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Allgemeine Erdkunde.
Namen. In Deutschland heißen sie in mehren Staaten, z. B.
Preußen, Barern, Oesterreich, Landwehr, in anderen Bürger-
garden, z. B. Kurhessen, Sachsen, Braunschweig; in noch ande-
ren Landern, z. B. den Bereinigten Staaten von Nord-Amerika,
Miliz, in Spanien Urbanos oder Nationalmiliz, in Nord-
niederland Schuttery, m Frankreich Nationalgarde, in Eng-
land Peomanry. Bei den barbarischen Völkern ist jeder erwach-
sene Mann Krieger und verpflichtet, in's Feld zu rücken. Ist ein
barbarisches Volk zugleich ein Nomadenstamm, so hat es nur Rei-
terei. Mehre halbcivilisirte Staaten, wie die Türkei, Persien, Ae-
gypten, halten seit mehren Jahren einen großen Theil ihrer Armeen
ganz auf europäischem Fuße, und haben eine bedeutende Anzahl
von französischen, englischen und deutschen Offizieren und Ingenieu-
ren in ihrem Dienste. — Ein Platz, der in einem solchen Zustande
ist, daß er mit Erfolg der Belagerung eines feindlichen Heeres län-
gere Zeit Widerstand zu leisten vermag, heißt eine Festung. Die
denselben vertheidigende Truppenmacht nennt man Besatzung.
§. 1174. Die Kriegsmarine eines Staates besteht aus
einer Anzahl von Kriegsschiffen, welche die Flotte bilden. Die
auf einem Schiffe befindliche, aus Marinesoldaten und Matrosen
bestehende Mannschaft heißt dessen Equipage. Die Kriegsschiffe
sind entweder Linienschiffe, die in Seeschlachten in Linie auf-
gestellt werden, oder Fregatten, Corvetten, Briggs, Gve-
dette n, Kutters oder Galeeren, welche Ruder und «Leget zu-
gleich haben, oder Bombardierschaluppen, Brander rc.
Der Rang eines Schiffes richtet sich nach der Anzahl von Kanonen,
welche es führt. Die Linienschiffe führen von 50 oder 60 bis 100,
120 ja bis zu 140 Kanonen; die Fregatten bis zu 64. Eine aus
weniger als 15 Fahrzeugen bestehende Flotte nennt man Flottille
oder Geschwader. Befestigte Plätze mit Häfen, in welchen Kriegs-
schiffe einlaufen und stationirt sind, nennt man Kriegs Häfen.
§. 1175. Ein gebirgiges Land bietet dem Feinde, der es
angreifen will, immer große Schwierigkeiten dar; die zu demselben
führenden Pässe und Schluchten sind schwer zu passiren, jeder Berg
ist gleichsam eine Festung, jedes Thal ein Zufluchtsort, wie wir ge-
genwärtig in den baskifchen Provinzen sehen, und wie es mehrmals
in Tyrol, der Schweiz und Norwegen der Fall war. Gebirgsläw-
der, in denen die Civilisation auf einer niedrigen Stufe steht, be-
herbergen insgemein zahlreiche Räuberbanden, weil diese sich leicht
verbergen und in steilen, unzugänglichen Gegenden Schutzs suchen
können; wie in einigen Theilen Italiens, in den türkischen Ländern,
Persien, rc. — Gebirgsvölker und solche, die auf Hochebenen wohnen,
sind fast immer kräftiger und energischer als die im flachen Lande
lebenden. Daher sind diese letzteren so häufig eine Beute der erste-
ren geworden; das große China z. B. ist von einer Handvoll Mon-
golen unterworfen worden.
§. 1176. Gegenden, welche dünn bevölkert sind, werden
leicht erobert, sind aber in der Regel sehr schwer zu behaupten, weil
der eindringende Feind seine Kräfte nach vielen Seiten hin verthei-
len muß, oft Mangel an Mundvorräthen leidet, und daher leicht
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Extrahierte Personennamen: Briggs Kutters
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Oesterreich Sachsen Braunschweig Nord-Amerika Spanien_Urbanos Eng- Persien Tyrol Norwegen Italiens Persien China
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Wimpel und der Verglücker träge hängen, die Segel rühren sich
nicht mehr;, vergebens sieht sich der Schiffer nach allen Seiten
um, vergebens niacht er einen Finger naß und hält ihn in die
Höhe, um zu erfahren, ob nicht von irgend einer Seite derselbe
kälter werde, als aus der andern, — ein Zeichen, daß dort die
Verdunstung des Wassers stärker ist, daß von dorther also ein
Lüftchen sich regt, — Alles bleibt sich gleich, keine Spur ist
wahrzunehmen von auch nur dem leisesten Hauche.
