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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. V

1878 - Mainz : Kunze
Aorworl. Obgleich das vorliegende Büchlein, dessen Erscheinen von dem Unterzeichneten bereits vor zwei Jahren in der Vorrede znr vierten Auflage von Cassian Iii. in Aussicht gestellt worden ist, fast allen geschichtlichen Lehrbüchern an Umfang weit nachsteht, glaubt der Verfasser doch, daß es hinreichenden Stoff nicht blos für die bei der ersten Ankündigung ins Auge gefaßten höheren Töchterschulen sondern überhaupt für alle Lehranstalten bieten werde, die ihre Schüler etwa bis zum 16. Lebensjahre unterrichten. Einen Widerspruch gegen diese Ansicht befürchiet er kaum in Bezug auf die Geschichte des Altertums, die mit mehr als fünf Bogen bedacht ist, weil es nicht gerathen schien denjenigen Theil des historischen Wissens durch Abzüge zu kürzen, dessen Kenntnis von jedem Gebildeten erwartet werden darf, da dieselbe erforderlich ist, um überhaupt politische Zustände und Veränderungen zu verstehen. Dagegen mag Manchem die zweite Abtheilung zu dürftig und knapp erscheinen und zwar hauptsächlich wegen ihrer Beschränkung auf die deutsche Geschichte. Der Verfasser indessen hat durch jahrelange Lehrtätigkeit die Erfahrung gewonnen, daß ein Uebergreifen über die Grenzen, die er sich in dem hier gebotenen Werkchm gesteckt hat, weit davon entfernt die Geschichtskenntnis der Schüler zu vermehren, vielmehr durch die Fülle der Daten verwirrt. Aber auch abgesehen von diesem pädagogischen Grundsatz erachtet er es als patriotische Pflicht der Schule vor allem im eigenen Hause zu orientieren, was Franzosen und besonders Engländer bisher weit besser verstauben haben als wir. Ihm gilt als Norm jene alte Vorschrift Schleiermachers, dem jungen Geschlechte das Christentum und den Staat, d. i. das Vaterland, klar zu machen. Die erste Aufgabe fällt wesentlich dem Religionsunterrichte

2. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 33

1878 - Mainz : Kunze
- 33 — aristokratischen Grundsätze, wie sie in der Einrichtung des Areio-pag sich aussprechen. Zarter wie sein Vorgänger hat er es meisterhaft verstanden, Frauencharaktere zu malen. Euripides endlich ist schon ganz ein Kind der Demokratie und der irreligiösen Sophistik. Der Komiker Aristo ph an es kämpft mit scharfen Waffen gegen das Demagogentum und die Prozeßsucht der Athener; ihm ist das Wirrsal des peloponnesischen Krieges in tiefster Seele zuwider; auch möchte er gern die wahre Götterfurcht zurückführen, aber indem er als Beförderer des Atheismus den Sokrates zur Zielscheibe seines Witzes macht, begeht er einen schweren Mis-griff. Von seinen Nachfolgern in der Komödie, die seit dem Untergang der athenischen Macht aufhört politisch zu sein und sich auf Straße und Haus beschränkt, ist uns wenig hinterlassen. Geschichte schrieb zuerst der Kleinasiate Herodot, den man deshalb den Vater der Geschichte nennt. Gegenstand seines anmutigen Werkes sind die Perserkriege, doch werden in umfangreichen Episoden die Völker des Orients hineingezogen. Ein tiefer sittlicher Ernst geht durch seine ganze Schilderung, wenn auch seine Ansicht vom Neide der Götter der christlichen Anschauung widerstrebt. Der Athener Thukydides beschrieb den größeren Theil des peloponnesischen Krieges, in welchem er als Feldherr mitgekämpft hatte. Von seinen Landsleuten wegen eines erlittenen Mißgeschicks verbannt, benutzte er die unfreiwillige Muße zur Abfassung seines Werkes, das er mit Recht einen „Besitz für immer" nennt. Ihm folgte sein Mitbürger Xenophort, der nicht nur den von ihm geleiteten Rückzug der Zehntausend der Vergessenheit entriß sondern auch den peloponnesischen Krieg seines Vorgängers fortsetzte und die griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Mantineia weiterführte. Als Freund spartanischer Politik und Sitte hat er den Agesilaos verherrlicht. Unter den Rednern ist zuerst der Löwe P e r i k l e s zu nennen, hochgefeiert von Thukydides, deffen Ideal er war. Nach der Zeit der Dreißig that sich der Metöke Lysias als Sach- Eben, Geschichtsabriß. 3

3. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 29

1878 - Mainz : Kunze
— 29 — Die Phokeer nämlich, in deren Gebiet das delphische Orakel lag, hatten Tempelland bebaut und waren daher von den Amphi-ktyonen, einem Staatenbunde, dessen Zweck die Beschützuug des Heiligtums war, mit Bann belegt worden. Da plünderten sie die reichen Tempelschätze, nahmen Söldner in Dienst und fiengen Krieg an, wurden aber vou dem zu Hilfe gerufenen Philipp geschlagen. Ihrer gänzlichen Vernichtung und dem Vordringen Philipps nach Hellas wehrte für diesmal Athen. Dort hatte sich als Sachwalter zu hohem Ansehen emporgearbeitet Demosthenes, dessen Vaterlandsliebe weder durch makedonisches Gold noch durch die Schmeichelei und List des Königs ins Wanken kam. Fest behielt er die der griechischen Selbständigkeit gefährlichen Pläne desselben im Auge und suchte ihnen dadurch entgegen zu wirken, daß er auf Sparsamkeit im Staatshaushalte und auf Abschaffung der Stellvertretung im Kriegsdienste drang. Als aber, während der phokifche Krieg feinen Gang weiter gieng, Philipp sich des mit Athen verbündeten Olynths bemächtigte (348) und darauf die Hand zum Frieden bot, vermochte auch Demosthenes nicht denselben zu hintertreiben. Vor seinen Hauptfeinden sicher beendigte nun der makedonische König den heiligen Krieg durch Zerstörung der phokischen Städte und erhielt als Belohnung von den bethörten Hellenen Sitz und Stimme im Amphiktyonenbuude und somit die Gelegenheit sich in die griechischen Händel jederzeit einzumischen. Trotz der patriotischen Warnungen des Demosthenes wurde von dessen Gegnern (Aeschines) ein neuer heiliger Krieg gegen die Lokrer heraufbeschworen und Philipp zur Execution herbeigerufen. Da ermannte sich Athen, reichte dem verfeindeten Theben die Hand zum Bunde und erklärte an Makedonien den Krieg. Der König aber schlug die Verbündeten bei Chäronca (338), wo Thebens heilige Schaar, die Gründung des Pelopidas, den Untergang fand. Gegen Theben nützte Philipp den Sieg aus, Athen behandelte er schonend, von einer Versammlung der Griechen ließ er sich zum Oberbefehlshaber gegen die Perser wählen (337), fand aber schon im folgenden Jahre feinen Tod durch die Hand eines Mörders (336).

4. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 103

1878 - Mainz : Kunze
— 103 — hat er durch die Verkettung Deutschlands und Italiens für beide Länder schweres Unheil heraufbeschworen. Sein Sohn Ätto Ii. (973—983) demütigte seinen Vetter, Heinrich den Zänker von Baiern, zog um einen Ueberfall der Franzosen auf Aachen zu rächen mit einem großen Heere vor Paris, ohne etwas anderes auszurichten, als daß man die Zugehörigkeit Lothringens zu Deutschland zugestand. In Italien focht er unglücklich gegen die Araber (Sarazenen) bei Cotrone (982) und starb schon im folgenden Jahre in Rom, ehe er die jener Niederlage folgende allgemeine Gährnng in den Slavenländern gedämpft hatte. Unter der Vormundschaft der Mutter und Großmutter bestieg der dreijährige Htto Iii. den Thron (983—1002), der von Gerbert von Reims erzogen zu einem Wunder von Gelehrsamkeit gedieh. Aber durch die fremde Bildung ward er deutscher Art abhold und verschwendete zum Jüngling herangewachsen seine besten Kräfte in Italien mit Welt- und kirchenverbessernden Träumen. Er gab Rom zwei Päpste, wollte selbst Pontisex werden, unterdrückte den Republikaner Crescentius, gefiel sich in Bußübungen und einsiedlerischem Leben, betete zu Gnesen an der Ruhestätte seines als Missionar in Preußen ermordeten Freundes Adalbert von Prag, ließ sich in Aachen die Gruft des großen Karl öffnen und fand rastlos hin und herschwankend ein frühes Ende zu Rom. Das festgefügte Reich Ottos I. schien zu zerfallen, doch Heinrich Ii. von Sb aiern (1002—1024), ein Urenkel des ersten Heinrich, that das Möglichste zu seiner Rettung. In Oberitalien hielt er sich gegen Ardnin von Jvrea, empfing auch in Rom die Kaiserkrone, Unteritalien dagegen mußte er den sich darum streitenden Griechen und Sarazenen als Zankapfel überlassen, denen übrigens in den feit dieser Zeit sich dort ansiedelnden Normannen ein gewaltiger Feind erwuchs. Gegen die Slaven, besonders den ruhmreichen (Chrabry) Polenherzog Boleslav, richtete er wenig aus, doch blieb Böhmen dem Reiche erhalten. Im Westen erfocht er die Erbfolge des deutschen Kaisers in Burgund, jenem Lande, das einst ein Theil des Lothar'schen Reiches sich selbständig unter eigene Fürsten hingestellt hatte. In Deutschland selbst vermochte Heinrich die Herzogsgewalt, die fast schon erblich geworden, nicht mehr zu brechen; er gab ihr deshalb dadurch ein Gegengewicht, daß er sich auf die von ihm ernannten geistlichen Fürsten und ihre reichen Pfründen stützte. Er war fromm, doch nicht schwach wie Ludwig I. In Bamberg, wo er einen reichen Bischofssitz gegründet hatte, liegt er begraben. § 10. Das fränkische Herrscherhaus. Da Heinrich Ii. keine Nachkommenschaft hatte, wählten die deutschen Großen zu seinem Nachfolger Konrad Ii. (1024—1039), einen

5. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 114

1878 - Mainz : Kunze
— 114 — Friedrich H. (1215—1250) hatte vor seiner Königsfahrt versprechen müssen sein normannisches Reich seinem Sohne Heinrich zu überlassen, sich auf Deutschland zu beschränken und einen Kreuzzug zu unternehmen. Dennoch kehrte er bald nach seiner Anerkennung über die Alpen zurück und besorgte persönlich von Palermo aus die Verwaltung seiner Erblande, die unter ihm mächtig emporblühten. Den Kreuzzug verschob er, da der milde Honorius ihn nicht drängte, von Jahr zu Jahr; endlich vom alten Gregor Ix. mit dem Banne bedroht, segelte er mit einer Flotte ab, kehrte aber von Krankheit befallen gleich wieder um. Der Papst, welcher die Erkrankung für eine Ausflucht hielt, schleuderte jetzt wirklich seinen Bannstrahl und bewog dadurch den Kaiser den aufgegebenen Vorsatz auszuführen (1228). Aus Palästina verpflanzte er den deutschen Ritterorden nach Venedig, von wo später ein Theil desselben zur Missionierung des heidnischen Preußens abzog. Mittlerweile hatten päpstliche Schlüffelsoldaten das Königreich Neapel überfallen. Sie zu vertreiben fiel dem Kaiser leicht, der darauf durch Vermittlung des deutschen Hochmeisters Hermann von Salza mit dem Papste den Frieden von San Germano schloß und vom Banne gelöst wurde (1230). Nach fünfjährigem, meist der Entwicklung Süditaliens gewidmetem Frieden, rief die Empörung seines Sohnes Heinrich, des deutschen Reichsverwesers, den Kaiser über die Alpen. Ohne Blutvergießen ward er des Aufstandes Herr, brachte den Abtrünnigen in sichern Gewahrsam, feierte in Worms glänzende Hochzeit und hielt in Mainz einen Reichstag, auf dem in deutscher Sprache ein Landfrieden beschlossen und verkündigt wurde. Von nun aber verläuft Friedrichs Geschichte unter schweren Kämpfen mit den Lombarden und dem Papste. Die ersteren erlitten bei Cortenuova 1237 eine schwere Niederlage, aber dieser kaiserliche hauptsächlich von sarazenischen Hilfsvölkern erfochtene Sieg, die durch Ezzelin da Romano in Oberitalien geübte Grausamkeit, die Rücksichtslosigkeit der Ghibellinen gegen die Kirche reizten den hochbetagten Papst, der zum zweiten Mal seinen Bann aussprach und ihm durch die Predigt der Bettelmönche beim Volke Nachdruck verschaffte; denn nicht mehr mit

6. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 155

1878 - Mainz : Kunze
— 155 - Ii. Schweiz und Holland werden für unabhängig vom Reiche erklärt. Iii. Frankreich erhält den faktischen Besitz von Metz, Toul und Verdun rechtlich zugesichert, außerdem das österreichische Elsaß, Alt-Breisach und das Besatzungsrecht in Philippsburg. Schweden nimmt für sich Vorpommern mit Rügen, Stettin, Wismar, die Bistümer Bremen und Verden und 5 Mill. Thaler. Es besitzt seitdem die Mündungen der Oder, Elbe und Weser und kann den ganzen deutschen Handel lahm legen. Iv. Baiern behält die Qberpfalz und die Kurwürde; die Rheinpfalz mit der neugeschaffenen achten Kur wurde dem Sohne des unglücklichen Winterkönigs gegeben. Sachsen erhält die Lausitz, Hessen Hersfeld und Schaumburg, Mecklenburg Schwerin und Ratzeburg. Brandenburg wurde für den verlorenen Theil Pommerns durch Halberftadt, Minden, Cammin und Magdeburg entschädigt, Hinterpommern fiel ihm durch Erbschaft zu. V. Alle deutschen Fürsten wurden für souverän erklärt; sie durften Bündnisse schließen und Krieg führen nur eingeschränkt durch die inhaltlose Formel, „soweit es unbeschadet Kaiser und Reich geschehen könne". Der Papst erkannte den westfälischen Frieden nicht an, auch Oesterreich setzte sich über die Bestimmung, welche den Protestanten Religionsfreiheit verlieh, in seinen Erblanden hinweg. § 34. Folgen -es Krieges. Vor dem Kriege war Deutschland ein reiches Land gewesen, in dem Handel und Wandel blühte, große Städte zu Macht und Ansehen herangediehen, Wissenschaft, Kunst und Handwerk gepflegt wurden. Das alles war verschwunden; von einer Menge Ortschaften kannte man die Stätte nicht mehr, wo sie gestanden; ehedem fruchtbare Fluren waren mit Gestrüpp überwuchert oder mit Wald bewachsen. Die Bevölkerung war mindestens bis zur Hälfte zusammengeschmolzen. Und das war nicht einmal die schlimmste Folge. Das Volk hatte, durch den Anblick so vieler

7. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 119

1878 - Mainz : Kunze
- 119 - § 17. Herstellung des deutschen Königtums. Die Zeit von 1254—1273 pflegt man das Interregnum zu nennen- Schiller bezeichnet sie als „die kaiserlose, die schreckliche Zeit, denn wenn auch dem Namen nach ein König vorhanden war, so fehlte es ihm doch durchaus an Kraft königliche Rechte geltend zu machen. c*m Oande sah es traurig aus; die größeren Fürsten hatten alle Gewalt an sich gerissen; die Ritter, einst kaiserliche Lehnsträger, sollten sich ihnen fügen; zu schwach ihre Freiheit im offenen Kampfe zu behaupten, zu arm um vom Ertrage ihrer Güter anständig leben zu können, hielten sie e§ dennoch für unwürdig ein lohnendes bürgerliches Gewerbe zu ergreifen und verlegten sich auf Raub, indem sie anfangs die Straßen und ströme in der Nähe ihrer Burgen sperrten und die Vorübergehenden zur Einrichtung von Zöllen nötigten. Wer sich dessen weigerte wurde gefangen genommen und ins Burgverließ gesperrt, aus dem ihn nur ein schweres Lösegeld befreien konnte. Bald trieben sie es ärger, lauerten den Zügen friedlicher Kaufleute auf, schickten auch wohl den Städten Fehdebriefe, wodurch sie ihren ungerechtfertigten Angriffen wenigstens den Schein der Willkür zu nehmen suchten. Zum Schutze gegen ihre Vergewaltigungen war schon unter Friedrich Ii. das Femgericht gegründet, wirksamer schützten sich die bei aller Trostlosigkeit der Zustände emporgediehenen Städte°durch Verbindungen untereinander. So entstand die mächtige Hansa und der rheinische und schwäbische Städtebund. Aber besser stand es doch im Reiche, wenn ein mächtiger König waltete. Dieser Ansicht konnten sich selbst die auf ihre angemaßten Rechte eifersüchtigen Fürsten nicht verschließen; sie wählten daher aus Empfehlung des Mainzer Erzbischoss den sünsuudsünszig-sährigen ritterlicken Schweizergrafen Rudolf von Habsburg (1273—1291). Einen durch Länderbesitz mächtigen Herrn wollte man nicht aus Furcht, derselbe möchte das verzettelte Reichsgut wieder mit Waffengewalt zurückerobern. Rudolf beschränkte seine Wirksamkeit auf Deutschland, die Höhle des Löwen, Italien, eigenen Wirren überlassend, und vermied so jeden Konflikt mit dem Papste. Der Böhmenkönig Ottokar, der ihm die Anerkennung versagte, sand bei Dürrnkrut auf dem Marchfelde Niederlage und Tod (1278); die von ihm widerrechtlich in Besitz genommenen Gebiete Oesterreich und Steiermark verlieh Rudols seinem eigenen Sohne Albrecht und gründete so im Osten die habsburgische Hausmacht. Wohlthätig war sein scharfes Auftreten

8. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 127

1878 - Mainz : Kunze
erlag er diesem in der großen Schlacht bei Tannenberg, wo der Hochmeister Ulrich von Jnngingen und mit ihm die Blüte der Ritterschaft fiel (1410). Mit Mühe hielt sich Heinrich von Plauen in der Marienburg und hatte nur einer schweren Seuche, die im polnisch-litthauischen Belagerungsheere ausbrach, einen glimpflichen Frieden zu verdanken. Als er darauf die gesunkene Zucht wieder herstellen wollte, warf man ihn ins Gefängnis, wo er nach 15 Jahren starb. Unter seinen Nachfolgern lehnten sich die unzufriedenen Vasallen immer mehr an Polen an; die gegen dieselben geworbenen Söldner konnten nicht bezahlt werden, obwohl man die Neumark an den zweiten hohen-zollerschen Kurfürsten Brandenburgs verkaufte. Eine Ordensburg nach der andern mußte daher den Soldaten verpfändet werden, sogar die Marienburg. Um Geld zu erhalten, verkauften sie dieselbe an Polen, das 1457 in die Hauptstadt des Ordens einzog. Diesem langsamen Aussaugen machte der Friede von Thorn 1466 ein Ende, durch welchen Westpreußen und Erme-land in das volle Eigentum Polens übergieng, Ostpreußen dagegen mit der Hauptstadt Königsberg Ordensland unter polnischer Oberherrlichkeit blieb. Ungarn war nach Albrechts Ii. Tode durch Wahl der Magnaten dem polnischen Könige Wladislav Iii. übergeben worden; nachdem aber dieser bei Varna 1444 gegen den türkischen Sultan Mnrad gefallen war, ließ man den nachgeborncn Sohn Albrechts, Ladislaus Posthumus, die Krone erben und gab ihm deu siebenbürgischen Großfürsten Johauu Hanyad zum Vormund, der, als Constantinopel 1453 in türkische Hände gerathen, durch seine Tapferkeit das Land schützte. Nach seinem und des jungen Königs Tode erhielt Matthias Corvinns, Hunyads Sohn, die Königswürde. Er bedrängte den trägen deutschen Kaiser-Friedrich Iii., der selber Ansprüche auf den ungarischen Thron erhob, in Wien und erweiterte und schützte die Grenzen seines Reichs auf Kosten Böhmens und gegen die um sich greifende Türkenherrschaft. So hat er, des Kaisers Feind, Deutschlaud dennoch wesentliche Dienste geleistet Ju Böhmen, wo die Lehre des Hns noch immer festen Boden hatte, war der strengkatholische Albrecht nur dem Namen nach König gewesen. Nach seines Sohnes Tod gedachte auch hier Friedrich 111. sein Erbrecht geltend zu machen, die Böhmen aber wählten den Hussiten Georg Podiebrad und nach ihm einen polnischen Prinzen. So verachtet und zugleich so verhaßt war der Kaiser und das Hans Habsburg.

9. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 175

1878 - Mainz : Kunze
— 175 — Eroberungen herausgab. Auch Schweden zog sich vom Kriege, an welchem es sich nur schwach betheiligt hatte, zurück. Selbst als Peter auf Veranlassung seiner Gemahlin und Nachfolgerin Katharina Ii. ermordet worden war, blieb der Friede erhalten. Die Oesterreicher aber wurden bei Burkersdorf geschlagen und verloren Schweidnitz wieder. Da jetzt auch Frankreich mit England Unterhandlungen anknüpfte, Friedrich also von dort aus keine Gefahr mehr drohte, blieb außer Oesterreich nur das Reich als Gegner übrig. Ein letzter Sieg über die Truppen desselben bei Freiberg (Oktober), den des Königs Bruder Heinrich davon trug, und die Furcht vor preußischen Streifzügen und Contributionen in Süddentfchland machten endlich die Kriegführenden so mürbe, daß nach kurzen Unterhandlungen 1763 am 15. Februar der Friede zu Hubertsburg zu Stande kam, der Schlesien bei Preußen ließ. Einer Welt in Waffen hatte der König die Stirn geboten und war mehr durch sein Genie und Glück als durch die Hilfsquellen seines Landes Sieger geblieben. Seine Niederlage hätte alle guten Früchte des westfälischen Friedens vernichtet, Deutschland in österreichische Fesseln geschlagen und den Protestantismus vielleicht bis zur Entkräftung geschwächt. Das Alles wurde durch den Hubertsburger Frieden abgewandt; das Volk aber vergaß die äußern glücklichen Umstände, die denselben ermöglicht hatten, und übertrug alles Verdienst dem Preußenkönige, der nun in ganz Deutschland den Namen „der Große" oder „der Einzige" erhielt § 42. Friedrich der Große als Regent. Nicht minder machte er sich desselben im Frieden würdig, zunächst "durch seine Bemühung um die Rechtspsege. Eine seiner ersten Regentenhandlungen war die Abschaffung der Folter, deren man sich bisher bedient hatte, um Zeugnisse zu erpressen; auch fanden feit feiner Thronbesteigung keine Hexenprocesse in Preußen mehr Statt. Ferner setzte er es durch, daß in seinen Landen nicht mehr an das Reichskammergericht appelliert werden durfte, was die rasche Entscheidung der Rechtshändel wesentlich förderte. Wie er selbst seinen Willen unter Urtheil und Gesetz beugte, so sollten vor dem Richter alle Stände gleich sein; ja, man darf behaupten, daß durch feine Liebe zur Unparteilichkeit zuweilen das Recht zu Gunsten des Schwächen: gebeugt wurde. Schon sein Vater war kein Freund des römischen Rechtes gewesen; Friedrich gieng weiter, indem er durch seinen Kanzler Eoeceji das friderieianische Gesetzbuch und später durch Carmer das allgemeine preußische Land-

10. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 178

1878 - Mainz : Kunze
— 178 — bald nach seinem Regierungsantritte persönliche Beziehungen anknüpfte. So lange Maria Theresia lebte, war Oesterreich für seine Reformideen verschlossen, das übrige Deutschland theils zu selbständig theils unempfänglich. Demnach richtete er seine Aufmerksamkeit zuerst auf Mehrung der österreichischen Hausmacht. Bei der ersten Theilung Polens fiel ihm Galizien zu; doch das war slavisches Land, welches erst der Cultur gewonnen werden mußte. Eine wichtigere Erwerbung dünkte ihm Baiern zu sein, dessen Fürstenhaus 1777 erlosch. Mit dem berechtigten Erben Karl Theodor von Pfalz-Sulzbach, der Jülich-Berg besaß und kinderlos war, wurde er leicht handelseins, auch die übrigen Mächte ließen sich für seinen Plan gewinnen, sogar der Herzog von Würtemberg war nahe daran für Modena sein Land zu vertauschen, so daß dann Oesterreich fast das ganze südliche Deutschland in Besitz gehabt hätte. Da trat Friedrich Ii. hindernd in den Weg und begann durch feinen Einmarsch in Böhmen den bairischen Erbfolgekrieg (1778). Nach einigen unbedeutenden Gefechten kam der Friede zu Teschen (1779) zu Stande, in welchem das Jnnviertel an Oesterreich fiel und Karl Theodor gezwungen das Kurfürstentum Baiern annahm. Im Jahre daraus starb Maria Theresia, und nun begann Joseph, als wenn er die kurze Dauer seiner Regierung geahnt hätte, mit unüberlegter Hast am Alten zu rütteln und Verbesserungen einzuführen, die nicht einmal von denen, welchen sie zu gute kamen, gewürdigt wurden. Er wollte seinen besonnenen Meister Friedrich in jedem Stücke überbieten, versuchte sogar die Aufhebung der Todesstrafe, erklärte allen Standesvorrechten den Krieg, stellte in seinen fast durchgängig katholischen Erblanden den Katholizismus den übrigen Konfessionen gleich, hob mehr als die Hälfte der Klöster auf, deren Vermögen den Zwecken der Volksbildung diente, und achtete den Widerspruch des Papstes für nichts. Dabei gab er seine Absichten aus Baiern zum Nachtheil der Zweibrücker Linie nicht auf, so daß Friedrich Ii. abermals sich zur Abwehr gezwungen sah, diesmal nicht durch Waffengewalt sondern durch Stiftung des Fürstenbundes. Mitten unter großen Plänen, gekränkt durch den Widerspruch seiner Völker, gehemmt durch eine Revolution in den österreichischen Niederlanden, bedroht durch einen ungarischen Aufstand riß ihn während eines unglücklichen Türkenkrieges der Tod hinweg (1790), aber die Saat, die er gepflanzt hatte, konnte nicht ganz erstickt werden, und die josephinische Regierung ist für sein Land immerhin
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