Aorworl.
Obgleich das vorliegende Büchlein, dessen Erscheinen von dem Unterzeichneten bereits vor zwei Jahren in der Vorrede znr vierten Auflage von Cassian Iii. in Aussicht gestellt worden ist, fast allen geschichtlichen Lehrbüchern an Umfang weit nachsteht, glaubt der Verfasser doch, daß es hinreichenden Stoff nicht blos für die bei der ersten Ankündigung ins Auge gefaßten höheren Töchterschulen sondern überhaupt für alle Lehranstalten bieten werde, die ihre Schüler etwa bis zum 16. Lebensjahre unterrichten. Einen Widerspruch gegen diese Ansicht befürchiet er kaum in Bezug auf die Geschichte des Altertums, die mit mehr als fünf Bogen bedacht ist, weil es nicht gerathen schien denjenigen Theil des historischen Wissens durch Abzüge zu kürzen, dessen Kenntnis von jedem Gebildeten erwartet werden darf, da dieselbe erforderlich ist, um überhaupt politische Zustände und Veränderungen zu verstehen.
Dagegen mag Manchem die zweite Abtheilung zu dürftig und knapp erscheinen und zwar hauptsächlich wegen ihrer Beschränkung auf die deutsche Geschichte. Der Verfasser indessen hat durch jahrelange Lehrtätigkeit die Erfahrung gewonnen, daß ein Uebergreifen über die Grenzen, die er sich in dem hier gebotenen Werkchm gesteckt hat, weit davon entfernt die Geschichtskenntnis der Schüler zu vermehren, vielmehr durch die Fülle der Daten verwirrt. Aber auch abgesehen von diesem pädagogischen Grundsatz erachtet er es als patriotische Pflicht der Schule vor allem im eigenen Hause zu orientieren, was Franzosen und besonders Engländer bisher weit besser verstauben haben als wir. Ihm gilt als Norm jene alte Vorschrift Schleiermachers, dem jungen Geschlechte das Christentum und den Staat, d. i. das Vaterland, klar zu machen.
Die erste Aufgabe fällt wesentlich dem Religionsunterrichte
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übertragen und außerdem der Name Augustus d. H. der Geweihte, verliehen, der von jetzt an der stehende Titel des Kaisers (Caesar) bleibt. Zu seinem persönlichen Schutze erhielt er eine Leibwache, die Prätorianer, welche ein General mit dem Titel Präfekt befehligte. Ein anderer Präfekt hatte für die Sicherheit der Stadt, welche in vierzehn Regionen eingetheilt wurde, zu Wachen. Rom felbst wurde so verschönert, daß Augustns sich rühmen durfte eine Stadt aus Ziegelsteinen überkommen, eine marmorne hinterlassen zu haben. Die Provinzen wurden in senatorische und kaiserliche geschieden. Zu letztem gehörten . die, deren Grenzen noch nicht völlig gesichert waren, deshalb stand in ihnen ein stehendes Heer von ungefähr 400000 Mann. In den senatorischen führten zwar Proconfnln und Proprätoren die Verwaltung, das militärische Commando staub aber nur kaiserlichen Generalen Zu- Neben der großen Staatskasse (Aerar) würde eine Privatkasse (Fis-cu§) geschaffen, welche balb die erstgenannte verschlang. Alle kaiserlichen Beamten erhielten aus berselbeu ihr fest bestimmtes Gehalt, die Gelegenheit zur Aussaugung der Provinzen schwand so immer mehr. Anzuerkennen sind auch die Bemühungen Augusts dem Sittenversall, der Ehe- und Kinberlosigkeit entgegenzuwirken.
Unterstützt würde er bei seinen Regierungsmaßregeln vornehmlich durch zwei Männer, den kriegstüchtigen Bipsanins Agrippa, den er sich zum Schwiegersöhne wählte, und den hochgebilbeten Cilnius Mäceuas, den Gönner und Förderer der Kunst und Literatur. Gerade durch letztem hat das augusteische Zeitalter eine große Berühmtheit erlangt.
