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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 168

1878 - Mainz : Kunze
— 168 — Schlachten, besonders vor Turin, mit großem Ruhme theil; für die schweren Opfer war indessen der Siegespreis gering, indem abgesehen von der Anerkennung der Königswürde nur Obergeldern im Utrechter Frieden dem Staate zufiel, der sich kurz vorher auch durch einige kleinere Gebiete aus der oranischen Erbschaft vergrößert hatte. Außer der beträchtlichen Ausgabe für das Heer stürzte auch Friedrichs Prachtliebe und Verschwendung das Land in schwere Schulden, zumal nachdem der ehrliche aber derbe Dankelmann in Ungnade gefallen und Wartenberg ans Regiment gekommen war- Immerhin hatten Kunst und Wissenschaft dem Hofe manches zu verdanken; so verschönerten Schlüters Meisterwerke Berlin, und Leiönih, der Freund der Königin Sophie Charlotte, stiftete daselbst die Akademie. Dein ersten König, der als solcher Friedrich I. genannt wird, folgte Friedrich Wilhelm I. (1713—1740), durchaus des Vaters Gegensatz, jedenfalls einer der tüchtigsten preußischen Fürsten. Zunächst war er ein vortrefflicher Hanshalter. Die überflüssigen Stellen an seinem Hofe ließ er eingehen und kürzte die Gehälter der andern bedeutend. Sparsam wie er sollten alle seine scharf contro-lierten Beamten sein, ein Beispiel der Einfachheit fürs Volk. Kunst und Wissenschaft fanden, weil zu kostspielig, an ihm keinen Gönner; doch hat er sich große Verdienste um die Volksschule erworben. Auch lackerbau und Industrie erfreuten sich seiner Unterstützung; denn was er hierfür ausgab, lohnte sich durch Hebung der Steuerkraft des Landes reichlich. Für seinen evangelischen Eifer zeugt nicht nur die Bereitwilligkeit, mit welcher er den vertriebenen Salzburgern sein Land öffnete, sondern auch der kirchliche Sinn, den er in seiner Familie selbst durch Zwang zu erhalten suchte, was leider dazu beitrug seinen großen Sohn dem Glauben zu entfremden. Friedrich Wilhelm war ferner ein guter Deutscher und zum eigenen Schaden nur zu sehr dem Kaiserhause ergeben, das ihn in seinen Hoffnungen auf das Herzogtum Berg betrog. Deutsch war seine Abneigung gegen fremde Moden und sein bewußter Gegensatz zu den übrigen Reichsfürsten, die in sklavischer Anlehnung an den Versailler Hof nicht bloß die regelmäßigen Einkünfte ihrer Staaten vergeudeten, sondern sogar ihre eigenen Unterthanen um Geld verschacherten; deutsch auch war sein Behagen an ungezwungener Gemütlichkeit und Derbheit (Tabakscollegium). Endlich war er mit Leib und Seele

2. Freiburger Lesebuch - S. 98

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 98 — anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen. Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle. 4$. Die Entwässerung. Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug. Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden. In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben. In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte. In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 204

