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besetzt worden mar, trat Dänemark zu Wien die Herzogt'ümer und Lauenburg an Oesterreich und Preußen ab, von denen nach fruchtlosen Verhandlungen mit dem Augustenbnrger das erstere Holstein, das letztere Schleswig besetzte und Lauenburg gegen eine Geldentschädigung erwarb. Diese Theilung der Beute hob die zwischen den Verbündeten entstandene Spannung nicht auf, welche durch Bismarcks eingreifende Anträge auf Reform des deutschen Bundes (Ausschließung Oesterreichs und aus direkten Wahlen hervorgehende Volksvertretung) nur verschärft wurde.
Am 14. Juni 1866 bewog Oesterreich die Mehrzahl der Bundesstaaten zur Mobilisierung gegen Preußen, das sofort den hingeworfenen Fehdehandschuh aufnahm, zugleich seinen Austritt aus dem Bunde erklärend. Auf Seiten des Kaiserstaates standen Hannover, Sachsen, Baiern, Würtemberg, die beiden Hessen, Nassau, Frankfurt und gezwungen auch Baden, die übrigen kleinen Fürsten und die Hansestädte schlossen sich Preußen an, das im Könige von Italien auch einen auswärtigen Bundesgenossen gewonnen hatte. Obgleich der letztere bei Custozza und einen Monat später zur See bei L i s s a unglücklich kämpfte, so zwang er doch Oesterreich zur Theilung seiner Streitkräfte, und als nach Abtretung Venetiens an den ganz unbeteiligten Kaiser Napoleon, der Erzherzog Albrecht freie Hand bekam, hatte sich das Schicksal des Kampfes in Deutschland bereits entschieden. Hier wurde wie einst im siebenjährigen Kriege auf zwei Kriegsschauplätzen gestritten, in Böhmen und im Westen.
Nach Besetzung Sachsens rückten drei preußische Heerkörper nach Süden vor, von Schlesien aus der Kronprinz, weiter westlich Prinz Friedrich Karl, noch näher der Elbe Herwarth von Bittenfeld. Das erste Gefecht der schlesischen Armee bei Trauten an (27. Juni) gegen Gablenz konnte dieser für einen kleinen Erfolg ausgeben; nun aber folgte an allen Punkten Sieg auf Sieg, bis nach Vereinigung der beiden letzten Armeen und der Annäherung des Kronprinzen an den Hauptschlag gedacht werde konnte. Derselbe erfolgte am 3. Juli unter des Königs persönlicher Leitung bei Königsgrätz, wo der österreichische Oberbefehlshaber Benedek seine Armee vereinigt hatte. Zuerst empfanden die Preußen den Nachtheil ihrer Minderzahl und ungünstigeren Stellung in hohem Grade, doch hielt ihr
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Albrecht Albrecht Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth_von_Bittenfeld Benedek
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart.
261
Worten der heiligen Schrift, welche allen Menschen befehle, sich als
Brüder zu betrachten, wollten sie durch die Bande einer wahren und
unaufhörlichen Brüderschaft vereinigt bleiben, sich als Landsleute be-
trachten, einander Hülfe und Beistand leisten und sich als Familien-
väter ihrer Heere und Unterthanen ansehen; 2) sollte sowohl zwischen
ihnen selbst, als zwischen ihren Unterthanen das einzig herrschende
Prinzip sein, sich gegenseitige Dienste zu leisten und sich insgesammt
nur als Mitglieder einer und derselben christlichen Nation zu betrachten;
daher wollten die drei verbündeten Monarchen sich nur als von Gott
Bevollmächtigte ansehen, um drei Zweige einer und derselben Familie
zu regieren, und es öffentlich bekennen, daß die christliche Nation in
der That keinen anderen Herrscher habe, als den, welchem allein die
Macht gebühre, weil sich in ihm allein alle Schätze der Liebe, der
Wissenschaft und der unendlichen Weisheit vereinigten." Alle Staaten
traten diesem Bunde bei, nur England und der Papst nicht.