Die äußeren Kriege waren mit Ausnahme der germanischen unbedeutend. Der gefährlich drohende Partherkrieg wurde glücklich vermieden, indem der Partherkönig die von Crassus eingebüßten Feldzeichen aus freien Stücken zurückschickte. In Germanien kämpften die Stiefsöhne des Auguftus; das Land zwischen Alpen und Donau unterwarf der ältere Tiberius, während Drusus vom Rhein bis zur Elbe vordrang aber auf seinem letzten Zuge 9 v. Ch. ein unerwartetes Ende fand. Tiberius befestigte nun die römische Herrschaft bis zur Weser. Ein späterer Statthalter Quintilius Varus glaubte über Germanen wie über knechtische Orientalen gebieten zu können, reizte sie aber dadurch zum Aufstand. Der Führer desselben Armin, ein Cheruskerfürst, bereitete den römischen Legionen eine furchtbare Niederlage im Teutoburger Walde (9 nach Ch.), die ihren Schrecken bis Rom verbreitete; doch blieben die Sieger am Rheine
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Extrahierte Personennamen: Augustus Caesar Augusts Bipsanins_Agrippa Cilnius_Mäceuas Tiberius Tiberius Quintilius Varus Armin
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Ii. Schweiz und Holland werden für unabhängig vom Reiche erklärt.
Iii. Frankreich erhält den faktischen Besitz von Metz, Toul und Verdun rechtlich zugesichert, außerdem das österreichische Elsaß, Alt-Breisach und das Besatzungsrecht in Philippsburg.
Schweden nimmt für sich Vorpommern mit Rügen, Stettin, Wismar, die Bistümer Bremen und Verden und 5 Mill. Thaler. Es besitzt seitdem die Mündungen der Oder, Elbe und Weser und kann den ganzen deutschen Handel lahm legen.
Iv. Baiern behält die Qberpfalz und die Kurwürde; die Rheinpfalz mit der neugeschaffenen achten Kur wurde dem Sohne des unglücklichen Winterkönigs gegeben. Sachsen erhält die Lausitz, Hessen Hersfeld und Schaumburg, Mecklenburg Schwerin und Ratzeburg.
Brandenburg wurde für den verlorenen Theil Pommerns durch Halberftadt, Minden, Cammin und Magdeburg entschädigt, Hinterpommern fiel ihm durch Erbschaft zu.
V. Alle deutschen Fürsten wurden für souverän erklärt; sie durften Bündnisse schließen und Krieg führen nur eingeschränkt durch die inhaltlose Formel, „soweit es unbeschadet Kaiser und Reich geschehen könne".
Der Papst erkannte den westfälischen Frieden nicht an, auch Oesterreich setzte sich über die Bestimmung, welche den Protestanten Religionsfreiheit verlieh, in seinen Erblanden hinweg.
§ 34. Folgen -es Krieges.
Vor dem Kriege war Deutschland ein reiches Land gewesen, in dem Handel und Wandel blühte, große Städte zu Macht und Ansehen herangediehen, Wissenschaft, Kunst und Handwerk gepflegt wurden. Das alles war verschwunden; von einer Menge Ortschaften kannte man die Stätte nicht mehr, wo sie gestanden; ehedem fruchtbare Fluren waren mit Gestrüpp überwuchert oder mit Wald bewachsen. Die Bevölkerung war mindestens bis zur Hälfte zusammengeschmolzen. Und das war nicht einmal die schlimmste Folge. Das Volk hatte, durch den Anblick so vieler
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Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Alt-Breisach Philippsburg Stettin Wismar Rheinpfalz Sachsen Hessen_Hersfeld Schaumburg Mecklenburg_Schwerin Ratzeburg Brandenburg Minden Magdeburg Hinterpommern Oesterreich Deutschland
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Soldat, vermehrte sein Heer bis auf 80000 Mann, ließ es vom alten Dessauer, dem Erfinder des eisernen Ladestocks, in harte Zucht nehmen und hatte besonders Freude an seinen langen Kerls, für die er, sonst so karg, das Geld nicht schonte. Obgleich nun unter ihm nicht nur Angeworbene sondern auch Landeskinder dienten, genoß doch der arg geplagte Soldatenstand noch keiner besonderen Achtung; blos die Offiziere, dem Adel des Landes angehörend, waren sich ihrer bevorrechtigten Stellung bewußt. Friedrich Wilhelm hat indessen wenig Anlaß gehabt die Tüchtigkeit seiner Armee zu erproben, um so mehr fand sich später Gelegenheit mit dem wohlgeborgenen Pfunde zu wuchern.
