Gebiet der Weser.
87
vom Riesen Bodo und Emma, der Königstochter des Riesengebirgs. Seitwärts von
der Roßhufklippe gelangt man durch laubigen Bergwald zum Tanzplatz, einer felsi-
gen Stelle, von 475 m. Höhe. Dicht vor der tiefen Schlucht, wo die Bode heraus-
tritt, liegt im Wiesengrund der kleine Hüttenort Thale, wo stattliche Blechhämmer.
L) Das Oderthal mitten im Oberharz. Eine Viertelmeile hinter Andreasberg be-
ginnt ein von Tannen beschatteter Damm, der an dem gemauerten Oderkanal bis
zum Oderteichthal sich hinstreckt. Zur linken Seite hat man den rauschenden Fluß,
über welchen der steile und doch belaubte Rehberg (892 m. hoch, 248 m. unter dem
Horizont des Brockenhauses) aufragt; zur Rechten aber ist ein tiefer Absturz voll
Wälder, und drüber die Achtermannshöhe mit ihrem kahlen Gipfel. Vor der Reh-
bergerklippe, einer riesigen Felsmasse, ist der Anblick ani angenehmsten. 4) Das sagen-
verherrlichte Jlsethal beginnt an der Ostseite des Brocken zwischen der Heinrichs-
höhe und der Zeterklippe, und wird bald an nördlicher Abdachung des Brocken bei
Jlsenbnrg sehr reizend, wo außer Eisenhütten und Kupferhämmern noch ein 75 na.
hoher uackter Granitfels, der Jlfestein, den Wanderer anzieht, und unten im klaren
Flusse Forellen spielen. 5) Die Gegend von Blankenburg am nordöstl. Abfall
des Harzes ist um so merkwürdiger, da man im dortigen Schloßparke eine lange Allee
zahmer Kastanien antrifft, deren Früchte in guten Jahren reif und schmackhaft werden.
Nur 1x/2 Stunde davon, nahe dem Hüttenorte Rübeland an der Bode, finden sich auf
entgegengesetzten Flußufern im Kalkfelsen die Baumauus- und Bielshöhle, worin
die manchfaltigsten Stalaktiten oder Naturgebilde aus Tropfstein. 6) Auch am Süd-
harze ist eine Höhle oder Grotte, die Kelle unweit Ellrich, 93 m. lang 81 m. breit,
die Oeffuuug 49 m. hoch, und im Innern ein 36 m. tiefes Wasser von ungeheurer
Kälte, so daß Fische und Frösche darin erstarren. Die Höhle bei Scharzfeld ist
289 m. lang. 7) Gepriesene Punkte des Selkethales siud: das Alexisbad,
das Eisenhüttenwerk Mägdesprung und die alte Burg Falkenstein, ans welcher der
Sachsenspiegel, das älteste der deutschen Rechtsbücher, von dem anhaltinischen Ritter
Ebko von Rebkow um 1226 in niedersächsischer Mundart geschrieben wnrde; Falken-
stein ist ferner das Schloß „mit Manern wie Silber, mit Dächern wie Stahl, mit
Fenstern wie brennende Spiegel," das Bürger — zu Molmersweude in der Nähe des
Falkenstein 1747 geboren — in seiner Pfarrerstochter von Taubenhain (das unter
dem Schlosse gelegene Pansselde) erwähnt. 8) Die Aussicht vom Brocken. Die-
ser poetisch vielfach verherrlichte Berg ist der höchste des nördl. Deutschlands und scheint
um so höher, da er nach N. tiefen Abfall hat, von wo er einen erhabnem Anblick
gewährt, als irgend ein Gipfel des Fichtel- und Erzgebirges. Sein Gestein ist Gra-
nit, und da an den Hängen bis in die Schluchten und Thalsohlen zahllose Granit-
blöcke wie Trümmer eines Gebirgs umherliegen, so vermnthet mau, sein kahler Schei-
tel sei in uralter Zeit viel höher gewesen. Bon ungeheurer Tannenwalduug, wohl
Va Om. einnehmend, ist er umlagert. In der Höhe von 1930 m. schwindet schon
der Baumwuchs, nachdem er zuvor niedrig und krüpplicht geworden: nur Moose (is-
ländisches z. B.), Bergkräuter und die Brocken-Anemone überziehen die nicht felsigen
Stellen des kahlen Gipfels. Auf der Kuppe liegen 2 Feldstücke, Hexenaltar und Teu-
felskanzel, und der Hexenbrunn, ein heller sehr kalter Quell, der nie versiegt. Unweit
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Bodo Emma Andreasberg Rehberg Ritter
Ebko_von_Rebkow
Gebiet der Weser.
89
reren Stellen des Gebirgs nach Erz gesucht, und Werkstätten der Betriebsamkeit ent-
standen, wo es zuvor nur wilde Jagd auf Eber und Bären gab. Am Rammelsberge
erblühte die Stadt Goslar, wo sich Kaiser, nicht mehr sächsischen, sondern rheinsrän-
tischen Ursprungs, niederließen. Heinrich Iii. und Iv. zogen den dortigen Sitz den
lachenden Gegenden am Rhein und Neckar vor. Noch erinnern daran die nahen
Trümmer der kaiserl. Harzbnrg. Damals erhoben sich auch andere Schlösser auf
und am Gebirg, besonders auf den milderen Vorbergen des südöstl. Unterharzes, wie
Anhalt, Hohnstein, Stollberg, Mansfeld, Scharzfeld n. a., jetzt in
Trümmern oder größtenteils verlassen; und die erste, welche fiel, war die kaiserl.
