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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 11

1887 - Berlin : Dümmler
Useguha, Nguru und Usagara. 11 werden. In der Mitte der Landschaft Usagara liegen die Pumba- Berge, die durch Eisengruben interessant sind. Einen Bericht über die Erzgewinnung gab Last in der Zeitschrift der London. Geogr. Gesellschaft. - „Es giebt hier herrliche Gegenden für Ansiedelungen; das nötige Land würde vom Herrscher des betreffenden Platzes für ein geringes Geschenk an Zeug leicht zu haben sein, oft auch umsonst, da diese Häuptlinge immer froh sind, einen Weißen in ihrem Lande zu haben. Das Klima ist sehr gesund, namentlich in den Bergdistrikten. In Mamboia freute ich mich während der Monate April bis Ende Juli wegen der Kälte stets, des Abends ein Feuer zu haben. Das Ther- mometer zeigte während dieser Monate um 6 Uhr morgens durch- schnittlich etwa 8° R., und pflegte mittags bis 15° oder 18° zu steigen. In den wärmeren Monaten steigt es mitunter bis auf 32° auf der Veranda, und auch die Nächte sind dementsprechend wärmer: aber es ist niemals so heiß, daß man eine Punkah (in Ost- indien ein Schirm an der Zimmerdecke zur Erzeugung von Luftzug) nötig hätte. Die Eingeborenen sind sämtlich Ackerbauer und züchten nur hie und da ein wenig Vieh. Jeder Häuptling hält womöglich eine Herde von Ziegen und Schafen, jedoch mehr als Zeichen seines Reichtums, als des Nahrungswertes halber. Im Charakter sind alle Stämme sich gleich, sämtlich sehr feige. Die Bewohner von Ufeguha treten großthuerisch und polternd auf, wenn sie sich einem schwäche- ren Feinde gegenüber befinden; zu Zeiten der Gefahr halten sie aber nicht besser Stand, als die ruhigeren Eingeborenen von Nguru und Usagara. Die letzteren sind ein eminent friedliebendes Volk. Ich habe nahezu acht Jahre unter ihnen gelebt und fand sie stets sehr freundlich gegen mich gesinnt, und so würden sie sich gegen jeden Fremden betragen, der ihnen friedfertig entgegentritt. — Es heißt, daß die Deutschen daran denken, eine Eisenbahn von der Küste nach dem Gebiet der großen Seen zu bauen, die Useguha und Usagara durchziehen würde. Ist dem so, dann dürfen wir hoffen, daß dies reiche und schöne Land bald aufgeschlossen wird, und daß viele Ansiedler an seinen lieblichen Berghängen ihr Heim gründen werden. Jeder ihnen gut Gesinnte kann eines freundlichen Empfanges bei den friedliebenden Eingeborenen sicher sein, und wenn er in seinem Verkehr mit ihnen ehrenhaft und artig ist, wird er sie stets bereit finden, ihm zu helfen und ihn zu respektieren."