Nach den Bestimmungen des Wiener Congresses trat an die Stelle Der deutsche
des alten deutschen Wahlkaiserthums der unauflösliche deutsche Bund, ^'fttantfurt
dessen Zweck die Erhaltung der inneren und äußeren Sicherheit Deutsch- i8ie.
lands und der Unverletzlichkeit der einzelnen Bundesstaaten war. Die
Zahl der souverainen Bundesstaaten belief sich damals auf neun und
dreißig*). Die wichtigsten Bestimmungen der deutschen Bundesakte sind
folgende: Alle Bundesglieder haben als solche gleiche Rechte. Die ge-
meinsamen Angelegenheiten werden durch eine Bundesversammlung be-
sorgt, bei welcher Oestreich den Vorsitz führt; sie hat ihren beständigen
Sitz zu Frankfurt am Main. Der Bundestag soll sich zuerst mit der
Abfassung der Grundgesetze und seiner organischen Einrichtung in Be-
zug auf seine auswärtigen, kriegerischen und inneren Verhältnisse be-
schäftigen. Alle Bundesglieder versprechen mit einander gegen jeden
Angriff zu stehen, und wenn der Bundestag Krieg erklärt, keine ein-
seitige Unterhandlung mit dem Feinde einzugehen oder Frieden zu
schließen. Sie wollen unter keinerlei Vorwand einander bekriegen, sondern
ihre Streitigkeiten bei der Bundesversammlung vorbringen. In allen
Bundesstaaten wird eine landständische Verfassung stattfinden. Die
christlichen Religionsparteien genießen gleiche Rechte. Wie eine Ver-
*) Die Hohenzollerschen Fürstenthümer wurden 1851 an Preußen abgetreten,
Anhalt-Cöthen starb aus, Reuß Lobenstein trat sein Land an Reuß-
Schleiz ab (1848). Die Landgrafschaft Hessen-Homburg fiel nach dem
Tode des jetzt regierenden Landgrafen an Hessen-Darmstadt. Der deutsche
Krieg von 1866 hatte die Auflösung des deutschen Bundes zur Folge.
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102
Erste Periode der neueren Geschichte.
2) Schweden bekommt Vorpommern und Rügen, Stettin und
Wismar, die Bisthünier Bremen und Verden, Sitz und Stimme auf
dem deutschen Reichstage und 5 Millionen Thaler.
3) Hessen-Kassel empfängt für seine treue Anhänglichkeit an
Schweden die Abtei Hersfeld und 600,000 Thlr.
4) Brandenburg wird init den Stiftern Minden, Halberstadt,
Kamin und Magdeburg abgefunden.
5) Mecklenburg wird mit den Bisthüniern Schwerin und Ratze-
burg entschädigt.
6) Baiern wird die Oberpfalz nebst der Kurwürde zuerkannt;
die Rheinpfalz bekommt nebst der achten, neu errichteten Kurwürde der
Sohn des geächteten Königs Friedrich V.
7) Die Unabhängigkeit der Niederlande von Spanien und der
schweizerischen Eidgenossenschaft vom deutschen Reiche wird anerkannt.
8) Der Augsburger Religionsfriede wird für die lutherischen
Stände gesichert und auch auf die Resormirten als Religionsverwandte
ausgedehnt; sie dürfen alle Kirchen und Güter behalten, welche sie seit
1624 besaßen. Der k. Januar des Jahres 1624 wurde als Norm für
den Besitzstand der beiden Confessionen festgestellt. Einem jeden Reichs-
stande wurde die Duldung Andersgläubiger zur Pflicht gemacht; in
Oestreich sollte aber nicht einmal durch das Normaljahr die landes-
herrliche Gewalt beschränkt werden. Als die freie Religionsübung auch
für dieses Land gefordert wurde, erklärte der kaiserliche Gesandte, daß
sein Herr eher Land und Leute verlassen, als hierein willigen werde.