Harzburg selbst. Heiurich Iv. ein junger, unbesonnener, leidenschaftlicher Fürst,
hatte durch Unsittlichst und Härte die Sachsen so sehr beleidigt, daß sie ihn endlich
vertrieben und sein Gebäude zerstörten (1073). Aber die Städte dauern, denn noch
ist der Schatz im Innern der Berge nicht erschöpft. Noch sind die Gruben und Hüt-
tenwerke von Andreasberg, Klausthal und Zellerfeld, Goslar, Grund
und Lauterberg von stets gleicher Bedeutung; noch bewundert man bei Grund den
Georg st ollen, der 10504 m. lang, an einigen Stellen 329 m. tief, die Gruben-
wasser abzuführen dient, und im Selkethal (auf dem Unterharz) das Eisenwerk der
wildschönen Gegend Mägdesprung, sowie nicht weit davon die Silber- und Eisen-
gruben nebst Kupfer-, Eisen- und Vitriolhütten von Harzgerode. Im allgemeinen
steht jedoch der Unterharz an Metallreichthnm hinter dem Oberharze zurück, ist aber
milder, bevölkerter und von romantischen Thälern durchfurcht, in welche sich allsommer-
lich der Schwärm der Touristen ergießt. Die mächtigen Feuer der Hochöfen, Hämmer
n. s. w. verzehren eine ungeheure Menge Kohlen, weshalb in den Harzwäldern gar
viele Kohlenmeiler rauchen, und die meisten Wege durchs Tannendickicht und in d en
Thälern schwarz sind.
Trotz des Holzverbrauches, da auch die Ofenheizung im rauhen Bergklima viel v er-
langt, kann der Harzer doch Massen von Brenn- und Bauholz ins Nachbarland ver-
kaufen, Pech und Theer sieden und eine ungeheure Menge Bütten voll Kienruß aus-
führen. Am Fuß und an den Vorlanden des Harzes wird Flachs gebaut, mit dessen
Spinnen und Weben sich viele im Winter beschäftigen. Manche nähren sich auch durch
Verfertigung von Zündhölzern, Körben, Eimern, Bütten, Znbern, Käfigen und anderm
Holzgeschirr, und in Klausthal wird jetzt auch das künstliche Holzschnitzeu gelehrt, wie
im Schwarzwald und in den Alpen getrieben wird; manche fangen Vögel zum
Verkauf (Andreasberg) und sammeln die Beeren des Waldes und isländische? Moos,
nm sie in den Ebenen der Nachbarschaft feil zu bieten. Denn kömmt auch viel Erz
aus dem Schöße der Erde, so werden doch Bergleute und das Volk des Gebirgs nicht
reich davon. Grubenbau und Hüttenwerke fordern Kapitalien zur Anlage, die nur
die Gutsherrn und reichen Kaufleute in den weiteren Thälern und seitab liegenden
Städten besitzen; ja die Hauptbergwerke gehören den Regierungen. Wer also mit
eignen Händen Erzadern sprengt, schmelzt, hämmert, der hat die Mühe und nicht den
Ertrag, mag er nun Silber oder Gold, oder Eisen und Kupfer zu Tag bringen. Doch
freut ihn gute Ausbeute, als wäre sie sein; denn er ist arm, aber zufrieden. Die Be-
wohner des Oberharzes sind seit alter Zeit Kolonisten aus dem Fränkischen und sprechen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iii Heinrich Harzbnrg Heiurich Georg
Gebiet der Weser und Ems.
91
Wilh. Ferdinand, die beide, dieser 1806 und jener 1815, im Kampfe gegen Napoleon
ihren Tod fanden, theils zu Ehren Schills und seiner von den Franzosen gefangenen
und hier erschossenen Gefährten; jetzt anch zum Andenken Lessings, dessen Standbild
aus Erz, ein Werk Rietschels, 1853 aufgestellt worden. Die in Deutschlands Kultur-
geschichre nie zu vergessende Amalia von Weimar war eine brauuschweigische Prinzessin;
anch der berühmte Mathematiker und Astronom Ganß ist von hier, und Campe, der
Jugendschriftsteller. Helmstedt, an der Straße nach Magdeburg, bis 1809 eine
geschätzte Universität.
H. 6. Das Flachland der untern Weser und der Ems.
Das Gebiet des Küstenflusses Ems legt sich links an das der untern
Weser, und hat gleiche Beschaffenheit des Bodens und Klimas; wir fügen
es deshalb hinzu. Die Ems, mit allen ihren Krümmungen nur 51 Mln.
lang (gerader Abstand der Mündung von der Quelle 30 Mlu.), entspringt
aus bruchiger Stelle auf der Sennerhaide am südwestl. Abhang des Teuto-
burger Waldes und fließt durch ebene meist wiesige Gründe; die Dollart-Bai
ist ihre Mündung, die H aase ihr größter Nebenfluß.
