durch Entwickelung der Standesverhältnisse die Einrichtung einer
republikanischen Verfassung veranlaßt.
Die ritterlichen Lehnsleute wurde» im 10. Jahrhundert ins-
gesammt als Milites bezeichnet, die nicht lehntragenden Freien
als Arimannen, Cives, Populus. Doch bedeuteten Cives im
weiteren Sinne auch die freien Bewohner einer Civitas überhaupt.
Und in diesem Sinne gehörten zu den Civcs auch die Milites und
bildeten den ersten Stand derselben. Man unterschied ferner zwei
Klassen der Milites als Valvassores majores oder Capitanei und
Valvassores minores, die auch schlechtweg Valvassores hießen.
Beide Klassen des Ritterstandes werden im 11. Jahrhundert als
Adel bezeichnet, welchem das Volk gegenüber gestellt wird. Im
Volke entwickelte sich dann noch ein Unterschied, indem die Kauf-
leute als angesehenere Bürger unterschieden wurden.
Durch die beständigen Parteikampfe und die kirchlichen Strei-
tigkeiten traten die Standesunterschiede zurück, indem Leute der ver-
schiedenen Stände auf beiden Parteien und gegen einander standen.
Die verschiedenen Stände erkannten ihre Rechte gegenseitig an, die
Stände näherten sich einander und die Parteistellung der Stände
hörte auf. Die Parteikämpfe hatten aber auch weiter den Erfolg,
daß die Regierung von den Bischöfen und deren Capitanen an die
mächtigen Parteiführer überging. So war z. B. in Mailand die
Regierung von den Grafen an den Erzbischof und dessen Capitane
übergegangen und von diesen gelangte sie nach langen Parteikämpfen
an die Consuln. Die Cvnsuln sind eine neue Würde, deren Ur-
sprung und Bedeutung mit dem Entstehen der Stadtgemeinde aus der
Vereinigung der Stände zusammenhängt. Die Schöffen waren
Vertreter der Gemeinde der Freien gewesen und hatten für die
Freien im Gericht des Grafen das Recht gefunden. Der Unterschied
der Freiheit und Unfreiheit war immer mehr zurückgetreten, Be-
rufsstände hatten sich gebildet, in welchen sich freie und minderfreie
Standesgenossen aneinander schlossen. Die Consuln vertraten die
besonderen Stände, während die Schöffen die Freien vertreten hat-
ten. Das Schöffenthum wurde ebenso durch die Vorsteher der be-
sonderen Stände bei Seite geschoben wie das Amt der Grafen durch
die Obrigkeit, welche die Consuln in ihrer Vereinigung ausmach-
ten. Häupter und Anführer hatten die Stände schon lange; doch
kam gegen das Ende des Ii. Jahrhunderts die Neuerung hinzu
(und das bezeichnete eben der Name der Consuln), daß jene nun
auch zu einer gemeinschaftlichen Regierung zusammentraten. Und
hiermit entstand zugleich die Gesammtgemeinde der Stadt, das so-
genannte Commune Civitatis, welches zuerst nur wie eine äußer-
liche, vertragsmäßige Verbindung der Stände erscheint, dann aber
ein lebendiges Gemeinwesen aus sich herausbildete.
Bei der Ungleichheit des Ansehens und der Macht unter den
Ständen, bei dem Uebergewicht, welches der kriegerische Adel, be-
sonders die mächtigen Capitane noch lange Zeit behaupteten, ist
wohl eine ganz gleiche Theilnahme der Stände an der städtischen
Regierung von vornherein nicht anzunehmen. Aber allmälig ge-
wöhnte man sich daran, in dem Streben für die allgemeine Wohl-
fahrt der Stadt, sich gegenseitig als Mitbürger zu betrachten und
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
472
rasch und brachte in den mittlern Klassen eine gänzliche Verände-
rung der Lebensweise hervor. Auch der Ackerbau gewann dadurch,
daß der Landmann, welcher an dem Zug Theil nahm, hier und da
eine Befreiung von drückenden Abgaben erhielt. Nicht minder
stammt aus der Romantik der Kreuzzüge jener Antrieb zu weiten
Reisen und zur Erforschung ferner Länder, der das 14. und 15.
Jahrhundert auszeichnete.
Die nächsten Handelsvortheile brachten die Kreuzzüge Italien.
Wie einst im Alterthum wurden jetzt wieder das Mittelmeer und
das schwarze Meer mit ihren Meerbusen, Inseln und Küsten der
Schauplatz des wiederhergestellten Verkehrs zwischen den drei Erd-
theilen. Doch blieb der Handel, wie im Alterthum, vorzugsweise
Landhandel, die Schifffahrt Küstenfahrt. Die aus dem Morgen-
lande eingeführten Gegenstände des Handels waren fast dieselben
wie im Alterthum. Denn der Verbrauch von Kolonialwaaren, von
Reis, Zucker, Thee und Kaffee, wurde erst mit der Entdeckung
von Amerika allgemeiner und war in dieser Zeit noch unbedeutend.
