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Soldat, vermehrte sein Heer bis auf 80000 Mann, ließ es vom alten Dessauer, dem Erfinder des eisernen Ladestocks, in harte Zucht nehmen und hatte besonders Freude an seinen langen Kerls, für die er, sonst so karg, das Geld nicht schonte. Obgleich nun unter ihm nicht nur Angeworbene sondern auch Landeskinder dienten, genoß doch der arg geplagte Soldatenstand noch keiner besonderen Achtung; blos die Offiziere, dem Adel des Landes angehörend, waren sich ihrer bevorrechtigten Stellung bewußt. Friedrich Wilhelm hat indessen wenig Anlaß gehabt die Tüchtigkeit seiner Armee zu erproben, um so mehr fand sich später Gelegenheit mit dem wohlgeborgenen Pfunde zu wuchern.
Gleichzeitig mit ihm herrschte Kaiser Karl Vi., der letzte Habsburger. Nach dem Rastadter Frieden sah er sich in einen neuen Türkenkrieg verwickelt, in welchem „Prinz Eugenius, der edle Ritter", nach dem Siege bei Peterwardein und der Einnahme Belgrads den Passaro-ivitzer Vertrag erzwang. Noch einmal ergriff der alte Held, der Schutzgeist Oesterreichs, die Sassen im sogenannten polnischen Erbfolgekrieg. Doch wurde mehr durch Diplomatenkünste als durch kriegerische Ereignisse es durchgesetzt, daß Karls Schützling, der sächsische August Iii., Polens Thron bestieg, freilich um den Preis Lothringens, welches zunächst an den französischen Prätendenten Stanislaus Lescinsky, dann seit 1766 an Frankreich fiel, während das eingeborne Herrscherhaus mit Toskana entschädigt ward. Solchen Länderhandel gab der Kaiser zu, um die Zustimmung der europäischen Höfe zur pragmatischen Sanktion zu erhalten, durch welche er dem Hausgesetze zuwider seine einzige Tochter Maria Theresia, die Gemahlin des lothringischen Franz Stephan, zur Erbin seiner Länder erklärte.
§ 40. Friedrich Ii. als Kronprinz.
Am 24. Januar 1712 wurde Prinz Friedrich, der älteste Sohn des damaligen preußischen Kronprinzen und der Prinzessin Sophie Dorothea von Hannover in Berlin geboren. Seine erste Erziehung leitete die ehemalige Lehrerin des Vaters, Frau von Roucoulles. Mit dem siebenten Jahre kam er unter männliche militärische Aufsicht; als Lehrer wurde ihm Dühan gegeben, aus einer Emigrantenfamilie stammend, den der König deshalb achten gelernt hatte, weil er als Zuschauer bei der Belagerung Stralsunds mehr als gewöhnliche Kaltblütigkeit im Kugelregen bewiesen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Vi Karl Karls_Schützling Karls August Stanislaus_Lescinsky Maria_Theresia Maria Theresia Franz_Stephan Franz Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Sophie_Dorothea_von_Hannover von_Roucoulles
Extrahierte Ortsnamen: Belgrads Oesterreichs Polens Lothringens Frankreich Berlin
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Dritte Periode der neueren Geschichte.
Allgemeine
Erhebung
zum Kampfs
gegen die
Fremdherr-
schaft.
Der alte
Blücher.
gegen Napoleon. Nach einer mündlichen Unterredung zu Kalisch mit
demselben erließ der preußische König jenen denkwürdigen Ausruf, welcher
die welsche Treulosigkeit, des Vaterlandes Erniedrigung und die zu
bringenden Opfer für die Rettung schilderte und mit diesen Worten
schloß: „Mit Zuversicht dürfen wir vertrauen, Gott und ein fester
Wille werde unserer gerechten Sache den Sieg verleihen und mit ihm
die Wiederkehr einer glücklichen Zeit!" Jetzt herrschte in ganz Preußen
nur eine Stimme, ein Gefühl,^ ein Zorn gegen die Fremdherrschaft
und das Unrecht, eine Sehnsucht, das Vaterland zu befreien und den
französischen Uebermuth einzuschränken. Krieg forderten alle Stände,
Krieg die Männer und Frauen, Bräutigam und Braut. Jünglinge,
die kaum wehrhaft waren, Männer mit silberweißem Haare und wanken-
den Knien, Krieger, die wegen ihrer Wunden längst ehrenvoll entlassen
waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter einer zahlreichen Familie
und Verwalter weitläufiger Geschäfte, vom Kriegsdienste gesetzlich frei,
drängten sich freiwillig zu den Fahnen heran, um in den Reihen des
Heeres für König und Vaterland zu streiten. Bei jedem Regiments
standen freiwillige Jäger, welche sich aus eigene Kosten bewaffneten,
Bürger und Bauern bildeten die Landwehr, deren Führer an Rang
und Auszeichnung denen des stehenden Heeres gleichgestellt wurden. Alle,
Alle brachten ihr Scherflein herbei, um zu helfen nach ihren Kräften.
