— 190 —
Gneisenau, welche, obgleich der Frieden Preußen eine Armee von nur 42000 Mann gestattete, durch Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und das sogenannte Krümpersystem es dahin brachten, daß im Falle der Not 150000 wohlgediente Soldaten dem Vaterlande zu Gebote standen.
Ein wunder Fleck waren auch die Finanzen. Durch den unglücklichen Krieg, durch fast unerschwingliche Contributionen, durch die anspruchsvolle Verpflegung zahlreicher französischer Truppen selbst während der folgenden Friedensjahre, durch die Sorge um die dielen stellenlosen Beamten, endlich durch die Vernichtung des Handels war das Land an den Rand des Abgrunds gebracht; bessere Zustände zu schaffen, reichte bloße Sparsamkeit, worin die königliche Familie mit nachahmenswerthem Beispiel und rührender Selbstentäußerung vorangieng, nicht aus; es mußte die Steuerfreiheit der sich sträubenden Privilegierten aufgehoben, zum Verkaufe geistlicher Güter und Domainen geschritten, der Kurs des Papiergeldes zwangsweise festgesetzt, die Steuerkraft der Nation im allgemeinen erhöht werden, was diese als Gegenleistung für die gewährte Selbstverwaltung, für die größere Sicherheit des Besitzes und die zugestandene freiere Verfügung der Einzelnen über ihr Vermögen sowie in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft sich willig gefallen ließ.
Daß bei allen diesen Nöten die Pflege geistiger Güter nicht versäumt, im Gegentheil eine Universität in der Hauptstadt gegründet wurde (1810), an der ein Fichte und Schleiermacher in nationalem und echt christlichem Geiste wirkten, muß als große That rühmend hervorgehoben werden. Mitten in diese Zeit der Wiedergeburt fiel, wie wenn der Opfer noch nicht genug gebracht wären, der Tod der edeln Königin Luise (19. Juni 1810). Er beugte nicht blos den Gatten, dem sie im Unglück Trost und Rat gespendet, er schmerzte das ganze Volk, und durch das Gefühl, daß das Weh des Vaterlandes ihr Herz frühzeitig gebrochen, entflammte er bei Hoch und Gering den heißen Wunsch die Schmach an dem Urheber desselben zu rächen und die politische Größe, das Erbtheil Friedrichs des Großen, wieder zu erringen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
238
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Neutralität
Preußens.
Preußens
Kriegserklä-
rung an
Frankreich.
Zustand des
preußischen
Heeres.
inniger Harmonie mit dem Könige vom gleichen Wunsche beseelt war,
überall Verbesserungen einzuführen und heilsame Einrichtungen zu schaffen
und zu fördern.
Friedliebend und besorgt für die Wohlfahrt des Landes, hatte
Friedrich Wilhelm Hi. an den Kämpfen gegen Napoleon bisher nicht
Theil genommen, dieser sogar das den Engländern abgenommene
Hannover an Preußen zur Entschädigung für das Herzogthum Cleve
und Berg abgetreten (1805). Durch die Stiftung des Rheinbundes
wurde indessen Friedrich Wilhelm Iii. auf Napoleons Plan aufmerksam,
mit Hülfe der schwächeren Fürsten die mächtigen demüthigen und zuletzt
alle zusammen stürzen zu wollen. Anfangs rieth er sogar Preußen an,
einen großen norddeutschen Bund zu stiften, mahnte insgeheim aber
Kurhessen und Sachsen vom Beitritte ab.