Nur der Papst verweigerte beharrlich die Anerkennung des westfälischen
Friedens.
Mit gerechtem Schmerze gewahrte das gesammte Volk, daß Aus-
länder, Franzosen und Schweden, die Gewährleistung der deutschen
Reichsverfaffung und des Friedens übernahmen und so lange sich in
dem armen, ausgehungerten Lande füttern ließen, bis Alles aus das
Genaueste erfüllt war.
2^'uerjund @0 denn der namenlos schreckliche Krieg geendet. Welche
deutschen Feder vermöchte all den Jammer, all das Elend und Ungemach zu ver-
dem^ Kriege 3^*^ / das er herbeigeführt! Deutschland, mit Blut über und über
getränkt, mit Brandstätten und Schutthaufen allenthalben bedeckt, mit
räuberischem Gesindel aller Orten erfüllt — bot einen herzzerreißenden
Anblick. 1000 Ortschaften lagen in Trümmern, die ein Spiel räuberischer
Horden geworden waren. Rühmte sich doch Bauers Unterfeldherr, er
habe allein mehr als 800 Dörfer in Aschenhaufen verwandelt. In
Thüringen stand meilenweit kein Dorf, kein Kirchlein. In Würtemberg
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30
Erste Periode der neueren Geschichte.
werben in Die neue Lehre, welche in Sachsen, Hessen, In der Pfalz, Mecklen-
schenlanden bürg, Pommern, Braunschweig, Zweibrücken, Baden, Anhalt, Nassau
angenommen, und in den meisten Reichsstädten Eingang gefunden hatte, ward zuerst
in Preußen förmlich eingeführt (1525). Preußen war bisher ein
geistlicher Staat gewesen, welcher dem deutschen Orden angehörte. Auf
Luthers Rath sagte sich der damalige Hochmeister desselben, Albrecht
von Brandenburg, von dem Reiche und der Kirche los, hob den Orden
auf und erklärte fein Land für ein erbliches Herzogthum.
Luther und Luther, welcher 1524 seine Kutte mit einem bürgerlichen Rocke
befestigeri^hr vertauscht und sich mit Katharina von Bora, einer früheren Kloster-
Werk durch jungfrau aus dem Kloster Nimptsch bei Grimma, vermählt hatte,
^'ueber-^ unternahm 1527 mit seinem Freunde Melanchthon eine Reise durch
setzung des Sachsen, um die Kirchen und Schulen zu untersuchen. Bei diesem
Testaments" Anlaß zeigten sich Volk und Lehrer gleich unwissend; der ganze Gottes-
dienst bestand in dem Herplappern unverstandener Gebetsformelli. Dies
bewog Melanchthon, „einen Unterricht an die Pfarrherren im Kur-
fürstenthum Sachsen" aufzusetzen (1528), und Luther gab die Haupt-
sätze der christlichen Glaubens- und Sittenlehre in Fragen und Ant-
worten heraus (1529). Dies ist der berühmte Katechismus Lutheri.
Einen kurzen Auszug daraus, den kleinen Katechismus, bestimmte er
für die Kinder. Von ganz besonderer Wichtigkeit für die Befestigung
der neuen Lehre war die Bibelübersetzung, welche er auf der Wartburg
begonnen hatte und 1532 vollendete. Der Inhalt des heiligen Buches,
die schlichte und kräftige Ausdrucksweise des Uebersetzers wandten Viele
der neuen Lehre zu. Durch Luthers Uebersetzung wurde der hoch-
deutsche Dialekt die Schrift- und Umgangssprache der Gebildeten.
