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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 190

1878 - Mainz : Kunze
— 190 — Gneisenau, welche, obgleich der Frieden Preußen eine Armee von nur 42000 Mann gestattete, durch Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und das sogenannte Krümpersystem es dahin brachten, daß im Falle der Not 150000 wohlgediente Soldaten dem Vaterlande zu Gebote standen. Ein wunder Fleck waren auch die Finanzen. Durch den unglücklichen Krieg, durch fast unerschwingliche Contributionen, durch die anspruchsvolle Verpflegung zahlreicher französischer Truppen selbst während der folgenden Friedensjahre, durch die Sorge um die dielen stellenlosen Beamten, endlich durch die Vernichtung des Handels war das Land an den Rand des Abgrunds gebracht; bessere Zustände zu schaffen, reichte bloße Sparsamkeit, worin die königliche Familie mit nachahmenswerthem Beispiel und rührender Selbstentäußerung vorangieng, nicht aus; es mußte die Steuerfreiheit der sich sträubenden Privilegierten aufgehoben, zum Verkaufe geistlicher Güter und Domainen geschritten, der Kurs des Papiergeldes zwangsweise festgesetzt, die Steuerkraft der Nation im allgemeinen erhöht werden, was diese als Gegenleistung für die gewährte Selbstverwaltung, für die größere Sicherheit des Besitzes und die zugestandene freiere Verfügung der Einzelnen über ihr Vermögen sowie in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft sich willig gefallen ließ. Daß bei allen diesen Nöten die Pflege geistiger Güter nicht versäumt, im Gegentheil eine Universität in der Hauptstadt gegründet wurde (1810), an der ein Fichte und Schleiermacher in nationalem und echt christlichem Geiste wirkten, muß als große That rühmend hervorgehoben werden. Mitten in diese Zeit der Wiedergeburt fiel, wie wenn der Opfer noch nicht genug gebracht wären, der Tod der edeln Königin Luise (19. Juni 1810). Er beugte nicht blos den Gatten, dem sie im Unglück Trost und Rat gespendet, er schmerzte das ganze Volk, und durch das Gefühl, daß das Weh des Vaterlandes ihr Herz frühzeitig gebrochen, entflammte er bei Hoch und Gering den heißen Wunsch die Schmach an dem Urheber desselben zu rächen und die politische Größe, das Erbtheil Friedrichs des Großen, wieder zu erringen.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 238

1868 - Mainz : Kunze
238 Dritte Periode der neueren Geschichte. Neutralität Preußens. Preußens Kriegserklä- rung an Frankreich. Zustand des preußischen Heeres. inniger Harmonie mit dem Könige vom gleichen Wunsche beseelt war, überall Verbesserungen einzuführen und heilsame Einrichtungen zu schaffen und zu fördern. Friedliebend und besorgt für die Wohlfahrt des Landes, hatte Friedrich Wilhelm Hi. an den Kämpfen gegen Napoleon bisher nicht Theil genommen, dieser sogar das den Engländern abgenommene Hannover an Preußen zur Entschädigung für das Herzogthum Cleve und Berg abgetreten (1805). Durch die Stiftung des Rheinbundes wurde indessen Friedrich Wilhelm Iii. auf Napoleons Plan aufmerksam, mit Hülfe der schwächeren Fürsten die mächtigen demüthigen und zuletzt alle zusammen stürzen zu wollen. Anfangs rieth er sogar Preußen an, einen großen norddeutschen Bund zu stiften, mahnte insgeheim aber Kurhessen und Sachsen vom Beitritte ab. Als aber Napoleon ohne Preußens Vorwissen Hannover wieder an England abtrat, ermannte sich Friedrich Wilhelm Iii., söhnte sich mit England und Schweden aus und erhielt von Rußland die Zusage seines