Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 277 —
In sorgfältiger Weise Pflegte der Fürst auch das geistige Wohl
seiner Untertanen, indem er besonders das Volksschulwesen ver-
besserte. Er begründete schon im ersten Jahre seiner Regierung die
noch heute in vielen Landgemeinden bestehende Halbtagsschule, setzte
Straseu sür unentschuldigte Schulversäumnisse fest, ordnete den
Schuldienst und die Aussicht über die Volksschulen und führte amt-
liche Konferenzen ein. Sein Wirken fand rege Unterstützung durch
die edle Fürstin Ida, Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont, mit
der sich Georg Wilhelm am 23. Juni 1816 vermählt hatte. Ihre
landesmütterliche Fürsorge wird noch heute gepriesen (S. 40). Auch
eine Schwester des Fürsten, die unvergessene Prinzessin Karoline
(-s- 1. Juli 1846 in Rudolstadt), hatte ein warmes Herz sür das
Wohlergehen der Schaumburg-Lipper. Sie ließ z. B. auf eigene
Kosten eine Reihe begabter Schüler in den Künsten und Wissen-
schasten ausbilden.
Uber ein halbes Jahrhundert leitete Fürst Georg Wilhelm
das Geschick unseres Fürstentums mit hoher Gerechtigkeit, großer
Milde und Treue. Manch heiteres Stücklein erzählt noch der
Volksmund von der Leutseligkeit und Einfachheit des Fürsten. Im
Mai 1857 konnte er unter allgemeiner Teilnahme des ganzen Landes
das 50jährige Regierungsjubiläum begehen. Drei Jahre später, am
21. November 1860, schied er aus dem Leben. Die Regierung ging
aus den Erbprinzen Adolf Georg über.
Adolf Georg (1860—1893). Fürst Adols Georg war am
1. August 1817 im Schlosse zu Bückeburg geboren und unter den
Augen seiner Eltern herangewachsen. Nach sorgfältiger Erziehung
und Unterweisung in der Heimat und in Genf bezog er zu feiner
weiteren Ausbildung nacheinander die Universitäten Leipzig und
Bonn. Später unternahm er größere Reisen, die ihn auch zu
längerem Ausenthalte nach Italien führten. Er trat dann bei dem
1. Westfälischen Husaren-Regiment Nr. 8 in Düsseldorf ein (jetzt in
Paderborn). Am 25. Oktober 1844 vermählte er sich mit Prinzessin
Hermine zu Waldeck und Pyrmont und hielt mit der jugendlichen
Gemahlin am 7. Nov. von Rinteln her seinen seierlichen Einzug in
das Fürstentum und in die Residenz. Im Jahre 1849 machte er
im schaumb.-lipp. Bataillon den Feldzug gegen Dänemark mit, das
versucht hatte, Schleswig-Holsteiu dauernd mit seinem Reiche zu
einem Gesamtstaate zu verbinden.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Ida Georg_Wilhelm Wilhelm Karoline Georg_Wilhelm Wilhelm Adolf_Georg Adolf Adolf_Georg_( Adolf Georg August Hermine
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Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
