Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

2. Deutsche Schulgeographie - S. 213

1908 - Gotha : Perthes
213 Namalmid1), und den größten Teil der Küste nehmen die gelbbraunen Hottentotten 2) oder Naman, die Urbevölkerung Südafrikas, ein; ihre Sprache zeichnet sich durch eigentümliche Schnalzlaute aus. Die Nordhälfte, das Tamara- (dämara) und Ambolaland^), wird von Bantunegern bewohnt, unter denen die Herero (hererv) durch Zahl und Reichtum an Rindern weitaus hervorragten. Früher lagen sie sich mit den Hottentotten wegen Weideplätze und Viehs beständig in den Haaren; erst die deutsche Herrschaft machte diesen Fehden ein Ende, brachte aber auch nicht den Frieden, weil sie trotz ihrer Schonung ein- heimischer Einrichtungen von beiden Volksstämmen gehaßt wurde. Zahl- reichen kleinen Erhebuugen folgte 180-4 der allgemeine Ausstand, der erst in dreijährigen Kämpfen niedergeworfen wurde. Keine Kolonie hat dem Reiche so viel Geld und Blut gekostet wie Südwestafrika. Aber es ist trotz seiner natürlichen Armut der Opfer wert, denn das Hochland ist, obwohl an der Grenze der Tropenzone gelegen, wegen seiner Trocken- heit gesund und eignet sich daher zur Besudelung durch deutsche Auswanderer. Freilich ist auch ihre Zahl sehr beschränkt, denn außer dem echt tropischen und genügend feuchten Amboland, das zwar Ackerbau in größerem Maßstäbe gestattet, aber wegen seiner Fieber- luft weiße Ansiedler ausschließt, eignet sich die Kolonie nur zur Vieh- zucht (Rinder in der Nord-, Schafe in der trockenen Südhälfte), und nur kleine Flecken können mit Hilfe künstlicher Bewässerung bebaut werden. Auch zur Hebung der Viehzucht muß das vorhandene Grund- Wasser durch Bruunenbohrungen erschlossen und das Regenwasser durch Stauvorrichtungen in den Tälern am Abfluß verhindert werden. Außer- dem muß auch für beffere Verkehrsmittel gesorgt werden. Bisher be- diente sich der Verkehr, wie in ganz Südafrika, nur des schwerfälligen Ochsengespanns und war durch den Mangel an Straßen und die zebirgige Beschaffenheit des Landes sehr gehemmt. Nur mit dem Kap- lande wurde etwas Handel getrieben. Eisenbahnen, die das Innere mit der Küste verbinden, sind hier in noch höherem Grade als in den tropischen Kolonien eine Lebensbedingung. Anfänge dazu sind schon vorhanden. Von Swakopmund führt eine Bahn durch das Tal des Swakop einerseits nachdem Regierungssitze Windhuk, anderseits nach den wertvollen Kupferbergwerken von Otavi; eine zweite, die zur Erschließung des bisher vernachlässigten Südens dienen soll, geht von der Lüderitzbucht aus, harrt aber mit Ausnahme einer kurzen Strecke »och ihres Ausbaues. x Zum Unterschied von Klein-Namaland südlich vom Oranje. 3) Hottentott ist ein holländisches Schimpfwort (Dummkopf); die Hotten-- t»tten nennen sich selbst Koi-Koin (d. h. Menschen) oder Naman. 3) Nach Negerstämmen benannt.

