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leeren Titel und der Insel Elba begnügen, Frankreich erhielt seine Grenzen von 1792 und die Bourbonen zurück. Während nun auf dem Congreß zu Wien, wo besonders die deutschen und polnischen Verhältnisse neu geordnet werden sollten. Streit zwischen den einzelnen Mächten auszubrechen drohte, verließ durch die bourbonische Misregierung gelockt, Napoleon sein Exil und begann mit einem Triumphzuge durch sein ehemaliges Reich die Herrschaft der 100 Tage. Aber Wellington, der im Jahre zuvor nach dem Siege bei Vittoria von Süden aus Frankreich durchzogen hatte, und Blücher standen noch in Waffen. Der letztere von der Uebermacht bei Ligny angefallen und geschlagen brachte es den dritten Tag darauf fertig, seinem englischen Waffenbruder recht zeitig zu Hilfe zu kommen und mit ihm die Entscheidungsschlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) zu gewinnen. Mit dem letzten Hauche von Roß und Mann verfolgte Gneisenau den fliehenden Kaiser und hätte ihn beinahe gefangen genommen. Mit seinem Regimente war es nun für immer aus, aber der größeren Sicherheit wegen erhielt er die einsam im Weltmeere gelegene Insel St. Helena zum Gefängnis und als Kerkermeister den Engländer Lowe. Nicht sechs Jahre ertrug er das Schicksal einer gefallenen Größe.
Der zweite Pariser Friede beschränkte die Grenzen Frankreichs auf seinen Besitzstand von 1790 und legte ihm außerdem eine Kriegsentschädigung auf, die freilich nicht annähernd hinreichte, die schweren Opfer zu ersetzen. Der Wiener Congreß sprach Preußen das schwedische Vorpommern, einen großen Theil Sachsens und viele Besitzungen in Westfalen und am Rhein zu, wogegen es freilich auf die meisten seiner früheren polnischen Länder verzichten mußte, die zu einem Königreich (Congreßpolen) vereinigt später an Rußland fielen. So wurde es int Gegensatze zu Oesterreich ein wesentlich deutscher Staat. Alle deutschen Fürsten und die vier freien Städte, im ganzen 38 Gebiete, bildeten den deutschen Bund, dessen Leitung sich in den Händen des Frankfurter Bundestages befand, in welchem Oesterreich den Vorsitz führte.
13*
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Vittoria_von_Süden Helena
Extrahierte Ortsnamen: Elba Frankreich Wien Wellington Frankreich Frankreichs Sachsens Westfalen Rhein Oesterreich Oesterreich
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sich zum Lieblingsaufenthalte und zur Ruhestätte nach seinem Tode bestimmte.
In religiöser Beziehung hielt Friedrich auf Gleichberechtigung aller Confefsionen, denn in seinem Staate konnte Jeder nach seiner Fa^on selig werden. Leider steckte die freie Richtung des Königs das vielfach nrtheilslose Volk an, und so machte sich nach dem siebenjährigen Kriege in Berlin eine seichte Aufklärerei breit, welche selbst dem gewiß nicht orthodoxen Lessing zum Ekel war.
Ein so gewaltiger Fürst auf dem Throne eines Staates, den er zur Großmacht erhoben hatte, mußte ein Vorbild für andere werden; er brachte an den kleinen Höfen die Nachäffung der französischen Ludwige aus der Mode und pflanzte wieder deutschen Sinn und deutsche Tüchtigkeit in den von wälschem Unkraut überwucherten Boden. Von seinen Erwerbungen sind außer Schlesien zu merken: Ostfriesland und Westpreußen sammt dem Netzedistrikt. Die letzteren beiden Länder mußte ihm Polen lassen, welches 1772 von Rußland, Oesterreich und Preußen zum erstenmal verkleinert wurde. Wenn man auch diese Vergewaltigung eines Schwächeren nicht billigen kann, so dient doch für Friedrich zur Entschuldigung, daß er altpreußisches Eigentum zurückforderte und eifrig bemüht war den neuen Unterthanen ein menschenwürdiges Dasein zu bereiten, was er unter andern durch Aufhebung der Leibeigenschaft in den polnischen Landestheilen bekundete.
