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Erste Periode der neueren Geschichte.
werben in Die neue Lehre, welche in Sachsen, Hessen, In der Pfalz, Mecklen-
schenlanden bürg, Pommern, Braunschweig, Zweibrücken, Baden, Anhalt, Nassau
angenommen, und in den meisten Reichsstädten Eingang gefunden hatte, ward zuerst
in Preußen förmlich eingeführt (1525). Preußen war bisher ein
geistlicher Staat gewesen, welcher dem deutschen Orden angehörte. Auf
Luthers Rath sagte sich der damalige Hochmeister desselben, Albrecht
von Brandenburg, von dem Reiche und der Kirche los, hob den Orden
auf und erklärte fein Land für ein erbliches Herzogthum.
Luther und Luther, welcher 1524 seine Kutte mit einem bürgerlichen Rocke
befestigeri^hr vertauscht und sich mit Katharina von Bora, einer früheren Kloster-
Werk durch jungfrau aus dem Kloster Nimptsch bei Grimma, vermählt hatte,
^'ueber-^ unternahm 1527 mit seinem Freunde Melanchthon eine Reise durch
setzung des Sachsen, um die Kirchen und Schulen zu untersuchen. Bei diesem
Testaments" Anlaß zeigten sich Volk und Lehrer gleich unwissend; der ganze Gottes-
dienst bestand in dem Herplappern unverstandener Gebetsformelli. Dies
bewog Melanchthon, „einen Unterricht an die Pfarrherren im Kur-
fürstenthum Sachsen" aufzusetzen (1528), und Luther gab die Haupt-
sätze der christlichen Glaubens- und Sittenlehre in Fragen und Ant-
worten heraus (1529). Dies ist der berühmte Katechismus Lutheri.
Einen kurzen Auszug daraus, den kleinen Katechismus, bestimmte er
für die Kinder. Von ganz besonderer Wichtigkeit für die Befestigung
der neuen Lehre war die Bibelübersetzung, welche er auf der Wartburg
begonnen hatte und 1532 vollendete. Der Inhalt des heiligen Buches,
die schlichte und kräftige Ausdrucksweise des Uebersetzers wandten Viele
der neuen Lehre zu. Durch Luthers Uebersetzung wurde der hoch-
deutsche Dialekt die Schrift- und Umgangssprache der Gebildeten.
Dieevangeli- . Da sich 1525 mehrere katholische Fürsten in Dessau zu einem
sich" Bunde gegen die lutherische Lehre vereinigt hatten, so hielt es der
im Bunde zu kluge Landgraf Philipp der Großmüthige von Hessen für rathsam, ein
ge^etwaige Gegenbüudniß zu stiften, welches im Falle eines Angriffes Gewalt der
Angriffei526. Gewalt entgegenzusetzen vermöchte. Dies Schutzbündniß schloß er mit
dem Kurfürsten von Sachsen zu Torgau, welchem noch in dem näm-
lichen Jahre vier Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, der Herzog von
Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, zwei Grasen von Mansfeld und
die Reichsstädte Straßburg, Magdeburg, Nürnberg und Augsburg bei-
traten. Gewiß trug der Bund der Evangelischen nicht wenig zu dem
gelinden Beschlusse bei, womit der noch im gleichen Jahre abgehaltene
Reichstag zu Speier endigte, daß es jedem Neichsstande überlassen
bleibe, nicht nur in Befolgung des Wormser Edikts, sondern über-
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Extrahierte Personennamen: Luthers_Rath Albrecht
von_Brandenburg Albrecht Luther Luther Katharina_von_Bora Melanchthon Melanchthon Philipp Philipp
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Dritte Periode des Mittelalters.
Konrad von vor seinen Richterstuhl lud, ward er nebst zwölf Helfershelfern im Walde
wttd"!!- bcn ^ppel hx; Marburg erschlagen. Ein stehendes Ketzergericht konnte
schlagen, sich in Deutschland nicht halten.
§. 29. Das Ritterthum und der Minnegesang.
Entstehung Eine der glänzendsten Erscheinungen und Eigenthümlichkeiten des
dbs Mittelalters war das Ritterthum. Es war entstanden, als der bei
den Franken übliche Heerbann aufgehört hatte. Seitdem nämlich die
Zahl der begüterten Freien schwand, bildeten die Reicheren, welche ein
Pferd auszurüsten vermochten, das Kriegsvolk und thaten den Heeres-
dienst, während die Aermeren zu Hause das Feld bebauten und zur
Ausrüstung Anderer einen Beitrag zahlten. Allmählich schloß sich das
Ritterthum zu einem besonderen Stande ab, in welchen der Ritter
förmlich aufgenommen wurde.
Erziehung Wer Ritter werden wollte, mußte einem freien Geschlechte ange-
der Ritter, Die ersten 6 Jahre blieb der Knabe unter der Aufsicht der
Mutter, nachher wurde er als Edelknabe oder Bube an den Hos des
Lehnsherrn oder eines fremden Ritters geschickt, wo er neben kleinen
dienstlichen Verrichtungen in Gottesfurcht und feiner Sitte unterwiesen
wurde und die ritterlichen Künste erlernte. Im 14. Jahre erhielt der
Junker oder Knappe einen Degen, mußte von jetzt an die Pferde und
Waffen seines Herrn besorgen, ihn begleiten und im Kampfe aus dem
zweiten Gliede mitstreiten. So vorbereitet, gelangte der Knappe mit
dem 21. Jahre zur Ritterwürde, bei deren Ertheilung große Feierlich-
Jhre Ver« feiten üblich waren. Nach einem strengen Fasten brachte der Knappe
pflichtunge», ^ mit einem Priester und Pathen im Gebete zu, empfing das
Schwert und das heilige Abendmahl. Dann trat er in die Kirche,
gelobte eidlich Gott zu fürchten und zu ehren, täglich die heilige Messe
zu hören, für den christlichen Glauben zu streiten, die Kirche und ihre
Diener zu schützen, die Unschuld zu schirmen, dem Vaterlande zu helfen,
dem Kaiser zu gehorsamen, das gegebene Wort zu halten und tadellos
vor Gott und den Menschen zu wandeln — und empfing hierauf die
Abzeichen des Ritterstandes, die goldnen Sporen, das Panzerhemd,
den Harnisch, vie Armschienen, die Ritterhandschuhe und das gegürtete
Schwert. Vor dem Altare knieend erhielt er mit der flachen Degen-
der Ritter, klinge 3 Schläge auf Hals oder Schulter. Dies war der oft genannte
schlag. Ritterschlag, bei welchem folgende Worte üblich waren: „Im Namen
Gottes, des heiligen Michael und Georg schlage ich dich zum Ritter."
Mit Helm, Schwert, Schild und Lanze schwang sich der neue Ritter
auf ein geschmücktes Roß und sprengte davon. Geschah der Ritterschlag
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