Beistandes. Darauf folgte die Kriegserklärung. Allein der Geist Friedrichs des Großen war aus dem preußischen Heere ver- schwunden. Im Hauptquartier herrschte eine unverantwortliche Unord- nung. Unter den Offizieren waren viele von echt preußischem Muthe, aber sie hatten nur unfähigen Vorgesetzten zu gehorchen. Alle höheren Offiziere waren steif gewordene Greise; die jüngeren waren durch Vor- nehmthuerei und Liederlichkeit verdorben. Sie redeten nur vom Theater, von Gesellschaften, Pferden, Hunden und Spielen, verachteten alles gründliche Wissen, und wenn sie in ihren ungeheuren Federhüten mit Puder und Zopf, knappen ledernen Beinkleidern und großen Stiefeln ein recht martialisches Aussehen hatten und den Gamaschendienst unter Fluchen und Rippenstößen handhabten, dünkten sie sich den Helden des siebenjährigen Krieges ebenbürtig zu sein. Der gemeine Mann wurde angeworben, schlecht genährt und schlecht bezahlt, aber dafür tüchtig geplagt und gefuchtelt. Seine Flinte war schlecht, seine Kleidung zu knapp, im Marschiren hinderlich und gegen Frost unzureichend, seine Kost erbärmlich. Der Geiz der schlechtbesoldeten Hauptleute ging so weit, daß sie dem gemeinen Soldaten an Nahrung und Kleidung ab- zwackten, was sie konnten. Viele Soldaten hatten statt der Weste nur ein Stückchen Tuch an den unteren Theil der Uniform, wo die Weste gewöhnlich hervorsah, angenäht. Kein Wunder, daß unter solchen Um- ständen das Heer des Königs in einer einzigen Schlacht vernichtet ward.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 87

1868 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 87 Inschrift setzen: „Gottes Freund, der Pfaffen Feind!" Lilly schlug die räuberischen Schaaren des Braunschweigers bei Höchst und bei Stadtlohn im nordwestlichen Westfalen. 3. Der Dänenkrieg 1 625 — 1629. Obwohl nun die Feinde des Kaisers und der Liga aus dem Felde geschlagen waren, so blieb dennoch Lilly unter den Waffen und plün- derte die niedersächsischen Länder. Deßhalb bewaffneten sich dieselben und wählten Christian Iv. von Dänemark zu ihrem Obersten. . Auch Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig eilten mit ihren Söldnern herbei, welche Jakob von England hatte anwerben lassen. Es war dem Kaiser unangenehm, daß er alle seine Siege liguisti- schen Feldherren und Truppen zu danken hatte; er wollte ihnen daruin den Krieg nicht mehr allein überlassen und sammelte ein bedeutendes Heer, dessen Leitung Graf Albrecht von Wallenstein erhielt. Wallen- stein stammte von edlen Eltern ab, welche der lutherischen Lehre an- hingen, und war 1583 in Prag geboren. Frühe verlor er Vater und Mutter; darum brachte ihn ein Oheim nach Olmütz in die Iesuiten- schule und bewog ihn zum Uebertritte zur katholischen Religion. Als junger Mann bereiste er England, Frankreich, Spanien, Holland und Italien, studirte in Padua Astrologie und trat mit trefflichen Erfah- rungen bereichert in das kaiserliche Heer, welches unter Rudolf gegen die Türken focht. Schon hier zeichnete er sich durch Wachsamkeit, Klugheit und Tapferkeit aus. Als er nach geschlossenem Frieden eine sehr begüterte mährische Wittwe heirathete, verwandte er sein ganzes Vermögen beim Ausbruche der böhmischen Unruhen dazu, ein Kürassier- regiment auf eigene Kosten zu werben und dein Kaiser zuzuführen. Für diese treue Hingabe schenkte ihm Kaiser Ferdinand den Reichs- grafentitel und die Herrschaft Friedland. Zu der Zeit, als Tilly am Main, Rhein und 'in Niedersachsen focht, erbot sich