3. Lernbuch der Erdkunde - S. 102

1902 - Gotha : Perthes
102 Wie ist ba$ südliche Gebiet? — wie ist daher die Veae- tation? Wie heißen die Steppen nördlich vom Orinoko? (K. 40) (spr. ljanos). Wie heißen die Urwälder südlich vom Amazonas? Wie heißen die Steppen im Parauagebiet? Iii. Das Ostgebiet: Wo regenreich? — wo regenarm? An der Küste tropisch, ungesund. Auf den Hochflächen gemäßigter. s 123. Pflanzenwelt (siehe auch hierzu K.48 oben und 50 unten): Höchst üppig. Andersartig als in Nordamerika! — Was schließt man daraus über den Zusammenhang zwischen Nord- und Südamerika? Tropischer Urwald (Palmen, Kautschukbäume, Ananas, spanischer Pfeffer, Chinarindenbäume, Kakaobaum, Kokapflanze, Vanille, Orchideen, Lianen). Auf deu Anden besonders: Kartoffel, Batate. — Am Orinoko: Tabak. Tierwelt: Brüllaffen (Tropenwald); — Raubtiere (Jaguar, Pu- ma); — von Zweihufern nur Llama und Vicnna (Anden); — Vampyr; — Faultier, Ameisenbär, Wafferfchwein, Gürteltier (alle im Urwald); — Kondor, Papageien, Pfefferfresser, Webervögel; — Kaiman, Klapper- schlänge; — sehr viele Insekten (Schmetterlinge, Moskitos). Bewohner: 38 Mill. Einw., Indianer (in Brasilien Botokudeu), Kreolen (Spanier, Portugiesen), Mischlinge, Neger. Vergleiche die Verteilung nach der Völkerkarte (K. 46 unten)! — Viele Deutsche in einigen Staaten Brasiliens. Staaten. (K. 41.) Zehn Republiken, zähle sie auf! Vergleiche die Größe derselben mit derjenigen des Deutschen Reiches! Wo gibt es noch europäische Kolonien? Zeichnung von Südamerika. I. Venezuela. Lage? — Gebirge? — Fluß? Grassteppen mit wilden Rindern und Pferden; nach der Regenzeit wüstenartige Llauos. Hauptprodukte: Kaffee, Kakao, Tabak, Gold.

4. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

5. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 513

1890 - Gotha : Behrend
Die Bewohner der Weichselniederung. 513 nicht den Humor mehr haben, sich gegenseitig zu bespotten. Den Kreisen Bütow und Rnmmelsburg sagt man in Pommern nach, sie hätten gemeinsam nur eine Strche, die des Morgens in Bütow, des Nachmittags in Rnmmelsburg sänge. „In Penknn hängt de Hunger up'm Tnhn" (aus dem Zaun). „In Greifswald weht der Wind so kalt". „In Nörenberg haben die Krebse die Mauer abgefressen". „In Ball wohnen die Schelme all". „Wer sinnen Puckel will behalten heel, der Heed sich vor Laobs und Strameehl; wer sinnen Puckel will hewwen vnll, de geh noah Regenwull". Mit dergleichen Sittensprüche beehren sich die kleinpommerschen Städte gegenseitig. Ein Volk aber, das sich solcher- gestalt über sich selbst lustig machen kann, muß noch ein kräftiges Volk sein, und solange sich der kleinstädische Sondergeist wesentlich in Versen Luft macht, hat es mit demselben auch keine Not. Kühner. 15. Die Bewohner der Weichselniederung. Was deu heutigen Holländer, das zeichnet auch die Bewohner unseres Weichseldeltas aus. Eines Stammes mit ihnen, aus den Marschen Frieslands, dem Niedersächsischen, oder gar aus Flamland herkommend, kannten sie nicht nur die Natur des Bodens, welchen sie kultivieren sollten, seine Ertragsfähigkeit, seine „Dankbarkeit", sie brachten auch die dort ge- zogenen vortrefflichen Tierrassen, die geeignetsten Ackerinstrumente, welche noch heute hier vorherrschen, mit sich. Die meisten der Fremden, welche diese Niederungen besuchen, sehen in dem sichern, fast eigensinnigen Beharren, dem Mangel an Rührigkeit, der zur Verzweiflung bringenden Ruhe, der festgewurzelten, einen ent- schiedenen Schwerpunkt behauptenden Haltung des Niederungers wohl gar den Ausdruck einer trägen Beschränket. Es kann aber keinen größeren Irrtum geben. Das Erworbene genügt ihm. Darum ist er noch nicht träge. Er bildet darin ein wunderliches Seitenstück zum Lazzarone. Jeuer arbeitet nicht, weil er alles besitzt; dieser ruht, weil er nichts braucht. In dem einen oder dem andern Falle von Faulheit zu sprechen, ist ein Irrtum. Der Niederunger ist demokratisch und konservativ zugleich, demokratisch in dem Sinne, wie es auch der Nord- amerikaner ist. Nur den Besitzenden und vorzugsweise den Grnndbe- sitzern gesteht er die volle Gleichberechtigung zu. Daher die Mißachtung der bloßen „Arbeit", welche die neueren Nationalökonomen zu einer Gottheit machen möchten, mithin der Lohnarbeiter und Dienstboten, ja selbst der Handwerker. Zn Hochzeiten und Begräbnissen werden aller- dings auch die letzteren eingeladen, auch finden dieselben sich rechtzeitig ein, jedoch nur, um — die Gäste zu bedienen; die Dienstboten würden dazu nicht würdig genug erscheinen. — Noch bis in die neueste Zeit duldete die Sitte nicht einmal, daß der Sohn eines „Hofbesitzers" mit der Tochter eines Handwerkers tanze. Ein vorherrschender Charakter- zng unseres Niedernngers ist wohl die Pietät. Der Landesherr hat keine treueren Unterthanen. Vorzüglich ist es aber der Geistliche, welcher den Mittelpunkt einer warmen Verehrung bildet. Sein fixiertes Ein- Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 33