Das Schiff ist wohl versorgt mit Allem, was es für eine lange
Fahrt braucht, — noch hat ein Aufenthalt von etlichen Tagen
nichts zu bedeuten, aber aus den wenigen Tagen werden einige
Wochen und noch immer steht das Schiff wie angemanert, und
aus dem schwülen stagnirenden Meerwasser erheben sich faulige
Dünste, welche die Atmosphäre verpesten; das Wasser scheint seine
Flüssigkeit zu verlieren und zu einer zähen, gallertartigen Masse
geworden zu sein, man sieht keine Fische, nur der kleine Pilot
bringt den schrecklichen Hay herbei, der, auf baldigen Fraß hof-
fend, den Seefahrern ein Omen der übelsten Art ist. Mit Schrecken
sieht der Seemann den kleinen Fisch nahen, der immer vor dem
Hayfisch herschwimmt und ihn zu leiten, ihm Nachricht zu brin-
gen scheint, der furchtlos das gefräßigste Ungeheuer von allen
Seiten umschwärmt und nie von demselben angegriffen wird; mit
Entsetzen sieht der Matrose das gräuliche Thier schwerfällig in
einiger Entfernung zurückbleiben, während der kleine flinke Pilot
das Schiff umschwärmt, von allen Seiten umgaukelt, ob sich nicht
irgend ein guter Fang für seinen Nachfolger zeigt, und sich be-
sonders um die Löcher unter der Küche aufhält, wo hinaus aller
Abfall von den zu bereitenden Speisen geschüttet wird, und wohin
er auch seinen Begleiter abholt, nachdem er ihm, wie es scheint,
förmlich Rapport über den Zustand des Schiffes abgestattet hat;
mit Grauen sieht der auf dem Fahrzeuge festgehaltene Passagier
die Zahl der Hapfische sich mehren und fürchtet mit dem aber-
gläubigen Matrosen bald ihr Raub zu werden; doch sie, die ein-
zigen lebenden Wesen, welche noch das verlorne Schiff umspielten,
sie selbst wenden sich hinweg, und fast traurig sieht man die
furchtbaren Thiere scheiden, sich nun doppelt verlassen fühlend,
da selbst diese, der tropischen Glut und des Meeres, als ihres
Elements, gewohnten Räuber es nicht in der vergifteten, in
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Gährung übergegangenen Masse aushalten können. Nun treten
Faulfieber ein; zuerst werden nur wenige, dann, mit zunehmender
Verderbniß der Lnft immer mehrere davon befallen ; ein unerträg-
licher Geruch verbreitet sich im Schiffe, man flieht auf das Ver-
deck, die Ausdünstung der See ist noch ärger, denn auch sie ist
in Verwesung übergegangen, man flieht wieder in die Kajüte,
nur um sie abermals wieder zu verlassen.
