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§ 48. Der Volkskrieg gegen Napoleon.
Im September 1808 stand Napoleon auf der Höhe seiner Macht und entfaltete sie in Erfurt mit dem Zaren Alexander kokettierend vor einem Parterre von Königen. Bon dort begab er sich nach der pyrenäischen Halbinsel, wo ihm Portugal durch seine Weigerung gegen die Continentalsperre trotzte und Spanien durch Zwistigkeiten in der königlichen Familie erwünschten Anlaß zur Einmischung und zur Gründung eines bouapartistischeu Thrones bot. Dem aber widersetzte sich das gut katholische Volk und fand Stütze bei England. (Wellesley, Herzog von Wellington.) So lange nun der Kaiser selbst zugegen war, schien der Sieg an seine Fahnen gefesselt, als er sich aber im folgenden Jahre nach Norden wenden mußte, begattn vou fanatischen Mönchen gepredigt der Volkskrieg der Guerillabanden, welcher den Eindringling Joseph immer mehr in die Enge trieb. Auf Setten der Spanier und Engländer fochten viele Deutsche freiwillig, im französischen Heere viele gezwungen.
Die Entfernung Napoleons machte in Oesterreich die Hoffnung rege durch eine Schilderhebung ganz Deutschland gegen die Fremdherrschaft in Waffen zu bringen. Jedoch es konnte mit der Blitzesschnelligkeit seines Gegners nicht Schritt halten.^ Hauptsächlich mit Rheinbundstruppen lieferte er eine Reihe kleinerer siegreicher Gefechte, die ihm den Einzug in Wien ermöglichten. Aber am 21. und 22. Mai 1809 wehrte ihm der Erzherzog Karl erfolgreich den Donauübergang bei Aspern und nötigte ihn zu einer sechswöchentlichen Ruhe, nach deren Verlauf die blutige Schlacht bei Wagram trotz der Tapferkeit der Oesterreicher sich gegen sie entschied.
Während dieser Kämpfe hatten mit den Spaniern wetteifernd die Tyroler sich erhoben, die der Sandwirt von Passeyer Andreas Hofer und seine Genossen zum Siege gegen Baiern und Franzosen führten. Desgleichen versuchten der preußische Major Schill, der Hesse Dörnberg und der verbannte Herzog von Braunschweig durch ihre kühnen Ausstände das Volk mit fortzureißen. Es war noch zu früh; der erste schlug sich heldenmütig bis Stralsund durch, wo er im Kampfe mit Holländern und Dänen seinen Tod fand und elf seiner Offiziere gefangen wurden, die man später in Wesel erschoß. Dörnbergs schlecht ins Werk ge-
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leeren Titel und der Insel Elba begnügen, Frankreich erhielt seine Grenzen von 1792 und die Bourbonen zurück. Während nun auf dem Congreß zu Wien, wo besonders die deutschen und polnischen Verhältnisse neu geordnet werden sollten. Streit zwischen den einzelnen Mächten auszubrechen drohte, verließ durch die bourbonische Misregierung gelockt, Napoleon sein Exil und begann mit einem Triumphzuge durch sein ehemaliges Reich die Herrschaft der 100 Tage. Aber Wellington, der im Jahre zuvor nach dem Siege bei Vittoria von Süden aus Frankreich durchzogen hatte, und Blücher standen noch in Waffen. Der letztere von der Uebermacht bei Ligny angefallen und geschlagen brachte es den dritten Tag darauf fertig, seinem englischen Waffenbruder recht zeitig zu Hilfe zu kommen und mit ihm die Entscheidungsschlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) zu gewinnen. Mit dem letzten Hauche von Roß und Mann verfolgte Gneisenau den fliehenden Kaiser und hätte ihn beinahe gefangen genommen. Mit seinem Regimente war es nun für immer aus, aber der größeren Sicherheit wegen erhielt er die einsam im Weltmeere gelegene Insel St. Helena zum Gefängnis und als Kerkermeister den Engländer Lowe. Nicht sechs Jahre ertrug er das Schicksal einer gefallenen Größe.
