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— Schweiz.
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den jetzigen Rechtsanschauungen entsprechende eidgenössische Gesetzgebung aufgebaut werden
kann. Die Gegner des Einigungswerkes waren und sind im Deutschen Reich wie in
der Schweiz dieselben.
Was nun die Verfassung der einzelnen Cantone betrifft, so gibt es keine
aristokratischen mehr. In Nri, Unterwalden, Glarus und Appenzell hat sich nach alter
Weise die Landsgemeinde (mit einem alljährlich gewählten Landammann an der Spitze)
als einfachste Form kleiner Volkschaften erhalten; in allen übrigen ist die Bevölkerung
durch einen nach der Kopfzahl auf 4 Jahre gewählten Großen Rath (auf 1000 Be-
wohner 1 Rathsmitglied) repräsentirt, dessen Gesetzbeschlüsse in einzelnen Cantonen,
oder anch in einzelnen Fällen, noch einer Abstimmung in den Gemeinden unterliegen.
Der Großrath wählt anf bestimmte Zeit die höheren Beamten, namentlich die Mit-
glieder der Regierung (den Kleinen, Regierungs - oder Staatsrath), welche die
laufenden Regierungsgeschäfte besorgen. Beamte der Gemeinden, Bezirke oder
Kreise, verwaltender oder richterlicher Art, werden von diesen besonders gewählt, nur
daß einige obere der Bestätigung oder Ernennung von der Cantonal-Regieruugsbehörde
unterliegen. Da jeder Canton in seiner eignen Einrichtung und Verwaltung selbständig
ist, so finden sich natürlich Unterschiede und nicht bloß darin, daß z. B. in Bern ein
Regierungspräsident (ehemals Schultheiß), im Aargau ein Landammann, in Basel ein
Bürgermeister an der Spitze steht; anch noch in andern Dingen. So z. B. darf in
St. Gallen das Volk innerhalb 45 Tagen nach Erlaß eines Gesetzes sein Veto dagegen
einlegen. Abgesehen davon herrscht bundesgesetzlich politische Gleichberechtigung
aller Bürger, und kann der Cantonalbürger sich überall in der gesammten Schweiz
niederlassen.
Der Neuenburger Rougemout hat einmal die Schweiz die Akropolis von Europa
genannt. Richtiger wäre: ein Bollwerk, das nach 4 Seiten, gegen Frankreich, Italien,
Oesterreich und Deutschland Front macht und sie an diesem Punkte auseinander hält.
Dies Bollwerk war aber geraume Zeit sehr zerfallen und schwach geworden. Erst durch
i>ie Art der W ehrhaftig keit, wie sie der Bundesrath geschaffen, ist es wieder er-
Mut und hat es die alte Stärke, ja in doppeltem Maße, wieder gewonnen. Der Schweizer
"wird nämlich schon als Knabe an Waffenführnug gewöhnt, und das Turnen, an vielen
Schulen eines der nothwendigen Lehrfächer, fügt noch Gewandtheit hinzu. Die Männer-
ivelt hat eigne Schützenvereine, ferner cantonale und alle zwei Jahre ein allgemeines
eidgenössisches Schützenfest. Die Einübung von Rekruten soll deshalb wenig Schwierig-
leiten bieten, und nmsoweniger, da sie allein zur Kriegstüchtigkeit, nicht zur überflüssigen
'Parade befähigen will. Jeder Schweizer nun ist (24 Jahre) dienstpflichtig,
und zwar vom 20. bis 30. Jahre im Auszuge (3 °/o der Bevölkerung), vom 30. bis
40. in der Reserve (Iv» °/o der Bev.), hernach bis zum 44. in der Landwehr (die
'waffenfähige Mannschaft, die nicht im Auszuge oder in der Reserve dient). Ein stehendes
Heer hat die Schweiz nicht; denn im Frieden sind anßer der Uebungszeit nur 824 Offi-
ziere des eidgenössischen Stabes im Dienste. Der Kriegsfuß der schweizerischen Armee
beträgt ca. 201000 Mann (140 Bataillone Infanterie, 25 Schwadronen Kavallerie, 463
bespannte Feldgeschütze), nämlich 55000 Mann Bnndesanszug (93 Bataillone, 14
Schwadronen, 204 Geschütze), 51000 Mann Reserve und 64000 Mann Landwehr.