15. Teilung der Grafschaft Schaumburg.
Die ausmiirtigcn Kesttzungen. Die Wirrnisse des langen
Krieges waren für die Grafschaft Schaumburg dadurch noch fühlbarer
geworden, daß die Regierung des Landes nicht in den Händen kräf-
tiger und erfahrener Herrscher lag. Nach einem schwachen Regenten
war eiu recht jugendlicher gefolgt. Am schlimmsten aber war, daß
die Grafschaft Schaumburg im Jahre 1040 nahe oor einer Auflösung
stand, da männliche Erben nach dem Ableben Ottos V. nicht vor-
Händen waren. Nur durch die geschickt und vorsichtig geführten
Verhandlungen der Gräfin Elisabeth, der Mutter Ottos, die als
einzige gesetzliche Erbin das Laad sofort in Besitz genommen hatte,
wurde diese Gefahr abgewehrt. Leider konnte sie aber eine Teilung
des viele Jahrhuuderte hindurch vereinten und ziemlich bedeutenden
Gebietes uicht verhindern. Die Grafschaft Schaumburg umfaßte
damals außer dem jetzigen Fürstentum Schaumburg-Lippe und dem
Kreise Grafschaft Schaumburg uoch die Grafschaft Piuueberg in
Holstein, die Herrschaft Bergen in Holland, Gehmen in Westfalen,
die Grafschaft Sternberg in Lippe und das Amt Lauenau. Um nun
ihren berechtigten Erbansprüchen, die ihr von verschiedenen Seiten
streitig gemacht wurden, in der bewegten Kriegszeit mehr Geltung
31t verschaffen, übertrug Elisabeth 1643 ihre sämtlichen Rechte auf
ihren Bruder, deu Grafen Philipp zur Lippe, dem sie bis zu
ihrem Tode (1646) als Mitregeutiu zur Seite stand. Das Schicksal
der auswärtigen Besitzungen war schon früher ohne Widerspruch auf
gütlichem Wege schnell entschieden worden. So war 1641 die Graf-
schast Pinneberg gegen eine Entschädigung vou 145 060 Taleru iu
deu Besitz des Königs von Dänemark gelangt und die Herrschaft
Bergen verkauft worden, während Gehmen den erbberechtigten Gra-
fen von Limburg überlassen wurde und die Grafschaft Sternberg an
Lippe fiel.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Ottos_V. Ottos Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Ottos Ottos Holstein Holland Westfalen Pinneberg Limburg
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Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
2. Anser Staatswesen.
Allgemeines. Unsere Landgemeinden sind zu den beiden Kreisen Bücke-
bnrg und Stadthagen zusammengeschlossen, die beiden Kreise mit den Städten
zum Staatsgebiet von Schaumburg-Lippe. Der Staat ist gleich der Ge-
meinde ein räumlicher Bezirk, eine Personengesamtheit, eine Körperschaft des
öffentlichen Rechts und darüber hinaus noch eine politische Einheit. Ein Staat
kann durch Rechtsakt oder durch Machtakt entstehen.
In den monarchisch regierten deutscheu Bundesstaaten wird der Landesherr
in seinen Regieruugsmaßregeln nach einem Grundgesetz (Konstitution) dadurch
beschränkt, daß vom Volke gewählte Vertreter an der Gesetzgebung teilnehmen.
Solche Staaten nennt man konstitutionelle Monarchien. In den größereu
deutschen Staaten besteht die Volksvertretung (Landtag) aus zwei Körper-
schaften, den beiden Häusern oder Kammern (in Preußen z. B. aus Herren-
haus und Abgeordnetenhaus). Zur 1. Kammer gehören Vertreter des
Adels, der Ritterschaft, der größeren Städte, der Universitäten 2c., zur 2. Kammer
die gewählten Volksvertreter. Die konstitutionelle Verfassung fand infolge der
Volksbewegung von 1848 fast überall Eingang, indem ältere Verfassungen um-
geändert und weiter ausgebildet wurden, wie das z. B. in Schaumburg-Lippe
20 Jahre später geschah (eine Ausnahme bilden noch die beiden Mecklenburg).
Unsere 3 freien Reichsstädte, die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck, sind
Republiken (Freistaaten). Sie haben keinen Monarchen an der Spitze als be-
rechtigtes Staatsoberhaupt, sondern einen Senat. Eine republikanische Regierung
wird immer nur auf einige Jahre gewählt und ist verantwortlich, während eine
monarchische gewöhnlich erblich und verantwortlich nicht in der Person des
Monarchen, sondern nur durch die oberste Regierungsbehörde ist.
Die Organisation des Fürstentums Schaumburg-Lippe ist durch die Ver-
fassung geregelt, die als Staatsgrundgesetz gilt. Organe unseres Staatswesens
sind Landesherr, Landtag und Staatsbehörden.
