche und 2000 tschechische Volksschulen, obschon unter den Gelehrten sich seit Jahrhunderten auch Tschechen hervorgethan und selbst eine tschechische Literatur existirt. In diesem Jahrh. wächst die Industrie, vorzugsweise unter den Deutschen, und in vielen Zweigen. Der böhmische Hopfen ist sehr gesucht. Ursprünglich von deutschen Markmannen be- wohnt, wanderten später slavische Tschechen ein. Schon unter dem Karolinger Arnulf (895) erkannten die Fürsten des Landes die '.deutsche Oberhoheit an; der Sachse Otto I. unterwarf sie aufs neue, und Heinrich Iv. verlieh den Königstitel, mit dem seit des Rothbarts Zeiten die Kurwürde verbunden ward. Mit Wenzel Iii. starb 1306 die Dynastie der Przimisliden aus, und das Land fiel auf kurze Zeit an die Habsburger, denen es 1310 Heinrich von Luxemburg für seinen Sohn Johann entriß. Nun be- gann eine Zeit der höchsten Blüte, besonders unter Kaiser Karl Iv. und durch Be- günstigung deutschen Wesens. Mit Kaiser Sigismund starben 1437 die Luxemburger aus, und das Königreich fiel zum zweitenmal? an die Habsburger, an Albrecht Ii. Die Böhmen aber machten sich bald wieder frei und erklärten ihr Land für ein Wahlreich, das bald nnter heimischen Königen (Georg v. Podiebrad!) stand, bald mit Polen, bald mit Ungarn verbunden war. Der letzte Ungarkönig, Ludwig Ii, vererbte 1526 mit Ungarn auch Böhmen durch seine Schwester Anna an Karls V. Bruder, Ferdinand I. von Oesterreich. Infolge der Religionskriege (Friedrich V. von der Pfalz!) gelang es dem Habsburger Ferdinand Ii., das Wahlrecht der böhmischen Stände zu vernichten und die Erblichkeit einzuführen. „Diese Verschmelzung der Geschichte Böhmens mit der des österreichischen Hauses, seine langdauernde Verbindung mit Mähren, seine Beziehungen zu Ungarn wurden auch geographisch vermittelt. Denn es besteht zwischen Böhmen und Mähren keine scheidende Gebirgswaud, Mähren selbst ist gegen Schlesien und durch die Marchniederung gegen Oesterreich offen, und endlich durch das Donanthal setzt sich die Wiener Ebene in die oberungarische fort. Deshalb finden wir auch in diesen durch physische Scheidemauern nicht gesonderten Ländergebieten bis auf die gegenwärtige Zeit dieselbe Sprache". — Prag an der Moldau hat jetzt mit der Garnison 162000 Bew. kaum zur Hälfte Tschechen: also ist Prag vorzugsweise eine deutsche Stadt. Viele Juden. Die von Kaiser Karl Iv. in seiner Residenz Prag 1348 gestiftete Universität ist die älteste deutsche. Die zunächst größten Orte: Asch mit 28000, Pilsen mit 23600, die Fabrikstadt Reichenberg ander Lausitzer Neiße mit 22300, Budweis mit 17400, Eger mit 13400, die alte Bergstadt Kuttenberg mit 12700 E. Kleiner sind: die Festungen Königgrätz und Theresienstadt, Przibram, wo eine Berg- akademie, das freundliche Leitmeritz, die schwarzenbergische Residenz Krnmmau, die wegen großer Maschinenspinnereien vielgenannte Stadt Trauten an, ferner Bischof- Teinitz nördl. von Taus, wo der astronomische Schriftsteller Littrow geboren, Tab o r u. a. m. Berühmte Badeorte im Egergebiet. 13) Mähren wurde nach dem Zerfall des großmährischen Reiches von Böhmen

7. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 234

1874 - Mainz : Kunze
