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1. Das Mittelalter - S. 143

1893 - Leipzig : Dürr
— 143 — jungen Bauern in Sammt und Seide, mit Sporen und Schwert einherstolzierten, wie Ritterssöhne. Damals entstanden viele neue Dörfer, indem man den Wald ausrodete oder abbrannte. Die Ortsnamen auf — rode, — reut, — rat, — brand, — schwend, — hau, — schneid, — Hagen stammen meist aus dieser Zeit. Große Scharen von Landleuten zogen auch mit einem Edelmanne nach dem Osten in die Slavenländer und bebauten mit Erfolg den fruchtbaren Waldboden. Die Vergünstigungen, welche die Grundherren gewährten — die Hufe umfaßte dort 60 Morgen Landes — lockte viele an. Wie der Bauer in dem Dorfe, so gelangte auch der Handwerker in der Stadt allmählich zu größerem Wohlstände und zu größerer Unabhängigkeit. Ursprünglich hatte jeder Hof, jedes Kloster, jeder Bischofssitz seine eigenen Werkstätten, und die Arbeiter darin waren meist unfreie Leute, aber als der Absatz der Waren infolge des zunehmenden Handels ein größerer wurde, mehrte sich die Zahl der Gewerbtreibenden. Die Geschicklichkeit derselben bildete sich mehr und mehr aus, und es entstanden die Zünfte, die Genossenschaften oder Verbände der Handwerker, mit ihren eigentümlichen Einrichtungen. Vor der Lade, in der die Urkunden lagen, in Gegenwart der Meister und Gehilfen wurde der Lehrling aufgenommen und nach beendeter Lehrzeit zum Gefelleu gesprochen, hier wurde das Meisterstück geprüft und das Meisterrecht erteilt, hier wurden die Streitigkeiten der Zunftgenossen geschlichtet und Bestimmungen getroffen, die das ganze Leben des einzelnen regelten. Es gab schon im 12. Jahrhundert Zünfte, die an Ansehen und politischem Einstusse den Gilden der Großkaufleute nichts nachgaben, am berühmtesten waren die der Weber (Tuchweber, Bettziechenweber) in den großen Rheinstädten, in Mainz, Worms und Köln. Auch der deutsche Haudel entwickelte sich zuerst ait diesem Flusse, man benutzte hier die alte Römerstraße und den Wasserweg; die Schiffe wurden stromaufwärts an Seilen vom Ufer aus (auf Leinpfaden) gezogen. Die Waren, welche man auf solche Weise beförderte, waren Zimt (ans England), Vieh, Käse und Fische (aus Holland), Wollenstoffe (aus Flandern), Honig und Wachs (vom Niederrhein), Wein und Holz (vom Oberrhein). Der Verkehr setzte sich nördlich fort über das Meer nach England und südlich über die Alpeupäfse nach Italien. Dadurch kam der deutsche Kaufmann mit dem Auslande in Berührung, denn die großen Handelsstraßen erstreckten sich von Konstantinopel einerseits durch Italien und Spanien nach England, andererseits durch Rußland (Nowgorod) über Schweden (Gotenburg) ebenfalls nach England. Auch im Norden, in Hamburg, Lübeck, Bremen, fing der Handel an aufzublühen, nachdem der Hansabund sich gebildet hatte, der den Schiffen

