Aorworl.
Obgleich das vorliegende Büchlein, dessen Erscheinen von dem Unterzeichneten bereits vor zwei Jahren in der Vorrede znr vierten Auflage von Cassian Iii. in Aussicht gestellt worden ist, fast allen geschichtlichen Lehrbüchern an Umfang weit nachsteht, glaubt der Verfasser doch, daß es hinreichenden Stoff nicht blos für die bei der ersten Ankündigung ins Auge gefaßten höheren Töchterschulen sondern überhaupt für alle Lehranstalten bieten werde, die ihre Schüler etwa bis zum 16. Lebensjahre unterrichten. Einen Widerspruch gegen diese Ansicht befürchiet er kaum in Bezug auf die Geschichte des Altertums, die mit mehr als fünf Bogen bedacht ist, weil es nicht gerathen schien denjenigen Theil des historischen Wissens durch Abzüge zu kürzen, dessen Kenntnis von jedem Gebildeten erwartet werden darf, da dieselbe erforderlich ist, um überhaupt politische Zustände und Veränderungen zu verstehen.
Dagegen mag Manchem die zweite Abtheilung zu dürftig und knapp erscheinen und zwar hauptsächlich wegen ihrer Beschränkung auf die deutsche Geschichte. Der Verfasser indessen hat durch jahrelange Lehrtätigkeit die Erfahrung gewonnen, daß ein Uebergreifen über die Grenzen, die er sich in dem hier gebotenen Werkchm gesteckt hat, weit davon entfernt die Geschichtskenntnis der Schüler zu vermehren, vielmehr durch die Fülle der Daten verwirrt. Aber auch abgesehen von diesem pädagogischen Grundsatz erachtet er es als patriotische Pflicht der Schule vor allem im eigenen Hause zu orientieren, was Franzosen und besonders Engländer bisher weit besser verstauben haben als wir. Ihm gilt als Norm jene alte Vorschrift Schleiermachers, dem jungen Geschlechte das Christentum und den Staat, d. i. das Vaterland, klar zu machen.
Die erste Aufgabe fällt wesentlich dem Religionsunterrichte
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Friedrich H. (1215—1250) hatte vor seiner Königsfahrt versprechen müssen sein normannisches Reich seinem Sohne Heinrich zu überlassen, sich auf Deutschland zu beschränken und einen Kreuzzug zu unternehmen. Dennoch kehrte er bald nach seiner Anerkennung über die Alpen zurück und besorgte persönlich von Palermo aus die Verwaltung seiner Erblande, die unter ihm mächtig emporblühten. Den Kreuzzug verschob er, da der milde Honorius ihn nicht drängte, von Jahr zu Jahr; endlich vom alten Gregor Ix. mit dem Banne bedroht, segelte er mit einer Flotte ab, kehrte aber von Krankheit befallen gleich wieder um. Der Papst, welcher die Erkrankung für eine Ausflucht hielt, schleuderte jetzt wirklich seinen Bannstrahl und bewog dadurch den Kaiser den aufgegebenen Vorsatz auszuführen (1228). Aus Palästina verpflanzte er den deutschen Ritterorden nach Venedig, von wo später ein Theil desselben zur Missionierung des heidnischen Preußens abzog. Mittlerweile hatten päpstliche Schlüffelsoldaten das Königreich Neapel überfallen. Sie zu vertreiben fiel dem Kaiser leicht, der darauf durch Vermittlung des deutschen Hochmeisters Hermann von Salza mit dem Papste den Frieden von San Germano schloß und vom Banne gelöst wurde (1230). Nach fünfjährigem, meist der Entwicklung Süditaliens gewidmetem Frieden, rief die Empörung seines Sohnes Heinrich, des deutschen Reichsverwesers, den Kaiser über die Alpen. Ohne Blutvergießen ward er des Aufstandes Herr, brachte den Abtrünnigen in sichern Gewahrsam, feierte in Worms glänzende Hochzeit und hielt in Mainz einen Reichstag, auf dem in deutscher Sprache ein Landfrieden beschlossen und verkündigt wurde.