1868 - Mainz : Kunze
Gräfin Dön- hof abwech- selnd eines bedeutenden Einflusses sich erfreuten. Louise Hen- riette, die Geniahlindes großen Kur- fürsten. 204 Zweite Periode der neueren Geschichte. sichtiger Aeußerungen in Halle festgenommen und auf die alte Festung Stolpen gebracht. Ein kleiner Garten und eine ausgewählte Bibliothek gewährten ihr Trost in ihrer Lage, welche sie nur zu deutlich an die Vergänglichkeit irdischen Glückes erinnerte. Nach fast 50jähriger Gefangenschaft starb sie daselbst (1765). Die Verschwendungen am sächsischen Hofe sollten unter August Hi. noch nicht aufhören; der Minister Brühl, welcher den Kurfürsten zu beherrschen verstand, bezog allein, wie schon oben bemerkt, ein jährliches Einkommen von 52,000 Thalern und ließ sich überdies vom Könige die reichsten Besitzungen schenken. Sein Hofstaat war nicht minder glänzend, als der des Königs, und seine Lebensweise überaus verschwenderisch. Er hielt für sich 200 Bediente und eine adelige Ehrenwache; seine Bibliothek und seine Samm- lungen kosteten ungeheure Summen. Friedrich der Große sagte von Brühl: „Er war der Mann des 18. Jahrhunderts, welcher die meisten Kleider, Uhren, Spitzen, Stiefeln, Schuhe und Pantoffeln hatte. Cäsar würde ihn zu jenen pafümirten und frisirten Köpfen gezählt haben, die er nicht fürchtete." Die Schulden stiegen von Jahr zu Jahr, das Land wurde fürchterlich mit Steuern geplagt. Auch andere Höfe Deutschlands ahmten französische Sitten und Gebräuche auf eine unrühmliche Art nach. Baiern, Hannover und Würtemberg erlebten ähnliche Vorgänge wie Sachsen. In Würtem- berg halfen die Gräfinnen von Urach und von Hohenheim das Mark des Landes verzehren; sie spielten die nämlichen Rollen im Kleinen, wie die Maintenon und Pompadour im Großen. Während selbst die geistlichen Höfe Deutschlands von dem allgemeinen Hange zur Ueppig- keit und Verschwendung, zum Wohlleben und Unfug fortgerissen wurden, beobachteten der kaiserliche Hof in Wien und der brandenburgische in Berlin größere Einfachheit und Ehrbarkeit. Von Maria Theresia war schon oben ausführlich die Rede; wir wenden uns darum sogleich zu den Gemahlinnen des großen Kurfürsten von Preußen. Derselbe war zuerst mit Louise Henriette von Oranien vermählt. Einfach und fromm erzogen, war sie zu einer blühenden Jungfrau herangewachsen, deren Anmuth und Herzensgüte von Zeit- genossen lebhaft geschildert wird. Sie vermählte sich 1646 mit dem Kurfürsten und war ihm eine äußerst treue, liebevolle Gattin, welche in echt christlicher Weise Leid und Freud mit dem Gemahle theilte. Ihre Klugheit wußte in den schwierigsten Lagen trefflichen Rath zu geben und machte dem sie Kurfürsten noch unentbehrlicher. Rastlos „ war sie bemüht, das Wohl des Volkes und des Landes zu fördern; mit gutem Beispiel ging sie bei allen nützlichen Beschäftigungen und

4. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 228

1874 - Mainz : Kunze
228 Mittel-Eur op a. Vechte. 4) Kanal von Brüssel in den Rüpel zur graben Fahrt nach Antwerpen und' aufwärts nach Charleroi (a. d. Sambre) und westwärts nach Bergen und Doornik (a. d. Schelde). 5) Von Gent westwärts nach Brügge und Osteude. 6) Der Cam- pine- und Wilhelmskanal (Lier-Hertogenbosch). — Belgien besitzt außerdem ein eug- maschiges Netz vorzüglicher Eisenbahnen. Die Niederländer waren ehemals das gewerbsleißigste Volk Europas, und noch heutzutage, wo andere Völker, namentlich die Engländer, ihnen vielfach zuvorgekommen, ist ihr Kunstfleiß von Wichtigkeit. Schon die Menge und Bevölkerung der Städte, von denen einige ehemals noch größer waren als jetzt, beweist dies. Im 15. Jahrhundert waren in Brügge allein 50,000 Menschen mit Bereitung wollener Tuche beschäftigt, und Gent war so volkreich und mächtig, daß es beträchtliche Kriege, selbst gegen Frank- reich, führen konnte. Antwerpen zählte, bevor Amsterdam in die Höhe kam, 200,000 E., während Brüssel jetzt weit bedeutender ist, als früher. Niederländische Tücher gingen aber auch durch ganz Europa, was seit geraumer Zeit abgenommen hat. Ebenso ists mit Bearbeitung der Seide; Haarlem hatte ehemals 3000 Seideustühle, jetzt nur 50. Dessenungeachtet gehört Belgien durch seine Metall-, Wollen-, Linnen-, Baumwollen-, Rübenzucker-, Glas- und Thonwaarenindustrie zu den ersten Industrieländern der Erde. Hollands Tabake und Branntweinbrennereien („Schiedamer") sind so bekannt, wie Limburgs (Mastrichter) Gerbereien; gleichfalls berühmt sind die Brabanter (Brüsseler) Kanten oder Spitzen, wozn der feinhaarige Flachs, den man selber baut und spinnt, den Zwirn liefert. Ebenso vorzüglich ist holländisches Papier (Deventer, Zwolle, Zaan- dam), mit welchem in neuerer Zeit englisches und schweizerisches wetteifert. Schließlich sind auch die holländischen Thonpfeifen nicht zu vergessen, die am besten zu Gouda ge- macht werden, wo 5000 Menschen damit beschäftigt sind. Wie die Gewerbe, so ist auch der Handel der Holländer noch immer lebhaft, obwohl er sehr abgenommen. Der holländische Handel verhielt sich zum englischen im. Jahre 1640 (vor der Schifffahrtsacte Cromwells wie 5: 1; 1750 wie 6: 7; 1794 wie 6: 15. Unter Napoleons Herrschaft war er Null, dann hob er sich wieder. — Wie der Kaufmann Hollands im Ruf großer Rechtlichkeit und Pünktlichkeit steht, so gilt das dortige Volk überhaupt für sparsam, einfach, aufrichtig und mildthätig. Holländisches Phlegma und holländische Reinlichkeit sind zum Sprichworte geworden, und das Wort: Alte batavische Treue*) hält der Holländer ebenso in Ehren, wie der Bewohner des rheinischen Hochlands sich der Schweizer Treue rühmt. Wir sind eben allzumal Deutsche. Die ältesten bekannten Bewohner des Landes zwischen den Rheinarmen, vom Taunus dorthin ausgewanderte Chatten und vom Niedern Jnsellande (Bat-Auen) Batauer genannt, waren eine, zeitlang den Römern verbündet, später unter deren Herrschaft. Nördlich von ihnen saß ein Theil des deutschen Friesenvolkes. Beim Verfall des Römerreiches kam das Land in Besitz der Franken, mit denen sich die Bataver ver- mengten und deren Namen nun aus der Geschichte verschwindet. Auch ins südl. Bel- *) Man denke des hochherzigen Schiffskapitäns Speik, der 1831 den 5. Februar sich mit seinem Schiffe in die Luft sprengte, um die Ehre des holländischen Namens zu retten und nicht den untreu gewordenen Belgiern in die Hände zu fallen.