Jetzt werden die Schrecken der Lage immer gehäufter — das
Wasser in den Fässern ist verdorben, fingerdicke, fußlange Wür-
mer haben sich darin erzeugt und leben und mästen sich von den
zuerst sich bildenden Jnfusionsthicrchen, und von den immer grö-
ßern, stufenweise ausgebildeter sich zeigenden Maden; das Durch-
seihen hilft nichts, die kleinen Würmer gehen durch das Filtrir-
zeug, Kochen Hilst nicht, denn man erhält alsdann eine ekelhafte
Gallerte statt des Wassers, eine wahre Würmcr-Bouillon. Das
Fleisch ist in Fäulniß übergegangen, das Brod mit Schimmel
überzogen, von zahllosen Insekten, von Käfern, Ohrwürmern
durchlöchert, welche bei jedem Schnitt, den man hinein thut,
haufenweise heransstürzen. Der Ekel verhindert das Essen, der
Ekel das Trinken; an einer Erqnicknng ist ohnedies nicht zu den-
ken — etwas Wein und Essig, die einzigen Substanzen, welche
noch genießbar geblieben, verwahrt der Arzt und der Kapi-
tal mit weiser Vorsicht für die Kranken — ach bald nicht mehr
krank, denn ist es einmal so weit gediehen, daß die Faulficber
ausgcbrochen sind, so machen wenig Tage den Leiden des davon
Befallenen ein Ende — zehn Mann, zwanzig Mann sterben da-
hin — der Tod decimirt nicht, er halbirt die Mannschaft — kalt
und gefühllos sehen die noch Uebrigen ihre Genossen in das Meer
versenken, auf dessen Boden die Hayfische, welche ab- und zu-
komnien und gehen, sie nicht gelangen lassen — noch mehr Opfer
fordert der Tod, die noch übrige Hälfte wird wieder halbirt —
jetzt faßt Verzweiflung auch den Herzhaftesten — wer wird der
Unglückliche sein, der zuletzt aushält, der diese gräßliche Noth am
längsten überdauert? so fragt man sich schaudernd und Jeder be-
neidet die vorangegangenen Brüder um ihr Loos, was glücklich
war im Vergleich mit dem der Zurückbleibenden.
Sind diese gar rohe Gemüther (Matrosen oder Schiffssolda-
ten), so führt ihre Lage sie zu den schauderhaftesten Gräueln.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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200
Hoffnung, (te wieder in's Leben zu bringen. Jammernde Haus-
haltungen durchzogen die Schutthaufen, die noch am Morgen eine
frohe belebte Stadt waren, um einen Bruder, einen Freund zu
suchen, dessen Schicksal noch unbekannt war. Hier und dort hörte
man dumpfe Stimmen aus deni Schutte heraus uni Hülfe rufen.
Ueber zwei tausend Verwundete wurden hervorgezogen. Dabei
fehlte es an Werkzeugen zur Hinwegräumung des Schuttes; man
mußte sich der bloßen Hände bedienen. Die Verwundeten und
Kranken wurden an das Gestade des kleinen Guyaraflusses gela-
gert: die schattigen Bännie waren ihr einziges Obdach; Betten,
Leinwand zuni Verband der Wunden, Arzneien, alle Gegenstände
der ersten Bedürfnisse waren vergraben; in der Stadt war kaum
reines Wasser zu finden.
Die Bestattung der Todten war sowohl durch die Religion,
als durch die Sorge der Gesundheit geboten. Da es aber unniöglich
war, sie einzeln zu beerdigen, so wurden Kvmmissarien verord-
net, welche für die Verbrennung sorgen mußte». Dieses traurige
Geschäft dauerte viele Tage. Dabei sanimelteu sieh mehrere Han-
sen von Menschen und stellten feierliche Prozessionen an, bei wel-
che» sie Todtenlieder saugen. Andere von Geistesverwirrung befal-
len, beichteten laut auf der Straße. Rückerstattungen wurden von
Leuten verheißen, die niemand eines Diebstahles beschuldigt hatte.
Familien, die lange in Feindseligkeit mit einander gelebt, ver-
söhnten sich in dem Gefühle genieinsanien Unglückes.
8. Plinius (des Jüngern) Briefe an
Tncitns.
„Mein Oheim," so schreibt Plinius, *) „befand sich zu Mi-
senum (in gerader Linie 3 Meilen von Pompeji entfernt), wo er
*) Plinius der Aeltere (geb. 23 n. Chr.) war einer der größten
Gelehrten Roms und Befehlshaber der römischen Flotte. Cr
ward bei dem furchtbaren Ausbruch des Vesuv vom Jahre
79, durch welchen auch die schon genannten Städte Hereu-
lauum und Pompeji überschüttet wurden, ein Opfer seiner
Wißbegier. Plinius, der Jüngere, des erster» Schwester-
sohn (geb. 62 n. Chr.), schwang sich durch seinen unermüd-
lichen Fleiß bis zu der Würde eines römischen Konsuls.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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203
dichter, als jemals eine war, und man suchte-sie durch Fackeln
„nd andere Erleuchtung zu erhelle». Mau fand für gut, an den
Strand zu gehen, um zu sehen, ob das Meer die Fahrt gestatte,
welches jedoch noch aufgeregt und entgegen war. Hier, auf einem
Teppich gestreckt, forderte mein Oheim mehrmals kaltes Wasser
und trank. Hierauf vertrieben Flammen und der ihnen vorange-
hende Schwefelqualm die Andern; ihn nöthigten sie, aufzustehen.
