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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Abt. 2 - S. 159

1884 - Wismar : Hinstorff
159 Ebene selbst fortbewegt. Hobeleisen, Äxte, Sägen, Scheren, Messer u. a. sind schiefe Ebenen; selbst die Schraube ist eine gewundene schiefe Ebene. — Bei allen schiefen Ebenen kommt cs aber viel auf ihre Glätte an. Leicht dringt ein glatter Keil ins Holz, leicht schiebt sich eine Kiste auf einem gehobelten und schwer auf einem rauhen Brett hinaus; denn sie reibt sich an den Unebenheiten des Brettes. Schwer bringen die Pferde einen beladenen Wagen im Sandwege, leicht auf einer Chaussee und noch leichter auf glatten eisernen Bahnen weiter, so das; wir sagen können: Je weniger Reibung, desto weniger Kraft ist zum Fortbewegen von Lasten nötig. So nützlich uns Menschen alle jene Hülfsmittel und Kräfte sind, so ist doch eine andere Naturkraft viel wichtiger. Nimm einmal einen gewöhnlichen Lampencylinder und reibe letzteren eine Zeitlang mit einem seidenen oder wollenen Tuch, so wirst du gewahr werden, daß er ihm nahe gebrachte kleinere Papier- stückchen zuerst anzieht und und dann wieder abstößt. Dasselbe kannst du auch mit einer Stange Siegellack versuchen. Diese durch Reibung hervorgerufene Kraft nennt man Elektricität. Die alten Griechen haben schon vor mehreren tausend Jahren am Bernstein die Kraft, leichte Gegenstände anzuziehen, entdeckt, und weil sie den Bernstein in ihrer Sprache Elektron nannten, so nennen wir noch heute die Eigenschaft der- jenigen Körper, welche infolge der Reibung leichtere Gegenstände anziehen, Elek- tricität, und die Körper, welche diese Kraft in sich haben, elektrisch! Du denkst vielleicht: Was mag uns solche winzige Kraft nützen? Du würdest indes bald die ungeheure Wirkung dieser Kraft gewahr werden, wenn du statt des Lampencylinders eine große Glasscheibe, etwa in der Größe eines Schiebkarrcnrades nehmen könntest, um dieselbe mit einer Kurbel zwischen einem Reibzeug schnell herumzudrehen, wie bei der Elektrisiermaschine. Dann würdest du sogar knisternde Funken aus der Glasscheibe hervorspringen sehen, und swenn jemand die so erzeugte elektrische Kraft in deinen Körper leitete, so möchtest du ach und weh schreien. Kann man doch mit einer solchen Kraft einen Ochsen betäubend zu Boden strecken oder wohl gar töten. Es ist dieselbe aber nicht nur im Glas (Glaselektricität), sondern auch im Harz (Harzelektricität), ja in allen Körpern enthalten. Durch Reiben wird diese schlummernde Kraft herausgelockt, und wehe dem, den eine große Menge derselben trifft! Denke an das Gewitter. ^Denn auch in die Wolken hat der Herr der Welten elektrische Kraft ^hineingelegt und zwar in großer Menge. Wird dieselbe durch irgend eine Reibung (des Windes oder der Wärme) geweckt, so fährt ein faustgroßer Funken (Blitz), begleitet vom Donner, von einer Wolke in die andere oder auch auf die Erde. Zitternd beugt sich wohl der Mensch vor solcher Naturkraft, allein er preist auch den Nutzen und Segen des Gewitters. Um Gebäude vor der zerstörenden Macht des Blitzes zu schützen, bringt man auf ihnen Blitzableiter an. Ihr werdet wohl schon auf den Dächern mancher, besonders großer Häuser einen oder zwei senkrecht emporstehende Eisen- stangen gesehen haben, deren Spitzen, (um das Ansetzen des Rostes zu verhindern), vergoldet sind. Von diesen Eiscnstangen gehen eiserne oder kupferne Leitungen an dem Dache und an den Mauern der Gebäude herunter in die Erde. Das sind Blitzableiter. Wenn ein Blitzstrahl auf ein mit einem Blitzableiter versehenes Ge- bäude herniederschießt, so wird er durch die Spitze der eisernen Stange angezogen