5. Das Mittelalter - S. 172

1884 - Mainz : Kirchheim
w Die roncalischen Beschlüsse. erstürmte einige Castelle und strafte die Lombarden für ihre ~uae^ mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten. ^m Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lauge, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Die Mailänder mußten den Etd der Treue fchwöreu. Außerdem sollte die Stadt dem Kaiser eine Pfalz bauen, 900 Mark Silber zahlen und 300 Geiseln stellen. Dafür sollten sie ihre Obrigkeit selbst wühlen. Nachdem btefe Bebingnngen von bethen Teilen angenommen waren, zogen die Mailänder barfuß und das blanke Schwert am Halse tragend, tief gebeugt durch die Reihen des Heeres bis zum Throne des Kaisers, stürzten auf die Kniee, und der Bürgermeister sprach: „Wir haben gesündigt, wir haben unrecht gehandelt, wir bitten um Verzeihung, wir legen unsere Schwerter vor Euch nieder und unser Leben in Eure Hand." Friedrich verzieh, nahm^die Vornehmsten bei der Hand, süßte und tröstete sie. Hierauf wurde auf den roncalischen Feldern bei Piaeenza int November 1158 ein großer Reichstag abgehalten, aus welchem festgesetzt wurde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Vier gelehrte Juristen von der Hochschule zu Bologna und 48 Abgeordnete aus 14 italienischen Städten ordneten die Angelegenheit dahin, daß dem Kaiser außer allen Hoheitsrechten oder Regalien, als Münze, Zölle, Wege-, Hasen-, Fluß- und Brückengelder, Fischereien, ^alzgttellert, Bergwerken, erledigten und eingezogenen Gütern, das Recht zustehe, mit Beistimmung des Volkes in allen Städten die kaiserlichen Landvögte, Consnln und andere obrigkeitliche Personen einzusetzen, die Herzogtümer, Markgrasschasten und Grafschaften zu vergeben, zum Heereszuge aufzurufen und alle Lieferungen zum Römerzuge, Spann- und Fuhrdienst zu Wasser uttb zu Lande zu fordern. ^ Diese Beschlüsse von Roncaglta mußten sogleich und in der Folge alle 5 Jahre auss neue von allen Rittern und Bürgern von 18 — 70 Jahren beschworen werden. Allein ließen sich dieselben auch durchführen, ohne das bisherige Recht ans das schneidenste zu verletzen? Friedrich kannte die Rechtsverhältnisse zu wenig, und Schmeichler führten ihn irre. Genua rüstete sich znm Widerstand, Männer und Weiber halfen die Mauern bauen. Friedrich aber vertrug sich mit der mächtigen und gefährlichen ^tabt dahin, daß bte Genuesen bett Lehenseib leisten, ihre Güter und Besitzungen behalten, 12,000 Mark Silber aus einmal zahlen, die Küsten des westlichen Italien und des südlichen Burgund gegen die Ungläubigen schützen, bafür aber von Heerbienst und Abgaben frei bleiben uttb ihre eigenen Obrigkeiten behalten sollten.