Der zweite Pariser Friede beschränkte die Grenzen Frankreichs auf seinen Besitzstand von 1790 und legte ihm außerdem eine Kriegsentschädigung auf, die freilich nicht annähernd hinreichte, die schweren Opfer zu ersetzen. Der Wiener Congreß sprach Preußen das schwedische Vorpommern, einen großen Theil Sachsens und viele Besitzungen in Westfalen und am Rhein zu, wogegen es freilich auf die meisten seiner früheren polnischen Länder verzichten mußte, die zu einem Königreich (Congreßpolen) vereinigt später an Rußland fielen. So wurde es int Gegensatze zu Oesterreich ein wesentlich deutscher Staat. Alle deutschen Fürsten und die vier freien Städte, im ganzen 38 Gebiete, bildeten den deutschen Bund, dessen Leitung sich in den Händen des Frankfurter Bundestages befand, in welchem Oesterreich den Vorsitz führte.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Vittoria_von_Süden Helena
Extrahierte Ortsnamen: Elba Frankreich Wien Wellington Frankreich Frankreichs Sachsens Westfalen Rhein Oesterreich Oesterreich
Königreich Italien, Istrien und Dalmatien an Napoleon persönlich, Tyrol und Vorarlberg an Baiern, Vorderösterreich an Würtem-berg und Baden. Die beiden ersteren verbündeten deutschen Staaten wurden zu Königreichen, der letztere zu einem Großherzogtum erhoben. Rußland und England schlossen keinen Frieden, die Kunde der schweren Niederlage aber beschleunigte den Tod des großen Pitt.
Preußen, das durch die Unentschlossenheit seines Ministers Haugwitz neutral geblieben war, mußte Ansbach und Baireuth sowie das rechtsrheinische Cleve abtreten, wofür es Hannover und die Feindschaft Englands eintauschte. Napoleon war so mächtig geworden, daß er ganze Reiche an Glieder seiner Familie austheilte, z. B. Neapel und Holland an seine Brüder Joseph und Ludwig, Italien an seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais, Cleve-Berg an seinen Schwager Mürat. Am 12. Juli 1806 stiftete er den Rheinbund (Baiern, Würtemberg, Baden, Mainz, Darmstadt, Berg u. s. w.), über dessen Truppen er als Protektor uneingeschränkt verfügte, und dessen Verwaltung sich ganz dem französischen Muster anbequemen mußte. Jetzt war es nur mehr eine leere Formalität, daß Franz Ii, seit 1792 Leopolds Ii. Nachfolger, am 6. August die deutsche Kaiserkrone niederlegte und damit das mehr als tausendjährige Reich für erloschen erklärte.
§ 47. Preußens Fall und Wiedergeburt.
Ter preußische Staat hatte durch die Neutralität, welche er sich im Basler Frieden auferlegt, den Ruhm, der Vorkämpfer Deutschlands zu. sein, verscherzt und die Achtung des übrigen Europas zum Theil eingebüßt. Als nun Ende 1797 Friedrich Wilhelms Ii. Tod die Regierung in die Hände seines Sohnes Ariedrich Wilhelm Iii. (1797—1840) legte, erwartete man von diesem neuen Herrscher Besserung. Diese Hoffnung erfüllte sich auch in mancher Beziehung, indem das Wöllnersche Religionsedikt aufgehoben, eine bessere Ordnung der Finanzen hergestellt und mehr durch das Beispiel des edlen Familienlebens des königlichen Pares als durch Verfügungen der guten Sitte am Hofe und im Lande wieder eine Stätte bereitet wurde. Aber zum vollständigen Bruche mit dem alten System durch Wahl energischer Minister konnte der König sich noch nicht entschließen, und seine Friedfertigkeit, Unentschlossenheit und wohl auch Mistrauen in seine Hilfsmittel ließ ihn die Fessel der Neutralität geduldig weiter tragen. Doch wäre es'1805 bei seiner Zusammen-