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 43

1887 - Berlin : Dümmler
Leben und Treiben in einem ostafrikanischen Dorfe. 43 Bauer zwischen sechs und sieben Uhr morgens seine Hütte, manch- mal ohne etwas genossen zu haben, weil jetzt Nahrungsmittel seltener werden; er speist erst, wenn er bis Mittag gearbeitet hat und dann wieder heimkommt. Nachmittags arbeitet er wieder ein wenig, und dabei müssen ihm die Weiber Helsen. Abends gehen alle unter Ge- sang ins Dorf zurück. Zur Zeit des Mondscheins ergeht es dem Afrikaner wie dem Schakal; er wird aufgeweckt und ungewöhnlich regsam. Die Mädchen werden unter Getrommel und Getöse aus den Hütten geholt, um den Tanz mit anzusehen, der übrigens nur höchst selten für beide Geschlechter gemeinschaftlich ist. Bei ihren Sprüngen sind sie alle- mal sehr ernsthaft, und auch von ihrer Mnsik läßt sich nicht viel Rühmliches sagen. Sie halten den Takt ganz vortrefflich, aber im übrigen ist es mit ihrem musikalischen Sinne schlimm bestellt; sie bringen es nicht über die einfachsten und einförmigsten Tonkombina- tionen hinaus, und auch in dieser Beziehung, wie in allen anderen Dingen, sehlt ihnen das Talent zum Schaffen. Doch muß hervor- gehoben werden, daß sie an Harmonie ihre Freude haben; der Fischer singt zum Ruderschlag, der Träger, wenn er seine Last schleppt, die Frau, wenn sie Korn zermalmt. Manchmal sitzen die Bauern am Abend stundenlang im Kreise und wiederholen mit unablässigem Eifer immer und immer wieder ein paar Noten, die sich stets gleich bleiben, und ein paar Worte, die eigentlich nichts bedeuten. Das Recitativ wird vom vollen Chore unterbrochen, der zumeist in Dur singt. In die Einförmigkeit des täglichen Lebens und Treibens kommt einige Abwechslung durch häufige Trinkgelage und zuweilen durch eine Jagd. Die Gäste versammeln sich früh am Tage, und nehmen im Kreise Platz und setzen sich je zu Dreien oder Vieren dicht neben- einander, damit die Schale besser herumgehen könne. Der Mwan- dasi, der Mann, welcher dieselbe füllt und jedem einzelnen reicht, bedenkt und bedient zuerst die Häuptlinge und Ältesten, welche auch größere Gesäße erhalten als die übrigen. Der Sonso, Trinkbecher, der auch auf Reisen als Feldflasche dient, wird von den Frauen aus einer Grasart, Mawu, oder wilden Palmblättern verfertigt. Die Stengel werden gespalten und zu seinen Fäden gedrillt, welche dann von unten aus zusammengerollt, aneinandergelegt und zusammen- gebunden werden^ so daß das Ganze einem abgestumpften Kegel oder einer türkischen Kappe, dem Fez, gleicht. Häufig wird dieser Becher

3. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 84

1887 - Berlin : Dümmler
84 Straßenbilder aus Mombassa und Feretown. Auf dem mattenbedeckten Boden der weiten Halle verrichten die Frommen ihre Gebetsgymnastik; andere liegen im Schlafe des Ge- rechten versunken an den kühlsten Stellen. Am Fenster nach der Straße zu sitzt ein arabisches Schneiderlein; er sitzt hier Tag für Tag und führt mit beschaulicher Andacht seine Nadel. Hinter seinem linken Ohr hängen die langen Nähsäden. Jeder Vorübergehende kennt ihn und tauscht Begrüßungen mit ihm aus. Ein halbes Dutzend junger Schriftgelehrten sitzt daneben mit untergeschlagenen Beinen und plappert mit rasender Geschwindigkeit und Monotonie Kapitel nach Kapitel aus dem Koran her, jeder eine andere Sure, wodurch, wie leicht zu denken ist, ein heilloser Lärm entsteht. Aber er wird noch weit übertönt von dem gellenden Gesänge einer eben vorüberziehenden langen Reihe von Neger-Mädchen und -Knaben, welche, vom Strande kommend, Holzblöcke und Korallensteine auf dem Kopfe tragen, um damit einen Kalkofen zu errichten. Sie haben mich bemerkt und mögen sich an einen Europäer erinnern, der sich einst in Mombassa häuslich niederließ und dann nach Europa zurück- kehrte, denn sie singen: 0 Mzungu mbaia Yenga yumbo U quenda uleia. Das heißt: O böser Europäer! Baust dir ein Haus (errichtest einen Hausstand) Und gehst (wieder) nach Europa (zurück). Vorüber zieht die lustige Schar. Ein anderes, wohl noch lebhafteres Bild zeigt sich. Ein kleiner Knabe, der die Schule geschwänzt, wird von seinem Vater zur herben Pflicht zurückgeführt, indem seine Füße mit einer Schnur derart ge- fesselt sind, daß er nur kleine Schritte machen kann. Er ist über und über mit Laub und Federn behangen und seine Schulkameraden tanzen um ihn und lachen ihn aus. Es ist das gewiß ein sehr pro- bates Mittel gegen das Schwänzen. Zwischen den morschen Trümmern eines alten Stadtthores hin- durch und durch enge Gassen zwischen hohen Häusermassen, auf denen Schmutz und schwarze Algentünche den Glanz längst vergangener besserer Tage verhüllen, an einem Brunnen vorbei, erreicht man endlich das Ende der Stadt und tritt in die Plantage. Einige