6. Das Mittelalter - S. 171

1884 - Mainz : Kirchheim
Kampf gegen Mailand. 1*1 stellt. Der Schrecken wirkte heilsam. Personen und Eigentum waren sicher, Handel und Verkehr blühten wieder. Man pries Friedrich als Vater des Vaterlandes. 3. Friedrich im Kampfe mit Mailand. Weit schwerer als die republikanischen Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen Lie Oberherrschaft beanspruchte. Diese waren seit Heinrich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Übergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder gezwungen, und bekleidete in der Regel die wichtigsten Ämter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche thuen streitige Bischosswahleu darboten; mancher Bischos schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkanften ihnen dieselben, so daß die Städte wirklich Republiken waren. Unter ihnen waren Genna, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mächtigste; aber auch Pavia, Tortoua, Cremona, Bologna, Verona u. a. waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft bewohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können, allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte lombardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren, reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Übermute. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach; sie aber verspotteten das kaiserliche Handschreiben, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf feinem ersten Römerznge konnte Friedrich nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt,

7. Das Mittelalter - S. 311

1884 - Mainz : Kirchheim
Genua. Mailand. Florenz. d11 b. Genua war, wie oben schon bemerkt wurde, die Nebenbuhlerin Venedigs' Wie dieses lange Zeit vorherrschend den östlichen, so betrieb Genua vorherrschend den westlichen Handel des mittelländischen Meeres. Als Geuua sich aber mächtig genug suhlte, suchte es ebenfalls im ausgiebigeren Morgeulande Handelsbeziehungen anzuknüpfen. Es führte dies zu blutigen Kämpfen mit Venedig. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts war Pisa von Genua überwältigt und ihm Corsika und Sardinien genommen worden. Aus dem Festlande Italiens besaß Genua zur Zeit seiner Blüte deu Küstenstrich vom Arno bis Nizza. Wie für Venedig in Deutschland die Städte Augsburg und Nürnberg, so waren für Genua die Städte Basel, Straßburg und Ulm Hauptplätze für deu Handel nach den nördlichen Gegenden. Der zunehmende Reichtum verschlechterte die Sitten und erzeugte widerlichen Geld stolz und große Erbarmungslosigkeit gegen verschuldete und unverschuldete Armut. Während der äußere Glanz der Stadt, der Umfang des Landgebiets und die Zahl der Schiffe und der Kolonien zunahmen, sanken im Innern die Tugenden mehr und mehr, deren Vorhandensein allein der republikanischen Staatsform Dauer sichert. Es entbrannten in Genna die wildesten Parteikämpfe, die es endlich dahin führten, daß es feine staatliche Selbständigkeit verlor. In c. Mailand war die Familie Visconti zur Macht gelangt und hatte sich sogar vou dem deutschen Kaiser Wenzel den Herzogstitel erkauft. Allein fo wenig wie in Venedig und Genua die republikanische, so schützte iu Mailand die monarchische Staatssorm vor Handhabung eines überaus tyrannischen Regiments, und dort wie hier verschlechterten sich bei Zunahme äußeren Glanzes die Sitten. d. Florenz. Auch diese Stadt gelangte gegen Ende des Mittelalters zu bedeutender Macht und zu großem Reichtum. Letzteren erwarb es sich namentlich durch seinen großartigen Gewerbsleiß und erst von der Zeit an, in der es den Hafen von Livorno an sich gebracht hatte, begann es die Ausfuhr feiner Gewerbe-Erzengniffe selbst zu betreiben, womit sich ihm eine neue Quelle zur Erlangung von Reichtümern eröffnete. Die Adelsmacht vermochte