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Istrien Dalmatien Tyrol Vorarlberg Baiern Baden England Englands Neapel Holland Italien Cleve-Berg Rheinbund Baiern Würtemberg Baden Mainz Darmstadt Leopolds Deutschlands Europas
daß wenigstens einige Festungen sich tapfer hielten, besonders Graudenz und Colberg, wo Bürger und Soldat, Nettelbeck und G n e i s e n a u an Mut und Zähigkeit mit einander wetteiferten. Doch die Niederlage bei Friedland (14. Juni), wo Marengos Sonne dem französischen Kaiser leuchtete, entmutigte Alexander, der seines Versprechens uneingedenk auf Unterhandlungen mit dem Feinde eingieng, welche zu dem Frieden von Tilsit führten (7. und 9. Juli). Hier trat die edle Königin Luise dem anmaßenden Sieger trotz alles Schmerzes würdevoll entgegen, im tiefsten Leid Preußens Berechtigung zum Kampfe nicht verleugnend. Friedrich Wilhelm verlor die Hälfte seines Gebietes, alles Land westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen aus der zweiten und dritten polnischen Theilung; den Rest ließ ihm Napoleon, wie er höhnend sagte, aus Achtung für den Zaren, der selber sich nicht scheute an der Beraubung Preußens theil-zunehmen. Von den deutschen Verbündeten Preußens erhielt Weimar Gnade, Sachsen sogar als Belohnung das Großherzogtum Warschau und den Königstitel, das Kurfürstentum Hessen und Braunschweig hörten auf zu bestehen, und aus ihrem Gebiete und den westelbischen preußischen Landestheilen stoppelte Napoleon das Königreich Westfalen zusammen, welches er seinem jüngsten liederlichen Bruder Hieronymus verlieh. Rührend war der Abschied, welchen Friedrich Wilhelm von seinen Unterthanen nahm, erhebend die plattdeutsche Antwort der Markaner, in welcher sie ihm treuere Generale und klügere Minister wünschten.
Ihr Wunsch sollte sich erfüllen; zum Leiter des Landes wurde der Reichsfreiherr vom Stein berufen, der die Erb-unterthänigkeit vollends aufhob, eine freisinnige Gemeinde- und Städteordnung ins Leben rief und durch seine Verwaltungsmaßregeln den Argwohn und die Besorgnis Napoleons in dem Maße erregte, daß er ihn von Madrid aus 1808 ächtete und so in den Augen Europas als seinen gefährlichsten Feind adelte. Fast zwei Jahre nach seiner Amtsniederlegung gelangte Hardenberg ans Ruder, der ruhiger und deshalb weniger angefochten in Steins Geiste weiter wirkte.
Die Sorge für das Heer übernahmen Scharnhorst und
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Extrahierte Personennamen: Nettelbeck Marengos Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleons Hardenberg
Extrahierte Ortsnamen: Colberg Friedland Tilsit Magdeburg Weimar Sachsen Warschau Hessen Westfalen Napoleons Madrid Europas Steins
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besetzt worden mar, trat Dänemark zu Wien die Herzogt'ümer und Lauenburg an Oesterreich und Preußen ab, von denen nach fruchtlosen Verhandlungen mit dem Augustenbnrger das erstere Holstein, das letztere Schleswig besetzte und Lauenburg gegen eine Geldentschädigung erwarb. Diese Theilung der Beute hob die zwischen den Verbündeten entstandene Spannung nicht auf, welche durch Bismarcks eingreifende Anträge auf Reform des deutschen Bundes (Ausschließung Oesterreichs und aus direkten Wahlen hervorgehende Volksvertretung) nur verschärft wurde.