Wallenstein, auf seine Kosten ein Heer von 50,000 Mann ins Feld zu stellen, wenn man ihm den Oberbefehl übertrüge. Dies Anerbieten ward ange- nommen, und alsbald sammelten sich um des Friedländers Panier raublustige Schaaren aus aller Herren Länder, gleichsam als gelte es, die ganze Welt zu erobern. Das bewirkte Wallensteins Leutseligkeit. War er auch streng im Dienst und unerbittlich gegen Ungehorsame, außerhalb des Dienstes hatte der Soldat unbedingte Freiheit zu thun und zu treiben, was er wollte. Wer sich auszeichnete, ward befördert, wer ungehorsam war, kam an den Galgen, wer willig folgte, erhielt fürstliche Belohnungen. Sein strenges Wesen auf der einen, sein leut- Albrecht von Wailenstein tritt an die Spitze eines kaiserlichen Heeres.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 114

1868 - Mainz : Kunze
114 Erste Periode der neueren Geschichte. mit die allzugroße Nähe der Stadt ihre raublustigen Gäste nicht in Versuchung führe. ^Alba^um" '^)er ftan^e General näherte sich in Begleitung des Herzogs Frühstücke bei Heinrich von Braunschweig und seiner Söhne der Stadt und bat sich Schwarzburq kur(^ einen Boten bei Katharina aus ein Morgenbrod zu Gaste. Man Rudolstadt würde geben, was das Haus vermöchte, war die Antwort; seine Excellenz 1547- möchten vorlieb nehmen. Zugleich unterließ man nicht der Sauvegarde noch ein Mal zu gedenken und dem spanischen General die gewissenhafte Beobachtung derselben ans Herz zu legen. Ein freundlicher Empfang und eine gutbesetzte Tafel erwarteten den Herzog auf dem Schlosse. Er muß gestehen, daß die thüringischen Damen eine sehr gute Küche führen und auf die Ehre des Gastrechts halten. Noch hat man sich kaum niedergesetzt, als ein Eilbote die Gräfin aus dem Saale ruft. Es wird ihr gemeldet, daß in einigen Dörfern unterwegs die Spanier den Bauern das Vieh mit Gewalt weggenommen hätten. Katharina war eine Mutter ihres Volkes; was dem Aermsten ihrer Unterthanen widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen. Aufs äußerste über diese Wort- brüchigkeit entrüstet, doch von ihrer Geistesgegenwart nicht verlassen, befiehlt sie ihrer ganzen Dienerschaft sich zu bewaffnen und die Schloß- pforten wohl zu verriegeln; sie selbst begibt sich wieder nach dem Saale, wo die Fürsten noch bei Tische sitzen. Hier klagt sie ihnen in den beweglichsten Ausdrücken, was ihr eben hinterbracht worden und wie schlecht man das gegebene Kaiserwort gehalten. Man erwiederte ihr mit Lachen, daß dies nun einmal Kriegsgebrauch sei und daß bei einem Durchmärsche von Soldaten dergleichen kleine Unfälle nicht zu verhüten ständen. „Das wollen wir doch sehen", antwortete sie auf- gebracht. „Meinen armen Unterthanen muß das ihrige wieder werden, oder bei Gott, Fürstenblut für Ochsenblut!" Mit dieser bündigen Erklärung verließ sie das Zimmer, das in wenigen Augenblicken mit Bewaffneten erfüllt war, die sich, das Schwert in der Hand, doch mit vieler Ehrerbietigkeit hinter die Stühle der Fürsten pflanzten und das Frühstück bedienten. Beim Eintritte dieser kampflustigen Schaar ver- äuderte Herzog Alba die Farbe; stumm und betroffen sah man einander an. Abgeschnitten von der Armee, von einer überlegenen handfesten Menge umgeben, was blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu fassen und auf jede Bedingung hin die beleidigte Dame zu ver- söhnen. Heinrich von Braunschweig faßte sich zuerst und brach in lautes Gelächter aus. Er ergriff den vernünftigen Ausweg, die ganze Sache ins Lustige zu kehren, und hielt der Gräfin eine Lobrede über ihre landesmütterliche Sorgfalt und den entschlossenen Muth, den sie

5. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1867 - Mainz : Kunze
74 Zweite Periode des Mtttelaletrs. sprach: „Hebt Euer Salböl für Würdigere auf; für mich ist diese Ehre zu groß." Heinrich i. Heinrich wußte auch die Herzöge von Baiern und Schwaben ;ur genannt der , u Vogler, Fink- Anerkennung ftmer Würde zu zwingen und konnte nun seine volle ler, Städte- Kraft auf die Kämpfe mit den Slaven und Uugarn anwenden. Die gründer, der „ . , Große Ungarn (Magyaren) waren ein den Hunnen ähnliches, umherftrelsendes (919-936, Reitervolk und wegen ihrer trefflichen Bogenschützen, ihrer unbesiegbaren Tapferkeit und unbeschreiblichen Raubgier allgemein gefürchtet. Seit Arnulf sie gegen Zwentibold zu Hülfe rief, hatten sie Deutschland mit verheerenden Einfällen oft heimgesucht. In den ersten Jahren von Heinrichs Regierung hatten sie sich ruhig innerhalb ihrer Grenzen ge- halten; doch dauerte es nicht lange, so brachen sie wieder los und ver- übten solche Grausamkeiten, daß der Chronist Wittukind ausspricht, er wolle lieber verschweigen, was für ein Blutbad sie angerichtet, als den Schmerz durch seine Erzählung erneuern. Heinrich hatte das Glück einen ihrer Hauptanführer gefangen zu nehmen und erzwang sich da- durch einen neunjährigen Waffenstillstand, verpstichtete sich aber, ihnen alljährlich ein Ehrengeschenk zu zahlen. Diese Zusage ward treulich rüstet sich zum ^^bn, die Zeit der Waffenruhe aber dazu benutzt, großartige Boll- Ungarn" werke zu schaffen und kriegstüchtige Streiter zu bilden. Heinrich legte feste Plätze und Städte an; denn nur am Rhein und an der Donau, wo vor Zeiten die Römer geherrscht hatten, gab es eigentliche durch Wall und Graben befestigte Städte. Die ersten Festungen wurden in Sachsen und Thüringen errichtet, namentlich Merseburg, Meißen, Quedlinburg, Goslar, Nordhausen rc. Alle diese Festen wurden geräumig genug angelegt, um bei feindlichen Ueberfällen das anwohnende Land- volk aufnehmen zu können. Jedesmal der neunte * Mann von der durch verliehene Ländereien kriegspflichtig gemachten Bevölkerung sollte in die Stadt ziehen, daselbst wohnen und sich von den aus dem Lande Zurückgebliebenen ein Drittel der Ernte zur Aufspeicherung abliefern lassen, damit es in Zeiten der Noth an Mundvorrath nicht mangele. Nach diesen Vorkehrungen führte er mehrere Kriege gegen slavische Völkerschaften, besiegte dieselben 927 an der Havel und errichtete für alle Einfälle die Markgrafschaften Meißen und Nordsachsen. Kurz darnach erschienen die Ungarn (es nahte der Ablauf des Waffenstill- standes) und forderten das jährliche Ehrengeschenk. Mit harten Worten und schlägt sie entließ sie Heinrich. Unter furchtbaren Drohungen zogen die Gesandten ^bur^933° ai)' und schon im folgenden Jahre (933) erschienen zwei rachedurstige Heerhaufen der Ungarn. Der eine ward von den Sachsen und Thüringern theils aufgerieben, theils zersprengt, der andere lagerte vor Merseburg.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 137

1867 - Mainz : Kunze