Rechnet man zu dem Gebiet der Ems noch die Huuse, einen Moor-Ausfluß,
der seitwärts mit dem Dollart in Verbindung steht, so zieht die Grenze des Ems-
Gebiets von der Quelle bis zur Meerbucht Lauwer see, indem die Gebiete der Lippe,
Vechte und kleiner holländischer Küstenflüsse links bleiben.
Ehe wir indes das untere Weser- nebst dem Emsgebiet näher betrach-
en, ist ein Blick auf das ganze norddeutsche Flachland nöthig.
Die Karte zeigt, daß die meisten deutschen Müsse nach der Nord- und Ostsee
strömen, und unser Laud sich von den Gebirgen des Innern anfangs hügelicht, dann
in großer Ebene, dahin abdacht. Als Grenze dieser Ebene läßt sich eine Linie ziehen,
die von Antwerpen über Roermonde, Wesel, Münster. Osnabrück, Minden, Steinhude?
See, Hannover, Braunschweig, Helmstedt zur Leipziger Ebene und südlich von Torgau
über die Elbe nach Kamenz, Liegnitz und im Westen der Oder aufwärts bis Oppeln
zieht. Am schmälsten ist also das Flachland zwischen Minden und dem Meere, nach O.
aber wird es immer breiter. Es ist iu einer Längenausdehnung von 160 Mln. dem
deutschen Berglande vorgelagert und nimmt ungefähr ein Drittel des ganzen deutschen
Bodens ein. Trotz der großen Ausdehnung ist es doch nur ein Theil der großen
Tiefebene, die am Fuße der Pyrenäen in Frankreich beginnt, das mitteleuropäische
Gebirgsland im W. und N. umfaßt und ostwärts der deutschen Grenze in das weite
osteuropäische oder sarmatische Tiefland übergeht, welches durch den Gebirgswall des
Ural vom nordasiatischeu Tieflande geschieden wird.
Indes darf man sich dieses Tiefland nicht als völlig gleichförmige Ebene vor-
stellen; es bietet Abwechslung und sogar auch landschaftliche Reize. Zwei Landrücken,
einer vom Süd-, einer vom Nordende des Uralgebirges ausgehend, durchziehen dasselbe
und reichen auch in den deutscheu Theil des ungeheuren Flachlandes herein. Der erste
derselben, uralisch^karpathischer Landrücken genannt', berührt Deutschland mit
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Napoleon Amalia_von_Weimar
Extrahierte Ortsnamen: Schills Lessings Rietschels Deutschlands Helmstedt Magdeburg Küstenflusses_Ems Meerbucht_Lauwer Weser- Ostsee Antwerpen Wesel Minden Steinhude Hannover Braunschweig Helmstedt Torgau Kamenz Liegnitz Oppeln Minden Frankreich Deutschland
Gebiet der Weser.
81
Hausen (links der Eder), Frankenberg und Frankenau (rechts der Eder) be-
zeugen, daß dort in der Vorzeit, nach Auflösuug des Reiches der Thüringer durch den
Franken Theodorich (Chlodwigs Sohn, 528) und ehe der Angelsachse Winfried oder
Bonifatius dem dortigen Volk predigte, die Lande der Franken (wozu Hessen gehörte)
und der Sachsen einmal an einander grenzten. Haina, ein Dorf östlich von Eisenach,
an der Nesse, Heimat der Malerfamilie Tischbein.
Anmerkung. Das altdeutsche Sachsenvolk wohnte nördlich vom Rothlager und
Düu bis zur Nordsee. Bouifaz predigte nur an ihrer Grenze. Karl der Große
brachte, nicht durch Belehrung wie Jesus geboten, sondern mit der Gewalt des Schwerts
das Christenthum in ihr Land, und nahm ihnen zugleich ihre Unabhängigkeit, trotz ihrer
30jährigen tapfern Gegenwehr; er hatte die Uebermacht.
H. 4. Das Gebiet der mittleren Weser von Münden bis Minden.
Gebirge: 1) Links von der Weser: der Ausdruck „Teutoburger
Wald" ist ein bei Tacitus vorkommender, jetzt aber nur iu der Welt der
Bücher existirender Gesammtuame für verschiedene Einzelbeneuuungeu von
kettenförmigen Höhenzügen und Hügellandschaften, die, meist mit schönem
Laubholz bewachsen, durch das Plateau von Brilon mit dem Rothlager in
Verbindung stehen, von Stadtbergen an als hohe Lau (439 m *j) an der
linken Diemelseite No. hinziehen, dann vom Alpberge (397 m.) an als
Egge und weiterhin unter dem Namen „Auf dem Walde" als breiter,
rückeusörmiger Westrand des zur Weser ungemein rasch abfallenden Pla-
teaus von Paderborn (Köterberg M der Weser abwärts Holzminden
489 m., 1507') bis zum Belm er Stoot (468 m.), einer imposanten Berg-
masse als Grenzpfeiler zwischen dem Paderborner und Lippe'schen Berg-
lande (durch das Flußthal der Emmer geschieden), zunächst nach N. streichen.