Staatsgebiet. Die vom Fürsten Georg Wilhelm im Jahre
1816 eingeführte repräsentative Staatssorm (S. 275) wurde untetf
dem Fürsten Adolf Georg durch die hente geltende konstitutionelle
Staatsform auf Grund des Verfassungsgesetzes v. 17. Nov.
1868 ersetzt. Danach bildet das Fürstentum Schaumburg-Lippe iu
seinem dermaligeu Bestände ein unteilbares und unveräußerliches
Staatsgebiet. Eine Veränderung der bestehenden Grenzen des
Fürstentums bedarf der Genehmigung des Landtages.
Staatsgemalt. Keiu Staat ist denkbar ohne eine ordnende,
befehlende Macht, die Staatsgewalt. Wie weit sich diese erstreckt
und wie sie ausgeübt wird, ist durch die Staatsverfassung be-
stimmt. Die Staatsgewalt wird bei uns ausgeübt durch den
Fürsten und die Staatsbehörden mit den vom Fürsten er-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Wilhelm Wilhelm Adolf_Georg Adolf
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Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
371 —
Sachsen und Württemberg je 4, Baden, Hessen und Elsaß-Lothringen
je 3, Braunschweig und Mecklenburg je 2 und die andern Staaten
je 1 Stimme — die Stimme für Waldeck ist als 18. auf Preußen
übergegangen. Der Vertreter unseres Fürstentums im Bundesrat
ist Staatsminister Frhr. v. Feilitzsch. — Alle Stimmen desselben
Ewzelstaates müssen in demselben Sinne abgegeben werden. An-
träge auf Verfassungsänderung können schon durch den Widerspruch
von 14 Stimmen abgelehnt, ebenso bestehende Gesetze über das
Heer, die Marine, Zölle und Verbrauchssteuern nur unter Zu-
stimmung Preußens geändert werden (Veto —Verbietungsrecht). Jedes
Mitglied des Bundesrats hat das Recht, jederzeit im Reichstage zu
erscheinen und daselbst das Wort zu nehmen. — Den Vorsitz im
Bundesrat führt der Reichskanzler. Der Bundesrat beschließt über
die dem Reichstage zu machenden Gefetzesvorlagen und ent-
fcheidet, ob die vom Reichstage gefaßten Beschlüsse gesetzliche Geltung
erlangen sollen oder nicht, er erläßt ferner die zur Ausführung
der Reichsgesetze erforderlichen allgemeinen Bestimmungen und
bildet aus seiner Mitte dauernde Ausschüsse für die verschiedenen
Zweige der Reichsverwaltung. . Er kann ohne den Reichstag, der
Reichstag aber nicht ohne den Bundesrat tagen. In der Regel ist
er das ganze Jahr über, mit Ausnahme der Sommerferien, in Berlin
versammelt.
Reichstag. Der Reichstag ist die Vertretung der Gesamt-
heit des deutschen Volkes und besteht nach der Volkszählung von
1867 aus 397 Abgeordneten (Parlament). Auf 100 000 Ein-
wohner kommt ein Abgeordneter, aber in jedem Bundesstaat auch
bei geringerer Seelenzahl: Preußen hat 235, Bayern 48, Sachsen
23, Württemberg 17, Elsaß-Lothringen 15, Baden 14, Hessen 9,
Mecklenburg-Schwerin 6, Sachsen-Weimar, Oldenburg, Brauuschweig
und Hamburg je 3, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Koburg-Gotha und
Anhalt je 2 und die andern Bundesstaaten, darunter auch unser
Land, je 1 Abgeordneten. — Jeder unbescholtene männliche Deutsche
(außer Militärpersonen), der seit mindestens 1 Jahr einem deutschen
Bundesstaate angehört, erwirbt mit dem 25. Lebensjahre Wahlrecht
und Wählbarkeit (aktives und passives Wahlrecht). Die Wahl
wird im ganzen Reiche an einem Tage durchgeführt und durch all-
gemeine, direkte und geheime Abstimmung vollzogen. Sie heißt
allgemein, weil jeder wählen und jede Stimme gleich viel gilt.