Der Lebensabend des Königs war trübe und einsam. Mit der Königin verkehrte er nur förmlich, wachte aber darüber, daß ihr die gebührenden Ehren bezeugt wurden; den übrigen Gliedern seiner Familie stand er fast fremd gegenüber. Seine Freunde, die hauptsächlich in den Reihen der Generäle zu finden waren, starben säst alle vor ihm, einige Monate vor seinem Tode noch der alte treue Ziethen. Anstatt ihn zu beugen, reizten diese Verluste und die zunehmende Gebrechlichkeit seines Körpers ihn nur zu größerer Thätigkeit, so daß er mit jeder Minute geizte. Er starb 17. Aug. 1786 zu Sanssouci, von ganz Deutschland betrauert.
§ 43. Kaiser Joseph Ii.
Kaiser Franz I., mehr Kaufmann als Fürst, war 1765 gestorben. Ihm folgte in der Regierung Deutschlands sein ältester Sohn Joseph Ii. (1765—1790), ein Bewunderer des großen Friedrich, mit dem er auch Eben, Geschichtsabriß. 12
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Joseph_Ii Franz_I. Franz_I. Joseph_Ii Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Ostfriesland Oesterreich Sanssouci Deutschland Deutschlands
daß wenigstens einige Festungen sich tapfer hielten, besonders Graudenz und Colberg, wo Bürger und Soldat, Nettelbeck und G n e i s e n a u an Mut und Zähigkeit mit einander wetteiferten. Doch die Niederlage bei Friedland (14. Juni), wo Marengos Sonne dem französischen Kaiser leuchtete, entmutigte Alexander, der seines Versprechens uneingedenk auf Unterhandlungen mit dem Feinde eingieng, welche zu dem Frieden von Tilsit führten (7. und 9. Juli). Hier trat die edle Königin Luise dem anmaßenden Sieger trotz alles Schmerzes würdevoll entgegen, im tiefsten Leid Preußens Berechtigung zum Kampfe nicht verleugnend. Friedrich Wilhelm verlor die Hälfte seines Gebietes, alles Land westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen aus der zweiten und dritten polnischen Theilung; den Rest ließ ihm Napoleon, wie er höhnend sagte, aus Achtung für den Zaren, der selber sich nicht scheute an der Beraubung Preußens theil-zunehmen. Von den deutschen Verbündeten Preußens erhielt Weimar Gnade, Sachsen sogar als Belohnung das Großherzogtum Warschau und den Königstitel, das Kurfürstentum Hessen und Braunschweig hörten auf zu bestehen, und aus ihrem Gebiete und den westelbischen preußischen Landestheilen stoppelte Napoleon das Königreich Westfalen zusammen, welches er seinem jüngsten liederlichen Bruder Hieronymus verlieh. Rührend war der Abschied, welchen Friedrich Wilhelm von seinen Unterthanen nahm, erhebend die plattdeutsche Antwort der Markaner, in welcher sie ihm treuere Generale und klügere Minister wünschten.
Ihr Wunsch sollte sich erfüllen; zum Leiter des Landes wurde der Reichsfreiherr vom Stein berufen, der die Erb-unterthänigkeit vollends aufhob, eine freisinnige Gemeinde- und Städteordnung ins Leben rief und durch seine Verwaltungsmaßregeln den Argwohn und die Besorgnis Napoleons in dem Maße erregte, daß er ihn von Madrid aus 1808 ächtete und so in den Augen Europas als seinen gefährlichsten Feind adelte. Fast zwei Jahre nach seiner Amtsniederlegung gelangte Hardenberg ans Ruder, der ruhiger und deshalb weniger angefochten in Steins Geiste weiter wirkte.
Die Sorge für das Heer übernahmen Scharnhorst und
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Extrahierte Personennamen: Nettelbeck Marengos Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleons Hardenberg
Extrahierte Ortsnamen: Colberg Friedland Tilsit Magdeburg Weimar Sachsen Warschau Hessen Westfalen Napoleons Madrid Europas Steins
Gebiet der Oder.