Hier wendet sich der Zug nach Nw. und zwar als Doppelkette bis zum
Paß von Bielefeld, durch welchen die Eisenbahn von Bielefeld nach Hamm
führt. Durch die Dörenschlucht wird dieser Theil in 2 Partien geschieden:
die So.-Partie, Lippe'scher Wald, auch bloß Wald genannt, hat als
höchste Erhebung den Barnaken (460 m.), erwähnenswerth ist ferner die
Grotenbnrg, westlich von Detmold, ein 388 m. hoher, weit vorspringender,
unten bewaldeter, oben freier und abgerundeter Berg, welcher als Erinnerung
an den Cheruskerhelden das Hermannsdenkmal trägt. Auf kolossalem, 30 m.
hohem „wie für die Ewigkeit gebautem" massivem Unterbau wird die in Kupfer
getriebene 20 m. hohe Figur stehen, in der Faust eine 7^ m. lange Schwert-
klinge mit der Inschrift:
„Deutsche Einigkeit meine Stärke,
Meine Stärke Deutschlands Macht"
*) Ueber dem Nordseespiegel.
Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl.
6
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Chlodwigs Winfried Winfried Bouifaz Karl_der_Große Karl
Gebiet der Weser.
83
2) Rechts: der Solling, zwischen dessen ziemlich steilem Abhang und
dem Reinhartswald sich die Weser bei Karlshafen durchdrängt, beginnt
nördlich von Adelepsen und erhebt sich im Moosberge So. von Holz-
minden bis zu 512 m.. Seine Forste überlagern eine Strecke von 9 Uumln.
Einzelne Hügel-und Waldzüge zwischen Leine und Weser, wie Elvas, Vogler,
Hils, Ith, Lauensteiner Berge u. s. w. machen die Verbindung mit dem
Deister und links mit dem Süntel, welcher nur durch ein Seitenthal
vom Deister getrennt ist und als eine Kette schön bewaldeter Berge unter
dem Namen östliche Weserkette bis zur Weser zieht und mit dem 171m.
hohen Jakobsberge an der Scharte endet. —
Nur wenige Stunden davon ist die nördlichste Erhebung des norddeutschen Ge-
birgsystems, die Reh burger Berge, 168 w., nahe dem flachgelegenen halbbesnmps--
ten Sleinhnder See. Auf den lichten Stellen des waldigen Süntel und der
Weserberge gibts reizende Aussichten, besonders auf dem Großen Süntel, 446 ra.,
auf der Lüh den er Klippe, die 364 m. hoch ihre Wand gegen Rinteln schroff ab-
senkt, ferner auf der 362 m. hohen Pasch enbnrg, deren unteren Vorsprung die
Trümmer der Schauenburg zieren, und auf dem Hohenstein.
Von diesen Standpunkten sieht man in das lachende Thal der von Ost nach West
(von der Nähe Hamelns bis über Rinteln hinab) sich drehenden Weser, an deren
linkem oder südl. Ufer bald wieder bebaute und bewaldete Höhen aufwärts ziehen. Das
ganze Thal ist über 6 Stunden lang, an manchen Stellen über eine Stunde breit,
wenn man den sanft ansteigenden Fuß der nördl. und südl. Berge nicht mitrechnet,
denn sonst würde die Breite an 2 Stunden enthalten. „Schwerlich, sagt ein neuerer
Reisender, gibt es im nördlichsten Deutschland eine schönere Gegend, wo kein Fuß breit
unangebaut liegt, wo die reichen Aecker der Thalfläche und die trefflich gehaltenen For-
sten des aufsteigenden Gebiets den reichen Boden und den Fleiß der umwohnenden
Menschen beurkunden." Und grade dieses Thal ist es, dessen Hälfte am rechten Ufer
in der deutschen Vorzeit den berühmten Namen Jdistavisns geführt hat. Das
ganze mittlere Wesergebiet ist durch wichtige Vorfälle in der altdeutschen Geschichte
merkwürdig geworden. Ehe die dortigen Volkschaften nebst vielen Nachbarn sich den
Sachsen anschlössen und gemeinsam mit ihnen ein großes Volk ausmachten, hießen die,
so ostwärts vom Teutoburger Wald bis zum Harzgebirg wohnten, Cherusker; die auf
der Westseite Brukterer und Marser, und grenzten im Diemelgebiet an die
Chatten. Diese tapferen Völker retteten Deutschland vom römischen Joch, und ihnen
ist das heutige Dasein eines deutschen Volkes zu danken. Hermann der Cherusker
leitete den Ausstand und vernichtete das römische Heer nnweit der Grotenbnrg im
Jahre 9 nach Christi Geburt. 6 Jahre später suchten die Römer die erlittene Schmach
zu rächen. Ihr Feldherr Germanikus siel mit Heeresmacht ins Land, hätte aber bald
das gleiche Loos gehabt wie Varns. Nur durch Geschicklichkeit zog er sich glücklich
aus dem Teutoburger Wald und rüstete Flotten am Rheinstroni, um an der Nordsee
Zu landen. Von der Mündung der Ems zog er mit 100,000 Mann, ohne den ver-
hängnisvollen Bergwald zu berühren, an die Weser und setzte in der Gegend von
6'
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Deutsch es Reich —
Natur des Bodens.
773
Produkte.