6. Bd. 3 - S. 344

1838 - Eisleben : Reichardt
344 Amerika. die Fenster hinein, was im Zimmer vorgeht. Sie sollen sehr gut schwimmen können. Ihre Stimme gleicht dem Brüllen einer Kuh, und sie lassen sie besonders im Julius zur Zeit ihrer Fortpflanzung hören. Die Eier haben eine glatte Schale und sind weißgelb, 5^ Zoll lang und von vortrefflichem Geschmack. Das Nest besteht ans einem einfachen Loche, das von dem Weibchen gescharrt wird. Sie suchen die Nester gar nicht zu verbergen und man sieht oft die Eier schon von Weitem. Wie viele Eier sie legen, ist unbekannt; man findet oft 70—80 in einem Neste, welche aber sehr wahrscheinlich, wie bei den Straußen, von mehreren Weibchen zusammengelegt wer- den. Neben dem Neste werden mehrere Eier gelegt, die nachher zer- treten, den Jungen zur ersten Nahrung dienen. Das Fleisch der Jungen wird sehr geschätzt; es ist zart von vor- trefflichem Geschmacke, das der Alten aber ist zähe und trocken. Die Federn dienen, wie die Federn des Afrikanischen Straußes zum Putze; die weißen sind am meisten geschätzt, da man sie leicht auf alle Ar- ten färben kann. Doch ist sein Gefieder nicht so reich als bei dem Afrikanischen Strauße. Übrigens ließe sich der Nandu sehr leicht zu einem Hausthiere machen. Chile hat den Vortheil unter allen Amerikanischen Staaten, daß es unter seinen Einwohnern wenige Farbige zahlt, und daß weder Neger noch Indianer einen Theil seiner Bevölkerung bilden, und die Spanische Sprache ist hier Sprache aller Stande. Bloß in den Ge- genden südlich vom Biobio leben Indianer, wovon 13,000 sich in den Missionen befinden, der größte Theil aber ist völlig unabhängig und in ihrem Gebiete liegt bloß eine zur Republik Chile gehörende Stadt Namens Valdivia, ringsum von freien Indianern umgeben. Von diesen freien Indianern sind vorzüglich die Aucas oder Auracanen merkwürdig, die den ganzen im S. des Biobio zwischen 37" 15' und 39" 30' S. Br. gelegenen und auf der einen Seite vom Meere, auf der Andern von den Anden begranzten Landstrich einnehmen. Noch südlicher, jenseits des Flusses Callacalla beginnt das Land der Cuncos, dem größten Theile nach mit Wäldern bedeckt, und der Huilliches, welche letztere etwas Ackerbau treiben. Welche Völker- schaften noch weiter südlich leben, ist wenig bekannt. In den höhern Anden, zum Theil sogar auf ihrem östlichen Abhange wohnen andere Indianische Völkerstamme, alle Nomaden, die ihre Wanderungen weit ausdehnen und gleich den andern zum Raub rmd Krieg geneigt sind, worunter die Pehuenchen den ersten Platz einnehmen, deren Gebiet sich ohngefahr vom 34—37" S. Br. erstreckt und sich zum Theil nach Osten in die Ebenen am Fuße der Anden verlängert. Da es sich nicht wohl entscheiden laßt, ob die Pehuenchen auf dem Gebiete der Republik Chile wohnen, wie die Araucanen, deren Land insofern von der Regierung Chiles reclamirt werden kann, als eine öffentliche Er- klärung des Kongresses vom I. 1828 Kap Horn als den südlichen