24*
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 220 —
Heinrich der Käme (geb. 1129, gest. 1195) ist nächst dem Kaiser
Friedrich Barbarossa der mächtigste Fürst seiner Zeit in Deutschland
gewesen. Er verschaffte sich durch Einziehung von Gütern ausgestorbener
Geschlechter eiue große Hausmacht, zwang die weltlichen und geistlichen
Großen des Landes zur Anerkennung seiner herzoglichen Macht und brachte
so sein Herzogtum Sachsen zu einflußreicher Höhe. Mit ebenso kräftiger Hand
förderte er die Kolonisation unter den Slaven zwischen Elbe und Oder. Der
sächsische Annalist Helmold ifußnote Seite 215) urteilt über ihn: „Das ganze
Land, wie es sich von der Eider an zwischen Elbe und Ostsee bis nach Schwerin
erstreckt, einst ein mit Schrecknissen erfülltes, fast wüstes Gebiet, ist gleichsam
eine zusammenhängende sächsische Kolonie geworden, wo Städte und Burgen
gebaut werden, wo sich die Kirchen und die Priester mehren." Aber in dem
Streben nach Vergrößerung der eigenen Macht wurde der Welfe seinen Ver-
pflichtungen gegen Kaiser und Reich untreu. Er ließ, als iu Italien alles auf
dem Spiele stand, den Kaiser im Stich, so daß dieser bei Legnano eine furchtbare
Niederlage erlitt (1177) und nun alle seine italienischen Pläne aufgeben mußte.
Infolge der Achterklärung wegen dieses Treubruchs wurden dem Welsen-
fürsten die Lehnsstaaten Bayern und Sachsen genommen. Bayern bekam
Otto von Wittenbach, der Stammvater der heutigen bayrischen Königsfamilie.
Das Herzogtuin Sachsen ging in Trümmer. Während der westliche Teil,
wie schon oben erwähnt, unter dein Namen eines Herzogtums Westfalen an den
Erzbischof von Köln fiel, kam das östliche Sachsen an Bernhard von Anhalt, den
Sohn Albrechts des Bären. Bernhard setzte das von seinem Vater begonnene
Kolonisationswerk in der Mark Brandenburg fort. So wurde hier im Osten
ein Staat begründet, von dem sieben Jahrhunderte später die Einigung des
ganzen Reiches ausging. Heinrich dem Löwen verblieb nur das väterliche Erbe
Brauusch weig-Lüneburg, das dann (1235) seinem Eickel Otto dem Kinde
als Herzogtuin verliehen wurde und als solches später (1635) nach manchen
Teilungen in die beiden Länder Hannover und Braunschweig sich auflöste.
Bernhard von Anhalt führte den Titel Herzog von Sachsen weiter
und übertrug damit den Namen Sachsen auf die Gebiete der heutigen Provinz
und des Königreichs Sachsen. Für die Länder zwischen mittlerer Weser
und Unterelbe ging der Name Sachsen damals verloren. Die hier
gebietenden Fürsten bengten sich keinem Herzoge wieder und wurden reichs-
unmittelbare Fürsten. Zu ihnen gehörte auch Adolf Iii. von Schaum bürg,
der die Anerkennung der Lehnshoheit des Herzogs Bernhard mit der Be-
gründung verweigerte, daß er seine Grafschaft ohne alle Mittel von dein Reiche
und dem Kaiser habe. So sind die heute im nordwestlichen Deutschland sich
findenden Staaten und Landesteile auf jene Zertrümmerung des alten Herzog-
tums Sachsen zurückzuführen. Trotzdem ist im Volke die frühere Zugehörigkeit
zum Sachsenstamm lebendig geblieben. Gerade in jüngster Zeit hat der gemein-
same Name Niedersachsen (vgl. auch S. 194!) für die altsächsischen Gebiete
besondere Bedeutuug erlangt (Zeitschriften, Tagesblätter, Kalender, Heimat-
buud usw.).