Von nun aber verläuft Friedrichs Geschichte unter schweren Kämpfen mit den Lombarden und dem Papste. Die ersteren erlitten bei Cortenuova 1237 eine schwere Niederlage, aber dieser kaiserliche hauptsächlich von sarazenischen Hilfsvölkern erfochtene Sieg, die durch Ezzelin da Romano in Oberitalien geübte Grausamkeit, die Rücksichtslosigkeit der Ghibellinen gegen die Kirche reizten den hochbetagten Papst, der zum zweiten Mal seinen Bann aussprach und ihm durch die Predigt der Bettelmönche beim Volke Nachdruck verschaffte; denn nicht mehr mit
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Palermo Venedig Neapel Worms Mainz Cortenuova Oberitalien
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Ii. Schweiz und Holland werden für unabhängig vom Reiche erklärt.
Iii. Frankreich erhält den faktischen Besitz von Metz, Toul und Verdun rechtlich zugesichert, außerdem das österreichische Elsaß, Alt-Breisach und das Besatzungsrecht in Philippsburg.
Schweden nimmt für sich Vorpommern mit Rügen, Stettin, Wismar, die Bistümer Bremen und Verden und 5 Mill. Thaler. Es besitzt seitdem die Mündungen der Oder, Elbe und Weser und kann den ganzen deutschen Handel lahm legen.
Iv. Baiern behält die Qberpfalz und die Kurwürde; die Rheinpfalz mit der neugeschaffenen achten Kur wurde dem Sohne des unglücklichen Winterkönigs gegeben. Sachsen erhält die Lausitz, Hessen Hersfeld und Schaumburg, Mecklenburg Schwerin und Ratzeburg.
Brandenburg wurde für den verlorenen Theil Pommerns durch Halberftadt, Minden, Cammin und Magdeburg entschädigt, Hinterpommern fiel ihm durch Erbschaft zu.
V. Alle deutschen Fürsten wurden für souverän erklärt; sie durften Bündnisse schließen und Krieg führen nur eingeschränkt durch die inhaltlose Formel, „soweit es unbeschadet Kaiser und Reich geschehen könne".
Der Papst erkannte den westfälischen Frieden nicht an, auch Oesterreich setzte sich über die Bestimmung, welche den Protestanten Religionsfreiheit verlieh, in seinen Erblanden hinweg.
§ 34. Folgen -es Krieges.
Vor dem Kriege war Deutschland ein reiches Land gewesen, in dem Handel und Wandel blühte, große Städte zu Macht und Ansehen herangediehen, Wissenschaft, Kunst und Handwerk gepflegt wurden. Das alles war verschwunden; von einer Menge Ortschaften kannte man die Stätte nicht mehr, wo sie gestanden; ehedem fruchtbare Fluren waren mit Gestrüpp überwuchert oder mit Wald bewachsen. Die Bevölkerung war mindestens bis zur Hälfte zusammengeschmolzen. Und das war nicht einmal die schlimmste Folge. Das Volk hatte, durch den Anblick so vieler
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Extrahierte Personennamen: Metz
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erlag er diesem in der großen Schlacht bei Tannenberg, wo der Hochmeister Ulrich von Jnngingen und mit ihm die Blüte der Ritterschaft fiel (1410). Mit Mühe hielt sich Heinrich von Plauen in der Marienburg und hatte nur einer schweren Seuche, die im polnisch-litthauischen Belagerungsheere ausbrach, einen glimpflichen Frieden zu verdanken. Als er darauf die gesunkene Zucht wieder herstellen wollte, warf man ihn ins Gefängnis, wo er nach 15 Jahren starb. Unter seinen Nachfolgern lehnten sich die unzufriedenen Vasallen immer mehr an Polen an; die gegen dieselben geworbenen Söldner konnten nicht bezahlt werden, obwohl man die Neumark an den zweiten hohen-zollerschen Kurfürsten Brandenburgs verkaufte. Eine Ordensburg nach der andern mußte daher den Soldaten verpfändet werden, sogar die Marienburg. Um Geld zu erhalten, verkauften sie dieselbe an Polen, das 1457 in die Hauptstadt des Ordens einzog. Diesem langsamen Aussaugen machte der Friede von Thorn 1466 ein Ende, durch welchen Westpreußen und Erme-land in das volle Eigentum Polens übergieng, Ostpreußen dagegen mit der Hauptstadt Königsberg Ordensland unter polnischer Oberherrlichkeit blieb.