Am 14. Juni 1866 bewog Oesterreich die Mehrzahl der Bundesstaaten zur Mobilisierung gegen Preußen, das sofort den hingeworfenen Fehdehandschuh aufnahm, zugleich seinen Austritt aus dem Bunde erklärend. Auf Seiten des Kaiserstaates standen Hannover, Sachsen, Baiern, Würtemberg, die beiden Hessen, Nassau, Frankfurt und gezwungen auch Baden, die übrigen kleinen Fürsten und die Hansestädte schlossen sich Preußen an, das im Könige von Italien auch einen auswärtigen Bundesgenossen gewonnen hatte. Obgleich der letztere bei Custozza und einen Monat später zur See bei L i s s a unglücklich kämpfte, so zwang er doch Oesterreich zur Theilung seiner Streitkräfte, und als nach Abtretung Venetiens an den ganz unbeteiligten Kaiser Napoleon, der Erzherzog Albrecht freie Hand bekam, hatte sich das Schicksal des Kampfes in Deutschland bereits entschieden. Hier wurde wie einst im siebenjährigen Kriege auf zwei Kriegsschauplätzen gestritten, in Böhmen und im Westen.
Nach Besetzung Sachsens rückten drei preußische Heerkörper nach Süden vor, von Schlesien aus der Kronprinz, weiter westlich Prinz Friedrich Karl, noch näher der Elbe Herwarth von Bittenfeld. Das erste Gefecht der schlesischen Armee bei Trauten an (27. Juni) gegen Gablenz konnte dieser für einen kleinen Erfolg ausgeben; nun aber folgte an allen Punkten Sieg auf Sieg, bis nach Vereinigung der beiden letzten Armeen und der Annäherung des Kronprinzen an den Hauptschlag gedacht werde konnte. Derselbe erfolgte am 3. Juli unter des Königs persönlicher Leitung bei Königsgrätz, wo der österreichische Oberbefehlshaber Benedek seine Armee vereinigt hatte. Zuerst empfanden die Preußen den Nachtheil ihrer Minderzahl und ungünstigeren Stellung in hohem Grade, doch hielt ihr
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Albrecht Albrecht Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth_von_Bittenfeld Benedek
Rußland,
England und
Oestreich er-
kennen ihn
nicht an.
Schlacht bei
Austerlitz
1805.
Die Stiftung
des Rhein-
bunds hat die
Auflösung
des deutschen
Reichs zur
Folge 1806.
236 Dritte Periode der neueren Geschichte.
wurde er als Napoleon I. von Papst Pius Vii. in der Kirche von
Notre Dame gekrönt, wobei er sich selbst die Krone aufsetzte und nach
deren Einsegnung auch die Kaiserin Iosephine krönte.
Rußland und England erkannten den neuen Kaiser der Franzosen
nicht an und wußten auch Oestreich für ihre Vereinigung zu gewinnen.
Die Seele dieses Bundes war der englische Minister Pitt; mit Napo-
leon verbündeten sich — Baiern, Baden und Würtemberg. Nachdem
Napoleon auch die lombardische Krone zu Pavia empfangen und dabei
die inhaltschweren Worte gesprochen hatte: „Gott gab sie mir; wehe
Dem, der sie anrührt," ließ er Hannover besetzen, dessen Fürsten seit
1740 die englische Krone trugen. Preußen blieb neutral.
Mit 160,000 Mann rückte Napoleon in Deutschland ein und
erfocht durch seine unglaubliche Raschheit Sieg auf Sieg. Den östreichi-
schen General Mack schloß er bei Ulm ein und nahm ihn mit seinem
Heere gefangen, während der ritterliche Erzherzog Ferdinand sich mit
einigen Reiterhaufen nach Böhmen durchschlug und bald wieder ein
Heer von 20,000 Mann gesammelt hatte. Ohne Widerstand rückte
Napoleon in Wien ein und wandte sich dann nach Mähren, wo das
russische und östreichische Heer sich vereinigt hatten. Kaiser Franz und
Alexander befanden sich bei ihren Armeen und hofften durch ihre Ge-
genwart die Truppen anzufeuern. Am 2. Dezember 1805 kam es bei
Austerlitz unweit Brünn zu einer großen entscheidenden Schlacht, in
welcher die Verbündeten gänzlich geschlagen wurden. Der linke russische
Flügel wollte sich über einen gefrornen See retten. Napoleon ließ
das Eis durch Kanonen zerschmettern, und viele Russen ertranken.