Der angehende Soldat bedarf im ersten Jahre allerdings 6 bis 8 Wochen Unterricht,
in den folgenden Jahren nur knrze Wiederholungskurse, je nach den Waffengattungen;
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Extrahierte Ortsnamen: Unterwalden Glarus Appenzell Bern Basel Europa Frankreich Italien Oesterreich Deutschland
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Europa —
Schweiz.
denn Artillerie, Kavallerie ,c. haben natürlich länger. Zum Offizier befähigen noch
besondere Kurse und die Kriegsschule zu Thun. Uniform und Gewehr nimmt jeder
Soldat von den Hebungen mit in die Heimat, um ungesäumt, wenn es gilt, auf dem
Sammelplatze sich einfinden und in Reih und Glied stellen zu können; eine Mobil-
machung geht deshalb rasch vom Fleck, man ist eigentlich immer mobil. — Von Zeit
zu Zeit ordnet die Bundesbehörde Truppenzusammeuzüge aus Armeetheilen mehrerer
Cantone an. An der Spitze der Truppencorps stehen nur Obersten; im Kriegsfall
allein wird einer zum General ernannt. Offiziere und Soldaten beziehen natürlich
nur für die Wochen und Tage Sold, die sie einberufen und im Dienst sind; denn
Soldaten und der größere Theil der Offiziere betreiben, wenn nicht im Dienste, da-
heim ein bürgerliches Geschäft, sei es als Landleute oder in einem Gewerbe, als Fabri-
kanten. Beamte, Richter ?c. Daher ist das schweizerische Militärbudget niedrig und
beträgt, die cantonalen Budgets ungerechnet, nur ca. 1,400000 Thlr.
Die schöne Schweiz ist von der Natur gerade nicht mit Reichthümern bedacht.
Eisen ist wenig vorhanden (2/ß des Bedarfs), Kohlen noch weniger. Obst hat sie in Fülle,,
folglich auch Obstmost, aber ihre Weine decken bei weitem nicht den Bedarf. Auch
was die zum Ackerbau geeigneten Landstriche an Getreide hervorbringen, ist viel zu
wenig zur Ernährung der jetzigen Bevölkerung. Sie muß gar Vieles, selbst Honig,
obwohl ihre Bienenzucht blüht, vom Auslände beziehen. Mit Wiesen und Alpenmat«
ten gesegnet, hegt sie einen herrlichen und zahlreichen Viehstand, so daß 500000 Eft-
Käse (besonders geschätzt sind Emmenthaler und Greyerzer) im Werthe von 6^/s Mtfl
Thlr. jährlich produzirt und mehrere tausend Kühe und viele Zuchtstiere iu die Fremde
verkauft werden und doch muß sie Vieh, zum Schlachten nämlich, kommen lasfen.-
Was braucht sie nicht allein der Reisenden halber, die in außerordentlicher Anzahl zur
Sommerzeit ihre Berge und Seeuser besuchen! Faßt man dies zusammen, so begreift
man, wie vor Jahrhunderten das Schweizervolk für arm galt und von der benachbarten
Ritterschaft, wie von den reichen Flandrern im Burgunderheere nur Kühmelker geschol-
ten wurde. Heutzutage steht es indes anders. Die wackern Kühmelker sind freilich
immer noch da, Viehzucht und Landban sind gottlob — wie unter andern der
wohlhäbige Bauernstand im Canton Bern bezeugt — noch immer Hauptbeschäftigung des
Volkes; allein in mehreren Cantonen, besonders in St. Gallen, Zürich und Außer-
rhoden, Basel und im Aargan, auf und am Jura, ja im Hochthale von Glarus und
in der Gersauer Schlucht hat sich immer mehr ein industrielles Leben entwickelt,,
das gegenwärtig auf einer Höhe steht, die Erstaunen erregt.