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losoph Wolf waren Breslauer. Es ließen sich viele Schlesier nennen, die in der Lite-
ratur sich auszeichneten, z- B. Martin Opitz, der während des 30jährigen Kriegs zu
Danzig au der Pest starb, aus Buuzlau; der Epigrammatist Logau, Opitz' Zeitgenosse,
aus Liegnitz; K. A. Menzel, Geschichtschreiber Deutschlands aus Grünberg; Otfried
Müller aus Brieg; Schauspieler Seidelmann aus Glatz u. a. Der Mystiker Jacob
Böhme war ein Lausitzer und starb zu Görlitz 1624. — Andere betriebsame Orte sind:
die schon erwähnten im Kohlen- und Eisenbezirk Oberschlesiens Tarnowitz, Gl ei-
Witz, Beuthell und Malapane, wo das größte Hüttenwerk, ferner: Brieg an
der Oder; die großeu Webereidörfer Langeubielau (12,000 E.) und Peters-
waldau am Euleugebirg; ferner Schweidnitz (17,100 E.), Schmiedeberg und
Hirschberg am Rlesengebirg, Goldberg und Liegnitz (23,100 E-) au der Katz-
bach. Uuweit Schmiedeberg neben dem köuigl. Schloß Erdmannsdorf erhielten die im
Jahre 1838 aus Tirol vertriebeneu Zillerthaler — dem Fanatismus ihrer zu katho-
lischen Landsleute hatten sie weichen müssen — Felder und Wiesen und was sie soust
bedurften, zur Niederlassung; die Natur des Riesengebirgs konnte ihnen hier einiger-
maßen ihr Tirol ersetzen. Görlitz im obern Gebiete der Lausitzer Neiße hat 42,700 E.;
in der Nähe liegt das weltbekannte Herrnhut und die sächsische Stadt Zittau. Bei
Görlitz und Buuzlau hat die Eisenbahu großartige Bauten erfordert; dort ragt ein
Viaduct 40 m. über den Spiegel der Neiße empor, und hier zieht einer auf 35 Bogen in
23 m. Höhe übers Boberthal hin. — Oels, östl. von Breslau, ist Hauptstadt eines
kleinen zu Braunschweig gehörigen Mediat-Fürstenthums. Festungen sind: Kofel
in Oberschlesien und Gr oßglogau (18,200 E.) in Untirschlefien, beide an der Oder;
Neiße mit 19,000 E. am Fluß gleichen Nainens; Silberberg, eine Bergstadt im
Euleugebirg mit einer ganz in Felfeu gehauenen Feste; und Glatz zwischen Gebirgen.
— Unter den Schlachtfeldern: Walstadt, Dorf unweit Liegnitz, wo 1211 Tar-
tarenschlacht. Damals ward das west. Europa schwer bedroht von den Mongolen und
Tartaren, die, vou den Söhueu des Dscheugis Chans Temudschin geführt, in Asien
bereits große Völkermassen sich uuterthan gemacht, und Rußland, Polen und Ungarn
verwüstend durchstreift hatten. Ein Theil ihrer Horden drang auch ins Odergebiet.
Deutschlands Kaiser, Friedrich Ii., war eben in Italien mit Bekämpfung dortiger Feinde
beschäftigt. Er konnte nicht helfen, und leider waren die Deutschen schon kein einig
großes Volk mehr; eine Menge Fürsten waren die Herreu des in viele Stückchen
gespaltenen Reichs. Was dem einen gefiel, das wollte der andere nicht. Ehe die
Gefahr sie vereinigen konnte, naheten die Asiaten schon dem Riesengebirg. Nur Ritter
aus der Nachbarschaft eilten den Herzogen Heinrich von Liegnitz und Miecislav von
Oberschlesien zu Hilfe, die nunmehr au der Spitze von 30,000 Mann sich znm Kampfe
wagten. Es wurde hart gestritten. Endlich flohen die Oberschüler, und vergeblich
hielten die Niederschlesier und ihre tapferen Freunde wacker ans. Der Herzog mitten
im Gedränge sank durch einen Stoß, der ihm nliterm Arm durch die Fugen der Rü--
stung in den Leib snhr. Als sein Kopf auf einer Pike in der Luft erschien, und das
wilde Asia:envolk Sieg jauchzte, da flohen die Christen. Aber der Feind hatte den
Sieg thener erkauft. Die geschwächte Horde zog nach Ungarn und weiter zurück uach
Asien. Sle begnügten sich, von Europa nur Rußland zu behalten, das auch 200 Jahre
Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. 9
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Martin_Opitz A._Menzel Otfried
Müller Seidelmann Jacob
Böhme Friedrich_Ii Friedrich Heinrich_von_Liegnitz Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Danzig Liegnitz Deutschlands Grünberg Brieg Glatz Oberschlesiens_Tarnowitz Brieg Langeubielau Peters- Euleugebirg Schweidnitz Schmiedeberg Hirschberg Rlesengebirg Goldberg Liegnitz Schmiedeberg Erdmannsdorf Lausitzer_Neiße Herrnhut Zittau Breslau Oberschlesien Silberberg Euleugebirg Liegnitz Europa Asien Polen Ungarn Deutschlands Italien Oberschlesien Ungarn Asien Europa
136
Mittel-Europa.