Auf zwei Knaben gestützt, erhebt er sich, sinkt aber sogleich todt
nieder, da ihm, wie ich vermuthe, in dein dichten Dunst der
Athem beklommen ward, und sich ihm die Brust, die von Natur
schwach, beengt und öfter stöhnend war, schloß. Als es wiederum
Tag ward — es war nach dem, den er zuletzt gesehen hatte, der
dritte — fand man ihn unversehrt und unbeschädigt, vollständig
angekleidet, deni Ansehen nach mehr einem Schlnmniernden, als
einem Entschlafenen ähnlich."
Plinius, der Neffe und Erzähler dieses Ereignisses, war, wie
gesagt, in Misennnl zurückgeblieben. Die Ereignisse, welche er
hier bei der Eruption des Vesuvs erlebte, schildert er in dem
zweiten Briese an Tacitus. ,,Nach der Abreise des Oheims,"
sagte er, „verwendete ich die übrige Zeit auf literarische Beschäf-
tigungen. Viele Tage war eine Erderschütternng vorausgegangen,
von weitem furchtbar, weil nicht allein die Castelle, sondern
sämmtliche Städte Campaniens nicht bloß erschüttert, sondern
von Grund aus umgestürzt zu werden schienen. Meine Mutter
stürzte in mein Schlafzimmer, ich war mit ihr zugleich aufgestan-
den, um sie zu wecken, im Falle sie noch schlafen würde. Wir
setzten uns in den Hofraum des Hauses, welcher durch geringen
Zwischenraum das Meer von der Wohnung trennte. — Schon
war die erste Stunde nach Sonnenaufgang vorüber, und doch
schien der Tag noch zweifelhaft und gleichsam matt; die Furcht
aber vor Einsturz der Gebäude war in dem engen, obschon offe-
nen Raume, da Alles schon wankte, groß und unvermeidlich.
Endlich fanden wir es für gut, die Stadt zu verlassen. Das er-
schrockene Volk folgte nach, und es zog, was bei der Furchtsam-
keit als Klugheit galt, fremden Rath dem eigenen vor und drängte
und trieb die Hinausziehenden in ungeheueren Haufen. Draußen
errichteten wir Bedachungen; viel Wunderbares erlebten wir uiid
erlitten große Angst. Die Wagen, welche wir hatten hinausbrin-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod]]
209
Massen außerhalb des Wassers hervorrage, so berechnet Förster,
daß der ganze Inhalt eines solchen schwimmenden Eisgebirges
zusammen gegen 700 Millionen Kubikfuß enthalten habe. „Diese
ungeheuren Eismassen," fährt dieser Weltuniseglcr fort, „machen
einen unbeschreiblichen Eindruck auf den Seefahrer. Das Große
dieses Anblicks übertrifft alle Erwartung. Wir zählten vom Mast-
korbe 186 große Eisniassen. Zwischen den uuabsehlichen Flächen
festen Eises standen ungeheuere Eisinseln. > Diese zeigten sich bald
wie Gebirge, bald wie Thürme, Kirchen oder andere große Ge-
bäude, ja wie ganze Städte."
Oftmals erreichen solche treibenden Eisniassen den Grund und
bilden dauernde Eisfelscn im Meere. So stehen in Diskbay, im
westlichen Grönlande, zwei davon unter den Benennungen der
Städte Harleni und Amsterdam, und trotzen seit vielen Jahre»
der dort nicht untergehenden Sommersonne.
Werden aber diese Eisfelsen durch Strömung oder Sturm zer-
stückelt, dann zeigen sie gigantische furchtbare Scenen. Zwei sol-
cher Eismassen zertrümmern, gegen einander getrieben, Alles,
was sich zwischen ihnen findet. Mit unbeschreiblichem Krachen
treiben die Eisgebirge, vom Westwinde und den Strömen gejagt,
oftmals gegeneinander. Die großen Balken des vielartigen Treib-
holzes , welche sich dann gerade dazwischen befinden, werden zer-
malmt und gerathen hiebei in Brand. Alsdann sieht man ein
neues bewundernswerthes Schauspiel. Flammen und Rauch stei-
gen aus diesen Eisgefilde» empor, das Meer gebiert gleichsam
Vulkane: daher vormals die Sage vom Brennen des Eises.