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Legnano Otto_von_Wittenbach Otto Bernhard_von_Anhalt Albrechts Albrechts Bernhard Heinrich Heinrich Otto Otto Bernhard_von_Anhalt Adolf Bernhard
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Ostsee Schwerin Italien Sachsen Westfalen Sachsen Mark_Brandenburg Hannover Braunschweig Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Deutschland Sachsen Niedersachsen
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Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 228 —
Nach langen, mit List und Betrug geführten Verhandlungen wurde
verkündet, daß der Rat der beiden Länder den König Christian von
Dänemark (S. 224) zum Herzoge von Schleswig und Grafen von
Holstein gewählt habe. Gleich nach der Wahl nahm Christian
Besitz von Schleswig-Holstein und stellte eiue Urkunde aus, daß
diese Länder, deren Verbindung den Schanmburgeru zu danken ist,
„np ewig nngedeelt" bleiben sollten. Otto, der einzige rechtmäßige
Erbe, wurde durch den Oldesloer Vertrag 1460 gezwungen,
seinen Ansprüchen gegen die geringe Summe von 43000 Gulden zu
eutsageu. Er behielt uur die Herrschaft Pinneberg und einige andere
Erbgüter im Holsteinischen. Wegen dieser Güter führten Otto und
seine Nachfolger den Titel „Graf zu Holstein" fort. Alle Versuche,
jeueu unrechtmäßigen Vertrag umzustoßen, blieben erfolglos. Der
schwache und träge Kaiser Friedrich Iii. ließ das dem Hause
Schaumburg und damit der deutschen Sache zugefügte Unrecht
gleichgültig geschehen. So endete die ruhmvolle Herrschaft der
Schaumburger im N unseres deutschen Vaterlandes.
Ottos Ii. Uachfolger. Von Ottos Ii. Söhnen sind
Adols Ix. (1464—1474), Erich (1474—1492), Otto Iii. (1492—
1498, f 1510), Anton (1498—1526) und Johann Ii. (1498—1527)
nacheinander zur Regieruug gekommen, während drei andere hohe
geistliche Amter in Hildesheim, Minden und Hamburg bekleidetem
Die erstereu beiden, Adolf und Erich, führten länger heftige Fehde
mit dem Bischof vou Minden. Erich stiftete 1486 das
Franziskanerkloster zu Stadthageu, von dem jetzt noch ein
Teil erhalteu ist und als reformierte Kirche benutzt wird. Dem
Kloster Loccum überließ er für das Salzwerk Sooldorf bei Roden-
berg bedeutende Ländereien bei Stadthagen. Er scheint in
böser Geldverlegenheit gewesen zu seiu, denn er verpfändete 1489
das Schloß Bückeburg für 1100 Gulden an die Gebrüder von
Heimburg. Otto Iii. trat 1498 die Grafschaft Schaumburg au feine
jüngsten Brüder Anton und Johann ab und behielt für sich nur die
nordischen Erbgüter. Noch zu seiuer Zeit wurde Obernkirchen wieder-
aufgebaut (1504), das vorher gänzlich abgebrannt war.
Anton übernahm die Ämter Schaumburg und Rodenberg
(seit 1510 auch die holsteinischen Erbgüter), Johann die Ämter
Bückeburg und Stadthagen. Beide nahmen au der sogen.