Als aber Napoleon ohne Preußens Vorwissen Hannover wieder
an England abtrat, ermannte sich Friedrich Wilhelm Iii., söhnte sich
mit England und Schweden aus und erhielt von Rußland die Zusage
seines Beistandes. Darauf folgte die Kriegserklärung. Allein der
Geist Friedrichs des Großen war aus dem preußischen Heere ver-
schwunden. Im Hauptquartier herrschte eine unverantwortliche Unord-
nung. Unter den Offizieren waren viele von echt preußischem Muthe,
aber sie hatten nur unfähigen Vorgesetzten zu gehorchen. Alle höheren
Offiziere waren steif gewordene Greise; die jüngeren waren durch Vor-
nehmthuerei und Liederlichkeit verdorben. Sie redeten nur vom Theater,
von Gesellschaften, Pferden, Hunden und Spielen, verachteten alles
gründliche Wissen, und wenn sie in ihren ungeheuren Federhüten mit
Puder und Zopf, knappen ledernen Beinkleidern und großen Stiefeln
ein recht martialisches Aussehen hatten und den Gamaschendienst unter
Fluchen und Rippenstößen handhabten, dünkten sie sich den Helden des
siebenjährigen Krieges ebenbürtig zu sein. Der gemeine Mann wurde
angeworben, schlecht genährt und schlecht bezahlt, aber dafür tüchtig
geplagt und gefuchtelt. Seine Flinte war schlecht, seine Kleidung zu
knapp, im Marschiren hinderlich und gegen Frost unzureichend, seine
Kost erbärmlich. Der Geiz der schlechtbesoldeten Hauptleute ging so
weit, daß sie dem gemeinen Soldaten an Nahrung und Kleidung ab-
zwackten, was sie konnten. Viele Soldaten hatten statt der Weste nur
ein Stückchen Tuch an den unteren Theil der Uniform, wo die Weste
gewöhnlich hervorsah, angenäht. Kein Wunder, daß unter solchen Um-
ständen das Heer des Königs in einer einzigen Schlacht vernichtet
ward.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Neutralität
Preußens Friedrich_Wilhelm_Hi Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleons Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Herzogthum_Cleve Napoleons Sachsen Hannover England England Schweden
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden.
87
Inschrift setzen: „Gottes Freund, der Pfaffen Feind!" Lilly schlug
die räuberischen Schaaren des Braunschweigers bei Höchst und bei
Stadtlohn im nordwestlichen Westfalen.
3. Der Dänenkrieg 1 625 — 1629.
Obwohl nun die Feinde des Kaisers und der Liga aus dem Felde
geschlagen waren, so blieb dennoch Lilly unter den Waffen und plün-
derte die niedersächsischen Länder. Deßhalb bewaffneten sich dieselben
und wählten Christian Iv. von Dänemark zu ihrem Obersten. . Auch
Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig eilten mit ihren
Söldnern herbei, welche Jakob von England hatte anwerben lassen.
Es war dem Kaiser unangenehm, daß er alle seine Siege liguisti-
schen Feldherren und Truppen zu danken hatte; er wollte ihnen daruin
den Krieg nicht mehr allein überlassen und sammelte ein bedeutendes
Heer, dessen Leitung Graf Albrecht von Wallenstein erhielt. Wallen-
stein stammte von edlen Eltern ab, welche der lutherischen Lehre an-
hingen, und war 1583 in Prag geboren. Frühe verlor er Vater und
Mutter; darum brachte ihn ein Oheim nach Olmütz in die Iesuiten-
schule und bewog ihn zum Uebertritte zur katholischen Religion. Als
junger Mann bereiste er England, Frankreich, Spanien, Holland und
Italien, studirte in Padua Astrologie und trat mit trefflichen Erfah-
rungen bereichert in das kaiserliche Heer, welches unter Rudolf gegen
die Türken focht. Schon hier zeichnete er sich durch Wachsamkeit,
Klugheit und Tapferkeit aus. Als er nach geschlossenem Frieden eine
sehr begüterte mährische Wittwe heirathete, verwandte er sein ganzes
Vermögen beim Ausbruche der böhmischen Unruhen dazu, ein Kürassier-
regiment auf eigene Kosten zu werben und dein Kaiser zuzuführen.
Für diese treue Hingabe schenkte ihm Kaiser Ferdinand den Reichs-
grafentitel und die Herrschaft Friedland. Zu der Zeit, als Tilly am
Main, Rhein und 'in Niedersachsen focht, erbot sich Wallenstein, auf
seine Kosten ein Heer von 50,000 Mann ins Feld zu stellen, wenn
man ihm den Oberbefehl übertrüge. Dies Anerbieten ward ange-
nommen, und alsbald sammelten sich um des Friedländers Panier
raublustige Schaaren aus aller Herren Länder, gleichsam als gelte es,
die ganze Welt zu erobern. Das bewirkte Wallensteins Leutseligkeit.