Kaiser Franz, bekümmert um das Loos seines Landes und Volkes,
schloß nach einer persönlichen. Unterredung mit Napoleon den Frieden
zu Preßburg: Oestreich mußte Venedig an Frankreich, Throl an
Baiern und seine Besitzungen in Schwaben an Würtemberg ab-
treten. Zugleich erhielten der Kurfürst von Baiern und der
Herzog von Würtemberg von ihrem Beschützer den Königstitel. Um
den schmählichen Untergang des deutschen Reiches zu vollenden, stiftete
Napoleon den Rheinbund (1806). Sechzehn deutsche Fürsten, darunter
Baiern, Würtemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau, Hchen-
zollern, Lichtenstein, trennten sich vom bisherigen Reichsverband, be-
kamen kleinere Reichsstände zu Unterthanen und erkannten den Kaiser
Napoleon als Beschützer des Rheinbundes an. Dafür versprachen sie
ihm mit 63,000 Mann in allen seinen Kriegen beizustehen. Kaiser
Franz erklärte aber in einem Manifest, daß er, überzeugt von der
gänzlichen Unmöglichkeit nach der geschehenen Lostrennuug der Stände
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Extrahierte Ortsnamen: England Rhein- England Baiern Baden Würtemberg Pavia Hannover Deutschland Ulm Wien Frankreich Baiern Schwaben Würtemberg Baiern Rheinbund Baiern Würtemberg Baden Hessen-Darmstadt Nassau
240
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Erlasse wurde das tyrannische System der Continentalsperre noch weiter
ausgebildet.
Im Frieden König Friedrich Wilhelm Iii. suchte von Königsberg aus durch
ner^Preu'ßen Öro^e ^Pfer ten Frieden von Napoleon zu erlangen; allein da dieser
den grbßern immer härtere Bedingungen stellte, so sah sich der König zur Fortsetzung
3:1fflrttlte!*8 ^v*e9e§ genöthigt und schloß mit dem Kaiser Alexander von Ruß-
land ein Bündniß. Hinter der Oder bereinigten sich beide Heere, und
nach einer zweitägigen mörderischen Schlacht bei Eilau (1807) rühmten
sich beide Parteien des Sieges, zogen sich aber beide zurück. In der
folgenden Schlacht bei Friedland siegte jedoch Napoleon so entscheidend,
daß Rußland Friedensanträge stellte. Auf einem Floße mitten im
Niemen, unweit der für neutral erklärten Stadt Tilsit, kamen zuerst die
beiden Kaiser und später auch der König zu einer Unterredung zu-
sammen. Hier ward ein sür Preußen empfindlicher Friede zu Stande
gebracht, wonach es alle seine Länder zwischen Rhein und Elbe und
alle seit 1772 gewonnenen polnischen Länder abtreten mußte. Aus den
an den König ersteren bildete er das Königreich Westfalen, zu dem noch Kurhessen
Westphalen unl? Braunschweig gezogen wurden, mit der Hauptstadt Cassel und be-
und an den lehnte damit seinen Bruder Ierome, aus den letzteren das Großher-
^Sa'chsen" Warschau, welches der König von Sachsen empfing. Rußland
erkannte die Brüder Napoleons als Könige, sowie den Rheinbund als
zu Recht bestehend an.
Die vergeb- In Tilsit war auch die edle Königin Louise von Preußen er-
ltchenbemüh- schienen. Sie sollte versuchen den gewaltigen Gebieter Europas zu
^Kdnigi/ milderen Gesinnungen gegen Preußen zu stimmen. „Was mich dieser
Louise von Schritt kostet", schrieb sie damals in ihr Tagebuch, „weiß mein Gott
allein; denn wenn ich diesen Mann nicht geradezu hasse, so betrachte
ich ihn doch als den, welcher meinen Gemahl und das preußische Volk
ins Elend gebracht hat. Gegen ihn höflich und artig zu sein, wird
mir höchst schwer werden; aber man fordert diese Selbstverläugnung
von mir, und ich bin es schon gewohnt, Opfer zu bringen." Ihre
Fürsprache war vergeblich; Napoleon ließ sich Nichts abdringen. Die
Königin schrieb nach dem verhängnißvollen Friedensschlüsse von Tilsit
an ihren Vater die prophetischen Worte: „Wir bleiben sittlich frei und
das wird politische Freiheit herbeiführen. Ich bin überzeugt, daß die
Art, in der dieser Friede geschlossen ist, gewiß früher oder später (viel-
leicht erlebe ich cs gar nicht) ein Segen für Preußen sein wird." Wie
wahr hatte die edle Königin gesprochen!