Wichtiger waren gewisse Rohstoffe, wie Seide, Baumwolle und
Färbestoffe, welche besonders nach Italien und nach den Niederlan-
den gingen. Der Handel mit Indien blieb passiv, d. h. er mußte
mit baarem Gelbe getrieben werden; die europäische Industrie war
noch nicht auf der Stufe, um fremde Welttheile mit ihren Fabrika-
ten zu beherrschen. Auch mußte der Kaufmann alles selbst besor-
gen, sich entweder selbst aufmachen und die Waaren begleiten, oder
einen zuverlässigen Diener mitschicken oder Faktoreien und Kom-
manditen in den fremden Plätzen errichten.
Die italienischen Städte waren um die Mitte des 12. Jahr-
hunderts bereits zu einer gewissen Selbständigkeit und Macht ge-
langt. Ihre innere Verfassung litt freilich noch an großen Ge-
brechen; noch war keine festgeordnete Freiheit im Innern her-
gestellt. Dennoch herrschte in diesen Städten ein Geist, der zu küh-
nen Unternehmungen in Handel und Schifffahrt ermunterte und
der den Gewerben, Wissenschaften und Künsten förderlich war. Ve-
nedig, Genua und Pisa beuteten die Kreuzzüge zu ihrem Vortheil
aus. Kein anderer europäischer Staat war damals im Stande, die
nöthigen Schiffe zu liefern, um die Heere nach Constantinopel und
den Küsten Syriens überzuschiffen und sie mit Lebensmitteln und
Kriegsbedürfnissen zu versehen. Bei vielen Unternehmungen beglei-
teten die Venetianer, Genuesen und Pisaner mit der Flotte das zu
Land operirende Heer und bereicherten sich durch die Lieferungen.
Sobald sie es bei der Eroberung eines Platzes räthlich fanden, eine
Niederlassung einzurichten, erlangten sie von den Kreuzfahrern die
wichtigsten Vorrechte, Handelsfreiheit, das Eigenthum ganzer Vor-
städte und Straßen und das Privilegium eigner Gerichtsbarkeit
über Landsleute und Schutzergebene. In Folge so vieler Vortheile
wuchs außerordentlich der Wohlstand und Reichthum der italieni-
schen Handelsstaaten. Sobald diese einmal den Levarnehandel fast
allein besaßen, waren sie darauf bedacht, seinen Absatz auszudeh-
nen und den Geschmack an morgenländischen Produkten über ganz
Europa zu verbreiten. Früher war der Handel mit dem Morgen-
lande nur durch einzelne Schiffe betrieben worden, jetzt kamen ganze
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Ortsnamen: Italien Amerika Italien Niederlan- Indien Genua Constantinopel Syriens Europa
484
erlitten, bestand darin, daß die Urkantone einige Zeit nachher auch
ihre Nachbarn, Luzern, Zürich, Zug, Glarus und Bern, welche
bisher Oestreichs Freunde geblieben waren, in ihren demokratischen
Bund aufnahmen. Der Krieg zwischen den beiden Königen wurde
mehrere Jahre ohne Entscheidung geführt und bestand in bloßen
Nitterfehden oder in Rauben, Brennen und Zerstören. Endlich
(1322) kam es bei Mühldorf in Baiern zu einer entscheidenden
Schlacht. Friedrich wurde geschlagen und gerieth mit 1400 Rittern
in Gefangenschaft. Lndwig benutzte das durch den Sieg erlangte
Uebergewicht, indem er die damals erledigte Mark Brandenburg
seinem Sohn Ludwig gab. Allein wenn auch Friedrich bezwungen
war, so war doch dessen Partei nicht vernichtet. Sein Bruder Leo-
pold, die Seele derselben, knüpfte eine Verbindung mit Karl Iv.
von Frankreich an, welcher die deutsche Kroue zu erlangen suchte,
und gewann den Papst Johann Xxii. Als Ludwig den von einem
pästlichen Heere bedrängten Visconti's in Mailand 800 Ritter zu
Hülfe saudte (1323), befahl ihm der Papst, die Regierung, welche
er sich unrechtmäßig anmaße, niederzulegen, und sprach den Bann
über ihn aus, als er gegen solche Anmaßungen Einspruch that.