War er auch streng im Dienst und unerbittlich gegen Ungehorsame,
außerhalb des Dienstes hatte der Soldat unbedingte Freiheit zu thun
und zu treiben, was er wollte. Wer sich auszeichnete, ward befördert,
wer ungehorsam war, kam an den Galgen, wer willig folgte, erhielt
fürstliche Belohnungen. Sein strenges Wesen auf der einen, sein leut-
Albrecht von
Wailenstein
tritt an die
Spitze eines
kaiserlichen
Heeres.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
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Extrahierte Personennamen: Lilly Lilly Christian_Iv Ernst_von_Mansfeld Ernst Christian_von_Braunschweig Jakob_von_England Albrecht_von_Wallenstein Albrecht Rudolf Rudolf Ferdinand Ferdinand Tilly Albrecht_von
Wailenstein Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Stadtlohn Westfalen Prag England Frankreich Spanien Holland Italien Padua Friedland Main Rhein Niedersachsen
114
Erste Periode der neueren Geschichte.
mit die allzugroße Nähe der Stadt ihre raublustigen Gäste nicht in
Versuchung führe.
^Alba^um" '^)er ftan^e General näherte sich in Begleitung des Herzogs
Frühstücke bei Heinrich von Braunschweig und seiner Söhne der Stadt und bat sich
Schwarzburq kur(^ einen Boten bei Katharina aus ein Morgenbrod zu Gaste. Man
Rudolstadt würde geben, was das Haus vermöchte, war die Antwort; seine Excellenz
1547- möchten vorlieb nehmen. Zugleich unterließ man nicht der Sauvegarde
noch ein Mal zu gedenken und dem spanischen General die gewissenhafte
Beobachtung derselben ans Herz zu legen. Ein freundlicher Empfang
und eine gutbesetzte Tafel erwarteten den Herzog auf dem Schlosse.
Er muß gestehen, daß die thüringischen Damen eine sehr gute Küche
führen und auf die Ehre des Gastrechts halten. Noch hat man sich
kaum niedergesetzt, als ein Eilbote die Gräfin aus dem Saale ruft.
Es wird ihr gemeldet, daß in einigen Dörfern unterwegs die Spanier
den Bauern das Vieh mit Gewalt weggenommen hätten. Katharina
war eine Mutter ihres Volkes; was dem Aermsten ihrer Unterthanen
widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen. Aufs äußerste über diese Wort-
brüchigkeit entrüstet, doch von ihrer Geistesgegenwart nicht verlassen,
befiehlt sie ihrer ganzen Dienerschaft sich zu bewaffnen und die Schloß-
pforten wohl zu verriegeln; sie selbst begibt sich wieder nach dem
Saale, wo die Fürsten noch bei Tische sitzen. Hier klagt sie ihnen in
den beweglichsten Ausdrücken, was ihr eben hinterbracht worden und
wie schlecht man das gegebene Kaiserwort gehalten. Man erwiederte
ihr mit Lachen, daß dies nun einmal Kriegsgebrauch sei und daß bei
einem Durchmärsche von Soldaten dergleichen kleine Unfälle nicht zu
verhüten ständen. „Das wollen wir doch sehen", antwortete sie auf-
gebracht. „Meinen armen Unterthanen muß das ihrige wieder werden,
oder bei Gott, Fürstenblut für Ochsenblut!" Mit dieser bündigen
Erklärung verließ sie das Zimmer, das in wenigen Augenblicken mit
Bewaffneten erfüllt war, die sich, das Schwert in der Hand, doch mit
vieler Ehrerbietigkeit hinter die Stühle der Fürsten pflanzten und das
Frühstück bedienten. Beim Eintritte dieser kampflustigen Schaar ver-
äuderte Herzog Alba die Farbe; stumm und betroffen sah man
einander an. Abgeschnitten von der Armee, von einer überlegenen
handfesten Menge umgeben, was blieb ihm übrig, als sich in Geduld
zu fassen und auf jede Bedingung hin die beleidigte Dame zu ver-
söhnen. Heinrich von Braunschweig faßte sich zuerst und brach in
lautes Gelächter aus. Er ergriff den vernünftigen Ausweg, die ganze
Sache ins Lustige zu kehren, und hielt der Gräfin eine Lobrede über
ihre landesmütterliche Sorgfalt und den entschlossenen Muth, den sie
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Schwarzburq Katharina Katharina Gott Heinrich_von_Braunschweig Heinrich
74
Zweite Periode des Mtttelaletrs.
sprach: „Hebt Euer Salböl für Würdigere auf; für mich ist diese Ehre
zu groß."