Dieevangeli- . Da sich 1525 mehrere katholische Fürsten in Dessau zu einem
sich" Bunde gegen die lutherische Lehre vereinigt hatten, so hielt es der
im Bunde zu kluge Landgraf Philipp der Großmüthige von Hessen für rathsam, ein
ge^etwaige Gegenbüudniß zu stiften, welches im Falle eines Angriffes Gewalt der
Angriffei526. Gewalt entgegenzusetzen vermöchte. Dies Schutzbündniß schloß er mit
dem Kurfürsten von Sachsen zu Torgau, welchem noch in dem näm-
lichen Jahre vier Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, der Herzog von
Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, zwei Grasen von Mansfeld und
die Reichsstädte Straßburg, Magdeburg, Nürnberg und Augsburg bei-
traten. Gewiß trug der Bund der Evangelischen nicht wenig zu dem
gelinden Beschlusse bei, womit der noch im gleichen Jahre abgehaltene
Reichstag zu Speier endigte, daß es jedem Neichsstande überlassen
bleibe, nicht nur in Befolgung des Wormser Edikts, sondern über-
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Extrahierte Personennamen: Luthers_Rath Albrecht
von_Brandenburg Albrecht Luther Luther Katharina_von_Bora Melanchthon Melanchthon Philipp Philipp
93
das Kurfrstenthum Mainz mit der Hauptstadt gleichen Namens, das Kurfrstenthum Trier mit der gleichnamigen Hauptstadt, das Kurfrstenthum Kln mit der Residenz Bonn.
Im oberrheinischen Kreise lagen das Herzogthum Loth-ringen, die Landgrafschaft Hessen, die Bisthmer Basel, Straburg, Worms, Speier, Metz, Toul, Verdun, das Kloster-gebiet von Fulda.
Zu dem burgundischen Kreise gehrten das Herzog-thum Luxemburg mit Limburg, das Herzogthum Brabant (Brssel. Lwen :c.), die Grafschaft Flandern, (Brgge, Gent zc.), das Herzogthum Geldern, die Grafschaft Holland mit Seeland, Oberyssel, Westfriesland, Grnigen, die Grafschaften Nanmr, Hennegau und Artois, getrennt davon lag die Frei-grafschaft Burgund (Fratiche comte). Seit 1556 gehrten die burgundischen Lnder Philipp Ii. von Spanien und kamen dadurch aus dem engeren Reichsverbande.
Zu dem niederrheinisch-westflischen Kreise ge-hrten das Bisthum Lttich. die Lnder Jlich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, die 1511 in einer Hand zu einem groen Staate vereinigt wurden, die Reichsstdte Kln und Aachen, das Bisthum Mnster, die Grafschaften Ostfriesland und Oldenburg.
Zu dem niederschsischen Kreise gehrte das Herzog-thum Mecklenburg, Braunschweig, Lneburg, die Grafschaft Sachfen-Lauenburg, Holstein, die Erzbisthmer Magdeburg und Bremen. die Bisthmer Halberstadt, Hildesheim und Lbeck, Ratzeburg und Schwerin, die Reichsstdte Nordhausen, Bremen, Hamburg, Goslar.
Zu dem oberschsischen Kreise gehrten die Kurfrsten-thmer Sachsen - Wittenberg (Meien und Thringen) und Brandenburg (seit 1415 unter den Hohenzollern, die Herzog-thmer Pommern (die wolgastische und stettinische Linie), die Landgrafschaft Thringen; die Frstenthmer Anhalt u. s. w. Bhmen nebst Mhren, Schlesien und die Lausitz, sowie Preußen und die Schweiz lagen auerhalb der Kreisverfassung.
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Extrahierte Personennamen: Metz Philipp_Ii Philipp Cleve
223
reichs Sachsen aus. 2) Es tritt seine Rechte auf Schleswig-Holstein an Preußen ab. 3) Es zahlt 20 Millionen Thaler Kriegskosten. 4) Preußen bedingt sich die Abtretung Venetiens an Italien aus.