2. Abt. 2 - S. 160

1884 - Wismar : Hinstorff
160 und in die Erde geleitet, ohne daß er Schaden thut; jedoch darf die Leitung nicht beschädigt sein, weshalb man sie von Zeit zu Zeit untersuchen lassen muß. Der Blitz fährt gern in hohe Gegenstände; daher darf man sich während eines Ge- witters auch niemals unter Gebäude oder Bäume stellen. Dann vermeidet man aus Vorsicht auch die Nähe metallener Dinge, ebenso schnelles Laufen und Fahren, während man sich im Hause am liebsten inmitten des Zimmers aufhält. Wenn thörichte und abergläubische Hausfrauen und Dienstmädchen sich bei solcher Gelegen- heit an den Herd stellen und ein Feuer anmachen, so ist das durchaus zu ver- werfen; warum? Das wird jeder Verständige und Nachdenkende sich selbst beant- worten können. Freilich ist der, dessen Hand die Blitze wie Feuerflammen leitet, der beste Beschützer, ivenn es über uns wettert und kracht. — Hast du schon ge- hört, wie man auf die Erfindung der Blitzableiter gekommen ist? Ein kluger Mann in Amerika, Namens Benjamin Franklin (ff 1790), machte einst einen großen Drachen, eben einen solchen, wie ihn die Knaben im Herbst steigen lassen. Die obere Spitze des Drachens war von Eisen, und statt des Bindfadens hatte der Mann einen eisernen Draht genommen, welcher bis zur Erde reichte. Diesen Drachen ließ er nun während eines Gewitters steigen, und siehe da, als die Ge- witterwolken sich demselben näherten und darüber wegzogen, fuhren mehrere Blitze an dem Drahte herab in die Erde. Diese Wahrnehmung brachte Franklin auf die Erfindung der Blitzableiter. Im Verkehrsleben leistet die Elektricität den Menschen noch einen ganz be- sonderen Dienst. Sie wird nämlich zum Briefschreiben benutzt. Will man jemand eine Nachricht z. B. nach Berlin, nach Paris oder gar nach Amerika geben, so ist dies mit der Funkenfeder in wenigen Augenblicken ausgeführt. Die Leute nennen diese Art des Briefschreibens Telegraphieren und die telegraphierte Nachricht ein Telegramm. Die telegraphischen Zwecken dienende Elektricität wird freilich nicht durch Reibung, sondern durch Säuren (Schwefelsäure u. a.) hervorgebracht. Auch zum Versilbern und Vergolden, zum Heilen von Krank- heiten u. a. wird die Elektricität benutzt. Eine der Elektricität ähnliche Kraft steckt in einer Stahlstange, welche Eisen und Stahl anzieht. Diese anziehende Kraft nennt man die magnetische (Magnetismus), die anziehende Stahl- oder Eisenstange Magneten. Die größte Kraft befindet sich in den Enden des Magneten. Eine mit einem Magnet be- bestrichene, freischwebende stählerne Nadel (Stab) heißt Magnetnadel. Die eine Spitze derselben wendet sich immer gegen Norden, die andere gegen Süden. Das Nordende einer Magnetnadel stößt das ihr nahe gebrachte, gleichnamige Ende einer andern Magnetnadel ab, wogegen das Südcnde derselben angezogen wird. Die Thatsache, daß das eine Ende der Magnetnadel immer nach Süden und das andere nach Norden zeigt, haben unsere Vorfahren sich schon lange zu Nutzen gemacht; sonst hätten sie mit ihren Schiffen nimmer die richtigen und kürzesten Wege über die großen Weltmeere gefunden. (Kompaß — Windrose.) Beim Telegraphieren wird ebenfalls ein Magnet verwandt. Auch die Elektricität macht nämlich Eisen magnetisch, aber nur so lange, als dieselbe durch den Magnet strömt. Stahl bleibt lange magnetisch. Es werden in der Erde aber auch Magnetsteine gefunden, welche Eisen anziehen. Wenn du mit einem Magnet Stahlstangen, Nähnadeln, Messer u. a. bestreichst, so machst du diese Dinge magnetisch. Versuche es einmal!