Ferner bewog der Papst den König von Polen, Wladislaus Lokietek,
einen verheerenden Einfall in Brandenburg zu machen, und Leopold
verwüstete Baiern und Schwaben und suchte die Kurfürsten dafür
zu gewinnen, Karl Iv. von Frankreich auf den deutschen Thron zu
setzen. Der Bannfluch hatte in Deutschland nur geringen Erfolg,
und die Sache des Kaisers wurde von mehreren gelehrten Männern
in scharfsinnigen Schriften verfochten. Auch erhielt Ludwig an den
Franziskanern unerwartete Bundesgenossen, indem diese den Papst
ketzerischer Gesinnungen beschuldigten, weil er in ihrem Streite mit
den Dominikanern sich für diese ausgesprochen hatte. Dennoch war
die Lage Ludwigs sehr mißlich. Da begab sich Ludwig im März
>325 nach dem Schloß Trausnitz zu dem daselbst gefangen gehalte-
nen Friedrich und schloß mit diesem einen Vertrag, auf welchen dann
Beide das Abendmahl nahmen. Nach dem Vertrage sollte Friedrich
freigelassen werden, dann der Krone entsagen und die von ihm und
seinen Brüdern besetzten Reichsgüter zurückgeben; wenn er aber die
eingegangenen Verpflichtungen nicht halten könne, sich wieder zur
Haft stellen. Es trat das Letztere ein, und Friedrich kehrte schon
im Mai nach München zurück und theilte nun mit Ludwig als Freund
Wohnung, Tafel und Bett. Es kam dann im September zu Mün-
chen ein neuer Vertrag zu Stande, nach welchem Beide als gleich-
berechtigte Besitzer der höchsten Gewalt die königlichen Rechte aus-
üben sollten. Dieser Vertrag fand aber bei den Kurfürsten und bei
dem deutschen Volk keinen Beifall und wurde deshalb nicht einmal
bekannt gemacht. Friedrich führte zwar bis zu seinem Tod 1330
den königlichen Titel; Ludwig aber hatte allein königliches Ansehen
im Reich.
Im Anfange des Jahres 1327 zog Ludwig nach Italien, wurde
von den Ghibelline» freudig aufgenommen und in Mailand mit der
eisernen Krone gekrönt. Dann ging er nach Rom, wurde von den
über des Papstes Aufenthalt in Avignon erbitterten Römern froh-
lockend empfangen und am 17. Januar 1328 von zwei Bischöfen
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Karl_Iv Karl Johann_Xxii Johann Ludwig Ludwig Wladislaus_Lokietek Leopold Leopold Karl_Iv Karl Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Luzern Glarus Bern Baiern Frankreich Mailand Polen Brandenburg Baiern Schwaben Frankreich Deutschland Italien Mailand Rom Avignon
520
der Bischof von Laon, und Johann v on Pecquigny, der Statthal-
ter von Artois. Es wurden 22 der vornehmsten Staatsbeamten ent-
setzt und dem Dauphin eine Commission der Stände zur Seite gestellt.
Der ständische Ausschuß erhielt aber wenig Einfluß auf die Regierung;
die abgesetzten Räthe blieben mit dem Generalstatthalter in Verbin-
dung, das verwirrte republikanische Treiben und der überwiegende
Einfluß des Bürgerstandes erregten Widerstand gegen die ständische
Herrschaft; die Ritterschaft benutzte die Anarchie zu schändlichen Be-
drückungen des Landvolkes. Die Fehden des Adels, der Druck, den
die Ritter gegen das Landvolk und die Geistlichen übten, die Strei-
fereien einzelner Söldnerschaaren, an die sich andres Gesindel an-
schloß, machten das Land unsicher. Alles drängte sich daher in Pa-
ris zusammen. Hier fürchtete man nicht bloß den auswärtigen Feind
und die ritterlichen Räuber, sondern auch den Dauphin und dessen
Umgebung. Paris wurde neu befestigt. Der Dauphin wollte Trup-
pen in die Stadt ziehen, aber dagegen wurden damals zuerst Bar-
rikaden errichtet. Von Pecquigny wurde Karl der Böse aus seiner
Haft befreit, und kam nach Paris. Er sprach zum Volke und regte
dasselbe durch die Schilderung der erlittenen Mißhandlungen auf.
Auf Karl's des Bösen Betrieb wurden die Gefängnisse geöffnet und
eine Menge gemeiner Verbrecher in Freiheit gesetzt. Die Hauptstadt
spaltete sich in die Parteien des Dauphin, Marcels und Karls des
Bösen. Marcel gab seinen Anhängern zweifarbige Mützen halb von
rother, halb von blauer Farbe. Als der Dauphin den Mörder sei-
nes Schatzmeisters hatte hinrichten lassen, ließ Marcel am 22. Fe-
bruar 1358 die Sturmglocken läuten und die Zünfte unter ihren
Fahnen versammeln. Die aufgereizten Schaaren drangen in den
Palast des Dauphin und ermordeten vor den Augen desselben zwei
Marschälle, so daß der Dauphin mit Blut bespritzt wurde. Als die-
ser erschrocken frug, ob man sich auch an ihm vergreifen wolle,
sagte Marcel: Nein, doch zur Sicherheit hier meine Mütze. Er
setzte seine zweifarbige Mühe dem Dauphin und dessen Barett sich
selbst auf. Darauf brachte Marcel den Dauphin nach dem Rathhause,
wo derselbe an's Fenster trat und mit lauter Stimme erklärte: die
beiden Getödeten seien falsche Verräther, er heiße es gut, wie mit
ihnen verfahren sei.