Die Herzogthmer Schleswig und Holstein, das Knigreich Hannover, das Kurfrstenthum Hessen, das Herzogthum Nassau und die freie Stadt Frankfurt wurden dem Knigreich Preußen einverleibt.
Der preuische Staat wuchs durch die Einverleibung dieser Gebiete um 1300 Quadratmeilen und um 41/a Millionen Einwohner, so da er nunmehr 6400 Quadratmeilen und 24 Millionen Einwohner zhlte. Preußen hatte ferner die militrische und diplomatische Fhrung von ganz Norddeutschland mit 7500 Quadratmeilen und 30 Millionen Einwohner.
8 Der norddeutsche Bund 1867
Die norddeutschen Staaten nahmen den schon vor dem Kriege gemachten preuischen Vorschlag der Neugestaltung Deutsch-lands unter Betheiligung des Volkes an und schlssen mit Preußen (18.21. Aug.) einen Bndnivertrag, den nord-deutschen Bund. Ein aus Urwahlen hervorgegangener Reichstag, 296 Abgeordnete zhlend, wurde nach Berlin be-rufen, um die Verfassung des neuen Bundes zu berathen. Der-selbe wurde am 24. Februar 1867 von dem Könige Wilhelm I. feierlich erffnet. Er erledigte rasch sein Geschft; am 17. April war die Verfassung des neuen Bundes bereits zu Stande ge-kommen und erhielt am 1. Juli 1867 Gesetzeskraft.
Das Bundesgebiet bestand aus den Staaten Preußen (Preußen und Posen mit einbegriffen), Lauenburg, Sachsen, Mecklenbnrg-Schwerin, Sachsen-Weimar, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Alten-brg, Sachsen-Coburg-Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudolfstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Reu lterer Linie, Reu jngerer Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe-Detmold, Lbeck,
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231
ments. den Feind durch geschickte Manver der ihre Strke, so da dieser keinen Angriff wagte. Erst am 2. August besetzte er nach vierstndiger Gegenwehr der schwachen preuischen Be-satzung mit drei Divisionen die Stadt Saarbrcken und die um-liegenden Hhen. Der Kaiser und sein Sohn waren zugegen: eine glnzende Siegesnachricht ging nach Paris.
Inzwischen hatten die deutschen Truppen ihren Aufmarsch ruhig und planmig vollzogen und standen der franzsischen Grenze nahe dem Feinde gegenber. Den rechten Flgel bil-bete die erste Armee (7. und 8. Armeekorps*) unter General von Steinmetz, das Centrum die zweite Armee (3. 4. 9. 10. 12. Armeekorps und Gardekorps) unter dem Prinzen Friedrich Karl. Zu dieser hatte sich am 31. Juli der greise König Wil-Helm begeben, welcher den Oberbefehl der die smmtlichen deutschen Truppen fhrte, begleitet von Moltke, dem Chef des groen Generalstabes, vom Grafen Bismarck, vom Kriegsminister von Roon iz. Die dritte Armee unter dem Kronprinzen von Preußen stand auf dem linken Flgel in der bayerischen Pfalz an der Grenze des Elsa; sie enthielt die sddeutschen Truppen, Bayern, Wrtemberger, Badenser, sowie das 5. und 11. preuische Armeekorps. Mdltke's Plan ging dahin, da die 3. Armee dem Feinde in die Flanken fallen, die 1. und 2. ihn darauf von vorn angreifen sollten. Der Kronprinz berschritt demnach
*) Die preuischen Provinzen und die deutschen Staaten waren in folgender Weise in der Armee vertreten: Ost- und Westpreuen bildeten das 1., Pommern und der Regierungsbezirk Bromberg das 2., Brandenburg das 3., die Provinz Sachsen und Anhalt das 4., die Regierungsbezirke Posen und Liegnitz das 5., die Regierungsbezirke Breslau und Oppeln das 6., Westfalen, Theile Des Niederrheins und Hannovers das 7., die Rheinprovinz das 8., Schleswig-Holstein, Mecklenburg, die Hanse-ftbte das 9., Hannover, Oldenburg, Braunschweig, ein Theil von West-falen das 10., Hessen, Nassau, Thringen das 11., das Knigreich Sachsen das 12. Armeekorps. Dazu kamen noch ein Gardekorps (aus der ganzen Monarchie), 2 bayerische Armeekorps, 1 wrtembergische und 1 badische Division. Im Oktober wurde noch ein Korps (badische Division), Land-wehr ic.) gebildet und unter den General von Werder gestellt.