7. Bd. 3 - S. 347

1838 - Eisleben : Reichardt
ir Chile. 347 Indianer Amerikas beherrscht, findet bei den Araucanen Statt. Ge- gen Verunglückte haben sie kein Mitleiden; ihre Raubsucht hört die Stimme der Menschlichkeit nicht, und wie nach vielen andern Dingen, sieht man sie auch nach der ihnen angedichteten rauhen Rechtlichkeit umsonst um. Der unbeschühte Fremdling mag sein Glück preisen, wenn er ihren diebischen Handen nackt entkommt. Insbesondere aber stehen die Moluchen in dem schlechtesten Ruse und gelten für sehr verrächerisch, daher auch unter den Pehuenchen der Name Moluche gerade für ein Schimpfwort gilt, dem Namen Auca ganz gleichbedeu- tend, und kein Indianer laßt sich den letztem Namen ohne Zorn ge- den." So weit unser Poppig. Vergleichen wir damit, was ein anderer neuer Reisender, der Franzose Lesson von den Araucanen sagt. Nach ihm bilden sie eine kriegerische Völkerschaft, die in noma- dische und festwohnende Stamme getheilt ist, welche in Dörfern woh- nen, die unter der Herrschaft eines Kaziken stehen und unter einander durch eine Art von Föderation vereinigt sind, welcher die erfahrensten und ältesten Oberhäupter vorstehen. Die Sitten dieser Indianer sind, obgleich sie unter dem Einflüsse eines Anfangs von Civilisation stehen, zur Grausamkeit geneigt. Krie- gerische Gewohnheiten, welche alle dahin gehen, auf einen Feind los- zustürzen, und ihn alles dessen zu berauben, was er hat, lassen weder Mitleid noch menschenfreundliche Gesinnungen in ihnen aufkommen. Das Recht der Stärkern gilt bei ihnen als höchstes Gesetz. Durch mehrere physische Eigenthümlichkeiten unterscheiden sie sich von andern Indianern. Die Männer sind stark und kraftvoll gebaut, und zeich- nen sich durch ein in hohem Grade ausgebildetes Muskelsystem aus. Ihr Wuchs ist mittelmäßig groß; ihr Gesicht kupferfarbig, flach und groß und erhalt durch die Wildheit einen finstern und mißtraui- schen Ausdruck; das Auge klein und schwarz, die Nase platt, das Kinn rund und von bedeutender Größe, die Lippen groß, das Haar schwarz, lang, struppig, hangt wild um den Kopf und bis auf die Schultern hinab und bedeckt, wenn er feinen Feind angreift, einen Theil des Gesichts. Häufig beschmieren sie sich bei solchen Angriffen mit Pferdeblut. Alles dies, in Verbindung mit ihren kecken Bewe- gungen, giebt ihrem ganzen Ausdruck einen Charakter von Wildheit, der zurückstoßend ist, und ihr ganzes Wesen spricht den kräftigen und muthigen Krieger aus. Die Weiber sind kleiner als die Männer und von zarterer Form, und viele unter ihnen, besonders unter den Mädchen sind sehr hübsch. Sie haben das Haar in lange Zöpfe geflochten, welche mit einem Bande umwunden sind und bei manchen bis in die Kniekehle herab- hängen. Das Schicksal der Frauen ist, wie bei allen uncivilisirten Völkern, eine harte Sklaverei, und sie sind jn den Augen der Männer nichts Anders, als Lastthiere, auf denen alle Beschwerden des Lebens ruhen, ohne daß sie die geringsten Annehmlichkeiten desselben zu ge-