Bald nachher gab der Dauphin dem Gange der Dinge eine an-
dere Wendung. Er verließ unter einem gutgewählten Vorwand
Paris, hielt zuerst einige Provinzialstände-Versammlungen, und
dann berief er die allgemeinen Reichsstände nach Compiegne. Der
Adel und die vornehme Geistlichkeit gewährten ihm Unterstützung.
Er rückte mit dem Heere vor Paris, schnitt der Stadt die Zufuhr
ib und hemmte den Handel. Da sank das Ansehen Marcels; noch
mehr, als er Karl von Navarra zum Oberbefehlshaber gegen den
Dauphin vorschlug. Man sagte dem Volke, Karl gehöre zum Abel
und sei ein Feind der Bürger, er sei mit den Nationalfeinden, den
Engländern, verbunden. Als Marcel des Nachts Karl von Na-
varra heimlich in die Stadt einlassen wollte, spaltete ihm einer sei-
ner bisherigen Anhänger, Jean Maillard, den Kopf. Seine Ge-
treuen wurden niedergehauen, die Nationalmützen verschwanden, und
der Dauphin hielt seinen Einzug (August 1358). Er wurde von
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Johann_v_on_Pecquigny Johann Pecquigny Karl_der_Böse Karl Karls Marcel Karl_von_Navarra Karl Karl Karl Karl_von_Na- Karl Jean_Maillard August
Extrahierte Ortsnamen: Laon Paris Karls Paris Paris
49
hgltnisse änderten, führten die neue Entwickelung herbei. In der
Regel ist es das Volk selbst, das den König wählt und zu dieser
Würde erhebt und zwar meistens den, welcher bisher schon als
Fürst oder Herzog an der Spitze desselben gestanden hat. Die Ge-
sammtheit der Volksgenossen wählte, nicht das Gefolge allein; moch-
ten auch einmal die Getreuen die Anregung geben. Das Königthum
war im Bewußtsein des Volkes wesentlich von jeder anderen Herr-
schaft verschieden. Fast immer ist es ein bestimmter Akt, durch den
es eingeführt wird, nicht immer ist er historisch nachweisbar, oft
aber wird er wenigstens in der Sage als wichtige Verfassungsverän-
derung festgehalten.
Das Königthum war nicht nur lebenslängliche, sondern auch
erbliche Gewalt. Die Herrschaft ging aber nicht nach strengem Erb-
recht von einem auf den andern über, sondern das Königsgeschlecht
hatte nur den Anspruch, daß aus feiner Mitte der König genom-
men wurde. Das Recht, den Fürsten zu wählen, war nicht auf-
gehoben, aber an die Familie gebunden, mehr oder minder streng
auf diese beschränkt. Es finden sich, schon aus älterer Zeit, Zeug-
nisse, daß ein Köniz abgesetzt werden konnte, wegen Untüchtigkeit,
weil er den Göttern verhaßt zu sein schien; doch sind das sehr seltene
Ausnahmen. Der König ist Herrscher, und alles was bei anderen
Stämmen dem Fürsten zusteht, das gehört zum Recht und zur Ge-
walt des Königs. Der König ist der Anführer im Krieg, und es
kann sein, daß die Kriegsführung bei einigen Völkern den Anlaß
gegeben hat, das Königthum zur Anerkennung zu bringen; aber
die Herrschaft des Königs im Frieden ist von nicht geringerer Be-
deutung. Der König beruft und leitet die Versammlung, empfängt
die Geschenke, die man ihm darbringt, er hat den Vorsitz im Ge-
richt, vielleicht die Macht zu richten und zu entscheiden. Das letzte
freilich nur in beschränkter Weise. Nicht eine ungebundene, abso-
lute Gewalt steht dem König zu. Doch vermochte eine kräftige
Persönlichkeit viel auch ohne strenge Berechtigung.