Hildesheimer Fehde teil, die eiu wahrer Vernichtungskrieg gegen
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TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Christian_von
Dänemark Christian
Besitz_von_Schleswig-Holstein Otto Otto Otto Friedrich_Iii Friedrich Ottos Ottos Erich_( Otto_Iii Otto Anton_( Johann_Ii Johann Adolf Adolf Erich Erich Otto_Iii Otto Anton Johann Johann Anton Rodenberg Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig Holstein Pinneberg Schaumburg Ottos Ottos Hildesheim Minden Hamburg Minden Stadthagen Heimburg Stadthagen
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Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— '278 —
Seine Regierung fällt in eine Zeit, in welcher für Deutsch-
land eine hochbedentfame Entwicklung auf allen Gebieten des poli-
tifchen und wirtschaftlichen Lebens begann. Osterreich suchte seine
Machtstellung in Deutschland noch erheblich zu erhöhen. Der Kaiser
von Osterreich berief 1863 einen Fürstentag nach Frankfurt a. M.,
der aber erfolglos blieb, da Preußen jede Beteiligung ablehnte.
Als in diesem Jahre der König von Dänemark vertragswidrig
Schleswig von Holstein loszureißen und mit seinem Reiche zu ver-
einen suchte, schritten Osterreich und Preußen ein. Sie gewannen
im Dänischen Kriege 1864 Schleswig-Holstein nebst Lauenburg;
letzteres Land wurde sofort au Preußen abgetreten, während die
beiden Elbherzogtümer gemeinschaftlich verwaltet wurden. Dieser
gemeinsame Besitz wurde bald der Anlaß, die immer mehr zu-
nehmende Spannung zwischen beiden Mächten zur Entscheidung zu
bringen. Osterreich legte am 1. Juni 1866 die schleswig-holsteinische
Frage dem Bundestage vor und beantragte am 11. Juni, sämtliche
außerpreußische Bundestruppen zu mobilisieren. Dieser Antrag, den
auch der Vertreter von Schanmburg-Lippe mit seiner Stimme unter-
stützte, wurde mit Stimmenmehrheit zum Beschluß erhoben, worauf
der preußische Gesandte den Bund für gebrochen und aufgelöst
erklärte. So brach denn der Deutsche Krieg aus, der dem
preußischen Staate endlich die Führung in Deutschland verschaffte.
Schanmburg-Lippe schickte seinen Truppenteil dem Bundesbefehle
gemäß nach Mainz, trat aber schon am 18. August ebenso wie die
anderen norddeutschen Kleinstaaten mit Preußen in ein Schutz- und
Trutzbündnis ein, das dann später zum Norddeutschen Bunde
erweitert und ausgebaut wurde. Die dadurch sich ergebende Ner-
sassnngsändernng wurde durch Gesetz vom 17. Nov. 1868 (mit
Nachtrag vom 24. Dezb. 1869) geregelt, auf dem im wesentlichen
unsere heutige Laudesvertretuug beruht. Am 1. Okt. 1867 schloß
unser Fürstentum mit Preußen ein Militärbündnis. Das bisher in
Cleve stehende 7. Westfälische Jägerbataillon wurde nach Bücke-
bürg und Stadthagen verlegt. Der Stab und die 1. n. 4. Kom-
pagnie bezogen in Bückeburg, die 2. und 3. Kompagnie in Stadt-
Hägen Bürgerquartiere. Seitdem dienen unsere Landeskinder im
preußischen Heere. Sie wählen außer den Truppenteilen in Minden
und Hannover gern das 7. Jägerbataillon in Bückeburg. Am
25. Oktober 1869 wurde Fürst Adols Georg aus Aulaß seiner
silbernen Hochzeitsfeier zum Chef des Bataillons ernannt.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Personennamen: Osterreich August Georg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Osterreich Frankfurt Holstein Schleswig-Holstein Lauenburg Osterreich Deutschland Mainz Stadthagen Bückeburg Stadt-
Hägen_Bürgerquartiere Minden Hannover Bückeburg
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 256 —
16. Die Grafschaft 5chaumburg-Lippe bis 1777.
Philipp (1043—1681). Uber den n Gebietsteil der früheren
Grafschaft Schaumburg herrschte nun Philipp als erster Graf zu
Schaumburg-Lippe. Der Doppelname für den ihm zugefallenen
Anteil erinnert sowohl an die alte Zugehörigkeit zur früheren Graf-
schaft, als anch an den Ursprung dieses ersten Landesherrn. Philipp
war der jüngste Sohn des Grafen Simon Vi. zur Lippe (S. 242)
und hatte als Glied des lippischen Hauses seit 1613 das Amt
Alverdissen besessen. Er ist der Stammvater der Linie Schaum-
bürg-Lippe-Alverdissen.