Gleichzeitig mit ihm herrschte Kaiser Karl Vi., der letzte Habsburger. Nach dem Rastadter Frieden sah er sich in einen neuen Türkenkrieg verwickelt, in welchem „Prinz Eugenius, der edle Ritter", nach dem Siege bei Peterwardein und der Einnahme Belgrads den Passaro-ivitzer Vertrag erzwang. Noch einmal ergriff der alte Held, der Schutzgeist Oesterreichs, die Sassen im sogenannten polnischen Erbfolgekrieg. Doch wurde mehr durch Diplomatenkünste als durch kriegerische Ereignisse es durchgesetzt, daß Karls Schützling, der sächsische August Iii., Polens Thron bestieg, freilich um den Preis Lothringens, welches zunächst an den französischen Prätendenten Stanislaus Lescinsky, dann seit 1766 an Frankreich fiel, während das eingeborne Herrscherhaus mit Toskana entschädigt ward. Solchen Länderhandel gab der Kaiser zu, um die Zustimmung der europäischen Höfe zur pragmatischen Sanktion zu erhalten, durch welche er dem Hausgesetze zuwider seine einzige Tochter Maria Theresia, die Gemahlin des lothringischen Franz Stephan, zur Erbin seiner Länder erklärte.
§ 40. Friedrich Ii. als Kronprinz.
Am 24. Januar 1712 wurde Prinz Friedrich, der älteste Sohn des damaligen preußischen Kronprinzen und der Prinzessin Sophie Dorothea von Hannover in Berlin geboren. Seine erste Erziehung leitete die ehemalige Lehrerin des Vaters, Frau von Roucoulles. Mit dem siebenten Jahre kam er unter männliche militärische Aufsicht; als Lehrer wurde ihm Dühan gegeben, aus einer Emigrantenfamilie stammend, den der König deshalb achten gelernt hatte, weil er als Zuschauer bei der Belagerung Stralsunds mehr als gewöhnliche Kaltblütigkeit im Kugelregen bewiesen.
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Extrahierte Ortsnamen: Belgrads Oesterreichs Polens Lothringens Frankreich Berlin
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leeren Titel und der Insel Elba begnügen, Frankreich erhielt seine Grenzen von 1792 und die Bourbonen zurück. Während nun auf dem Congreß zu Wien, wo besonders die deutschen und polnischen Verhältnisse neu geordnet werden sollten. Streit zwischen den einzelnen Mächten auszubrechen drohte, verließ durch die bourbonische Misregierung gelockt, Napoleon sein Exil und begann mit einem Triumphzuge durch sein ehemaliges Reich die Herrschaft der 100 Tage. Aber Wellington, der im Jahre zuvor nach dem Siege bei Vittoria von Süden aus Frankreich durchzogen hatte, und Blücher standen noch in Waffen. Der letztere von der Uebermacht bei Ligny angefallen und geschlagen brachte es den dritten Tag darauf fertig, seinem englischen Waffenbruder recht zeitig zu Hilfe zu kommen und mit ihm die Entscheidungsschlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) zu gewinnen. Mit dem letzten Hauche von Roß und Mann verfolgte Gneisenau den fliehenden Kaiser und hätte ihn beinahe gefangen genommen. Mit seinem Regimente war es nun für immer aus, aber der größeren Sicherheit wegen erhielt er die einsam im Weltmeere gelegene Insel St. Helena zum Gefängnis und als Kerkermeister den Engländer Lowe. Nicht sechs Jahre ertrug er das Schicksal einer gefallenen Größe.
Der zweite Pariser Friede beschränkte die Grenzen Frankreichs auf seinen Besitzstand von 1790 und legte ihm außerdem eine Kriegsentschädigung auf, die freilich nicht annähernd hinreichte, die schweren Opfer zu ersetzen. Der Wiener Congreß sprach Preußen das schwedische Vorpommern, einen großen Theil Sachsens und viele Besitzungen in Westfalen und am Rhein zu, wogegen es freilich auf die meisten seiner früheren polnischen Länder verzichten mußte, die zu einem Königreich (Congreßpolen) vereinigt später an Rußland fielen. So wurde es int Gegensatze zu Oesterreich ein wesentlich deutscher Staat. Alle deutschen Fürsten und die vier freien Städte, im ganzen 38 Gebiete, bildeten den deutschen Bund, dessen Leitung sich in den Händen des Frankfurter Bundestages befand, in welchem Oesterreich den Vorsitz führte.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Vittoria_von_Süden Helena
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Königreich Italien, Istrien und Dalmatien an Napoleon persönlich, Tyrol und Vorarlberg an Baiern, Vorderösterreich an Würtem-berg und Baden. Die beiden ersteren verbündeten deutschen Staaten wurden zu Königreichen, der letztere zu einem Großherzogtum erhoben. Rußland und England schlossen keinen Frieden, die Kunde der schweren Niederlage aber beschleunigte den Tod des großen Pitt.