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Königsberg Napoleon Alexander_von_Ruß- Alexander Napoleon Rußland_Friedensanträge Cassel Napoleons Louise_von_Preußen Napoleon
244
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Sieg der Oestreicher ihren Vortheil verfolgt hätten. So erholte sich Napoleon
^ Wagram^^ nieder und eilte nach sechs Wochen, den näntlichen Weg über den Strom
einschlagend, den Oestreichern entgegen, um unweit Aspern die mör-
derische Schlacht von Wagram zu liefern. Erzherzog Karl mußte sich
nach Mähren zurückziehen, wo ihn die Kunde von einem zu Znaini
abgeschlossenen Waffenstillstand traf. Er konnte es nicht mehr hindern,
Friede zu daß im Frieden zu Schönbrunn (1809) dem Kaiser Franz s. Salz-
Schonbrunn. tz^rg, Berchtesgaden, das Innviertel, ein Theil von Kärnthen, Krain,
Jllyrien^), Ungarn und Galizien, im Ganzen 2000 Q. M. mit
3 Millionen Einwohnern abgenommen wurden. Napoleon kehrte nach
Paris zurück, ließ sich kurz darauf von seiner liebenswürdigen Gemahlin
Marie Louise, Josephine scheiden und warb um die Hand der Erzherzogin Marie
^Napouons." donise. Am 2. April 1810 fand zu Paris die Vermählung statt, und
am 20. März 1811 ward des Kaisers sehnlichster Wunsch erfüllt: es
wurde ihm ein Sohn geboren, welcher den bedeutungsvollen Titel
„König von Rom" erhielt.
Aufstand in Durch die Niederlage des Erzherzogs Karl bei Wagram gingen
^Andreas" au(fy die Anstrengungen der heldenmüthigen Tyroler verloren. Schon
Hofer jc. vor der Schlacht bei Aspern war in Tyrol ein Volksaufstand zu Gunsten
des habsburgischen Kaiserhauses entstanden. Die Häupter desselben
waren der Sandwirth Hofer von Passeyer, ein schlichter, kräftiger
Mann von stattlichem Aussehen, im unteren Innthal Joseph Speck-
bacher, der beste Schütze weit und breit, und im oberen Innthal der
Krämer Martin Teimar. Bald hatten die Tyroler die bairisch-fran-
zösische Herrschaft abgeschüttelt. Aber Napoleon schickte auf die Kunde
hiervon den Marschall Lefebvre mit vielem Kriegsvolke nach Tyrol;
dieser vertrieb den österreichischen General Chasteller und errang einige
Vortheile über das Bauernvolk. In dieser Noth berief Andreas Hofer
alles waffenfähige Volk an den Berg Isel bei Innsbruck, und ein
rothbärtiger Capnziner, Namens Haspinger, kam auch herbei, ein Mann,
mehr zum Feldherrn als zum Mönch geschaffen. Nun begann ein
fürchterlicher Kampf gegen die Fremden. Der Speckbacher verlegte
ihnen den Weg bei Hall. Er hatte einen jungen Sohn Andreas, „der
Anderl" genannt; der Knabe folgte ihm lustig ins Gefecht, und weil
er nicht selber mitstreiten durfte, so grub er keck die feindlichen Kugeln
aus der Erde heraus, sammelte sie in seinem Hütchen und brachte sie
dem Vater. Die Feinde erlitten ungeheure Verluste und gingen zurück.