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 177

1887 - Berlin : Dümmler
Der Ramadan-Taumel. 177 5. Der Ramadan-Taumel. Scenen aus dem mohammedanischen Leben. Wenn am ersten Tage des neunten Monats des arabischen Mondjahres ein Moslem, aus der Wüste zurückkehrend, vor dem Kadi beschworen hat, daß er am Himmel den ersten Streifen des Neumonds sah, so nimmt der dreißigtägige Ramadan (d. h. der Fastenmonat, welchem noch das Bairamsfest folgt) feinen Ansang. Kanonendonner verkündet der Stadt das freudige Ereignis und schreiende Kinder ziehen mit dem jubelnden Rufe: Ziäm! Ziäm! Ziäm! (Fasten! Fasten! Fasten!) durch die belebten Straßen. Die Nacht wird durchjubelt, es beginnt die Laternenfreiheit, d. h. es ist jedem gestattet, ohne Laterne des Nachts in den Straßen herum zu gehen, was sonst streng verboten ist; die Verkaufsläden bleiben geöffnet, und jeder Moslem ißt und trinkt, so lange nur Geldbeutel und Magen aushalten will. Zwei Stunden bevor die Morgenröte heraus- dämmert, rollt der Donner eines einzigen Kanonenschusses über die noch lebendige Stadt, und jeder gute Muselmann würde es für eine Todsünde halten, von jetzt ab bis dahin, wo man am Abend einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden kann, und wo man auf der hochgelegenen Citadelle Kairos abermals eine Kanone ab- feuert, auch nur das Geringste zu genießen. Nicht Rauch noch Wasser darf er trinken (der Orientale fagt: „anna oschrub", ich trinke Rauch und Wasser), noch irgend eine Speise zu sich nehmen; Kinder und Kranke unterliegen jedoch diesem Gebote nicht. Die Ge- nauigkeit, womit der Mohammedaner diese, eine seiner vornehmsten Religionsvorschriften befolgt, ist ganz bewunderungswürdig, und selbst Kinder und Kranke schließen sich davon nicht aus, wenn es ihnen irgend von Eltern oder Wärtern gestattet wird. Ich habe mit Arabern zur Ramadanzeit die Wüste durchzogen und es mit eigenen Augen gesehen, wie Weiber und Männer, wovon letztere noch zu Fuß in der Glut der Augustsonne den Kamelen nachzogen, es über sich brachten, am Tage so wenig Speise als Trank zu sich zu nehmen. Sie begnügten sich, die dürren Lippen mit Wasser zu be- netzen und den trockenen Mund auszuspülen, worauf sie das Wasser fortspieen. Diese Erfrischung ist ebenso wie die Waschungen mit Sand, wenn in der Wüste Wassermangel vorherrscht, erlaubt. Der Monat Ramadan durchläuft in dem Zeitraum von 33 Jahren alle Jahreszeiten, und so kommt es, daß derselbe in die glühenden Baumgarten, Afrika. i?

5. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 98

1887 - Berlin : Dümmler
98 Die Somal. in Armen und Beinen sind gut ausgebildet, und ist der Somal sehr zähe und ausdauernd. Ich selbst sah die mich auf meinen Streif- zügen begleitenden Somal von morgens 3 Uhr bis abends 10 Uhr, außer 4 Stunden Mittagsruhe, stets auf den Beinen, immer vergnügt und lustig plaudernd und nicht müde, während meine Zanzibarneger kaum vorwärts zu bringen waren. Das innere häusliche Leben, in das ich mit der Zeit einen Ein- blick gewonnen habe, ist wie solgt: Der Somal, der streng nach den Vorschriften des Koran lebt, hat in hiesiger Gegend meist nur eine Frau, welche ihm den inneren Haushalt führt und die kleinen Kinder erzieht. Sie steht dem Manne vollständig ebenbürtig zur Seite. Wenn mehrere Frauen im Hause sind, so wechseln sie sich tage- oder wochenweise dergestalt ab, daß eine Frau dem Eheherrn Gesellschaft leistet, während die anderen das Hauswesen besorgen. Für alle Beschäftigungen außerhalb des Hauses, wie Kochen, Brotbacken, Holz und Waffer herbeischaffen, sind die Sklaven da, welche außer diesen Arbeiten ein sehr faules und gutes Leben führen. Die Tageseinteilung der Städter in hiesiger Gegend und jetziger Jahreszeit beginnt um 5 Uhr morgens. Nach dem Aufstehen wird gebadet refp. die im Koran vorgeschriebene körper- liche Waschung vorgenommen und dann gebetet. Das Frühstück, um 6 Uhr eingenommen, besteht aus Milch, Kaffee oder Thee mit Brot. Den ganzen Morgen bis 11 Uhr verbringen besonders die Männer mit Besuchmachen und -empsangen. Da die wenigsten Geschäfte haben, so genieren sie sich gegenseitig nicht. Um 11 Uhr beten wiederum einige, andere lesen im Koran. Von 12—1 Uhr speist der Somal, und zwar Männer allein und Frauen allein in einem großen Haushalt; in kleinen dagegen speist das Ehepaar zusammen, die Kinder zusammen und ebenso die Sklaven. Nach dem Mahle wird eine zweistündige Siesta abgehalten. Da der Somal sehr gesellig ist, so liebt er es, Freunde bei sich in seiner Häuslichkeit zu sehen und zu bewirten, welches zweifelhafte Vergnügen mir gar oft zu teil wurde. Nach den landesüblichen Begrüßungsscenen erhält der Gast Thee oder Kaffee, dann Kettebettes mit Syrnpsance, ein recht schmack- Haftes Gericht, ferner Pfannkuchen von Mehl, Butter und Zucker und zum Schluß wieder Kaffee oder Thee. Die ganze Mahlzeit nimmt man, aus der Erde liegend oder mit untergeschlagenen Beinen sitzend, mit den Händen ohne Messer und Gabeln oder Löffel aus

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 206

1887 - Berlin : Dümmler
206 Mohammedanische Lebensbilder aus Algerien. Häuschen; verschleierte Frauengestalten huschen vorüber und entziehen sich bei der nächsten Straßenwendung den neugierigen Blicken des Rumi. In kleinen, nischenartigen Buden, welche nur von einer ein- zigen, zugleich Thüre und Fenster vorstellenden Öffnung Luft und Licht empfangen, betreiben die eingeborenen Handwerker unter den Augen der Vorübergehenden ihr Geschäft. Mit bewundernswerter Geschicklichkeit handhaben sie ihre Werkzeuge, welche seit Jahr- Hunderten unverändert dieselben geblieben sind, und bedienen sich bei der Arbeit in gleichem Maße der Hände und der Füße. Die Zunft der Sattler hat schon zur Zeit der Könige von Tlemcen besonderes Ansehen genossen ob ihrer Kunstfertigkeit; noch heute bleibt man er- staunt vor ihren kleinen Werkstätten stehen und bewundert die äußerst geschmackvoll mit Gold und Silber gestickten Sattel und Zaumzeuge aus rotem marokkanischen Leder gefertigt, wahre Meisterstücke. — Wir drängen uns durch die engen Gassen, immer neue Bilder rein orientalischen Lebens hemmen den Schritt. Dnrch die Fuß- gänger suchen sich mit ihren schwerbeladenen Bnrrikos (Esel) die Land- bewohner Bahn zu brechen, dabei ihre Waren: Orangen, Citronen und sonstigen Erzeugnisse mit lautem Rufe feilbietend. Wo brei- tere Straße den schmalen Weg kreuzt, fesselt seltsamer Aufzug das Auge: in langer, ungeordneter Reihe ziehen Kamele vorüber, die zerlumpt aussehenden Tiere sind mit großen, sackartigen Körben be- lastet, die zu beiden Seiten tief herabhängen; mit wunderlichem Hausrate sind sie angefüllt: mächtige, mit Henkeln versehene Thon- krüge, den alten Amphoren vergleichbar, ragen daraus hervor, allerlei Hausgeräte und abgebrochene Zelte sind sichtbar und daneben hängen in holder Eintracht Hähne und Hennen an den Beinen zusammen- gebunden in beklagenswerter Lage, aber stoisch in ihr Schicksal er- geben. Und auf dem Rücken der Tiere zusammengekauert sitzen un- verschleierte Frauengestalten in blauen, wollenen Gewändern. Buntes Kopftuch umschlingt die wirren, pechschwarzen Haare; an silbernen Kettchen befestigte Goldmünzen verschiedener Größe decken, wie eine Krone, die gebräunte Stirne; kunstreich aus Silber getriebene schwere Kugeln und Ringe fallen, wieder durch silberne Ketten gehalten, .von den Schläfen zu den Schultern herab; ähnlicher Zierrat ist um den Hals gelegt, und bei jedem schwerfälligen Schritte des zottigen Kamels klirrt und klingt der Schmuck wie viel hundert silberne Glöckchen. Die Oberarme und die Gelenke und die Knöchel der zierlichen Füße umschließen silberne Spangen aus breitgeschlagenem