Wallfische werden zerschniettcrt; bedeutende Felsenstücke der Küsten,
ja kleine Inseln finden sich durch den ungeheuern Kanipf dieser Eis-
berge gegen einander mit fortgerissen. Solche Eisniassen setzen sich
oftmals an Islands Küsten fest, und der Name Island (Eis-
land) ist dieser Insel dadurch zuerst zugetheilt worden. Stets brin-
gen sie aber Kälte, Hunger und Elend.
. Auch das Treibholz ist ein sehr merkwürdiges, den Polarlän-
dern höchst wohlthätiges Phänomen. Es besteht aus echten Tan-
nen, Rothtannen, großen Birken, aber auch a»S Holzarten, die
dem Fernambuk, den, Brasilienholze und andern Hölzern der
neuen Welt ähnlich sind. Durch die Gewalt der großen Flüsse
von Amerika und Asien, durch Nesierschemmungen und Orkane
l4
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Ortsnamen: Diskbay Amsterdam Island Amerika Asien
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die nomadischen Tatar», sagt er, verlassen sie heerweise plötzlich
ihre Heimath. Ganz Kauitschatka ist von ihnen auf einmal ge-
räumt; ihm zufolge, aus einem Vorgefühl sehr nasser Jahre oder
großer Ucberschwemmungen. Pallas hingegen ninunt hierzu die
Ahnung eines dort so häufigen vulkanischen Ausbruchs oder Erd-
bebens au. Indeß scheint oft wohl nur ihre übermäßige Volkszahl
und der daher entstehende Nahrungsmangel die wahre Ursache;
denn die um die Ortschaften lebeudeii Mäuse, welche sich leichter
zu ernähren Gelegenheit finden, verlassen das Land nicht.
Jii großen Haufen versammeln sie sich schon im Frühjahre und
wandern daun in ungeheuren Heeren fort. Der Zug übersteigt jeden
Berg, stürzt sich in jeden Fluß und See, und läßt Tausende der
schlechten Schwinimer oder Schwächer» als Wahrzeiche,i der groß-
ßen Wanderung todt an den jenseitigen Ufern zurück. Viele werden
auch das Opfer der gefräßigen Lächse und der Wasservogel. Hat
der große Zug die Wassersahrt bestanden, so ruhen die Thiere sich
aus, sonnen und trocknen sich. Sobald der Penschinökische Meer-
busen erreicht ist, umgehen sie diesen, und ziehen stets nach Süden
fort, so, daß sie noch im Julius im Ochotzkischen Gebiet au dcnl
Jndomau- uild Ochota-Flusse anlangen. Welch ein unermeßlicher
Weg für ein kleines Thier, das noch kein Loth wiegt! Selbst
nur von jenem Meerbusen an gerechnet, weit über 150 deutsche
Meileut Wer war ihr Wegweiser, wer ihr Führer, wer ihr Erhalter
auf dieser gefahrvollen erstaunlichen Reise? denn ihre Menge ist
so ungeheuer, daß das Heer oft 2 Stunden Weges einnimmt.
Im Ansauge des Oktobers kehren diese Wanderer zu ihrer Hei-
math; während eines einzigen Sommers haben sie mithin jenen
großen Weg zweimal vollendet. Die Kamtschadalen feiern ihre
Rückkunft mit Frohlocke». Sie sehen sie nämlich als ein günstiges
Zeichen an, daß das Jahr für sie einträglich an jagdbaren Thieren
sein werde. Denn Füchse, Zobel und Wiesel folgen in zahlreichen
Horden diesen Mänsehceren, als ihrer Beute. Daher ist denn der
Kamtschadale gegen jene Thiercheu dankbar. Wo er ihrer gewahr
wird, längs den Seen und Flüssen, an deren Ufern sie vor Er-
mattung oft wie todt liegen, hegt, pflegt, trocknet er sie, und
bemühet sich, sie wieder lebendig zu niacheu.