8. Die Neuzeit - S. 168

1884 - Mainz : Kirchheim
168 Dreißigjähriger Krieg. Waldstein. Werbungen betragen. Wie konnte aber Waldstein solche Summen aufbringen ? Der reiche Nachlaß feiner ersten Gemahlin wie die Zweite Vermahlung erklärt einiges, ebenso die Thatsache, daß er dem Kaiser große (Segenrechnungen zu machen hatte. Dennoch bürsten biefe und anbere sehr günstige Umstände nicht hinreichen, um jene ungeheuere Gesamtsumme der Kaufe Wald-steins begreiflich zu machen. Ohne Zweifel hat er in den verschiedenen Feldzügen, benen er feit 1617 anwohnte, nach damaliger Sitte der Obersten, auf gewaltsame Weise für feinen Vorteil gesorgt. Gewiß ist, daß Kaiser Ferdinand in einem noch vorhandenen Briefe Klage über die Erpressungen führt, welche sich das Kriegsvolk Walbsteins zu Schulben kommen ließ. Die Gier, Güter auf jebe Weise zu erwerben, würde bei Wald-ftein zur Leidenschaft, und er schonte babei selbst feine Blutsverwandten nicht. Gleichwohl war wiederum uicht Geiz die Ursache dieser Erwerbungslust; b er Besitz vou Laub und Leuten so 111 e_ vielmehr die Grundlage feiner p o-litisehen Größe sein. So eifrig er als Privatmann erwarb , so freigebig that er feine Schätze auf, als die Zeit zur Ausführung der Pläne gekommen war, die er in seinem Innern hegte. Stolz, leibenfchaftlich, der äußeren Pracht, dem Luxus und dem Prunk zugethan , strebte er nach jenem Menbenben Glanze, wodurch die Menge beherrscht wirb. Seine Waffenthaten in Ungarn und Böhmen hatten ihm einen Ruhm erworben, den er noch zu vermehren bemüht war. Übrigens war er persönlich tapfer, die Gefahr verachtenb; feine Manieren waren ebel, feine Gastfreundschaft prachtvoll. Er war geschickt, die Menschen zu durchschauen, sie zu beherrschen , sie bei ihren schwachen Seiten zu packen und an sich zu ziehen; in seinen Belohnungen war er bis zur Verschwendung freigebig, aufopfernd, wenn es galt, feine Freunde zu beschützen; gebulbig, wenn es nötig war; nachgiebig, wo er ein Hinbemis nicht mit Gewalt wegräumen konnte und in der Kunst des Zuwarteus wohl erfahren. Aber Selbstsucht, Haß , Neib , Zorn , Anmaßung , das gewöhnliche Gefolge des Hochmutes, stritten um die Herrschest über fein Herz. Nur nach feinem eigenen Ruhme ftrebenb, war ihm jeber anbere Gebanke untergeorbnet. Der Grunb feiner Freigebigkeit war Berechnung, und feine bewunderte Großmut war nichts als die Anlage eines Kapitals, von welchem er hohe Zinsen erwartete. Unerbittlich in feinem Haffe, war ihm Vergebung unbekannt, und nie vergaß er eine Beleidigung. Der geringste Widerstand brachte ihn außer sich; er nährte einen tödlichen Haß gegen diejenigen, welche sich

9. Die Neuzeit - S. 104

1884 - Mainz : Kirchheim
104 Heinrich Viii.-timt England. Cromwell. bet Papst eine so wichtige und folgenreiche Angelegenheit erst nach sorgfältigster Prüfung entscheiben. Er übertrug daher vorläufig die Untersuchung btefer Angelegenheit dem englischen Karbinal Wolsey — dem allmächtigen Günstlinge Heinrich Viii. — und schickte später zu bemselben Zwecke den Karbinal Campeggio nach England. Da Wolsey dem Könige bre ^cheibungssache als ungeheuer leicht hingestellt hatte, war es auch den beiben Kardinälen nicht möglich, beri König zu bewegen , von seinem Vorhaben abzustehen, und so mußten sie die Untersuchung eröffnen. Da inbessen Katharina an den Papst appellierte, so mochten die Kardinäle kein Urteil fällen, und Ele-men§, Yn- Zog die Entscheidung nach Rom und zugleich damit m. die Ferne. Dadurch wurde Heinrich von großem Ingrimm erfaßt, der sich zunächst gegen Wolsep wandte. Derselbe wurde des Hochverrates angeklagt und starb bald darauf, von Verbruß und Krankheit aufgerieben. (Sin verfehlter Versuch war es, daß Heinrich meinte, durch das Urteil vieler Universitäten gegen die Ehe mit Katharina könne er einen Druck auf den Papst ausüben. Ebenso verfehlt war das Angebot an Karl \. : 300,000 Kronen für seine Einwil- ligung , und ^ die Rückzahlung von Katharinas Heiratsgut und Zusicherung eines lebenslänglichen entsprechenden Unterhalts zu entrichten. — „Ich bin kein Krämer," sagte Kaiser Karl, „und werde die Ehre meiner Tante nicht verkaufen." Heinrich wurde beinahe trübsinnig und war schon bereit, den ganzen Scheidungsplan auszugeben. Da verlangte ein gewisser E r 0 rnw ell Audienz beim Könige, entschlossen, wie er erklärte, die Sache zum Biegen oder Brechen zu bringen. Er war der Sohn eines Walkmüllers, hatte sich als Solbat und Kaufmann in Italien Herumgetrieben, war dann von Wolsey gehoben und zum Verweser kirchlicher Länbereien gemacht worben. Dieser stellte nun dem Könige vor, wie er, ohne seinen Glauben zu veränbern, das Beispiel der beutfchen Fürsten insoweit nachahmen könne, daß er statt des Papstes sich selbst zum Oberhaupt der Kirche in England mache. Wenn der König die päpstliche Autorität übernähme, so hänge die Entscheibung nur von ihm selbst ab, und die Geistlichkeit, bereu Leben und Vermögen in feiner Hand stehe, werbe das g ehorsame Werkzeug seines Willes werben. „Sire," schloß er seine Rebe, „werden Sie englischer Papst, und ihre Macht wird größer sein, als die des Kaisers und des Papstes zusammen!" — Wie lachend war dieser Antrag für Heinrichs Leidenschaft, Herrschsucht und Habgier! Cromwell würde auf der Stelle zum Mitgliebe des