Philipp
(1643—1681)
Altere Linie Jüngere Linie
Schaumb.-Lippe-Alverdissen
Friedrich Christian Philipp Ernst
(1681—1728) |
I I
Albrecht Wolfgang Friedrich Ernst
(1728—1748) |
I I
Wilhelm Philipp Ernst
(1748—1777) (1777—1787)
Philipps Regierung hatte im Anfange unter den traurigen
Ereignissen und Folgen des 30jährigen Krieges schwer zu leiden.
Der Gras war aber nnermüdet tätig, den Wohlstand des Landes
allmählich wieder zu heben. Er hielt auf strenge Zucht und
Ordnung, die in dem langen Kriege sehr gelitten hatten, und förderte
das Kircheu- und Schulweseu durch mehrere Erlasse. So ordnete
er besonders an, daß auch aus dem Lande an bequemen Orten
Schulen errichtet würden und daß die Kinder Winter und Sommer
zum Schulbesuch anzuhalten seien. Bis dahin wurde in unseren
Volksschulen jedenfalls nur im Winter Unterricht erteilt. Es ist an-
zunehmen, daß infolge dieser Verordnung damals mehrere unserer
Landschulen gegründet wurden (S. 90). Im Jahre 1668 führte
Philipp das Erstgeburtsrecht in seinem Hause eiu, auch stiftete er
1670 das reformierte Waisenhans zu Bückeburg (S. 127).
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_( Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Simon_Vi Philipp
( Philipp Friedrich_Christian Philipp_Ernst Friedrich Philipp Ernst Albrecht_Wolfgang Friedrich_Ernst Albrecht Friedrich Ernst Wilhelm Philipp_Ernst Philipp Ernst Philipps Philipps Philipp Philipp
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
_ 272 ___
19. Das Fürstentum Schaumburg-Lippe
im 19. Iahrhundert.
Erhebung znm Fürstentum. Nach dem Tode der Fürstin
Juliane war der hannoversche Feldmarschall Graf von Wall-
moden-Gimborn, der Schwiegervater des großen preußischen
Staatsreformators Freiherrn vom Stein, alleiniger Vormund des
jungen Erbgrafen Georg Wilhelm, für den er die Regiernngs-
gefchäfte von Hannover aus leitete. Hier hatte auch der Erbgraf
seinen Wohnsitz, bis er Ic802 die Universität Leipzig bezog. Um
diese Zeit brachen Feindseligkeiten zwischen Frankreich und England
aus, da letzteres das eroberte Malta uicht wieder herausgeben
wollte. Napoleon, der als erster Konsul von Frankreich fast die
gesamte Staatsgewalt in Händen hatte (von 1804 ab als Napoleon I.,
Kaiser der Franzosen), ließ seinen General Mortier mit einem großen
Heere in das dem Könige von England gehörige Kurfürstentum
Hannover einrücken, da er seinem Gegner anders nicht schaden konnte.
Der wackere Wallmoden-Gimborn wollte Widerstand leisten, wurde
aber vou der hannoverschen Regierung daran gehindert und mußte
das Land den Franzosen preisgeben. Er siedelte nun einstweilen
nach Bückeburg über.