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes rc. 137 was er wollte; die Faust oder das Schwert entschied. Zucht und Ordnung waren gewichen, Fürsten und Städte lagen in beständiger Fehde, die Ritter hausten auf ihren Burgen wie Räuber und Mörder. Unter starkem Geleite zogen damals die Kaufleute zu den Blessen und Märkten oder erkauften sich Ruhe von den Wegelagerern um hohen Preis. Gegen dies Unwesen des gesunkenen Ritterthums bildeten sich istdiezeude« zwei Städtebündnisse, das rheinische und das norddeutsche. Erst Ru- »a>-strech:s. dolph von Habsburg (vergl. §. 32) machte dem Faustrecht der kaiser- losen, schrecklichen Zeit ein Ende. „Und ein Richter war wieder auf Erden." Von Konrads Brüdern starb König Enzio zuerst. Er war l r. 25 Das Schicksal zu Palermo geboren und galt für den schönsten, tapfersten und edelsten Mann jener Zeit. Als entschiedener Anhänger der Gibellinen kämpfte er schon in seinem 12. Jahre an der Seite des Vaters, im 14. Jahre belegte ihn der Papst mit dem Bannflüche. Euzio vermählte sich mit Adalasia, der Erbin von Sardinien, einer leichtsinnigen, ehrlosen Frau. Die größte Kriegsthat, welche Enzio vollführte, war sein Sieg über die genuesische Flotte, bei welchem Anlasse er 100 Erzbischöfe, viele Bischöfe und Prälaten gefangen nahm und in silbernen Ketten ein- kerkerte. Aber seitdem verfolgte ihn das Unglück, i 249 gericth er in die Gefangenschaft der Bologneser. Der Rath verurtheilte den blühenden Jüngling zu lebenslänglichem Kerker und ließ sich durch keine Bitten, Versprechungen und Drohungen des betrübten Vaters von seinem Beschlusse abbringen. Enzio sah sein Königreich nie mehr; Adalasia vergaß ihren Gemahl und vermählte sich einem Betrüger, Michele Zanchi. Aber Enz'o verlor in allen diesen Widerwärtigkeiten im Km« von die Ruhe und Heiterkeit seines tiefen Gemüthes nicht; Dichtkunst, 23ci°8na' Gesang und Musik schufen ihm eine neue Welt. Auch Freundschaft und Liebe folgten und beglückten ihn im Kerker. Pietro Asinelli, ein fröhlicher, geistreicher Jüngling, ward sein treuer Herzensfreund, Lucia Viadagola, die schönste unter den Töchtern Bolognas, wurde durch die zartesten Bande der Liebe au ihn gefesselt. Rach Kvnradins Tod A268) erwachte in Enzio die Sehnsucht nach Freiheit und Rache. Allein ein Versuch in einein Fasse dm finstern Kerkermauern zu ent- Ein »erun. rinnen mißglückte durch eine verrätherische Locke seines Haupthaares, welches aus dem Spundloch hervorhiug und bemerkt wurde. Enzio wurde scitdenl in strengem Verwahrsam gehalten, bis er nach zweiund- zwanzigjähriger Haft verschied (1271). Sein Grab befindet sich in der Dominikanerkirche zu Bologna und ist durch eine gekrönte Bildsäule von Marmor und eine Inschrift kenntlich.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 200

1867 - Mainz : Kunze
200 Vierte Periode des Mittelalters Die Hilssiten zogen 1419 nach Prag und verlangten die Los- lassung einiger Gefangenen. Sie wurden abgewiesen; zugleich traf ein Johann Steinwurf vom Rathhause herab ihren Priester. Da drang Ziska in Führer, das Rathhaus ein und warf den Bürgermeister und 12 Räthe aus den Fenstern in die Schwerter und Spieße der bewaffneten Menge. König Wenzel ward vom Schlage gerührt und starb; sein Bruder- Sigismund wollte mit unerbittlicher Strenge gegen die Aufrührer ver- fahren, allein er war feinen Gegnern nicht gewachsen. So entbrannte denn ein sechszehnjähriger Krieg (1420 — 1436), welcher mit un- schlägt die menschlicher Grausamkeit geführt wurde. Sigismund erschien mit einem kaiserlichen .= Heere. 