2. Das Altertum - S. 230

1893 - Leipzig : Dürr
— 230 — Obgleich Augustus ein Zeitalter des Friedens herbeiführte und zweimal den Jannstempel schloß, so blieben doch Kriegszüge in den Grenzprovinzen nicht ans. In den Niederungen der Donau, in Spanien, in Gallien kämpften feine Feldherrn siegreich gegen die aufständischen Eingeborenen oder gegen unruhige Grenznachbarn. Im allgemeinen wollte Augustus keine weiteren Eroberungen machen, sondern nur den überkommenen Besitz festhalten. Im Norden sollten Rhein und Donau, im Westen der Ozean, im Osten die Theiß, im Süden die Wüste die Grenze bilden. Besonders wichtig war die Nordgrenze als Schutzwehr gegen die Germanen, deren Urkraft, Bildsamkeit und Besonnenheit mehr zu fürchten war, als die Wut oder Tücke der anderen Nachbarvölker. Deshalb sandte er feine beiden Stiefsöhne, die Elandier Drnsns und Tiber ins an die Rhein- und Donaugrenze. Diese Wahl war eine sehr gute. Beide waren tüchtige Feldherrn und umsichtige Staatsmänner. Sie legten an der Donau und am Rhein überall, wo es nötig und thunlich schien, Standlager an, aus denen sich nach und nach Städte entwickelten, die zum Teil noch jetzt bestehen, so Köln, Bonn, Mainz, Worms, Speier, Straßburg, Basel, Ulm, Regensburg, Passau, Linz, Wien. Drusus freilich begnügte sich damit nicht, und dies war ein Fehler. Er überschritt mit einem starken Heere viermal den Rhein und drang bis in die Nähe der Elbe, bis an die Saale vor. Eine germanische Seherin soll ihm über den Strom hinüber zugerufen haben: „Kehre um, das Ende deiner Tage ist gekommen!" Er schlug den Rückweg ein, verletzte sich aber durch einen Sturz mit dem Pferde das Schlüsselbein und starb an der Verwundung in Mainz. Augustus selbst holte auf der schönen Straße, die von Rom bis an den Unterrhein führte, die Leiche ab und brachte sie nach Rom (im Jahre 9 n. Christus). Nun übernahm Tiberius das Kommando an der Rheingrenze. Er ging von dem Grundsätze aus, daß man die Germanen am leichtesten durch eine kluge Einmischung in ihre fortwährenden Stammesfehden unterwerfen könne. In der That zog er die Friesen an der Nordsee und die Markomannen im heutigen Bayern auf die Seite der Römer und glaubte endlich, daß er das Land zwischen Rhein und Ems als Provinz betrachten könne. Dort wurde, mit Zustimmung des Kaisers Augustus, ein Statthalter eingesetzt, Ouintilius Varus, der früher in Syrien über ein knechtisch gesinntes Volk geboten hatte und nun die Deutschen mit derselben Rücksichtslosigkeit behandeln wollte. Säumige Steuerzahler bestrafte er mit Schlagen, und feine mit Ruten und Beilen ausgerüsteten Liktoren drohten den Widersetzlichen mit Hinrichtung. Aber so leicht ging dies nicht an. Die Germanen schätzten am höchsten ihre Freiheit.