8. Bd. 3 - S. 374

1838 - Eisleben : Reichardt
374 Amerika. die von so mächtigem Umfange sind, daß darin 100,000 Stücke und darüber Platz finden. Überhaupt werden alle Erzeugnisse der Viehzucht z. B. Haute, Tasajo, Haare, Hörner rc. nach Buenos Ayres gebracht, dem einzigen Hafen, den die La Plata-Provinzen besitzen. Der Ver- brauch des Fleisches unter allen Standen ist ungeheuer groß; z. B. in der einzigen Stadt Buenos Ayres betragt ec täglich 400 Ochsen. Sehr groß und mannigfaltig ist auch der Verbrauch des Leders, da dasselbe in einer Menge von Dingen, die man in Europa aus Eisen oder Holz verfertigt, diese Stoffe ersetzt. Die Thüre an der Hütte eines Hirten der Pampas besteht aus einer Haut; die Dachsparren und Balken der Seitenwande sind statt mit Nageln durch lederne Riemen verbunden; sein Bette ist eine auf 4 Pfahle, 2 F. hoch über dem Boden aus- gebreitete und festgenagelte Ochfenhaut; sein Pferdegeschirr besteht ganz aus Leder; die Bodenerzeugnisse werden in ledernen Sacken aufbewahrt, kurz man kann kaum eine Gerathschast des Landes nennen, wozu nicht Leder verbraucht ist. Die Bewohner der Provinzen des Rio de la Plata bilden die ganz eigene Erscheinung eines civilisirten Volks, dessen Reichthum fast allein in Viehheerden besteht. Dies erklärt sich sowohl durch die geringe Zahl der Bevölkerung als vorzüglich durch die unermeßlichen Pampas, welche diesen Provinzen eigenthümlich sind und gleich der Meeresflache in unabsehbaren Fernen sich ausdehnen, mit reichem Pflanzenwuchs bedeckt und von Waldungen entblößt, wie die Steppen Asiens, den Menschen zum Hirtenleben einzuladen scheinen. Man findet daher hier gleichsam zwei verschiedene Völker; das eine lebt in Städten ab- geschlossen, treibt Handel, Industrie und fast alle Künste der Eivilisa- tion und unterscheidet sich wenig von den Bewohnern Europas; das andere, über das Land verbreitet, hat seine eigene Tracht, seine eigenen Sitten und ist allen Leidenschaften des halbwilden Menschen unter- worfen. Diesen Theil der Bevölkerung bilden die Gauchos (spr. Gautschos), Abkömmlinge der Spanier und daher als Kreolen betrachtet, wiewohl sie in einem gewissen Grade Mestizen und aus der Vermi- schung der Spanier mit Indianerinnen entstanden sind. Sie gehören zu den rohesten Bewohnern Südamerikas, eine natürliche Folge ihrer ersten Erziehung. Von seiner Geburt an laßt man den Gaucho in einer an der Decke der Hütte hangenden Ochsenhaut sich schaukeln. Im ersten Jahre kriecht er nackt mit einem scharfen, fußlangen Messer in der Hand, gleich einem Spielzeuge, herum. Sobald er auf den Füßen stehen kann, suchet er mit einem Lasso aus Zwirn Hunde, Schweine und Vögel zu fangen. Er fangt jetzt an zu reiten und steigt am Schweife hinauf. Nach 4 Jahren ist er schon behülflich, das Vieh in den Corral zu treiben. Wenn ein Pferd von der Heerde zu entwischen sucht, verfolgt es ein solches Kind, holt es ein und bringt es zurück. Im Alter von 6 Jahren können diese junge Gau- chos schon sehr gut reiten und zwar im stärksten Galopp und mit

9. Bd. 3 - S. 461

1838 - Eisleben : Reichardt
Brasi lien. 461 gen. Selbst wenn diese unglückliche Weiber zwei, drei oder gar mehr Kinder haben, welche noch unfähig sind, die starken Marsche zu machen, so liegt ihnen die Sorge ob, sie weiter zu schaffen. Das Jüngst« wird auf den Arm genommen, die übrigen werden mit einem Stricke auf dem Rücken befestigt, und so folgen die Weiber mit dieser Last dem Zuge, der in der Regel sehr starke Marsche macht. Die Wei- der gebaren äußerst leicht und eilen nach überstandenem Geburtsge- schaste sogleich zu dem nächsten Flusse oder Bache, um sich und das neugeborene Kind zu waschen, worauf sie alle Verrichtungen, die ihnen obliegen, nach wie vor besorgen, während der Mann, sobald die Frau entbunden ist, wenigstens bei einigen Stammen sich einige Tage in seine Hängmatte legt, gleichsam als ob er die Wöchnerin sey und der Ruhe bedürfe. Ihre Todten begraben sie in sitzender Stellung, und einige Stämme, welche mit der Verfertigung von Töpferarbeit bekannt sind, in großen irdenen Gefäßen, in welche sie den Todten, so lange ec ge- schmeidig ist, zusammendrücken. Viele Stamme geben ihnen auch Waffen und Lebensmittel mit ins Grab, also ein unlaugbarer wenn auch dunkler Begriff von einer Fortdauer der Seele nach dem Tode. Auch bewohnen ihrer Meinung nach, die abgeschiedenen Seelen, jedoch dem Auge unsichtbar, noch ferner die Wälder und Gegenden, in wel- chen sie während ihres Lebens herum schwärmten. Sie glauben fer- ner an ein gutes Wesen, das die meisten Stämme unter dem Na- men Tupan kennen, und zugleich an ein böses Wesen. Auch giebt es unter ihnen Personen, welche sich mit Heilung der Krankheiten, zu- gleich aber auch mit Wahrsagen und Prophezeien abgeben, Todte citi- ren, die günstigen Tage zur Jagd bestimmen rc. und nach der Mei- nung der Übrigen übermenschliche Kräfte und Kenntnisse und daher ein großes Ansehen besitzen und Pa es heißen. Kein öffentlicher Be- schluß wird gefaßt ohne ihre Zustimmung, auch in Privatangelegenhei- ten werden sie zu Rathe gezogen. Von ihrem zarten Alter an zur Ausübung dieser ausgezeichneten Verrichtungen gebildet, werden sie nach einer langen in der Einsamkeit vorgenommenen Einweihung nach Fasten und Bußübungen in die Zahl der Mitglieder des Ordens auf- genommen, nicht ohne eine feierliche Probe. Sie rühmen sich mit höhern Geistern Umgang zu haben, nach ihren Befehlen Zauberer wirken zu lassen und behaupten, von einem Oberhaupte inspirirt zu seyn, welches das Vorrecht hat, die unzugänglichen Theile der Berge, fern von dem Aufenthaltsorte der Menschen zu bewohnen und daselbst in steter Verbindung mit dem großen Geiste zu leben. Unter den vielen wilden Jndianerstämmen sind vorzüglich die B o- tocudos merkwürdig, welche hauptsächlich die Urwälder längs des Rio Doce und Rio Belmonte, überhaupt den mit der Küste paralle- len Landstrich, in N. vom Rio Pardo und im S. vom Rio Doce eingeschlossen, bewohnen, sich also in den Provinzen Espiritu Santo,