Preußen, das durch die Unentschlossenheit seines Ministers Haugwitz neutral geblieben war, mußte Ansbach und Baireuth sowie das rechtsrheinische Cleve abtreten, wofür es Hannover und die Feindschaft Englands eintauschte. Napoleon war so mächtig geworden, daß er ganze Reiche an Glieder seiner Familie austheilte, z. B. Neapel und Holland an seine Brüder Joseph und Ludwig, Italien an seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais, Cleve-Berg an seinen Schwager Mürat. Am 12. Juli 1806 stiftete er den Rheinbund (Baiern, Würtemberg, Baden, Mainz, Darmstadt, Berg u. s. w.), über dessen Truppen er als Protektor uneingeschränkt verfügte, und dessen Verwaltung sich ganz dem französischen Muster anbequemen mußte. Jetzt war es nur mehr eine leere Formalität, daß Franz Ii, seit 1792 Leopolds Ii. Nachfolger, am 6. August die deutsche Kaiserkrone niederlegte und damit das mehr als tausendjährige Reich für erloschen erklärte.
§ 47. Preußens Fall und Wiedergeburt.
Ter preußische Staat hatte durch die Neutralität, welche er sich im Basler Frieden auferlegt, den Ruhm, der Vorkämpfer Deutschlands zu. sein, verscherzt und die Achtung des übrigen Europas zum Theil eingebüßt. Als nun Ende 1797 Friedrich Wilhelms Ii. Tod die Regierung in die Hände seines Sohnes Ariedrich Wilhelm Iii. (1797—1840) legte, erwartete man von diesem neuen Herrscher Besserung. Diese Hoffnung erfüllte sich auch in mancher Beziehung, indem das Wöllnersche Religionsedikt aufgehoben, eine bessere Ordnung der Finanzen hergestellt und mehr durch das Beispiel des edlen Familienlebens des königlichen Pares als durch Verfügungen der guten Sitte am Hofe und im Lande wieder eine Stätte bereitet wurde. Aber zum vollständigen Bruche mit dem alten System durch Wahl energischer Minister konnte der König sich noch nicht entschließen, und seine Friedfertigkeit, Unentschlossenheit und wohl auch Mistrauen in seine Hilfsmittel ließ ihn die Fessel der Neutralität geduldig weiter tragen. Doch wäre es'1805 bei seiner Zusammen-
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Im Innern gab es Urwälder von großer Ausdehnung, reich an Wild, dessen Jagd eine Hauptbeschäftigung deutscher Männer bildete. Ackerbau, zu dessen Pflege das damalige rauhe und feuchte Klima wenig einlud, trieben sie nothdürstig; ihre Heimstätten, mitten in ihren Husen gelegen, erbauten sie, wo eine Lichtung, ein Bach, ein Rain ihnen gefiel. Die Frauen genossen großes Ansehen; die Sklaven, denen der Feldbau oblag, wurden im allgemeinen milde behandelt. Krieg zu führen war das Vorrecht der Freien (Frilinge); ihre selbstgewählten Anführer, die Herzoge, legten nach dem Feldzuge ihre Würde nieder. Oft indes unternahmen auch einzelne durch Geburt hervorragende Männer (Edelinge) einen Krieg auf eigene Faust; dann schlossen sich denselben freiwillige Begleiter als Gefolgschaft an, die im Falle der Niederlage mit ihrem Fürsten (Ersten, Anführer) starben, im Falle des Sieges von ihm aus der Beute reich belohnt wurden. Aus solchen Kriegszügen scheint das Königtum bei verschiedenen Stämmen erwachsen zu sein, doch war die Macht der Könige sehr beschränkt, da jede Entscheidung in der Hand der Volksgemeinde lag.