3. Abt. 2 - S. 176

1884 - Wismar : Hinstorff
176 11. Warum pfeifen aus Gewehren oder Kanonen abgeschossene Kugeln auf ihrem Wege durch die Luft? Die Kugeln bewegen sich mit ausserordentlicher Ge- schwindigkeit und Kraft fort. Die Luft wird also gezwungen, schnell auszuweichen. Dadurch entsteht eine heftige Erschütte- rung derselben, die sich bis zu unserm Ohre fortpflanzt und hier als ein Pfeifen empfunden wird. 12. Warum hört man entfernten Kanonendonner besser, wenn man das Ohr auf die Erde legt? Der Erdboden pflanzt den Schall mit grösserer Ge- schwindigkeit fort als die Luft. Überhaupt leiten die meisten festen Körper und selbst Flüssigkeiten den Schall mit grösserer Geschwindigkeit weiter als die Luft. Dagegen wird die Fort- pflanzung des Schalles gestört durch ungleichartige und vielfach unterbrochene Körper. Namentlich lockere Körper, wie Tuch, Pelz, Wolle, Baumwolle, Federn, Sägespäne, sind zur Fort- leitung des Schalles wenig geeignet und schwächen ihn be- trächtlich, weil in ihnen der Schall beständig aus einer festeren Schicht in eine eingeschlossene Luftschicht und umgekehrt über- gehen muss und dabei jedesmal gestört wird. Durch wollene Decken oder Strohmatten, die man vor Fenster und Thüren hängt, kann man das Geräusch der Strasse von einem Zimmer fern halten. 13. Warum müssen die Achsen der Wagenräder geschmiert werden? Bei der Umdrehung der Räder um die Achsen findet eine heftige Reibung statt. Dadurch würde bedeutende Wärme erzeugt werden, die sich bis zur Entzündung der Achsen stei- gern könnte, wenn die Reibung nicht durch eine dazwischen gebrachte Flüssigkeit, namentlich durch Öl oder Fett, ver- mindert würde. 14. Warum springen Funken ab, wenn man mit einem Stahle an einen Feuerstein schlägt? Durch das heftige Anschlagen des Stahles gegen den harten Feuerstein springen kleine Stahlstückchen ab. Diese werden durch die Hitze, welche die Reibung erzeugt, glühend, wenn sie daher auf Schwamm oder Zunder fallen, so entzünden sie diesen. Lässt man aber die Funken auf weifses Papier fällen und betrachtet sie dann durch ein Vergrößerungsglas, so kann man deutlich die geschmolzenen Stahlstückchen erkennen. Auch vom eisernen Huf eines auf gepflasterter Strasse galop- pierenden Pferdes sieht man abends glühende Teilchen umher- sprühen. Wenn man zwei Kieselsteine heftig an einander schlägt, werden ebenfalls glühende Steinstückchen losgerissen. Überhaupt wird durch Reibung und starken Druck Wärme er- zeugt. Ein Hammer erwärmt sich bei längerem Gebrauch,

4. Abt. 2 - S. 178

1884 - Wismar : Hinstorff
178 Erwägt man selbst nur den einzigen Umstand, wie großartig die Leistungen und Wirkungen der Dampfwagen auf den Eisenbahnen sind, wie eine einzige Lokomotive über 1000 Menschen in 30, 40 Wagen fast pfeilschnell dahin führt, so ist es nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet: ^Die Dampfmaschine ^ist 1bic Königin aller Maschinen! (Colshorn, Kinderfreund.) 149. I)6i' Telegraph. Neben den Eisenbahnen und vielen Chausseen laufen Eisendrähte hin, welche an hohen Stangen befestigt sind. Sie gehören zu den Telegraphen. Dies fremde Wort heisst Fern- sprecher und bezeichnet eine Vorrichtung, durch welche man in unglaublich kurzer Zeit nach den fernsten Orten hin Mit- teilungen gelangen lassen kann. Die Einrichtung der Telegraphen ist folgende: Wir wollen annehmen, es soll von Berlin eine Depesche nach Stettin geschickt werden. Aus dem Telegraphenzimmer zu Berlin geht ein Draht bis in das Telegraphenzimmer in Stettin. Hier ist er auf zwei kleine eiserne Cylinder (M), welche auf einer eisernen Schiene befestigt sind, in vielen Windungen auf- gewickelt, und sein Ende geht wieder ins Freie, wo er, mit einer Zinkplatte versehen, in die feuchte Erde versenkt ist (P). Die Cylinder stehen durch einen Kupferdraht mit einem elektri- schen Apparate (S) in Verbindung, der eine fast unerschöpf- liche Elektricitätsquelle ist. In demselben Augenblicke nun, wo der Berliner Telegra- phist den Draht mit dem nach Stettin führenden in Berührung bringt, wird der ganze lange Draht bis Stettin elektrisch und die beiden Eisencylinder magnetisch, und bleiben so lange magnetisch, als die Drähte in -Berührung sind, und hören auf magnetisch zu sein, sobald die Berührung aufhört. Über den beiden Eisencylindern in ganz geringer Entfernung schwebt