Als aber Kaiser Franz mit Napoleon den Waffenstillstand zu Znaim
') Oestreich büßte seine sämmtlichen Besitzungen am adriatischen Meere ein.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Franz_s Franz Schonbrunn Napoleon Marie_Louise Josephine Marie
^Napouons Karl_bei_Wagram Karl Joseph_Speck- Martin_Teimar Napoleon Lefebvre Andreas_Hofer Namens_Haspinger Andreas Franz Franz Napoleon Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Berchtesgaden Krain Ungarn Galizien Paris Paris Aspern Tyrol Tyrol Berg_Isel
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. ¿Mo
schloß, mußte er auch Tyrol aufgeben. Die Tyroler wußten nun nicht,
woran sie waren, als neues Kriegsvolk von allen Seiten ins Land
rückte. Da stellten sich Hofer und Speckbacher an die Spitze des
Aufgebots und bekämpften die Feinde mit gewaltigem Muthe. Die
Engpässe wurden besetzt, ungeheure Felsblöcke und Hölzer gerüstet zum
Hiuabrollen und Zermalmen, ganz Tyrol war ein Herz und eine Seele,
Männer und Frauen wappneten sich und kämpften für Haus und
Herd, Freiheit und Vaterland. Andreas Hofer, „Oberkommaudant
von Diroll," stellte sich an die Spitze der Landesregierung in Inns-
bruck und besorgte die Geschäfte nach seiner einfachen, schlichten Weise.
Mittlerweile wurde der Friede zu Schönbrunn abgeschlossen. Kaiser
Franz forderte die Tyroler jetzt selbst auf, sich dem Sieger zu ergeben,
nachdem er ihnen Amnestie ausbedungen hatte. Da schrieb der brave
Hofer an Speckbacher, welcher die Grenzen des Landes schützte: „Es
ist Alles aus, Oesterreich hat uns vergessen", und seinen Landsleuten
schrieb er: „Aller Widerstand hört auf." Aber ein gewisser von Kolb
und der Priester Donay gewannen Hofer durch erlogene Siege der
kaiserlich östreichischen Truppen zu einem neuen Volksaufruf. Jetzt
erklärten die Franzosen den Hofer für vogelfrei. Nirgends mehr war
er vor Spionen sicher, und obwohl er hätte fliehen können, so barg er
sich lieber aus Anhänglichkeit ans Vaterland in einer einsamen Senn-
hütte am Passeyer unter Schnee und Eis. Hier verrieth ihn Donay.
1600 Franzosen und Italiener suchten ihn in seinem Verstecke auf
und pochten an die Thüre. Da trat er heraus und sagte ihnen
kurz: „Ich bin Andreas Hofer, nach dem ihr suchet; schonet nur
mein Weib und meine Kinder!" Die Italiener mißhandelten ihn,
rauften ihnr den Bart aus und führten ihn gebunden nach Mantua,
wo er vor ein Kriegsgericht gestellt wurde. Niemand verwendete sich
für ihn. Napoleon befahl durch den Telegraphen von Paris aus,
ihn binnen zwei Stunden zu erschießen. Heiter ging er zum Tode.
Ohne sich die Augen verbinden zu lassen, stand er aufrecht da und
kommandirte Feuer. Die dreizehnte Kugel machte seinem Leben ein
Ende (1810). Seine Gebeine ruhen in Innsbruck, wo ihm ein schönes
Denkmal errichtet wurde. Seine Familie hat Kaiser Franz in den
Adelstand erhoben.
Der Aufruf des Erzherzogs Karl hatte auch einige kühne Männer Der Oberst
im nördlichen Deutschland veranlaßt, zur Rettung der Freiheit das Dornberg
Schwert zu ziehen (1809). Der hessische Oberst von Dörnberg ver-
suchte zuerst den König Hieronymus von Westfalen gefangen zu neh- ^ 5erbi
men; allein seine Leute ließen ihn im Stiche. Der preußische Husaren- nand S<M.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Andreas_Hofer Diroll Franz Franz Kolb Donay Andreas_Hofer Napoleon Franz Franz Karl Karl Dörnberg
Extrahierte Ortsnamen: Tyrol Inns- Oesterreich Passeyer Donay Mantua Paris Deutschland Dornberg Westfalen
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 159
durch ihr einnehmendes Wesen zur Kaiserin erhoben war. Sie über-
sandte, um ihren Gemahl zu retten, ihre Juwelen nebst einer bedeu-
tenden Summe Geldes dem Großvezier und bewog ihn zum Frieden.