100,000 Mann starken Kreuzheere, ward aber aus dem Lande hinaus- gejagt, und so oft er erschien, geschah ihm dasselbe. Unter den Hussiten Uneinigkeit traten indessen bald Spaltungen hervor. Die Gemäßiateren, zwischen den . ^ ° Kalixtinern welche den Frieden wünschten, waren zufrieden, daß man ihnen den u. Taboriten. Kelch beim Abendmahl zugestand, weßhalb sie auch Kelchner oder Calixtiner hießen, daß in der Landessprache gepredigt und eine strengere Kirchenzucht eingeführt wurde. Ihre Gegner, die Taboriten, wollten nur das gelten lassen, was unmittelbar aus der heiligen Schrift abge- leitet werden könne. Ziska stand an der Spitze der Taboriten und wüthete jetzt gegen die böhmischen Städte, welche es nicht mit ihm hielten, mit derselben Grausamkeit wie gegen die rechtmäßigen Katho- liken. Männer und Frauen wurden in Kirchen eingesperrt und ver- brannt, unschuldige Kinder erwürgt und Städte und Dörfer einge- äschert. Durch einen Pfeilschuß verlor Ziska sein zweites Auge; von nun ließ er sich auf einem Karren in die Schlachten fahren, ordnete das Heer und feuerte seine Krieger an. 1424 starb er bei der Be- Nach Ziskas lagerung einer böhmischen Stadt an der Pest; es verbreitete sich die Prokopius Sage, er habe befohlen, seine Haut über eine Trommel zu spannen. Anführer. Nach seinem Tode traten die Spaltungen unter den Hussiten noch ent- schiedener hervor. Ein Theil der Taboriten wählte Prokopius den Großen zum Führer, ein anderer dagegen hielt keinen für würdig Ziska's Nachfolger zu werden, nannte sich deßhalb „die Waisen" und wählte einen Kriegsrath, in welchem jedoch meistentheils ein anderer Prokopius, der Unterscheidung wegen der Kleine genannt, die Leitung hatte. Neben ihnen bestanden noch die Horebiten nach einem Berge Horeb so genannt, und endlich die Calixtiner. Aber trotz diejer Spal- tungen siegten die Hussiten allenthalben, und um die Uneinigkeit nicht aufkommen zu lassen, trug Prokopius der Große den Krieg über die Grenzen Böhmens hinaus. Plündernd und mordend drangen sie bis

8. Hülfsbuch für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 118

1877 - Mainz : Kunze
- 118 Es war Wallenstein, 1583 zu Prag von lutherischen Eltern geboren; er wurde aber, ^nachdem er frh verwaist, in Olmtz von Jesuiten erzogen und ging zur katholischen Kirche der. Nachdem er groe Reisen gemacht, trat er in kaiserliche Dienste und wurde in Anerkennung seiner Auszeichnung zum Obersten gemacht und in den Grafenstand erhoben; zum Ersatz ausgelegter Kriegskosten erhielt er das Herzogthum Friedland in Bhmen. Seine erste Frau, eine reiche Wittwe, brachte ihm ein ungeheures Vermgen zu, das er durch den Ankauf consiscirter bhmischer Gter noch vermehrte. Wallenstein war eine lange hagere Gestalt, mit tief liegenden stechenden Augen, einer hohen gebieterischen Stirn; sein Wort war kurz und streng befehlend. Mit scharlachrotenj Kleidern angethan, den Hut besteckt mit einer langen ebenfalls rothen Feder, machte er einen geheimnivoll imponirenden Eindruck; er glaubte, wie berhaupt seine aberglubische Zeit, an die Sterne, das Volk hielt ihn fr fest" und mit der Hlle verbndet. Wallenstein bedang sich die Anstellung der Offiziere in dem Heere und das unbeschrnkte Oberkommando aus. Nachdem der Kaiser auf diese Bedingungen eingegangen, lie er die Werbe-trommel rhren, und in einigen Monaten stand ein ansehn-liches Heer da. Er rckte mit demselben in Niedersachsen ein und ma sich im Jahre 1626 mit Mansfeld in der Schlacht an der Dessauer Elbbrcke, in welcher er vollstndig siegte. Er verfolgte den Mansfeld, der durch Schlesien nach Ungarn zog, um sich mit Bethlen Gabor zu vereinigen. Da dieser aber, weil er die hungrigen Sldner nicht ernhren wollte, frieden schlo, so mute Mansfeld sein Heer entlassen und starb bald daraus (1626) in Dalrnatien (in der Rstung und stehend). Auch Christian von Braunschweig war in demselben Jahre gestorben. Im August 1626 erfocht auch Tilly der Christian Iv. einen vollstndigen Sieg bei Lutter am Barenberge, einem Stdtchen im Braunschweigischen, er rckte dann vor bis an die Nordsee. Im folgenden Jahre kam Wallenstein von seinen Verfolgungszuge zurck, verband sich mit Tilly und beide er-

9. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 521

1874 - Mainz : Kunze
Asien — Russische Länder. 521 noch mit denen der Nachbarvölker Aehnlichkeit — hängen vorzugsweise dem Islam, weit weniger einer christlichen Kirche au. Viehzucht wird natürlich mehr getrieben als Feldbau. Was Schweizer-Aelpler durch ihre Käse und durch emsige Hantierungen, das gewiuueu die Kaukasier durch Beutezüge in die Nachbarländer. Damit verbinden sie jedoch die Tugenden der Gastlichkeit, der Freiheitsliebe und der Tapferkeit, und sehen von ihren Felsen und Waldhöhen mit Geringschätzung hinaus auf die Bewohner der unermeßlichen nordischen Ebene. Und welcher Ebene! Fast nichts als baumlose Steppe, ohne Hebung und Senkung, und schon am Fuße des Kaukasus so niedrig, daß die Ströme-nicht in ihrer Richtung gen Nord bleiben, sondern gleich, sobald sie in der Ebene angelangt, sich seitwärts zu den Meeren wenden. Auch sind die Nomaden der Steppe, die Kara Nogaizier, Knmyken, Kalmüken, und am asowschcn Golf die Tscher- nomor» oder Schwarzmeer-Kosaken (Nachbarn derer vom Don) und mehr noch die Russen selbst, die als Kolonisten oder in Garnisonen dahin verpflanzt sind, sowohl an Körperban und Rührigkeit, als an Geist und Muth den Bergvölkern untergeordnet. Um so mehr vertheidigten diese ihre Selbständigkeit. In den vieljährigeu Kriegen mit den Russen trugen deshalb letztere mehr Niederlagen als Siege davon, und doch hatten sie stets nur mit einzelnen Völkern zu thuu, nie mit einem Verein aller, den sie klüg- lich zu hindern wußten. Selbst die oben erwähnte Straße nach Transkaukasien, noch in friedlicher Zeit stark befestigt, vermochten sie nur dann und wann zu benutzen und nur vermittels eines Tributs an die Osseteu, deren Gebiet sie durchzieht. Anfangs in diesem Kriege waren es besonders die Tscherkessen, gegen die sich die Anstrengung der Russen vergebens richtete, und selber die List, junge Fürstensöhne an den kaiser- lichen Hof zu ziehen, um sie ihrer Vaterlandsliebe zu entfremden, fruchtete so wenig, wie einst die Ritterwürde, die der Cherusker Hermann von den Römern erhielt. (Man lese Em. Geibels meisterhaftes Gedicht: der Tscher k essenfür st.) Dann waren es die Tschetschenzen, die den Sturm der Russen vorzugsweise bestanden, und mit nicht minderem Ruhme als die Tscherkeffen; wer kennt nicht den Namen ihres tapfern Führers Sch a myl, der zuletzt in russische Häude gerieth (1859)! Von da an erlahmte der Widerstand der freiheitliebenden Bergvölker mehr und mehr, die nun wohl alle, zum Theil allerdings erst dem Namen nach, die Herrschaft der Russen anerkennen. Inden letzten Jahren sind mehrere Hunderttausende der unabhängigen Bevölkerung des Westeus (namen- lich Tscherkefseu) nach der Türkei ausgewandert, und die letzten folgen. — Ciskau- kasieu besteht aus dem Derschen Landstrich (im O.) und dem Kub anschen (im W.) und aus dem Gouvernement Stawropol. Städte: Wladikankas (9000 E.) und Mosdok; Stawropol (21000); Jekaterinodar und Jeisk (28000). Schacht, Lehrd. d. Geographie 6. Aufl^ 34
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