5. Abt. 2 - S. 179

1884 - Wismar : Hinstorff
179 horizontal ein Eisenstab, von dem man in der Figur 2 nur den Kopf (bei e) sieht. Er ist an einem Hebel (f e b) befestigt; dieser hat seinen Drehpunkt auf der Säule B und wird durch eine Spiralfeder (d) mit dem linken Ende nach unten gezogen, damit der eben genannte Eisenstab (bei e) nicht auf die Eisen- Fig. 2. cylinder fällt. An dem Ende links (bei b) trägt der Hebel eine kleine, senkrecht in die Höhe stehende scharfe Stahlspitze. Wenn nun die Eisencylinder magnetisch werden, so ziehen sie den Eisenstab (bei e) an, der Hebel geht hier nach unten, die Spitze also nach oben und sticht liier in einen Papierstreifen (cc), welcher durch ein Uhr- werk vermittelst zweier Walzen (aa) langsam gleichförmig fort- gezogen wird. Wird nun der Hebel nur einen Augenblick von den Eisencylindern rechts nach unten gezogen, so macht die Stahlspitze blos ein kleines Loch, einen Punkt, in den Papier- streifen. Dauert aber die Anziehung länger, so entsteht ein Schlitz, ein Strich. Der Telegraphist in Berlin kann also auf den Papierstreifen in Stettin beliebig Punkte oder Striche machen, je nachdem er die Drähte nur einen Moment oder ein kleines Weilchen in Berührung bringt. Man hat nun für jeden Buchstaben des Alphabets ein Zeichen aus Streifen und Punkten gebildet; so bedeutet z. B. ____________ . . . __.. u. s. w. f r i e d Daher kann der Berliner Telegraphist in dieser Zeichen- schrift jede beliebige Nachricht auf den Papierstreifen in Stettin schreiben. Um die Drähte bequem in Berührung zu bringen und diese wieder aufzuheben, bedient sich der Telegraphist des so- genannten Schlüssels (K in Figur 1); derselbe ist einer eisernen Thürklinke zu vergleichen, die, wenn man sie an dem Griff- Ende niederdrückt, von selbst wieder in die Höhe springt. Unter dem Griff-Ende liegt das Ende des nach Stettin gehen- den Drahtes, an dem andern Ende ist der aus dem galva- nischen Apparat kommende Draht befestigt. Sobald und so lange man niederdrückt, berührt das Griff-Ende den Stettiner Draht, und dieser ist nun vermittelst der Klinke mit dem Berliner in Berührung; sobald man loslässt, ist die Berührung aufgehoben. (Bock’s Lesebuch.) 12*