Auch dem Könige gereichte es zur Ehre, daß er mit zahlrei-
chem Gefolge umgeben war. An die Stelle der Fürsten waren Kö-
nige getreten, und diese waren es nun auch, die allein oder doch
vorzugsweise ein Gefolge hielten. Edle und Freie dienten in dem
Gefolge. Wer unter den Franken in ein solches Verhältniß zum
Könige trat, genoß ein dreimal höheres Wehrgeld, als ein anderer
Freier; auch bei den Longobarden waren die Gasindi des Kö-
nigs, wie hier die Gefährten des Königs heißen, durch größeres
Wehrgeld ausgezeichnet. Am weitesten, am künstlichsten ist dies bei
den Angelsachsen ausgebildet worden, denn hier bestimmte das Ver-
hältniß zum König, die Art des Dienstes, nicht allein das Wehr-
geld, sondern auch die sonstige Bedeutung, den Rang des Einzel-
nen in mannigfacher und gliederreicher Abstufung. Es bildete sich
aus diesen Verhältnissen eine Verschiedenheit des Standes, ein neuer
Adel. Es war das ein reiner Dienstadel, dessen Bedeutung in der
Ehre lag, die ihm der Dienst gewährte. Dieser Dienstadel ist aber
ganz und gar verschieden von dem alten Adel; er hat nichts als die
höhere Ehre, die er genoß, mit ihm gemein. In den Dienst des
Königs trat nicht nur der alte Adel, sondern auch Freie; sogar
4
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
589
In Beziehung auf die Rechtspflege erließ der Statthalter bei
seiner Ankunft ein Edict, in welchem er mit Berücksichtigung des
Edictes des städtischen Prätors in Rom die Grundsätze seiner Ver-
waltung entwickelte. Während des Winters reiste er in der Pro-
vinz umher und hielt an den von ihm bestimmten Orten Landtage,
um Recht zu sprechen und die Streitigkeiten zu schlichten. Auf die-
sen Conventen fanden sich auch die in der Provinz stch aufhaltenden
Römer ein und bildeten einen eigenen Convent. Ueber seine Ver-
waltung mußte der Prätor nach seiner Rückkehr aus seinen und
seines Quästors Büchern Rechnung ablegen.
Als kein Volk mehr übrig war, welches den siegreichen Waffen
der Römer einen dauernden und kräftigen Widerstand entgegensetzen
konnte, ging mit dem ganzem Leben der Römer eine große Ver-
änderung vor, welche den römischen Staat mit reißender Schnellig-
keit seinem Untergange entgegenführte. Mit den Schätzen der er-
oberten Länder zogen auch Luxus und Schwelgerei, Sittenlosigkeit
und Habsucht und alle Laster triumphirend in Rom ein. Der zur
Erlangung der höheren Staatsstellen nöthig gewordene Aufwand
und das Zusammenhalten der Nobilität, welche hartnäckig das Em-
porkommen noch nicht berühmter Familien zu verhindern suchte,
hatten die höchsten Staatsämter in die Hände einer kleinen Zahl
von Familien gebracht. , Während diese durch Verwaltung der Ma-
gistraturen und namentlich in den Provinzen und durch die in denselben
schamlos verübten Erpressungen ungeheure Reichthümer aufhäuften
und alle Vortheile des Staates wie ihr ererbtes Eigenthum be-
trachteten, versank der größere Theil des Volkes durch die immer-
währenden Kriegsdienste, Theuerung und Wucher in immer drücken-
dere Armuth. Ein wohlhabender Mittelstand, die Stütze des Staa-
tes, fehlte gänzlich, und immer greller trat der Gegensatz zwischen
einer kleinen Zahl unermeßlich reicher und dem fast bis zu Bettlern
verarmten großen Haufen hervor. Der Kampf dieser beiden Par-
teien war um so hartnäckiger und um so erbitterter, je mehr die
alten Tugenden und die guten Sitten verschwanden, welche einst
den Kampf der Patricier und Plebejer in einer steten edlen Mäßi-
gung erhalten hatten.
Ein Hauptgegenstand der Klagen der ärmeren Bürger und des
beginnenden Streites zwischen beiden Parteien waren die Verhält-
nisse der Ländereien. Durch die Unterwerfung von Italien war das
römische Staatsland bedeutend vermehrt, dasselbe aber fast allein
von den Reichen in großen Strecken in Besitz genommen und nur
sehr selten zu kärglichen Ackeranweisungen an ärmere Bürger be-
nutzt worden. Bei ihren Besitzungen auf dem Staatslande über-
schritten die Reichen das durch Licinius Gesetz (S. 539) bestimmte
Maß von fünfhundert Jugera und entzogen sich überdies der Ent-
richtung des Zehnten, ja sie vereinigten nicht selten durch Kauf oder
List und Gewalt mit ihren Besitzungen die benachbarten Felder der
Armen. Die ärmeren Bürger hingegen wurden durch die beständi-
gen Kriege von der Bebauung ihrer kleinen Hufe abgehalten, sahen
sich genöthigt Schulden zu machen oder wohl gar ihren Acker zu
verkaufen. Da nun nach der Ansicht der Römer Handel und ein
Tidcrilis
Gracchus.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht]]
78
entwickelt und vervielfältigt. Die einheimischen Kunstprodukte wa-
ren besonders Webereien, wollene und baumwollene Gewänder, Tep-
piche, wohlriechende Wasser, geschnitzte Handstöcke und geschnittene
Steine. Babylon stand mit den Hauptstädten und Hauptländern
des persischen Reiches in lebhaftem Verkehr. Aus dem persischen
Indien holten die Babylonier Edelsteine, große indische Hunde,
Färbewaaren, Shawls und Goldsand. Auf der anderen Seite stand
Babylon durch eine große von Babylon nach Susa und von da
nach Sardes und Ephesus führende Handelsstraße mit Vorderasieu
in Verbindung. Eine andere Richtung des babylonischen Handels
ins innere Asien ging nach Norden, besonders nach Armenien. Die
Armenier benutzten den Euphrat, um ihre Waaren nach Babylon
zu bringen. Auf dem persischen Meerbusen wurde schon lange
vor der Perserherrschaft eine bedeutende Schifffahrt getrieben,
welche sich bis an die Westküste von Vorderindien ausdehnte. Diese
Schifffahrt trieben vielleicht weniger die Babylonier als vielmehr
Phönicier, welche sich an den Ostküsten Arabiens und auf den nahe
gelegenen Baharein-Jnseln niedergelassen hatten. Sie holten die
Waaren aus Indien und brachten sie theils nach Babylon, theils
zu den phönicischen Handelsstädten, von wo aus sie weiter verbrei-
tet wurden. Die Gegenstände dieses Handels waren: arabischer
Weihrauch, indische Spezereien, Elfenbein, Ebenholz, Edelsteine
und persische und indische Perlen.