10. Bd. 3 - S. 397

1838 - Eisleben : Reichardt
Patagonien. 397 zu schützen, wenn nicht die Uneinigkeiten derselben das friedliche Ein- sammlen verhinderte. Eine einzige Frucht (Cabeza) enthalt 200 bis 300 Nüsse und es ist nichts Seltenes 20 - 30 Früchte auf einem Baume zu zahlen. Die Nuß, von der Gestalt der Mandeln, jedoch von doppelter Größe, ist von einer leicht abzulösenden lederartigcn Haut umgeben -und zubereitet, von gutem Geschmack, allein schwer verdaulich. Die Indianer essen diese Nüsse frisch, gekocht oder geröstet, und abgesehen von einer gewissen Herbe, ist der Geschmack nach der letzten Bereitung fast demjenigen der Kastanien gleich. Für den Wintergebrauch werden sie nach vorhergegangenem Sieden getrocknet; und die Frauen verstehen dann, aus ihnen eine Art von Mehl und selbst Gebäck zu verfertigen. Beschwerlich würde die Einsammlung seyn, wäre es nöthig jedesmal die Riesenstamme zu erklettern. Allein sobald gegen Ende des Marz die Nüsse reif sind, zerfallt der Zapfen von selbst und schüttet seinen Inhalt und seine Schuppen auf den Boden nieder. In solcher Menge liegen in den Tagereisen langen Wäldern, die dieser Baum im Lande der Pehuenchcn und Huillichen *) bildet, die Früchte an dem Boden, daß nur der kleinste Theil benutzt wird. Zwischen Antuco und Valdivia wachst dieser Baum allein inner- halb der Anden, und wie die Indianer sagen, nur auf ihrer westlichen Seite und nirgends niedriger als 1300—2000 F. unter der Schnee- linie, zu der er sich doch an vielen Orten zu erheben scheint. Weiter südlich steigt er herab und in dem Lande der Cuneos *) und um Osorno **) soll er unfern der Meeresküste auf Bergen mittlerer Höhe fortkommen." Von diesem Baume, den die Indianer Pehuen nennen, hat der Jndianersiamm der Pehuenchen (Pehuentschen) seinen Namen. Sie leben in den Anden, die Chile und das Land der Araucanen von dem südwestlichen Theile der La Plata-Provinzen und von Pata- gonien trennen. Nach Pöppig, der sie kennen lernte, als er in den I. 1829 und 1830 die Chilenische Provinz Concepción und nament- lich den Vulkan Antuco (s. oben) besuchte, erstreckt sich ihr Gebiet ohngefahr vom 34" bis 37" S. Br. und verlängert sich zum Theil nach O. in die Ebenen am östlichen Fuße der Anden. Von diesen Pehuenchen macht Pöppig folgende Schilderung. Sie sind Nomaden, ohne feste Wohnorte, ziehen stets in den Anden herum und erscheinen bald als Hirten, die keinen andern Reichthum als ihre Heerden ken- — *) Die Cuncos wohnen (nach Pöppig) südlich von den Araucanen, auf der linken Seite des Flusses Callacalla, der sie von den Araukanen trennt. Noch südlicher wohnen die Huillichen (Huillitschen), zwi- schen dem Flusse Bueno und der Insel Chiloe, ja sie sollen sich bis zur Magellansstraße ausdehnen. Sie treiben etwas Ackerbau, mehr aber die Viehzucht. **) Osorno ist ein von den Spaniern im Lande der Araucanen gegrün- deter Ort.
   bis 10 von 32 weiter»  »»
32 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 32 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 1
3 1
4 2
5 6
6 4
7 1
8 0
9 2
10 12
11 0
12 0
13 0
14 1
15 2
16 7
17 1
18 0
19 3
20 0
21 0
22 19
23 1
24 0
25 0
26 1
27 0
28 1
29 0
30 2
31 0
32 0
33 2
34 0
35 0
36 1
37 6
38 2
39 2
40 0
41 2
42 0
43 1
44 0
45 4
46 1
47 0
48 0
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 11
1 27
2 0
3 47
4 55
5 2
6 16
7 6
8 27
9 12
10 4
11 10
12 26
13 15
14 15
15 12
16 74
17 95
18 5
19 54
20 14
21 86
22 7
23 92
24 14
25 3
26 7
27 85
28 50
29 12
30 2
31 8
32 6
33 7
34 5
35 4
36 41
37 7
38 1
39 29
40 23
41 34
42 22
43 35
44 1
45 46
46 4
47 3
48 30
49 24
50 42
51 19
52 16
53 1
54 65
55 6
56 8
57 3
58 3
59 11
60 11
61 25
62 5
63 1
64 92
65 25
66 12
67 2
68 50
69 10
70 19
71 12
72 72
73 8
74 13
75 22
76 86
77 55
78 5
79 22
80 6
81 3
82 46
83 65
84 23
85 14
86 2
87 29
88 10
89 2
90 0
91 42
92 198
93 7
94 46
95 30
96 11
97 8
98 96
99 5