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich von_Moltke
201
Knigreich Hannover, 6) das Knigreich Wrtemberg, 7) das Groherzogthum Baden, 8) das Kurfrstenthum Hessen-Kassel. 9) das Groherzogthum Hessen-Darmstadt, 10) das Herzogthum Holstein und Lauenburg, dem Könige von Dnemark gehrend, 11) das Groherzogthum Luxemburg, dem Könige von Holland gehrend, 12) das Herzogthum Braunschweig, 13) das Groherzogthum *) Mecklenburg-Schwerin, 14) das Herzogthum Nassau, 15) das Groherzogthum Sachsen Weimar, 16) das Herzogthum Sachsen-Gotha**), 17) das Herzogthum Sachsen-Coburg, 18) das Herzogthum Sachsen-Meiningen, 19) das Herzogthum Sachsen-Hildburghausen, 20) das Groherzogthum Mecklenburg-Strelitz, 21) das Groherzogthum Oldenburg, 22) das Herzogthum Anhalt-Dessau, 23) das Herzogthum Anhalt-Bernburg , 24) das Herzogthum Anhalt-Kthen (jetzt bilden Bernburg, Dessau und Kothen ein Herzogthum mit der Haupt-stadt Dessau), 25) das Frstenthum Schwarzburg-Sonders-hausm, 26) das Frstenthum Schwarzburg-Rudolstadt. 27) das Frstenthum Hohenzollern-Hechingen, 28) das Frstenthum Liechtenstein, 29) das Frstenthum Hohenzollern-Sigmaringen, 30) das Frstenthum Waldeck, 31) das Frstenthum Reu lterer Linie, Reu-Greiz. 32) das Frstenthum Reu jngerer Linie, bestehend aus den zwei Frstenthmern Reu-Schleiz und Reu-Lobenstein, 33) das Frstenthum Schaumburg-Lippe, 34) das Frstenthum Lippe-Detmold, 3538) die freien Städte Lbeck, Frankfurt, Bremen, Hamburg, 39) die Landgrafschaft Hessen-Homburg, welche spter hinzukam. Die unter den Bundes-gliedern nicht aufgezhlten frheren souvernen Frstenthmer. Grafschaften, Herrschaften zc. wurden mediatisirt.
Nach den Bundesakten waren alle diese Staaten durchaus selbstndig und unabhngig, hatten gleiche Rechte und traten in einen freien Bund zusammen in der Absicht, die
*) Die beiden Mecklenburg, Oldenburg und Weimar erhielten den groherzoglichen Titel.
**) Gegenwrtig bestehen drei schsische Herzogthmer: Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen-Hildburghausen und Sachsen Coburg-Gotha.
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808
Europa —
Deutsches Reich.