Wer kennt nicht die dem Menschen so segensreichen Heerzüge
der Harrnge und der Lachse? Jene bewohnen vorzüglich die
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
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aus, hierauf folgen die Weibchen und zwar so gedrängt neben
einander, daß sie den Boden völlig bedecken. Das Rasseln dieser
gepanzerten Armee ist besonders zu Nacht, da sie am liebsten
marschieren, sehr laut und hindert den Schlaf. Am Tage, vor-
züglich bei Sonnenschein, machen sie Halt, bis die Kühlung des
Abends eintritt. Bewunderungswürdig ist aber hierbei ihr geome-
trisches Talent, genau den geraden, kürzesten Weg zum Meere zu
wählen. Nichts lenkt sie von ihrer Richtung ab. und jedes Hinder-
niß wird auf das sonderbarste von ihnen überwältigt. Treffen sie
auf ein Gebäude, auf eine Kirche oder ein Haus, so suchen sie
diese zu erklimmen, und setzen sodann genau in der vorigen Rich-
tung ihren Weg zum Meere fort. Man hat gesehen, wie sie Nachts
in die Fenster gestiegen, die Schlafenden in den Betten überrascht
und erschreckt haben, und ans der andern Seite wieder hinausge-
stiegen um ihre Marschroute zu verfolgen. Stellet sich ihnen ein
Mensch entgegen, dann heben sie ihre Scheeren drohend in die
Höhe, schlagen sie mit vielem Geräusch an einander und kneipen
sehr schmerzhaft. Nur wenn sie heftig geschreckt werden, oder beim
Streite den Kürzern zieh», weichen sie, wie in die Flucht ge-
schlagen, zurück, und retten sich auf die eiligste und unordentlichste
Weise in's Land. Auf ihrem Marsche richten sie in den Garten
vielen Schaden an, sowohl durch das Abfressen und Abkueipen
der Gewächse, als durch das dabei zerdrückte Kraut.
Endlich gelangen sie nach ihrem gefahrvollen Zuge und nach
dem Verluste vieler Mannschaft zum Meere, und nun bereiten sie
sich znm Fortpflanzungsgeschäfte. Die Weibchen gehen nämlich
dicht an das Ufer, oder vielmehr sie treten an dessen äußerste See-
kante, denn sie scheuen übrigens das Meerwasser. Hier lassen sie
die Wellen zu mehreren Malen über sie hingehen. Wahrscheinlich
wird hierdurch das Reifen der Eier nur befördert; denn einigen
mir indessen nicht sehr wahrscheinlichen Nachrichten zufolge wer-
den die Eier nicht, wie bei den Krebsen, unter dem Schwänze
ausgebrütet, und die Weibchen gehen daher nachher nochmals zur
Seeküste und werfen die Eierbüschel, oft von der Größe eines
Hühnereies, in das Meer. Hier werden! sie im Sande des Mee-
res und durch die Sonne ausgebrütet. Es muß mithin gerade der
umgekehrte Fall von dem, was bei dem Lachse erzählt worden
ist, Statt haben. Hier muß nämlich das, wodurch sich das Meer-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
223
Wasser von dem süßen unterscheidet, zur Entwickelung der Eier
nothwendig fein; widrigenfalls könnten die Krabben nur in den
Flüssen laichen, ohne die mühsame Reise zu unternehmen.
Ob nun gleich gerade um diese Zeit, ebenfalls durch den In-
stinkt getrieben, eine Menge Fische sich daselbst cinfinden, um an
den Krebseiern ein reiches Mahl zu halten, so kommen dennoch
bald darauf Millionen kleiner Krabben von der Größe eines klei-
nen Pfennigs zum Vorschein. Diese verlassen indeß sogleich das
Element, welches sie ausbrütete, und nehmen langsam ihren Zug
vor iu's Binnenland.