Heinrich i. Heinrich wußte auch die Herzöge von Baiern und Schwaben ;ur
genannt der , u
Vogler, Fink- Anerkennung ftmer Würde zu zwingen und konnte nun seine volle
ler, Städte- Kraft auf die Kämpfe mit den Slaven und Uugarn anwenden. Die
gründer, der „ . ,
Große Ungarn (Magyaren) waren ein den Hunnen ähnliches, umherftrelsendes
(919-936, Reitervolk und wegen ihrer trefflichen Bogenschützen, ihrer unbesiegbaren
Tapferkeit und unbeschreiblichen Raubgier allgemein gefürchtet. Seit
Arnulf sie gegen Zwentibold zu Hülfe rief, hatten sie Deutschland mit
verheerenden Einfällen oft heimgesucht. In den ersten Jahren von
Heinrichs Regierung hatten sie sich ruhig innerhalb ihrer Grenzen ge-
halten; doch dauerte es nicht lange, so brachen sie wieder los und ver-
übten solche Grausamkeiten, daß der Chronist Wittukind ausspricht, er
wolle lieber verschweigen, was für ein Blutbad sie angerichtet, als den
Schmerz durch seine Erzählung erneuern. Heinrich hatte das Glück
einen ihrer Hauptanführer gefangen zu nehmen und erzwang sich da-
durch einen neunjährigen Waffenstillstand, verpstichtete sich aber, ihnen
alljährlich ein Ehrengeschenk zu zahlen. Diese Zusage ward treulich
rüstet sich zum ^^bn, die Zeit der Waffenruhe aber dazu benutzt, großartige Boll-
Ungarn" werke zu schaffen und kriegstüchtige Streiter zu bilden. Heinrich legte
feste Plätze und Städte an; denn nur am Rhein und an der Donau,
wo vor Zeiten die Römer geherrscht hatten, gab es eigentliche durch
Wall und Graben befestigte Städte. Die ersten Festungen wurden in
Sachsen und Thüringen errichtet, namentlich Merseburg, Meißen,
Quedlinburg, Goslar, Nordhausen rc. Alle diese Festen wurden geräumig
genug angelegt, um bei feindlichen Ueberfällen das anwohnende Land-
volk aufnehmen zu können. Jedesmal der neunte * Mann von der
durch verliehene Ländereien kriegspflichtig gemachten Bevölkerung sollte
in die Stadt ziehen, daselbst wohnen und sich von den aus dem Lande
Zurückgebliebenen ein Drittel der Ernte zur Aufspeicherung abliefern
lassen, damit es in Zeiten der Noth an Mundvorrath nicht mangele.
Nach diesen Vorkehrungen führte er mehrere Kriege gegen slavische
Völkerschaften, besiegte dieselben 927 an der Havel und errichtete für
alle Einfälle die Markgrafschaften Meißen und Nordsachsen. Kurz
darnach erschienen die Ungarn (es nahte der Ablauf des Waffenstill-
standes) und forderten das jährliche Ehrengeschenk. Mit harten Worten
und schlägt sie entließ sie Heinrich. Unter furchtbaren Drohungen zogen die Gesandten
^bur^933° ai)' und schon im folgenden Jahre (933) erschienen zwei rachedurstige
Heerhaufen der Ungarn. Der eine ward von den Sachsen und Thüringern
theils aufgerieben, theils zersprengt, der andere lagerte vor Merseburg.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_i Heinrich Heinrich Vogler Heinrichs Heinrichs Wittukind Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes rc.
137
was er wollte; die Faust oder das Schwert entschied. Zucht und
Ordnung waren gewichen, Fürsten und Städte lagen in beständiger
Fehde, die Ritter hausten auf ihren Burgen wie Räuber und Mörder.