emporgehoben wird. Auch zwei eigentliche Kunstwerke schmücken den Tempel, ein seg-
nender Christus und ein Graf Potozki, der vor Moskau siel, beide aus Marmor und
von Thorwaldsens Hand. Das Koscziusko-Denkmal ist draußen vor der Stadt.
Es ist ein Berg, aber nicht von der Natur, sondern von Menschenhand geschaffen, ein
kolossales Hünengrab, das grün beraset, mit Schneckenwindungen, auf dem Bronislawa-
Hügel zu der Höhe von 100 in. aufsteigt. Das Volk, in seiner Verehrung des Helden,
hat mit Spaten und Karren ihm dieses Denkmal ausgethürmt, und zwar das Volk
okme Unterschied des Standes und Alters; Greise wie Jünglinge, Senatoren, Bürger
und Bauern waren daran bethätigt. Aus allen Woiwodschaften Polens ward etwas
Erde beigesteuert, selbst aus Amerika, wo Koßczinsko unter Washington seine Kriegs-
schule gemacht, und aus der Schweizerstadt Solothurn, wo er gestorben. Das muß
man sagen: Was auch der Pole verschuldet hat, seine Vaterlandsliebe kann manchem
Volke znm Muster dienen. — Jetzt steht auf dem Koscziuskoberge ein starkes Fort.
Von Krakau ostwärts, etwa 40 M. entfernt, liegt Lemberg mit 87000 E., vor-
nehmster Ort im südpolnischen Lande Galicien oder Halicz, das 1773 bei der ersten
Theilnng Polens an Oesterreich fiel. Unter österreichischem Scepter hat die Stadt an
Bevölkerung und Wohlstand sehr gewonnen, sie ist Sitz des Gouverneurs und 3 geist-
licher Oberhirten, nämlich eines griechischen, lateinischen und armenischen Bischofs. Die
jüdische Gemeinde ist groß, wie überall in Polen, sie zählt 21000, die zu Krakau 11000,
die zu Warschau über 40000. — Fast eben so weit von Krakan wie Lemberg, aber
nordwärts, liegt Warschau, am linken Ufer der Weichsel, niit der Vorstadt Praga
gegenüber durch eine Schiffbrücke verbunden. Einwohnerzabl 180000. Sehenswerth:
das königl. Schloß mit den Bildern der polnischen Könige, vielen Büsten berühmter
Polen und den beiden Landtagssälen; die in einem Park liegende Sommerresidenz
Lazienki mit vielen Marmorstatnen und Büsten, Mosaiken und dem Reiterstandbild
Sobieskys; der Palast der Potozkis mit Gemäldegalerie und Kunstsammlung :c.
Dem Köpern ikns, den die Polen gern zu den ihrigen rechnen, ist vor der Akademie
ein Monument errichtet. Die Bauart der Stadt ist übrigens auffallend gemischt; neben
steinernen Häusern und prächtigen Palästen stehen noch elende Hütten. Das gleiche be-
merkt man im ganzen Polenlande, hin und wieder stattliche Landgüter zwischen den er-
bärmlichsten Dörfern. Warschan, seit der Theilnng Polens eine Zeit lang unter Preußen,
ist jetzt russisch und wird von der 1832 neugebauten Citadelle, der Alexander-
festnng, beherrlcht.