Die Religion war fast reiner Naturdienst. Den obersten Rang nahm Wotan, der Gott des Himmels ein. Er besaß nur ein Auge, wie am Firmament nur eine Sonne glänzt. Als wilder Jäger zieht er unter Sturm und Regen in den Lüften dahin, von einem großen Heere begleitet. Sein Sohn Donar fährt auf einem mit Böcken bespannten Wagen und tobtet mit seinem Hammer die unholden Riesen. In der Schlacht steht ihm der einarmige Schwertgott Ziu zur Seite. Nachklänge an diese Göttergestalten leben noch in den Namen folgender Wochentage: Dienstag —Ziustag, Donnerstagdonarstag, der englische Wednesday (Mittwoch) = Wotansdag. Die Benennung Freitag rührt von der Gemahlin Wotans Freya her, die bei den verwandten Skandinaven als Göttin der Liebe verehrt ward, bei den Germanen kaum erwähnt wird. Dagegen hatten diese die Göttin Hel, welche bald als Himmelsgöttin prächtig erscheint (daher Bertha —Pracht genannt), bald als Herrscherin des Todtenreichs die Gestorbenen birgt und verhehlt.
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daß wenigstens einige Festungen sich tapfer hielten, besonders Graudenz und Colberg, wo Bürger und Soldat, Nettelbeck und G n e i s e n a u an Mut und Zähigkeit mit einander wetteiferten. Doch die Niederlage bei Friedland (14. Juni), wo Marengos Sonne dem französischen Kaiser leuchtete, entmutigte Alexander, der seines Versprechens uneingedenk auf Unterhandlungen mit dem Feinde eingieng, welche zu dem Frieden von Tilsit führten (7. und 9. Juli). Hier trat die edle Königin Luise dem anmaßenden Sieger trotz alles Schmerzes würdevoll entgegen, im tiefsten Leid Preußens Berechtigung zum Kampfe nicht verleugnend. Friedrich Wilhelm verlor die Hälfte seines Gebietes, alles Land westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen aus der zweiten und dritten polnischen Theilung; den Rest ließ ihm Napoleon, wie er höhnend sagte, aus Achtung für den Zaren, der selber sich nicht scheute an der Beraubung Preußens theil-zunehmen. Von den deutschen Verbündeten Preußens erhielt Weimar Gnade, Sachsen sogar als Belohnung das Großherzogtum Warschau und den Königstitel, das Kurfürstentum Hessen und Braunschweig hörten auf zu bestehen, und aus ihrem Gebiete und den westelbischen preußischen Landestheilen stoppelte Napoleon das Königreich Westfalen zusammen, welches er seinem jüngsten liederlichen Bruder Hieronymus verlieh. Rührend war der Abschied, welchen Friedrich Wilhelm von seinen Unterthanen nahm, erhebend die plattdeutsche Antwort der Markaner, in welcher sie ihm treuere Generale und klügere Minister wünschten.
Ihr Wunsch sollte sich erfüllen; zum Leiter des Landes wurde der Reichsfreiherr vom Stein berufen, der die Erb-unterthänigkeit vollends aufhob, eine freisinnige Gemeinde- und Städteordnung ins Leben rief und durch seine Verwaltungsmaßregeln den Argwohn und die Besorgnis Napoleons in dem Maße erregte, daß er ihn von Madrid aus 1808 ächtete und so in den Augen Europas als seinen gefährlichsten Feind adelte. Fast zwei Jahre nach seiner Amtsniederlegung gelangte Hardenberg ans Ruder, der ruhiger und deshalb weniger angefochten in Steins Geiste weiter wirkte.
Die Sorge für das Heer übernahmen Scharnhorst und
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Extrahierte Ortsnamen: Colberg Friedland Tilsit Magdeburg Weimar Sachsen Warschau Hessen Westfalen Napoleons Madrid Europas Steins
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Gneisenau, welche, obgleich der Frieden Preußen eine Armee von nur 42000 Mann gestattete, durch Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und das sogenannte Krümpersystem es dahin brachten, daß im Falle der Not 150000 wohlgediente Soldaten dem Vaterlande zu Gebote standen.