Ungarn war nach Albrechts Ii. Tode durch Wahl der Magnaten dem polnischen Könige Wladislav Iii. übergeben worden; nachdem aber dieser bei Varna 1444 gegen den türkischen Sultan Mnrad gefallen war, ließ man den nachgeborncn Sohn Albrechts, Ladislaus Posthumus, die Krone erben und gab ihm deu siebenbürgischen Großfürsten Johauu Hanyad zum Vormund, der, als Constantinopel 1453 in türkische Hände gerathen, durch seine Tapferkeit das Land schützte. Nach seinem und des jungen Königs Tode erhielt Matthias Corvinns, Hunyads Sohn, die Königswürde. Er bedrängte den trägen deutschen Kaiser-Friedrich Iii., der selber Ansprüche auf den ungarischen Thron erhob, in Wien und erweiterte und schützte die Grenzen seines Reichs auf Kosten Böhmens und gegen die um sich greifende Türkenherrschaft. So hat er, des Kaisers Feind, Deutschlaud dennoch wesentliche Dienste geleistet
Ju Böhmen, wo die Lehre des Hns noch immer festen Boden hatte, war der strengkatholische Albrecht nur dem Namen nach König gewesen. Nach seines Sohnes Tod gedachte auch hier Friedrich 111. sein Erbrecht geltend zu machen, die Böhmen aber wählten den Hussiten Georg Podiebrad und nach ihm einen polnischen Prinzen. So verachtet und zugleich so verhaßt war der Kaiser und das Hans Habsburg.
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leeren Titel und der Insel Elba begnügen, Frankreich erhielt seine Grenzen von 1792 und die Bourbonen zurück. Während nun auf dem Congreß zu Wien, wo besonders die deutschen und polnischen Verhältnisse neu geordnet werden sollten. Streit zwischen den einzelnen Mächten auszubrechen drohte, verließ durch die bourbonische Misregierung gelockt, Napoleon sein Exil und begann mit einem Triumphzuge durch sein ehemaliges Reich die Herrschaft der 100 Tage. Aber Wellington, der im Jahre zuvor nach dem Siege bei Vittoria von Süden aus Frankreich durchzogen hatte, und Blücher standen noch in Waffen. Der letztere von der Uebermacht bei Ligny angefallen und geschlagen brachte es den dritten Tag darauf fertig, seinem englischen Waffenbruder recht zeitig zu Hilfe zu kommen und mit ihm die Entscheidungsschlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) zu gewinnen. Mit dem letzten Hauche von Roß und Mann verfolgte Gneisenau den fliehenden Kaiser und hätte ihn beinahe gefangen genommen. Mit seinem Regimente war es nun für immer aus, aber der größeren Sicherheit wegen erhielt er die einsam im Weltmeere gelegene Insel St. Helena zum Gefängnis und als Kerkermeister den Engländer Lowe. Nicht sechs Jahre ertrug er das Schicksal einer gefallenen Größe.
Der zweite Pariser Friede beschränkte die Grenzen Frankreichs auf seinen Besitzstand von 1790 und legte ihm außerdem eine Kriegsentschädigung auf, die freilich nicht annähernd hinreichte, die schweren Opfer zu ersetzen. Der Wiener Congreß sprach Preußen das schwedische Vorpommern, einen großen Theil Sachsens und viele Besitzungen in Westfalen und am Rhein zu, wogegen es freilich auf die meisten seiner früheren polnischen Länder verzichten mußte, die zu einem Königreich (Congreßpolen) vereinigt später an Rußland fielen. So wurde es int Gegensatze zu Oesterreich ein wesentlich deutscher Staat. Alle deutschen Fürsten und die vier freien Städte, im ganzen 38 Gebiete, bildeten den deutschen Bund, dessen Leitung sich in den Händen des Frankfurter Bundestages befand, in welchem Oesterreich den Vorsitz führte.
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Staaten sich 'aus Mexico zurückgezogen und so seinen unglücklichen Schützling Max von Oesterreich den erbitterten dortigen Republikanern geopfert. Sein Stern war int Untergange begriffen; und es bedurfte neuen Kriegsruhms, wenn er nicht seine Stellung einbüßen wollte. Wie er nun schon vorher Frankreich an Rußland und Oesterreich gerächt, so gedachte er jetzt mit dem dritten Alliierten des Jahres 1813, mit Preußen, Händel anzufangen. Der zwischen ihm und dem Könige von Holland verabredete Kauf Luxemburgs war ganz darauf berechnet das nationale Gefühl der Deutschen zu reizen, die kurz vorher noch in der Stadt Luxemburg eine Bnndesfestung besessen hatten. Aber Preußen gab, um Frieden zu erhalten, jenen dnrch die Neugestaltung Deutschland ohnedies hinfällig gewordenen Besitz gerne auf und begnügte sich mit dem Rückgänge des Handels und der Schleifung der Befestigungswerke.