6. Abt. 2 - S. 228

1884 - Wismar : Hinstorff
228 Gehöfte beilegen. Aber all' das zieht noch nicht. Wir werfen alles, was Menschenhände in Europa gemacht haben, hinein; aber das füllt kaum den vierten Teil der Kiste. Wir thun alle die Schiffe vom Meere dazu; es hilft nichts. Wir greifen nach der alten und neuen Welt und werfen Ägyptens Pyramiden und Nordamerikas Eisen- bahnen und Maschinenfabriken hinein; wir thun alles, was wir von Menschenwerken in Afrika, Asien, Amerika und Australien vorfinden, in die Kiste — und sie wird kaun: zur Hälfte gefüllt werden. Nun wollen wir die Kiste ein bißchen schütteln, dann sackt sich alles besser und legt sich in Ordnung, und da wir's uns nun ein- mal in den Kopf gesetzt haben, die Kiste vollzupacken, so wollen wir versuchen, ob wir sie mit Menschen voll bekommen. Wir raffen nun alles Stroh zusammen, das auf der ganzen Erde zu haben ist, und breiten dies in der Kiste ans; da es jedoch nicht ausreicht, um das Gerümpel darunter zu bedecken, so müffen wir Banmlaub zu Hülfe nehmen und stellen somit eine weiche Schicht her, um Menschen darauf packen zu können. Da wir für jeden Menschen etwas mehr als 2/s Meter Breite brauchen, so legen wir der Kiste entlang, die 7500 Meter hat, eine Reihe von 12 000 Menschen, und da wir's den Menschen gern bequem machen, wollen wir die Höhe der Menschen zu nicht ganz 1,9 Meter annehmen, so daß wir auf das Strohlager 4000 solche Reihen legen können. Nun weiß es aber jeder, daß 4000 n:al 12 000 netto 48 000 000 betragen, und da Amerika gerade nicht viel mehr als 48 Millionen Menschen hat, so hat die amerikanische Menschheit in der untersten Schicht Platz. — Nun decken wir sänüliche Menschen Amerika's mit irgend einer weichen Schicht von 31 Zentimeter Höhe zu, legen auf dieses Lager die 3 Millionen Menschen, die in Australien leben, und behalten noch Platz, um 45 Millionen Menschen ans Asien neben sie hinzu- lagern. Decken wir nun auch diese Schicht zu und bereiten immer neue Lager, um immer weitere 48 Millionen einzupacken, so gehören kaum zehn Schichten dazu, um die 454 Millionen Menschen Asiens hinzulagern. Für Afrika, wo circa 130 Millionen Menschen wohnen, brauchen wir kaum drei solche Schichten in unserer Kiste, und die 252 Millionen große europäische Menschheit, für die sonst die Welt zu klein ist, nimmt, in unserer Kiste eingepackt, kaum sechs Schichten ein. — In: Ganzen also können wir in unserer Kiste nur 20 Schichten mit Menschen vollpacken, und wenn wir für jede Schicht nebst Stroh- verpacknng 1 Meter rechnen, so nimmt die ganze Menschheit des Erdballs in unserer Kiste nur 20 Meter Höhe weg, so daß wir 200 mal so viel Menschen, als in der Welt existieren, brauchen, um die nur halbvolle Kiste ganz zu füllen. Was bleibt uns nun übrig? Wollten wir auch die Tierwelt in die Kiste einpacken und Ochsen, Esel, Schafe, Pferde, Maulesel, Kamele, Elefanten über die eingepackte Menschheit werfen und dar-