Alles was wir von dem alten Babylon lesen, giebt uns ein
Bild von Reichthum, Glanz- und Prachtliebe, aber auch zugleich
von Ueppigkeit, Ausgelassenheit und einem in Schwelgerei ausar-
tenden Wohlleben. Die Ausgelassenheit der Sitten zeigte sich be-
sonders in den freieren Verhältnissen der Frauen.
Phönicier.
Das Land. Die Phönicier, ein Volk des semitischen Stammes, sind in sehr
früher Zeit in das nach ihnen benannte Land eingewandert. Dieses
war ein schmaler Küstenstrich zwischen dem Mittelmeer und dem
Libanon, ohngefähr 25 bis 28 Meilen lang und 3 Meilen breit,
im Norden von Syrien und im Süden von Palästina begrenzt.
Dieses schmale Küstenland, reich an Buchten und Häfen, war mit
hohen Gebirgen bedeckt, welche auch zum Theil als Vorgebirge in
die See hinausliefen und deren Waldungen das schönste Bauholz
für die Flotten und Wohnungen der Phönicier darboten. Auf die-
sem Küstenstriche erbauten die Phönicier eine Reihe von Städten
und Ortschaften, die fast ununterbrochen zusammenhingen und mit
den in den Häfen liegenden Handelsflotten, den absegelnden und
ankommenden Schiffen einen wunderbaren Anblick gewährt haben
müssen. Als die älteste phönicische Stadt wird Sidon genannt, de-
ren Tochterstädte die übrigen waren. Vor allen ausgezeichnet war
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
387
Geschlechtern genommen wurden, und in die Pezetären, d. h. die
Genossen zu Fuß, welcke den Kern der Phalanx ausmachten. Nach-
theilig für den Korporationsgeist des Adels mar die Einführung einer
gewissen Rangordnung, Das Agema der Hetären d. h. die Schaar
der Genossen hatte den ersten Rang im ganzen Heere und bestand
aus den angesehensten Hetären; die Aufnahme in diese Leibgarde
hing vom König ab; das gab diesem eine beteuteude Macht und
löste das feste Zusammenhalten des Adels, indem der militärische
Ehrgeiz über den Korporationsgeist siegte. Die höchste Ehre und
Gunstbezeugung war es, unter die sehr wenigen Leibwächter auf-
genommen zu werden. Ursprünglich stand es wohl nicht in dem
Belieben des Königs, durch die Geburt nichtberechtigte Personen
unter die Hetären aufzunehmen. Das änderte sich schon unter
Philipp und noch mehr unter Alexander. Auch bildete der letztere
die Abtheilungen der Hetären nicht mehr als besondere Körper-
schaften aus- den einzelnen Landesgauen, sondern stellte sie nach
der Zahl der Köpfe zusammen. Eigene Abtheilungen bildeten die
Hypaspisten d. h. die Schildtragenden und die Argyraspiden d. h.
die Schaar mit silbernen Schilden. Es waren wahrscheinlich halb
leichtbewaffnete Fußsoldaten. Außerdem verschaffte sich Philipp aus
den Truppen der unterworfenen oder verbündeten Völker noch eine
andere Macht. Er benutzte diese Truppen nach ihrer nationalen
Bewaffnungs- und Streitaxt; den thessalischen Adel als schwcrge-
rüstete Reiter, die thracischen Stämme theils als Bogenschützen,
theils als leichte Reiter.
Die in jener Zeit gemachten Fortschritte in dem Kriegswesen
bildete Philipp weiter aus. Bei der Phalanx behielt er die bisher
gebräuchlichen Evolutionen bei, Alexander aber führte die der Spar-
taner ein. Wenn der Boden es erlaubte, war die Phalanx sechzehn
Mann hoch aufgestellt und wirkte dann als eine innig verbundene
eiserne Masse.