Richtet sich nun die Produktion im allgemeinen nach jener klimatischen Mitte
Europas, so daß unser Boden ftir Getreide undobst verschiedener Art, für Wiesen^
und Gartenbau, für Oelpflanzen, Flachs und Hanf, Hopfen, Tabak,
Cichorien, Würzpflanzen, mehrere Farbekräuter, eßbare Garten- und Waldbeeren, Hasel--
und Wallnüsse gemacht ist, so gedeihen aber auch in den wärmeren Strichen süße
Kastanien (diese sogar noch bei Blankenburg am Harz), Mandeln, Feigen und Wein.—
Der Getreidebau hat seine Hauptsitze in den sämmtlichen Küstenländern des Deut-
scheu Reiches, ferner in den preußischen Provinzen Posen, Sachsen und Schlesien (im
allgemeinen), in den kleinen Ländern Anhalt und Braunschweig, in der Lommatscher,
Leipziger und Altenbnrger Gegend, in mehreren Strichen Süddeutschlands, besonders in
Oberschwaben (südl. der Donau), in der Straubinger Gegend, im Altmühlthal und
Ries:c. Die Bergländer freilich erzeugen meist ihren Bedarf nicht, sind aber dafür
von gesegneten Getreidegegenden umgeben, welche jeuen nicht bloß den nöthigen Bedarf
an Brotfrncht^liefern, sondern noch ansehnliche Mengen ins Ausland abgeben können. —
Der Obstbau verlangt zu seinem regelmäßigen Gedeihen noch eine jährliche Mittel-
tempcratnr von mindestens 6" und ist im allgemeinen schon ziemlich unsicher im Norden
des uralisch-karpathischen Landrückens, wiewohl besondere Verhältnisse (z. B. tiefe oder
geschützte'lage) den Obstbau auch nördlich desselben zuweilen sogar noch in ansehnlichem
Umfange gestatten (z. B. von Grünberg über Guben bis an die Havel, die Hamburger
Vierlande, Rostocker und Stettiner-Gegend, die Weichselwerder, das Memelthal :c.);
wichtig für den Obstbau ist auch die Elbgegend von Pirna abwärts bis tief in die
Provinz Sachsen hinein, die Ebenen um den Harz, das nördliche Thüringen. Die
Hauptgegend des Obstbaues finden wir aber erst im S. des Fichtelgebirges, de? Thürin-
gerwaldes, der Rhön, des Vogelsberges und des Taunus, da diese Gebirge in den
meisten Jahren die schädlichen Winde abhalten und nur selten ihre Eigenschaften als
Schutzmauern gegen dieselben verlieren. In Süddeutschland gedeiht das Obst bis zur
Höhe von 500m. (daher nicht auf der schwäbisch-baierischen Hochebene), und besonders
in der oberrheinischen Tiefebene und in allen davon ausgehenden Nebenthälern (Main-
thal bis zuni Fichtelgebirg, Neckarthal bis an den Fuß des Jura, Gegend um den
Bodensee, ferner im Mosel- und Lahnthale) wird es in großartigem Maßstabe gebaut. —
Die eigentliche Gartenkultur (Gemüsebau, Blumenzucht:c.) hat ihre Hauptsitze in
dem Oberrheinthal, in der Gegend von Ulm, Nürnberg (Knoblauchsland), Bamberg,
Erfurt, Dresden, Quedlinburg, Hamburg, Potsdam?c. — Kulturpflanzen, die fabrik-
mäßig benützt werden, gibt es in großer Zahl, manche werden als Nebenbau überall
kultivirt, in gewissen Gegenden aber besonders massenhaft, manche gedeihen nur in
einzelnen Landstrichen, so z. B. Raps u. a. Oelgewächse vorzüglich in den Mar-
schen und Getreidegegenden Norddeutschlands, in Brandenburg und Anhalt, in süddent-
schen Ebenen; Flachs und Hanf in Schlesien, in der Lausitz, in Westfalen, in Han-
nover, Pommern und Preußen, in den Gebirgsgegenden des Südens, nämlich im
baierischen Wald, am Jura, in der Rhön, in den Vogesen; Hopfen in Posen, am
Harz, in Baden, im obern Neckarthal, vor allem aber in dem baierischen Kreise Mittel-
franken (Spalt, Neustadt a. d. Aisch, Hersbruck :c.) und in anderen Gegenden Baierns;,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
774
Europa —
Deutsches Reich.
Tabak vorzüglich im Elsaß, in der Pfalz rechts und links vom Rhein, in Hessen, in
'Nürnbergs Umgegend, in Brandenburg und Pommern, an der nntern Weser; Zucker-
rüben vor allem in der Magdeburger Börde, dann in der ganzen Provinz Sachsen,
in Anhalt und Braunschweig', in Schlesien, der Rheinprovinz, in der badischen und
baierischen Pfalz, im Elsaß; Krapp, Saflor, Scharte, Waid :c. in den prenßi-
schen Provinzen Sachsen und Schlesien. — Der Weinbau erreicht in Deutschland
seine Polargrenze, die nirgends auf der Erde soweit nordwärts geschoben erscheint als
bei uns; doch muß der deutsche Weinbau mehr künstlich durch hohe Eingangszölle auf
sremde Weine erhalten werden, da Klima, Boden und Lage nicht überall zusammen«
treffen, wo vielleicht der eine oder der ander: dieser notwendigen Faktoren des Wein-
baues wohl vorhanden wäre. Im allgemeinen erfordert derselbe eine Luftwärme von
R. im jährlichen Durchschnitt und in Süddeutschland eine Lage unter 400, nördlich
des Thüringer Waldes und Erzgebirges unter 200 m. Seehöhe. Man baut den Wein
an vielen Orten Mittel- und Süddeutschlands; doch nördlich von 51" Breite nur mit
geringem Erfolg, denn das Getränk von Naumburg au der Saale nrh von Meißen
an der Elbe ist nicht besonders, und noch geringer ist das von Grünberg an der Oder und
von Witzenhausen an der Werra; die Weinberge bei Potsdam :c. liefern bloß Tafel-
trauben. Besser ist der Wein an der Tauber, am Bodensee und am Neckar im Wür-
tembergischen, an der Nahe, Mosel und Ahr; in Franken (vorzüglich bei Würzburg,
wo Leisten- und Steinwcin) und in den Rheingegenden, wo der Markgräfler an süd-
westlichen Vorhöhen des Schwarzwaldes, die W^ne im Elsaß, an der Hart, in der
Pfalz, an der Bergstraße, in der Gegend von Mainz (besonders bei Nierstein und Hoch
yeim) und den Rhein entlang bis beinahe nach Bonn. Die vorzüglichsten Rheinweine
wachsen im eigentlichen Rheingan am Abhänge des Taunus unterhalb Eltville, wo
Johannisberger, Steinberger, Rüdesheimer, Markbrunner, Asmannshänser u. a.