7. Abt. 2 - S. 287

1884 - Wismar : Hinstorff
287 2 Teilen Schwefel und 3 Teilen Kohlenstaub besteht. Wer aber also diese Massen zuerst gemischt, nämlich das Pulver erfunden hat, weiß niemand. So viel ist gewiß, daß die Chinesen in Asien schon vor 1600 Jahren zur Sprengung von Felsen und zu Belagerungsgeschützen Pulver verwandt haben, und schon vor 700 Jahren sprengten die Deutschen in den Silbcrbergwerken des Rammelsberges bei Goslar am Harze das Gestein mit Hülfe des Pulvers; aber noch ward es nicht gebraucht, um Menschen zu töten. Etwa um das Jahr 1320 soll man darauf gekommen sein, es dazu anzuwenden. Damals lebte im Kloster zu Freiburg in Baden ein Mönch, Berthold Schwarz, ein verständiger Mann. In der Einsam- keit und Stille seiner Zelle grübelte er über viele Dinge, dachte, wie viele Leute seiner Zeit, vielleicht auch darüber nach, ob er nicht den Stein der Weisen, d. h., die Kunst erfinden könne, aus allerlei Gemisch Gold zu machen. Einmal zerstieß er bei seinen Versuchsarbeiten Schwefel, Salpeter und Holz- kohle in einem eisernen Mörser zu feinem Staube und deckte den Mörser mit einem Steine zu. Abends schlug er ein Licht an, wobei ein Funken in den Mörser flog. Und was geschah? Mit einemmal blitzte und knallte es ihm um die Ohren und der Stein vom Mörser sprang prasselnd gegen die Decke. Berthold Schwarz teilte den Vorfall andern mit. Man dachte weiter darüber nach, verfertigte größere und längere Mörser, nahm dieselben mit in den Krieg und schoß erst Steine, später eiserne Kugeln gegen die Feinde daraus ab. Kurz, es wurden nach und nach die fahrbaren Kanonen und tragbaren Gewehre erfunden. Die ersten Kanonen find noch unförmliche Mörser mit einem Zündloche gewesen; allmählich hat man sie kleiner und geschickter gemacht. So sind aus den ursprünglichen Mörsern Gewehre und noch kleinere Schießwaffen geworden bis zur Pistole und zum Revolver und Terzerol herab. Der bei den Geschützen benutzte Feuerstein hieß in der alten wendischen Sprache „Flins"; daher entstand der Name Flinten und Flintenstein. In Bayonne (im südwestlichen Frankreich) wurde das Bajonett, eine aufgeschraubte Lanze, erfunden. Später trat an die Stelle des alten, unsichern Feuerschlosses das Zündhütchen, und der Geivehrfabrikant Dreyse in Sömmerda (Provinz Sachsen) erfand endlich die Hinterlader mit der Zündnadel. Berthold Schwarz aber, der deutsche Mann im Friedenshause, ist anzusehen als der erste Urheber der vornehmsten Werkzeuge im Kriege. Das Schießpulver hat dem alten Rittertum ein Ende gemacht; denn nun schützte den bis dahin so sicher wohnenden Ritter keine Burg und Harnisch mehr. Die Ritter zogen nach und nach in die Städte, und stehende Heere traten an ihre Stelle. Um die Zeit, als man das Schießpulver kennen lernte, wurde auch der Schiffskompaß überall bekannt. Wer ihn und die Magnetnadel erfunden hat, weiß man nicht. Jedenfalls ist die Erfindung beider früher als 1300 zu setzen. Der Magnet hat seinen Namen von der Stadt Magnesia, jetzt Manissa in Kleinasien, wo seine Kraft zuerst bekannt wurde; er ist ein eisenhaltiger Stein, den man in den Eiscnbergwerken findet und den man von ungewöhnlicher Größe im Ural antrifft. Eisen, damit bestrichen, nimmt auch die Eigenschaft des Magnet- steines an, daß es also, wie dieser, frei aufgehängt, mit der einen Seite sich nach Norden, mit der andern nach Süden dreht. Für den Schiffer ist daher die Er- findung der Magnetnadel eine sehr wichtige. Die alten Völker, die ja schon sehr früh die Schiffahrt kannten und fleißig trieben, hatten für ihre Fahrten auf den Meeren keinen andern Wegweiser als die Sterne des Himmels; daher konnten