Nachdem Philipp seinen Thron befestigt und sein Land beruhigt Der Bundcs-
hatte, trachtete er zunächst darnach die griechischen Pflanzstädte an Ssf/er,
der Küste von Macedonien zu erobern und die Athener von diesen
Küsten zu verdrängen. Die Aufmerksamkeit der Athener war da- schm Küste, in
mals auf den Bundesgenossenkrieg gerichtet. Veranlaßt durch die ^Theffauen"^
Bedrückungen der Athener sagten sich nämlich Ehios, Byzanz, Rho-
dus und Kos von der Bundesgenossenschaft los und führten unter-
stützt von dem karischen Fürsten Mausolus einen Krieg mit Athen
(von 358 bis 355 v. Chr.), welcher damit endigte, daß Athen die
Unabhängigkeit dieser Staaten anerkannte. Durch diesen Krieg in
Anspruch genommen und zugleich auf Euböa in Streitigkeiten mit
den Thebanern verwickelt ließen sich die Athener über Philipps ge-
fährliche Entwürfe täuschen. Dessen Augenmerk war zunächst auf
Amphipolis gerichtet. Um seine Absicht zu verbergen und die Athe-
ner zu beruhigen, versprach er diesen, Amphipolis für sie zu er-
obern, wenn sie dagegen ihm die in ihrer Gewalt befindliche make-
donische Küstenstadt Pydna überlassen wollten. Als aber Philipp
Amphipolis erobert hatte 358 v. Chr., vereinigte er die Stadt mit
seinem Reiche. Darauf eroberte er auch die Städte Pydna, Potidäa
25*
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Alexander Alexander Philipp Philipp Philipp Philipp Alexander Alexander Philipp Philipp Philipps Philipps Philipp
Amphipolis Philipp
259
entgegengearbeitet wurde. Die Aristokratie ging in eine Oligarchie
über, wenn die Geschlechter aufhörten, Gesetz und/ Herkommen zu
achten, wenn sie nur ihr Jntereste, nicht das gemeine Wohl im
Auge hatten und wenn sie sich nur unter sich, nicht aber mit ihren
plebejischen Mitbürgern verschwägerten. Der Staat trennte sich dann
in zwei feindlich gesinnte Theile oder in ein abgeschlossenes Gemein-
wesen von Unterdrückern und in einen rechtlosen Hänfen von Unter-
drückten. Weniger schroff war dieser Gegensatz in den Staaten,
welche nicht durch Eroberung entstanden und wo das Volk den edlen
Geschlechtern stammverwandt war und diese als die Nachkommen
seiner Könige und Heroen betrachtete. Drückender waren die Ver-
hältnisse in den Staaten, in welchen fremde Eroberer und ihre
Nachkommen an die Stelle der angestammten Herren des Landes
getreten waren. Durch das Recht der Eroberung waren die Sieger
Herren des gesammten Grundeigenthums geworden, die früheren
Einwohner aber zu zinspstichtigen Erbpächtern herabgesunken. Die
Schroffheit des Abstandes hielt beide Theile fortwährend als zwei
verschiedene Völker auseinander; die Stelle von Gesetz und Herkom-
men nahm das Recht des Stärkeren ein. Ein solcher Zustand mußte
ein Ende nehmen, sobald das Volk, der Demos, zum Bewußtsein
der Stärke gelangte, welche es als die überwiegende Anzahl besaß.
Zur Stütze gereichte den Oligarchen die dem Volke inwohnende
Achtung vor angeerbten Rechten und Thatenruhm, ihr Reichthum,
der ausschließliche Besitz der Waffen und Burgen, die höhere Ein-
sicht und der Besitz aller der Kenntnisse, welche sich auf die Ge-
schichte, das Recht und die Religion des Landes bezogen, endlich
ihre Verbindungen mit anderen Staaten und ihr festes Zusammen-
halten. Der Oligarchie waren vorzugsweise diejenigen Gegenden
günstig, in welchen Ackerbau die Hauptbeschäftigung war und dieser
den gemeinen Mann an seine Hufe fesselte und in einzelnen Gehöften
über das Land zerstreute. Dagegen entstanden da bald Kämpfe zwi-
schen dem Volke und den Oligarchen, wo die Unfruchtbarkeit des
Bodens oder die vortheilhafte Lage des Landes zur Gewerbsthätlg-
keit, zuw Handel und zur Schifffahrt reizte, wo sich ein Markt
und eine Stadt als Mittelpunkt des Verkehrs bildete, in welcher der
brodlose Haufe zusammenströmte.