Nennen wir zuerst die Uhrenfabrikation. Ihre Hauptsitze sind in Chauxdek
fonds, Locle, im Traversthale und in anderen Jurathälern, besonders auch in Genf,
„der Hochschule der Uhrmacher"; sie beschäftigt 40000 Menschen und erzielt einen jähr-
lichen Produktionswerth ca. 27 Mill. Thlr. Der europäische Markt ist für sie längst zu
eng. In Genf wird ferner, theils mit der Uhrmachern verbunden, theils als selbstän-
dige Industrie auftretend, die Verfertigung von Gold- und Silberwaaren, welche
genannte Stadt zu einer Art „Klein-Paris" macht, ins großartige betrieben. Die Her-
stelluug von Musikdosen, ein Nebenzweig des Uhrgeschäfts, ist fortdauernd in Flor;
ihre Fabrikate gehen bis nach China. — Gleichwichtig ist die Verarbeitung der
Baumwolle, der Hauptindustriezweig der Schweiz, rücksichtlich welcher sie den
3. Rang in Europa einnimmt; sie hat ihre Hauptsitze in der Ostschweiz, beschäftigt an
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Extrahierte Ortsnamen: Europa_—
Schweiz Reih Bern Basel Aargan Glarus Chauxdek Genf Genf China Europa Ostschweiz
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Schweiz. — Das Geschichtliche.
land die Zeit an ein System von Grundrechten verlor, eine wesentlich ver-
besserte Bundesverfassung geschaffen war. Die zu große Selbständigkeit
der einzelnen Kantone (Kantonalsouveränität) mußte sich eine Beschränkung ge-
fallen lassen, und an die Stelle der Tagsatzung traten, wie in Nordamerika,
zwei legislative Häuser und eine Exekutivgewalt. Jene sind: 1) Der nach der
Kopfzahl auf 3 Jahr gewählte Nationalrath; er besteht aus etwa 120 Per-
sonen. 2) Der Stände rath (Senat) wozu jeder Kanton 2 Mitglieder stellt,
zusammen also 44. Die Exekutive hat der aus 7 Personen bestehende Bundes-
rath, mit einem Buudespräsi Leuten an der Spitze; Präsident und Rath
werden, jener nur auf 1 Jahr, die Sieben aber auf 3 Jahr, von beiden legis-
lativen Häusern, gemeinschaftlich, gewählt. Bern ist zum beständigen Sitz der
Bundesversammlung bestimmt; und dieser das Recht über Krieg und Frie-
den, über Bündnisse und Staatsverträge, über die Zölle und Posten der gesamm-
ten Eidgenossenschaft zugetheilt, so wie sie auch den amtlichen Verkehr einzelner
Kantone mit Regierungen des Auslands zu vermitteln, und die Mitglieder des
hohen Bundesgerichts auf dreijährige Amtsdauer zu ernennen hat. Es kommt
nun darauf an, ob die noch immer bewegten Partheien sich bei dieser Aenderung
beruhigen; die übergroße Mehrheit des Volks scheint damit sehr befriedigt
zu sein. —
Die Schweiz oder Helvetien liegt zwischen 45% und 47%° Br. zwi-
schen Deutschland, Frankreich und Italien. Schneefelder unv Gletscher nehmen
über 170 und die Oberfläche der Seen an 38 Qm. ein, für den Wohnplatz der
Menschen bleiben also nur 542 Qm. übrig. Da" Volk ist größtentheils deutsch;
nur im altburgundischen Westen und Südwesten wird französisch und am Tessin
italisch gesprochen, in einigen Thälern Graubündtens hört man auch rhätisch.
Die Mehrzahl (nämlich mehr als 6/10 der Bewohner) ist resormut, die Minder-
zahl (etwas über 900000) katholisch; in einigen Kantonen leben beide unter-
einander. Juden findet man nur wenige.