Nicht lange darauf suchte Spanien für seinen erledigten Thron den Erbprinzen Leopold von Hohenzollern als König zu gewinnen; darin aber erblickte Napoleon, wegen der vorgeblichen Verwandtschaft des genannten Fürsten mit dem preußischen Herrscherhause, ganz ungerechtfertigt eine Bedrohung seiner Macht und ließ selbst nach dem Verzichte Leopolds nicht nach, den greisen König Wilhelm, der im Bade Ems Ruhe und Stärkung suchte, durch anmaßende Forderungen zu beleidigen. Man sah, er wollte mit seinen Chassepots und Müraillensen Rache für Waterloo und Königsgrätz (Sadowa) nehmen. Auch stachelte die Partei der Kaiserin am Tnilerienhose zum Kriege gegen das protestantische Preußen, den man nur für einen militärischen Spaziergang hielt. Es sollte anders kommen.
Die dem Könige gestellten Zumuthungen empörten das Herz jedes Deutschen und entzündeten eine Begeisterung ähnlich der in den Befreiungskriegen. Ja, als die französische Kriegserklärung in Berlin dem eilig versammelten norddeutschen Reichstage mitgetheilt wurde, nahm dieser sie mit Jubel aus. Wilhelm I. stärkte sich an der Gruft seiner Mutter Luise zum schweren Kampfe und erneuerte die Stiftung des eisernen Kreuzes (19. Juli 1870).
Schon Anfangs August rückte der Kronprinz, unter welchem auch die süddeutschen Kontingente kämpften, ins Elsaß, siegte bei Weißenburg (4.) und Wörth (6.) über Mac Mahon, den Herzog von Magenta, und drang über die Vogesen vor. Ebenfalls am 6. Aug. wurde Spichern bei Saarbrücken erstürmt, und die erste und zweite Armee rückte durch Lothringen gegen Metz vor. Die blutige Schlacht bei Gravelotte (18. Aug.), an
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welcher der König selbst sich betheiligte, schloß Bazaine mit der französischen Rheinarmee in diesen Waffenplatz ein, und alle Anstrengungen sich der eisernen Umarmung der Deutschen zu entziehen waren vergeblich. Selbst Mac Mahon konnte ihm nicht von Norden her die Hand zum Entsatz bieten, da er auf seinem Flankenmarsche von dem preußischen und sächsischen Kronprinz aufgehalten und zur Capitulation von Sedan (2. Sept.) gezwungen wurde. Ueber 80000 Mann wurden bei dieser Gelegenheit gefangen, unter ihnen der Kaiser, dem Wilhelm I. das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel als Wohnsitz anwies.
Nach diesem furchtbaren Schlage und der Proklamation der französischen Republik begann der zweite Theil des Krieges. Die Deutschen umzingelten Paris, doch wurden von entschlossenen feindlichen Generalen und Volksmännern Heere im Süden, Westen und Norden der Hauptstadt geschaffen, welche den Plan verfolgten die deutschen Kräfte zu zersplittern und die Belagerten zu entsetzen. Im Süden gelang es den Franzosen sogar das eroberte Orleans zurückzugewinnen; da aber fiel zum Glück Metz (27. Oktober) mit 170000 Mann und Prinz Friedrich Karl bekam die Hände frei, um im Vereine mit dem Groß herzog von Mecklenburg die feindliche Süd- und Westarmee, letztere unter Chanzy, bei Le Marts in siebentägigen Kämpfen vollends zu vernichten. Im Norden kämpften Manteuffel und Göben gegen den tüchtigen Faidherbe, am entscheidendsten zu St. Quentin (19. Jan. 1871).