8. Abt. 2 - S. 333

1884 - Wismar : Hinstorff
333 —— Schritt ans Land zu fragen: „Wie geht's meiner lieben Charlotte?" Man denke daher den Schrecken und die Angst des besorgten Pflegers, als er einst an einem Tage des zahlreichsten Besuchs in das Palmenhaus tritt und die dem Kö- nige so werte Blume vermißt. Sie war abgepflückt. Von Unruhe hin und her getrieben, den Thäter zu entdecken, stellt er sich an den Platz der Überfähre. Nicht lange, so nähert sich ein junger, wohlgekleideter Mann mit der Blume in seinem Knopfloche. Heiter und unbefangen, als wäre nichts Übles geschehen, schreitet er einher. Zur Rede gestellt über den von ihm begangenen Raub, entschuldigt er sich mit seiner Unwissenheit und bedauert und beklagt die von ihm leichtsinnig verübte That. Der verantwortliche Hofgärtner aber führt den bestürzten jungen Mann in seine Wohnung und läßt den ganzen Thatbestand aufzeichnen und von Zeugen unterschreiben zu seiner Rechtfertigung vor dem Könige. Als dieser bald nachher zur Psaueninsel kam und wie gewöhnlich fragte: „Was macht meine liebe Charlotte?" und der Hofgärtner unter Thränen den Ver- lust meldete und den Hergang erzählte, umwölkten sich zwar des Königs Züge; er blieb aber doch ruhig und gelassen und bemerkte nur, wie unrecht es sei, ihm auch seine kleinen Freuden zu verderben. Dem Publikum war aber nach wie vor der Zutritt auf der Pfaueninsel erlaubt, wie dringlich der gekränkte Beamte das Ver- bot auch empfehlen mochte. „Was kann denn das Publikum dafür," entgegnete der König, „wenn unter Tausenden ein Ungezogener ist, der die verstattete Freiheit mißbraucht. Wozu denn diese Schönheiten, namentlich die schnell verblühenden Blumen, wenn außer mir niemand seine Freude daran hat; ich kann nur selten hier sein." Als aber der Hofgärtner den Namen des Thäters nennen wollte, fiel der König schnell abwehrend ein: „Nein, nein, ich will den Namen gar nicht wissen; der könnte mir wieder einfallen, wenn der Mann später einmal etwas zu bitten haben sollte. Vergessen, vergeben!" (Preuß, Kinderfrcund.) 251. Ditz Opfer zu Wesel. Generalmarsch wird geschlagen zu Wesel in der Stadt, Und alle fragen ängstlich, was das zu deuten hat. Da führen sie zum Thore hinaus, still, ohne Laut, Die kleine Schar, die heiter dem Tod ins Auge schaut. Sie hatten kühn gefochten mit Schill am Ostseestrand Und gehn nun kühn entgegen dem Tod fürs Vaterland. Sie drücken sich wie Brüder die Hand zum letztenmal: Dann stehn sie ernst und ruhig die Elfe an der Zahl. Und hoch wirft Hans von Flemming die Mütze in die Luft. „Es lebe Preussens König!“ die Schar einstimmig ruft. Da knattern die Gewehre; es stürzt der Braven Reih’; Zehn treue Preussen liegen zerrissen von dem Blei. Nur einer, Albert Wedell, trotzt jenem Blutgericht; Verwundet nur am Arme steht er und wanket nicht. Da treten neue Schergen, auch ihn zu morden, vor, Und: „Gebet Achtung! — fertig!“ schallt’s schrecklich ihm ins Ohr. „0 zielet,“ ruft er, „besser! hier sitzt das deutsche Herz! Die Brüder überleben ist mir der grösste Schmerz!“ Kaum hat er’s ausgesprochen, die Mörder schlagen an; Durchbohrt von ihren Kugeln lag auch der letzte Mann.

9. Abt. 2 - S. 297

1884 - Wismar : Hinstorff
297 vom Golde der steigenden Sonne be- was mutvoll der Große gedacht: — Bei einem Feste, welches der Kardinal Mendoza dem Kolumbus zu Ehren veranstaltete, hielt er ihm eine grosse Lob- rede wegen der von ihm gemachten Entdeckung, welche er den grössten Sieg nannte, den jemals der Geist eines Mannes er- fochten habe. Die anwesenden Herren vom Hof nahmen es übel auf, dass einem Ausländer, noch dazu einem Manne, der nicht einmal von adeliger Herkunft sei, so grosse Auszeichnung erwiesen würde. „Mich dünkt,“ hub einer der königlichen Kammerherren an, „der Weg nach der sogenannten neuen Welt war nicht so schwer zu finden; das Weltmeer stand überall offen, und kein spanischer Seefahrer würde den Weg verfehlt haben.“ Mit vornehmem Gelächter gab die Gesell- schaft dieser Äusserung ihren Beifall zu erkennen, und mehrere Stimmen riefen: „0, das hätte ein jeder von uns gekonnt!“ „Ich bin weit entfernt,“ entgegnete Kolumbus, „mir etwas als Ruhm anzumafsen, was ich nur einer gnädigen Fügung des Himmels zuschreiben darf; indessen kommt es doch bei vielen Dingen in der Welt, welche uns leicht auszuführen scheinen, oft nur darauf an, dass sie ein anderer uns vormacht. Dürft ich,“ sagte Kolumbus zu jenem Kammerherrn gewendet, „Ew. Excellenz wohl ersuchen, dies Ei“ — er hatte sich von einem Diener ein Hühnerei bringen lassen — so auf die Spitze zu stellen, dass es nicht umfällt?“ Die Excellenz versuchte von der einen wie von der andern Seite vergeblich, das Ei zum Stehen zu bringen. Der Nachbar bat es sich aus; es gelang ihm eben so wenig. Nun drängten sich die andern dazu; ein jeder wollte den Preis gewinnen. Allein weder mit Eifer, noch mit Ruhe war es möglich, das Kunststück auszuführen. „Es ist unmöglich!“ riefen die Herren, „ihr verlangt etwas Unaus- führbares! „Und doch,“ sagte Kolumbus, „werden diese Herren sogleich sagen: das kann ein jeder von uns auch!“ Jetzt nahm er das Ei und setzte es mit einem leichten Schlage auf den Tisch, so dass es auf der eingedrückten Schale feststand. Da riefen jene: „Ja! das kann ein jeder von uns!“ — Seitdem hört man oft sagen, wenn eine glückliche Erfindung gemacht wurde, zu welcher ein jeder sich klug genug dünkt: „das Ei des Ko- strahlt erhob sich das winkende Glück; Sie stürzen zu Füßen des Herr- lichen hin 226. Ras El des Kolumbus. lumbus!“ (Förster.)