'Ein- und Ausfuhr des Weines halten sich im Reiche so ziemlich das Gleichgewicht:
250000 Ctr. werden ans-, 275000 Ctr. eingeführt; die Fläche, auf welcher der Wein-
'bau betrieben wird, beläuft sich auf etwa 124000 Hektaren und die jährliche Gesammt-
Produktion auf 3,800000 Hektoliter. Preußen erzeugt davon nur etwa am meisten
bringen Elsaß-Lothringen (1,250000 Hektoliter, also etwa '/s des Ganzen) und Baden
(800000 Hektoliter) hervor. — Von dem Gesammtareale des Deutschen Reiches sind
49°/o (4800 Q.-M.) als Acker- und Gartenland verwendet, 18°/« bilden Wiesen und
Weiden, 25°/u sind noch bewaldet und die übrigen 8°/o (ca. 800 Q.-M.) sind unpro-
duktive Fläche.
An Metallen und andern Mineralien liefert der Boden nicht geringe Ausbeute
Gold freilich findet sich nur wenig im Sande einiger Flüsse. Silber dagegen im
Harz und im Erzgebirge. Zinn in Sachsen, Blei besonders in den Gebirgen des
rheinischen Schieferplateaus (wo am Bleiberge bei Kommern an der nördlichen Ab-
dachung der Eifel die beträchtlichste Bleiablagerung ganz Europas), im Harz, in Sachsen
bei Freiberg, im Tarnchvitzer Landrücken, Zink, das bekanntlich mit Kupfer das Messing
"bildet, vor allem im Tarnowitzer Plateau und bei Aachen, und in größerer Menge als
in irgend einem anderen Lande, so daß allein nach England für 6 Mill. Thlr. aus-
geführt werden, Kupfer in Schlesien, im Harz, im Schiefergebirg an beiden Seiten
"oen Rheines, im Schwarzwald, Nickel im Schiefergebirge bei Coblenz, ferner im
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Deutsches Reich
— Statistisches.
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Äustrielande am untern Rhein, wo Steinkohle und Eisen in so günstiger Verkehrslage
sich finden, daß sich hier ein Volkscentrum wie um Manchester und Liverpool bilden
konnte. Ueberhaupt macht sich das ganze Rheinthal von Basel bis hinab nach Nym-
wegen zusammt seinen Nebenthälern (Neckar, Untermain, Lahn, besonders Wipper und
Ruhr) auf der Volksdichtigkeitskarte außerordentlich geltend als ein, die Normalziffer
durchaus Überschreiteudes zusammenhängendes Centrum, welches dem volksreichsten Ge-
biete Mitteldeutschlands von der obern Oder bis zum Fuße des Harzes und bis Magde-
bürg nur an Breite etwas nachsteht, es dagegen au Intensität theilweise noch übertrifft.
Außer diesen beiden großen Hauptgebieten der dichtesten Bevölkerung finden sich Gebiete
mit einer Bevölkerungsdichtigkeit über der Durchschnittsziffer nur noch inselartig in
Deutschland: um Würzburg, am schou erwähnten Thüringerwald, in Westfalen zwischen
Pyrmont, Bielefeld, Minden und Osnabrück, um Bremen, an der Unterelbe, um Lübeck
und um Kiel, endlich zwischen Hunsrück und Hart an der Saar und um Ulm an der
oberen Donau.
Hinsichtlich der Zunahme der Bevölkerung nimmt das Deutsche Reich einen
hohen Rang nnter den Staaten Europas ein. England verdoppelt seine Bevölkerung
in 52, Preußen in 54 Jahren, dagegen braucht Frankreich zur Erzielung desselben Zn-
Wachses 198 Jahre. Im Jahr 1791 hatte das damalige Deutsche Reich 27 Mill. 23ett>.,
bei Entstehung des Deutschen Bundes 1315 umfaßte derselbe 30 Mill., eine Berechnung
für 1830 für den gegenwärtigen Umfang des Reiches (also ohne Oesterreich!) er-
gab etwa 29 Mill. und die Zählung von 1867 über 40 Mill. Natürlich erfolgt die
Zunahme der Bevölkerung nicht überall in Deutschland in gleicher Weise, und die oben
angeführten, für die Volksdichtigkeit förderlichen oder hinderlichen Einflüsse, sowie auch
nur zeitweilig wirkende Ursachen sind hierfür maßgebend; ja manche Landstriche Deutsch-
lands zeigen sogar eine gleichmäßige und andauernde Abnahme der Bevölkerung.. Im
Deutschen Reichewerden gegenwärtig durchschuittl. jährl. 16/10 Mill. Kinder geboren, während
l^/io Mill. Menschen sterben, so daß der Ueberschuß der Gebornen über die Gestorbenen,
wodurch in Deutschland wesentlich die Bevölkerungszunahme bewirkt wird, jährlich, d. h.