10. Die neueste Zeit - S. 282

1886 - Mainz : Kirchheim
^o2 Frankreich. Die dritte Republik. bereiten. Noch einmal wurde am 19. Mai ein Ausfall versucht, er scheiterte aber vollstänbig und am 21. überfielen die Regierungstruppen das Thor von St. Cloub. Am andern Tage * drangen sie weiter vor und nun begann ein erbitterter Straßen- j kämpf, der vier Tage und fünf Nächte bauerte. Als Mac Ma- j hon des rechten Seineufers Herr geworben war, machten sich i die wuthschnaubenben Kommunisten an ihre greulichsten Rache- I aste. Kolonnen von Branbstistern würden abgesanbt, um das stolze Paris in Asche zu legen; die Flammenglut, die abenbs < am 23. von den Tuilerien und dem Louvre aufstieg, ! gab das Zeichen; rasenbe Männer und Weiber, die Petroleurs ] und Petroleusen, trugen ausgestapeltes Öl und anbere Brenn- j stoffe herbei, und balb standen das Palais Royal, das j S t a b t h a u s, die Polizeipräfektur, eine lange Reihe von Ministerien, Klöstern, Kirchen, Thealern, Bahnhöfen, Ma- I gazinen, Museen in Flammen. Auch an den unglücklichen Gei- ■ seln kühlte der Wahnsinn noch feine Wut: der Erzbischof und viele andere wurden zum Tode geführt; Delescluzes, der Verruchteste unter der ganzen Mordbande, fand den Tod auf einer Barrikabe und mir ihm fielen Hnnberte der Commuuemit-glieber, währenb Tansenbe ihr Heil in der Flucht suchten. Die Zahl der Getöteten wirb auf 17,000 angegeben, die der Gefan- : genen auf 25,000. Die Truppen der Regierung hatten 1000 ; Tote und 6000 Verwunbete. Daß die Gefangenen der Com-mune auf feine Gnabe zu rechnen hatten, verstaub sich von selbst. Die ungeheure Menge derselben machte es freilich nötig, Tau- ; fenbe schließlich ohne Strafe laufen zu lassen; aber über die Häupter würde von den Kriegsgerichten das Todesurteil gefällt, und über Tansenbe lebenslängliche Zwangsarbeit ober die Te- ; portation nach Australien verhängt. Nach der Nieberwerfimg biefer Revolution konnte mit Ruhe die Ordnung der staatlichen Verhältnisse Frankreichs von der | Nationalversammlung in Angriff genommen werden. Thiers j wurde am 31. August 1871 zum Präsidenten der Republik ernannt. Dieser Mann wußte in kurzer Zeit Frankreichs Krebit wieber zu heben, vor allem aber den Abzug der deutschen Truppen aus dem Laube zu beschleunigen, welcher natürlich die frühere Zahlung der Kriegskontribution voraussetzte. Und es gelang ihm wirklich, inbem ein Vertrag mit der deutschen Re-
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