Ein wunder Fleck waren auch die Finanzen. Durch den unglücklichen Krieg, durch fast unerschwingliche Contributionen, durch die anspruchsvolle Verpflegung zahlreicher französischer Truppen selbst während der folgenden Friedensjahre, durch die Sorge um die dielen stellenlosen Beamten, endlich durch die Vernichtung des Handels war das Land an den Rand des Abgrunds gebracht; bessere Zustände zu schaffen, reichte bloße Sparsamkeit, worin die königliche Familie mit nachahmenswerthem Beispiel und rührender Selbstentäußerung vorangieng, nicht aus; es mußte die Steuerfreiheit der sich sträubenden Privilegierten aufgehoben, zum Verkaufe geistlicher Güter und Domainen geschritten, der Kurs des Papiergeldes zwangsweise festgesetzt, die Steuerkraft der Nation im allgemeinen erhöht werden, was diese als Gegenleistung für die gewährte Selbstverwaltung, für die größere Sicherheit des Besitzes und die zugestandene freiere Verfügung der Einzelnen über ihr Vermögen sowie in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft sich willig gefallen ließ.
Daß bei allen diesen Nöten die Pflege geistiger Güter nicht versäumt, im Gegentheil eine Universität in der Hauptstadt gegründet wurde (1810), an der ein Fichte und Schleiermacher in nationalem und echt christlichem Geiste wirkten, muß als große That rühmend hervorgehoben werden. Mitten in diese Zeit der Wiedergeburt fiel, wie wenn der Opfer noch nicht genug gebracht wären, der Tod der edeln Königin Luise (19. Juni 1810). Er beugte nicht blos den Gatten, dem sie im Unglück Trost und Rat gespendet, er schmerzte das ganze Volk, und durch das Gefühl, daß das Weh des Vaterlandes ihr Herz frühzeitig gebrochen, entflammte er bei Hoch und Gering den heißen Wunsch die Schmach an dem Urheber desselben zu rächen und die politische Größe, das Erbtheil Friedrichs des Großen, wieder zu erringen.
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Mut und die Vortrefflichkeit ihrer Waffeu den Kampf so lange aus, bis der Kronprinz in entscheidender Stunde, wie einst Blücher bei Waterloo, zu Hilfe kam. Da stürmte die ganze österreichische Macht in blinder Flucht nach Süden, ganz Böhmen und Mähren preisgebend. In sieben Tagen war hier die Entscheidung erfolgt, Dank der Tapferkeit der Truppen und besonders den Anordnungen des Generalstabschefs Moltke.
Im Westen waren rasch Kassel und Hannover besetzt worden, und obgleich die brave Armee des blinden Königs Georg bei Langensalza glücklich gegen 8000 Mann preußischer Landwehr focht (27. Juni), sah sie sich doch zwei Tage darauf zur Kapitulation gezwungen. Vogel von Falken stein und sein Nachfolger Mantenffel wußten die bairischen und andern Bundestruppen, denen sie an Zahl nicht gewachsen waren, geschickt auseinander zu halten und in einzelnen Gefechten z. B. bei Kissingen und Aschaffenburg zu werfen. Dann zogen die Preußen in das erbitterte Frankfurt ein, um nach kurzer Rast den Süden zu bedrohen (Tauberbischofsheim, Würzburg). Sie ließen sich aber in ihrem Siegeszuge durch den Prager Frieden hemmen, der dem kurzen erfolgreichen Bruderkriege ein willkommenes Ende machte.
Preußen annektierte Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt und kleinere Gebietstheile von Baiern und Darmstadt, begnügte sich mit sehr mäßigen Kriegskosten und schloß mit allen Ländern nördlich des Mains den norddeutschen Buud, mit den süddeutschen Staaten wenigstens ein Schutzbündnis. Oesterreich schied ganz ans Deutschland aus.
Im preußischen Landtage forderte und erlangte die Regierung Indemnität siir die frühere budgetlose Verwaltung und stellte so nach den großen Erfolgen nach außen auch den Frieden im Innern wieder her; der norddeutsche Bund aber erhielt eine Volksvertretung, die durch den Zutritt süddeutscher Abgeordneten sich zu einem Zollparlament erweiterte und bald einem Vollparlament, dem Reichstage, Platz machen sollte.
§ 52. Die Gründung des neuen tteichs.
Napoleon hatte das ihm überlassene Venetien an Victor Emmanuel abgetreten, beim Friedensschluß eine seine Erwartungen nicht befriedigende Rolle gespielt, auch in Amerika vor den Drohuugeu der Vereinigten
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