3. Die neue Zeit - S. 114

1895 - Leipzig : Dürr
— 114 — lung zwischen den politischen und religiösen Gegensätzen betrieb, kam im Herbst des Jahres 1648 der Friede zu stände, der unter dem Namen des Friedens von Osnabrück und Münster oder des Westfälischen Friedens bekannt ist. Zunächst mußte sich das Reich mit den fremden Mächten abfinden. Schweden erhielt die Stadt Wismar, die Bistümer Bremen und Verden, Vorpommern, die Insel Rügen, das westliche Hinterpommern mit Stettin und 5 Millionen Thaler Kriegsentschädigung. Zwar versprach es, die Freiheiten der Städte Bremen, Wismar und Stralsund nicht anzutasten und betrachtete seine Erwerbungen als Bestandteile des deutschen Reiches, aber der König von Schweden trat als Herr deutscher Lande in den Fürstenverband des Reiches ein und beanspruchte als solcher Sitz und Stimme auf deu Reichs- und Kreistagen, konnte sich also immer von neuem mit den den^ schen Angelegenheiten befassen. Frankreich ließ sich das Eigentumsre . auf die Bistümer und Städte Metz, Toul und Verdun bestätigen und die Oberhoheit über das Elsaß mit Einschluß der zehn Reichsstädte (darunter Colmar, Hagenau, Schlettstadt, Weißenburg) übertragen, doch verhieß es, die Freiheiten der reichsunmittelbaren Städte und Herren zu schonen. Nur Breisach nahm es ganz für sich in Anspruch. Die Unklarheit des Vertrages sollte einer späteren Einverleibung des ganzen Elsaß den Weg bahnen. Brandenburg bekam Hinterpommern, die säkularisierten (aufgehobenen) Bistümer Halberstadt, Minden uno Kammin und das Erzbistum Magdeburg, doch sollte dieses der damalige Administrator, Prinz August von Sachsen, bis zu seinem Tode verwalten; Bayern blieb im Besitz der Oberpfalz und der Kurwürde. Für des Böhmenkönigs Friedrichs V. Sohn, der sich in der Rheinpfalz behauptete, wurde eine neue Kur, die achte, errichtet. Die Schweiz und die Niederlande schieden aus dem Verbände mit dem deutschen Reiche aus. In Beziehung auf die Religion gelangte man zu dem großen Zugeständnisse der politischen Gleichberechtigung der drei Konfessionen, welche so lange im Streite gelegen hatten. Für die Zugehörigkeit der geistlichen Güter sollte der erste Januar des Jahres 1624 maßgebend sein. Diejenigen, welche damals von den Protestanten oder Reformierten eingezogen worden waren, sollten ihnen verbleiben, alle anderen sollten an die Katholiken zurückgegeben werden. Auch im Reichstag und beim Reichskammergericht wurden den Evangelischen gleiche Rechte mit den Katholiken gewährt. Andersgläubigen Unterthanen gestattete man ungehinderte Ausübung ihrer Religion im Haufe. Bei allen diesen Beschlüssen lehnte man jede Einmischung des Papstes oder Spaniens ausdrücklich ab. So hatte der entsetzliche Krieg wenigstens die eine gute Folge, daß die Religionsfreiheit im deutschen Reiche gesichert wurde;

4. Die neue Zeit - S. 174

1895 - Leipzig : Dürr
— 174 — selben beizutreten. Vergebens kämpfte Eugen mit Villars am Mittelrhein weiter. Da sein Heer bedeutend geringer war als das französische, so mußte er dulden, daß Villars die wichtige Festung Landau eroberte, Freiburg wegnahm und die Städte Speier, Worms n. s. w. auf dem linken Rheinufer mit schweren Kriegskontributionen plagte. Um dem Kriege ein Ende zu machen, einigten sich die beiden Feldherrn 1714 in Rastadt dahin, den Frieden auf Grund des Utrechter Teilungsvertrages zu vermitteln. Kaiser Karl mußte seine treuen Catalonier, die sich nicht von ihm trennen wollten, an Pilipp ausliefern und, um Freiburg und Breisach wieder zu erhalten, Landau an Frankreich überlassen*). Den Kurfürsten von Bayern und Köln mußte er ihre Länder zurückgeben und die über sie verhängte Reichsacht aufheben. Noch in demselben Jahre wurde das deutsche Reich zu Baden in diesen Frieden eingeschlossen. Daß Deutschland mit so wenig Gewinn, ja mit Verlust aus dem Kriege hervorging, hatten die R^ichs-fürsten verschuldet, die in dem letzten Jahren ihren Verpflichtungen nicht mehr nachgekommen waren. Während sie selbst einen solchen Überschuß an Soldaten hatten, daß sie dieselben vermieteten, sobald sich Gelegenheit dazu fand, schmolz das Reichsheer immer mehr zusammen und litt an allem Mangel, und während Prinz Eugen mit der höchsten Anstrengung am Rhein die Franzosen abwehrte, pflogen bereits einige rheinische Fürsten, wie Kurpfalz und Baden-Durlach, besondere Verhkri> lungen mit Ludwig Xiv. Das waren die traurigen Folgen des Friedens von Osnabrück und Münster. Ludwig Xiv. überlebte den Utrechter Frieden nicht lange. Am 1. September 1715 starb er nach einer zweiundsiebzigjährigen Regierung. Sein Sohn und sein Enkel waren vor ihm gestorben, sein Urenkel Ludwig, dem nun die Anwartschaft auf den Thron zufiel, war erst fünf Jahre alt, für ihn sollte der Oheim, der Herzog von Orleans, die Regentschaft übernehmen. Die letzte Lebenszeit des „großen Königs" war öde und trübe gewesen, er hatte sich selbst überlebt. Von der alten Frau von Maintenon gegängelt, verbrachte er seine Tage in einförmiger, langweiliger Gleichmäßigkeit. Auf dem Sterbebette blickte er noch einmal klar über sein Leben hin. Er bat die Herren des Hofes um Verzeihung wegen des bösen Beispieles, das *) Kaiser Karl konnte es lange nicht über sich gewinnen, einen förmlichen Frieden mit Spanien abzuschließen, daher brachen zwei Jahre später die Feindseligkeiten zwischen ihm und Philipp V. wieder aus. Erst durch die Einmischung Englands, Frankreichs und Hollands wurde die volle Anerkennung des Utrechter Friedens durchgesetzt. Der Herzog von Savoyen gab Sicilien an Österreich ab und erhielt dafür Sardinien. Seitdem nannte er sich König von Sardinien.