Während der Umzingelung von Paris hatte schon am 28. September 1870 Straßburg unter dem allgemeinen Jubel Deutschlands sich ergeben müssen. General Werder führte darauf seine Truppen nach dem Süden, um nach Eroberung des ganzen Elsasses die Franche Comts und Burgund zu besetzen. Heftigen Widerstand leistete das feste Belfort, zu dessen Schutz der rührige Gambetta eine neue Armee unter Bourbaki schuf, welcher sich tier italienische Republikaner Garibaldi nicht eben zu seinem Ruhme anschloß. Wie ein zweiter Leonidas, nur mit mehr Glück, behauptete Werder seine Stellung südlich von Belfort gegen den dreifach überlegenen Feind (15.—17. Jan.), bis
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Königreich Italien, Istrien und Dalmatien an Napoleon persönlich, Tyrol und Vorarlberg an Baiern, Vorderösterreich an Würtem-berg und Baden. Die beiden ersteren verbündeten deutschen Staaten wurden zu Königreichen, der letztere zu einem Großherzogtum erhoben. Rußland und England schlossen keinen Frieden, die Kunde der schweren Niederlage aber beschleunigte den Tod des großen Pitt.
Preußen, das durch die Unentschlossenheit seines Ministers Haugwitz neutral geblieben war, mußte Ansbach und Baireuth sowie das rechtsrheinische Cleve abtreten, wofür es Hannover und die Feindschaft Englands eintauschte. Napoleon war so mächtig geworden, daß er ganze Reiche an Glieder seiner Familie austheilte, z. B. Neapel und Holland an seine Brüder Joseph und Ludwig, Italien an seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais, Cleve-Berg an seinen Schwager Mürat. Am 12. Juli 1806 stiftete er den Rheinbund (Baiern, Würtemberg, Baden, Mainz, Darmstadt, Berg u. s. w.), über dessen Truppen er als Protektor uneingeschränkt verfügte, und dessen Verwaltung sich ganz dem französischen Muster anbequemen mußte. Jetzt war es nur mehr eine leere Formalität, daß Franz Ii, seit 1792 Leopolds Ii. Nachfolger, am 6. August die deutsche Kaiserkrone niederlegte und damit das mehr als tausendjährige Reich für erloschen erklärte.
§ 47. Preußens Fall und Wiedergeburt.
Ter preußische Staat hatte durch die Neutralität, welche er sich im Basler Frieden auferlegt, den Ruhm, der Vorkämpfer Deutschlands zu. sein, verscherzt und die Achtung des übrigen Europas zum Theil eingebüßt. Als nun Ende 1797 Friedrich Wilhelms Ii. Tod die Regierung in die Hände seines Sohnes Ariedrich Wilhelm Iii. (1797—1840) legte, erwartete man von diesem neuen Herrscher Besserung. Diese Hoffnung erfüllte sich auch in mancher Beziehung, indem das Wöllnersche Religionsedikt aufgehoben, eine bessere Ordnung der Finanzen hergestellt und mehr durch das Beispiel des edlen Familienlebens des königlichen Pares als durch Verfügungen der guten Sitte am Hofe und im Lande wieder eine Stätte bereitet wurde. Aber zum vollständigen Bruche mit dem alten System durch Wahl energischer Minister konnte der König sich noch nicht entschließen, und seine Friedfertigkeit, Unentschlossenheit und wohl auch Mistrauen in seine Hilfsmittel ließ ihn die Fessel der Neutralität geduldig weiter tragen. Doch wäre es'1805 bei seiner Zusammen-
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-ftsßretßf Ii. (1438—1439) wurde auch zum deutschen Kaiser gewählt, starb aber schon nach einem Jahre, ohne für das Reich etwas gethan Zu haben. Ihm folgte sein Vetter Ariedrich Iii. (1439—1493) bekannt durch seine thaten- und würdelose Regierung, seine Schwäche gegen die östlichen Nachbarn und den päpstlichen Stuhl, dem er alle Errungen-fchafteu des eifrig reformierenden Basler Concils preisgab, und seine nie ausgegebenen Ansprüche auf die Weltmacht seines Hauses.
§ 20. Die ttachlmnt Deutschlands tut Men.