Theil desselben geht der Heimat durch Auswanderung (besonders über Bremen und
Hamburg, aber auch über Stettin, Antwerpen, Le Havre und Liverpol) verloren. In
Bremen wurden 1832—1871 1,257000 Auswanderer befördert, davon 82°/o aus den
Staaten des Deutschen Reiches, und im I. 1867 allein 74000, über 60000 auch 1871
und 80000 im I. 1872; über Hamburg wanderten 1836—1871 684000 Personen
aus, 1871 allein 42000 und 1872 sogar 74000. ^ Im ganzen haben in diesem Jahr-
hundert über die genannten Auswanderungshäfen mehr denn 2 Mill. Deutsche ihr
Vaterland verlassen. Zwei Zeiträume waren für die Auswanderung von besonderer
Wichtigkeit: der erste umfaßt die Jahre 1852—54 und hatte eine Volksabnahme im
südwestlichen Teutschland zur Folge; er betraf vorzugsweise Bundestheile mit kleinem
zerstückelten Grundbesitz. Der zweite Zeitraum begann 1866 und dauert jetzt noch fort;,
er betrifft besonders die Küstenländer der Ostsee, d. h. die Gebiete des großen Grund-
besitzes (Preußen, Pommern, Mecklenburg), die durch die Auswanderung in so hohem
Maße leiden, daß der vorhandene Arbeitermaugel äußerst fühlbar ist (Vergl. unten die
Tabelle über die Staaten des Deutschen Reiches). — Gegenüber der Auswanderung
verschwindet die Einwanderung zu dauerndem Aufenthalte, welche aus fremden
Staaten ins Deutsche Reich stattfindet, fast gänzlich. — Wichtig ist auch die Vertheiluug
der Bevölkerung nach Land und Stadt, nach Klein- und Großstädten, nach der Be-
schäftignng mit Landwirthschast, Viehzucht, Bergbau, Industrie- und Fabrikthätigkeit,
Handel, Kunst und Wissenschaft ic.; doch kann hier nicht weiter darauf eingegangen
werden.
Von den 41 Mill.. Bew. des Deutschen Reiches gehören 377/io Mill. (91,95%)
der deutschen Nationalität an;*) 32/io Mill. (7,84%) sind nichtdeutschen
Stammes, indem sich
2,695000 Angehörige verschiedener sla vi scher Volkszweige,
230000 Franzosen und Wallonen,
143000 Litt au er und höchstens
150000 Dänen innerhalb der Grenzen des Reiches finden. Die nicht-
deutschen Bundesausländer, sowie die in eigenen Kolonien ansässigen ca. 150
Zigeuner Elsaß-Lothriugens bleiben hiebet außer Ansatz. Reindeutsch sind die
Mittel- und Kleinstaaten des Reiches, mit Ausnahme Sachsens, das52000wenden,
und des Reichslandes, das 220000 Franzosen unter seinen Bewohnern zählt. Am
meisten (2,946000) fremdsprachige Unterthanen hat somit Preußen, dessen rein-
deutsche Bevölkerung 2l,747000 S. beträgt. Reiudeutsch sind unter den preußischen
Provinzen: Sachsen, Hannover, Westfalen und Hefsen-Naffau; in geringem Grade ge-
mischt sind: Rheinland, Pommern und Brandenburg; ansehnliche Prozentsätze nicht-
deutscher Bevölkerung haben: Schleswig-Holstein, Schlesien, Posen und Preußen.
Die Sprachgrenze gegen die Dänen in Nordschleswig ist S. 120 angegeben. Die
Gewaltmaßregeln der dänischen Regierung von 1850—64 zur Verdrängung der deut»
schen Sprache in dm gemischten Gebieten haben sich als unwirksam erwiesen. Selbst
nördlich der Sprachgrenze sind die Städte überwiegend deutsch, der Flecken Christians-
*) Die 512000 Juden im Deutscheu Reich sind der deutschen Nationalität bei-
gerechnet.
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Deutsches Reich
— Statistisch es.
811
•allein herrschend ist das evangelische Bekenntnis in den Kleinstaaten Mittel- und
Norddeutschlands: denn in den 8 thüringischen Staaten gehören ihm im Durch-
schnitt 98,3°/, der Bevölkerung an, im Königreich Sachsen 96,8 und in den 11
norddeutschen Kleinstaaten von 96,2 (Waldeck) bis 99,4"/o (Mecklenburg-Strelitz).