5. Die neue Zeit - S. 155

1895 - Leipzig : Dürr
— 155 — in welchem er ihnen mit 20000 Mann zu Hilfe zu kommen versprach. Dem Prinzen von Oranien übergaben die Generalstaaten den Oberbefehl über die Landtruppen und die Flotte. Als sich die Republik fo plötzlich von der Land- und Seeseite angegriffen sah, erzeugte der Schrecken zuerst eine allgemeine Ratlosigkeit und Verwirrung. Ludwig Xiv. führte zwei Armeen, von denen die eine Turenne, die andere Sonde kommandierte, durch das Bistum Lüttich und das Herzogtum Jülich, überschritt bei Wesel den Rhein und fiel in Geldern ein, dann ging er wieder auf das linke Rheinufer hinüber und bedrohte Holland, wohin sich Wilhelm von Oranien zurückgezogen hatte. Eine Stadt nach der anderen öffnete ihm ihre Thore, Vauban, der berühmte Ingenieur, leitete die Belagerungsarbeiten. Gleichzeitig erklärten der Kurfürst von Köln und der Bischof von Münster den Niederlanden den Krieg, ihre Heere vereinigten sich mit den Franzosen und drangen in Oberyssel ein. Schon erschienen französische Dragoner vor Mutden, nur drei Meilen von Amsterdam entfernt. Hätten sie sich des Städtchens sogleich bemächtigt, so wären die Schleusen in ihrer Gewalt gewesen, durch welche die Umgegend der Hauptstadt unter Wasser gesetzt werden konnte. Aber sie versäumten es, dagegen schickte Wilhelm von Oranien sogleich Truppen dahin, ließ die Schleusen aufziehen, und bald trennte ein See die ^anzosen von Amsterdam. So wurden die Eroberer wenigstens für einige Zeit aufgehalten. Ludwig Xiv. kehrte zu feinen Festen nach Versailles zurück und erwartete von Turenne, daß er im Winter den Versuch machen werde, auf dem Eise gegen Amsterdam vorzugehen. Auf der See hatte Ruyter in einer heißen, aber unentschiedenen Schlacht gegen die englisch-französische Flotte gekämpft und wenigstens so viel erreicht, daß die Feinde sich der holländischen Küste nicht nähern konnten, dennoch war die Lage der Niederländer eine verzweifelte. Nimwegen, Utrecht, Naarden und viele andere Städte, ganze Provinzen waren in den Händen der Franzosen, in Amsterdam herrschte die größte Ratlosigkeit. De Witt bot Ludwig Xiv. Mastricht, eine Anzahl kleinerer Städte und zehn Millionen Livres Kriegskosten, aber der König stellte so hohe Gegenforderungen, daß sich die Verhandlungen zerschlugen. Der Ingrimm des Volkes in der Hauptstadt richtete sich gegen den Rats' Pensionär, ihm schob man alle Schuld zu. De Witt legte fein Amt nieder, aber der Pöbel wollte ein Opfer haben. Als De Witt seinen jüngeren Bruder, den man im Haag gefangen hielt, besuchte, wurden beide aus dem Gefängniffe gerissen und ermordet. Man hatte De Witts Bruder ganz ohne Grund beschuldigt, eine Verschwörung gegen das Leben Wilhelms von Oranien angezettelt zu haben, und Wilhelm selbst