Unter starkem Geleite zogen damals die Kaufleute zu den Blessen und
Märkten oder erkauften sich Ruhe von den Wegelagerern um hohen
Preis. Gegen dies Unwesen des gesunkenen Ritterthums bildeten sich istdiezeude«
zwei Städtebündnisse, das rheinische und das norddeutsche. Erst Ru- »a>-strech:s.
dolph von Habsburg (vergl. §. 32) machte dem Faustrecht der kaiser-
losen, schrecklichen Zeit ein Ende. „Und ein Richter war wieder auf
Erden."
Von Konrads Brüdern starb König Enzio zuerst. Er war l r. 25 Das Schicksal
zu Palermo geboren und galt für den schönsten, tapfersten und edelsten
Mann jener Zeit. Als entschiedener Anhänger der Gibellinen kämpfte
er schon in seinem 12. Jahre an der Seite des Vaters, im 14. Jahre
belegte ihn der Papst mit dem Bannflüche. Euzio vermählte sich mit
Adalasia, der Erbin von Sardinien, einer leichtsinnigen, ehrlosen Frau.
Die größte Kriegsthat, welche Enzio vollführte, war sein Sieg über
die genuesische Flotte, bei welchem Anlasse er 100 Erzbischöfe, viele
Bischöfe und Prälaten gefangen nahm und in silbernen Ketten ein-
kerkerte. Aber seitdem verfolgte ihn das Unglück, i 249 gericth er
in die Gefangenschaft der Bologneser. Der Rath verurtheilte den
blühenden Jüngling zu lebenslänglichem Kerker und ließ sich durch
keine Bitten, Versprechungen und Drohungen des betrübten Vaters
von seinem Beschlusse abbringen. Enzio sah sein Königreich nie mehr;
Adalasia vergaß ihren Gemahl und vermählte sich einem Betrüger,
Michele Zanchi. Aber Enz'o verlor in allen diesen Widerwärtigkeiten im Km« von
die Ruhe und Heiterkeit seines tiefen Gemüthes nicht; Dichtkunst, 23ci°8na'
Gesang und Musik schufen ihm eine neue Welt. Auch Freundschaft
und Liebe folgten und beglückten ihn im Kerker. Pietro Asinelli, ein
fröhlicher, geistreicher Jüngling, ward sein treuer Herzensfreund, Lucia
Viadagola, die schönste unter den Töchtern Bolognas, wurde durch die
zartesten Bande der Liebe au ihn gefesselt. Rach Kvnradins Tod
A268) erwachte in Enzio die Sehnsucht nach Freiheit und Rache.
Allein ein Versuch in einein Fasse dm finstern Kerkermauern zu ent- Ein »erun.
rinnen mißglückte durch eine verrätherische Locke seines Haupthaares,
welches aus dem Spundloch hervorhiug und bemerkt wurde. Enzio
wurde scitdenl in strengem Verwahrsam gehalten, bis er nach zweiund-
zwanzigjähriger Haft verschied (1271). Sein Grab befindet sich in der
Dominikanerkirche zu Bologna und ist durch eine gekrönte Bildsäule
von Marmor und eine Inschrift kenntlich.
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200
Vierte Periode des Mittelalters
Die Hilssiten zogen 1419 nach Prag und verlangten die Los-
lassung einiger Gefangenen. Sie wurden abgewiesen; zugleich traf ein
Johann Steinwurf vom Rathhause herab ihren Priester. Da drang Ziska in
Führer, das Rathhaus ein und warf den Bürgermeister und 12 Räthe aus
den Fenstern in die Schwerter und Spieße der bewaffneten Menge.