Die Schweiz ist, wie Rougemont sagt, „die Akropolis von Europa",
zu klein um in den Ländern umher zu erobern, doch stark genug um ihnen nicht
zu gehorchen. Zu vertheidigen ist sie leicht; wie die Flüsse sich einstens enge
Thore zum Ausströmen gebrochen, so haben auch die Feinde, die yiueiudringen
wollen, erst Pässe zu stürmen. Nach Landesordnuug ist jeder Waffenfähige zum
Kriegsdienst verpflichtet; und wenn man für Geschütz und Reiterei gesorgt, und
die Militzen wacker eingeübt, so kann, wie wir 1847 im Sonderbuudskriege
gesehen, rasch ein Heer von 100000 Mann an die Gränze rücken. Nur muß das
Volk einig und der Vorfahren, die muthig und kraftvoll ihre Bergfeste ver-
theidigten, würdig sein.
Nach Flächeninhalt sind Graubündten und Bern die größten Cantone, nach
Volkszahl: Bern, Zürich, Waadt, Aargau und St. Gallen. Wir wollen erst
die 13 ältern durchgehen, und zwdr die (gewesenen) Vororte voran, dann die
9 jüngern.
1) Canton Zürich, reformirt, mit 250000 Bew. Unter den Bergen der
3700' hohe Albis. Städte: Zürich mit 20000 E., Universität u. Polytechnikum.
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TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Akropolis_von_Europa"
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Helvetien Deutschland Frankreich Italien Bern Waadt
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Kanarienvögeln, woltnen Teppichen und Lederhandschuhen. Me-
talle der Alpen werden in tausend und tausend Waaren verführt.
Mit manchen Alpenkräutern und Blumen werden die Apotheken ver-
sorgt, der Schwcizerblumenthee z. B. ist beliebt. Und wie viel
Thiere werden ausgestopft, Steine und Pflanzen in Sammlungen
gebracht und an Museen und Naturkundige versandt! Hölzernes
Schnitzwerk, Strohgeflechte und Käse sind schon genannt. Kirschen-
geist oder Kirschwasser aus den Alpen (besonders das der Schweiz)
ist weit berühmt, das freilich nur der Vergreisende mit Wasser ver-
mischt, als bestes Stärkungsmittel, genießen sollte, und nicht der
müßige reiche Stadtbewohner, der es nur zum Ueberfluß und zur
Erhitzung tbnt. Für alles dies, für eine Menge von Linnen-,
Woll- und Baumwollwaaren und andern Dingen ist der Aelpler im
Stand, das noch fehlende Getraide nebst Arbeiten und Produkten
fremder Länder und Welttheile sich zu verschaffen. Auch werden
seine Straßen noch durch den Handel belebt, den seine Nachbarn
von hüben und drüben mit einander treiben, der also nur hindurch
geht. Solcher Handel heißt Transit-Handel. Er ist besonders zwi-
schen Italien und Deutschland lebhaft.
Passe und Handelstraßen.
Zu dem Behuf werden die Pässe über Joche und Sättel des
Gebirges benutzt. Die meisten derselben sind freilich so hoch und
steil, durch Abgründe, Gletscher und Schneestürze so gefährlich,
daß sie nur für Menschen, oder für den sichern Tritt der Maulthiere
und Saumrosse gangbar gemacht werden konnten. Ist das letztere
der Fall, so heißen sie Saumwege. Einzelne Pässe hat man
jedoch durch Mühe und Kosten in Straßen umgeschaffcn, die zum
Theil befahren werden. Unter diesen merken wir: 1) In den Ost-
alpen die Straße von Wien nach Italien; sie führt überden Söm-
mering (wo höchster Punkt der Straße 3120') nach Bruck an der
Muhr, und weiter nach Klagenfurt an der Drau. Von hier geht
sie über den Pontafel (2400') westlich des Terglu zum Tagtta-
mento. Der Weg von Klagenfurt nach Laibach führt über den
Loibl 4020" hoch. — 2) In den Weg zum Pontafel (also nach
Italien) führt auch eine Straße aus dem Salzathal neben dem
Radstädter Tauern, 4960" hoch. — 3) Auf der Straße durch
Tyrol nach Italien ist der höchste Punkt 4350" am Brenner südl.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Wien Italien Bruck Klagenfurt Klagenfurt Laibach Italien Italien