§♦ 3. Der kleine deutsche Theil.
a. Geschichtliches. — In früheren Jahrhunderten, ehe Littauen am Niemen
und Polen an der Weichsel ein gemeinsames Reich ausmachten, erstreckte sich die Sprache
der Litt au er auch über den größten Theil des untern Weichselgebietes; das Volk da-
selbst bestand aber als ein eignes für sich und hieß Prenßen oder Prutener. Vis
ins 13. Jahrhundert nach Chr. Geb. behielt es seine Unabhängigkeit und seine eigene
heidnische Religion. Die christlichen Priester der Deutschen aber strebten, das Christen-
thnm unter sie zu bringen, und deutsche Ritter und Fürsten wünschten, ihr Land zu
erobern. Dies geschah, sobald die übrigen wendischen Völker zwischen der Elbe- und
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824
Europa — Deutsches Reich.
in Westfalen nebst Nenenbnrg in der Schweiz, und unter Friedrich Wilhelm I. Stücke
von Vorpommern und Geldern. 1740 hinterließ dieser Fürst seinem berühmten
Sohne Friedrich Il 2149 Q.-M., welche durch Erwerbung Schlesiens, Ostfries-
lands und Westpreußens bis auf 3515 Q.-M. mit 5,800000 Bewohnern ver-
größert wurden; er starb 1786. Unter seinen Nachfolgern Friedrich Wilhelm Ii. und Iii.
wechselten Erwerbungen und Verluste, ja nach der Schlacht bei Jena den 14. October
1806 drohte dem Reiche völliger Untergang, der aber durch günstige Wendung des
Schicksals und durch die große Kraftaustreugung des Volks, das über das französische
Joch höchst erbittert war und seinem König, dem dritten Friedrich Wilhelm (1797 bis
1840) anhing, so glücklich abgewendet wurde, daß infolge der Abmachungen auf dem
Wiener Congresse die Monarchie sogar beträchtlich erweitert (nun 5050 Q.-M.) aus der
Krisis hervorging. Die altbnrgaräflichen Lande in Franken nebst Lingen in West-
falen, und auch das an der Nordsee zum Seehandel so günstig gelegene Ostfriesland
hatte man zwar andern überlassen, dagegen die herrlichen Rheinprovinzeu nebst
sächsischen Landstrichen gewonnen und auch ein Stück von dem 1793 und 95 anss
neue zerthcilteu polnischen Königreiche (nämlich Posen) behalten. Später ward zwar
Nenfchatel abgetreten, dafür aber wurden 1850 die hohenzollernschen Stamm-
lande in Süddeutschland und 1853 das Territorium am Jadebusen erworben, und
die Ereignisse des Jahres 1866 (Prager und Berliner Frieden) haben mit Schleswig-
Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt a. M. und einigen
kleineu Bezirken von Hesfen-Darmstadt und Baiern dem Staate nicht nur eine
neue Erweiterung der Machtsphäre um 1328 O.-M. und seine gegenwärtige Ansdeh-
nung gebracht, sondern auch die dringend nothwendige Verbindung zwischen der östlichen
und westlichen Reichshälfte hergestellt.
So wuchs Preußen zu einer bedeutenden Macht heran, die indes unter den Groß-
staatcn Europas doch erst den fünften Platz einnimmt, und infolge der Lage ihres Ge-
bietes und anderer Umstände umsomehr auf Wehrhaftigkeit des Volkes und auf alle
s onstigen Mittel bedacht sein muß, die ihre Kraft und Wirksamkeit vermehren. So sind
denn auch in diesem Jahrhundert bedeutende Erfolge im Innern zu verzeichnen, wo
z. B. die Gesetzgebung seit dem Unglücksjahre 1806 darauf ausgegangen ist, möglichste
Freiheit in der Bewegung und in der Art des Erwerbes zu gewähren; ein rasches An-
wachsen der Bevölkerung war die nächste Folge davon. Ein Stillstand der geistigen oder
materiellen Eutwickelung, oder eine Verschiedenheit des Strebens der Regierung von dem
des Volkes, würde gerade einer solchen Macht zwiefach nachtheilig sein und die Abnahme
des preußischen Selbstgefühls, die Schwächung des ganzen Staates, zur Folge haben.