6. Die neue Zeit - S. 156

1895 - Leipzig : Dürr
— 156 — scheint diesem Verdachte Raum gegeben zu haben, wenigstens nahm er den Ankläger, einen nichtswürdigen Menschen, in Schutz. Der Oranier war schon vorher (im Juli 1672) zum Statthalter ernannt worden, und damit beginnt die Wenduug des Krieges zu Gunsten der Niederlande. Trotz seiner Jugend, er war erst 22 Jahre alt, zeigte Wilhelm von Oranien einen sittlichen Ernst, eine Reife des Urteils, eine Umsicht und Energie, die das Höchste von ihm hoffen ließ. Und schon nahten die Helfer. Der große Kursürst erschien im Herbst 1672 mit feinern Heere in den Rheingegenden und brachte sogar ein österreichisches Heer mit, das der durch die Fortschritte der Franzosen erschreckte Kaiser unter des Grafen Montecnccoli Führung hatte zu den Brandenburgern stoßen lassen. Aber der Minister Lobkowitz hinderte durch geheime Gegenbefehle jeden Erfolg dieser kriegerischen Unternehmung, die Kurfürsten von Mainz und Trier verweigerten dem branden-burgisch-österreichischen Heere deu Durchzug durch ihre Sander, und als es sich nach Westfalen wandte, um den Bifchof von Münster zu züchtigen, überschritt Turenne den Rhein und trieb es über die Weser zurück. Da die Franzosen nun das clevische Land zu verwüsten begannen, sah sich der Kurfürst genötigt, vorläufig mit Frankreich Frieden zu schließen, im Dorfe Vossem bei Löwen wurde im Juni 1673 der Vertrag unterzeichnet. Das Jahr 1673 war noch eine schwere Zeit für Wilhelm Oranien. Mastricht wurde in Gegenwart Ludwigs Xiv. von Cond« zur Kapitulation gezwungen, nur mit der äußersten Anstrengung hielt er die Franzosen, die durchaus nach Amsterdam vorbringen wollten, aus, sein ganzes Vermögen gab er zur Weiterführung des Krieges her. Erst im Herbst dieses Jahres eröffneten sich bessere Aussichten. Spanien und Österreich waren durch die Gewaltthaten der Franzosen aus das äußerste gekrankt worden. Französische Heere brandschatzten die spanischen Niederlande und machten dort neue Eroberungen, Trier hatte sich Ludwig Xiv. ergeben und die zehn elsassischen Reichsstädte hatten französische Besatzungen aufnehmen müssen. Da ermannten sich Spanien und der Kaiser; trotz dem Widersprüche des treulosen Lobkowitz schlossen sie ein Bündnis mit den Niederlanden ab und erklärten Frankreich den Krieg. Montecuccoli nötigte Turenne, der in Süddeutschland eingefallen war, über den Rhein hinüberzugehen, und eilte dann nach dem Niederrhein, um den Spaniern nahe zu fein, die ihre Niederlande zurück haben wollten. Nun wagte Wilhelm von Oranien einen kühnen Marfch. Er ging mitten durch das Land, vereinigte sich in Flandern mit den Spaniern und durch diese verstärkt bei Andernach mit den Österreichern. Die Verbündeten, jetzt