Der alte kriegerische Geist, der für Vaterland und Freiheit freudig Gut
und Blut opfert, war wieder erwacht, und ehrenfeste, begeisterte Männer,
wie Ernst Moritz Arndt, Theodor Körner, Max von Schenkendorf, fachten
ihn durch ihre Freiheitslieder und Schlachtgesänge noch üppiger an.
Preußen hatte kühn den ersten Schritt gethan. Oestreich blieb neutral,
der ganze Rheinbund stand noch auf Seiten des französischen Kaisers.
Ein bedeutender Mann, der damals in die Geschichte unseres
deutschen Vaterlandes mit seltener Energie eingreift und zu den Fahnen
zurückkehrt, war Gebhardt Leberecht von Blücher. Er war 1742 zu
Rostock geboren und bei Beginn des siebenjährigen Krieges von seinem
Vater, einem hessischen Rittmeister, nach Rügen gebracht worden, wo
die schwedischen Husaren in der Brust des Jünglings den Wunsch rege
machten, Soldat zu werden. Blücher trat als Fahnenjunker zu den
schwedischen Husaren, ward aber bei dem ersten Zusammenstoß von
demselben preußischen Husarenregimente gefangen genommen, welches er
in der Folge so ruhmvoll befehligte. Der Oberst von Belling bewog
ihn hierauf preußische Dienste zu nehmen (1760). Auf Beförderung
harrend, ward ihm der Lieutenant von Jägersfeld vorgezogen, und so-
fort schrieb er an Friedrich den Großen: „Der von Jägersfeld, der
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Kalisch Gott Ernst_Moritz_Arndt Ernst Theodor_Körner Max_von_Schenkendorf Max Oestreich Gebhardt_Leberecht_von_Blücher Belling Friedrich Friedrich
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und strömen mehrere Íoo' zurück, bis die See sich beruhigt und mildere Wellen
allerlei Tang eder Seegras mit Stückchen Bernstein an die seichteren Stellen
des Seerandes spülen. Sofort waten die Bauern ins Wasser und schöpfen mit
runden Keschern an langen Stangen den Auswurf des Meeres, und häufen
alles am Strande auf, worauf unter Besichtigung bestimmter Staatsdiener der
Bernstein ausgelesen wird. Der beste ist weißlich gelb, von 6 Loth Schwere und
drüber. Das größte Stück wird zu Berlin gezeigt; es wiegt 13*/2 ñ und ist
mitten im Lande unweit Gumbinnen ausgegraben worden.
4) Der vorzüglichste Unterschied zwischen Preußen und Polen
ist aber der des Volkes. Denn Preußen wetteifert mit den übriger.
Deutschen an Bildung. Seine Städte sind gcwerbsam, seine Scbu-
len im Steigen, und mehrere Männer sind dort geboren, die unter
den größten Köpfen unsers deutschen Vaterlandes hervorleuchten;
besonders folgende:
Niklas Kopernikus, großer Astronom und Mechaniker. Er hat zuerst
die wahren Bewegungen der Himmelskörper und den Lauf der Planeten um die
Sonne gelehrt. Nach ihm, der vor drei Jahrhunderten gelebt, heißt noch
immer das Sonnensystem, das Kopernikanische, zum Unterschied von den früh-
ern, die auf unrichtiger Ansicht beruhten. Er war gebürtig aus Thorn an
der Weichsel (weshalb sich auch die Polen, die eine Zeit laug diese Stadt be-
saßen, ihn zueignen), Sohn eines Chirurgs, und studirte ebenfals Arzneikunde,
eh' er der mathematischen Wissenschaft sich ergab. Er starb 1)43 zu Frauen-
burg am frischen Haff, 70 Jahr alt, da er eben die Freude erlebt hatte, sein
Buch über die Bewegungen der Himmelskörper (de revolutionibus
orbium coelestium), aus Nürnberg gedruckt zu erhalten. Von seinen Kennt-
nissen der Mechanik zeugen die Reste einer Wasserleitung zu Frauenburg. Ver-
mittelst eines Dammes und Druckwerkes führte er aus der 2 Stunden entfern-
ten Passarge Wasser auf einen Thurm. Hier sammelte es sich in ein großes
kupfernes Becken und ward durch Röhren nach der steilen Domhöhe und in die
Hauser der Domherrn geleitet. — Immanuel Kant, geboren zu Königs-
berg 1724 und ebendaselbst 1804 als Lehrer an der Universität gestorben; war
vielleicht der größte unter den filosofischen Denkern Deutschlands. — I. Gotfr.
Herder, geboren zu Mohrungen 1744, gestorben zu Weimar 1803, ist ein
herrliches Beispiel, wie bedeutende Fähigkeiten des Geistes durch Fleiß und Be-
harrlichkeit selbst in der dürftigsten Lage sich entwickeln können. Sein Vater
war zu arm, um den Sohn in die Schule schicken zu können; und eben dieser
Sohn ward nachmals als einer der geistreichsten Schriftsteller von ganz Deutsch-
land geehrt. — Auch der originelle Denker Hamann, der Humorist Hippel,
der Maler Chodowiecki und der Liedercomponist Reichard, waren geborne
Preußen.
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