König Wenzel ward vom Schlage gerührt und starb; sein Bruder-
Sigismund wollte mit unerbittlicher Strenge gegen die Aufrührer ver-
fahren, allein er war feinen Gegnern nicht gewachsen. So entbrannte
denn ein sechszehnjähriger Krieg (1420 — 1436), welcher mit un-
schlägt die menschlicher Grausamkeit geführt wurde. Sigismund erschien mit einem
kaiserlichen .=
Heere. 100,000 Mann starken Kreuzheere, ward aber aus dem Lande hinaus-
gejagt, und so oft er erschien, geschah ihm dasselbe. Unter den Hussiten
Uneinigkeit traten indessen bald Spaltungen hervor. Die Gemäßiateren,
zwischen den . ^ °
Kalixtinern welche den Frieden wünschten, waren zufrieden, daß man ihnen den
u. Taboriten. Kelch beim Abendmahl zugestand, weßhalb sie auch Kelchner oder
Calixtiner hießen, daß in der Landessprache gepredigt und eine strengere
Kirchenzucht eingeführt wurde. Ihre Gegner, die Taboriten, wollten
nur das gelten lassen, was unmittelbar aus der heiligen Schrift abge-
leitet werden könne. Ziska stand an der Spitze der Taboriten und
wüthete jetzt gegen die böhmischen Städte, welche es nicht mit ihm
hielten, mit derselben Grausamkeit wie gegen die rechtmäßigen Katho-
liken. Männer und Frauen wurden in Kirchen eingesperrt und ver-
brannt, unschuldige Kinder erwürgt und Städte und Dörfer einge-
äschert. Durch einen Pfeilschuß verlor Ziska sein zweites Auge; von
nun ließ er sich auf einem Karren in die Schlachten fahren, ordnete
das Heer und feuerte seine Krieger an. 1424 starb er bei der Be-
Nach Ziskas lagerung einer böhmischen Stadt an der Pest; es verbreitete sich die
Prokopius Sage, er habe befohlen, seine Haut über eine Trommel zu spannen.
Anführer. Nach seinem Tode traten die Spaltungen unter den Hussiten noch ent-
schiedener hervor. Ein Theil der Taboriten wählte Prokopius den
Großen zum Führer, ein anderer dagegen hielt keinen für würdig
Ziska's Nachfolger zu werden, nannte sich deßhalb „die Waisen" und
wählte einen Kriegsrath, in welchem jedoch meistentheils ein anderer
Prokopius, der Unterscheidung wegen der Kleine genannt, die Leitung
hatte. Neben ihnen bestanden noch die Horebiten nach einem Berge
Horeb so genannt, und endlich die Calixtiner. Aber trotz diejer Spal-
tungen siegten die Hussiten allenthalben, und um die Uneinigkeit nicht
aufkommen zu lassen, trug Prokopius der Große den Krieg über die
Grenzen Böhmens hinaus. Plündernd und mordend drangen sie bis
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Steinwurf Johann Sigismund Sigismund Ziska
- 118
Es war Wallenstein, 1583 zu Prag von lutherischen Eltern geboren; er wurde aber, ^nachdem er frh verwaist, in Olmtz von Jesuiten erzogen und ging zur katholischen Kirche der. Nachdem er groe Reisen gemacht, trat er in kaiserliche Dienste und wurde in Anerkennung seiner Auszeichnung zum Obersten gemacht und in den Grafenstand erhoben; zum Ersatz ausgelegter Kriegskosten erhielt er das Herzogthum Friedland in Bhmen. Seine erste Frau, eine reiche Wittwe, brachte ihm ein ungeheures Vermgen zu, das er durch den Ankauf consiscirter bhmischer Gter noch vermehrte. Wallenstein war eine lange hagere Gestalt, mit tief liegenden stechenden Augen, einer hohen gebieterischen Stirn; sein Wort war kurz und streng befehlend. Mit scharlachrotenj Kleidern angethan, den Hut besteckt mit einer langen ebenfalls rothen Feder, machte er einen geheimnivoll imponirenden Eindruck; er glaubte, wie berhaupt seine aberglubische Zeit, an die Sterne, das Volk hielt ihn fr fest" und mit der Hlle verbndet.
Wallenstein bedang sich die Anstellung der Offiziere in dem Heere und das unbeschrnkte Oberkommando aus. Nachdem der Kaiser auf diese Bedingungen eingegangen, lie er die Werbe-trommel rhren, und in einigen Monaten stand ein ansehn-liches Heer da. Er rckte mit demselben in Niedersachsen ein und ma sich im Jahre 1626 mit Mansfeld in der Schlacht an der Dessauer Elbbrcke, in welcher er vollstndig siegte. Er verfolgte den Mansfeld, der durch Schlesien nach Ungarn zog, um sich mit Bethlen Gabor zu vereinigen. Da dieser aber, weil er die hungrigen Sldner nicht ernhren wollte, frieden schlo, so mute Mansfeld sein Heer entlassen und starb bald daraus (1626) in Dalrnatien (in der Rstung und stehend). Auch Christian von Braunschweig war in demselben Jahre gestorben.