Karl tobte vor Wuth, als er den Abschluß des Friedens vernahm, ver-
mochte jedoch nichts mehr wider den Czaren.
Aus die Nachricht von Karls Niederlage bei Pultawa regten sich
auch seine Feinde in Sachsen und Dänemark aufs neue. König August
bemächtigte sich der polnischen Krone wieder, allein die Dänen fanden
tapferen Widerstand. Auch neue Feinde rüsteten sich, Preußen, England
und Holland. Peter der Große versuchte den Sultan durch fünf Millio-
nen Rubeln zu bewegen, ihm den Schwedenkönig auszuliefern. Der
Sultan, dem Karls Aufenthalt schon lange lästig war, ließ sich indessen
zu einem solchen Verrathe nicht verleiten. So oft er aber dem Könige
seinen Wunsch mittheilen ließ, das Dorf Warnitza zu verlassen und in
seine Heimath zurückzukehren, mußte er erfahren, daß Karl ihm jetzt
recht zum Aerger zu bleiben entschlossen sei. Endlich drohte man mit
Gewalt, und da Karl immer halsstarriger wurde, so befahl der Sultan
zuletzt, sich des Königs todt oder lebendig zu bemächtigen. Karl setzte
sich mit 200 Schweden zur Vertheidigung. Die Türken rückten heran
und erstiegen Karls Verschanzungen. Jetzt beschleuß Karl sich in seinem
Hause bis aufs äußerste zu vertheidigen. Er hieb sich durch 40 Janit-
scharen, die ihn umringten, bis zur Hausthüre durch und trieb die
plündernden Türken dem Hause hinaus. Endlich gelang es den Türken,
das Haus in Brand zu stecken; sobald die brennenden Balken herab-
stürzten, floh Karl nach einem benachbarten Hause, verwickelte sich aber
mit den Sporen und siel zu Boden. Er ward ergriffen und nach
dem Dorfe Demirfasch bei Adrianopel gebracht, wo er knapp gehalten
wurde. Endlich erklärte er seine Abreise, als die Künde anlangte, daß
der schwedische Reichstag Friedensuuterhandlungen mit Rußland und
Sachsen pflege. Von zwei Adjutanten begleitet, trat er seine Rückreise
über Wien, Regensburg, Nürnberg, Hanau, Cassel, Braunschweig nach
Stralsund an. In 14 Tagen legte er eine Strecke von 286 Meilen
zurück, bald zu Wagen, bald zu Pferd, daß ihm seine Begleiter nicht
folgen konnten*). Als er in Stralsund anlangte (1711), waren seine
*) Die Obersten Rosen und Düring vermochten den anstrengenden Ritt
nicht auszuhalten. Da bestach einst Düring den Postmeister, daß er dem
König ein schlechtes Pferd gab, ihn selbst aber in einem mit zwei mnthigen
Hengsten bespannten Wagen drei Stunden später nachschickte. Er holte
seinen König ein, und sie machten nun die übrige Reise zusammen,
Tags zu Pferd, Nachts im Wagen.
wird aber
v. Katharina
überlistet.
Die Dänen
u.sachsen be-
nutzen Karls
Niederlage
Karl wird
dem Sultan
lästig
und reist nach
abenteuer-
lichen Strei-
chen im Fluge
heim 1711.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Pultawa August Karls Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karls Karl Karl Karl Karl Cassel Katharina Karls Karl
Extrahierte Ortsnamen: Karls_Niederlage Sachsen England Holland Karls Dorf_Warnitza Karls Dorfe_Demirfasch Sachsen Wien Regensburg Nürnberg Hanau Braunschweig Stralsund Stralsund Karls
Niederlage
Karl