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Erste Periode der neueren Geschichte.
2) Schweden bekommt Vorpommern und Rügen, Stettin und
Wismar, die Bisthünier Bremen und Verden, Sitz und Stimme auf
dem deutschen Reichstage und 5 Millionen Thaler.
3) Hessen-Kassel empfängt für seine treue Anhänglichkeit an
Schweden die Abtei Hersfeld und 600,000 Thlr.
4) Brandenburg wird init den Stiftern Minden, Halberstadt,
Kamin und Magdeburg abgefunden.
5) Mecklenburg wird mit den Bisthüniern Schwerin und Ratze-
burg entschädigt.
6) Baiern wird die Oberpfalz nebst der Kurwürde zuerkannt;
die Rheinpfalz bekommt nebst der achten, neu errichteten Kurwürde der
Sohn des geächteten Königs Friedrich V.
7) Die Unabhängigkeit der Niederlande von Spanien und der
schweizerischen Eidgenossenschaft vom deutschen Reiche wird anerkannt.
8) Der Augsburger Religionsfriede wird für die lutherischen
Stände gesichert und auch auf die Resormirten als Religionsverwandte
ausgedehnt; sie dürfen alle Kirchen und Güter behalten, welche sie seit
1624 besaßen. Der k. Januar des Jahres 1624 wurde als Norm für
den Besitzstand der beiden Confessionen festgestellt. Einem jeden Reichs-
stande wurde die Duldung Andersgläubiger zur Pflicht gemacht; in
Oestreich sollte aber nicht einmal durch das Normaljahr die landes-
herrliche Gewalt beschränkt werden. Als die freie Religionsübung auch
für dieses Land gefordert wurde, erklärte der kaiserliche Gesandte, daß
sein Herr eher Land und Leute verlassen, als hierein willigen werde.
Nur der Papst verweigerte beharrlich die Anerkennung des westfälischen
Friedens.
Mit gerechtem Schmerze gewahrte das gesammte Volk, daß Aus-
länder, Franzosen und Schweden, die Gewährleistung der deutschen
Reichsverfaffung und des Friedens übernahmen und so lange sich in
dem armen, ausgehungerten Lande füttern ließen, bis Alles aus das
Genaueste erfüllt war.
2^'uerjund @0 denn der namenlos schreckliche Krieg geendet. Welche
deutschen Feder vermöchte all den Jammer, all das Elend und Ungemach zu ver-
dem^ Kriege 3^*^ / das er herbeigeführt! Deutschland, mit Blut über und über
getränkt, mit Brandstätten und Schutthaufen allenthalben bedeckt, mit
räuberischem Gesindel aller Orten erfüllt — bot einen herzzerreißenden
Anblick. 1000 Ortschaften lagen in Trümmern, die ein Spiel räuberischer
Horden geworden waren. Rühmte sich doch Bauers Unterfeldherr, er
habe allein mehr als 800 Dörfer in Aschenhaufen verwandelt. In
Thüringen stand meilenweit kein Dorf, kein Kirchlein. In Würtemberg
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Vierte Periode des Mittelalters
Die Hilssiten zogen 1419 nach Prag und verlangten die Los-
lassung einiger Gefangenen. Sie wurden abgewiesen; zugleich traf ein
Johann Steinwurf vom Rathhause herab ihren Priester. Da drang Ziska in
Führer, das Rathhaus ein und warf den Bürgermeister und 12 Räthe aus
den Fenstern in die Schwerter und Spieße der bewaffneten Menge.
König Wenzel ward vom Schlage gerührt und starb; sein Bruder-
Sigismund wollte mit unerbittlicher Strenge gegen die Aufrührer ver-
fahren, allein er war feinen Gegnern nicht gewachsen. So entbrannte
denn ein sechszehnjähriger Krieg (1420 — 1436), welcher mit un-
schlägt die menschlicher Grausamkeit geführt wurde. Sigismund erschien mit einem
kaiserlichen .=
Heere. 100,000 Mann starken Kreuzheere, ward aber aus dem Lande hinaus-
gejagt, und so oft er erschien, geschah ihm dasselbe. Unter den Hussiten
Uneinigkeit traten indessen bald Spaltungen hervor. Die Gemäßiateren,
zwischen den . ^ °
Kalixtinern welche den Frieden wünschten, waren zufrieden, daß man ihnen den
u. Taboriten. Kelch beim Abendmahl zugestand, weßhalb sie auch Kelchner oder
Calixtiner hießen, daß in der Landessprache gepredigt und eine strengere
Kirchenzucht eingeführt wurde. Ihre Gegner, die Taboriten, wollten
nur das gelten lassen, was unmittelbar aus der heiligen Schrift abge-
leitet werden könne. Ziska stand an der Spitze der Taboriten und
wüthete jetzt gegen die böhmischen Städte, welche es nicht mit ihm
hielten, mit derselben Grausamkeit wie gegen die rechtmäßigen Katho-
liken. Männer und Frauen wurden in Kirchen eingesperrt und ver-
brannt, unschuldige Kinder erwürgt und Städte und Dörfer einge-
äschert. Durch einen Pfeilschuß verlor Ziska sein zweites Auge; von
nun ließ er sich auf einem Karren in die Schlachten fahren, ordnete
das Heer und feuerte seine Krieger an. 1424 starb er bei der Be-
Nach Ziskas lagerung einer böhmischen Stadt an der Pest; es verbreitete sich die
Prokopius Sage, er habe befohlen, seine Haut über eine Trommel zu spannen.
Anführer. Nach seinem Tode traten die Spaltungen unter den Hussiten noch ent-
schiedener hervor. Ein Theil der Taboriten wählte Prokopius den
Großen zum Führer, ein anderer dagegen hielt keinen für würdig
Ziska's Nachfolger zu werden, nannte sich deßhalb „die Waisen" und
wählte einen Kriegsrath, in welchem jedoch meistentheils ein anderer
Prokopius, der Unterscheidung wegen der Kleine genannt, die Leitung
hatte. Neben ihnen bestanden noch die Horebiten nach einem Berge
Horeb so genannt, und endlich die Calixtiner. Aber trotz diejer Spal-
tungen siegten die Hussiten allenthalben, und um die Uneinigkeit nicht
aufkommen zu lassen, trug Prokopius der Große den Krieg über die
Grenzen Böhmens hinaus. Plündernd und mordend drangen sie bis
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Extrahierte Personennamen: Johann_Steinwurf Johann Sigismund Sigismund Ziska