234 Mittel-Europa. beiden Seiten des Jura, und vom Genfer See an der Rhone hinab. Es kam ebenfalls ans deutsche Reich; seine Nordgrenze von der Aarmündung über Basel zu den Moni? Faucilles. 5) Deutschland als eignes Königreich. Die Grenze desselben gegen Frankreich war folgende: Vom Urtyrang der Maas links des Flusses zu den Argonnen und diesen Wald entlang zu den Ardeunen, von wo nach Westen zur Oberscheld? (Cambray oder Kammerik blieb deutsch) und längs der Wasserscheide beim Vorgebirg der Grauen Nase (Gris Nez*)) ans Meer. Sieben Jahrhunderte bestand diese Grenze, bis erst in neuerer Zeit die französischen Könige die Wasserscheide gegen die Scheide hin überschritten und daö Lothringer-Land (an Obermaas und Ob:rmosel) und das Elsaß au sich rissen, nachdem sie früher schon den größten Theil Burgunds (W. vom Jura und Sw. des Genfer Sees an der Rhone) genommen hatten. Elsaß und etwa */i Lothringens gehören jetzt wieder zu Deutsch- laud. Das Königreich der Deutschen umfaßte aber anfangs die Völkerschaften: 1) Franken im Maingebiet, int Rheinland bei Speier, Worms und Mainz, und am Stromufer hinab bis unter Köln. 2) Schwaben oder Allemannen zwischen Vogesen, Lech und Gottharde 3) Baiern mit Kärnten zwischen Fichtelgebirg und Italien, zwischen Lech und Leitha, wo sie mit den Magyaren grenzten. 4) Thüringer. 5) Sachsen und Friesen. 6) Lothringer, denen anfangs anch Trier und die Niederlande gehörten. Hierzu kam noch des jedesmaligen Kaisers Oberhoheit über Burgund und Italien. Allein auch im Osten vergrößerte sich das Reich; man bekämpfte die Wenden und nahm einen großen Strich der Länder, wo in der Vorzeit die Deut» schen seßhaft gewesen. Fast überall ward uach verheerenden Kriegen eine solche Masse deutscher Kolonisten dorthin geführt, daß wendische Sprache und Sitte größtenteils verschwand. So dehute sich Deutschland östlich an der Elbe und Oder wieder aus. Selbst an der Ostsee, östlich der Weichsel, eroberte man Preußen und gründete deutsche Ortschaften in Kurland, Livland und Esthland. In der Geschichte der Deutschen wird erzählt^ wie die alten Herzogthümer zergin- gen, und statt ihrer eine Menge geistlicher und weltlicher Staaten und freier Städte entstand. Zwei Länder sogar lösten sich ganz vom deutschen Reiche ab, eins am Ur- sprnng, eins am Ende des Rheins. Es sind: I) Die Schweiz. Ans Wilhelm Tells gerechte Nothwehr folgte der Aufstand in den Hirtenthälern Schwyz, Uri und Unterwalden mit dem Neujahr 1308. Ver- geblich bemühten sich in zwei Jahrhunderten die habsburg-österreichischen Fürsten, das *) Etwas verschieden davon ist die heutige Grenze unsrer Sprache gegen Westen: die obere Hälfte von Wallis ist deutsch, dann zieht die Sprachgrenze durch Freiburg, am Murten- und westlich des Vieler Sees hin zur schweizerisch-dentsch-fmn- zösischen Grenze bei Reschlach lrösches) zwischen Dattenried (Delle) und Pfirt (gerette), nordwestlich zum elsaßer Bclchen und läugs des Vogesenrückens znm Donon (Sam quell); von hier Nordwest!, zwischen den Qnellen der deutschen und der französi- schen Nied durch Lothringen gegen Falkenberg und znr Mosel, die sie zwischen Metz und Dudenhofen überschreitet; au der Südseite Luxemburgs über Hussigny uach Lougwy, dann westlich von Arlon vorbei nach Bastogne, Malmedy und Limburg, uuterhalb Lültich über die Maas nach Tirlemont, und füdl. von Brüssel hin noch Eourtray (Kortryk) und Hazebrook bis anö Meer.

8. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 776

1874 - Mainz : Kunze
776 Europa — Deutsches Reich. derer nur zu oft über nackte Höhen und baumlose Landschaften klagt. Ein Viertel des deutschen Bodens ist noch mit Wald bewachsen, und diese prachtvollen Laub- und Nadel- Wälder haben nicht bloß den regen Natursinn des deutschen Volkes mächtig gefördert, sondern sie sind auch in vielen Beziehungen eine Quelle des nationalen Wohlstandes geworden, sowie sie zugleich als Regulatoren der klimatischen Verhältnisse große Be- dentnng haben. Deshalb hat das nachsichtslose Ausroden der Wälder auch für manche Landschaften Deutschlands (Veen, Eifel, Ostseeküsten :c.) sehr nachtheilige Folgen gehabt- Haben wir auch keine Pomeranzenhaine, keine Olivengärten, die überdies fahl aussehen, und keine immergrünen Baumarten, so prangen dafür unsere Wälder mit herrlichen Eichen und Buchen, die nirgend schöner sind als bei uns und zwar am stattlichsten im Norden (Mecklenburg, Holstein, Insel Rügen), so daß die Dichter nicht ohne Grund das Haupt der Germania mit Eichenlaub bekränzen. Beide kommen meist nebeneinander vor; doch ist die Buche als der herrschende Waldbaum des mitteldeutschen Berglandes, aber auch des Unterharzes und einzelner Küstenländer der Ostsee zu betrachten, während die Eiche ihre Hauptheimat auf dem kieseligeu Boden der niederrheinischen Gebirge, in Westfalen, am Solling, Spessart, Odenwald und in Oberschlesien hat. Die Kiefer herrscht vor in den Sandstrecken Norddeutschlands und des baierischen Frankens, sowie in der rheinischen Tief- und süddeutschen Hochebene, soweit Sand- oder Kiesboden. Herrliche Bestände von Fichten und Tannen finden sich in den Alpen, am Schwarz-, Böhmer-, Franken- und Thüringerwald, am Riesengebirg und auf dem Oberharz. Linden, Ulmen, wilde Kastanien, Eschen, Akazien und Pappeln verschönern selbst im nördlichen Flachlande die Kirchhöfe, Dorfplätze und Straßen. Sümpfe, deren es in der Urzeit zwischen den Waldungen viele gab, sind größtenteils verschwunden, und nur wenige Gegenden durch Moräste ungesund, nirgend in solchem Maße wie die pontinischen Sümpfe und Maremmen Italiens. Die Heiden und Moore, die in Deutschland zerstreut liegen, z. B. in der Lausitz, im Lüneburgischen, in Altbaiern :c.. südl. von Friesland, sind reizlos, allein nicht trübseliger als die Sandflächen südl. von Bordeaux in Frankreich; und rechnet man beide gegen einander auf, so ist unser deutsches Vaterland bei weitem schöner als Frankreich. Die Seine läßt sich weder an Wafsersülle noch an Herrlichkeit der nächsten Gegenden mit der Elbe vergleichen; nirgend bieten ihre Ufer solche Land- schaften wie die der Elbe von Böhmen bis Dresden. Schon daraus, daß in Deutsch- land viel mehr Gebirge sich verzweigen als in dem großenteils flacheren Frankreich, kann man schließen, wie viel manchfaltiger und reizender die Natur der Landschaften in Deutschland sein muß. An der Rhone ist's schön, namentlich bei Lyon, doch weder Rhone noch Loire dürfen sich mit dem Rh einströme messen, dessen prachtvolle Ufer mit Weinhügeln, Bergen, Städten und Burgruinen von den Reisenden aller Völker Europas^gern besucht und gepriesen werden. Darum soll der Deutsche diesen Strom, der ihm gehörte, soweit die Geschichte zurückblickt, und dessen Besitz er den eingedruuge- nen eroberungssüchtigen Römern wieder abkämpfte, nimmermehr in fremde Gewalt kommen lassen. Gar oft war der Rhein der Ausgangspunkt wichtiger Wendungen in unserm politischen Leben, ja man kann sagen, unsere vaterländische Geschichte von An- beginn lagert sich um diesen Strom. Die Römer, die Nibelungen, das Frankenreich und Karl der Große, die fränkischen und die schwäbischen Kaiser, die Reichstage zu Worms und Speier, welche die Reformation entschieden, daö Zusammentreffen mit den

9. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 736

1874 - Mainz : Kunze
736 Europa — Frankreich. Fabrikstadt Ryssel (Lille), die alte deutsche Reichsstadt Kamryk (Cambray) und die hennegauer Grafschaft Valenchyn (Valenciennes). Schon vom Ursprung der Scheide an bedeutender werdend, wird die Bodenerhebung dann zu dem lang sich hinziehenden Waldgebirge der Argonneu, welches durch seinen langen Rücken, seine rauhen Wälder, seine tiefen Waldöden, zwischen welchen es nur Hohlwege und grundlose Straßen gibt, sich von selbst als eine vortreffliche Grenzlinie darstellt. In gleicher Beschaffenheit ziehen die Argonnen dann in geradem Strich zwischen Aisne und Marne einer-, Maas ander- seits aufwärts bis zur Hochebene von Langres, „der breiten Brunnenkammer der nach allen Seiten abfließenden kleinen Gewässer." Die gleichfalls wafferscheidendeu und dicht, bewachsenen Sichelberge schlagen dann ihren Bogen nach Norden hin bis zum Südstock des Wasgau, dem Elsässer Belcheu. Zwischen Vogesen und Jnra öffnet sich der Weg zum Rhonethal, das Völkerthor von und zum Rheinland; dies ist somit die einzige Stelle der natürlichen Grenzlinie zwischen dem oceamschen Frankreich und dem mittel- meerischeu (Nord- und Ostsee) Deutschland, wo nur niedrige Anschwellungen de? Bodeus die Wasserscheide, sowie die Sprach- und Volksgrenze bezeichnen, so daß, „wer dieses Schlüsselgebiet beherrscht, freien Durchpaß ins deutsche wie ins französische Land besitzt; schon Cäsar und Ariovist kämpften darum." *) Aus dem Gesagten ergibt sich, daß alles Land, das Frankreich vom Rhein-, (Mosel-, Maas-) und Scheldcgebiet besitzt, ihm mehr künstlich als natürlich angegliedert erscheint; in volkswirthschastlicher Beziehung sind die Lebensbedingungen dieser Landestheile, die man mit Recht als das germanische Frankreich bezeichnet, nicht an das übrige Frankreich geknüpft. Ihr Klima, ihre Master- läufe, die Natur des Bodens, ihre Produkte, ihre Jndustriethätigkeit verknüpfen sie dem Rheine, der Rhein aber ist ein deutscher Strom, sein Gebiet ist deutsches Land. Diese geographische Thatsache wird noch verstärkt durch die geschichtliche, daß seit dem Vertrag von Mersen (870), wo die Scheidung nach Nationalitäten im Franken- reiche eudgiltig geregelt wurde, diese Landstriche durchs ganze Mittelalter hindurch und auch noch in der neueren Zeit zu Deutschland oder wenigstens nicht zu Frankreich, ge- hörten, und erst seit 2, zum Theil erst seit etwas über einem Jahrhundert diese natür- liche Grenze zwischen Deutschland und Frankreich zu unserm Nachtheil verrückt und durch eine rein politische Linie ersetzt wurde. Dazu kommt endlich noch, daß auch ein ethnographischer Grund diese Länder von Frankreich scheidet; zwar trifft die jetzige Sprachgrenze (s. S. 234, sowie S. 202) nur an wenigen Stellen mehr mir der natür- lichen Grenze zusammen, fast überall hat das wälsche Idiom sich über seine ursprünglich Grenzlinie hinüber ausgedehnt, an der obern Maas und Mosel sogar in ziemlicher Breite: aber im Wesen ist die natürliche Grenze noch immer zugleich ethnographische Scheidelinie, und die französisch redende Bevölkerung diesseit jener Scheidelinie ist körper- lich und geistig, in Charakter und Sitten, Lebensgewohnheiten und Thätigkeit grund- verschieden von den wirklichen Franzosen im Seinegebiet. Anch das Rhonegebiet, jenfeit Jura und Alpen, und durch Gebirgszüge von den westlichen Stromgebieten völlig geschieden, hat seine besondere Natur und seine besondere Geschichte. Erst seit 400 Jahren ist dies Stück Frankreichs, das zum Mittelmeer schaut' mit dem oceanischen Frankreich vereinigt, Hochburgund oder die Freigrafschaft noch nicht *) v. Löher, Abrechnung mit Frankreich.

10. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 882

1874 - Mainz : Kunze
882 Europa — Schweiz. parallelen Wälle des Jura (zwischen Rhone und Rhein) können leicht über-- schritten werden. Der Rhein bildet auch hier weder Natur- noch Volksgrenze. Ter zwischen dem Boden- und Genfer See gelegene Landstrich, etwa V8 des Ganzen, kann, jedoch nur im Gegensatz zum Hoch- und Mittelgebirgs- land der andern >, als ebene oder slache Schweiz bezeichnet werden. Zwischen Jura und Alpen gelegen und von diesen durch die Depression einer Seenkette und durch hohe Schuttmassen (Nagelflnh) geschieden, bildet sie, einem breiten ^ängenthale vergleichbar, ein durch Hügelketten geglie- dertes Gelände, den Anfang der schwäbisch-baierischen Hochebene, aber vor letzterer durch südlichere, nach W. geneigte Lage, durch geringere Seehöhe (Bodensee 393 Vierwaldstädter See 437 m., Genfer See 396 m., Basel 248 m.)f milderes Klima und größere Gliederung (Molassehügel und tief eingeschnittene Flußthäler) ausgezeichnet. Die schweizerische „Hochebene" ist wie die „Region der Flüsse mit beruhigterem Lause", so auch die Korn- kammer für das Gebirg, indem hier der Ackerbau zwar mit Anstrengung, aber Erfolg betrieben wird, sie ist zugleich die Region der Städte und der städtischen Gewerbe, mit einer Bevölkerung, die im allgemeinen in indu- strieller und merkantiler Thätigkeit, im Schul- und Staatswesen, in ver- besserter Kommunikation zc. den Gebirgsgegenden voraus ist, die Region, wo reges, selbständiges Gemeindeleben in zahlreichen kleinen Städten schon unter den Zähringern und Habsburgern neben den geistlichen Herrschasten sich hat entfalten können. In der Alpenregion, deren Bewohner in einer Menge von Längen- und Querthälern, oft durch Gletscher und Hochgebirgsketten von einander geschieden, leben, kann Landbau nur dürftig betrieben werden, Städte- und Fabrikanlagen fehlen fast durchaus und bildet die Viehzucht den Haupterwerbszweig; neben industriell betriebener Alpenwirthschaft findet sich hier auch halbnomadisches, ärmliches Hirtenleben. Geschichtliches, Verfassung, Statistisches, Volkscharakte r. Die Helvetier waren eines der tapfersten celtischen Völker; durch Cäsar und Augustus kamen sie unter römische Herrschaft. Nach dem Sturze des Römerreiches er- hielt das Land eine germanische Bevölkeruug: der größte Theil ward allemanisch oder schwäbisch, der Südwesten burgundisch; später dem fränkischen Reiche einverleibt, ver- blieb es bei der Theilung desselben und nach manchem Besitzwechsel endlich dem deutschen Reiche. Die Zerbröckelung Schwabens und Burgunds führte zur Ent- siehung zahlreicher kleiner Herrschaften; denn die von den Königen eingesetzten Grafen und Herren errangen allmählich fast völlige Unabhängigkeit und Erblichkeit in ihren Gauen, und Nebte und Bischöfe maßten sich gleiche Gewalt in ihren Sprengeln an. Die Ritter und Herren aber, als die Inhaber von Grund und Boden, geboten von ihren Burgen aus über die Menge der unfreien oder hörigen Thalbewohner. In den Städten, die durch Handel und Gewerbfleiß wohlhabend geworden, hatte sich zwischen
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