wenn nicht außerordentliche Sterblichkeit herrscht, in runder Summe 4/io Mill. beträgt.
In Preußen betrug dieser Ueberschuß in den letzten Jahren ca. 224000, in Baiern
ca. 40000, in Sachsen ca. 25000, in Würtemberg ca. 20000 u. f. w. Die Zunahme
der Bevölkerung im Deutschen Reiche war bis 1840 in allen Theilen eine ziemlich gleich-
mäßige und erstreckte sich auch in fast gleichen Verhältnissen über Stadt und Land; mit
der Erweiterung des Eisenbahnnetzes und der Eoncentration der Industrie auf gewisse
Gegenden und Städte trat zuerst (bis 1848) eine allmähliche, dann eine rasch und
rascher fortschreitende Aendernug ein, die, bei einer im allgemeinen für das Ganze gleich-
bleibenden Zunahme, äls ein Hindrängen der Bevölkerung nach gewissen Gegenden und
Städten und als eine langsame, aber stetige Bevölkerungsverminderuug in den minder
begünstigten Theilen sich bemerklich macht, während zugleich die Revolutionsstürme von
1848 und deren Folgen eine steigende Auswanderung iu vielen Theilen Deutschlands
und so dort auch eine Abnahme der Bevölkerung bewirkten.—Ueberhaupt ist die Ans-
Wanderung ein für die Bewegung der Bevölkerung in Deutschland sehr wichtiger
Punkt. Würde der ganze Ueberschuß der Gebornen über die Gestorbenen im Reiche
bleiben, so würde die Bevölkerungszunahme eine viel größere sein; allein ein großer
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Liverpool Basel Nym- Deutschland Thüringerwald Westfalen Bielefeld Minden Donau Europas England Frankreich Oesterreich Deutschland Deutschland Baiern Sachsen Würtemberg Deutschlands Deutschland
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Mittel-Europa.
davon steht ein Gasthaus mit einer Thurmwarte, um zu übernachten und der weiten
Aussicht zu genießen. Die Weite der Aussicht hat 17 Meileu im Halbmesser, also das
Doppelte im Durchmesser. Man sieht in dämmernder Ferne die Städte Magdeburg,
Brauuschweig und Hannover. Die Elbe vermuthet man in einem seinen Silberstreif
am Horizonte. Gegen S. liegen Hunderte von Gipfeln, dunkle Tannenwälder und
zwischenschimmernde grüne Gebirgswieseu. Heber die ganze Harzbreite hinweg sieht
man bis zum Schlosse von Gotha und zum Herknles bei Kassel. Nur fehlt in der
nächsten Umgebung ein bedeutender Wasserspiegel, Strom oder See. Vom Brocken-
haus südöstl. ist nur 1/i M. zur kahlen Granitkuppe Heiurichshohe, und ebenfalls
nicht weit zu den Hirschhörnern oder Felsspitzen des Königsberges, 77 m. unter
dem Horizont des Brockenhauses. — Im Unterharz sind die bedeutendsten Gipfel der
granitne Ramberg (Bicrorshöhe) bei Mägdespruug und der Auerberg (Josephs-
höhe) bei Stollberg.
Ungeachtet mehrerer kleinen Flüsse hat das Gebirg doch keine Wasserfülle; wenig-
stens vom Oberharz kann man sagen, daß er ärmer an lebendigen Wassern sei als
andere Gebirge Deutschlands; man trifft dort 2—3 Stunden weit keinen Quell an.