Die Diogeneskrabbe (auch Soldat und Diogenes genannt)
macht ähnliche Züge zum Meere. Sie hat einen völlig nnbeschütztcn,
unbeschalten, weichen, fast schneckenförmigen, gebogenen Hinter-
leib ; nur der Vorderleib und die daran gewachsenen acht Beine
sind krebsartig mit Schalen bedeckt. Dafür schuf Gott ihnen an
dem letzten Absätze des weichen Körpers mehrere fleischige Häkchen,
vielleicht Sänger, und theilte der Krabbe das Xofient' mit, sich
Schneckenhäuser zu wählen, die geilan für ihre Größe und Form
passen, sich darin gänzlich zu verbergen und vermittelst jener klei-
nen Füße oder Häkchen so festen Besitz davon zu nehmen, sich
darin so fest zu klammern, daß die größte Kraft nicht zureicht,
sie wider ihren Willen herauszuziehen, sie davon zu trennen, son-
dern vielniehr das Thier selbst in Stücke reißt. Sie leben ans
dem Lande, jedoch nicht sehr weit vom Meere. Zur Laichzeit wan-
dern sie dorthin, um ihre Brut den Wellen anzuvertrauen. Kaum
ist das junge Thier dem Ei entschlüpft, so sucht es dort eine
für seine Größe und Gestalt passende Seeschnecke ans. Gewöhnlich
trifft dies Loos die Pyramiden- oder Schraubenschnecken. Sie
greifen, Ulloas eigenen Erfahrungen zufolge, die Bewohner der
Schneckenhäuser mörderisch an, tödten sie und bemeister» sich dieser
Wohnung. Daher der kriegerische Name; die Spanier nennen sie
Soldado, die Franzosen Soldat, und die Engländer Soldier-Crab.
Wahrscheinlich dient ihnen der -Proprietär des Hauses zur Nah-
rung, da die meisten Krebsarten fleischfressend sind. Sie senken
den Hinterleib zuerst in die Schneckenhäuser, klammern sich mit
den kleinen Füßen darin fest, und legen den beschälten Theil des
Körpers beim ruhenden Zustande in eine solche Stellung, daß die
große Klane gleichsam die Wohnung verschließt. Sie ist eine
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mächtige Schutzwehr; denn sie kneipen damit alles, was sich ihnen
nähert, mit solcher Gewalt, daß Einige behaupten, man fühle es
mehrere Tage auf das schmerzhafteste. Nach Andern soll es sogar
wie der Stich des Skorpions wirken, und auch gleicher Gegen-
mittel bedürfen; wahrscheinlich ist letzteres übertrieben.
Der Soldat verläßt oftmals sein Hans willkührlich, um desto
bequemer seiner Nahrung nachzugehen. Er weiß sodann seine
Schneckenschale genau von allen übrigen, gleichfalls leeren, selbst
von eben dieser Art wieder zu erkennen. Setzt man mehrere so
herausgekrochener Krabben von eben dem Alter neben einander,
so ninß man ihre Unterscheidnngskiaft bewundern. Trifft es sich
aber, daß zwei eine und dieselbe Schale wählen, wenn man ihnen
Ȋmlich die ihrige genommen hat, dann erhebt sich zwischen ihnen
ein heftiger Streit; der heftigste Kneiper, der Sieger, bezieht
sodann das mühsam errungene Hans.
So wie diese Krabbe an Größe zunimmt, sieht sie sich ge-
zwungen, ans eine geräumigere Wohnung zu denken. Sie verläßt
die alte, greift eine größere Seeschnecke an, und bemächtigt sich
ihrer Schale. Mit dieser verläßt sie sofort den Strand und zieht
landeinwärts. Wandert sie dann in Zügen zum Absetzen der Brut
zum Meere, so ereignet es sich zu Zeiten, daß ihre Richtung,
gleich der der Landkrabben, sie über die Häuser der Strandbe-
wohner hinwegführt. Die ans dem Marsche mit fortgeschleppten
Schneckenhäuser setzen alsdann durch ihr sonderbares Gepolter ans
den Dächern die Bewohner in Schrecken. Oftnials rächen sich
diese, sammeln die Krabben in großer Menge ein, und finden
daran eine eben so schniackhafte als nahrhafte Speise.
Bekannter noch, aber auch weit gefürchteter sind die Züge eini-
ger Heuschrecke,«arten. Die Wanderheuschrecke findet sich an
vielen Orten Deutschlands einzeln, *) und vermehrt sich bei uns
nur wenig; im Osten aber so ungeheuer, daß sie nebst einigen
ähnlichen Arten zur schrecklichsten Landplage wird. Sie bilden dann
unabsehbare Schwärme, welche schwarzen Gewitterwolken gleichen,
wandern, fressen » wo sie hinkommen, ganze Landstrecken jo kahl,
*) Ich fand sie zum erstenmale aus der sandigen, hügeligen
Heide zwischen Herlen und Gangelt, wo sie mit zwei andern
Arten gar nicht selten war.
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