Der Name Preußen, wahrscheinlich von Po und Ruß abgeleitet und die Anwohner des Flusses Ruß oder Niemen bedeutend, kommt zum erstenmal in der Geschichte des Märtyrers Adalbert vor, der bei Fischhausen getödtet wurde (§ 9). Zweihundert Jahre nach seinem Tode versuchten Cisterziensermönche des Klosters Oliva unweit Danzig die -heidnischen Preußen zu bekehren, aber das Missionswerk hatte erst Erfolg, als der deutsche Orden unter dem Landmeister Hermann Balk sich im Lande ansiedelte. Die Frucht der ersten Anstrengungen der Ritter wurde durch den Mongolensturm in Frage gestellt, doch nach der Schlacht bei Liegnitz 1241, in welcher sie an der Seite der Schlesier tapfer kämpfend unterlegen waren, erholten sie sich durch Zuzüge und eigens gegen die Preußen veranstaltete Krenzzüge bald wieder. Auf einem solchen wurde Königsberg zu Ehren Ottokars von Böhmen gegründet. Aber der Hauptsitz der Ordensherrschaft war seit 1306 die glänzende Marienburg am rechten Ufer der Nogat, von wo aus der Hochmeister bis an den Peipus-see gebot. Die Zeit seines Glanzes erlebte der Orden unter Winrich von Kniprode; schon damals aber begann allmählich der Verfall, herbeigeführt durch die Sittenlosigkeit und den Druck der geistlichen Herrn, die Freiheitsbestrebungen der reichen zum Theil dem Hansebunde beigetretenen Städte und die Un-abhängigkeitsgelüste des einheimischen und eingewanderten Adels. So lange es in der Nähe Heiden zu bekehren gab, behauptete sich der Orden; als aber der lithauische Großfürst Ia gi ello-Wladislav mit der Hand Hedwigs (der Schwester von Siegmunds erster Gemahlin Maria) das Königreich Polen erhalten und sammt seinem Volke das Christentum angenommen hatte,
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sich zum Lieblingsaufenthalte und zur Ruhestätte nach seinem Tode bestimmte.
In religiöser Beziehung hielt Friedrich auf Gleichberechtigung aller Confefsionen, denn in seinem Staate konnte Jeder nach seiner Fa^on selig werden. Leider steckte die freie Richtung des Königs das vielfach nrtheilslose Volk an, und so machte sich nach dem siebenjährigen Kriege in Berlin eine seichte Aufklärerei breit, welche selbst dem gewiß nicht orthodoxen Lessing zum Ekel war.
Ein so gewaltiger Fürst auf dem Throne eines Staates, den er zur Großmacht erhoben hatte, mußte ein Vorbild für andere werden; er brachte an den kleinen Höfen die Nachäffung der französischen Ludwige aus der Mode und pflanzte wieder deutschen Sinn und deutsche Tüchtigkeit in den von wälschem Unkraut überwucherten Boden. Von seinen Erwerbungen sind außer Schlesien zu merken: Ostfriesland und Westpreußen sammt dem Netzedistrikt. Die letzteren beiden Länder mußte ihm Polen lassen, welches 1772 von Rußland, Oesterreich und Preußen zum erstenmal verkleinert wurde. Wenn man auch diese Vergewaltigung eines Schwächeren nicht billigen kann, so dient doch für Friedrich zur Entschuldigung, daß er altpreußisches Eigentum zurückforderte und eifrig bemüht war den neuen Unterthanen ein menschenwürdiges Dasein zu bereiten, was er unter andern durch Aufhebung der Leibeigenschaft in den polnischen Landestheilen bekundete.
Der Lebensabend des Königs war trübe und einsam. Mit der Königin verkehrte er nur förmlich, wachte aber darüber, daß ihr die gebührenden Ehren bezeugt wurden; den übrigen Gliedern seiner Familie stand er fast fremd gegenüber. Seine Freunde, die hauptsächlich in den Reihen der Generäle zu finden waren, starben säst alle vor ihm, einige Monate vor seinem Tode noch der alte treue Ziethen. Anstatt ihn zu beugen, reizten diese Verluste und die zunehmende Gebrechlichkeit seines Körpers ihn nur zu größerer Thätigkeit, so daß er mit jeder Minute geizte. Er starb 17. Aug. 1786 zu Sanssouci, von ganz Deutschland betrauert.
§ 43. Kaiser Joseph Ii.
Kaiser Franz I., mehr Kaufmann als Fürst, war 1765 gestorben. Ihm folgte in der Regierung Deutschlands sein ältester Sohn Joseph Ii. (1765—1790), ein Bewunderer des großen Friedrich, mit dem er auch Eben, Geschichtsabriß. 12
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