Und jetzt, da Preußen durch den Gang der historischen Entwicklung unseres Vater-
landes und mit Recht zur Führerschaft in Deutschland berufen worden ist, fällt ihm als
deutschem Hauptstaate die weitere hochwichiige Aufgabe zu, an weiser Staatsordnung
und an wahrhaft deutscher Gesinnung den Bundesgenossen vorzuleuchten, und
durch sein politisches Benehmen ihr Vertrauen zu erhalten.
Preußens konstitutionelle Verfassung schreibt sich, wie schon erwähnt wor-
den, erst aus dem Jahre 1850 her; ihr zufolge hat Preußen ein Parlament ans
zwei Kammern: das Haus der Abgeordneten besteht aus 432 vom Volke ge-
wählten Männern, die 319 Mitglieder des Herren Hanf es sind theils erbberechtigte
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Il Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
648
Polen.
Geschichte.
so mehr hätten die andern Mächte den polnischen Staat in Schutz nehmen und
vor ferneren Eingriffen Rußlands wahren sollen; aber die französische Revolution
fesselte ihre Aufmerksamkeit so sehr und schien den künftigen Beistand der Czarin
so dringend zu fordern, daß sie es geschehen ließen, als Catharina zu einer
zweiten und bald darauf zur völligen Zerreißung Polens schritt.
Diese Gewaltthat gehört zu den betrübendsten und folgereichsten in der Ge-
schichte unsrer Zeit. Herbeigeführt ward sie, als ein Verein polnischer Edelleute
das Vaterland innerlich zu heben suchte und deshalb eine Staatsverfassung ent-
warf, die dem Geiste der Zeit, dem Bedürfnisse der polnischen Nation, angemessen
schien und darauf beruhte, daß Polen ein Erb reich und der Bürg er st and
Mitglied des Reichstags sein sollte. Sie ward am 3. Mai 1791 verkün-
det. Eine solche Reform aber, und die Entfaltung der Nationalkraft, die wahr-
scheinlich daraus erfolgen mußte, wollte die Kaiserin nicht dulden. Daß es miß-
vergnügte , dem Sinn der Constitution noch fremde Polen gab, nahm sie zum
Vorwand, sich dagegen auszusprechen. Ihre Truppen setzten sich in Marsch. Die
Verfassung ward gestürzt, eine andre decretirt und, damit das unglückliche Reich
auf immer geschwächt sei, nahm sie 4000 Qm. für sich, und gab zur Beruhigung
1000 an Preußen. Im September 1793 war die leichte Eroberung vollendet.
Dem König Stanislaus blieb nur ein kleiner Theil des ehmals mächtigen
Staates, und dieser Theil- nur unter russischer Autorität. — So unerhörtes
Schicksal entflammte die Gemüther. Schon im nächsten Frühling fanden sich
ausgewanderte Bundesbrüder, vor allen Kos eins ko und Madalinsky, in
Krakau ein, und schon am 4. April 1794 ward den Russen ein siegreiches Gefecht
bei Raclawice geliefert, worauf die Empörung nach Warschau, Wilna, und durch
fast alle Woiwodschaften sich verbreitete. Allein zur Rüstung des Volks, zur
Festigung einer neuen Ordnung der Dinge ward ihnen nicht Zeit gelassen. Es
erschienen östreichische und preußische Truppen, und bald auch 2 russische Heere
unter Fersen und Suwarow. In unglücklichem Gefechte bei Macziejowice
ward Koscinsko verwundet und gefangen, und am 4. November Praga er-
stürmt, wo das Kriegsvolk des rauhen Suwarow, wie einst die Schaaren Tilly's
in Magdeburg, ein fürchterliches Blutbad anrichtete und die geplünderte Stadt
in Asche legte. 20000 Vertheidiger und Einwohner lagen geschlachtet. Straf-
gerichte gegen die sogenannten Empörer folgten der Unterwerfung. Der alte
König mußte abdanken. Die Reste des Reichs wurden vertheilt, wobei die Stadt
Warschau an Preußen fiel; Polen hörte 1795 auf, ein eigner europäi-
scher Staat zu sein. Elf Jahre 'später kam zwar Napoleon an die Weichsel
und bildete ein eignes Herzogthum Warschau, was für die Zukunft die Erneuung
des alten Königreichs zu verkünden schien, allein mit seiner Flucht 1812 zer-
trümmerte diese Hoffnung. Der Wiener Congreß gab die Posen'sche Landschaft
wieder an Preußen, erklärte Krakau zur Freistadt, und überließ das verkleinerte
Herzogthum Warschau mit 2290qm. und 3600000 E. unter dem Titel König-
reich Polen dem Kaiser Alexander von Rußland.