Eine Ausnahme machen nur Oldenburg (mit 76,7"/° Protestanten) und Hamburg, wo
die Judenschaft einen ansehnlichen Prozentsatz ausmacht (90,5 Protestanten und 2,3
Katholiken). Ein gleiches, an Confessionseinheit grenzendes Ueberwiegen des Protestan-
tismus findet sich in den preußischen Provinzen: Schleswig-Holsteiu (98,9°/o), Pom-
mern (97,6), Brandenburg (95,0), Sachsen (93,5) und im Herzogthum Lauenburg
(99,7). — Umgekehrt herrscht in ähnlichem Verhältnis und an Ausschließlichkeit grenzend
das römisch-katholische Element in den baierischen Provinzen Niederbaiern
(99,3°/o), Oberbaiern (96,2) und Oberpfalz (91,5), in den badischen Kreisen
Waldshut (97,4), Konstanz (95,4) und Baden (93,0), sowie in dem reichs ländi-
schen Bezirk Lothringen (93,3) und in den preußischen hohenzollernschen Landen
(96,5). In den übrigen Theilen des Reiches sind die beiden Hauptbekenntnisse
mehr oder minder intensiv gemischt, so daß bald das eine, bald das andere dornt»
nirt. Baiern (mit 7i,2°/o römischen Katholiken), Baden (mit 64,5°/o) und das
Reichsland (mit 79,7%) sind diejenigen 3 Glieder des Reiches, in welchem die Mehr-
zahl der Bevölkerung dem römischen Katholicismus angehört; im preußischen Staate
sind 64,9°/o der Bevölkerung protestantisch, 33,5% römisch-katholisch. Die römischen
Katholiken Deutschlands stehen unter 25 Bischöfen, wozu als 26. katholischer Bischof des
Reiches in jüngster Zeit der Bischof der Altkatholiken gekommen ist.
Die materielle Kultur Deutschlands hat sich in diesem Jahrhundert ganz
außerordentlich gehoben und ist noch in fortwährendem Steigen begriffen. Während zu
Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts die auswärtige Konkurrenz, voraus
die englische, die deutsche Industrie fast erdrückte, hat sich letztere zunächst infolge der
Continenalsperre von der englischen Bevormundung befreit und wurden dann
durch den deutschen Zollverein Industrie und Handel Deutschlands mächtig gefördert.
Dazu kam weiter die Einführung der Maschinenarbeit, die Errichtung von Dampfschiff-
kursen auf den deutschen Strömen, wie auch von transatlantischen Verbindungen, die
Anbahnung und endliche Durchführung freier Flußschiffahrt, der Aufschwung des Berg-
'Werkbetriebs, besonders der Kohlengewinnung, der Bau von Eisenbahnen, die Einführung
der Telegraphie, die Schaffung von Geldinstituten, die Einführung der Gewerbefreiheit
und des freien Niederlassungsrechtes jedes Deutschen in allen Ländern des Reiches, die
Durchführung eines einheitlichen Gewichts-, Maß- und nun auch Münzsystemes n. a. m.,
schließlich auch die glücklich durchgeführte politische Neugestaltung Deutsch-
lands, um das Bild geschäftlichen Lebens zu vollenden, wie es heute so reich und so
vielgestaltig vor nnsern Augen liegt. — Die Industrie hat ihre Hauptsitze in den prenßi-
schen Provinzen Schlesien, Brandenburg, Sachsen, Westfalen und Rheinland, ferner im
Königreich Sachsen und in Thüringen, in Würtemberg, im Reichsland, in einzelnen
Gegenden Badens, Hessens, Baierns :c. Von geringer Bedeutung ist sie in den Ost-
seeländern, in einzelnen Theilen Hannovers, im südl. Baiern und Schwaben?c. Die
verschiedenen Zweige der Webindustrie sind in mehreren Gegenden (Reichsland,
Rheinland, Westfalen, Sachsen, Schlesien) wahrhaft großartig entwickelt, und nicht nur
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TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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