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 47
1 11
2 5
3 2
4 1
5 4
6 59
7 2
8 1
9 0
10 9
11 7
12 17
13 7
14 11
15 0
16 1
17 0
18 1
19 17
20 46
21 0
22 0
23 1
24 15
25 18
26 0
27 2
28 19
29 8
30 0
31 15
32 33
33 27
34 29
35 0
36 0
37 0
38 5
39 3
40 2
41 0
42 11
43 59
44 0
45 6
46 7
47 18
48 26
49 0
50 9
51 6
52 4
53 5
54 5
55 0
56 0
57 1
58 5
59 42
60 3
61 1
62 3
63 1
64 5
65 2
66 2
67 0
68 2
69 0
70 1
71 0
72 1
73 0
74 2
75 9
76 24
77 0
78 14
79 0
80 3
81 52
82 14
83 36
84 10
85 7
86 19
87 28
88 6
89 18
90 2
91 8
92 0
93 9
94 2
95 11
96 5
97 1
98 4
99 4
100 9
101 22
102 10
103 11
104 91
105 0
106 1
107 13
108 2
109 40
110 7
111 1
112 11
113 30
114 27
115 19
116 2
117 2
118 2
119 33
120 5
121 9
122 3
123 82
124 10
125 29
126 12
127 137
128 3
129 16
130 4
131 30
132 3
133 19
134 103
135 2
136 30
137 12
138 11
139 14
140 3
141 0
142 43
143 15
144 1
145 8
146 0
147 1
148 3
149 1
150 0
151 3
152 78
153 19
154 18
155 11
156 1
157 0
158 0
159 213
160 3
161 0
162 0
163 0
164 1
165 10
166 55
167 7
168 15
169 3
170 0
171 0
172 0
173 71
174 0
175 170
176 3
177 82
178 11
179 19
180 1
181 0
182 9
183 42
184 53
185 47
186 12
187 34
188 20
189 6
190 1
191 4
192 11
193 49
194 3
195 36
196 18
197 3
198 1
199 3