7. Die neue Zeit - S. 160

1895 - Leipzig : Dürr
- 160 — Als er die Friedensurkunde unterschrieb, zerstampfte er die Feder auf dem Tische und machte seinem Grimme mit den Worten Vergils Luft: Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor! Möge aus unseren Gebeinen ein Rächer entstehen! Im holländischen Kriege hatte sich Ludwig Xiv. Europa gegenüber in seiner wahren Gestalt gezeigt, als schonungsloser Eroberer und verschlagener Diplomat. Die Schwäche der Nachbarstaaten reizte ihn auch nach dem Nimwegischen Frieden zu frevelhaftem Übermute. Der englische König Karl Il, der immer noch im geheimen ein Jahrgeld von ihm empfing, war in dieser schmachvollen Abhängigkeit nicht zu fürchten, Spanien war ohnmächtig, das deutsche Reich mit seinen vielen souveränen Fürsten zersplittert, der Kaiser durch einen bedenklichen Ausstand der Ungarn in Anspruch genommen und außerdem in einen Krieg mit den Türken verwickelt, die Ludwig Xiy., der „allerchristlichste König" gegen Österreich aufreizte und unterstützte. Überall hatte der französische König seine Helfershelfer; durch Geldgeschenke und lebenslängliche Pensionen wurdeu Fürsten, Staatsmänner und Gelehrte in allen Ländern an den Triumphwagen des Erobrers gefesselt. Da konnte es demt Ludwig Xiy. wohl wagen, fogar im Frieden fei^r Räubereieu weiter zu treiben. In Metz, Breisach und Besann... wurden Gerichte eingesetzt, die sogenannten Reunionskammern, die untersucheu sollten, welche Güter, Ortschaften und Landschaften früher einmal als „Dependenzen" (Zubehör) mit den im Frieden zu Nimwegen an Frankreich abgetretenen Ländereien in Verbindung gestanden hatten. Die jetzigen Besitzer, der Kaiser, Könige, Grasen, erhielten von diesen Gerichten eine förmliche Vorladung, und da sie nicht erschienen, um ihre Rechte geltend zu machen, so wurden die angeblichen Dependenzen einfach dem französischen Reiche einverleibt. Auf diese Weise bemächtigte sich Ludwig der 10 elsässischeu Reichsstädte, sowie verschiedener Gebiete reichsunmittelbarer Herren und des Herzogtums Zweibrückeu (damals zu Schweden gehörig), ebenso zog er Saarbrück, Sauterburg, Germersheim, Homburg, Bitfch nebst vielen anderen kleineren Ortschaften ein. Die größte Schmach that er den Deutschen durch die Wegnahme Straßbnrgs an. Im Einverständnis mit dem Bischof Franz Egon von Fürstenberg und einigen Ratsherren, die durch Geld gewonnen waren, schickte er den General Monclar mit einer Armee dahin ab und ließ die Stadt umzingeln. Am 29. September 1681 fand sich Louvois selbst im Lager ein und forderte die Einwohner