Es gereicht diesem wohlwollenden Fürsten zur Ehre, daß er wünschte, die
Polen mit ihrem Mißgeschicke zu versöhnen, indem er ihnen eine Verfassung gab,
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Extrahierte Personennamen: Catharina Stanislaus Napoleon Alexander_von_Rußland Alexander
Mo
Dschingischans geführt, in Asien bereits große Vvlkermassen sich Unter-
than gemacht und Rußland, Polen und Ungarn verwüstend durchstreift
hatten. Ein Theil ihrer Horden drang auch ins Odergebiet. Deutsch-
lands Kaiser war eben in Italien mit Bekämpfung dortiger Feinde be-
schäftigt. Er konnte nicht helfen, und leider waren die Deutschen schon
kein einig großes Volk mehr; eine Menge Fürsten waren die Herrn des
in viele Stückchen gespaltenen Reiches. Was dem Einen gefiel, wollte
der Andere nicht. Ehe die Gefahr sie vereinigen konnte, naheten die
Asiaten schon dem Riesengebirg. Nur Ritter aus der Nachbarschaft eilten
den Herzogen Heinrich von Liegnitz und Miecislav von Oberschlesien zu
Hülfe, die nunmehr an der Spitze von 30000 Mann sich zum Kampfe
wagten. Es wurde hart gestritten. Endlich flohen die Oberschlesier und
vergeblich hielten die Niederschlesier und ihre ritterlichen Freunde wacker
aus. Der Herzog mitten im Gedränge sank durch einen Stoß, der ihm
mitten unterm Arm durch die Fugen der Rüstung in den Leib fuhr.
Als fein Kopf auf einer Pike in der Luft erschien und das wilde Asiaten-
volk Sieg jauchzte, da flohen die Christen. Aber der Feind hatte den
Sieg theuer erkauft. Die gcfchwächte Horde zog nach Ungarn; und
weil daheim in Asien in der Familie ihres Oberhauptes sich Todesfälle
ereignet hatten, so ließ ihr Eroberungseifer nach. Sie begnügten sich,
von Europa nur Rußland zu behalten, das auch 200 Jahre lang ihnen
verblieben ist. — Unweit von diesem Schlachtfelds sind die Ufer der
Katzbach, wo sie mit dem Flüßchen wüthende Neiße sich vereint,
(eine M. oberhalb Liegnitz gegen Goldberg hin) durch den Sieg Blüchers
über das französische Heer Macdonalds berühmt geworden den 26. August
1813. Es wurden 17000 Franzosen gefangen gemacht und 101 Kanone
erbeutet. — Leuthen, nicht weit nordwestlich von Breslau, merkwür-
dig in der Geschichte des 7jährigen Kriegs. Friedrich der Große erfocht
hier 1757 großen Sieg über ein weit zahlreicheres Heer Oestreichs.
§. 8. Untere Halste des Odergebietes vom Ausfluß des
Bober bis zur Ostsee.
Bei Grünberg, nicht weit vom linken Ufer der Oder, und
nördlich bei Züllichau, fast eben so weit vom rechten, ist noch Ge-
flügel, ja einige Stunden nordöstlich bei Bomst gedeiht an den
Höhen noch die Rebe, doch kümmerlich. Abwärts aber ist wahres
norddeutsches Flachland. In der Niederung der Oder und deren
Nebenflüsse breitet sich Wiese und Sumpf, abwechselnd mit Frucht-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Liegnitz Heinrich August Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Asien Polen Ungarn Italien Oberschlesien Ungarn Asien Europa Liegnitz Goldberg Breslau Ostsee Grünberg