10. Abt. 2 - S. 165

1884 - Wismar : Hinstorff
165 zu gern und es dann bringen in ein Buch. Er kannte jeden Bibelspruch, drum schien die Lach' ihm gar nicht schwer. — So wallt er sinnend hin und her, und meint wohl schon im eitlen Wahn, ihm sei der Himmel aufgethan. — Auf einmal wird sein Aug’ gewahr ein Knäblein, schön und wunderbar; es macht ein Grüblein in den Land und bückt sich dann hinab am Strand und schöpft vom Meer das Wasser drein mit einer Muschel, weiss und fein. — „Du lieber Knab’, was machst du da?" fragt Augustin. — „Du siehst es ja: zum Zeitvertreibe fass’ ich mir die See in dieses Grüblein hier." Der Heil’ge lächelt: „Dieses Spiel, mein Kind, es bringt dich nicht zum Ziel." „Ei," sagt der Knab’, „wer das nicht kann, der bleibe hübsch auf seiner Bahn. Viel ist dem Herzen offenbar, doch wird es dem Verstand nicht klar." Und flugs, da schiefst ein Flügelpaar dem Knaben an, und wie der Aar schwebt er empor im Sonnenlicht. Der Heil’ge schaut ihm nach und spricht: „Der Knab’ hat Recht; des Menschen Sinn kann über Raum und Zeit nicht hin!" (Schreiber.) 145. Noch etwas aus der Naturlehre. (* Von Lehrer Lübstorf in Parchim). Der Schall. Wenn du mit der flachen Hand auf den Tisch schlägst, so werden durch den Schlag Hand und Tisch in fühlbarer Weise erschüttert. Die Erschütterung teilt sich der Luft mit, welche dieselbe bis in unser Ohr fortpflanzt, und letzteres giebt uns von dem Vorgänge Kunde. Lässest du in eine ruhig stehende Schüssel mit Wasser einen Wassertropfen fallen, was gewahrst du? Sowie der Tropfen die Flüssigkeit in der Schüssel berührt, gerät jene in eine auf- und abgehende Be- wegung, Wellenbewegung. Gleichzeitig nimmst du einen Schall wahr. Wenn man aus Schreibpapier eine fingerlange Röhre wickelt, ihr eines Ende mittelst eines kleinen Korkes lose aber luftdicht schließt, dann am andern Ende mit dem Munde hineinbläst und dadurch die in der Röhre befindliche Luft- masse verdichtet, so entsteht ein Schall in dem Augenblicke, in welchem der Kork durch die verdichtete Luftmasse aus der Röhre herausgedrückt wird. Während des Herausschnellens des Korkes stößt die verdichtete Luft gegen die dünne außerhalb der Röhre. Durch den plötzlichen Zusammenstoß entsteht eine heftige Luft- erschütterung, welche unserm Gehör als ein lauter Schall oder Knall zum Bewußt- sein kommt. Beachte ferner, wie das Lispeln der Blätter, das Knarren eines Wagens, das Rasseln einer Kette, das Rieseln, Murmeln und Plätschern eines Baches, das Rauschen eines Stromes, das Brausen des Windes, das Knallen einer Peitsche, das Knattern und Prasseln eines Feuers entstehen. Du wirst finden: Der Schall entsteht durch Erschütterung, d. h. Schwingung eines festen, tropf- barflüssigen oder luftförmigen Körpers. Der schwingende Körper heißt Schallerreger. Teilt der Schallerreger seine Schwingung der Luft, dem Wasser
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