8. Die neueste Zeit - S. 147

1897 - Leipzig : Dürr
— 147 — tums Brabant weichen. In wenigen Tagen verbreitete sich der Aufstand über ganz Belgien. Man beabsichtigte damals in den vornehmeren Kreisen Belgiens noch nicht eine entschiedene Trennung von Holland, eine nach dem Haag entsandte Deputation bat nur um vollkommene Gleichstellung der beiden Reichshalsten. Als der König zögerte, stiegen die Ansprüche. Wilhelm I. berief endlich die Generalstaaten ein, und diese erklärten sich für die getrennte Verwaltung Belgiens, aber schon war jedes Entgegenkommen nutzlos, denn die Belgier hatten bereits die Regierung selbst in die Hand genommen, und ein von der provisorischen Regiernng eingesetzter Ausschuß arbeitete eine neue Verfassung aus. Die Aussicht auf Versöhnung erlosch gänzlich, als der Sohn des Königs, Prinz Friedrich, mit einem Heere gegen Brüssel heranrückte und eine Proklamation vorausschickte, in der er den Anstiftern der Empörung mit Strafen drohte und die Entfernung der brabantischen Farben forderte. Die Brüsseler wiesen ihn mutig ab und erhielten so starken Zuzug aus der Provinz, daß er den Rückzug antreten mußte. Am längsten widerstand die holländische Besatzung in Antwerpen. Von den Belgiern im Felde geschlagen, zog sie sich in die Citadelle zurück, und der holländische General Chasse ließ von da aus mit siebenhundert Kanonen die Stadt mehrere Stunden lang beschießen. Der Schaden, der dadurch angerichtet wurde, war eiu ungeheurer und traf auch viele fremde Kaufleute, deren Waren in Antwerpen lagerten. Doch wurde nichte damit erreicht, im Gegenteil, die holländische Regierung verlor auch noch die Sympathie des Auslandes. Am 18. November 1830 sprach der damit beauftragte National - Kongreß die Unabhängigkeit Belgiens aus, und das zusammenberufene nationale Parlament bestätigte die neue Verfassung. Die Volksvertretung sollte hinfort aus zwei Kammern bestehen, beide aber aus den Wahlen hervorgehen. Kirche und Staat wurden getrennt, doch sollten die Geistlichen den Staatsgesetzen ebenso unterworfen sein, wie andere Unterthanen, und das religiöse Bekenntnis dürfte keinem Zwange unterliegen. Die Spitze des Staates bildete nach wie vor das Königtum. Man fragte erst bei dem französischen Könige Louis Philipp an, ob sein Sohn, der Herzog von Nemours, die Krone annehmen würde. Da aber Ludwig Philipp mit Recht fürchtete, daß die übrigen Großmächte eine solche Erweiterung der französischen Machtsphäre nicht dulden würden, so verzichtete er selbst auf diesen Plan. Man dachte auch an den Herzog von Leuchtenberg, den Sohn des einstigen Vicekönigs von Italien, Eugen Beauharnais, allein das würde Frankreich schwerlich zugegeben haben. Unterdessen hatten 10*

9. Die neueste Zeit - S. 287

1897 - Leipzig : Dürr
— 287 — Triumphbogen bis zur Straße St. Honorä einrücken. Die Forts sollten übergeben werden, die Truppen als Kriegsgefangene die Waffen strecken, aber in der Stadt bleiben. Zugleich wurde eiu dreiwöchentlicher Waffenstillstand bewilligt, während dessen der Friede vereinbart werden sollte. Nur die östlichen Departements Cote d'or, Donbs und Jura waren davon ausgenommen. Am 28. Januar zogen die Deutschen in Paris ein. Gambetta protestierte von Bordeaux aus und verlangte die Fortsetzung des Kampfes, aber die Regierung erklärte seine Kundgebungen für ungültig und zwang ihn damit, sein Amt niederzulegen. Dann winden die Wahlen für die Nationalversammlung ausgeschrieben, und diese selbst trat am 12. Februar iu Bordeaux zusammen. Thiers, der Chef der vollziehenden Gewalt, Favre und Picard führten die Friedensnnterhandlnngen fort. Die Abtrennung des Elsaß verursachte feine Schwierigkeiten, desto mehr die Lothringens. Die französische Regierung machte immer von neuem ausweichende Vorschläge, die von dem Ziele ablenkten. Erst als Bismarck mit Zustimmung des Kaisers und Moltkes die Rückgabe Belforts anbot, verzichtete Thiers ans Metz. Die Kriegskosten wurden auf 5 Milliarden festgesetzt, doch kamen davon 325 Millionen Fr. als Entschädigung für die Eisenbahnen im Elsaß und in Lothringen in Abzng. Am 26. Februar gelangten die Friedenspräliminarien zum Abschluß, und schon in den nächsten Tagen bestätigte die Nationalversammlung zu Bordeaux den Vertrag. Am 3. März empfing Bismarck die Friedensnrkunde, und die Deutschen verließen Paris. Die speziellen Erörterungen fanden zunächst in Brüssel statt, allein bald fingen die französischen Gesandten an, die endgültigen Entschließungen zu verschieben, zu verschleppen und zu bemäkeln, so daß die deutsche Regierung den Argwohn schöpfte, die Franzosen möchten, sobald sie sich wieder etwas erholt hätten, die gemachten Zugeständnisse zum Teil verweigern. Bismarck ließ deshalb mit der begonnenen allmählichen Räumung Frankreichs innehalten und brach die Konferenzen ab. Dies wirkte. Die Frauzoseu, die ohnehin von dem Kommnnerebellion in Paris in Anspruch genommen waren, zeigten sich bereit, in Frankfurt a. M. im Gasthof zum Schwan die Einigung zu stände zu bringen, und am 10. Mai 1871 konnte der Friede auf Grund der Präliminarien geschlossen werden. Frankreich gab 14 508 Quadratkilometer mit 1600 000 Einwohnern 'an Deutschland ab. Den Einwohnern von Elsaß und Lothringen wurde eine Frist bis zum 1. Oktober 1874 gewährt, in der sie sich, ungehindert durch die gesetz-