Verschieden waren die Ursachen, welche den Sturz der Oligar-
chien herbeiführten. Bisweilen schwächte ein gefährlicher Krieg die
herrschenden Geschlechter und nöthigte sie das. Volk zu bewaffnen
und dessen Beistand durch Zugeständnisse zu erkaufen. Verderblicher
wurde den Oligarchen ihr eigener, bei rasch wachsendem Reichthum
eintretender sittlicher Verfall, welcher sich häufig auch in übermäßigem
Drucke des Volkes kund gab. Gewöhnlich trat ein Mann aus den
herrschenden Familien, welcher verarmt war oder von unersättlichem
Ehrgeize getrieben wurde, an die Spitze des zur Verzweiflung ge-
triebenen Volkes; seltener erstand dem Volke aus seiner eigenen
Mitte ein Führer, welcher hinlänglichen Einfluß und Talent zur
Leitung besaß. Das Volk pflegte zunächst Ackervertheilung, Schul-
denerlaß, das Recht zu rechtsgültigen Ehen mit den Gliedern der
herrschenden Familien und Rechtsgleichheit zu erzwingen, und über-
ließ die Regierungsgewalt gewöhnlich dem Manne, welcher sich an
17 *
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
33
Jetzt, wo mächtige, streng in sich abgeschlossene Nationalreiche auf. Einfluß d»
traten, strebten alle produktiven Kräfte eines Volkes, die Anlagen seiner Avistia
Kunstfertigkeit so gut wie die Erzeugnisse des Bodens nach möglichst zkrb!,u°und
gleicher Vertretung. Der Ackerbau lag freilich noch darnieder und Gewerbe,
war mit wenigen Ausnahmen noch weit zurück im Vergleich zum Handel
und sogar im Vergleich zur Gewerbsthätigkeit. Die Unfreiheit des
Bodens und der Arbeit, wie sie die Leibeigenschaft mit sich brachte, die
Belastung von hundert dienenden Grundstücken zu Gunsten eines Herr-
schaftlichen Gutes mit Frohnden und zahllosen Servituten standen dem
Fortschritt des Ackerbaues entgegen. Dem Bauer fehlte das Interesse, und
die gezwungene Arbeit brachte dem Gutsherrn wenig Nutzen. Man
erzeugte nur, was man selbst verbrauchte, und auch dies nur in guten
Jahren. Weite Strecken blieben unangebaut. Mißernten waren häusig,
Kriege verwüsteten die Felder, und die drückendsten Abgaben, Militär-
pflicht und Einquartirung wurden auf die ländliche Bevölkerung gewälzt,
deren ganzer Erwerb oft nicht ausreichte alle die maniügfachen Steuern
an den Grund- und Landesherrn zu zahlen. Der steuerfreie Adel be-
nutzte seine Güter nur als Jagdrevier; für eine landwirthschastliche Ver-
waltung derselben hatte er weder Sinn noch Kenntniß. So fehlte den
Bauern das Beispiel jeder besonnenen Kultur von Seiten derer, die es
hätten geben sollen. In den Ländern, welche der Reformation beigetre-
ten waren, äußerte sich durch den Wegfall der vielen Festtage ein merk-
licher Einfluß auf die Vermehrung der Viehzucht, und in Folge davon
hob sich hier und da der Ackerbau. Polen und die Länder an der Ostsee
waren von der Natur so für den Ackerbau begünstigt, daß sie wenigstens
Korn mit geringer Mühe erzeugten. Dem größeren Theil des südlichen
Europa gab ein gütiger Himmel bei geringer Arbeit alles, was zur
einfachen Lebensnahrung nöthig war, und in Italien hatten die zahl-
reichen Freistaaten auch von dem Boden die schwersten Fesseln abgelöst.
Im allgemeinen wurde die Landwirthschaft noch am besten in der Nähe
großer Städte betrieben, wo nach ihren Erzeugnissen größere Nachfrage war.
Besondere Auszeichnung verdienen schon in frühester Zeit England
und die Niederlande. Ein öffentlicher Rechtszustand erleichterte das
Loos des Landmannes, und der angesessene Adel fand frühzeitig Interesse
an der Landwirthschaft. Auch die Gewerbsthätigkeit beschäftigte vielfach
die Landwirthschaft. In England gelangte durch die große Ausfuhr von
Wolle und den Bedarf der inländischen Fabriken die Schafzucht zu
hoher Vollkommenheit. In den Niederlanden gedieh der Flacksbau und
verbreitete sich von da in die deutschen Nachbarländer. Dagegen wur-
den Farbekräuter wie Waid, Kermes u. a., die sonst in manchen Theilen
Deutschlands viel gebaut worden waren, durch die indischen und ameri-
kanischen Färbestoffe fast ganz aus dem Handel verdrängt. Die Ver-
arbeitung des Leders nahm zu und die inländische Viehzucht befriedigte
nicht den durch Kriege gesteigerten Bedarf. Der Handel mußte also
durch Lieferungen von auswärts helfen, anfangs aus den nordischen
Reichen, später aus dem südlichen America. In Griechenland,
Italien und Spanien waren Seide, Südfrüchte, Oel, in Frankreich
Wein dem Boden dieser Länder eigenthümliche Produkte, welche von
jeher in den Handel kamen und deren Absatz bei zunehmender Nachfrage
sich vermehrte.
3
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Europa Italien England Niederlande England Niederlanden Deutschlands Griechenland Italien Spanien Frankreich