Deshalb ist nur in den sanfteren Schluchten und Thalungen guter Graswuchs, Die
Herden der Harzdörfer weiden zwischen den Wäldern an Berghängen und auf niederen
Kuppen, aber auf höheren Kuppen ists öde. Sieh Jucht belebt im allgemeinen das
Gebirg weniger, als z. B. manche Alpengegenden, obschon hie und da das Schellen-
gelänte der Bergkühe den Wanderer erfreut, treffliche Milch ihn erquickt, und in den
nächsten Nachbarlaudeu die kleinen Harzkäse beliebt sind. Die größten Reichthümer des
Harzes bestehen in Metallen, welche durch den Bergbau zu Tage gefördert, in
Schmelzhütten geschieden, in Hammerwerken und Fabriken verarbeitet werden. Berg-
bau und Hüttenwesen erstreckt sich aber nicht wie Biehhütung und Milchwirthschast
über ein ganzes Gebirg, sondern sammelt die Thätigkeit der Menschen mir an einzel-
nen Stellen. Daher ists oft so einsam auf dem düsteren Harze. Wie einsam, schauer-
lich und durch wilde Thiere gefahrvoll muß es vor 1000 Jahren gewesen sein, ehe das
Herausfördern und Verarbeiten der Metalle Anlaß zu Errichtung von Dörfern und
Städten gab. Dies geschah erst, als die Herzoge der Sachsen zugleich Könige über
ganz Deutschland waren. Der erste unter ihnen, Heinrich der Finkler, ein tapfe-
rer, edelmüthiger und volksfreundlicher Herr, hat sich den Namen Städlegründer er-
worbeu. Er zog waffenfähige Männer vom Land in die kleinen Orte Sachsens und
Thüringens, die er zum Schutz gegen die damals Deutschland bedrohenden Ungarn
oder Magyaren mit Mauern und Thürmen umgeben ließ, und so erhoben sich viele
Städte, andern deutschen Ländern zum Muster. Zu diesen gehört Quedlinburg
(nahe der Gegend der Roßtrappe), wo Heinrich begraben liegt. In einer der Vor-
städte zeigt man den Finkenherd, ans dem nach der Sage dem mit Vogelfang beschäf-
tigten Sachsenherzoge die deutsche Köuigskrone augeboten wurde. Zur Zeit seines Soh-
nes Otto des Großen ward im Rammelsberge (im Oberharz) Silber entdeckt, und
die Ansbente war anfangs so bedeutend, daß Sachsen die reichste Gegend des deutschen
Vaterlandes ward. Bloßes Silber macht nicht reich, aber die Thätigkeit, welche der
Grubenbau anregt. Nun ward der Bergbau allmählich paßlicher betrieben, an meh-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: 88
Mittel-Europa Heinrich_der_Finkler Heinrich Heinrich Heinrich Otto
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Hannover Gotha Kassel Heiurichshohe Stollberg Deutschlands Berghängen Sachsen Deutschland Sachsens Deutschland Ungarn Quedlinburg Finkenherd Sachsen
98
Mittel-Europa.
moor, berühmt durch den Sieg der Friesen im Jahre 1426 über die Bremer und Ol-
denburger; 3c00 Friesen, geführt von Fokke Ukena, schlugen 11000 Feinde, die ihre
alte Freiheit bedrohten. — Papenburg im Saterland, durch einen Moorkaual mit
der Ems in Verbindung, nur 7000 E., doch haben die Bürger dieser größten und
blühendsten Moorkolonie 19 Anstalten zum Schiffbau, große Sägemühlen, viele Seiler-
und Scg.'ltuchwerkstätten und Muschelkalkbreunereien, und selbst Schiffe auf der See.
In den Marschen dort sind recht behäbige Wohnungen, in den Mooren aber Hütten
aus Lehm und Torf mit Rasen gedeckt. Emd.en, ostfriesischer Hauptort am Munde
der Ems, anf einem 3—4 in. hohen Warf; so nennt man dort jede Landerhöhung in
der niedrigen feiten Marsch. Unter den 18500 E. sind viele hundert Kaufleute und
Schiffer, die mit eignen Schiffen fahren. Häriugssischerei beschäftigt allein 1400 Men-
schen. Nicht minder lebhaft ist die Schiffahrt der Bewohner von Leer. Gröningen
an der Huuse mit hohem baumreichen Wall; 37600 E. Unter den Plätzen der 203 m.
lange und 123 m. breite Markt mit großem Rathhause. Diese friesische Stadt mit
Universität gehört zu Holland. — Die Inseln vor der Küste sind mehrentheils sandig,
mit spärlichem Gras bewachsen; nur Borkum hat Marschen. Auf Wangeroog und
Norderney siud Seebäder.
Iii. Hebtet der <Me mit dem nächsten Küstenstrich.
§♦ 1. Der Strom mit den Nebenflüssen. Umgrenzung und
Abtheilung.
Oestlich an das Gebiet der Weser legt sich, in Nw. Richtung, das der
Elbe (Elbe von Elfe ^ Fluß). Die Elbe übertrifft die Weser an Wasserfülle
und Länge; sie entspringt aber auch aus dem hohen wasserreichen Riesen-
gebirge unweit der Schneekoppe, wo in einer Höhe von 1393 m. viele kleine
Quellen aus der Navorer Hochwiese in größere Bäche zusammenrinnen und
sich schließlich zum Elbbach oder Elbs eisen vereinigen, der sich in den
schroff abfallenden Elbgrund stürzt; höher noch liegt die Quelle des Bru-
derbaches, des Weißwassers, das 2 Meilen östlich von der Elbwiese am
Brunnberge 1427 m. hoch der weißen Wiese entquillt. Bei einem
geraden Abstand von 81 Meilen zwischen Quelle und Mündung, durchläuft
die Elbe bis zur Nordsee 164 Meilen, indem sie von rechts her aufnimmt:
die Jser, den Polzen, die schwarze Elster, Havel mit der Spree, Alster,
Stör; und von links her: die Adler, die 57 Meilen lange Moldan mit
Beraun und Sazawa, die Eger, Mulde, Saale (mit Ilm, Unstrut, weißer
Elster und Bode), die Ilmenau, Este und Oste. Das ganze Stromgebiet
umfaßt 2772 Geviertmeilen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Fokke_Ukena
Extrahierte Ortsnamen: Papenburg Saterland Holland Borkum Norderney Navorer_Hochwiese Elbbach Nordsee Eger Ilmenau