10. Die neueste Zeit - S. 51

1897 - Leipzig : Dürr
51 — Handlung der Soldaten, die Umständlichkeit des alten Exerzierreglement, die unbequeme Uniform und die Last des Gepäckes raubte den Truppen die Kampflust und machten sie den gewandten, leichtausgerüsteten und begeisterten Franzosen gegenüber fast wehrlos. Pich eg r u, unter dem die Generale Moreau, Macdonald, Vandamme und Souham dienten, eroberte die österreichischen Niederlande (Belgien) und die Republik der freien Niederlande (Holland), wobei ihn im Sommer 1794 General Charbonnier mit der Ardennenarmee sowie General Jourdan wirksam unterstützten und ihm im Winter 1794 und 1795 ein starker Frost zu Hilfe kam. Charbonnier und Jourdan halfen ihm Belgien erobern, und das Eis fetzte ihn in den Stand, in Holland vorzudringen. Eine der wichtigsten Schlachten im belgischen Kriege ist die von Fleurus (1794). Während nämlich Jourdan Charleroy belagerte, eilte der Prinz von Koburg zum Entsatz der Festung herbei, erlitt aber eine schwere Niederlage. In dieser Schlacht wurde von den Franzosen zuerst der Luftballon (nach dem Erfinder Montgolfiere genannt) zur Erforschung der österreichischen Ausstellung mit gutem Erfolg augewandt. Der Prinz von Koburg führte sein Heer über die Maas zurück und legte dann den Oberbefehl nieder. Im Sommer 1794 eroberte der französische General Scherer die von den Österreichern besetzten Festungen Valeneiennes, Conde, Quesnoy und Landreeies zurück. Bei der Kapitulation von Conde benutzte man auch den von Claude Chappe erfundenen Zeichentelegraph zur Mitteilung von wichtigen Nachrichten. Das linke Rheinufer ging zum größten Teil an die französische Rheinarmee verloren, der preußische General Möllendorf erhielt im Oktober 1794 von Berlin aus den Befehl, über den Rhein zurückzugehen, denn die Aufmerksamkeit Friedrich Wilhelms Ii. war noch ganz auf Erwerbungen in Polen gerichtet, das 1795 in der That dem Untergange geweiht war. In diesem Jahre schloß Preußen mit der Republik den Frieden zu Basel, dem zum Erstaunen der Welt auch Spanien beitrat. Hier stand der bonr-honische König Karl Iv. ganz unter der Botmäßigkeit eines intriganten 'z Ministers, des Herzogs Manuel Godoy, der die für das Haus Bourbon schmachvollen Verhandlungen zu Ende führte und dafür den Titel „Friedensfürst" erhielt. Auch die deutschen Staaten Hessen-Kassel und Hannover machten ihren Separatfrieden mit Frankreich; Schweden, Dänemark, die Schweiz suchten der jungen siegreichen Republik zu gefallen, die ganze bisherige europäische Politik erlitt eine tiefgreifende Umwandlung. Dem Drängen der öffentlichen Meinung nachgebend beschäftigte 4*
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