Im August 1626 erfocht auch Tilly der Christian Iv. einen vollstndigen Sieg bei Lutter am Barenberge, einem Stdtchen im Braunschweigischen, er rckte dann vor bis an die Nordsee. Im folgenden Jahre kam Wallenstein von seinen Verfolgungszuge zurck, verband sich mit Tilly und beide er-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Gabor Christian_von_Braunschweig August Christian_Iv Tilly
Asien —
Russische Länder.
521
noch mit denen der Nachbarvölker Aehnlichkeit — hängen vorzugsweise dem Islam,
weit weniger einer christlichen Kirche au. Viehzucht wird natürlich mehr getrieben als
Feldbau. Was Schweizer-Aelpler durch ihre Käse und durch emsige Hantierungen, das
gewiuueu die Kaukasier durch Beutezüge in die Nachbarländer. Damit verbinden sie
jedoch die Tugenden der Gastlichkeit, der Freiheitsliebe und der Tapferkeit, und sehen
von ihren Felsen und Waldhöhen mit Geringschätzung hinaus auf die Bewohner der
unermeßlichen nordischen Ebene. Und welcher Ebene! Fast nichts als baumlose Steppe,
ohne Hebung und Senkung, und schon am Fuße des Kaukasus so niedrig, daß die
Ströme-nicht in ihrer Richtung gen Nord bleiben, sondern gleich, sobald sie in der
Ebene angelangt, sich seitwärts zu den Meeren wenden. Auch sind die Nomaden der
Steppe, die Kara Nogaizier, Knmyken, Kalmüken, und am asowschcn Golf die Tscher-
nomor» oder Schwarzmeer-Kosaken (Nachbarn derer vom Don) und mehr noch die
Russen selbst, die als Kolonisten oder in Garnisonen dahin verpflanzt sind, sowohl an
Körperban und Rührigkeit, als an Geist und Muth den Bergvölkern untergeordnet.
Um so mehr vertheidigten diese ihre Selbständigkeit. In den vieljährigeu Kriegen mit
den Russen trugen deshalb letztere mehr Niederlagen als Siege davon, und doch hatten
sie stets nur mit einzelnen Völkern zu thuu, nie mit einem Verein aller, den sie klüg-
lich zu hindern wußten. Selbst die oben erwähnte Straße nach Transkaukasien, noch
in friedlicher Zeit stark befestigt, vermochten sie nur dann und wann zu benutzen und
nur vermittels eines Tributs an die Osseteu, deren Gebiet sie durchzieht. Anfangs in
diesem Kriege waren es besonders die Tscherkessen, gegen die sich die Anstrengung
der Russen vergebens richtete, und selber die List, junge Fürstensöhne an den kaiser-
lichen Hof zu ziehen, um sie ihrer Vaterlandsliebe zu entfremden, fruchtete so wenig,
wie einst die Ritterwürde, die der Cherusker Hermann von den Römern erhielt. (Man
lese Em. Geibels meisterhaftes Gedicht: der Tscher k essenfür st.) Dann waren
es die Tschetschenzen, die den Sturm der Russen vorzugsweise bestanden, und mit
nicht minderem Ruhme als die Tscherkeffen; wer kennt nicht den Namen ihres tapfern
Führers Sch a myl, der zuletzt in russische Häude gerieth (1859)! Von da an erlahmte
der Widerstand der freiheitliebenden Bergvölker mehr und mehr, die nun wohl alle, zum
Theil allerdings erst dem Namen nach, die Herrschaft der Russen anerkennen. Inden letzten
Jahren sind mehrere Hunderttausende der unabhängigen Bevölkerung des Westeus (namen-
lich Tscherkefseu) nach der Türkei ausgewandert, und die letzten folgen. — Ciskau-
kasieu besteht aus dem Derschen Landstrich (im O.) und dem Kub anschen (im W.)
und aus dem Gouvernement Stawropol. Städte: Wladikankas (9000 E.) und
Mosdok; Stawropol (21000); Jekaterinodar und Jeisk (28000).
Schacht, Lehrd. d. Geographie 6. Aufl^
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TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Muth Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Kaukasus Nord Tscher- Transkaukasien Westeus Stawropol