Im Jahre 1806 gründete Napoleon den Rheinbund, dem
16 deutsche Staaten beitraten. Die Staaten dieses Bundes mußten
ihm gehorsam sein wie eine französische Provinz. Der schwache
Rest des deutschen Reiches wurde durch Napoleons siegreiches Vor-
dringen allmählich vernichtet, so daß Franz Ii. (als erblicher Kaiser
von Osterreich Franz I.) sich gezwungen sah, die deutsche Kaiserkrone
niederzulegen. Kurz vorher hatte unser Erbgraf Georg Wilhelm,
der vou einer Reise nach der Schweiz und Italien in sein Land
zurückgekehrt war, auf Veranlassung seines Vormundes die Groß-
jährigkeitserklärung in Wien nachgesucht und auch erhalten. Da
nuu aber schwere Tage sür Preußen und die kleineren norddeutschen
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Extrahierte Personennamen: Juliane Feldmarschall_Graf_von_Wall- Georg_Wilhelm Wilhelm Napoleon Napoleon_I. Mortier Napoleon Napoleons Franz_Ii Franz Osterreich_Franz_I. Franz_I. Georg_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Leipzig Frankreich England Malta Frankreich England Hannover Bückeburg Rheinbund Napoleons Schweiz Italien Wien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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eine Anleihe gedeckt werden, die jedoch in den folgenden beiden
Jahren zurückgezahlt werden konnte. Kein Wunder, daß Armut
und Not immer mehr zunahmen.
Eine recht schwere Last war auch die Verpflichtung, für Napo-
leon eine Truppe von 280 Mann auszuheben, die zunächst in
Spanien für den fremden Eroberer ihr Leben einsetzen mußte. Als
Napoleon im Jahre 1812 den Feldzug gegen Rußland unternahm,
mußte für ihn wiederum dieselbe Anzahl Landeskinder ausgehoben
und ausgerüstet werden. Viele von ihnen werden damals auf den
eisigen Feldern Rußlands elend umgekommen sein, denn das
französische Heer wurde dort durch Kälte und Hunger und die ver-
folgenden Russen völlig vernichtet. Nur Trümmer der großen
Armee kamen in die Heimat zurück. Dieses Strafgericht Gottes
über den hochmütigen Bedrücker leitete das Ende der Fremdherr-
schast ein. Das große Jahr 1813 brachte mit der Völkerschlacht
bei Leipzig (18. Okt.) endlich die Befreiung. Napoleon ging mit
seinem geschlagenen Heere über den Rhein zurück. Der Rheinbund
löste sich auf. Am 1. Dezember trat unfer Land dem Bündnis der
großen Mächte bei. Es stellte nun mit Lippe und Waldeck zu-
sammen ein Bataillon, das unter dem Befehl des Hauptmauns
v. Campe staud und mit Blüchers Truppen siegreich in Frankreich
vordrang. Durch die Einnahme von Paris und die Verweisung
Napoleons nach Elba war Frankreichs Vorherrschaft vernichtet.
Die deutscheu Staaten aber hatten in dem langen Kampfe gelernt,
daß nur ein gemeinsamer Zusammenschluß die Grundlage für die
Sicherheit des deutschen Volkes und der Einzelstaaten bildet. Sie
gründeten deshalb nach langen Beratungen zu Wien (1815) den
Deutschen Bund. Die Abgesandten der Bundesstaaten bildeten
den Bundestag, der als Sitz zur Beratung der gemeinsamen An-
gelegenheiten Frankfurt a. M. wählte.
Als Glied des Deutscheu Bundes hatte Schanmbnrg-Lippe
240 Mann und 120 Mann Reserve zu stellen, die zwei Kompagnien
Jäger bildeten. Die Dienstzeit betrug 472 Jahre und 1 Jahr in
der Reserve. Das schaumb.-lipp. Bataillon rückte im Frühjahr
1849 mit den aufgebotenen Reichstruppen nach Schleswig-Holstein
zum Kriege gegen Dänemark, das dies Gebiet seinem Reiche ein-
verleiben wollte. Im Jahre 1859 diente unsere Landestruppe als
Besatzung der damaligen Bundesfestung Luxemburg. Nach der Auf-
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