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 225

1887 - Berlin : Dümmler
Der arabische Adel in der Wüste. 225 in Palankins, die nicht immer fest verschlossen sind. Es giebt ein malerisches Untereinander von Pferden, Kriegern und Fußvolk. Der feindliche Stamm seinerseits trifft Vorbereitungen, und nach drei oder vier Tagen treffen die feindlichen Parteien aufeinander. Die Tirailleurs begegnen einander zuerst, und sie beginnen die Feind- seligkeiten mit Schmähungen und Schimpfworten, wie die Helden Homers; allmählich entwickelt sich der Kampf in Gruppen von fünf- zehn oder zwanzig Personen, bis alles hineingezogen wird. Das Gedränge wird allgemein, alle Flinten knallen, alle Zungen schreien, schimpfen und fluchen und endlich kommt es auch zum Schwertkampfe. Endlich tritt die Zeit ein, daß der Stamm, welcher die meisten Leute verloren hat, namentlich Häuptlinge und Pferde, sich zurück- ziehen muß. Es beginnt dann eine allgemeine Flucht, in welcher nur d'ie Tapfersten sich von Zeit zu Zeit umkehren, um dem Feinde noch einige Kugeln auf Geratewohl zuzusenden. Nicht selten stürzt sich der Häuptling verzweifelt, mit dem Säbel in der Hand, in das dichteste Gedränge und findet einen ruhmvollen Tod. Dem Siege folgt die Plünderung in allgemeiner Unordnung, und in dieser wird es noch manchem Besiegten möglich, seine Frauen, seine Pserde und seine kostbarste Habe zu retten. Kommt der Stamm siegreich zurück, so wird er freudig em- pfangen und gegen die Bundesgenossen übt man die großartigste Gastlichkeit, bis man sie endlich drei bis vier Stunden weit zurück- begleitet. Je älter der Araber wird, um so mehr Ernst und Würde er- langt er; jedes weiße Haar in seinem Bart regt ihn zu ernsten Ge- danken an; er geht häufiger mit den Dienern Gottes um und erweist sich freigebiger gegen dieselben; er wird frommer; man sieht ihn minder oft auf der Jagd und bei Hochzeiten. Seine Beschäftigungen als Stammeshaupt lassen ihm auch weniger Zeit, obgleich der ritter- liche Sinn seiner Jugend in ihm nur schlummert und er niemals in seinem Zelte bleibt, wenn einer seiner Stämme für angethane Beleidigung Rache verlangt. „Ich würde mich glücklich preisen," sagt er, „könnte ich als Mann sterben im Kampfe und nicht wie ein altes Weib". Manche vornehme Familien rühmen sich auch, daß seit Menschengedenken keiner ihrer Vorfahren auf seinem Lager gestorben sei. Gensrai Daumas, La "Vie arabe, P. 1869. Baumgarten, Afrika.

8. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 247

1887 - Berlin : Dümmler
Die Westküste von Afrika. 247 Lehmhäuser der Neger stehen unter und an dem Hügel, von dem die freundlichen Wohnungen einer englischen Missionsstation, im euro- Peuschen Stile gebaut, herabschauen. Der Kalabar war lange Zeit ein bedeutender Ausfuhrhafen für Sklaven, aber in einem 1842 auf Verlangen der englischen Kreuzer unterzeichneten Vertrag machten sich die damaligen Häupt- linge, Eyo und Eyamba, verbindlich, dem Menschenhandel zu ent- sagen, und seitdem hat die Kultur des Palmöls und seine Ausfuhr bedeutend zugenommen. Sie ist fast ganz in den Händen der Eng- länder, und mehrere Ölfchiffe, die in ihrem abgetakelten Zustande, mit Strohdächern überbaut, schwimmenden Häusermassen glichen, lagen auf dem Fluß vor Anker. Die Hütten des von den Engländern Duke-Town genannten Fleckens, der bei den Eingeborenen Atarpah heißt und gegen tausend Familien enthalten mag, stehen ordnungslos auf dem unebenen Ter- rain umher, so daß von Straßen, deren Reihen zwar angedeutet, aber nicht eingehalten sind, kaum eine Rede sein kann, zumal jeder die Straße zugleich als Hof benutzt, um allen Unrat dorthin zu werfen. Der Boden ist ein roter Lehm, der bei Regenwetter sich in einen schlüpfrigen Morast verwandelt, und macht es oft bedenklich, die Abhänge hinabzuspringen, die meistens ein Haus von dem an- dern trennen. Die Häuser selbst sind aus leichtem Fachwerk ausge- führt, das von außen mit Thon befchmiert und von innen durch Matten und Abteilungen getrennt ist. Viele derselben standen zer- fallen oder wenigstens unbenutzt, da der Sohn beim Tode seines Vaters die Wohnung für ein ganzes Jahr leer stehen läßt, um die Ruhe der Seele, die folange darin fortlebt, nicht zu stören. Ehe er aufs neue einzuziehen wagt, errichtet er ein sogenanntes Teufels- haus für die jetzt heimatlose Seele, wo sie von den nekromantischen Ceremonieen-Kundigen beschworen und zu den gewünschten Aus- sprächen gezwungen werden kann. Die Häuser der Reichen schließen freie Plätze ein, um welche Veranden laufen, und tragen mitunter einen balkonartigen Aufsatz als zweiten Stock, zu welchem Treppen hinaufführen. Man könnte leicht versucht sein, viele derselben für Möbelmagazine oder die Bude eines antiquarischen Trödlers zu nehmen, da der gute Ton unter der Negeraristokratie verlangt, ihre Wohnungen möglichst mit allen Arten europäischer Luxusartikel vollzupfropfen, obwohl niemand an ihre Benutzung denkt, oder sie auch nur verstünde. Einen der Matadore

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 148

1887 - Berlin : Dümmler
148 Äthiopische Bilder. Palast des Kalifen verschwand vor seiner Pracht, wie das Antlitz des Mondes verschwindet, wenn die Sonne sich über den Horizont erhoben hat. Die Mauern waren von Marmor, weiß wie Schnee, die Thore von Elfenbein mit Perlen eingelegt; die Kuppeln ver- goldet, so daß, wenn die Sonne schien, das Auge sie nicht anblicken konnte; und aus einem großen silbernen Springbrunnen im Hofe sprang ein Strahl rosenfarbigen Wassers, welches einen angenehmen Duft verbreitete, in die Luft. Von diesem Palaste konnte man mit den Worten des Dichters sprechen: „Er gleicht wahrhaft dem Para- diese; oder ist es das verlorene Haus von Jrem, das von den Schätzen des Königs Scheddad gebaut wurde? Möge Freundlichkeit wohnen auf den Lippen des Herrn dieses Palastes und Mitleid eine Zufluchtsstätte in seinem Herzen finden, damit er für würdig gehalten werde, solchen Glanz zu genießen!" Während der Palast gebaut wurde, ließ Zubeydeh den Holz- Hauer von den besten Lehrern in allem unterrichten, was seine gegen- wärtige Stellung von ihm verlangte. In kurzer Zeit war er ein wahres Muster von Artigkeit; seine Worte waren gewählt und er sprach mit Würde und Anstand, und sein Benehmen war das eines Mannes, der nicht zum Gehorchen, sondern zum Befehlen geboren ist. Als er ihren Wünschen vollkommen entsprach, fing sie an, ihm Schach spielen zu lehren, und brachte mehrere Stunden täglich da- mit zu, bis er endlich ebenso gut wie sie spielte. Inzwischen war der Palast fertig geworden, und nachdem sie Pferde und Sklaven und alles Nötige für einen fürstlichen Haushalt gekauft, bezogen Zubeydeh und der Holzhauer denselben bei Nacht, um nicht von dem Kalifen bemerkt zu werden. Zubeydeh bat den Holzhauer, sich an das Versprechen zu erinnern, das er ihr gegeben. Sie behielt ihre besonderen Gemächer nebst einer Anzahl von Sklavinnen zu ihrer Bedienung, und schenkte ihm, da ein Harem sich für einen Fürsten ziemt, 20 Circassierinnen, deren jede schöner war, als der Morgen- stern. Am nächsten Morgen ließ sie den Holzhauer rufen und redete ihn folgendermaßen an: „Ihr seht, Herr, was ich für euch gethan habe. Ihr erinnert euch, in welchem Elende ich euch fand, und wie sich alles verändert hat, indem ihr meinem Rate gefolgt seid. Ich beabsichtige, euch noch höher zu erheben, und damit meine Pläne nicht vereitelt werden, bitte ich euch nun, mir zu versprechen, daß ihr mir auf einen Monat von heute ab in allen Dingen gehorchen

10. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 279

1887 - Berlin : Dümmler
Die Neger der Goldküste. 279 Hauses eingeschlossen ist und selten starker Wind weht, so ist die Lust während des Kochens oft mit dickem Qualm erfüllt. Häufig hat die eine Seite des Hoses und bisweilen alle Seiten noch ein zweites Geschoß. Dies gilt für notwendig, um der Idee eines Hauses des weißen Mannes zu entsprechen, dem sie ja so gern in allem nachzuahmen Pflegen. Wir haben oben bemerkt, daß diese Häuser von Lehm oder Swisch gebaut sind. Sie haben ein starkes Dach von Balken und Stroh, das meistenteils über die Mauern des Hauses um zwei bis drei Fuß vorsteht und den Bewohnern einen angenehmen Schatten bietet, unter welchem sie auf einer Niedern Bank oder einem Sitze von Erde, der an den sämtlichen Seiten des Hofes hinläuft, sitzen. Diese niedrige Bank, die mit einer roten Erde eingeriebenen und davon glänzenden Fußböden, die weißangestrichenen Mauern, kurz die ganze äußere und innere Einrichtung — alles trägt das Gepräge der Reinlichkeit, Nettigkeit und eines gewissen Glanzes an sich, und sein malerischer Anblick wird noch mehr erhöht durch Musketen und andere kriegerische Werkzeuge, die an den Wänden des offenen Haupt- Zimmers, das der Herr des Hauses als Empfangszimmer und Audienz- saal gebraucht, in Parade aufgehängt sind. In anderen Teilen des Hauses finden wir die Wände mit einer Menge Porträts und Kupferstichen, hauptsächlich französisches Fabrikat und gemeine Sudelei, behangen. Die Afrikaner find ganz toll darauf, ihre Zimmer mit Bildern auszuschmücken, und diesen Hang zu be- sriedigen, muß alles herhalten, was ihnen gerade in die Hände fällt. Hier kann man Napoleon in feinem dreieckigen Hute zu Fuße und zu Rosse, entweder schreiendbunt gemalt oder einfach in Holzschnitt, und Georg Iv. (jetzt K. Victoria) im Krönungsornate um den Platz streiten sehen mit Pnnch und seinem Hunde Toby, wie sie an der Spitze seines Blattes (des „Punch") erscheinen, ferner mit den Krügen, Thee- und Kaffeekannen von Cox, Savony & Comp., wie sie in ihren Ankündigungen zu fehen sind, oder auch mit dem könig- lichen Wappen von England, strahlend im ganzen Glänze einer An- zeige eines Krämers Ihrer Majestät. Dieses Modewerden von Bildern ist weit entfernt, die einzige europäische Neuerung zu sein, die unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Bis dahin, wo ihnen die Sucht nach Änderung eingeimpft ward, die ihr Verkehr mit Europäern täglich mehr und mehr entwickelt, waren ihrer häuslichen Bedürfnisse äußerst wenige und diese von der
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